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und mittlere Anlagen in Betracht, von denen hier die Rede sein soll. Außer zur Nachbildung von Originalen mit allen Feinheiten des Modells eignet sich die Galvanoplastik in vorzüglicher Weise auch zur Herstellung von Metallerzeugnissen in Verbindung mit andern Materialien, wie Perlmutter, Elfenbein, Horn, Marmor usw. Mit Hilfe dieser Stoffe ermöglicht gerade diese Technik die Herstellung von Gegenständen großer künstlerischer Schönheit und gediegener Wirkung, die für die Auslage des Goldschmiedes eine große Anziehungskraft besitzen.

Bekanntlich schlägt sich der Inhalt der Bäder auf die eingehängten präparierten Matrizen nieder. Es ist ganz einerlei, aus welchem Stoff die Matrizen bestehen, ob es Metalle, Steine, Gips, Leder, Textilien oder Pflanzen sind. Auch die Art des Metalls, das in dem Bad gelöst ist, sei es Gold, Silber, Kupfer, Nickel, Eisen usw., ist nebeṇsächlich. Sie alle schlagen sich auf die Matrize nieder, sobald sie sachlich präpariert ist. Zur Erklärung ein einfaches Beispiel: Ein Wandteller aus Kupfer oder ein Schmuckkastendeckel aus Silber soll in der Mitte mit einem Brustbild aus anderem Material geschmückt werden. Das Bild soll z. B. aus etwas dunkel getöntem Elfenbein bestehen. Es sei hier eingeschaltet, daß die Farbe der Einlagen dem umgebenden Metall anzupassen ist. Der Deckel oder Teller ist am Rand außerdem mit einem feinen stilisierten Ornament, aus dunklem Horn bestehend, umrahmt.

Zunäcbst haben wir nach Maßgabe der Zeichnung den Deckel oder Teller von Hand oder auf der Drückbank herzustellen. Die Konturen des Brustbildes und des Ornamentes sind auf den Deckel zu übertragen und mit dem Stichel in feiner Linie nachzustechen. Damit ist das Original soweit fertig, daß nach erfolgter Präparierung ein negativer Niederschlag davon im Kupferbad gewonnen werden kann. Den Niederschlag läßt man im Bade etwa einen knappen Millimeter dick werden. Dann werden beide Hälften durch Einzwängen eines scharfen Messers usw. voneinander gelöst. Der negative Abzug bildet die Matrize für die Vervielfältigungen. Das Original dagegen legt man zurück für den Fall, daf die Matrize erneuert werden muß. Um die Matrize widerstandsfähiger zu machen, schwemmt man sie auf der Rückseite mit Blei aus.

Die Einlagen aus Elfenbein und Horn werden nun aus Scheiben dieses Materials von etwa 1 mm Durchmesser nach der aufgeklebten Pause ausgesägt; am besten mit mechanischen leichten Sägen, wie sie in der feineren Metallindustrie heute vielfach im Gebrauch sind. Damit geht das Aussågen flott vonstatten. Die Wände der ausgesägten Teile sind nun noch an einzelnen Stellen etwas konisch zu feilen. Nun kann das Auflegen, nachdem die einzelnen Teile mit einer Spur von Harzlack versehen sind, auf die Matrize erfolgen, wobei die eingestochene Linie deutlich zur Führung dient. Die Teile sind so aufzulegen, daß die schmale Seite auf der Matrize liegt und der Konus sich nach oben erweitert. Die Ausführung in der Praxis ist nach kurzer Übung viel einfacher, als es nach der Beschreibung scheint. Wenn alle Teile auf der Matrize gut haften, wird diese präpariert, d. h. leitend gemacht. Zu diesem Zweck löst man etwas weißes Wachs in Benzin auf, gibt von der Lösung etwas auf eine weiche Bürste und bürstet die Matrize damit ab. Das Überbürsten muß sorgfältig geschehen, damit überall eine feine Schicht Wachs haften bleibt. Dann taucht man die Bürste sofort in feinst geschlemmten Graphit und überbürste das Ganze, bis sich überall eine glänzende dunkle Schicht Graphit zeigt. Hierauf wird die Matrize mit Spiritus übergossen; damit ist sie fertig zum Einhängen in das Bad. Wenn die Graphitschicht in alle Tiefen gedrungen ist, wird das Ganze im Bad schnell mit einer dünnen Metallschicht überzogen sein. Es sei darum noch einmal darauf hingewiesen, daß ein gutes Gelingen eine sorgfältige Präparierung voraussetzt. Es gibt natürlich noch einige andere Präparierungsmethoden. Wir verzichten indessen auf ihre Beschreibung, da die oben erwähnte am leichtesten ausführbar ist.

Die Stärke des Niederschlags richtet sich in erster Linie nach der Art des Metalls. Niederschläge aus Gold und Silber wird man viel schwächer machen als in andern Metallen. Dann kommt aber auch die Größe des Objekts und der Verwendungszweck in Betracht. Selbstverständlich wird man, auch wenn es sich um weniger kostbare Metalle handelt, die wirtschaftliche Seite immer zu beachten haben.

Hat man nun eine genügende Stärke des Niederschlags festgestellt, so wird Matrize und Niederschlag herausgenommen und in Wasser abgespült; dann sucht man durch Einzwängen des

Messers zunächst beide am Rand herum voneinander zu lösen, eventuell kann man das Ganze leicht erwärmen zwecks leichterer Lösung. Ist der Rand gelöst, so hebt sich der übrige Teil schon leicht ab.

