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Schaufenster der wirksamen Reklame bedarf. Wir leben in einer Epoche, die das Hauptgewicht auf Äußerlichkeit legt. Diese Zeiteigentümlichkeit macht es erklärlich, warum zum Beispiel im Theater so viel Wert auf hervorragende Inszenierung gelegt und der Regisseur oft über den Autor gestellt wird. Der Arrangeur des Schaufensters ist nun nichts anderes als der Regisseur der Ware. Er hat das Auftreten der Ware im Schaufenster zu inszenieren, durch geschickte Regie das Interesse für das Schaufenster, das heißt für die ausgestellte Ware zu wecken. Dabei ist der Grundsatz maßgebend: wahllose Warenstapel locken nie so an, wie das günstig exponierte Einzelstück. Die abgehärteten Großstädter sind besonders schwer zu fesseln. Sie eilen an den Schaufenstern meist vorbei, hastig und geschäftig, bleiben nur stehen, wenn ein Schaufenster durch besondere Ausstattung auffällt. Der „Blickfang“, der „Schlager" im Schaufenster hat mehr Anziehungskraft als kunstvolles Nur-zur-Schau-stellen hinter hohen Spiegelscheiben. Darauf ist es zurückzuführen, daß vor einem Schaufenster, in dem ein Neger eine Schuhputzcreme demonstriert oder ein Lehrling auf einer Maschine Visitenkarten druckt, sich ein Menschenknäuel drängt, während das benachbarte Juwelierschaufenster, das kunstvolle Herrlichkeiten birgt, verwaist ist. Da man mit lebenden Personen und maschinellen Vorgängen ein Juwelier-Schaufenster kaum inszenieren kann, muß man sich nach anderem „Blickfang" umsehen. Als solcher kommt zunächst,, die Szene" in Betracht. Als klassisches Beispiel kann die Idee eines Wiener Juweliers gelten, der zum Entwurf,,Hagen versenkt das Rheingold" wählte. Eine wie von Michelangelo geschaffene Hagengestalt, mit muskulösen Armen den Schild über dem Kopfe wurfbereit schwingend, schleudert den glitzernden Nibelungenschatz in die Fluten des Rheins, wo ihn die aus den Wassern tauchenden Rheintöchter in Empfang nehmen. Die Situation bietet viel Gelegenheit zur Anordnung von Schmuck: vom mit Schmuck beladenen Schild Hagens fließen Ketten und Perlschnüre herab; die Rheintöchter halten prägnante Schmuckstücke hoch, die zu Boden gefallenen Schmuckstücke fangen, gut plaziert, leicht den Blick des Beschauers.

Ein anderer zeitgemäßer Blickfang im Schaufenster des Juweliers und Goldschmieds: das durch Film vorführung belebte Schaufenster mit Spezialware. Es werden dabei nur Ringe, nur Ketten, nur Tafelgeräte, nur Bestecke usw. gezeigt. Der unsichtbar hinter der Schaufensterrückwand aufgestellte

Wir

Projektionsapparat läßt von Zeit zu Zeit einen Film laufen, der Einblick in die Herstellung des ausgestellten Spezialartikels zeigt. Der Film im Schaufenster wird immer zum Tagesgespräch, zur besten Reklame für das Branchengeschäft.

