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5710. Wer kann mir Aufschluß geben über das neueste Verfahren zum Aufziehen von Perlschnüren, bei dem die letzten Perlen auf Draht aufgezogen werden, um der Schnur mehr Festigkeit zu geben, oder wer liefert solche Schnüre mit Drahtenden ? G. B. in B. 5712. Wer ist Fabrikant der versilberten Bestecke mit ovalem Stempel, darin zwei sich kreuzende Schwerter, rechts und links ein S und unten ein A? F. L. F. in T. 5715. Wer liefert Bierseidel mit Neusilberdeckel? B. B. in M. 5717. Welche Firma liefert Goldschmiedeabzeichen? H. v. Th. in K. 5718. Wer kennt die nähere Adresse der Firma Friedrich König (Hersteller von Feilklöbben)? L. G. in G. 5719. Welche Firma stellt Alpaka-Waren unter der Bezeichnung Stern-Alpaka her? H. E. in G. 5721. Welche Silberwarenfabrik in Gmünd führt als Warenzeichen die Buchstaben K. U. ineinanderhängend im Kreis? G. Z. in L. 5723. Hat einer der Herren Kollegen Erfahrungen gesammelt mit einem Gaskamin zur Beheizung des Ladens, speziell mit Bezug auf das Anlaufen der Waren? J. H. in E. 5724. Welche Silberwarenfabrik fertigt Bestecke mit dem Stempel eines springenden Pferdes, eines Reiters oder St. Georg zu Pferde, sowie einem zweiten Stempel mit den Buchstaben J. B. oder V. B. oder W. B. oder so ähnlich? B. K. in R. 5725. Wer kennt den Lieferanten der „Atmas-Glücksteine" (gesetzlich geschützt), zusammengestellt für ein Jahr mit gedruckten Bezeichnungen? P. G. in M.

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Geschäfts - Eröffnungen und -Veränderungen. Groningen (Holl.). Die Firma Franz Brugsma, Hofjuwelier, wurde von Herrn A. J. W. Bouman übernommen, welcher den Betrieb unter derselben Bezeichnung weiterführt.

Norden (Ostfriesl.). Die 1820 gegr. Firma F. Th. Steffens, Juwelier und Goldschmied, eröffnete in Emden (Ostfr.) ein Zweig. geschäft. Prag. Herr Otto Pollak eröffnete Prikopy 14 ein Juwelenverkaufsgeschäft.

Handelsgerichtliche Eintragungen: Amsterdam. Firma F. C. Breyer, Gold- und Silberwaren. Frankfurt a. M. Fa. Offenbacher Zelluloid- und Beinwarenfabrik Weinberger & Co. in Offenbach a. M. Offene Handelsgesellschaft, die am 6. Oktober 1924 begonnen hat. Persönlich haftende Gesellschafter: Kaufleute Emil Weinberger und Nathan Gerst, beide in Frankfurt a. M.

Hamburg. Firma Vereinigte Silberbesteck-Fabriken Ludwig Ziech, G. m. b. H. Am 24. Oktober 1924 ist die Umstellung der Gesellschaft beschlossen worden. Der Gesellschaftsvertrag ist gemäß notarieller Beurkundung geändert worden. Stammkapital 20000 Goldmark.

Köln. Firma Westdeutsche Bronze warenfabrik G.m.b. H.
Der Geschäftsführer Ernst Otto ist verstorben, seine Witwe Martha
Otto, geb. Helm in Köln, ist zum Geschäftsführer bestellt. Die
Prokura von Martha Otto, geb. Helm, ist erloschen.
Liegnit. Firma Liegnitzer Alpaka- und Alpaka-Silber-
waren Ewald Schulz. Inhaber: Kaufmann Ewald Schulz in
Liegnitz.

Lüdenscheid. Firma Metallwarenfabrik Halver Peter
Wilhelm Haurand G. m. b. H. Die Prokura des Heinrich
Finnern in Halver ist erloschen.

