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Anzahl anderer Metalle als zur Weißgoldherstellung geeignet angeführt, wie Wolfram, Chrom, Aluminium, Magnesium (?), Tellur (?) usw.

Von anderen Untersuchungsmethoden, welche am ehesten bezüglich Raschheit und geringen Materialverbrauches (bei einer gewöhnlichen Strichprobe wird für einen kräftig geführten großen breiten Strich durchschnittlich 0.0005 Gramm Legierung verbraucht) an Stelle der Strichproben treten könnten, kämen in erster Linie die Verfahren der Mikrochemie und dieser angepaẞte ähnliche Methoden in Betracht. Bisher sind aber meines Wissens diese Verfahren als kurze technische Proben für Edelmetallbestimmungen in Legierungen noch

nicht ausgearbeitet, sie sind auch nur von auf diesem Spezial-
gebiete ausgebildeten Chemikern durchführbar, erfordern zur
Erzielung genauer Ergebnisse u. a. eine Mikrowage usw., und
sind für den allgemeinen Gebrauch in mehrfacher Hinsicht
ungeeignet. Die Untersuchungsmethoden der Staaten Illinois
und Neuyork, in welchen vor einigen Jahren die Platinstempe-
lung eingeführt wurde, und welche außer Platin auch sämt-
liche anderen fünf Platinmetalle (Iridium, Rhodium, Palladium,
Ruthenium und Osmium) in gewissen Verhältnissen als dem
Platin gleichwertig und zulässig erklärt haben, wären vielleicht
in mehrfacher Hinsicht interessant, sind aber, soweit mir be-
kannt, bisher nicht veröffentlicht worden.
W-d-kh.

Organisation und Rationalisierung in der Edelmetallindustrie.

III.

Von Willi Leithner, Hanau a. Main.

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Zur rein zahlenmäßigen Kontrolle und Abrechnung benutzt man ein sogenanntes Metallbuch, in welchem die Kontrolle über die Metalle vom Werkmeister zum Arbeiter und zurück ausgeübt wird. Die Gesamtkontrolle von der kaufmännischen Abteilung zur Fabrikation wird später besprochen werden. In diesem Metallbuch wird für jeden Arbeiter eine Doppelseite mit „Ein- und Ausgang" belegt. Erhält der Arbeiter nun einen Auftrag, so wird das hierzu notwendige Material in seinem Beisein gewogen, man läßt ihn jeweils das Gewicht ansagen und trägt dasselbe unter Angabe des Datums in die für die betreffende Metallsorte vorgesehene Kolonne ein. In manchen Betrieben hält sich der Arbeiter ein separates kleines Kontobüchlein, in das er seinerseits die gleichen Eintragungen macht, doch ist diese Gegenkontrolle nicht absolut notwendig. Die Eintragungen in das Metallbuch haben sauber und geordnet mit Tinte zu erfolgen, damit sie bei irgendwelchen Differenzen, auch krimineller Natur, als Rechtsgrundlage anerkannt werden können.

Ist nun eine Arbeit fertiggestellt und vom Kabinettmeister geprüft, so wird sie, wie oben bemerkt, abgewogen und gleichzeitig das verwendete Material und die auf das Stück entfallende Arbeitszeit in die Ausgangs-Seite des Metallbuches eingetragen. Nach Ablauf einer bestimmten Frist, je nach der Größe des Betriebes, in acht oder vierzehn Tagen, erfolgt dann die Abrechnung mit dem Arbeiter. Hierzu sor-. tiert derselbe gewissenhaft die einzelnen Metallsorten und präpariert die angefallene Feilung durch das übliche Ausglühen, sodann wird das Gewicht der einzelnen Metallsorten festgestellt und in das Metallbuch entsprechend eingetragen. Die Feilung, sowie etwaige Abfälle behält der Werkmeister, das noch verarbeitungsfähige Material wird nach Abschluß des Kontos auf neue Rechnung vorgetragen.

Abschluß und Prüfung erfolgen durch die kaufmännische Abteilung unter gleichzeitiger Feststellung der Differenzen bzw. des durch die Verarbeitung der Metalle entstehenden Abganges, der je nach der betreffenden Verarbeitungsart bei Gold bis 3 Proz. und bei Platinverarbeitung bis 10 Proz. nicht übersteigen darf.

Diese Abrechnung beschränkt sich naturgemäß nur auf die rein zahlenmäßige Gegenüberstellung der Ein- und Ausgänge, die jedoch kein absolut klares Bild über den tatsächlich er

(Fortsetzung aus Nr. 51, Jahrg. 1926). folgten Abgang ergibt. Wie ja bekannt ist, enthält die abgelieferte Feilung einen gewissen Prozentsatz Aschenteile. Die effektive Abrechnung und genaue Feststellung des Verarbeitungsabganges erfolgt erst nach der Scheidung, Feilung und Darstellung der Feinmetalle.

