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Geschäftsnachrichten und Personalien.

Wir bitten die verehrten Leser, uns von Geschäfts-Eröffnungen, -Veränderungen Verkäufen, Auszeichnungen und Jubilden stets Kenntnis zu geben.

Jubiläen und Auszeichnungen,

Altona, Der Juwelier und Goldschmied Th. Koberg, Schulterblatt 3-5, feierte am 3. März d. J. bei körperlicher und geistiger Frische seinen 80. Geburtstag und wird am 29. März d. J. seine Goldene Hochzeit feiern.

Geschäfts- Eröffnungen und -Veränderungen. Berlin. Pa. Julius Tremboler, Perlen, Juwelen und Farbsteine, Unter den Linden 61 I. Die Firma ist am 1. März 1924 erloschen.

Wien. Das in Wien I, Stefanoplatz 3, seit 120 Jahren bestehende Juwelengeschäft Wessely ist von Herrn Julius TrembolerBerlin käuflich erworben worden.

Handelsgerichtliche Eintragungen:

Dresden. Hempel & Kratsc, Metallkunst, Am Zwingerteich 2. Gesellschafter sind der Diplomingenieur Emil Walter Erich Hempel und der Kaufmann Oito Johann Werner Kratsch. Die Gesellschaft hat am 1. Februar 1924 begonnen. Herstellung und Vertrieb von Metallwaren, insbesondere kunstgewerblicher Art. Hanau. Firma Ankaufsstelle der Hanauer EdelmetallIndustrie G. m. b. H. Die Gesellschaft ist durch Beschluß der Generalversammlung vom 28. Januar 1924 aufgelöst. Der frühere Geschäftsführer Karl König in Hanau ist zum Liquidator bestellt. Oberstein. Firma Albert Grasmack. Dem Kaufmann Walter Gerber und dem Goldschmied Ludwig Grasmück ist Einzelprokura erteilt. Firma Albert Ding & Co. Inh.: Goldschmied Albert Ding und Goldschmied Ernst Simon. Offene Handelsgesellschaft, begonnen am 11. Februar 1924.

Pforzheim. Firma Seybold & Co., G. m. b. H. Der Gegenstand des Unternehmens ist der Exporthandel mit Bijouteriewaren für eigene Rechnung und in Kommission. Geschäftsführer: Fabrikant Gustav Seybold und Kaufmann Karl Seybold. Stammkapital: 30000 Goldmark. Jeder Geschäftsführer besitzt Einzelvertretungsbefugnis. Firma Ruft & Grimm, Waldstr. 12. Persönlich haftende Gesellschafter sind die Techniker Wilhelm Ruff und Emil Grimm. Offene Handelsgesellschaft_seit 15. Februar 1924. Geschäftszweig: Juwelenfabrikation. — Firma Julius Kern, Weiherstraße 3. Inhaber ist Fabrikant Julius Kern. Geschäftszweig: Bijouteriefabrikation. Firma Wilh. Müller in Berlin mit Zweigniederlassung in Pforzheim. Die Prokura des Albert Nelson ist erloschen. Firma Ernst Hoffmann, Ispringer Straße 10. Kaufmann Fritz Dittmann ist in das Geschäft als persönlich hattender Gesellschafter eingetreten. Offene Handelsgesellschaft seit 1. Januar 1924.

Schwerin (Meckl.) Firma Mecklenburgische Edelmetallschmelze M. Friedland & Co. Durch den am 15. Okt. 1923 erfolgten Austritt der Gesellschafter Williams und Kutchinsky ist die offene Handelsgesellschaft aufgelöst. Das Geschäft ist vom Kaufmann Max Friedland als alleinigem Inhaber bis 28. November 1923 fortgeführt. Die Firma ist erloschen.

Zittau. Fuma Oberlausiter Perien-Manufaktur Leubner & Co. in Oybin. Die Kommanditisten Karl Korsukewitz, Rudolf Bergmann und Otto Seyffert sind ausgeschieden. Die Gesellschaft ist aufgelöst. Der bisherige persönlich haftende Gesellschafter Emil Leubner führt das Handelsgeschäft unter der bisherigen Firma als Alleininhaber fort. Die Prokura Rudolf Bergmanns ist erloschen. Dem Kaufmann Edmund Arthur Seidel in Oybin ist Prokura erteilt worden.