München. Firma Gold- und Silberscheideanstalt München, G. m. b. H. Sitz München. Die Gesellschaft ist aufgelöst. Liquidator die bisherigen Geschäftsführer. Pforzheim. Firma Eugen Schütz. Inhaber ist Kaufmann Eugen Schütz in Pforzheim. Angegebener Geschäftszweig: Silberwarenfabrikation. Firma Meyer & Heseler. Die Gesellschaft ist aufgelöst. Der bisherige Gesellschafter Willy Heseler ist alleiniger Inhaber der Firma. Firma Eugen Eichholz. Die Firma ist erloschen. Firma J. F. Glebe, Bijouteriefabrik. Fabrikant

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Geschäftsnachrichten und Personalien. Philipp Hauck ist in die Gesellschaft als persönlich haftender

Wir bitten die verehrten Leser, uns von Geschäfts- Eröffnungen, -Veränderungen, Verkäufen, Auszeichnungen und Jubiläen stets Kenntnis zu geben.

Jubiläen und Auszeichnungen.

Bozen. Die von der Firma Eduard Maier auf der Internationalen Industrie- und Arbeitsausstellung in Mailand ausgestellten, von feinem künstlerischen Geschmack getragenen Arbeiten wurden mit dem Großen Preis der goldenen Medaille" ausgezeichnet, während Herr Eduard Maier selbst zum Ehrenmitglied der Jury der Ausstellung ernannt wurde.

Emden. Auf der Ausstellung für Landwirtschaft, Gewerbe und Industrie erhielt die Firma Juwelier Franz Richter die Silberne Medaille auf Filigranschmuck.

Hanau. Schon wieder konnte einer der Arbeiter der Silberwarenfabrik G. Kurz sein 25jähriges Arbeitsjubiläum feiern. Es ist dies Herr Eugen Salvasohn, der seit nunmehr 25 Jahren als Graveur bei dieser Firma tätig ist, ein schönes Zeichen von gegenseitigem Verstehen und treuer Zusammenarbeit. Die Arbeitskameraden des Herrn Salvasohn hatten es sich nicht nehmen lassen, seinen Platz sinnig zu schmücken und ihn mit Geschenken zu erfreuen, während der Chef der Firma, Herr G. Kurz, dem Jubilar mit bewegten Worten für seine treuen Dienste dankte und ihm mit dem Diplom der Handelskammer ein Geldgeschenk überreichte. Knittlingen (Wartt.). (Ein 50jähriges Geschäftsjubiläum.) Am 20. Dez. d. J. kann die Firma Adolf Blumer, Bijouteriefabrik, das 50jährige Geschäftsjubiläum begehen. Der heutige Geschäftsinhaber, Herr Adolf Blumer, ist der Sohn des Gründers, Herr Johann Blumer, und Fachmann wie sein verstorbener Vater. Die Geschäftsinhaber waren immer bemüht, den Erfordernissen der Zeit Rechnung zu tragen, sowohl in der Anschaffung technischer Behelfe als auch in der Auswahl gangbarer Muster. Dadurch haben ihre Spezialerzeugnisse, wie Boutons, Stecher, Kreolen, Pendeloques und andere moderne Ohrgehänge in amerik. Doublé, immer Anklang bei der Kundschaft gefunden. Die Firma hofft auch fernerhin, durch solide Qualität, moderne Muster und geschmackvolle Herstellung Abnenmer für ihre Erzeugnisse zu finden. Schleswig. Juwelier Edmund Petersen, Stadtweg, beging am 12. November das 25jährige Bestehen seines Gold- und Silberwarengeschäftes, das dank der Unermüdlichkeit und der Umsicht des Inhabers jetzt zu einem der ersten Schleswigs zählt und weit über dessen Grenzen hinaus bekannt und beliebt ist.

Gesellschafter eingetreten. Dem Kaufmann Eugen Eichholz in Pforzheim ist Einzelprokura erteilt. Die Prokura des Fräulein Paula Weber besteht fort.

Prag. Scheidsche Affinerie R. & L. Scheid & Co. Die Prokura Alfred Holzinger ist erloschen.

Gestorben.

