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Origenis opp. de la Rue T. I.; Galland. bibl. T. II.; am besten bei Routh reliq. saer. T. II. und in Migne, ser. gr. T. 10.

3) Dionysius, wegen seiner Verdienste um die Wissenschaft und die Kirche schon von seinen Zeitgenossen „der Große“, von Athanasius „der Lehrer der katholischen Kirche“ genannt, stammte von vornehmen Eltern, ward durch Origenes zum Christenthum bekehrt und studirte die Theologie mit solchem Eifer, daß er nach Heraklas Vorsteher an der alexan= drinischen Katechetenschule (s. 232) und 247 zur bischöflichen Würde zu Alerandrien erhoben wurde, die er 17 Jahre lang bekleidete. In beiden Stellungen kämpfte er gleich erfolgreich gegen äußere und innere Feinde der Kirche. Unter den leztern waren Sabellius, Paul von Samosata und der Chiliast Nepos. Doch zog er sich dabei durch den Ausdruck noíqua zur Bezeichnung des göttlichen Logos im Verhältniß zum Vater Mißdeutung und Rüge zu, wogegen er sich in dem eherxos xai dñoλoyía in Briefform an den Papst Dionysius vertheidigte. Er habe den Ausdruck im Sinne von Zeugen, nicht Machen, Schaffen zur spekulativen Begründung der Trinität und speciell zu schärferer Betonung der persönlichen Unterscheidung des Sohnes vom Vater gegen die nur modalistische Auffassung des Sabellius gebraucht. Sein Glaube sei: „Wir erweitern die ungetrennte Einheit in eine Dreiheit und fassen die Dreiheit. unvermindert in eine Einheit zusammmen." († 264).

Von seinen zahlreichen Schriften, deren Hieronymus im Catalog. c. 69 gedenkt, sind nur noch kleinere Fragmente übrig, die in Galland. bibl. T. III., Simon de magistris, St. Dion. Alex. quae supersunt, Rom. 796, und bei Routh T. II., sowie bei Migne, ser. gr. T. 10 gesammelt sind.

Ganz erhalten sind nur epist. ad Novatianum in Rom, dessen schismatisches Streben er hart tadelt, bei Euseb. h. e. VI. 45 und VII. 8, und die epist. canonica über die Bußdisciplin an den Bischof Basilides in Libyen. Möhler, Patrologie S. 224-37.* Dittrich, Dion. d. Gr., Freib. 867 mit vielem Detail und chronologischer Angabe der Briefe und Abhandlungen des Dionysius. Förster, Dion. d. Gr., Beitrag zu sr Biogr. (Zeitschr. für hist. Theol. 871. S. 42 ff.).

4) Dem Dionysius war als Vorstand der alexandrinischen Katechetenschule Pierius gefolgt, welcher durch Frömmigkeit, philosophische Bildung, Kenntniß der heil. Schrift und Beredsamkeit gleich ausgezeichnet war und so sehr an Origenes erinnerte, daß er der jüngere Origenes genannt wurde. Seine Lehrthätigkeit an der Katechetenschule wird von 264 bis 282 anzuseßen sein, da in letterem Jahre schon Theognostus als Vorstand erwähnt wird, so daß sich Pierius von da an wohl ausschließlich dem Predigtamte widmete. Nach Beendigung der Diocletianischen Verfolgung verlebte er, wie Hieronymus im catal. c. 76 meldet, seine letzten Tage in Rom, nach Photius bibl. cod. 118. soll er gemeinsam mit seinem Bruder Jsidorus als Märtyrer gestorben sein. Auch erwähnt Epiphanius einer Kirche zu Mexandrien, weld e einem hl. Pierius geweiht war, haeres. 69. 2.

Von seinen literarischen Werken erwähnen Photius 1. c. und Hieronymus in der Vorrede seines Commentars zu Hosea eines tractatus in Pascha et Hoseam prophetam; eines Commentars zum Evangelium Lukas' und zum

ersten Corintherbriefe; ja Hieronymus deutet noch in seinem commentar. in Matth. 24, 36 auf die neutestamentliche Texteskritik des Pierius. Photius hat außerdem ein größeres Werk in 12 Büchern gelesen, in welchem Pierius wie Origenes die Präeristenz der Seele vorgetragen, auch in der Trinitätslehre Unrichtiges über den heiligen Geist gelehrt habe. In leßterer Anklage aber erscheint Photius nach seiner Parteistellung zu diesem Dogma kaum als vollkommen zuverlässig. Jedenfalls können wir Pierius mit Hieronymus ep. 70 ad Magnum zu den vorzüglichsten ältern Schriftstellern der griechi schen Kirche zählen. Leider ist uns von seinen Schriften nichts erhalten.

