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gehobenen Gegensatz zwischen dem Göttlichen und Menschlichen oder Jrdischen von Neuem wieder einführt. Wenn es den Bilderfeinden als eine Entweihung der Heiligen erschien, daß man sie in irdischem Stoffe darstelle, so erscheint dem Verfasser der irdische Stoff dagegen ehrwürdig, insofern durch denselben das Heil des Menschen gewirkt wird, als Organ göttlicher Wirksamkeit und Gnade. Ist nicht des Kreuzes Holz irdischer Stoff?" ruft er aus. „Sind es nicht der Calvarienberg und die heiligen Stätten alle; nicht der Leib und das Blut des Herrn! Beschimpfe also den irdischen Stoff nicht; nichts, was Gott geschaffen, ist an sich ein Gegenstand der Schmach, dieß zu sagen ist manichäisch, nur der Mißbrauch der Sünde ist das Schmachvolle." Wenn alte Lehrer bisweilen gegen Bilder sprachen, so meinten sie damit die Gößenbilder, wogegen ich hier eine Sammlung von Stellen aus dem Areopagiten, Basilius d. Gr., Gregor von Nazianz und Nyssa, Chrysostomus, Leontius von Cypern vorlege, welche sich für die Bilderverehrung erklärt haben. (Darunter finden sich jedoch viele unächte Stücke und zu allgemeine, dunkle Aussprüche, denen er mancherlei Erklärungen, zum Theil gezwungene beifügen mußte).

Als Kaiser Leo III. im Jahre 730 trotz der Abmahnung und Erklärung des Patriarchen Germanus von Constantinopel, daß ohne ein allgemeines Concil keine Veränderung in der Kirche vorgenommen werden könne, sogar alle religiösen Bilder verbot, erhob sich Johannes in einer zweiten schärferen Rede gegen den Kaiser: Es komme dem Fürsten nicht zu, der Kirche Geseze zu geben; der heilige Apostel Paulus nenne unter den zur Leitung der Gemeinde von Gott eingesetzten Aemtern nicht das Amt des Fürsten (1 Kor. c. 12). Nicht Fürsten, sondern Apostel, Propheten, Hirten und Lehrer haben das göttliche Wort verkündet. Die Kaiser hätten für die Wohlfahrt des Staates, für das Gedeihen der Kirche die Hirten und Lehrer zu sorgen (Basiλéwv ἐστὶν ἡ πολιτικὴ εὐπραξία, ἡ δὲ ἐκκλησιαστική κατάστασις ποιμένων καὶ ôidaszákwv). „Darum wird mich Niemand überzeugen, daß die Kirche durch διδασκάλων). der Kaiser Geseze und nicht vielmehr nach den Sayungen der Väter zu regieren sei, sie mögen geschrieben oder mündlich überliefert sein" II. nr. 12. Jm Uebrigen wiederholt die Nede sehr Vieles, was schon in der ersten gesagt ist. Doch gegen den Einwurf, daß die Verehrung der Bilder im N. T. nicht angeordnet sei, verweist er darauf, daß der Herr seine Jünger doch selig gepriesen habe, weil ihre Augen solches sehen und ihre Ohren solches hören konnten, wornach viele Propheten und Gerechte vergebens verlangt haben (Matth. 13, 16). Auch wir verlangen dieß, so weit möglich, zu sehen. Freilich sehen wir nur wie durch einen Spiegel, räthselhaft (I Kor. 13, 12), im Bilde, und werden selig gepriesen. Daß wir dabei aber nicht die Materie z. B. des Kreuzesbildes anbeten, ist daraus ersichtlich, daß wir das Kreuzesholz, wenn es zerbrochen ist, verbrennen", II. 19.

In der dritten Rede sucht Johannes neben abermaligen häufigen Wiederholungen nachzuweisen, daß das Bedürfniß solcher Bilder in dem Wesen der menschlichen Natur liege. Da wir zweifacher Natur, nicht bloß Geist sind, aus Geist und Leib bestehen, so können wir nicht ohne Sinnliches zu dem Geistigen. gelangen. Die Apostel sahen mit leiblichen Augen Christus, seine Leiden, seine Wunder, und sie vernahmen seine Worte. Auch uns verlangt darnach, zu sehen, zu hören und selig gepriesen zu werden. So wir nun aber, da er nicht