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Verbände, Innungen, Vereine:

Goldschmiede - Zwangsinnung für Ostthüringen. Erste Vierteljahrsversammlung am 17. Febr. 1924 in Gera. Herr Obermeister Fritz Jahr begrüßt zunächst die zahlreich Erschienenen, insbesondere den Ehrenobermeiser Paul Jahr und den Vorsitzenden des Thüringer Landesverbandes, Herrn Kollegen Freibothe, ferner gedenkt er mit ehrenden Worten des leider durch Krankheit verhinderten Ehrenmeisters Friedrich Neupert. Herr Freibothe dankt und gibt seiner Freude Ausdruck, einmal im Kreise der Geraer Innung weilen zu dürfen. Hierauf erhält der Kassierer, Kollege Carl Neupert, das Wort zur Erläuterung des Haushaltplanes, der naturgemäß zunächst nur auf Mutmaßungen aufgebaut sein kann. Er balanziert noch mit der bescheidenen Summe von 340 Mk. Die Abstimmung ergibt die einstimmige Annahme. Der Obermeister teilte der Versammlung den vom Kollegen Misselwitz eingesandten Bericht über die Gründung der Ortsgruppe Altenburg mit, zu dem Frau Uhlemann geb. Seybold - Altenburg erklärende Erläuterungen gibt. Kollege Heinicke - Greiz ber chtet über die Gründung der Ortsgruppe Greiz. Dort hat man monatliche zwanglose Zusammenkünfte beschlossen und verspricht sich ein recht erfreuliches, gedeihliches Wirken. Verhältnismäßig am schwierigsten hatte es unser Vertrauensmann, Kollege MenzelPößneck, wegen der zerstreut wohnenden Kollegen, die sich auf Pößneck, Neustadt-Orla, Saalfeld, Gräfenthal u. a. verteilen. Trotzdem ist es der Tatkraft des Kollegen Menzel gelungen, alle diese Kollegen zusammenzuführen und die Gründung einer Gruppe zu vollziehen. Die Kollegen Dobrinski und Milker werden als Vertreter, die Kollegen Baumgart und Krull als Stellvertreter unserer Innung im Innungsausschuß Gera bestimmt. Vom Kollegen Krull liegt ein schriftlicher Antrag vor auf Streichung des § 56 der Satzung. Der § 56 betrifft die Mitgliedschaft der Innung beim Reichs- und Landesverband. Herr Krull kann nicht verstehen, wie die Aufsichtsbehörde die Satzung hat genehmigen können, und damit die Innungsmitglieder der Verbandsmitgliedschaft unterwerfe. Hierin liege ein gewisser Zwang, den sich seines Erachtens eine gegnerische Minderheit, welcher er zwar nicht angehöre, nicht gefallen zu lassen brauche. Er betrachte sich nur als den Schützer dieser Minderheit, die im übrigen aber ihre Interessen selbst vertreten könne. Die Kollegen Freibothe, Fritz Jahr, Carl Neupert und Paul Jahr geben eingehende Aufklärungen über den hohen Wert und die unbedingte Notwendigkeit und Unentbehrlichkeit der Verbände und deren Mitgliedschaft, die für jeden einzelnen Kollegen von unschätzbarem Werte sei, wenn dies von manchen Kollegen leider auch immer noch nicht eingesehen werde. Es meldet sich niemand mehr hierzu zum Wort. Nachdem Kollege Krull seine Verbandstreue des näheren überzeugend erklärt hat, wird der Antrag zu den Akten gelegt. Der Landesverbandsvorsitzende Kollege Freibothe regt an, bei der nächsten Landesverbandsversammlung in Erfurt eine Ausstellung von Lehrlingsarbeiten zu veranstalten. Die Anregung fällt auf fruchtbaren Boden und findet die Zustimmung der Versammlung, besonders des Innungsvorstandes. Die Anregung, Lehrlingen für besonders gute Leistungen in Werkstatt sowohl, wie in der Schule, Prämien zu gewähren, findet allgemeine Zustimmung Der Vorsitzende des Ausschusses für das Lehrlingswesen, Kollege Stoephasius, gibt noch interessante Ratschläge über Eignungsprüfungen von Bewerbern um Lehrstellen, die bei verblüffender Einfachheit Wirksamkeit gewährleisten. Als nächster Versammlungsort wird Altenburg in Vorschlag gebradit, und zwar an einem Werktage. Die Entscheidung wird dem Vorstand anheim gestellt. Mit Dankesworten an die Versammlungsteilnehmer schließt der Obermeister die Versammlung 5 Uhr.