Man sollte nicht zu konservativ sein: auch die Puppe im Schaufenster stört das Ansehen der Juwelier- und Goldschmiedegeschäfte keineswegs. Man darf dabei freilich nicht Panoptikum spielen, sondern muß den Charakter der Schaufensterpuppe betonen, mit Illusionsplastiken arbeiten, die nicht an den Friseurladen gemahnen. Die Londoner Juweliere haben neuerdings Juwelenmannequins eingestellt, um der Kundschaft die Wahl des geeigneten Schmuckstücks zu erleichtern. Diese Tendenz läßt sich ohne weiteres auf die Schaufensterpuppe übertragen. Es wird an blonden und brünetten, an schwarzen und grauen Köpfen, nach der Haarfarbe und den Kleiderfarben abgestimmten Schaufenster- Figurinen gezeigt, daß Perlen, weniger Diamanten, einer blonden Frau zu Gesicht stehen, daß Brünette eben so gut wie Diamanten Smaragde und Rubinen tragen können, daß Türkise, Saphire, Amethyste und Korallen wegen ihrer weichen Farbtöne für ältere Damen bevorzugter Schmuck sind. An der Schaufensterpuppe kann der Aussteller in stetem Wechsel zeigen, was an Schmuck im Hause, auf der Straße, in der Gesellschaft und bei Festlichkeiten „en vogue" ist. Wo die Puppe als SchaufensterBlickfang wegen der Größenverhältnisse des Schaufensters nicht verwendbar ist, können Plastiken: Kopf bzw. Büste, Arm, Hand, Bein den Mannequin aus Wachs, Holz oder Papiermaché sehr gut ersetzen. Ein anderer Blickfang: der mit einem Tafelservice aus Edelmetall gedeckte Tisch oder der von der Edelschmiedekunst ausgerüstete Toilettentisch der modernen Frau; oder der Preisrichtertisch mit Sportpreisen. Sehr wichtig als Blickfang im Schaufenster ist der Aufbau in moderner Linie. Geometrische Figuren sind zeitgemäß. Sie können Teile und auch das Ganze des Schaufensters in der Wirkung heben, ebenso wichtig ist häufiger Farbenwechsel der Unterlagen und des Hintergrundes. Mit Hilfe bühnenmäßiger Soffitenbeleuchtung kann der Lichteffekt in ungeahnter Weise zum Blickfang verwertet werden.

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Wie der Blickfang auch angewendet wird, das Schaufenster muß immer die Seele des Geschäftes sein, immer Berührung mit dem Menschlichen aufweisen. Der beste Blickfang ist der, der noch nicht dagewesen ist.

Die Schätze der Joussoupoff's

Wir wissen, daß die Sowjet- Behörden die Schätze des ehemaligen Zarenhauses und der russischen Adelsgeschlechter mit Beschlag belegt haben, und nun versuchen, dieselben im Ausland, besonders in Amerika, an den Mann zu bringen. Es scheint, als ob die Reihe der aufgehäuften Kleinodien überhaupt kein Ende nehmen wollte; herrliche Arbeiten gleichwie wundervolle Steine, alles in erhabener Technik, zum Teil mit hohem künstlerischen Geschmack verarbeitet; man staunt, wie es einer Familie möglich gewesen sein kann, derartige Schätze aufzuhäufen. Die Familie Joussoupoff reicht mit ihrem Stammbaum zurück in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts. Dort wird ein Joussoupoff, ein Tartaren-Khan erwähnt, dessen junge Söhne sich nordwärts wandten, um den Zaren von Moskau zu dienen; deren Söhne wieder bekehrten sich zum Christentum. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war Prinz Boris einer der ersten Joussoupoffs, der viel zu dem späteren Familienreichtum beitrug. Man hielt seine Familie Jahrhunderte hindurch für die drittreichste im weiten Moskowiterreich sie rangierte nach den Geschlechtern der Romanoffs und der Prinzessin San Donato. Der Zar Peter der Große nun sandte den jungen Boris zusammen mit zwanzig anderen jungen Bojaren nach Fankreich,

Karl Meitner-Heckert.

um dort auf der Schiffsakademie zu studieren. Nachdem er in seine Heimat zurückgekehrt war, erhielt er in der Regierung einen hohen, verantwortlichen Posten, wo er sich bemühte, die heimische Fabrikation in jeder Weise zu heben, und so kam er in den Besitz von zahlreichen Fabriken, Gütern, Sklaven und anderen Vermögenswerten, die zuvor dem Staate gehört hatten. Als er dann im Jahre 1754 starb, hinterließ er seinen Angehörigen ein ungeheures Vermögen. Seine Nichte, die Prinzessin Tatjana Joussoupoff wurde seine gesetzliche Nachfolgerin, sie versuchte selbst die Schätze noch andauernd zu vermehren, aber sie besaß eine große Schwäche, und das war die Liebe zum edlen Gestein. Mit dieser Prinzessin hatte die Leidenschaft nach Edelsteinen ihren Anfang genommen; sie sollte sich durch die Jahrhunderte hindurch in der Familie forterben, und doch war später in der Familie niemand mehr, der sich mit derselben Leidenschaft, wie die Prinzessin Tatjana, dem Feuer der Edelsteine verschrieben hätte. Den Gipfel erreichte ihre Sammlung in dem unvergleichlichen Brillanten, der heute unter dem Namen „,Polarstern" bekannt ist. Sie hatte unter der Sammlung die Ohrringe einer Marie Antoinette, die ihr Leben unter der Guillotine aushauchen mußte. Auch war da ein Diadem zu