5) Wie oben bemerkt, übernahm das Vorsteheramt an der Katecheten= schule schon 282 Theognostus, welchen Athanasius dvip λógios nennt und seiner eifrigen, bewunderungswürdigen literarischen Thätigkeit großes Lob spendet, de decretis Nic. und ep. 4 ad Serapionem. Auffallender Weise wird er von Eusebius und Hieronymus nicht erwähnt. Photius nennt auch ihn einen Schüler des Origenes, bibl. cod. 106, ohne bestimmt zu sagen, ob er dessen Unterricht genossen oder aus dessen Schriften sich gebildet habe. Er verfaßte ónotuлóses (institutiones theologicae libb. VII.), wovon die drei ersten Bücher über Gott den Vater und den Schöpfer der Welt, den Sohn und heiligen Geist und deren Beziehungen zu einander handelten, das vierte die Lehre von der Natur der Engel und Dämonen, das fünfte und sechste von der Incarnation des Sohnes handelten, das siebente de creatione Dei.

Ueber den dogmatischen Werth dieses Werkes sind die Urtheile verschieden. Der nächststehende, competenteste Richter Athanasius nimmt die Orthodoxie desselben in Schuß, rühmt ihm insbesondere nach, daß er gerade aus diesem Werke den Vätern des nicänischen Concils den Ausdruck óμooócios empfehlen und rechtfertigen konnte; nur die harte Ausdrucksweise mißfällt ihm. Erst der spätere Gregor von Nyssa fand Manches bedenklich daran contr. Eunom. lib. III., was Photius zu dem Vorwurfe steigerte, unser Autor habe die Verirrungen des Origenes in der Lehre von der Trinität und vom Wesen der Engel und Dämonen erneuert. Die noch bei Athanasius erhaltenen Fragmente sind gesammelt in Galland. bibl. T. III. p. 662–63; bei Routh reliq. sacr. T. III. und bei Migne ser. gr. T. XVIII. Vgl. Remy Ceillier, hist. générale des auteurs sacrés etc. ed. II. T. II. p. 450-452.

6) Pamphilus war zu Berytus in Phönicien von vornehmen Eltern geboren und studirte in der alexandrinischen Katcchetenschule unter Pierius. Von Alexandrien zog sich Pamphilus nach Cäsarea Stratonis zurück, wo er vom Bischof Agapius zum Priester geweiht ward. Hier machte er von seinem großen Vermögen den edelsten Gebrauch, indem er die berühmte Bibliothek von Cäsarea gründete, welche zahlreiche Handschriften vom Urtexte sowie von Uebersetzungen der heiligen Schrift und insbesondere der Werke des Origenes enthielt. Diese sezte Eusebius in den Stand, seine Kirchengeschichte quellengemäß zu schreiben; der daher auch zu Pamphilus in ein so intimes Verhältniß trat, daß er gewöhnlich Eusebius Pamphili, der Freund (Sohn) des Pamphilus, genannt ward. Noch später schöpfte Hieronymus aus den Schäßen jener Bibliothek. Unter der Verfolgung des Maximin litt Pamphilus die Qualen des Kerkers und der Folter und starb als Märtyrer (309).

Inmitten seiner Leiden verfaßte er noch gemeinsam mit Eusebius (307) eine Apologie für Origenes in 6 Büchern, wovon aber nur das erste in der wenig verlässigen Ueberseßung Rufin's erhalten ist. Dabei hatte Rufin in bedenklicher und nachtheiliger Weise nur Eusebius als Autor genannt, in Orig. opp. ed. de la Rue T. IV. bei Galland. T. IV.; bei Migne, ser. gr. T. 10 und 17. Früher hatte er eine neue Ausgabe der LXX. nach der Revision des Origenes in seiner Hexapla veranstaltet. Man schreibt ihm auch die Eintheilung der Apostelgeschichte in 40 Capitel zu, welche der alexandrinische Diakon Euthalius (zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts) verbreitete, weil dieser die Bibliothek zu Cäsarea viel benügt hatte. Vgl. Möhler, Patrol. S. 672-675.

7) Als Gegner und Bestreiter des Origenes erhob sich Methodius, der als Bischof von Olympia in Lycien wie von Tyrus in Phönicien bezeichnet wird. In der Verfolgung Diocletian's (303) oder wahrscheinlicher Maximin's starb er zu Chalcis in Cöle-Syrien als Märtyrer (311). Er hinterließ folgende Schriften, welche eine große Originalität des Geistes bekunden, besonders in der Lehre von der Incarnation und deren Beziehungen zur Kirche und zum Christen.

a) Zvμñóσlov s. convivium decem virginum, worin der Verfasser für die Virginität begeistert und dafür die Pracht der griechischen Sprache verwendet, wie er auch den Titel der platonischen Schrift entlehnte. Jede der 10 Jungfrauen hält eine Rede zum Lobe der Jungfräulichkeit, zumal wenn diese dem himmlischen Bräutigam und der Kirche geweiht ist. Christus habe das Urbild der Menschlichkeit dargestellt und in der Jungfräulichkeit sein Fleisch unbefleckt bewahrt. Darum stehe auch die Virginität in der Kirche so hoch. Vgl. Auszüge bei Deutinger, Geist der christlichen Ueberlieferung, Bd. II. Abtheil. 2. S. 65-90.