Geschäftliche Mitteilungen,

Das Aussteller-Verzeichnis der Jugosi" liegt der Gesamtauflage dieser Nummer bei und sei allen Lesern zur gefl. Beachtung und Aufbewahrung empfohlen.

Die Hoka-A-G., Hohmann & Kauderer A.-G., Pforzheim, war seinerzeit die erste Firma, die es nach dem Kriege wagte, ein größeres Fabrikgebäude in Pforzheim auf dem sog. Benckisergelände zu errichten, wo in der Zwischenzeit noch eine Anzahl weiterer größerer Fabrikbauten entstanden sind. Die Firma hat es verstanden, rechtzeitig diejenigen Artikel aufzugreifen, die bei den sich ändernden Konjunktur-Verhältnissen immer die beste Aussicht auf guten Absatz hatten. So hat die Hoka-A.-G. neben dem weiteren Ausbau der Abteilung Alpakawaren ganz besonders die Besteck-Fabrikation aufgenommen und für diesen Artikel auch schon einen sehr großen Kreis Abnehmer unter den deutschen Grossisten gefunden. Der Fabrikneubau hat sich kurze Zeit nach der Inbetriebnahme schon wieder als zu klein erwiesen, so daß ein neues Stockwerk aufgebaut werden mußte, das vor wenigen Wochen in Betrieb genommen wurde.

Deutsche

Goldschmiede-Zeitung

DAS FACHBLATT DES GOLDSCHMIEDS

Leipzig

Eine

Nachdruck aus dem Originalinhalt nur mit Genehmigung der Schriftleitung gestattet

Goldschmiede als Instrumentenmacher.
Von Alfred Rohde-Hamburg.

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'ine zielbewußte Stadtverwaltung, die Wert darauf legt, auch in kulturellen Fragen das Szepter in der Hand zu haben, hat auch in Zeiten engster zünftlicher Gebundenheit und Einengung nie davor zurückgeschreckt, sich im Hinblick auf das kulturelle Wohl der Stadt über die Gesetze der Zunft hinwegzusetzen. Weitblickende Stadtväter sahen ein, daf die Zunft, so erzieherisch sie einerseits für das Handwerk war durch den Zwang, den sie jedem einzelnen auferlegte und so heilsam andererseits für die Produktion durch die Garantie, die sie für die Gediegenheit des Materials und der Arbeit übernahm, doch zu weitgetrieben die Schwächen jeder Organisation in sich trägt. Eine zu eigenmächtig und selbstherrlich gehandhabte Zunftgesetzgebung hat oft genug zu einer kastenförmigen Herrschaft geführt, die das künstlerisch-kulturelle Ziel mißachtend, nur einigen wenigen die privilegierte Ausabung des Handwerks gestattete und alle selbständigen Keime innerhalb der Organisation erstickte. So steckte in der Zunft ein starker Einschlag kulturhindernden Konservativismus, der sich formal ausdrückte in dem Festhalten an überlieferter . Ornamentik und in einem inneren Widerstande gegen neue Stil-Elemente. Wir erkennen das beim Übergang von der Gotik zur Renaissance, wo das Kunsthandwerk noch bis ins 16. Jahrhundert hinein an den erlernten und gebräuchlichen Formen wilder Laubwerkgotik festhielt und sich erst nach Dürers Tode zögernd den Formen der italienisierenden Frührenaissance zuwandte. Der Übergang zum Barock vollzog sich etwas schneller, weil die einzelnen wieder zu Macht und Ansehen gelangten Regenten sich bewußt über die Abgeschlossenheit der Zanfte hinwegsetzten und durch Berufung auswärtiger Künstler, Ansiedelung hugenottischer Kunsthandwerker u. a. dazu beitrugen, die künstlerische Stilentwicklung von außen her zu fördern. Aber wo diese Förderung nicht vorhanden war, da machte sich auch ein deutliches Festhalten am Alten bemerkbar. So nahm das Schmiedeeisen in Deutschland erst sehr spät, eigentlich erst mit dem beginnenden 18. Jahrhundert das neue Prinzip architektonischen Gitteraufbaues auf und versuchte bis dahin immer wieder, die neuen Ornamentformen, wie den barocken Akanthus, der renaissancemäßigen Spiralaufteilung der Fläche unterzuordnen. So hielten die Goldschmiede Hamburgs, wo im 17. Jahrhundert der Werkstattbetrieb unter der Zunft besonders ausgeprägt ist, noch bis über die 70er Jahre hinaus an dem Knorpelwerk der Spätrenaissance fest.