finden, das, mit Brillanten und Perlen besetzt, einst der Königin von Neapel, der Schwester des Marschalls Murat, gehört hatte; im Jahre 1620 kaufte sie für 200000 Goldrubel die berühmte Perle Peregrina" von Philipp II. alles in ihrem nahezu wahnsinnigen Drang nach dem Besitze edlen Gesteins.

Prinzessin Tatjana besaß auch einen Diamanten mit dem Namen „La tête du Bélier", einen großen Saphir, desgleichen eine Unmasse schöner Halbedelsteine wie Opale und Onyxe. Man sagt von ihr, daß sie die Gewohnheit besessen habe, ihren Gästen ein Motto oder ein fliegendes Wort abzuverlangen, das, gleich nach dem Ausspruch in eine Onyxplatte geschnitten wurde so kommt es, daß sie mit der Zeit eine äußerst wertvolle Sammlung von Mottos erhielt, die ihresgleichen nicht hat. Als sie später starb, hinterließ sie den Joussoupoffs einen solchen Reichtum, der ans Fabelhafte grenzte.

Der Vetter der Tatjana, Prinz Nikolai Joussoupoff (der Sohn des Prinzen Boris), lebte sehr lange, und stand in dauernder Gunst des Hofes. Auch er war stets bestrebt, seinen Reichtum zu vermehren, indem er sich Staaten, Sklaven, Gemälde und Juwelen schenken ließ. Nicht nur die Herrscher Rußlands, sondern auch die Könige des übrigen Europa, die seine Vorliebe für derartige Dinge kannten, beschenkten ihn; besonders aus Frankreich erhielt sein Vermögen dauernden Zuwachs. Als er im Jahre 1804 Paris besuchte, wurde er von Napoleon mit großem Pomp empfangen im Theater erhielt der russische Fürst den Platz Napoleons, was sonst nur einem König gestattet wurde; außerdem schenkte ihm der Herrscher Frankreichs bei seiner Abfahrt zwei Sèvre-Vasen von ungeheurem Wert. Später erhielt dann der Fürst Nikolaus noch drei kostbare Gobelins die beiden Sèvres-Vasen und die Gobelins befanden sich bei dem Ausbruch der Revolution im Jahre 1917 noch in demselben Raum des Palastes des Fürsten in Petersburg, wo sie damals hingebracht worden waren. Als der Fürst Nikolaus starb, wurden in einem Ver

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zeichnis außer großen Ländereien und Gütern eine wertvolle Bibliothek, viele Gemälde, Statuen von hervorragendem künstlerischen Wert und sogar ein Theater erwähnt, das ausschließlich für den Gebrauch des Fürsten und seiner Gäste bestimmt gewesen war.

Es gab nicht viele Joussoupoffs, und es wurde das vermieden, was mit Familienreichtum so häufig geschieht, daß er unter die Nachkommen aufgeteilt wird, und eines Tages überhaupt nicht mehr zu sehen ist. Dazu kam, daß sie stets nur Frauen aus sehr reichen Familien nahmen, wodurch der Reichtum noch vermehrt wurde. Der Enkel des Fürsten Nikolaus, im Jahre 1831 geboren und nach seinem Großvater ebenfalls mit dem Namen Nikolaus belegt, war jahrelang der einzige Nachkomme des alten Tartaren - Khans. Er war der Erbe des seit Jahrhunderten aufgehäuften Familienreichtums. Im Jahre 1854 sandte er in einer patriotischen Anwandlung zwei Infanteriebataillone nach dem belagerten Sebastopol, zwei Bataillone, die er aus eigenen Mitteln ausgebildet, gekleidet, ernährt und bewaffnet hatte. Auch er war bekannt für seine nie zu befriedigende Leidenschaft nach Juwelen und ähnlichen Kostbarkeiten. Nach seinem Tode schrieben die Zeitungen, daß „jedes Museum der Welt mit Neid auf die ungeheuren Schätze des verstorbenen Fürsten sehen könne".

