Page images
PDF
EPUB

geführt ward, während in den vier folgenden Jahrhunderten meist nur die von ihnen am ausführlichsten oder individuell begründeten und entwickelten katholischen Glaubenslehren hervorgehoben wurden. Das Letztere hing noch mit unserm Plane: von jedem Autor einerseits den Inhalt seiner Schriften, anderseits das ihm Eigenthümliche und den Einfluß auf seine oder die zukünftige Zeit thunlichst genau zu bezeichnen, eng zusammen. Wozu würde auch die immer wiederkehrende Aufführung der längst fest begründeten Glaubenslehren bei Schriftstellern dienen, welche nach der in der katholischen Kirche erlangten Lehrautorität selbstverständlich gar nicht anders schreiben konnten?

In der letzten Weise wurden namentlich die hervorragenden und umfangreichen Kirchenväter unter den Griechen und Lateinern in der dritten Epoche von mir mit steigendem Interesse und auch vollständiger bearbeitet, zumal für diese Zeit die vortreffliche Arbeit Möhlers nicht fortgeführt ist. Indem ich hier die großen Kirchenlehrer oft ausführlich reden ließ, erhabene Gedanken ihres Lebens und Strebens mittheilte, wodurch sie jederzeit als die wahren Vorbilder des christlichen Priesterthums gelten werden, hatte ich insbesondere noch die Absicht: daß die angehenden Theologen der Gegenwart sich daran für ihr Studium und ihren Beruf ermuthigen und kräftigen möchten.

Weil der besseren Uebersicht wegen die Schriftsteller der Griechen und Lateiner getrennt dargestellt sind, schien es zur Veranschaulichung des gleichzeitigen Nebeneinanderwirkens Beider dann zweckmäßig, am Schlusse eine chronologische Tabelle beizufügen, in welcher die Autoren auch in ihrer geschichtlichen Reihenfolge vorgeführt wurden.

Es war mir sehr erwünscht, daß ich für diese schwierige Arbeit, die in den Einzelheiten großer Sorgfalt bedurfte, durch den Herrn Dr. theol. Kellner von Trier, welcher sich eben durch sein Werk „Hellenismus und Christenthum, Köln 1866" rühmlichst bekannt gemacht hat, fleißig unterstützt wurde. Derselbe war zur Schonung seiner Gesundheit und aus Interesse für patrologische Studien zeitweilig aus der Seelsorge getreten und zu mir gekommen.

So empfehle ich nun das lange beschlossene und jetzt in der traurigsten Lage unseres deutschen Vaterlandes zu Ende geführte Werk in gegenwärtiger Gestalt einer wohlwollenden Aufnahme und gerechten Würdigung. Begründete Ausstellungen und Fehler, sowie etwaige Wünsche werden stets verbessert und berücksichtigt werden.

Freiburg i. B., am 18. Juni 1866.

Vorrede zur zweiten Auflage.

Diese Patrologie ist so günstig aufgenommen worden, daß sie schon wenige Monate nach ihrem Erscheinen vergriffen war, auch von Abbé Bélet (Paris 1867) ins Französische übersetzt wurde, wofür ich hiemit meinen Dank ausspreche.

Die inzwischen erfolgte Publication der 8. Auflage des Handbuche s der Kirchengeschichte (Mainz 1867. 2 Bde.), und eines Grundrisses der Universalkirchengeschichte (Mainz 1868) haben die Bearbeitung der zweiten Auflage der Patrologie über 11/2 Jahr verzögert. Doch habe ich während dieser Zeit dem Buche unausgesezt Aufmerksamkeit und Sorgfalt zu größerer Vervollkommnung zugewendet, so daß die zweite Auflage in Wahrheit eine umgearbeitete und verbesserte genannt werden konnte.

Bei der Ausführung sind so ziemlich alle von den geehrten Kritikern in öffentlichen Recensionen, wie in den brieflichen Mittheilungen des Herrn Dr. Nolte in Paris gemachten Ausstellungen und geäußerten Wünsche verbessert und berücksichtigt worden. Doch habe ich selbst das Buch viel strenger beurtheilt, und es in noch vielen anderen Beziehungen wesentlich verbessert.