22. März

Aber auch schon vor diesem Eingriff der Fürsten haben wiederholt Stadtväter Gelegenheit genommen, der Erstarrung der Zünfte entgegenzuarbeiten. Kunstgewerblich tätige Außenseiter, sogenannte Bönhasen, denen von der Zunft die Daseinsberechtigung abgesprochen wurde, fanden bei ihnen Schutz und Beistand. In einem Prozeß, der sich im 18. Jahrhundert in Hamburg abspielte, wird uns in einem Gutachten des Rates bekundet, welche Stellung die Stadtverwaltung zu der

Abb. 1. Wegemesser

von Erasmus Habermel. 1585/86.

Frage der Bönhasen und Zünfte einnahm. Da heißt es: "Wir haben diesen dem Publico nützlichen Künstler, ohne darauf zu sehen, wie er zu seiner Wissenschaft gekommen, gern unserer Stadt konserviert." Das muß ein schwerer Schlag für die Organisation gewesen sein, denn hier stellt sich der Rat ganz auf den Standpunkt, daß letzten Endes doch nur die Arbeit selbst entscheidet, daß Art der Ausbildung, damit verbundene Prüfungen, wie Gesellenoder Meisterprüfungen, nur dann Daseinsberechtigung haben, wenn sie nicht nur besonders Privilegierte zulassen, sondern einzig und allein den Gedanken der Tüchtigkeit als Zulassungsgrund zur Geltung bringen.

Als um 1510 die Nürnberger Kompaßmacher, deren es damals 20 gab, „bey einem hochlöblichen Magistrat Ansuchung thaten, um ihnen, wie andern Handwerken, eine Ordnung fürzuschreiben“, „auf das nicht ein jeder seines gefallens gute oder pöse arbeit machen möchte", da schlug der Rat dieses Gesuch kurzerhand ab und bestimmte, daß das Kompaß machen eine freie Kunst bleiben sollte.

Häufig haben auch Goldschmiede auf das Gebiet der wissenschaftlichen Instrumente übergegriffen, nicht gerade zur Freude der zünftlichen Kompafmacher, aber ebenso sicher zum Vorteil des Gewerbes, da die Goldschmiede aus ihrem Beruf heraus die besten Feinmechaniker waren. Marc Rosenberg hat bei einer Besprechung der Goldschmiedearbeiten der Sammlung Figdor-Wien auf zwei solcher Goldschmiede hingewiesen, auf den Nürnberger Johann Epischofer, der sich durch seine Grenzüberschreitung nachweislich den Unwillen der Nürnberger Kompaßmacher zugezogen hat, und von dem ein Kanonenaufsatz aus dem Jahre 1580 erhalten ist, sowie auf Leonhart Zubler, der Bürger und Goldschmied in Zürich war und sich mehr mit Instrumenten, als mit eigentlid en Goldschmiedearbeiten beschäftigt zu haben. scheint.

Von dem bedeutendsten Goldschmied der Renaissance, dem Nürnberger Wenzel Jamnitzer, dem vielseitigsten und begabtesten Meister seiner Zeit, wissen wir durch Doppel

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mayr, daß er sich in reichem Maße dem Gebiete der Uhrund Instrumentenmacherei zugewandt hat; hier werden Zirkel, Scheibeninstrumente, Winkelmaße, Sonnenuhren, Winkeloder Höhenmesser neben Uhren aller Arten erwähnt. Fast nichts ist davon auf uns gekommen; nur eine allerdings prächtige Meßscheibe aus dem Jahre 1578 (Abb. 2/3) im Mathematisch - Physikalischen Salon in Dresden führt uns dieses Tätigkeitsfeld des Nürnberger Meisters vor Augen. Engelmann, der die Scheibe zuletzt im Kunstwanderer veröffentlicht hat, weist darauf hin, daß sich zwei bedeutende Meister hier begegnen: jener Wenzel Jamnitzer mit dem Stecher Jost Amman, der dem Goldschmied die Vorlage für die Ornamentik gegeben hat. Keine Kopie, aber doch starke Anregung, die in der ganzen Komposition durchaus selbständig verarbeitet ist.