Es scheint glaubhaft, daß unser Zeitgenosse, der Fürst Felix, der Erbe der Sammlungen der Tatjana und des Fürsten Nikolaus eine große Anzahl der Armbänder, Ketten, Ringe und Gemälde gerettet hat später wurden diese in Paris verkauft, und auch die Interessenten in London und Neuyork trugen dazu bei, daß der vertriebene Fürst im Exil dasselbe luxuriöse Leben weiter führen konnte, wie er es von Hause aus gewöhnt war. Aber den allergrößten Teil seines Vermögens mußte der Fürst in Rußland aufgeben, wo es heute entweder die russischen Museen schmückt, oder von den roten Behörden zu klingender Münze gemacht worden ist.

Über Türkise

an kann das Alter des Türkis bis in das Mittelalter zurückverfolgen. Dem Altertum scheint dieser wichtige Edelstein unbekannt gewesen zu sein, jedenfalls sind irgendwelche Belegstücke aus den Werken antiker Schriftsteller nicht vorhanden. Auch unter den Kunstschätzen der Antike befindet sich nichts, was auf die Kenntnis des Türkis schließen läßt. In der Neuzeit nimmt der Türkis unter den Schmucksteinen einen ersten Platz ein; besonders wird er im Orient viel getragen, da die Bewohner des Morgenlandes den Türkis für glückbringend halten. Rein mineralogisch betrachtet ist der Türkis eine blaugefärbte Abart des häufig vorkommenden Minerals Kallait. Man findet den Kallait als Zersetzungsprodukt in Form von krustenartigen Erhebungen auf verwitterten Steinen. Früher hielt man den Kallait für amorph, da er keine fürs Auge erkennbaren Kristalle besitzt; erst bei Dünnschliff unter mikroskopischer Vergrößerung erkennt man seine Kristallform in Gestalt eines feinkörnigen Gemenges. Der chemischen Zusammensetzung entsprechend enhält der Türkis ungefähr 47,0 Proz. Tonerde, 32,5 Proz. Phosphor*säure und 20,5 Proz. Wasser, hierbei wird jedoch der immer vorhandene Kupfer- und Eisengehalt nicht berücksichtigt. An Nebenbestandteilen enthält der Türkis zwischen 1 - 4 Proz. Eisenoxyd und zwischen 2-8 Proz. Kupferoxyd, die auf die Färbung des Steines von Einfluß sind. Nach der Ansicht Penfields beruhen diese Beimengungen nicht auf fremden Verunreinigungen, sondern der Eisen- und Kupfergehalt bildet einen natürlichen Bestandteil der chemischen Zusammensetzung des Türkis.

Durch Erwärmung verwandelt sich die ursprünglich blaue Farbe in eine dunkle braune Masse, die bei der geringsten

Berührung in Pulver zerfällt. Doch ist es selbst unter der starken Hitzeeinwirkung der Lötrohrflamme nicht gelungen, den Türkis zu schmelzen. In Salzsäure und Salpetersäure löst sich der Türkis in der Regel auf, doch gibt es auch Türkise, die den Einwirkungen dieser Säuren widerstehen. Die Wirkung der Säuren geht aber immerhin soweit, daß die Farbe des Steines zerstört und vernichtet wird.

Im ursprünglichen Zustande zeigt der Türkis einen matten, glasigen Glanz, der aber dann durch Polieren und Schleifen jenes eigenartige, schöne Aussehen annimmt, das den Stein so wertvoll macht. Mit Ausnahme von Röntgenstrahlen ist der Türkis wenig lichtdurchlässig. Bei der mikroskopischen Untersuchung des Türkis findet man eine Unzahl von winzigen, körnerartigen Gebilden, die bei polarisiertem Licht doppelbrechend wirken und hierdurch ihre Kristallform beweisen.