Prag. Hier starb am 9. November der Juwelier Josef Noll im 76. Lebensjahre.

Von den Aktien-Unternehmen. Robert Kraft Akt.-Ges., Fabrik feiner Alpakawaren, Pforzheim. Das Grundkapital beträgt nicht, wie in Nr. 47 dieser Zeitung irrtümlicherweise berichtet wurde, 80000, sondern 800 000 G.-Mk., was wir hiermit richtig stellen. (Die Schriftl.) Verbände, Innungen, Vereine.

Reichsmindesttarif der Reparaturenpreise von Goldschmiedearbeiten an Wiederverkäufer. Die „Werkufa" (Vereinigung der Werkstätten und Fabriken im Edelmetallgewerbe Deutschlands E. V., Geschäftsstelle Leipzig, Schloßgasse 20 II) bringt soeben ihren revidierten Tarif für Reparaturen und Neuarbeiten heraus, der die künftig zugrunde zu legenden Mindestpreise in Goldmark enthält. Damit wird den Wiederverkäufern eine willkommene Berechnungsgrundlage an Hand gegeben, die es ihnen ermöglicht, der Kundschaft nach entsprechendem Aufschlag sofort den sich ergebenden Preis für die zumeist vorkommenden Arbeiten zu nennen. Auch die Preise für Gravierungen und Taschenuhrgehäuse - Arbeiten sind darin enthalten. Durch verschiedene Winke für die Werkstatt und Tabellen ist der Inhalt, dem auch ein Inseratenanhang beigegeben ist, noch erweitert worden. Die Abgabe erfolgt an Interessenten kostenlos durch die Geschäftsstelle gegen Einsendung des Rückportos.

Achtung!

Aus unserem Leserkreis werden wir aufgefordert, bekannt zu geben, daß Firmen, welche sich für eine Auskunft über den Vertreter Rehfeldt in Breslau interessieren, entsprechende Mitteilungen auf schriftliche Anfragen, welche wir an den betreffenden Interessenten weiterleiten werden, erhalten können.

Deutsche

Goldschmiede-Zeitun

DAS FACHBLATT DES GOLDSCHMIEDS

Leipzig

Die

Nachdruck aus dem Originalinhalt nur mit Genehmigung der Schriftleitung gestattet

Schmuck und Mode in Frankreich im 19. Jahrhundert.

Von R. Rücklin.

III. Das zweite Kaiserreich.

ie Revolution des Jahres 1848 hatte die trabe, dem Fortschritt abgeneigte Epoche Louis Philipps abgeschlossen. Es begann die Zeit der Herrschaft Napoleons III., zunächst als Prinzpräsident, dann als Kaiser. Napoleon III. bemühte sich lebhaft und mit Erfolg um die Hebung der französischen Industrie und des Kunstgewerbes. Seine glänzende und lebhafie Hofhaltung belebte den Luxus und damit das Schmuck- und Modengewerbe außerordentlich. Das Kaiserreich war im ganzen prunkvoller und fröhlicher als das Königtum Louis Philipps, deshalb können wir auch einen raschen Fortschritt im Schmuckgewerbe, technisch und künstlerisch genommen, feststellen. Die jugendschöne Kaiserin Eugenie galt für das ganze europäische Festland als Führerin in allen Fragen der Mode und der Eleganz.

Schon 1849 veranstaltete Napoleon eine nationale Ausstellung für Kunst und Industrie in Paris. 1851 nahm Frankreich unter der Führung der kaiserlichen Regierung tatkräftigen Anteil an der Internationalen Weltausstellung in London, und zwar mit so großem Erfolg, daß die meisten Auszeichhungen nach Frankreich kamen. Die Juweliere wurden für die Ausstellung durch große Aufträge unterstützt. Schon 1855 wurde eine große Welt-Ausstellung in Paris veranstaltet. 1867 wurde das Unternehmen in glänzender Weise wiederholt. Die Schmuckkunst zeigte hier namentlich ihre Leistungen