In Zeiten, als die eigentlichen Kompaßmacher sich fast ausschließlich der gängigen Marktware, wie Sonnenuhren und Schrittmesser, Kalenderplatten u. a. zuwandten, und als der steigende Nutzzweck

von Autor Odelem in Braunschweig vor (Abb. 4). Es besteht aus einem im Mittelpunkt beweglich aufgehängten, am Kreisbogen in 2 X 90 Grad eingeteilten Halbkreis, an dessen Durchmesser zwei Diopter oder Abseher sitzen. Zur Horizontaleinstellung dient ein Pendel, das darauf hindeutet, daß das Instrument lediglich zu Höhenmessungen verwandt wurde. In der inneren Fläche des Halbkreises ist das

Abb. 4. Winkelmeßinstrument. Autor Odelem-Braunschweig.

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Instrument reich ausgeschnitten: zwei geflügelte Putten tragen Blumen und Blattwerk, das neben barockem Akanthus schon einen Übergang zum Laub- und Bandelwerk zeigt. Die Putten knien auf einer gerollten Kartusche mit der Signatur „Autor Odelem fecit Brauns". Der Goldschmied Autor Odelem war im März 1661 in Braunschweig geboren, er lernte in Halle bei einem Hofgoldschmied und ist dann von 1689-1739 in Braunschweig als Meister nachweisbar. Er starb am 13. Januar 1740.

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Ein weiteres Winkelmeßinstrument aus dem 18. Jahrhundert nennt den Hamburger Mechanicus und Uhrmacher Daniel Weltzien als geschickten Künstler. Auch er war ursprünglich Silberarbeiter, als solcher tritt er uns in seinem Eheconsens mit Anna Dorothea Streiters im Jahre 1754 entgegen. Ziemlich bald scheint er sich aber als Autodidakt auf dem Gebiete der Feinmechanik versucht zu haben. Von 1764 an kommt es zu schweren Streitigkeiten mit den Kleinuhrmachern, die dem „Bönhasen" das Handwerk legen wollen. Aber der Rat tritt für ihn ein und auch eine Beschwerde der Zunft an Kaiser Joseph II. hat nur das oben erwähnte Gutachten des Hamburger Rates zur Folge, das Weltzien als geschickten Künstler hinstellt, worauf der Kaiser

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(Abb. 5) von seiner Hand ist erhalten, es befindet sich im Mathematisch-Physikalisch Salon in Dresden und ist bezeich net ,,Josua Habermel Me Fecit in Civitate Ratis Bonae."

Das einst von Goldschmieden so reich befruchtete Gebiet der wissenschaftlichen Instrumente liegt heute in den Händen einer Industrie, die lediglich - schon seit der Einführung englischer Instrumente im ausgehenden 18. Jahrhundert

bestimmt, daß es Weltzien gestattet sein solle, seine Kunst in Verfertigung kleiner Uhren frei und ungehindert zu treiben, allerdings nur gegen vorgängige Aufnahme in die vorhandene Kleinuhrmacherzunft, die übrigens mit keinerlei Privilegien ausgestattet war. Diese Brüderschaft wird ihrerseits angewiesen, Weltzien unverzüglich aufzunehmen, gegen Verfertigung eines Meisterstückes oder Vorzeigung eines bereits hergestellten Stückes; von allen anderen Leistungen (wie Lehrzeit, Gesellenzeit, Wanderjahre usw.) ist Daniel Weltzien freizusprechen. Ob die Aufnahme in die Zunft tatsächlich erfolgt ist, wissen wir nicht. Weltzien starb im Jahre 1771. Das hier geschilderte Meßinstrument besteht aus einer festen und einer beweglichen Regel mit je zwei Dioptern und befindet sich in seinem ursprünglichen Lederetuis.