Mit der Abrechnung und Kontrolle des Arbeitermaterialbuches durch die kaufmännische Abteilung hat gleichzeitig eine Kontrolle über die Arbeitszeiten stattzufinden. Deshalb muß streng darauf geachtet werden, daß die in dem Metallbuch notierten Arbeitszeiten mit den im Lohnbuch vermerkten und vorausbezahlten übereinstimmen. Ganz besonderes Augenmerk muß der Werkmeister darauf richten, daß er bei Abnahme der Arbeit die dem Arbeiter übergebenen Edelsteine, Perlen usw. genau nach kontrolliert und etwaige Beschädigungen gleich feststellt.

Die schon erwähnte effektive Metallabrechnung und Feststellung des tatsächlichen Fabrikationsabganges hat in der Weise zu erfolgen, daß dem Meister die zur Verarbeitung übergebenen Metalle in Gestalt von Fertigware, sowie der verbleibenden Feilung bzw. der durch die Scheidung erzielten Feinmetalle zurückgeliefert werden müssen. Die verbleibende Differenz ist der tatsächliche Fabrikationsabgang, der nach Möglichkeit für eine jede Metallsorte besonders festgestellt werden soll. Zur Vermeidung umständlicher Umrechnungen erfolgt die Abrechnung nicht in den verarbeiteten Metallsorten bzw. Karaten, sondern in den entsprechenden Feinmetallen.

Bei diesem Modus ist der Meister vollkommen verantwortlich für die Verarbeitung der Metalle, er muß also in seinem eigenen Interesse die größte Aufmerksamkeit darauf verwenden, daß die Fabrikation schon von seiten der Arbeitskräfte mit dem allergeringsten Materialabgang erfolgt.

Zur Durchführung dieser Materialkontrolle benutzt man ebenfalls ein Metallbuch nach Vordruck II mit einer Ein- und Ausgangsseite. Die Rohmetalle werden dem Meister auf der Eingangsseite, jede Metallsorte in separater Kolonne, unter Angabe des Datums und Bezeichnung des Lieferanten, belastet, den Empfang des Materials läßt man in einer besonderen Kolonne durch den Meister jeweils quittieren. Auf der Ausgangseite des Metallbuches erfolgt die Verbuchung der fertiggestellten Produkte besonderer Ausgänge, und zwar in der Reihenfolge, wie Vordruck IIb zeigt.

Nach der Abrechnungsperiode, welche mit der für die Arbeiter zusammenfallen soll, schließlich aber auch monatlich stattfinden kann, erfolgt eine Bestandsaufnahme der in der Verwahrung des Meisters befindlichen Metalle. Das verarbeitete Metall, sowie die vorhandenen Bestände werden in Feinmetall umgerechnet und einschließlich des Ergebnisses aus der Ausscheidung der Feilung, auf der Ausgangs-seite zur Erledigung des Abschlusses eingesetzt. Die bei der Gegenüberstellung der Ein- und Ausgänge sich ergebende Differenz bedeutet den tatsächlichen Fabrikationsabgang.

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Für diesen Abgang läßt sich eine bestimmte Norm nicht so leicht festlegen. Die Prozentsätze, die im allgemeinen die schon früher genannten nicht übersteigen sollen, sind durch die verschiedenen Verarbeitungsvorgänge sehr unterschiedlich. Bei der Herstellung von angepreßten Platinwaren, bei der eine effektive Verarbeitung von Platin kaum stattfindet, ist der Abgang natürlich geringer wie bei der Fertigung von PlatinGroßstücken, bei welchen eine sehr ausgedehnte Bohr- und Sägearbeit notwendig ist. Auch wird man die Erfahrung machen, daß die Abgänge im Sommer größer sind, wie in den kalten Jahreszeiten, da bei den Arbeitsvorgängen das Schwitzen der Hände unvermeidlich ist und mithin mehr Feilung an denselben haften bleibt und verloren geht. Auch kommt sehr in Betracht, wie oft die betreffenden Metalle geschmolzen werden. Hat der Meister ausreichendes Material zur Verfügung, so daß er die Abfälle nicht so oft schmelzen muß, so werden auch die Schmelzabgänge kleiner sein. Da jedoch bei der heutigen Kapitalknappheit und bei rationeller Arbeitsweise ein öfteres Schmelzen notwendig erscheint,

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so wird sich als natürliche Folge auch ein größerer Schmelzabgang bemerkbar machen.

Die Überprüfung, Feststellung und Beurteilung der Abgänge bedarf schon eines eingehenden wissenschaftlichen Studiums. Bei dieser Gelegenheit sind in Betracht zu ziehen: die Eigenschaften der Metalle, die spezifischen Gewichtsunterschiede, ihre molekularische Veränderung bei der Verarbeitung, eine genaue Kenntnis der Scheidungs- und Rückgewinnungsvorgänge. Ganz besonders muß der Abgang bei der Präparation der Feilung beobachtet werden, um hier unrechtmäßige Manipulationen festzustellen, die man bei der rein zahlenmäßigen Abrechnung mit dem Arbeiter nicht oder nur sehr schwer konstatieren kann, denn der Abgang bei der Feilung ist absolut bestimmend für den gesamten Fabrikationsabgang.