13. Dezember

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ist stets auf den streng festgehaltenen Mittelscheitel gestimmt (Abb. 1, 4, 5, 6, 7). In der ersten Zeit ist sie oben auf dem Kopfe (Abb. 1 und 4) ganz flach, über Schläfen und Ohren herabgebaut; die Hauptmasse des Haares hängt im Nacken, so daß Schläfen und Ohren, Hals und Nacken vom Haar verdeckt sind. Oben und über der Stirn wird das Haar meist frei getragen oder mit Diademen, Bigretten oder Steinbändern geschmückt; nach rückwärts wird die hängende Haarmasse mit Blumen, Bändern, Kämmen und Schleiern ausgeziert (Abb. 6). In den sechziger Jahren hebt sich das Haar leicht über der Stirn, wird auch wohl

in Wellen gelegt, die Schläfen und das halbe oder das ganze Ohr bleiben frei (Abb. 7). Gegen Ende der ganzen Periode wird das Haar am Hinterkopf aufgesteckt, so daß auch Nacken und Hals frei wurden. Ohrschmuck wird erst von dieser Zeit an allgemein getragen, dann aber sehr reichlich und auffällig (Abbildungen 6 und 7). Die Hate sind zunächst haubenförmig, so daß sie Haar und Hinterkopf verdecken und das Gesicht ganz einschließen. Befestigt werden sie mit breiten, zu großen Schleifen gebundenen Bändern am Halse, so daß Hals und Brustansatz völlig gedeckt sind. So ist jede Möglichkeit genommen, im Straßenanzug dieser Mode Kopf-, Hals- oder Brustschmuck zu tragen. Später werden die Hüte flach, klein oder groß, die Bänder fallen frei am Rücken hinunter, so daß wieder mehr Schmuck möglich ist. Beim Ballanzug läßt der Ausschnitt die Schultern frei und senkt sich auf Brust und Rücken etwas nach unten. Die halben Oberarme sind in der Regel bedeckt. Man trägt aufs reichste

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Abb. 1. Festkostüm 1850-1852
Haarschmuck, Halsbänder, Broschen, Armbänder.

in den Stilen der Renaissance, der etruskischen und ägyptischen Kunst und in Louis XVI. Im Jahre dieser Weltausstellung stand das Kaiserreich Napoleon III. auf der Höhe seiner Macht und seines Glanzes, Paris war der Mittelpunkt des eleganten Europa geworden.

In der Frauenkleidung dieser Zeit spricht sich ein wunderlicher Gegensatz aus. Haus- und Straßenkleidung sind stark verhüllend - Krinoline, Kapothut, während die Fest

Schmuck, meist Brillantschmuck im Haar Diademe, Stirnbänder, Kamme, Schmucksträußchen, ebenso am Ohr, um den Hals, auf der Brust, in den Ohren und an den Schultern (Abb. 1, 4, 5, 6, 7).

Die Bekleidung ist am Oberkörper eng anschließend, die Taille läuft nach unten spitz aus. Auf der Brust trägt man gerne zwei bis drei Broschen untereinander, die nach Verlauf kleiner werden und durch Ketten verbunden sind (Abb. 1). Die Röcke sind lang und weit, aber nicht schleppend, sondern glockenförmig. Die Krinoline taucht auf und läßt die Röcke immer stärker anschwellen, eine Entwicklung, die gegen 1860 ihren Höhepunkt erreicht. 1866 war die Krinoline zusammengeschrumpft. 1868 verschwand sie, um ganz engen Röcken Platz zu machen. 1873 erfuhr sie unter der Form der Tournäre eine kurze Auferstehung. Diese bauschenden Röcke der zweiten Kaiserzeit wurden nach und nach so weit, daß die Damen in der Vorderansicht wie gleichseitige Dreiecke aussahen.. Dabei waren sie auf das reichste mit Falbeln, Rüschen, Stoff Girlanden, Bändern sowie Schleifen geziert. Gürtel werden so gut wie gar keine getragen, also auch keine Gartelschließen. Die Ärmel sind am Straßenkleide in der ersten Zeit lang und ungeheuer weit nach unten ausfallend; später werden sie enger,gehen aber immer bis zum Handgelenke.