Können wir vorerst auch nur einige wenige tatsächliche Beispiele aufführen, wo sich die Goldschmiede als Instrumentenmacher nachweisen lassen, so liegt es daran, daß heute noch Einzelstudien, die sich auf archivalischem Material aufbauen, fehlen. Olt sind wir deshalb noch auf Mutmaßungen angewiesen. Bei dem

bedeutendsten Instrumentenmacher der Renaissance, Erasmus Habermel, von dem wir den Weg messer (Abb. 1) des Hamburgischen Museums für Kunst und Gewerbe abbilden, nur um einen Einblick in seine feine Ornamentik zu geben, möchte man fast sicher

annehmen,

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Abb. 5. Universalinstrument

von Josua Habermel, Dresden, Mathematisch - Physikalischer Salon.

daß er von der Goldschmiedekunst ausgegangen ist. Sicher war ein anderes Mitglied der Familie Habermel, Josua Habermel, Goldschmied. Als solcher wird er schon 1565 in den Hofzahlamtsrechnungen Wilhems V. von Bayern erwähnt, 1577 ist er in Regensburg ansässig. In diesem Jahre kauft der Rat von ihm ,,Ain doppelts vergults Scheuerl" (Trinkgefäß), das 1591 dem Herrn Steffan Fugger verehrt wird. Nur ein allerdings prächtiges Universalinstrument

ihre Aufgabe in der Präzisionsmechanik sieht. Neben der Schönheit der Form, der rein technischen

Form, ist das Ornament, das zur künstlerischen Belebung beitragen könnte, absolut ausgeschaltet. Ein einst weites Tätigkeitsfeld scheint den Goldschmieden verloren gegangen zu sein und doch wäre zu wünschen, daß auch hier ein neuer Geist sich betätigte und damit neue Möglichkeiten erschlossen würden.

Wertvolle Anregungen dazu bietet das Werk des Verfassers: „Die Geschichte der wissenschaft

lichen Instrumente" vom Beginn der Renaissance bis zum Ausgang des 18. Jahrhundert, dem auch die Abbildungen für diesen Artikel entnommen sind und das vor kurzem als Bd. XVI der Monographien des Kunstgewerbes im Verlag von Klinkhardt & Biermann, Leipzig, erschienen ist.

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Das reichillustrierte Werk birgt wahre Schätze sowohl in kultur-, wie in kunstgeschichtlicher Beziehung. Auf mathematischen Ballast wird hierbei ganz verzichtet. Derkanstlerische Reiz, der von einer zweckent

sprechenden Konstruktion ausgeht, bildet allein den Ausgangspunkt dieser einzigartigen Untersuchung, die sich auf zeitliche und räumliche Meßinstrumente, sowie auf astronomisch-astrologische Instrumente erstreckt. Den Goldschmied wird dabei vor allen Dingen die künstlerische Ausgestaltung derselben, der alle Techniken dienstbar gemacht worden sind, interessieren und fesseln. Zugleich wird ihn aber die Sicherheit der alten Meister auf fremdem Gebiet mit hoher Bewunderung erfüllen.

Merky

Warum deutsche Wertarbeit?

Von Prof. L. Segmiller,

erkwürdig ist für uns Deutsche, daß wir kaum davon lassen können, immer wieder in das Rad natürlicher Entwicklung zu greifen. Da ist die sogenannte Zweckformzeit, deren reinste Formgestaltung im Handwerk Dresden 1906 und vor allem München 1908 gezeigt haben. Die Zweckform in der Industrie führten die später folgenden kunstgewerblichen Ausstellungen vor dem Krieg entweder allein (München 1912) oder mit dem Handwerk (Köln 1914) vor Augen. Bald war klar geworden, daß die Läuterung der Objekte zur Zweckform für reine Gebrauchsgegenstände eine stehende Formel, z. B. Erzeugnisse der A. E. G., zu schaffen stark genug war und auf die Form vieler anderer Dinge reinigend eingewirkt hatte, aber auch, daß man mit ihr allein nicht zum Ziele komme. Es gibt eben eine Gestaltung, die mehr ist als nur Zweckform, nämlich künstlerischer Schöpfungswille im Sinne eines Kunstwerks: das heißt eigentliche persönliche Wertarbeit. Die Deutsche Gewerbeschau in München 1922 bewies in fast allen ihren Gruppen, wie sehr dieses Ziel (außer bei den Nur-Gebrauchsgegenständen) in starkem Ringen angestrebt wurde. Nicht mehr logische Form, sondern Veredelung zum künstlerischen Formausdruck war das Streben, dem man allenthalben nachging. Viele Zweige des Kunsthandwerks und der Industrie, die in der Zeit der seelischen Verödung der Zweckformzeit verdorrt waren, feierten direkt ihre Wiedergeburt.