Die am meisten in die Augen fallenden Veränderungen dieser Ausgabe bestehen in einer andern mehr übersichtlichen Zeiteintheilung; in Nachholung früher übergangener nicht unbedeutender Schriftsteller (des Polychronius, Cäsarius von Arles, der Dichter Ausonius, Dracontius, Paulinus Pelläus und Petrocorius); den beigefügten Columnenüberschriften und dem Namenund Sachregister.

Außerdem wurden zahlreiche Fehler in der Sache und Incorrektes in der Form verbessert, bei Barnabas, Ignatius, Hermas, Justinus, Athenagoras, Clemens von Alexandrien, Origenes, Tertullian, Lactantius, Gregor von Nyssa, Hilarius von Poitiers, Ambrosius, besonders bei Augustinus fühlbare Lücken ergänzt, durchgängig die Literatur über die einzelnen Schriftsteller nachgetragen, so daß in letzter Beziehung nicht leicht etwas Bedeutenderes übergangen sein wird.

Mir selbst gereicht es zu hoher Befriedigung, daß ich das Buch jetzt unter ungleich andern Gefühlen publiciren kann als das erste Mal. Ich vollende die zweite Auflage der Patrologie wenige Tage vor meiner Abreise nach Nom, der Einladung des Heiligen Vaters P. Pius IX. zu den Vorarbeiten für das zukünftige ökumenische Concil in kindlicher Ergebung folgend. Freiburg, am heil. Epiphaniefeste 1869.

Vorrede zur dritten Auflage.

Seit dem Erscheinen der zweiten Auflage der Patrologie ist auf diesem Gebiete für Einzelnes und für größere Partien außerordentlich viel gearbeitet und veröffentlicht worden. Für sämmtliche ältere lateinische Kirchenschriftsteller ist vor Allem der trefflichen Leistungen bezüglich des literarischen und culturhistorischen Momentes von Ebert, Geschichte der christlich-lateinischen Literatur, von Teuffel, zumal in der dritten Auflage seiner Geschichte der röm. Literatur, und von Bähr in der zweiten Ausgabe der christlichen Dichter und Geschichtschreiber Roms zu gedenken. Ueber zahlreiche griechische und römische Schriftsteller bis zu den apostolischen Vätern hinauf sind specielle Untersuchungen bezüglich der Aechtheit ihrer Schriften, deren Textbeschaffenheit, Glaubwürdigkeit, Deutung wichtiger Stellen u. A. in ganz verschiedenem Geiste und zu verschiedenen Zwecken angestellt worden.

Von all' diesem Einsicht zu nehmen und ein Urtheil festzustellen, bedurfte es längerer Zeit und ungetheilter Thätigkeit, welche ich meinem Werke erst nach Erledigung anderer literarischer Arbeiten zuwenden konnte. Deßhalb hat das Buch längere Zeit im Buchhandel gefehlt.

Da die neue Auflage nach dem Wunsche der verehrlichen Verlagshandlung in die Bibliothek für sämmtliche theologische Disciplinen eingereiht werden sollte, so schien zunächst mit Rücksicht auf die bereits erschienenen Bände derselben eine Erweiterung des Inhaltes geboten, zumal dieß auch von Seiten der hochw. Curatgeistlichkeit, bei welcher das Buch freundliche Aufnahme und die bei weitem größte Verwendung gefunden hat, vielfach begehrt worden war. Nach reiflicher Erwägung entschloß ich mich dazu, doch in der Weise, daß der nach seitherigem Format um fast dreizehn Bogen vermehrte Inhalt in den Rahmen der frühern Ausgaben eingefügt wurde. Das der neuen Edition vorangestellte Inhaltsverzeichniß weist nur drei durch das Zeichen * ge= kennzeichnete Paragraphen auf, die entweder ganz neu oder sehr bedeutend erweitert worden sind. Wird das Buch so den Wünschen der Curatgeistlichen noch besser entsprechen, so ist es für den Gebrauch der Theologiestudirenden gewiß nicht ungeeignet. Bet der kurzen Zeit, welche der Patrologie neben den Vorträgen über Kirchengeschichte zugewendet werden kann, wird ein also erweiterter Inhalt durch Privatstudium den Nußen der Patrologie an sich und für die andern theologischen Disciplinen wohl noch besser fördern.