Um diese Feststellungen besser übersehen zu können, empfiehlt der Verfasser, die einzelnen Momente durch graphische Darstellungen festzuhalten, wie Abb. 3a zeigt. Sie enthält eine Aufzeichnung der in einem Monat verarbeiteten Feingold- und

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Feilung Abgang Abgang C

Mk. 16000

15400 MK.

gr. 2180 gr

2100

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1800

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Platinmenge separat nebst dem Abgang in Gramm. Die punktierte Linie bedeutet die erlaubte Höchstgrenze des Abganges, wodurch man sehr schnell im Bilde ist, ob richtig gewirtschaftet wird. Ferner zeigt die Abb. 3b den Gesamtumsatz und Abgang, ebenso unter 3c eine Aufzeichnung über die Feilung und den prozentualen Verlust bei der Scheidung. Sehr interessant ist auch eine Gegenüberstellung nach Abb. 4, in der das verarbeitete Material, die gezahlten Arbeitslöhne, und der Betrag der verbrauchten Hilfsmaterialien, in Mark dargestellt, Aufzeichnung findet. Man kann diese Aufstellung auch erweitern durch Hinzufügung der unproduktiven Fabrikationsunkosten. Diese Aufzeichnungen, jeden Monat gewissenhaft ausgearbeitet, ergeben ein klares Bild der in einem Jahre stattgefundenen entsprechenden Veränderungen.

Es ist ja genügend bekannt, daß der auf diesem Wege festgestellte Verarbeitungsabgang kein glatter Verlust ist, sondern ein größerer Teil der in Gestalt von Feilung und kleinen Abfällen verloren gegangenen Metalle findet sich in dem Bodengekrätz, den Rückständen der Wasser - Filtrieranlagen usw. wieder vor. Die Rückgewinnung erfolgt in dem üblichen Ausbrennen und Präparationsverfahren durch die bekannten Scheideanstalten. Da der Wert der rückgelieferten Metalle sehr bedeutend ist, muß man der Aufbewahrung und Behandlung der Rückstände die größte Aufmerksamkeit zuwenden. Die Aufbereitung des Gekrätzes erfolgt je nach Menge und Umfang des Betriebes ganz- oder halbjährlich, nur soll nicht versäumt werden, das rückgewonnene Metall dem in der gleichen Zeitperiode festgestellten Fabrikationsabgang gegenüberzustellen. Zur besseren Veranschaulichung

Wie

erfolgt dies ebenfalls durch eine graphische Darstellung nach Abb. 5 in der Reihenfolge: Gesamtmenge des in der entsprechenden Zeit verarbeiteten Materiales, Fabrikationsabgang, Rücklieferung aus dem Gekrätz und den sich ergebenden Effektivabgang oder Totalverlust. Dieser Aufstellung kann man auch noch das Ergebnis aus der Präparation des Polier- und Fassergekrätzes hinzufügen, um das Bild genauer zu gestalten.

Über die Präparation der Rückstände und Scheidungsvorgänge findet man in der Fachbibliothek geeignete Werke, auch erscheinen in der Deutschen Goldschmiede - Zeitung sehr oft eingehende Anleitungen von berufener Seite.

Natürlich ist es Grundbedingung, daß der technische Leiter der möglichst restlosen Wiedergewinnung des bei der Verarbeitung und Oberflächenbehandlung unvermeidlichen Abganges sein größtes Interesse zuwendet. Die Arbeitskräfte müssen erzogen und angehalten werden, ihre Werkplätze und Brettfelle gewissenhaft zu säubern, sowie beim Verlassen des Platzes den Feilnagel abzukehren und das Fell einzuhängen. Auch darf kein Arbeiter den Betrieb verlassen, ohne seine Hände ausgiebig gewaschen zu haben. Es ist jedem Fachmann bekannt, daß ein größerer Teil Feilung an den Arbeitsblusen und Handtüchern haften bleibt, sie sollten deshalb unbedingt im Betriebe selbst gewaschen werden. Versuche und Erfahrungen haben ergeben, daß dies absolut von Vorteil ist. Mit diesen Ausführungen dürfte das Wesentliche der Zeit- und Materialkontrolle dargestellt sein. Die weiteren Fortsetzungen befassen sich mit der inneren Organisation und Auftragserledigung.

Inventurausverkäufe - Reklame.

Zwei Kardinalfragen.