Aus manchen Veröffentlichungen des Werkbundes scheint nun hervorzugehen, daß die Zweckformgruppe Oberhand erhält. Wir bemerken in ihnen für die Gegenwart die Einstellung auf Zweckformgedanken in zu starkem Ausmaß. Gewiß bleiben die Fabrikbauten von Poelzig, sowie seiner Geistesverwandten immer Dokumente starken Gestaltungswillens, aber finden wir sie nicht schon 1912, 1913, 1914 gleich oder in etwas anderer Form ebenfalls in den Werkbundbüchern? Ganz abgesehen davon, daß uns die sachliche Gestaltung, die ja für solche Aufgaben vielleicht die einzig richtige ist, die Engländer in ihren Getreidesilos usw.

Neber

längst vorausgedacht haben. Nun soll demnächst in Stuttgart eine Ausstellung von Zweckformschöpfungen stattfinden. Man fragt sich unwillkürlich, sind wir geistig wirklich so arm geworden, daß wir Gestaltung nur mehr kalkulieren, nicht mehr fühlen können? Haben die Römer oder andere Völker ihre Ingenieurbauten, ihre großartigen Aquädukte und Kanalbauten als Kunstleistung ausgegeben?

Sollen neuerdings wieder ganze Gebiete fruchtbaren kunstlerischen Schaffens, insbesondere die Edelmetallgewerbe, die Gold- und Silberschmiedekunst und ihre Seitenzweige, aber auch Keramik, Porzellanindustrie, Holzschnitzerei, Steinbildhauerei u. a. von der Produktion ausgeschaltet werden? Das darf nicht sein. Wir brauchen die schöpferische Wertarbeit. Ein Blick in die Geschichte lehrt: Kultur war stets mit dieser Wertarbeit verbunden. Der kulturelle Wiederaufbau bedingt daher auch den Wiederaufbau der Wertarbeit.

Verständnis und Pflege des Werkstoffes sowie Freude an seiner Verarbeitung waren der Stolz des alten Handwerks, zu ihnen müssen wir wieder gelangen. Die aktuelle Forderung lautet nicht: raschester Ersatz des Neuen durch Neues, sondern Verbesserung des unvollkommenen Alten. Wertvolle Art der Arbeit ist heute eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Die Überteuerung der Rohstoffe kann nur durch edle Erzeugung ihren Ausgleich finden. Sachlichkeit und Einfachheit der Gestaltung wird für den größten Teil des inländischen Absatzes gelten müssen, gesteigerter Formausdruck für das Ausland, weil nur dadurch die Schwäche heimischer Kaufkraft überwunden und der ausländische Wettbewerb überboten werden können. Kitsch und Imitation bedeuten Vergeudung von Rohstoff und Arbeitskraft. Jeder Arbeiter und Handwerker, jeder Händler und Käufer muß das Bewußtsein in sich tragen, daß seine Tätigkeit entweder eine zersetzende oder eine aufbauende ist. Verantwortliche Erzeugung auf allen Gebieten wird von den Resten der Hohlkultur der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts befreien und der deutschen Wertarbeit den Weg bereiten.