leiblich gegenwärtig ist, durch Bücher seine Worte vernehmen und den Büchern unsere Verehrung beweisen, so schauen wir durch die Bilder die Darstellung seiner leiblichen Gestalt, seiner Wunder und seiner Leiden und werden dadurch geheiligt, mit Zuversicht und Freude erfüllt. Wie Christus (zu unserer Erlösung) Leib und Seele angenommen, weil der Mensch aus beiden besteht, so ist auch in Allem, bei Taufe, Abendmahl, Gebet, Gesang, Lichtern und Räuchern ein Zweifaches, Geistiges und Leibliches zugleich, II. 12. Auf die immer erneuerte Einrede der Bilderfeinde, daß der Gebrauch der Bilder aus dem N. T. nicht nachzuweisen sei, antwortet Johannes jezt, daß man auch noch vieles Andere, wie von der Trinität, von der Wesensgleichheit, von den beiden Naturen Christi aus der heiligen Schrift abgeleitet habe, was nicht wörtlich in derselben enthalten sei. Zudem hätten auch die Bilderfeinde mancherlei aus der Tradition entlehnt, was in der heiligen Schrift nicht stehe. Seine weitern Ausführungen über die sechs Gattungen von Bildern sind am wenigsten nach unserm Geschmacke.

Andere dahin gehörige Schriften des Johannes sind verloren gegangen, mehrere ihm zugeschriebene unächt. Insbesondere gehört die Oratio ad Constantinum Cabalinum wahrscheinlich dem Johannes von Eubỏa an; die epistola ad Theophilum imperat. scheint eine Adresse der drei Patriarchen an diesen Kaiser zu sein, vgl. Le Quien, admonitiones. Von seiner Polemik gegen die Muhammedaner sind auffallender Weise nur zwei unbedeutende Dialoge erhalten, beibe διάλεξις Σαρακηνοῦ καὶ Χριστιανοῦ, disceptatio Christiani et Saraceni, betitelt.

C. Homilien.

Seine zwölf uns erhaltenen Homilien, unter welchen sich einige sehr umfangreiche befinden, sind theils Festreden, theils Lobreden auf Heilige. Von den fünf (nr. 5-10), welche sich auf die selige Jungfrau beziehen, verSienen hervorgehoben 3u werden sie brei εἰς κοίμησιν τῆς εὐλογημένης δεσποίνης ἡμῶν Θεοτόκου ἀεὶ παρθένου Μαρίας (in dormitionem b. Mariae Virg.), weil in denselben die kirchliche Ueberlieferung von Mariens Auferstehung bald nach ihrer Bestattung und ihrer Aufnahme in den Himmel sich zum ersten Male vollständig dargestellt findet (vgl. besonders II. c. 2 bis 14. 18). Diese Homilien sind offenbar in festo Assumptionis gehalten, dessen Feier, wie aus einer Aeußerung des Modestus, Nachfolgers des hl. Sophronius, hervorgeht, nicht lange vorher üblich geworden sein muß. Johannes Damascenus führt diese Ueberlieferung, welche der Areopagite noch nicht kannte, de div. nom. c. III. §. 2, auf Juvenal von Jerusalem (1. Hälfte des 5. saec.) zurück, II. c. 18) und malt die Sache selbst in diesen Homilien rhetorisch weiter aus. Andere Notizen darüber in der admonitio von Le Quien.

D. Exegetische Werke.

Geine ἐκλογαί ἐκλογεῖσαι (loci selecti in epistolas St. Pauli sind, wie schon der Titel sagt, nur Excerpte aus dem Commentar des Johannes Chrysostomus zu den Paulinischen Briefen. Doch scheint Manches noch aus andern Exegeten, z. B. aus Theodoret, entlehnt zu sein. Es sei hier bemerkt, wie nachdrücklich Johannes verlangte, daß Laien aus allen Ständen,

auch Soldaten und Ackerleute die heilige Schrift lesen sollten. Sie biete, erklärt er zu Anfang seiner Parallelen, mehr Güter als die Sterblichen anderswo erlangen: σωτηρίας ἡμῖν ἐφόδια χαριζομένη, quippe quae salutis nobis viatica tribuat.

Endlich werden ihm noch von Einigen, mit welchem Recht bleibt dahingestellt, zwei hagiologische Schriften beigelegt: die Vita St. Barlaam et Joasaphat (Josaphat) und die Passio St. Artemii.

E. Seine Hymnen

auf die kirchlichen Feste in Migne, ser. gr. T. 96, werden unten im dritten Capitel vorgeführt werden.

Die Bedeutung des Johannes Damascenus

besteht nach Vorstehendem nicht sowohl in selbstständigem Schaffen und Eröffnen neuer Bahnen, als vielmehr im Sammeln und Systematisiren des Vorhandenen. Indem er aus den angehäuften Schäßen der Philosophie und der Theologie, soweit sie von den griechischen Vätern ausgebildet worden war, das Beste sammelte und übersichtlich ordnete, machte er sie Andern zugänglich und überlieferte in dankenswerther Weise spätern Zeiten eine Grundlage für weitere Entwicklung. Ueber ihn ist die griechische Theologie bis heute nicht hinausgekommen, und die innerliche Trieb- und Lebenskraft derselben scheint mit ihm erschöpft zu sein; sie hat keinen neugestaltenden und großartig schaffenden Geist mehr hervorgebracht. Auch der äußerst talentvolle und vielseitig ge= bildete Patriarch Photius von Constantinopel im neunten Jahrhundert kann dafür nicht gelten.