Darnach war mir für die neue Bearbeitung der Patrologie die doppelte Aufgabe gestellt: die aus den zahlreichen neuen Publicationen gewonnenen Resultate thunlichst zu verwenden und bei der Erweiterung des Inhaltes eine zweckmäßige Auswahl zu treffen.

In ersterer Beziehung darf ich versichern, ausdauernden Fleiß angewendet

zu haben, um das Buch möglichst zu vervollkommnen, den mehrfachen Anforderungen der Gegenwart entsprechender zu machen. Ich hoffe, daß keine bedeutende Leistung unberücksichtigt geblieben sein wird, und bedaure nur, daß einige erst während des Druckes dieser Auflage veröffentlichte Arbeiten nicht mehr von mir benugt werden konnten; sie sind aber nachträglich in einem Anhange verzeichnet worden. Die mir in Recensionen und sonst kundgegebenen Mängel wurden verbessert und habe ich wiederholt besonders Herrn Dr. H. Nolte für seine werthvollen Mittheilungen zu danken. Ich möchte bei diesem Anlaß aber noch den dringenden Wunsch aussprechen, daß das aus Vergleichung der zahlreichen noch wenig benutzten Handschriften der bedeutendsten Bibliotheken Frankreichs, Englands, Belgiens und Deutschlands gesammelte Material dieses Gelehrten zur Verbesserung und Vermehrung der Texte kirchlicher Schriftsteller zunächst wenigstens in einem novus thesaurus anecdotorum zusammengestellt und veröffentlicht werden möge. Der Nußen für das patrologische Studium würde sicher ein bedeutender sein.

Bei Aufnahme einer größern Anzahl von Schriftstellern im Texte wie in der chronologischen Tabelle wollte ich ein etwas vollständigeres Bild der literarischen Thätigkeit in der Kirche vorführen, bei einigen Autoren noch durch Beifügung von Stilproben ihre schöne, classische Darstellung kennzeichnen (man vgl. S. 54; 58; 164; 194; 207; 425; 476 ff.; 484 u. a. D.). Zu gleichem Zwecke wurden jetzt auch zahlreiche Produkte der christlichen Dichter unter Griechen und Lateinern mitgetheilt, welche in der That eine Zierde der christlichen Literatur sind und viel Anziehendes bieten.

Für den zu erweiternden Inhalt war mir maßgebend: die mehrfach gewünschte ausführlichere Bezeugung der specifisch katholischen Lehren und Institute aus der Tradition; größere Berücksichtigung der gegenwärtigen kirchlichen Controversen, für welche insbesondere eine zahlreiche Vorführung vollendeter Christen aus der lieben alten katholischen Kirche geboten schien, deren fester, unerschütterlicher Glaube an die göttliche Offenbarung, treue heldenmüthige Hingebung für Christus und seine Kirche, nie ermüdendes Ringen durch Reinigung des Herzens und werkthätige Liebe Gott ähnlich zu werden, uns auch jetzt die unversiegbare Kraft der katholischen Kirche am besten bezeugen werden. Das nach solcher Erweiterung des Buches nothwendig gewordene umfangreichere Register verdanke ich der Güte eines jüngern Freundes, welcher dasselbe mit ebenso viel Interesse als Umsicht angefertigt hat.

Möge es mir gelungen sein, die oben bezeichneten Aufgaben zum Nußen der Theologiestudirenden und Curatgeistlichen befriedigend gelöst zu haben.

Freiburg i. B., am Feste des hl. Joseph 1876.

Der Verfasser.

Inhaltsverzeichniß.

Seite

Erstes Capitel: Griechische Schriftsteller.

Bon Justin dem Philosophen und Märtyrer; Tatian; Athenagoras; Theo=
philus, B. von Antiochien; von Hermias dem Philosophen; unächte Schriften,
auf welche die Apologeten sich beriefen: Sibyllin. Weissagungen u. A.

Von den Polemikern und Vertretern der christlichen Wissen-

schaft unter den Griechen

« PreviousContinue »