Die Farbenunterschiede des Türkis bewegen sich zwischen himmelblau und mattgrün mit grauen Beimischungen. Am meisten werden Steine von gleichmäßiger, himmelblauer Färbung geschätzt. Mit der zunehmenden Beimischung von grün nimmt der Wert und der Preis des Steines in starkem Maße ab. In einem kleinen Teil Arabiens sind vollkommen grüne Steine als Schmucksteine allerdings sehr beliebt. Steine bestimmter Fundorte weisen häufig eine netzartige, meist hellere Streifenbildung auf; daneben findet man auch dunkelbraune Schattierungen, die als feine Adern den Stein überziehen.

Der Türkis hat vereinzelt die unangenehme Eigenschaft, die Farbe zu verlieren. So haben die Steine aus bestimmten Staaten Nordamerikas und dem Megharatal am Sinai in einigen Fällen schon nach kurzer Zeit eine matte und glanzlose Fär

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bung, die häufig bis zur Farblosigkeit ausbleicht. In vielen Fällen nimmt das an sich schon unbeständige Blau durch die Einwirkungen des Sonnenlichtes einen grünlichen Farbton an. Diese Farbenveränderungen bilden aber durchaus nicht die Regel, sondern es gibt Steine, die trotz der atmosphärischen Einflüsse unverändert ihren Glanz und ihre Farbe behalten. Man kann vielfach Türkise, die durch den Schweiß des Menschen oder durch die Strahlen des Sonnenlichtes ihre Farbe verloren haben, durch Behandlung mit Ammoniak auffärben. Oft genügt auch ein Einfetten des Türkis, um den alten Farbton wieder herzustellen. Diese künstliche Erneuerung der Farbe ist jedoch keine dauerhafte, so daß solche künstlich aufgefrischten Steine im Handel eine unliebsame Erscheinung sind. Aus diesem Grunde sind ständig Versuche gemacht worden, an sich wertlosere Steine künstlich in der Farbe zu beeinflussen. Diese betrügerischen Versuche sind von Erfolg gekrönt gewesen, als man die betreffenden Türkise mit Berliner Blau überzog. Die Farbe dringt in den Stein selbst nicht ein, so daß man sie leicht abkratzen kann. Ein weiteres Hilfsmittel zur Feststellung der Fälschung ist, den Stein in Lampenlicht zu halten, wo die künstliche Blaufärbung als ein schmutziges Grau erscheint, während der unverfälschte Türkis seine Färbung unverändert beibehält. - Auch die Einwirkung von Ammoniak greift das künstliche Blau an, während der echte Türkis in der Farbe unbehelligt bleibt.

Das spezifische Gewicht des Türkis bewegt sich zwischen 2,6 bis 2,8. Der Härtegrad ist gleich 6, also im Verhältnis zu anderen Edelsteinen gering; mit der Feile läßt er sich leicht bearbeiten, auch Quarz vermag Risse auf dem Türkis zu erzielen. Der Türkis wird im allgemeinen nur mugelig ,,en cabochon" geschliffen, wobei die Unterfläche meist von runder oder ovaler Form vollkommen eben bleibt. Auf diese Weise wird der Glanz und die Farbe des Steines am besten zur Geltung gebracht. In seltenen Fällen wendet man auch den Facettenschliff an, der aber wegen der Undurchsichtigkeit des Türkis wenig vorteilhaft ist. Im Orient findet man oft Steine, die durch Eingravierungen von Sprüchen aus dem Koran besonders eigenartig wirken.

Die Wertbestimmung des Türkis hängt neben der Farbe besonders von der Größe des Steines ab. Kleine und mittelgroße Steine sind verhältnismäßig leicht im Handel zu finden, dagegen gehören große Steine, die sich gleichzeitig durch eine fleckenlose Färbung auszeichnen, zu den größten Seltenheiten. Die größten und seltensten Türkise befinden sich wohl im Besitz des Schahs von Persien, der als Eigentümer großer Türkisgruben die besten Fundstücke für seinen Privatgebrauch zurückbehielt.