Von den übrigen Werken des Methodius sind nur Auszüge und Frag= mente bei Epiphanius haer. 64 und bei Photius cod. 234-237 erhalten. Es sind:

b) Περί αυτεξουσίου καὶ πόθεν κακά (de libero arbitro et unde malum), eine Bekämpfung der platonisch-gnostischen Ansicht von der Ewigkeit der Materie, und daß diese der Siz und die Ursache der Sünde sei. Die lettere sei vielmehr eine Folge des Mißbrauchs der menschlichen Freiheit und des Ungehorsams gegen Gott.

α) Περὶ ἀναστάσεως (de resurrectione), unb d) περὶ τῶν γεννητῶν (de rebus creatis); beide Werke waren gegen Origenes gerichtet. In jenem führt er den Beweis für die Wahrheit der Auferstehung der Leiber gegen dessen spiritualistische Verflüchtigung der Auferstehungslehre. Indem der Versasser vielfach die Argumente des Athenagoras wiederholt, hält er sich in der Mitte zwischen der überwiegend spiritualistischen Richtung des Origenes und der grobsinnlichen der Chiliasten, wobei er manche eigene interessante An= sichten entwickelt. Im Gegensatz zu der häretischen Ansicht, als sei der Leib der Kerker der Seele, bekenne der christliche Glaube, daß der Mensch eine Einheit bilde, eine Synthese von Seele und Leib sei, worin die menschliche Figur unter allen jeglicher Creatur verliehenen Gestalten die vollkommenste sei. Als aber das ursprüngliche Gebilde Gottes durch des Menschen

Sünde verderbt worden sei, habe er den einen Bestandtheil der Auflösung im Tode preisgegeben, um in ihm die Sünde ganz zu vertilgen, dann aber durch Umgestaltung zu heilen. Also nicht für immer ist das göttliche Erstlingsgebilde vernichtet worden, sondern es soll durch die Auferstehung neu hergestellt werden. Darauf deute auch St. Paulus: Wie wir hier das Bild des Jrdischen getragen haben, so werden wir jenseits das Bild des Himmlischen tragen. Jenes ist ausgedrückt in den Worten: „Du bist Erde und zu Erde sollst du werden. Auf das himmlische Bild aber weise die Auferstehung von den Todten und die Unverweslichkeit. Und wozu wäre auch die Menschwerdung, der Tod und die Auferstehung Christi, wenn der Leib vollständig vernichtet würde? Wenn man aber dann frage, welche Gestalt wird der auferweckte Leib haben? und wenn dieselbe Menschenfigur, wozu werden gewisse Glieder dienen, da die entsprechenden niedern Functionen doch aufhören sollen, so sei dieß thöricht. Man könne dieser Frage eine andere entgegenstellen: Ob die Creatur nicht einer Annäherung an den geistigen Zustand fähig sei, und sie nur dann und so weit glorificirt werden könne, als sie zerstört worden? Am Ende sagt Methodius: darum ist Christus gestorben, damit er Herr über Todte und Lebendige sei. Das beziehe sich auf die Leiber, die gestorben sind und die Seelen, die da leben. Wenn der menschliche Leib edler und vollkommener als der aller andern Creaturen ist, weil er von der Hand Gottes selbst gebildet und das herrliche Organ der vernünftigen Seele wurde, warum dauert er nur so kurze Zeit, während die Körper vieler unvernünftigen Creaturen doch oft viel länger dauern? Auch daraus müsse man schließen, daß der menschliche Körper noch in anderer Zeit fortdauern werde.

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Die Schrift selbst ging verloren, doch sind bei Epiphanius haer. 64, noch mehr bei Photius bibl. cod. 234. so umfangreiche Fragmente erhalten, daß wir daraus ein deutliches Bild von dem Ganzen gewinnen. Rößler hat dieselben in's Deutsche übersetzt, in seiner Bibliothek der Kirchenväter Thl. II. S. 296-314.