Vie es heißt, veranstalten die Uhrmacher in Berlin zum ersten Male einen Inventurausverkauf. In Anbetracht dieser Tatsache hat es meiner Meinung nach keinen Zweck mehr, über die Frage zu streiten, ob Inventurausverkäufe für Goldschmiede und Juweliere angebracht sind oder nicht, sondern man muß mit den Tatsachen rechnen und darauf achten, daß der Augenblick zu aktiver Stellungnahme zu ihnen nicht verpaẞt wird. Es handelt sich heute schon nicht mehr allein darum, daß die Reklamewirkung eines Ausverkaufes der Uhrmacher was Berlin beginnt, macht erfahrungsgemäß recht bald die Provinz nach auch auf den Schmuckverkauf in Uhrengeschäften sich ausdehnt, sondern es kommt dazu, daß die Warenhäuser ganz bewußt Schmuck und dem Schmuck nahestehendes Gebrauchsgerät in ihre Inventurausverkäufe mit einbeziehen und zum Teil sogar durch Schaufensterdekoration und andere Werbemittel in den Vordergrund schieben.

-

All das ist aber nicht durch Zufall gekommen, sondern hängt mit grundlegenden Änderungen in unserer Wirtschaft zusammen, die eine Neuaufrollung der Frage ,,Ausverkauf oder nicht" notwendig machen, und zwar unter der Notwendig. keit, alte Gründe zunächst einmal fallen zu lassen und heute von ganz neuer Basis auszugehen. Ob dann die Entscheidung für oder gegen den Ausverkauf fällt, das lasse ich offen. Es wird, wie man aus den weiteren Ausführungen sieht, für den Einzelnen die Entscheidung wahrscheinlich verschieden fallen, die letzte Richtung aber wird durch Aktivmomente in der Wirtschaft und die Verkaufsverteilung im Schmuckhandel selbst entschieden werden. Eine klare Entscheidung ist auf diesem Wege heute noch nicht zu sehen, es wird z. B. stark mitsprechen, ob das Fachgeschäft sich gegenüber dem Warenhause im Bewußtsein des Publikums in besonderer Wertschätzung zu erhalten weiß und noch so manches andere. Bei der Betrachtung der wirtschaftlichen Unterlagen der vorliegenden Entwicklung ist zunächst festzustellen, daß der Begriff des Inventurausverkaufes in seiner tatsächlichen Ent

wicklung sich vollständig geändert hat. Ursprünglich sollte der Ausverkauf die Sedimente des Warenumlaufs, volkstümlich die Ladenhüter genannt, abstoßen. Diese Tendenz ist selbst in Modewarengeschäften, wo sie am stärksten sein muß, meistens nur Teiltendenz. Früher konnte man es in der Zeit nach dem guten Weihnachtsgeschäft, in der doch nicht viel zu verkaufen war, so einrichten, daß man billig das modisch etwas minderwertig gewordene an Schichten abstieß, die mehr auf den Preis als auf die Fasson nach dem ,,dernier cri“ sehen mußten. Diese Schichten sind breiter geworden und rechnen außerdem heute bei dem allgemein geringer gewordenen Umsatz stärker als Faktor im Gesamtergebnis des Jahres. Außerdem verlangen die stark gestiegenen laufenden Geschäftsspesen, daß man keinen Teil des Jahres an Verkaufsmöglichkeiten brach liegen läßt. Das einzige Mittel, schlechte Zeiten zu beleben, ist aber die Reklame. Aus der ganzen Lage der Dinge mußte sich die Reklame aber auf das Empfinden einstellen, daß zur Inventurausverkaufszeit billig zu kaufen sei. Wissenschaftlich betrachtet nennt man das Einstellung auf das Quantitätsprinzip unter Zurücksetzung des Qualitätsprinzips. Während man sonst stets die besonderen Vorzüge seiner Ware lobt, ihre Schönheit, ihre Haltbarkeit usw., arbeitet die Ausverkaufsreklame stets in erster Linie mit dem Preismoment. Die wirtschaftliche Not der Käufer, die Knappheit der Mittel haben stark dazu beigetragen, daß dieses Preismoment für den Hauptteil der Käufer ausschlaggebend wurde. Die Unsicherheit der Preisbilanz in vielen Gewerben überhaupt, die durch Krieg und Inflation vergessenen Standardpreise einer früheren ruhigen Zeit schalteten Vergleichsmöglichkeiten und Schätzungsmöglichkeiten über „,billiger oder nicht" stark aus, so daß der Reklame mit ihrer einhämmernden Wirkung „Du kaufst jetzt billig, ganz billig, besonders billig" der Weg geebnet war. Es gehört mit zur Reklame und ihrer Wirkung, daß mancher Artikel zu dieser Zeit wirklich billig angeboten wurde bei Ladenhütern konnte und mußte man es ja tun aber die Grenze zwischen wirklich billigen und nur