Das Verbreitungsgebiet des Türkis liegt hauptsächlich in Asien, in dem persischen Gebirgsland, das die Grenze gegen das russisch-transkaspische Gebiet bildet. Besonders der Bezirk von Nischapur in der Provinz Chorassan zeichnet sich durch reiche Gruben namentlich am Südabhange des Berges Ali-Mirsai aus. Neben der Grubengewinnung findet man den Türkis auch oft im Geröll der Gehänge; man stößt hier häufig auf Steine, die äußerlich vollkommen verwittert und ausgebleicht sind, im Innern aber eine um so schönere Blaufärbung aufweisen. Die gewonnenen Steine werden unmittelbar an Ort und Stelle mugelig geschliffen und darauf von Vertrauenspersonen des Dorfes nach dem nahen Edelsteinmarkt Mesched gebracht. In Mesched wird der Türkis für den Weitertransport besonders zugerichtet. Man klebt ihn auf Harzstäbchen, die man zu Bündeln zusammenbindet. Über Rußland findet er dann seinen Weg zu den großen Edelsteinzentren der ganzen Welt. Für nicht farbebeständige Steine hat der persische Türkishändler ein einfaches, betrügerisches Gegenmittel. Er bewahrt den betreffenden Stein bis zum Verkauf in feuchter Erde auf, zum großen Schaden des Käufers, der bald entdeckt, daß er betrogen wurde.

Neben den persischen Gruben sind die Türkisgruben auf der Sinaihalbinsel für den Edelsteinmarkt von Bedeutung. Die Abbaulager befinden sich im Magharatal, das schon zur Zeit der alten Ägypter bedeutende Kupferbergwerke besaß. Das geologische Auftreten des Türkis ist ähnlich wie in Persien. Man findet ihn in den Spalten der aus rotem Sandstein bestehenden Ablagerungen der nördlichen Talwand, die ungefähr 150 Fuß über der Talsohle selbst liegt.

Die Türkise der Sinaihalbinsel stehen den persischen nicht nach, soweit die erste Qualität in Betracht kommt. Der Durchschnitt jedoch erreicht die persische Mittelklasse nicht. Die Farbe ist heller, oft ein verwaschenes Blau; im übrigen sind sie spröder und glänzender als der persische Türkis. Der glasartige Glanz der „ägyptischen glasartige Glanz der ägyptischen" oder „,Alessandrinen“Türkise gab in Europa oft zu dem Irrtum Anlaß, sie für Fälschungen zu halten, bis eine sorgfältige Prüfung ihre Echtheit bewies.

Fundstätten von Bedeutung finden sich weiter in den Weststaaten der Vereinigten Staaten von Amerika. Besonders Neu - Mexiko kann auf eine jahrhundertelange Türkisgewinnung zurückblicken. Neu- Mexiko, das heute zu den Vereinigten Staaten gehört, bildete früher einen Teil des mexikanischen Aztekenreiches. Die alten Mexikaner scheinen merkwürdigerweise nicht den blauen, sondern den heute fast wertlosen grünen Türkis für wertvoller gehalten zu haben. Man benutzte ihn zur Verzierung von Gegenständen und als Schmuckstein für Ringe und Armbänder. Man unterscheidet in Neu- Mexiko vier verschiedene Bezirke, die der Türkisgewinnung dienen, nämlich die Jarilla mountains, die Burro mountains, dann die Gegend von Eureka und Los Cerillos. Die Produktionsfähigkeit der mexikanischen Gruben hat die der persischen bei weitem übertroffen. Auch qualitativ stehen die mexikanischen Türkise den persischen kaum nach. Es wird zwar oft in Fachkreisen behauptet, daß die mexikanischen Steine ausbleichen und ihre Farbe verlieren, doch tritt dies nur in seltenen Fällen ein. Unter den oben erwähnten Fundstätten nimmt die Berggruppe von Los Cerillos den ersten Platz ein. Rein mineralogisch setzt sich dieser kegelartige Bergkomplex aus porphyrartigen vulkanischen Trachytgesteinen zusammen. Diese sog. Angitandesiten sind neben anderen Mineralien von Türkis durchsetzt. Oft in so starkem Maße, daß die Bergwände blaue und grüne Stellen aufweisen.