Wir sehen nun im Metall das Brustbild und das Ornament silhouettenartig vor uns. Durch Flachstich oder Modellierung kann man aber auch die Zeichnung weiter vervollständigen, indem man Augen, Ohren, Haare usw. entsprechend eingraviert. Das hängt ganz von der Art des Entwurfs ab, wie man überhaupt noch weitere Ausschmückungsmittel anwenden kann. Hat man z. B. den Grund in der Matrize sandartig mattiert, dann zeigt auch der Niederschlag das Matt, während die Einlagen durch Schleifen und Polieren glatt zu halten sind; diese werden dann um so deutlicher hervortreten. Die einzelnen Teile, auch wenn sie noch so klein sind, sind von dem umgebenden Metall fest eingerahmt, weil wir sie vorher an einzelnen Stellen konisch feilten.

Das Angeführte sollte nur ein Beispiel zur Erläuterung sein Die Anwendungsmöglichkeit ist so weitgehend, daß sich noch viele andere Ideen in vornehmer Weise verwirklichen lassen. Wählt man Horn oder eine andere dunkle Einlage, so wirkt das Aussehen nielloartig. Mit Hilfe von Metalleinlagen gibt es eine inkrustierte Wirkung. Selbstverständlich kann man auch die Matrize bereits durch Flachstich oder Relief verzieren und auch ganz ohne Einlagen darauf niederschlagen. Der Niederschlag wird immer ein genaues Spiegelbild der Matrize mit allen Feinheiten darstellen. Es steht auch nichts im Wege, etwa in Kupfer niedergeschlagene Geräte mit nicht metallischen Einlagen zu vergolden oder zu versilbern. Die Einlagen werden nicht beeinflußt, es sei denn, daß das Objekt zu hoch erhitzt wird. Dazu liegt aber keine Notwendigkeit vor.

Dem Vorstehenden soll nun noch eine kurze Darstellung der Galvanoplastik überhaupt, sowie der Zusammensetzung und Behandlung der Bäder folgen.

Als Formmaterial für die Matrizen kann jedes in den Bädern unlöslich bleibende Material benutzt werden, wie Wachs, Gips, leichtflüssige Metallegierungen, Kupfer, Nickel, Guttapercha u. dgl. mehr. Formen aus Wachs sind ziemlich scharf, nur darf das Wachs nicht zu weich sein. Durch Zusatz von Bolus gibt man ihm die nötige Härte. Niederschläge auf Gipsformen sind weniger scharf. Man wird solche nur dann verwenden, wenn ein aus Wachs modelliertes Modell in Metall hergestellt werden soll. Guttapercha ist das teuerste Formenmaterial. Es liefert sehr scharfe und auch unter sich gearbeitete Niederschläge. Durch Aufweichen in warmem Wasser wird es immer wieder geschmeidig, bis es schließlich durch häufigere Aufnahme Graphit hart und spröde wird. Alle diese Materialien müssen, bevor sie in das Bad kommen, leitend gemacht werden durch Aufbürsten einer feinen Graphitschicht; da Gips den Graphit nicht ohne weiteres annimmt, müssen diese Formen vorher mit geschmolzenem Wachs oder Paraffin getränkt werden.

Die besten und auf die Dauer billigsten sind Metallmatrizen aus Kupfer, vernickelt; selbstverständlich darf das Dekor dann nicht unter sich gehen. Sie liefern sehr scharfe und vollkommene Formen. Die jeweilige Bearbeitung beschränkt sich darauf, die Matrizen mit einer auf Wachs abgezogenen Bürste zu überbürsten, damit der Niederschlag sich löst. Das Leitendmadien erübrigt sich, da Metall an und für sich leitend ist. Alsdann

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können sie sofort ins Bad gebracht werden. Außerdem verdient die Metallmatrize den Vorzug in allen Fällen, wo warme Bäder in Frage kommen, in welchem Wachs oder Guttapercha erweichen würden.

Eine andere Art Metallmatrizen besteht aus einer Weichlegierung von zwei Teilen Wismut, je einem Teil Blei und Zinn. Schmelzpunkt 76 Grad Celsius. Sämtliche Metallmatrizen müssen auch auf der Rückseite mit Wachs bestrichen werden, damit sich hier kein Metall niederschlagen kann.

Die Zusammensetzung und Temperatur der Bäder richtet sich einesteils nach der Stromquelle, Dynamo-, Elementbetrieb oder Zellenapparat, andererseits nach der Beschaffenheit der Objekte, ihrer Tiefe u. dg). mehr. Als allgemeine Regel gilt: Je tiefer der Gegenstand, desto schwächer die Stromspannung, und je stärker der Strom, desto mehr muß der Elektrolyt in Bewegung gehalten werden. Für Niederschläge in Gold wird das Bad folgendermaßen zusammengesetzt: 500 Gramm 99 prozentiges Cyankalium, 150 Gramm Feingold als Knallgold zubereitet und 5 Liter Wasser. Für Silberniederschläge: 600 Gramm 99 prozentiges Cyankalium, 250 Gramm Feinsilber als Cyansilber und

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Wappensiegel - von Karl Dluzewski, Berlin

Hofgraveur und Heraldiker, Inhaber der Fa. Reinhold Tips Nachf.

Edelstein gravierungen

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Edelstein gravierungen

von Karl Dluzewski, Hofgraveur und Heraldiker, Inhaber der Fa. Reinhold Tips Nachf., Berlin SW 68, Zimmerstraße 31

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