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scheinbar billigen Waren verwischte sich nur allzu leicht. Es kam dazu, daß aus der Wirtschaftsnot und dem Zwang zu sparen heraus so mancher wichtige und notwendige Einkäufe bis zum Ausverkauf verschob und sich nun, da er endlich notwendige Besorgungen machen mußte, nur allzugern selbst einredete, daß er besonders billig kaufe. Damit aber war der Ausverkauf von der rein wirtschaftlich-rechnerischen Basis schon stark, ja überwiegend ins Psychologische, Gefühlsmäßige verschoben worden. Hier aber unterliegt der Mensch der Suggestion und was ist Reklame in solchen Fällen anderes ganz bedeutend. Und so kam es, daß aus einer geschäftlich stillen und toten Zeit mit Reklame nicht nur Konjunktur, sondern Hochkonjunktur gemacht werden konnte. Ein Warenhaus gibt trotz guten Weihnachtsgeschäftes bekannt, daß sein erster Inventurausverkaufstag 1927 ihm den größten Tagesumsatz seit seinem Bestehen gebracht hat. Das spricht Bände, das ist Umwälzung, totale Umwälzung durch reklametüchtige Ausnützung veränderter Wirtschaftsverhältnisse und von Stimmungen bei der Käuferschaft.

Es hat wenig Zweck, über die Berechtigung und die Ethik dieses neuen Werdens zu reden oder zu schreiben. Wirtschaftserscheinungen setzen sich ohne derartige Rücksichten durch, und zwar mit aller Brutalität sie sind eben da, und man muß mit ihnen rechnen.

Der Schmuckhandel aber kann es sich nicht leisten, eine Zeit der Umsatzlosigkeit und Geschäftsöde über sich ergehen zu lassen, wo andere das Geld scheffeln und Rekordgeschäfte machen. Er muß sich einstellen. Aber wie? Er hat heute vielleicht noch die Wahl. Aber soviel ist sicher, daß der Weg, den er gehen muß, nur über die Reklame führen kann. Die Wahl bleibt ihm nur noch in der Frage,,Qualitätsprinzip in der Reklame oder Quantitätsprinzip?" Befestigung der Wertschätzung des Fachgeschäftes oder Angebotskampf durch billige Preise?

Wenn er das Qualitätsprinzip aber halten will, dann ist es höchste Zeit, daß er durch die Reklame seinen Fachnamen viel stärker festigt, als das bisher geschehen ist. Manches ist in der Reklame getan worden und besser geworden. Aber alles reicht noch nicht aus. Reklame wird heute von anderen mit derartig großen Mitteln getrieben, daß das Wenige, was

der Schmuck tut, nicht ausreicht. Wir wollen uns darüber klar sein, daß es großer Anstrengungen bedarf, um das gegenüber Warenhäusern und dem Zeitgeist auf diesem Gebiete verlorene Feld wieder zu gewinnen. Möglich ist es, daß es nur einigen ganz großen Geschäften gelingt, die durch Tradition und feste Verbindung mit einer alten, konservativ eingestellten Kundschaft und Beschränkung auf ein ganz hochwertiges Angebot sich eine Sonderstellung gesichert haben. Die Möglichkeit, auch bei ihnen Bresche zu legen, besteht aber ebenfalls.

Zeitgeist, geänderte Vorbedingungen in der Wirtschaft, vor allem die Notwendigkeit, flaue Zeiten geschäftsbelebt zu machen, zwingen entschieden dazu, die Frage der Inventurausverkäufe von Grund auf neu zu besprechen. Viele der alten gegen sie erhobenen Einwände sind überholt. Es kommt dazu, daß das Geschäft überall nicht nur im Schmuck eine Neigung zeigt, an gleichmäßigem Flusse durch das ganze Jahr hindurch zu verlieren und sich auf einige Haupttermine zusammenzuballen. Dieser im Schwinden begriffene ,,Rhythmus" im Umsatz birgt schwere Gefahren in sich. Er bringt Zeiten der geschwächten Finanzkraft, damit Unruhe und Unregelmäßigkeit in die Ergänzung der Läger, allzu hohe Spesen in der geschäftslosen Zeit, Überbürdung in den kurzen Zeiten der Geschäftsbelebung. Dieser Rhythmus muß deshalb wiedergewonnen werden, ob durch Inventurausverkäufe und ähnliches, oder durch überhaupt stärkere Interessierung des Publikums am Schmuck, darüber kann vielleicht heute noch das Gesamtgewerbe oder der einzelne, der sich stark genug fühlt, entscheiden. Lange wird ihm diese Möglichkeit nicht mehr offen stehen, wenn er sich nicht rührt. Wirtschaftsabwicklungen werden nicht durch theoretische Streitereien erledigt oder auch nur gehemmt, sondern nur durch aktiven Eingriff. Deshalb heißt es heute: klare Entscheidung für oder gegen Inventur-Ausverkauf, auf jeden Fall dann aber großzügiges Eintreten für das gewählte Ziel und seine Durchsetzung mit allen Mitteln, die zur Verfügung stehen, zum Vorteil des Gewerbe und Auswertung bis zum letzten. Für beide Fälle aber heißen diese Mittel in erster Linie und überwiegend: ,,fachgemäße und großzügige Reklame".