Die Türkisgruben Arizonas und Nevadas wurden schon von den alten Mexikanern, später von den Spaniern wirtschaftlich ausgenutzt. Die in Nevada gewonnenen Türkise zeichnen sich besonders durch ihre Farbe und ihr Aussehen aus, so daß man sie trotz ihrer Kleinheit zu den besten Steinen Nordamerikas rechnen kann. Leider blieb auch der Türkis vor Nachahmungen nicht bewahrt. Soweit chemische Zusammensetzung und physikalische Eigenschaften in Betracht kommen, unterscheiden sich diese vom echten Türkis nur wenig. Auch rein äußerlich, in der Farbe und im Glanz kommt die Nachahmung dem Naturprodukt bis zur Verwechslung nahe. Da für das bloße Auge die Unterscheidung der beiden Steine große Schwierigkeiten bereitet, sind verschiedene Verfahren entstanden, welche die Prüfung und Feststellung des echten vom künstlichen Türkis ermöglichen. Der zunächst beschriebene Versuch hat insofern einen großen Nachteil, als ein geringer Teil des zu prüfenden Steins vernichtet wird. Bei dem Versuch wird ein kleiner Türkissplitter erhitzt, der, wenn es sich um einen echten Türkis handelt, zu einem schwarzbraunen Pulver verbrennt, der künstliche Türkis dagegen schmilzt und bildet beim Erkalten eine feste Masse, die äußerlich ihre Färbung verloren hat, im inneren Kern aber ihre blaue Farbe beibehält.

Ein anderer Versuch, der nicht so kostspielig wie der erste ist, spielt sich folgendermaßen ab: Setzt man künstliche Steine der Einwirkung von Wasser aus, so dunkelt ihre Farbe sichtbar nach und ihre Oberfläche zeigt im ungetrockneten Zu

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stande netzartig verlaufende Risse und Sprünge, die der echte Türkis bei dem gleichen Versuch nicht aufweist. Lange Zeit galt das Anhaften des Muttergesteins als ein Beweis für die Echtheit des Steines. Doch gelang es der Technik, auch den nachgemachten Türkis mit denselben Flecken, die meist von Brauneisenstein herrühren, zu versehen.

Eine Nachahmung, die ohne weiteres mit dem bloßen Auge als solche erkannt werden kann, besteht aus einer türkisähnlichen Glaspaste. Die Herstellung vollzieht sich, indem man einer undurchsichtigen Glasmasse 3 Proz. Kupferoxyd, 11⁄2 Proz. Braunstein und einen Bruchteil Kobaltoxyd beifügt. Der auf diese Weise imitierte Türkis besitzt den gewöhnlichen Glasglanz, außerdem zeigt er beim Schleifen die dem Glas eigentümliche Splitterbildung.

Ein Material, das lange Zeit mit dem echten Türkis verwechselt worden ist und daher auch denselben Namen bekommen hat, ist der sogenannte Zahntürkis, der aus den Knochen, besonders aber Zähnen prähistorischer Tiere besteht. Die türkisähnliche Blaufärbung entstand dadurch, daß bei dem Lagern in der Erde phosphorsaures Eisen oder

Unter

=

Blaueisenerde von den einzelnen Knochenteilen aufgenommen und hierdurch die täuschende Blaufärbung erzielt wurde. Man hat diese gefärbten Knochenüberreste, die entweder vom sibirischen Mammut oder von den aus Frankreich stammenden Mastodonten herrührten, durch regelrechten Bergbau an das Tageslicht gefördert. Die Fundstücke sind in natürlichem Zustande unscheinbar graublau, erhalten aber durch künstliches Erwärmen eine himmelblaue, türkisähnliche Farbe. Die Verarbeitung des Zahntürkis ist ähnlich der des echten Türkis, die mugelige Form wird bevorzugt. Die Farbe des Zahntürkis verliert im Gegensatz zum echten Türkis bei künstlicher Beleuchtung ihren Glanz und ihr gutes Aussehen. Auch durch die Einwirkung von Wasser und Alkohol tritt ein allmähliches Verblassen ein. Ein wichtiges Kennzeichen des Zahntürkis ist sein hoher Gehalt an kohlensaurem Kalk, der sich beim Betupfen des Steines mit Salzsäure durch Bläschenbildung sofort bemerkbar macht. Das spezifische Gewicht des Zahntürkis ist mit 3 bis 312 größer als das des echten, so daß ein Stück Zahntürkis in einer Flüssigkeit mit dem spezifischen Gewicht 3 untersinkt, während der echte Türkis schwimmt. Dr.P.Martell.

