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der Atome der Luftgase, wie Stickstoff, Sauerstoff, Neon, Argon, Krypton, Xenon, Niton und Helium, aber undurchlässig ist. Es gibt nun Glassorten, deren spezifisches Gewicht nicht nur dem des gewalzten Aluminiums gleich (grünes Glas 2,64), sondern, was mir wichtiger erscheint, auch höner und niedriger ist als dieses und bis zu dem des Flintglases (spez. Gew. 3,4) hinauf- wie bis zu dem des Quarzglases (Quarzsand 1,4 1,6) herabgesetzt werden kann. Ein Glas solcher Art von bestimmtem spez. Gewicht dürfte beide Bedingungen restlos erfüllen. Die Zwischenräume zwischen den kleinsten Teilchen eines derartigen. Glases müssen so gering sein, daß lediglich die winzigen Elektronen hindurchgehen können. Je niedriger das spezifische Gewicht des Glases ist, um so größer werden die Zwischenräume. Wenn die Elektronen allein hindurchgehen sollen, der Austausch von Luftgasen, beispielsweise von Heliumatomen, verhindert werden soll, so müssen diese Zwischenräume eine bestimmte Größe aufweisen. Dementsprechend darf auch das spezifische Gewicht des Glases über eine bestimmie Grenze nicht hinausgehen. Bei der Aluminiumröhre ist diese Grenze bereits überschritten, denn das Aluminium läßt nicht allein die Elektronen ungehindert hindurch, sondern auch die Luftgase entweichen nach einiger Zeit. Versuche mit geeigneten Materialien lassen bereits für die nächsten Wochen ein günstiges Resultat nach der angegebenen Richtung hin erwarten. Dann wird es jedem Juwelier möglich sein, durch Einschalten des Steckkontaktes und Benugen eines Transformators die Prüfung der Edelsteine auf Kathodoluminiszenz ohne Umstände selbst auszuführen. Es ist klar, daß sich die Fluoreszenzerscheinungen mit Hilfe der Kathodenstrahlen kräftiger äußern als bei den Röntgenstrahlen; denn bei den erstgenannten Strahlen werden Elektronen, die mit rasender Geschwindigkeit dahineilen und auf die Edelsteine aufprallen, wirksam.

Ist das Problem der in Rede stehenden Kathodenröhre einer Lösung ganz nahe gerückt, so sind zwei neue Wege, die eine weitere Ausgestaltung der Kathodolumineszenzanalyse ermöglichen und über die ich hier erstmals berichten möchte, bereits heute gangbar, wenn sie auch noch nicht jedermann zugänglich sind. Einmal handelt es sich darum, die Energie, die das farbige Licht der einzelnen Edelsteine bei dem Auftreffen der Elektronen ausstrahlt, mit Hilfe eines Galvanometers in exakter Weise zu messen. Diese Energie dürfte bei gleichbleibender Geschwindigkeit der Kathodenstrahlen eine für jede Edelsteinart charakteristische und konstante Größe darstellen. Beim Auftreffen von Kathodenstrahlen auf Edelsteine werden die Moleküle der letzteren kräftig erschüttert. Dabei entstehen neben Sekundärkathodenstrahlen elektromagnetische Schwingungen, aber deren Natur unser Auge sichere Auskunft gibt. Aus der Tatsache nämlich, daß wir einen erheblichen Teil dieser Schwingungen als farbiges Licht wahrnehmen können, sind wir in der Lage, ihre Wellenlänge in jedem einzelnen Fall anzugeben. Von der physikalischen Farbenlehre her wissen wir, daß die als farbiges Licht sichtbaren Schwingungen im Bereich der Wellenlängen von 810 millionstel Millimeter bis 360 millionstel Millimeter liegen müssen.

Aus der modernen Atom- und Quantentheorie schließe ich, daß, abgesehen von den Sekundärkathodenstrahlen die Energiemengen, die bei den Ausstrahlungen der verschiedenen Edelsteine entstehen, bei gleichbleibender Geschwindigkeit der Erregerkathodenstrahlen jeweils konstante Größen darstellen. Um ein Beispiel anzuführen, so bleibt die Strahlungsenergie aller blaugrünen Turmaline aus Brasilien wie derjenigen aus DeutschSadwestafrika beim Auftreffen von Kathodenstrahlen stets die gleiche, wenn es möglich ist, die Lichtenergie von Wellen mit bestimmter Länge elektrisch zu messen. Dabei darf sich der Abstand des Meßapparates von der Lumineszenzquelle nicht ändern. Es handelt sich mit anderen Worten 382 DEUTSCHE Goldschmiede-ZEITUNG N. 50