In dem zweiten Werke „über die geschaffenen Dinge“ bekämpft Methodius des Origenes Ansicht von der Entstehung der Welt und beweist, daß die verschiedenen Creaturstufen wie Himmel und Erde eine ewige Beeutung baben (δεῖ τῷ θεῷ — τὰ ἀθάνατα γένη πάντα σώζεσθαι), Sarum aud in Zukunft nicht alle gleich seien: die Menschen den Engeln ähnlich, aber nicht in diese verwandelt werden.

Ueberall zeigt Methodius das Bestreben, den christlichen Realismus geltend zu machen und gleich dem Symposium auch die andern Schriften in platonische Formen zu kleiden und sie mit platonischen Reminiscenzen zu schmücken, ohne von Plato etwas Anderes als die Form anzunehmen“ Ritter, Gesch. der christl. Philos. Bd. II. S. 13.

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d) Auch von der Widerlegung des Porphyrius und den Commentaren zur Genesis und zum hohen Liede besigen wir nur Fragmente; von jener, vermuthete man, sei die angeführte Abhandlung nepi tov y nur ein Auszug.

Die Homilien auf das Fest der Darstellung Christi im Tempel (únavτý oder de Symeone et Anna), auf den Palmsonntag und das Leiden

Christi (de cruce et passione Chr.) sind aus äußern und innern Gründen als unächt anzusehen.

Das Symposion und alle Fragmente zusammen mit Prolegomenis bei Galland. bibl. T. III.; abgedruckt bei Migne, ser. gr. T. 18. und in Methodii opera omn. ed. Alb. Jahn, Hal. Sax. 865 (nur griechisch); als zweiter Theil: Methodius Platonizans s. Platonismus St. Patrum eccl. gr. St. Methodii exemplo illustratus. So dankenswerth auch die überaus sorgfältige Zusammenstellung aller nur erdenklichen Stellen aus Plato ist, die Methodius verwendet hat, so muß doch der gegen Nitter behauptete materielle Einfluß als illusorisch bezeichnet werden, wie denn der Verfasser sich fast das Ansehen gibt, als führe er den Nachweis des arg übertriebenen Platonismus bei Kirchenvätern zum ersten Male. Vgl. Tillemont T. V.; R. Ceillier T. III. und Möhler, Patrologie S. 680-700.

C. Geschichtliche Werke im zweiten und dritten Jahrhundert.

§. 35. Märtyreracten und Hegesipp's Denkwürdigkeiten. Vgl. Permaneder, Patrologia specialis Tom. I. P. I. p. 273-303 und P. II. pag. 681-692.

„Haben wir bisher," sagt Möhler in gleichem Zusammenhange, „die siegreichen Fortschritte des Glaubens in der Wissenschaft bewundert, so erblicken wir hier in der Geschichte der Märtyrer die nämliche, nur noch glänzendere Entwickelung desselben im Leben; und bildet diese darum zwar nicht dem Umfange, aber doch dem Inhalte nach einen glänzenden Bestandtheil der kirchlichen Literatur", Patrologie S. 407-8.

1) Die zahlreichen Mittheilungen über die christlichen Märtyrer, welche in den Acten über den heldenmüthigen Tod des apostolischen Vaters Ignatius ihren Anfang nahmen und dann oft mit großer Ausführlichkeit fortgesett wurden. Vicles daraus nahm Eusebius mit Vorliebe in seine Kirchengeschichte auf. Daneben wurden die ursprünglichen „Calendaria Martyrum", die behufs des kirchlichen Gebrauchs an den einzelnen Tagen nur die Namen der an denselben gestorbenen Märtyrer angeben, durch Beifügung von Zügen aus ihrem Leben und ihrer Todesart zu den s. g. Martyrologia, bei den Griechen Menologia (von μry = Monat) ausgebildet. Dabei ward aber auch viel Unächtes beigemischt. Das berühmteste griechische Menologium ist das auf Befehl des Kaisers Basilius Macedo im 9. Jahrhundert verfaßte und 1717 edirte: Menologium jussu Basilii imperatoris (saec. IX.) graece collectum, nunc primum gr. et lat. ed. Cardinalis Hannibal Albani, Urbini 727. 3 T. f. In der lateinischen Kirche soll Hieronymus das älteste Martyrologium verfaßt haben, wie Cassiodor bezeugt.

Der Benedictiner Ruinart (acta primorum martyrum sincera et selecta, Amst. 713 und öfter) und die Bollandisten (acta Sanctorum per menses digesta) mußten diese Martyreracten daher stark sichten, nachdem bei den Griechen besonders Simeon Metaphrastes und im Occidente Jacobus de Voragine in der legenda aurea bei Schilderung der Heiligen und Märtyrer, wie sie sich im Munde des Volkes gebildet, viel Unzuverlässiges oder ganz Unwahres aufgezeichnet hatten. Während sich das martyrologium romanum im Gegensatz zu den andern meist partiAlzog's Patrologie. 3. Aufl.

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