Pavéfassung (Pflasterfassung)

Inter Pavéfassung (pavé gepflastert) versteht man die Ausfassung einer geschlossenen Fläche in eng gedrängter Anordnung der Steine. Solange noch der Granatschmuck in der Mode war, blühte auch die Pavéfassung, da ja der Granatschmuck alle seine Flächen in dieser Technik auszufassen liebte. Allerdings war das eine andere Art der Pavéfassung, als man sie heute kennt: In die Zwickel, welche zwischen den kreisrund geschliffenen, eng aneinander gefaßten Steinen entstehen, werden einzelne Stotzen ein gelötet. Nachdem die Steine eingesetzt sind, werden die Stotzen breit gedrückt und damit die Steine festgehalten.

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dem alten System schneidet man, nachdem die Bohrungen fertiggestellt sind, mit einem gerade geschliffenen Stichel die Zwischenwände an den schmalsten Stellen durch (Abb. 1, b), so daß die Zwickel, welche zwischen den Kreisbohrungen entstehen, übrig bleiben. Aus diesen Metallzwickeln bildet man das Korn, das dann schräg gedrückt wird, um den Stein festzuhalten (Abbildung 1, b). Das Bohren muß so vorgenommen werden, daß eine Auflage für den Stein entsteht.

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Herzform

mit verschiedenem Steinmaterial ausgefaßt.

arbeit Grundbedingung, da sie nur einen guten Eindruck macht, wenn die Steinreihen und die Zwischenräume durch aus gleichgroß sind und gleichmäßig verlaufen. Beim Nebeneinanderlegen der Steinreihen ordnet man die Steine verschränkt an, damit die Zwickel möglichst klein werden. (Abb. 1 a, b, c.) Es muß nicht nur gleichgroß, sondern auch gleichtief gebohrt werden; die Wölbung oder sonstige Modellierung des Metallgrundes darf durch das Besetzen mit Steinen nicht gestört oder geändert werden.

Beim Pavéfassen wird, wie beim Fadenfassen, das Festhalten der Steine durch Metallkörner bewirkt, welche aus dem Metall herausgeschnitten und über die Rundiste des Steines herübergedrückt werden. Man kann dabei in einer älteren, oder in einer neueren Art, die Körner zu formen und gegen den Stein anzudrücken, vorgehen. Es sind das dieselben Arten wie sie in dem Artikel,,Über die feine Fasserei" in der D. G.-Z. 1927, Heft 5 (S. 41 u. 42) beschrieben sind. Nach 314 Deutsche Goldschmiede-Zeitung Nr. 31

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Alte Fassung: Die Löcher sind gebohrt; die Wände durchgestochen.

Das Durchschneiden der Zwischenwände ist so zu verstehen, daß man das Metall etwa bis auf die Hälfte seiner Stärke oder bis auf die Höhe der Steinauflage - an der betreffenden Stelle wegschneidet.

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Bei dem neuen Verfahren wird das Korn dadurch erzeugt, daß man mit dem Justierstichel das Metall von der schmalsten Stelle des Zwickels aus gegen den Mittelpunkt des Steines hin

emporschiebt, so daß sich ein schrägliegendes und über die übrige Metallfläche emporragendes Korn bildet (Abb. 1, a, vgl. auch D. G.-Z. Heft 5, 1927, S. 42 oben). So werden schließlich für jeden Stein zwei Körner vorhanden sein, die gegeneinander gerichtet sind. Sind alle Körner aufgestochen, so werden die Zwischenwände bis auf halbe Metallstärke durchgeschnitten und die Bohrungen nachgebohrt. Jetzt werden die Steine eingesetzt und endlich die Körner durch Aufrichten über die Rundiste des Steines herübergedrückt. Jeder eingesetzte Stein wird sofort fertig gefaßt, ehe der nächste daran kommt. Bei bewegten Umrißformen, wenn z. B. eine Herzform in Pflasterfassung ausgeführt werden soll, müssen leere Räume welche übrig bleiben, durch kleinere Steine und durch Anbringung von mehreren Körnern ausgefüllt werden; alles hier Gesagte gilt natürlich ebensowohl, wenn eine Pflasterfassung nur aus einer, als wenn sie aus verschiedenen Arten von Steinen besteht (Abb. 1, c).

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