Das Elfenbein im Kunstgewerbe.

eben den Metallen und Steinen eignet sich wohl kein Material so vorzüglich zu gediegenem Schmuck als Elfenbein. Ganze Industrien haben ihre Existenz auf die Verarbeitung dieses Materials zu Schmuckwaren aufgebaut, mit einem Erfolg, der nichts zu wünschen übrig läßt. Mit ihren Darbietungen ist den schmuckliebenden Kreisen die Möglichkeit gegeben, trotz der herrschenden Knappheit an Gold und Silber ihr Schmuckbedürfnis zu befriedigen. Die Schönheit und Beständigkeit des Materials verbürgt dauernden Gebrauch und Freude an diesen Dingen, so daß viele mit Recht dem Elfenbeinschmuck vor solchem aus unechtem Metall den Vorzug geben. Auch vom erzieherischen Standpunkt aus betrachtet ist die Entwicklung, der Menge gediegene, materialechte Ware zu bieten, nur zu begrüßen.

Sehen wir indessen von der fabrikmäßigen Herstellung von Schmuck aus Elfenbein ganz ab, so läßt seine Verwendung auch dem Goldschmied und Kunstgewerbler ein weites Feld zur Betätigung offen. Wir denken hier vor allem an handwerklich geschaffenen gediegenen und persönlichen künstlerischen Schmuck aus Elfenbein oder in Verbindung mit Edelmetallen und sonstigem gediegenen Material. Auch damit ist seine Verwendungsmöglichkeit noch lange nicht erschöpft, wie unsere Sammlungen aus früheren Jahrhunderten beweisen, in denen besonders die tausenderlei Dinge der Kleinkunst, wie sie eine verfeinerte Kultur begehrt, zahlreich vertreten sind. Hier ist des Kunsthandwerkers ureigenstes Gebiet. Es dürfte kaum ein Kunstwerk der Skulptur oder Architektur von Bedeutung geben, daß nicht auch in Elfenbein im kleinen nachgebildet worden wäre. Selbst Waffen, Tafelaufsätzen, ja Möbel und Altären aus Elfenbein oder mit Elfenbeinzierat begegnen wir in den großen Sammlungen in reicher Ausführung. Die besten Werke verdanken wir dem Aufblühen der Elfenbeinschnitzerei im 17. Jahrhundert. Es war die Zeit, da deutsche

.

um nur

Fürstenhöfe tüchtige Künstler dieser Art sich verpflichteten und ihnen Gelegenheit zu unbegrenzter Auswirkung gaben. Die Sammlungen in Dresden, München, Schwerin, Kassel, Gotha einige zu nennen bergen wahre Schätze aus dieser Epoche. Kehren wir nach dieser Abschweifung zum künstlerischen Einzelschmuck zurück, so finden wir, daß Elfenbein bezüglich Farbe, Bearbeitungsmöglichkeit und Gediegenheit allen Anforderungen gerecht wird. Die Farbe variiert, je nach der Herkunft, von Milchweiß und Gelb bis zu rötlichem und grünem Ton. Milchweiß aussehendes Bein stammt von den Stoßzähnen junger Elefanten. Es ist weich und in der Farbe wenig beständig. Das härtere Material von älteren Tieren ist mitunter schwach durchscheinend und zeigt in sehr leichtem Schimmer eine warme gelbliche, rö1liche oder grünliche Färbung. Dünne Platten zeigen eine holzartige Maserung. Schräg durchschnittene Teile besitzen eine feine netzartige Zeichnung. Das Material ist um so feiner, je zarter die Maserung hervortritt. Den weitaus größten Teil des Elfenbeins liefern die afrikanischen Elefanten. En anderes, fossiles Elfenbein rührt von Mammutzähnen her, die in Sibirien durch Ausgraben gewonnen werden. Es hat einen blauen Schimmer. Ein vorzügliches Elfenbein wird aus den Stoßzähnen des Nilpferdes gewonnen. Die Ausbeute ist der kleinen Zähne wegen gering. Es hat aber den Vorzug, daß es nicht gelb wird. Schließlich sei der Vollständigkeit wegen noch das Material von dem mehrere Meter langen, schraubenförmigen Stofzahn des Narwal erwähnt. Es ist härter als Elfenbein und gibt eine überaus schöne Politur.

Für die Bearbeitung, wie Feilen, Bohren, Sägen, Drehen, Schleifen, Polieren usw., bieten sich kaum irgendwelche Schwierigkeiten. Geschliffen wird mit feinem Bimsteinmehl und nassem Schachtelhalm, poliert mit geschlämmtem Tripel, Kreide oder Wiener Kalk und Seife. Zum Bleichen dienen viele Mittel, wie

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