um eine Umwandlung der Lichtenergie in elektrische Energie, eine Aufgabe, die aufs innigste mit den Bestrebungen des drahtlosen Fernsehens zusammenfällt. Auch hier können wir sagen: Mehrere Wege führen nach Rom. Der einfachste Weg ist der mittelst der Selenzelle von Elster und Geitel. Eine solche können wir uns leicht auf folgende Weise herstellen: Eine Tafel aus Speckstein oder Porzellan, die einen Durchmesser von 8 mm besitzen soll, wird mit Platin- oder Messingdraht, der in Abständen von 0,5 mm angeordnet ist, umwickelt. Der Draht wird nun mit amorphem, rotem Selen bestrichen und einem Heizprozeß ausgesetzt. Es entsteht hierbei die kristallinische Modifikation des Selens, die ganz merkwürdige Eigenschaften besitzt. Schließen wir namlich an die Selenzelle eine Batterie an und messen wir z. B. den Widerstand einer Zelle im Dunklen, so zeigt er etwa 100000 Ohm an. Im Tageslicht hingegen messen wir nur 30- bis 40000 Ohm. Nach dem Ohmschen Gesetz steht bekanntlich die Stromstärke in umgekehrtem Verhältnis zum Widerstand. Dementsprechend muß auch das Galvanometer bei der Einwirkung von Tageslicht auf eine Selenzelle eine höhere Stromstärke als bei Dunkelheit zeigen. Das Gleiche aber gilt auch für die Strahlen des farbigen Lichts, denn aus ihnen setzt sich, wie heute jedermann weiß, das Tageslicht zusammen. Die Stromstärke der farbigen Lichter erreicht somit, in Ampère umgerechnet, einen Wert, der zwischen dem bei Dunkelheit und dem bei Tageslicht liegt. In der Praxis zeigt sich nun, daß dieser Wert überaus gering ist und bei Tageslicht etwa 1 Milliampère beträgt. Wir besitzen jedoch in der Hochvakuumverstärkerröhre, wie sie die Radiotechnik verwendet, ein Mittel, diese äußerst schwachen elektrischen Ströme ganz bedeutend zu verstärken. Die Messung der lichtelektrischen Energie der verschiedenen Schwingungen geschieht dann mittelst eines Galvanometers.

Der Radiologie-Aktiengesellschaft in Berlin (Dr. Fürstenau) ist es nach langjährigen Versuchen gelungen, eine stärker empfindliche Selenzelle als die von Elster und Geitel herzustellen und einen Apparat zu konstruieren, der für die hier angeführten Messungen geeignet ist. Wenn er auch für medizinische Untersuchungen bestimmt und zur Feststellung der Energie der ultravioletten Strahlen gedacht war, so käme er für die von mir vorgesehenen Messungen ebenfalls in Betracht. Allein sein hoher Anschaffungspreis steht der allgemeinen Anwendung dieses Apparates als Hilfsmittel bei Lumineszenzprüfungen im Wege. Ein weiteres Moment, das mich veranlaßt, die Einführung des Apparates noch nicht zu empfehlen, sind die bedeutsamen Fortschritte, die die Frage der Umwandlung der Lichtenergie in elektrische Energie sowohl in Amerika wie in Deutschland gemacht hat. amerikanischer Physiker, namens Brown, hat erst jüngst die Optophon erfindung von Fournier d'Albe (Umwandlung von Schriftzeichen in Töne für Blinde) in hervorragender Weise. dadurch verbessert, daß er an Stelle der Selenzelle einen hundertmal stärker empfindlichen Selenkristall verwendet hat, der, wie es heißt, eine eigene Erfindung darstellt und nicht identisch ist mit der bekannten kristallisierten Modifikation des Selens. Leider ist es mir bisher nicht möglich gewesen, einen derartigen Kristall zu erhalten. Eine hundertfache Empfindlichkeit würde aber den Fortfall der Verstärkerröhren bedeuten, was unbedingt anzustreben ist. Eine vollkommene Lösung des gleichen Problems, jedoch auf einem ganz anderen Wege, ist neuerdings einem deutschen Physiker gelungen. Die Arbeiten werden vorerst noch geheim gehalten. Ist somit der erste Weg in der weiteren Ausgestaltung der Lumineszenzanalyse zum Beschreiten geebnet und handelt es sich gegenwärtig nur noch darum, den geeignetsten und höchst empfindlichsten Lichtenergieumwandler auszuwählen und für unsere besonderen Zwecke einzurichten. Der zweite Weg, zu dessen tieferem Verständnis das Rüstzeug der Atom- und Quantentheorie, wie

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