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Damenmäntel und -sachen sind, den weiten Rökkenentsprechend, sehr weit und verhüllen die Figur in großem Maße. Einen besonderen Aufschwung nahm zur Zeit des zwei

die ganz neue Wirkungen, sowohl in der Montierung als auch in der Steinfassung, hervorbringt. Die eintönigen Randfassungen, die schematisch verwendeten runden Blumen

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und spitzen Blätter, die schweren, großen Silberchatons, welche die Wirkung kleiner und schlechter Brillanten erhöhen sollten, wurden verlassen. Man verwendete jetzt größere und bessere Steine, und führte die Verwendung von Gold für die Fassung ein. Dadurch konnte die Montierung feiner und zierlicher gestaltet werden, ohne an Festigkeit und Zuverlässigkeit einzubaßen; auch war die Verwendung von Email bei Juwelenarbeiten möglich. Die Montierung in Silber wurde indessen neben dem Gold noch beibehalten. Die Kaiserin Eugenie trug mit großer Vorliebe Juwelenschmuck. Sie besaß u. a. ein Diadem, der als mächtiger Mäander durchgebildet war, große, als Schleifen geformte Schulterschmucke; dazu einen netzförmigen Brillantbrustschmuck, bei welchem in jeder Masche ein birnenförmiger Perltropfen hing,

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Abb. 3. Diadem in Brillanten von Massin, Paris. Motiv: Brombeerzweig.

ten Kaiserreiches die Kunst des Juwelenschmuckes. Das konnte schon vom ersten Kaiserreich und seinem glänzenden Hof gesagt werden; aber jetzt ist es namentlich die Technik,

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und eine aus 32 Gliedern bestehende Kette, deren viereckige Glieder ganz in Juwelen ausgefaßt waren. Im übrigen bevorzugte die Kaiserin in Mode und Kunst vor allem den Stil Ludwigs XVI.

Am meisten liebte diese ganze Zeit den naturalistischen Brillantschmuck und hat hierin eine raffinierte Geschicklichkeit bewiesen. Heckenröschen u. Brombeerzweige sind die beliebtesten Motive, die unzählige Male verwendet wurden, bis 1880 und darüber (Abb. 3). Besonders der Juwelier Massin

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in Paris hat sich um diese Entwicklung große Verdienste erworben. Er brachte in den ganzen Juwelenschmuck der Zeit ein intimeres Naturstudium und mehr

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Eleganz und Beweglichkeit. Die Blumen wurden auf Federn aufmontiert, damit sie bei jeder Bewegung der Trägerin zitterten; aus dem Inneren der Blumenkelche oder der Schmucksträußchen fielen wie glitzernde Wasserfäden nach Verlauf aufgereihte Schnüre beweglich montierter, in Einzelchatons gefaßter Brillanten. Ein berühmtes Diadem des genannten Massin bestand aus einem schmalen Kopfreif, der nach rückwärts in eine lebhaft bewegte Schleife endete; dieser Reif war ringsum besetzt mit fünf aufrechtstehenden, pyramidenförmig gebauten Juwelensträußchen. Aus den Zwischenräumen der Straußchen fielen beweglich montierte, strahlenförmig ausspringende Büschel aneinandergereihter Brillanten im Bogen nach abwärts.

Die Mode dieser kunstvollen Brillantsträußchen faßte immer mehr Fuß, besonders seit 1865. Vielleicht hing das mit der Vervollkommnung zusammen, welche gerade um diese Zeit die Technik des Juwelenfassens durch Massin erfuhr. Diese Sträußchen, für die Haferähren, Blumen aller Art und Vogelfedern als Vorbild dienten,

Abb. 6.