Opera ed. Le Quien, Paris 712; Einzelnes edirte Boissonade in Anecdota graeca, Par. 832. Vol. IV; Ang. Mai im Spicileg. rom. T. IV. und Bibl. nova Patr. T. IV; Gallandii bibl. T. XIII. Alles zusammen bei Migne, ser. gr. T. 94-96. Vgl. R. Ceillier T. XV. ed. II. T. XII. Ritter, Gesch. der christl. Phil. Bd. II. S. 553 bis 67. Nève, St. Jean de Damas et son influence en Orient (revue belge et étrangère, nouv. série T. XII a. 1861 und separat.)

Zweites Capitel: Lateinische Schriftsteller.

Da unter den ungünstigen Zeitereignissen der Occident am schwersten litt, die immer erneuerten zahlreichen Völkerzüge Land und Cultur in den einzelnen Staaten verwüsteten und vernichteten, mehrere germanische Stämme, besonders die Vandalen in Afrika gegen Katholiken noch aufs heftigste wütheten oder die Bischöfe verbannten, so darf es nicht auffallen, daß die lateinischen Schriftsteller jet bedeutend abnehmen; es ist vielmehr zu verwundern, daß solche überhaupt noch vorkommen, und zwar ziemlich bedeutende.

§. 87. Vigilius, Bischof von Tapsus; Victor, Bischof von Vita; Gennadius, Priester von Massilia; Fulgentius, Bischof von Ruspe.

1) Als Vigilius, Bischof von Tapsus in Afrika, im Jahre 484 von dem Vandalenkönig Hunerich verbannt ward, begab er sich nach Constantinopel

und Neapel. Während seines Erils auf der Insel Sardinien nahm er sich der Landbewohner väterlich an, sorgte für die Armen und gründete auch ein seminarium clericorum nach Augustins Regel. Auch verfaßte er mehrere Schriften unter dem Namen Athanasius, weßhalb man auch in ihm den Verfasser des symbolum Athanasianum vermuthete: 1) Dialogi III, altercatio adv. Arium, Sabellium et Photinum, in Athan. opp. ed. Ben. T. III.; 2) Adv. Nestorium et Eutychen libb. V pro defensione synodi Chalcedon.; 3) De unita Trinitate deitatis libb. XI resp. lib. XII. (das letzte von Athanasius). Die beste Separatausgabe mit Victor Vitensis von Chiffletius S. J., Divion. 664. 4. Diesem Jesuiten gebührt auch das Verdienst, die lange zweifelhaft gebliebene Autorschaft der vorstehenden Schriften unserm Vigilius zweifellos vindicirt zu haben. Darauf erwarb sich Tillemont das Verdienst, die chronologische Ordnung der Schriften genauer zu bestimmen. Der Inhalt und die gewandte Dialektik in der Darstellung zeigen den Verfasser als einen der bedeutendern Männer jener Zeit. Auch ist klar, daß er sich besonders an Athanasius und Augustinus in der Trinität und Christologie anschloß. Dabei bieten seine Schriften noch ein besonderes Interesse dadurch, daß wir den Arianismus der Vandalen daraus am besten kennen lernen, in Migne, ser. lat. T. 58. Vgl. Tillemont T. XVI. und R. Ceillier T. XV. ed. II. T. X.

2) Victor, Bischof von Vita in Afrika, ward gleichfalls vom König Hunerich verbannt, und schrieb um 487 die Historia persecutionis Vandalicae libb. V, eine Hauptquelle für die Geschichte der Vandalen. Diesem Werke ist angehängt eine Passio oder Martyrium von sieben Mönchen eines und desselben Klosters, deren Leiden Victor lib. V. c. 10 berührt hatte. Wahrscheinlich rührt diese Passio von gleichem Stil und gleicher Sprache von Victor selbst; sie ist aber sicher später verfaßt. Nach Chiffletius am besten edirt von Ruinart Par. 694; die ed. Veron. 732. 4. incorrect; in Migne, ser. lat. T. 58. bei Hurter, opusc. sel. T. 22. Der schaurige Inhalt der schrecklichen Verfolgung wurde ausgiebig und erfolg= reich verwerthet von Papencordt, Gesch. d. vandal. Herrschaft in Afrika, Berl. 837. Vgl. auch Katerkamp, Kirchengesch. Bd. III. S. 333 ff.

