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Diebeners Werkvorlagen

Broschen, Anhänger, Ringe, Obrgehänge usw. in reicher Auswahl, passend zur Vorlage für die Kundschaft mif beigegebenen Kalkulationen für die Anfertigung

1. FOLGE

Eine Mappe mit 26 Tafeln auf feinem starken Karton 10.- R.-Mk., für Abonnenten 7.50 R.-Mk.

Verlag der Deutschen Goldschmiede-Zeitung, Wilhelm Dlebener G.m.b.H., Leipzig, Talstr. 2

Herausgeber: Verlag Wilhelm Diebener G. m. b. H. in Leipzig unter Mitwirkung von Professor R. Rücklin in Pforzheim. Redaktion: Volkswirtschaft, Geschgebung und Steuerwesen Syndikus Hermann Pilz in Leipzig, für Süddeutschland Dr. Dessauer in Stuttgart; Kunstgewerbe: Professor L. Segmiller in Pforzheim; Hauptschriftleitung und verantwortlich für den Gesamtinhalt: Curt Streubel in Leipzig. Anzeigenteil: Wilhelm Brocke in Leipzig. Druck von Günther, Kirstein & Wendler in Leipzig.

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30. Jahrgang, Nr. 46

Leipzig, 12. November 1927

Deutsche Goldschmiede-Zeitung

DAS FACHBLATT DES GOLDSCHMIEDS

Angegliedert die Deutsche Edelmetall-Kunst, früher Jnternationale Bijouterie-Zeitung Kosmos, gegründet 1881

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Alle 14 Tage ein Vollheft. Diese Kleine Ausgabe erscheint in der Zwischenwoche

Die berufliche Eignungsprüfung für Goldschmiedelehrlinge

Die

ie markanteste Erscheinung unserer Zeit ist die geradezu stürmisch zu nennende Entwicklung, der rasende Fortschritt auf sehr vielen Gebieten der deutschen Industrie. Die Erkenntnis, daß wir gegenüber den Fabrikationsmethoden Nordamerikas, welches seine gesamte Betriebsführung nach wissenschaftlich bis aufs kleinste ausgearbeiteten Prinzipien eingerichtet hat, rettungslos ins Hintertreffen geraten würden, wenn wir nicht nach gleichen Grundsätzen vorgehen wollten, hat in Deutschland in überraschend kurzer Zeit Änderungen von tiefeinschneidender Bedeutung entstehen lassen. Diese beziehen sich aber nicht nur auf die rein organisatorische Umstellung unserer bisherigen Arbeitsweisen, sie umfassen nicht nur die Anschaffung neuester Maschinen und sonstiger Betriebsmittel, sondern sie haben auch in individueller Beziehung Wirkungen von größter Tragweite ausgelöst. Man hat erkannt, daß, trotz der immer mehr in den Vordergrund tretenden Arbeit der Maschine, der menschlichen Tätigkeit im Fabrikationsprozeß in vielen Funktionen eine so hohe Mitwirkung zufällt, daß es notwendig ist, mit Bezug auf die Ausbildung des Nachwuchses der Industriearbeiterschaft eine Auswahl unter den jungen Bewerbern zu treffen, die nach wissenschaftlich begründeter Methode erfolgt: man hat Eignungsprüfungen eingeführt. Es ist klar, daß die Entwicklung in dieser Richtung nicht auf rein fabrikmäßige Betriebe allein beschränkt bleiben darf, sondern daß auch das Handwerk und nicht zuletzt das Kunsthandwerk davon berührt werden. Wir sind gezwungen mit Rücksicht auf den schon jetzt bemerkbaren und vom Jahre 1928 ab durch den Geburtenausfall während des Krieges sich noch mehr geltend machenden Mangel an Facharbeitern in sehr vielen Berufen äußerst vorsichtig in der Berufsberatung und bei der Berufswahl unserer Jugend vorzugehen; es muß vorgebeugt werden, daß Fehlgriffe eintreten, die einen Ausfall an Arbeitskraft zeitigen, der in verfehlter Berufswahl begründet liegt.

Das kommende Berufsausbildungsgesetz zeigt, eine wie hohe Bedeutung diesem Problem vom Gesetzgeber beigemessen wird. Gerade in unserem Fach, in welchem, wie in kaum einem anderen Beruf die Anwendung maschineller Hilfsmittel naturgemäß niemals ausschlaggebenden Einfluß gewinnen wird und individuelle Werte stets überragen werden, muß die Eignungsprüfung mehr als bisher angewendet werden und nach ganz bestimmten Richtlinien überall Eingang finden. Das gilt nicht nur für die großen Städte, sondern auch für kleinere Orte, da das weitdurchgebildete deutsche Berufsschulwesen und die jetzt zentral über das ganze Reich ausgedehnte, im Reichsgesetz für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung festgelegte Berufsberatung die geeigneten Kräfte