H. W. Gerlach.

Die Pforzheimer Edelmetall- und Schmuckwaren-Industrie 1926.

Rück- und Ausblick.

(Auszug aus dem Bericht der Sitzung der Handelskammer vom 6. Januar 1927.)

Für die deutsche Gesamt wirtschaft stellt sich das Jahr 1926 als ein Jahr des Konjunktur-Umschwunges dar, in welchem die bisher stetig sinkende Kurve langsam und allmählich eine wiederaufsteigende Richtung einschlug. Die Edelmetall- und Schmuckwaren - Industrie ist als Luxusindustrie bekanntlich für Konjunkturänderungen außerordentlich empfindlich. Einen Konjunkturumschwung hat ihr aber das abgelaufene Wirtschaftsjahr nicht gebracht. Vielmehr hat sich die tiefe Depression, mit welcher sie in das Jahr 1926 eingetreten war, geradlinig bis in den Herbst hinein fortgesetzt. Die dann eintretende Belebung ihres Geschäftsganges ist im wesentlichen saisoncharakterlichen Momenten zuzuschreiben (Weihnachts- und Neujahrsfest).

Die Aufrechterhaltung der Betriebe war nur mit großer Mühe unter vielfach auch in großen Betrieben erfolgender starker Einschränkung der Arbeiterschaft möglich, die dann zum Weihnachtsgeschäft infolge des nur vorübergehenden Charakters dieser Belebung stark zu Überarbeit herangezogen werden mußte. Der stetig abflauende Beschäftigungsgrad fand seinen zahlenmäßigen Ausdruck in der ständigen Zunahme der Arbeitslosenziffer. Sie steigerte sich von 15 Proz. bis Anfang August auf über 25 Proz. der Arbeiterschaft und sank am Jahresende nur unbedeutend, so daß sie sich noch immer über der Arbeitslosenziffer bei Jahresbeginn hielt. Dazu kam das sehr erhebliche Anschwellen der Kurzarbeiterziffer, die sich in der flauesten Zeit im Sommer

mit den in der Schmuckwaren-Industrie überhaupt beschäftigten Personen geradezu deckte. Endlich in einer sehr beträchtlichen, in der Presse mit Recht verfolgten Auswanderung, deren zahlenmäßige Feststellung noch nicht möglich war. Diese wegen des Verlustes wertvollster Arbeitskräfte und wegen der dadurch erfolgenden Stärkung der ausländischen Konkurrenz bedenkliche Erscheinung legt die Frage nahe, wielange die Pforzheimer Edelmetall- und Schmuckwaren-Industrie bei weiterem Anhalten der gegenwärtigen Depression noch in der Lage sein wird, auch nur den von ihr am Jahresschluß beschäftigten, etwa 20000 Personen (unter Abzug der Arbeitslosen und Kurzarbeiter) weitere Beschäftigung zu gewähren.

Der Geschäftsgang zeigte dasselbe Bild: Ständig abschwächend im ersten Halbjahr mit außerordentlich spärlichem Auftragseingang, der nur zeitweise für gewisse Artikel wie Ringe, Ketten und sonstige Geschenkartikel überwiegend in billiger Preislage eine geringe Belebung erfuhr (Ostern, Badesaison). Die Zahlungsweise war das ganze Jahr über außerordentlich schleppend, und der Geldmangel führte vielfach zu übermäßigen Wechselprolongationen und bei schwachfundierter Kundschaft, die sich über den von ihr veranschlagten Bedarf hinaus mit Waren eingedeckt hatte, auch zu Verlusten. Der zunehmende Druck der Abgaben, Steuern und sozialen Lasten zwang bei dem bestehenden Geldmangel vielfach zu Stundungen. Die zu Jahresbeginn und im Sommer üblichen Geschäftsreisen

wurden vielfach, weil nicht einmal die Unkosten deckend, abgebrochen oder gar nicht angetreten. Diese schwierigen Verhältnisse hatten, wie stets bei wirtschaftlichen Depressionen, die bekannten unerwünschten Nebenerscheinungen zur Folge, wie Unterbietungen, Warenverschleuderung, Qualitätsverschlechterung und Produktionsverbilligung durch starke Heranziehung der Heimarbeit zur Herstellung auch von solchen Artikeln, die dieser Arbeitsform an sich entzogen sind.

Die Produktionsverhältnisse waren an sich nicht ungünstig. Der Reichsbankdiskont erfuhr in vier Absätzen eine Senkung von 9 auf 6 Proz., der jedoch der Bankzinssatz mit einer von der Industrie sehr unangenehm empfundenen erheblichen Spannung zwischen Soll- und Habenzinsen nur in unvollkommenem Maße folgte.