3) Gennadius, Priester zu Massilia, lebte zu Ende des fünften Jahrhunderts. Er setzte das Werk des Hieronymus de viris illustribus s. catalogus unter gleichem Titel und in gleicher Manier zwischen 490-495 über 100 Schriftsteller und in ebenso vielen Capiteln fort; daher wurde diese Schrift auch in Fabricii bibl. ecclesiastica aufgenommen, s. oben S. 9. Doch hat er auch frühere Schriftsteller behandelt, offenbar um den Hieronymus zu er gänzen. Von seinen übrigen im c. 100 namhaft gemachten Schriften besitzen wir noch die Epistola de fide sua s. de dogmatibus ecclesiasticis in 88 Capiteln, welche er dem Papste Gelasius übersandt hatte. Darin zeigt er sich den Semipelagianern allzu günstig, obschon er beim Papste sich dagegen verwahren wollte, in August. opp. ed. Ben. T. VIII. Separat edirt cum notis Elmenhorstii, Hamb. 614. 4; in Migne, ser. lat. T. 58; ed. Oehler im T. I. corp. haeres. Vgl. du Pin T. IV.; R. Ceillier T. XV ed. II. T. X.

4) Fulgentius ward zu Telepte in der afrikanischen Provinz By

zacene 467 von vornehmen Eltern geboren. Seine verwittwete Mutter Mariane erzog ihn mit großer Sorgfalt und ließ ihn in der griechischen und lateinischen Literatur gründlich ausbilden. Ob er gleich unter der Vandalenherrschaft zu einem ansehnlichen Staatsamte befördert ward, zog er sich doch zu ascetischem Leben in ein Kloster zurück. Wider seinen Willen zum Bischof von Ruspe gewählt (508) konnte er sich noch von einem ins Exil ziehenden katholischen Bischof weihen lassen. Weil aber König Thrasamund die Aufstellung neuer katholischer Bischöfe verboten hatte, so ward er bald mit 60 andern katholischen Bischöfen nach Sardinien verbannt. Nach Thrasamunds Tode kehrte er unter König Hilderich an seinen bischöflichen Sitz zurück, wo er 533 starb. Er ist der bedeutendste Dogmatiker des sechsten Jahrhunderts und der tüchtigste Vertheidiger der Lehre des hl. Augustinus, in deren Interesse er mehrere seiner Schriften verfaßte. Augustini discipulum scias non magis ex consensione dogmatum, quam ex similitudine virtutum variisque ingenii ac morum ornamentis, quibus ille totum Augustinum exprimit, schreibt Mangerut zu Anfang der praefatio prolegom. in opp. St. Fulgentii.

Diese bestehen, soweit sie erhalten sind, aus Epistolae XVIII. dog= matischen und moralischen Inhaltes; davon sind einige von andern an Fulgentius, auch von diesem und andern Bischöfen aus der Verbannung geschrieben. Manche sind umfangreiche Abhandlungen, wie die collective ep. 17. de incarnatione et gratia von 15 Bischöfen, aus sermones X und fragmenta ex X. libris contra Fabianum. Am wichtigsten aber sind folgende Abhandlungen:

1) De fide ad Petrum seu de regula verae fidei, eine kurze, aber treffliche Zusammenstellung der Hauptlehren des katholischen Glaubens in wohldurchdachter, sorgfältiger Gliederung: voran die Trinität und Incarnation, worauf die Lehre von der Schöpfung im Allgemeinen und des Menschen insbesondere folgt, des Urzustandes desselben, der Erbsünde, des Gerichtes und der Auferstehung. Daran schließt sich die Lehre von den Mitteln, durch welche wir der Strafe Gottes entgehen können: Glaube, Taufe, Gnade und Gnadenwahl; die Lehre von der Kirche und von den Verworfenen, die es deßhalb sind, weil sie entweder außer der Kirche verharren oder in ihr einen lasterhaften Wandel führen.

2) Liber de Trinitate ad Felicem Notarium; 3) Liber contra Arianos; 4) Liber ad Victorem contra sermonem Fastidiosi Ariani; 5) Libri III ad Thrasamundum, regem Vandalorum. Thrajamund hatte nämlich den Fulgentius momentan aus der Verbannung zurückberufen, damit er in einer Disputation mit den Arianern auftreten und in dieser, wie er hoffte, besiegt werden sollte. Doch siegte er, und mußte darum abermals ins Eril gehen. Bei seiner Abreise hinterließ er dem Könige diese Schrift, in welcher man die damaligen Einwendungen der Arianer gegen die Trinität und der Eutychianer gegen die zwei Naturen in einer Person sehr deutlich erkennen kann. 6) De incarnatione Filii Dei et vilium animalium auctore ad Scarilam liber unus beantwortet mehrere ihm vorgelegte Fragen. Aus gleichem Anlaß ist verfaßt: 7) De remissione peccatorum libb. II ad Euthymium, ob Gott die Sünden nur in dieser Welt nachlasse oder auch jenseits schon vor oder erst beim allgemeinen Gerichte.

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