Abb. 5. Festschmuck vom Jahre 1850

Haarschmuck in Brillanten, große Brosche mit Gehängen, Armbänder.

wurden oft vervollständigt durch hineingesteckte Naturvogelfedern, namentlich des Paradiesvogels. Sie wurden manch

Festkostüm vom Jahre 1866 Schmuckkamm mit Kettenschmuck, Ohrgehänge, Halsschmuck.

mal mitten auf dem Kopf, manchmal auf der Seite getragen. Als Kopf- oder Brustschmuck wurden auch direkt nach der Natur gearbeitete, in Juwelen ausgefaßte Palmenzweige getragen (Abb. 4). Als Kopfschmuck waren auch ausgefaßte Kolibris eine Zeitlang sehr beliebt. Ausgefaßte Brillanten - Ornamente wurden auch auf schwarz emailliertem Grund angebracht oder mit Faden Verzierungen in schwarzem Email versehen (Abbildung 8). Mit der Weltausstellung 1867 kann man einen neuen Aufschwung und neue Fortschritte in der Technik des Juwelenschmuckes verzeichnen. Die künstlerisch - naturalistische Nachbildung zierlicher und beweglicher Pflanzenformen bildet dabei die Hauptquelle des angewendeten Formenschatzes; Stilformen im eigentlichen Sinn des Wortes kommen dabei viel weniger vor.

Es war in der Mitte des Jahrhunderts und später üblich, als Hochzeitsgeschenk einen kompletten Schmuck zu geben; dieser bestand aus folgenden Stücken:

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ein Stirnband, ein Halsband mit Anhänger, eine Brosche, ein Paar Ohrgehänge, zwei Armbänder und eine Gürtelschließe. Von den teuren und seltenen Schmucksteinen wurden am meisten verwendet der Rubin, der Saphir, der Smaragd der besondere Lieblingsstein der Kaiserin -, der Opal und der Türkis. Von den billigeren Steinen waren am meisten geschätzt der Topas, der Chrysopras, der Chrysolith, der Aquamarin und der Granat-Kabochon. Eine kleinere Schmuckgarnitur, eine sog. Demi - Parure (Halbschmuck), bestand aus Brosche und zwei Ohrgehängen, welche das gleiche Muster aufwiesen.

Geschnittene Kameen wurden viel gekauft und getragen. Man unterschied harte, in Schmuckstein geschnittene Kameen von den weichen, welche in Muscheln geschnitten waren. Für die harten wurde mit Vorliebe Onyx, Kornalin und Achat verwendet, deren verschiedenfarbige Schichten für den Gegensatz von Darstellung und Hintergrund ausgenutzt wurden. Hauptsächlich suchte man weiße Köpfe auf grauem oder schwarzem Grund zu erzeugen.