Die Materialpreise für Edelmetalle, Edelsteine, Perlen usw. waren im wesentlichen stabil oder zeigten zum Teil (Silber) sogar fallende Tendenz. Platin behauptete sich nach vorübergehender Senkung des Preises in den Sommermonaten. Gold eröffnete das Jahr mit einem Preis von 2795-2809 und stieg bis zum Jahresende nur unbedeutend auf 2795-2812. Silber dagegen fiel, wie bereits angedeutet, von 94.20-96.70 zu Jahresbeginn in steter Folge bis 73.50-76.00 am Jahresschluß, erreichte also damit einen noch unter Vorkriegszeit liegenden Preis (Pforzheimer Notierungen). Die Auswirkung dieser nicht ungünstigen Momente wurde aber durch die überaus schwierigen Absatzverhältnisse in ungünstigem Sinne entscheidend beeinflußt. Auf dem einheimischen Markt sah sich die Edelmetall- und Schmuckwarenindustrie infolge der allgemeinen Verarmung einer überaus geschwächten und beschränkten Aufnahmefähigkeit gegenüber. Auf dem Weltmarkt begegnete der Absatz deutscher Schmuckwaren den schwierigsten Hindernissen. In erster Linie infolge der fast ausnahmslos hochschutzzöllnerischen Einstellung des Auslandes. Dazu der Wettbewerb der untervalutarischen Länder. Ihre schlechte Währung hat nicht nur der Einfuhr von Schmuckwaren in sie selbst einen Riegel vorgeschoben, sondern auch als Exportprämie durch Unterbietung den erfolgreichen Wettbewerb ihrer Erzeugnisse mit den Produkten der sich einer gefestigten Währung erfreuenden Länder auf dem Weltmarkt ermöglicht. Dazu kommen die trotz des Genfer Abkommens vom Jahre 1923 zur Erleichterung der internationalen Zollförmlichkeiten immer noch vielfach bestehenden Einfuhrverbote und Schwierigkeiten im Reise- und Musterverkehr, im Punzierungswesen, im internationalen Zahlungsverkehr. Endlich auch die Erhöhung und Umänderung der Zolltarife selbst während der angeknüpften Handelsvertragsverhandlungen und die Unsicherheit der Gestaltung der Auslandsbeziehungen überhaupt. Diese starke Beschränkung der Absatzmöglichkeit für deutsche Schmuckwaren auf dem Weltmarkt hatte natürlich eine übermäßig starke Bearbeitung der wenigen noch zugänglichen Absatzgebiete mit den bekannten unerfreulichen Nebenerscheinungen der Preis- und Qualitätsverschlechterung zur Folge, die dem Ansehen der deutschen Schmuckwarenindustrie in diesen Ländern zum mindesten nicht genützt haben. Diese zahlreichen Schwierigkeiten, mit denen der Absatz von Edelmetall- und Schmuckwaren sowohl im Inland wie auf dem Weltmarkt zu kämpfen hatte und denen sich auf dem Gebiet des letzteren eine immer noch weit verbreitete Kriegspsychose hinzugesellt, erklären zur Genüge die das ganze Jahr über erhobenen Klagen über schlechten Geschäftsgang und begründen das für die Edelmetall- und Schmuckwarenindustrie so unbefriedigende Gesamtergebnis des Jahres 1926. Über die voraussichtliche weitere Entwicklung der Verhältnisse läßt sich nur sagen, daß nach den bisherigen Anzeichen der Tiefstand der Wirtschaftskurve für die Edelmetall- und Schmuckwaren-Industrie noch nicht erreicht zu sein scheint. Es erhebt sich daher die Frage nach etwaiger Reformbedürftigkeit der Edelmetall- und Schmuckwaren - Industrie in irgendeiner Richtung.

Bei der Prüfung und Beantwortung dieses Fragenkomplexes wird man sich äußerster Objektivität befleißigen und namentlich vor jedem Pessimismus hüten müssen. Für die innerliche Gesundheit des gesamten Aufbaues der Pforzheimer Edelmetallund Schmuckwaren - Industrie, ihrer Organisation und Struktur spricht ihr allmählicher, durch Menschenalter ohne ernstlichere Erschütterung erfolgter organischer Aufbau sowie die Tüchtigkeit, der Fleiß und die Zähigkeit ihrer Arbeiterschaft und ihres zum großen Teil aus letzterer hervorgehenden Unternehmertums. Auch in tehnischer Beziehung dürfte, von Einzelheiten abgesehen,

die Pforzheimer Schmuckwarenindustrie im ganzen auf der Höhe sein, wenn auch die Stärkung des ausländischen Wettbewerbs durch die von der Handelskammer in der Kriegszeit nachdrücklichst bekämpfte Ausfuhr von Spezialmaschinen sich in ständig zunehmendem Maße fühlbar macht, und selbst solche Maschinen dieser Art im Ausland festgestellt wurden, die, von einzelnen Firmen in eigenen Betrieben für ihre besonderen Zwecke konstruiert und gebaut, im Handel überhaupt nicht zu haben sind. Dagegen wird die Frage der Vereinfachung und Verbilligung der Fabrikation durch Beschränkung in der Herausbringung neuer Muster lebhaft diskutiert und die Forderung nach Normalisierung und Typisierung auch in dieser Beziehung, unter entsprechender Vergrößerung der Serien des einzelnen Musters erhoben. Etwa nach dem Vorbild der amerikanischen Industrie, die alle ihre Erzeugnisse in nur verhältnismäßig wenigen Mustern, dafür in verblüffend großen Serien herausbringt und durch möglichst intensive Ausnutzung des Produktionsapparates, einschließlich der Menschenkraft, auch eine Verbilligung der Produktion und des Produktes selbst herbeiführt. Dabei werden für Industrie und Handel die Wünsche, der Geschmack und die Bedürfnisse der Kundschaft oberstes Gesetz sein müssen, weil das, was für Schrauben und ähnliche Dinge richtig ist, für einen eine so hervorragend ausgeprägte persönliche Note tragenden Gegenstand wie ein Schmuckstück von Übel sein kann. Die Frage der Produktionsverbilligung auf diesem Wege bedarf also sorgfältigster Prüfung.

Von entscheidender Bedeutung aber wird für die weitere Entwicklung der Verhältnisse die Gestaltung der Handelsbeziehungen Deutschlands zum Ausland sein. Denn dieses hat sich infolge seiner fast ausnahmslos hochschutzzöllnerischen Einstellung, insbesondere gegen Luxuswaren, mit so hohen Zollmauern umgeben, daß selbst zu den vorgesehenen Minimalzöllen die Ausfuhr von Schmuckwaren dahin vollkommen ausgeschlossen oder nur auf ein Minimum beschränkt ist.

Wenn Frankreich z. B. in seinem derzeitigen Zolltarif (er ist trotz wiederholter offiziöser Ankündigung noch immer nicht erschienen) gegen 5 Frs. per Kilogramm in der Vorkriegszeit nach dem Maximaltarif 15 Proz. und nach dem Minimaltarif 5 Proz. vom Werte von Goldwaren erhebt und die Tschechoslowakei zum größten Mißvergnügen ihres dazu nicht einmal gehörten Edelmetall- und Schmuckwarengroßhandels ihre Gold- und Silberwarenzölle auf 900 bzw. 2000 Kc. je Kilogramm erhöht hat, so sind das, zumal gegenüber einem deutschen Einfuhrzoll von nur 24 Mk. für dieselben Waren, Zollsätze phantastischer Höhe, die absolut prohibitiv wirken, eine Verhandlungsbasis gar nicht abgeben können und seitens der betroffenen Länder Retorsionsmaßnahmen geradezu herausfordern. Die deutsche Edelmetallund Schmuckwarenindustrie hat von jeher auf dem Standpunkt des freien Handels gestanden und auf Zollschutz verzichtet, dafür aber Meistbegünstigung und Gleichberechtigung ihrer Erzeugnisse auf dem Weltmarkt mit denen irgendeines dritten Landes unter Ausschluß jeder Differenzierung gefordert. Die vorangedeutete Höhe auch der bei Meistbegünstigung erreichbaren Minimalzölle zeigen eben, daß die Meistbegünstigung angesichts der hochschutzzöllnerischen Rüstung eines großen Teils des Auslandes nicht ausreicht und die schwebenden bzw. bevorstehenden Handelsvertragsverhandlungen mit allem Nachdruck und sorgfältigst auf Zollbindungen unter den Minimaltarifen in einer für Edelmetall- und Schmuckwaren im internationalen Austausch tragbaren Höhe Bedacht nehmen müssen. Die bisherigen Ergebnisse der Handelsvertragsverhandlungen sind jedenfalls für die deutsche Edelmetall- und Schmuckwarenindustrie im höchsten Grade unbefriedigend. Denn sie haben beispielsweise Italien gegenüber dort nur einen Zollsatz von 360, 300 und 150 Lire für Goldwaren, also eine Belastung dieser Waren in Höhe des fünfbis zwölffachen Betrages der deutschen Zollsätze zu erreichen und die bekannte widersinnige Verzollung von Doubléwaren als Goldwaren nicht zu beseitigen vermocht. England erhebt trotz der Deutschland eingeräumten Meistbegünstigung für Edelmetallund Schmuckwaren in Verbindung mit Seide oder Stahl (Necessairescheren, Zigarettenetuis, Kombinationen), die zum Schutze seiner als Schlüsselindustrien angesehenen Stahl- und Seidenindustrie eingeführten Sonderzölle trotz des völlig nebensächlichen Charakters der Stahl- und Seidenausstattung der beispielsweise genannten Gegenstände. Die Einsicht in die Unhaltbarkeit der durch die hochschutzzöllnerische Einstellung des Auslandes in der Weltwirtschaft geschaffenen Verhältnisse beginnt sich aber

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