gespannte Schnüre durch Brillantenfassung dargestellt waren. Am auffallendsten erscheinen uns heute die Armbänder, welche mit langen Zierkettenbehängen versehen waren. Bei kostbaren Stücken sind diese Ketten mit Brillanten ausgefaßt (Abb. 2). Manche Armbänder waren mit zierlichen Gehängen versehen, andere hatten Ketten und Kettengehänge in einer Länge von 10-15 cm. Wir finden Armbänder mit einer oder mehreren Kameen besetzt, auch solche aus Haargeflecht und einem ziselierten Monogramm als Mittelstück. Ein Armband dieser Zeit hat als Mittelstück einen kaiserlichen Adler von etwa 7 cm Flügelspannung, ein anderes besteht aus zwei Reifen, die etwa 6 cm voneinander entfernt und durch breite, geflochtene Bänder miteinander verbunden sind. Auch federnde, offene Armbänder, deren Enden in Adler- und andere Tierköpfe auslaufen, kommen vor. Nicht weniger gewaltig als die Armbänder erscheinen uns heute die Broschen (Abb. 8, 10, 11, 12). Da diese bei der Festkleidung nicht oben am Kleiderrand, sondern mitten oder seitlich auf der Brust, auch wohl an der Schulter getragen wurden, so wuchsen sie, namentlich durch die mit Vorliebe angebrachten Gehänge, oft zu beträchtlicher Größe. Es wurden Broschen getragen, die man in ihrer ganzen Ausdehnung eben noch mit einer Männerhand bedecken kann (Abb. 5). Nicht weniger groß und stattlich waren die Anhänger, die man, in Nachahmung der gleichen Arbeiten der französischen und italienischen Renaissance, mit Figuren auszustatten liebte. Der berühmte Goldschmied F. D. FromentMaurice (der ältere) fertigte 1854 einen Anhänger, welcher „Die Toilette der Venus" darstellte und außer mit einem Rundfigürchen der Venus mit Muscheln, Putten und Halbfiguren aufs reichste ausgestattet war und eine Länge von 13 cm hatte. Eine ähnliche Neigung zur Größe und Länge hatten auch die Ohrgehänge des zweiten Kaiserreichs. Sie verlängerten sich so, daß sie schließlich die Schulter berührten; sie blieben so noch ungefähr zehn Jahre nach ungefähr zehn Jahre nach dem Sturze des Kaiserreichs in Mode. Vielfach wurden sie nur aus Steinen zusammengesetzt, die an fast unsichtbaren Kettchen aufgehängt waren. Aber sie wurden auch in Gold getragen. Dabei wurden die merkwürdigsten Muster gewählt und getragen: Hühner auf dem Nest, Windmühlen, Laternen, Schubkarren, Tragkörbe, Schaukeln, Gießkannen. 10 bis 15 cm wurden sie schließlich in der Länge; diese ganz langen Ohrgehänge setzte man gerne aus zwei langen beweglichen Strängen zusammen, die aus viereckig gefaßten Brillanten sich zusammensetzten und nach unten mit einer großen Tropfperle vereinigt und abgeschlossen wurden. - Die Mode der langen Ohrgehänge kam etwa um das Jahr 1860 auf; vorher hatte die Frisur das Ohr völlig bedeckt und das Tragen von Ohrgehängen gehindert. Ringe wurden nur mäßig und auch nur in geringen Abmessungen getragen. Man scheint das Gefühl gehabt zu

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Abb. 7. Festkostüm aus dem Ende der sechziger Jahre Kopfschmuck, große Ohrgehänge, Halsband, glatte Armbänder.

Das zweite Kaiserreich war die Zeit der Armbänder (Abbildungen 1, 4, 5, 6, 7). Man trug sie in der Mitte der Unterarme, paarweise, oft mehrere übereinander; neben großen und breiten Goldarmbändern wurden auch Perlschnüre drei-, vier-, fünf- und achtfach um den Arm gewunden, als Armbänder verwendet. Man trug die Armbänder auch emailliert, in starkem durchsichtigen Grün oder tiefem Blau, der Grund graviert oder guillochiert. Darauf in hohem Relief aufmontiert Rosenbuketts oder Weinlaub mit Perlbeeren. Bei den breitflächigen Armbändern wurden auch in Diamanten ausgefaßte Sterne gleichmäßig über den Raum verteilt, gezierte, mit tiefblauen oder schwarzen Emailfäden; oder es wurden fünf, auch sechs große Panamaperlen, von goldgefaßten Brillanten umrahmt, in gleicher Weise verwendet. Manche Armbänder wuchsen so in die Breite, daß sie eine zylindrisch-konische, manschettenförmige Gestalt annahmen. Diese waren aus beweglich verbundenen, zweiseitig dekorierten Platten zusammengesetzt und konnten auf beiden Seiten getragen werden. Auch Kettenarmbänder und solche aus Kettengeflecht wurden hergestellt. So das sog. Turban-Armband, das wie eine walzenförmige Feder geformt war, und sich in mehreren Spiralen um den Arm wand. Eine besondere Art von Armbändern mit langen, verzierten Kettengliedern, wurde als Handschuhhalter gebraucht. Im Verhältnis zu den heutigen Gepflogenheiten waren die Armbänder dieser Zeit sehr groß und massig in der Form; das Mittelstück hatte eine Höhe bis zu vier und fünf Zentimetern. In den fünfziger Jahren sah man noch die wunderlichen Gliederarmbänder, welche blätterbesetzten Holzzweigen nachgebildet waren, deren Rinde durch sorgfältige Ziselierung so naturalistisch wie möglich ausgeführt wurde. Oder man bildete breite, starre Armbänder, den Grund tieffarbig emailliert, auf dem zierlich

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