dafür bieten. Je eingehender die Prüfung erfolgt und je weitgehender die Ergebnisse der neuesten Forschung und ihre Erfahrungen dabei benutzt werden, um so größer wird der Nutzen sein, den unser Fach davon haben wird. Es gilt zunächst, unsere berufenen Fachvertretungen, namentlich die Innungen, zu veranlassen, in Verbindung mit wissenschaftlich vorgebildeten Beratern, eine allgemein gleichmäßig durchgeführte und durchführbare Anzahl von Grundsätzen auszuarbeiten. Bisher verfuhr man bei der Einstellung von Lehrlingen derart, daß man aus dem Munde des oder der elterlichen Antragsteller alles das entgegennahm, was nach ihrer Meinung den Wunsch des Jugendlichen, Goldschmied zu werden, begründete; man erkundigte sich, ob der Junge selbst Lust dazu besitzt, ob er gute Augen, Zeichentalent und Geschick zur Anfertigung von kleinen Gegenständen habe, dann begann die sogenannte Probezeit, und wenn diese einigermaßen zufriedenstellend verlief, wurde der Lehrvertrag ausgefertigt. Es ist klar, daß wir in Zukunft auf diese Weise nicht mehr vorgehen dürfen. Zwar ist der Gedanke der Berufsberatung in neuerer Zeit in die interessierten Elternkreise schon in gewissem Grade vorgedrungen, man kann aber noch nicht behaupten, daß er allgemein Eingang gefunden hat, denn teilweise sind die Beratungsvorträge in größeren Städten noch immer nicht so besucht, wie das wünschenswert ist. Eine der größten Gefahren besteht darin, daß viele Eltern ihre eigenen Ansichten und Wünsche in den Vordergrund stellen, und man erlebt es nicht selten, daß diese denen des Jugendlichen gerade entgegengesetzt sind. Deshalb muß die erste Maßnahme der Prüfung sich darauf erstrecken, einwandfrei festzustellen, ob der Wunsch, Goldschmied zu werden, dem Willen des Bewerbers selbst entspringt. Überall da, wo eine von der Innung selbst geleitete Beratungsstelle nicht besteht, muß eine kleine Broschüre eingeführt werden, die alles enthält, was für den Erziehungsberechtigten zu wissen nötig ist; sie muß auf Vorteile und Gefahren des Berufes hinweisen und dem Fernstehenden die Möglichkeit bieten, selbst zu beurteilen, ob er den richtigen Weg einschlägt, wenn er den Goldschmiedeberuf wählt; erst nach eingehendem Studium dieser Aufklärungsschrift soll den weiteren Dingen näher getreten werden. Ohne die Fähigkeiten der deutschen Goldschmiedemeister bezüglich der Beurteilung eines Jugendlichen auf seine Eignung für unseren Beruf irgendwie in Zweifel ziehen zu wollen, dürfen wir doch nicht verkennen, daß es von größtem Wert wäre, an Hand eines zuverlässigen „Führers", der alle Richtlinien enthält, welche für die Eignungsprüfung von grundsätzlicher Bedeutung sind, nach den Erfahrungen hervorragender Kenner

der physischen und psychischen Anforderungen, die unser Fach verlangt, sich über alles Wissenswerte genau zu unterrichten, ehe wir einen jungen Menschen in die Lehre nehmen. Wo die Möglichkeit dazu vorhanden ist, und das ist ohne weiteres in größeren Städten überall der Fall, müssen die berufenen Vertretungen unseres Faches dafür eintreten, daß die Eignungsprüfung obligatorisch eingeführt und nur von einer Stelle, die als besonders dazu prädestiniert anerkannt ist, vorgenommen wird. Das gilt namentlich für die Orte, an denen alljährlich eine gewisse größere Anzahl von Lehrlingen in den Beruf eintritt, für unsere Großstädte und nicht zuletzt auch für die Zentralen unserer Industrie: Pforzheim, Hanau, Schwäb. Gmünd und Oberstein-Idar. Durch die starke Abwanderung tüchtiger Kräfte, die sich jetzt schon empfindlich bemerkbar macht, sowie infolge des geringen Angebots an Lehrlingen in den Zentralen wegen der verschlechterten Aussichten im Goldschmiedeberuf, gewinnt der Gedanke der obligatorischen Eignungsprüfung noch höhere Bedeutung. Wir wissen, daß mit zunehmender Besserung der wirtschaftlichen Lage auch der inländische Käuferkreis wieder größer werden wird (hoffentlich! D. Schriftl.), daß wir dadurch in ab

Die

sehbarer Zeit auch wieder tüchtige Kräfte nötig haben werden, welche die Lücken, die durch Abwanderungen ins Ausland entstanden sind, ausfüllen sollen.

Wenn die Gehilfen in Werkstätten mit reduziertem Personal heute mehr wie früher das Äußerste an Arbeitskraft hergeben müssen um den Betrieb konkurrenzfähig zu erhalten, so muß die Anleitung von Lehrlingen sicher wesentlich leichter sein, wenn diese infolge der bestandenen Eignungsprüfung schon gewisse Eigenschaften mit in die Lehre bringen, die früher bei Außerachtlassen dieser Einrichtung nicht selten fehlten, oder die erst geweckt und anerzogen werden mußten. In dieser Tatsache liegt schon ein direkter materieller Vorteil begründet. Die Fälle, in denen nach beendeter Lehrzeit nur ein mittelmäßiges Resultat erzielt wird, werden sicher bedeutend geringer werden, wenn nicht ganz verschwinden, wenn auch im Goldschmiedeberuf die Eignungsprüfung allgemein eingeführt wird. Es ist Sache der berufenen Vertretungen unseres Kunsthandwerks, die dazu nötigen Grundlagen zu schaffen, die davon können wir fest überzeugt sein der deutschen Goldschmiedekunst zum Segen gereichen werden. M. L.

Eine Betrachtung über die Konjunktur der Juwelenbranche

ie Konjunktur - Forschung ist bekanntlich noch ein junges Reis am alten Baum der volkswirtschaftlichen Wissenschaft, und sie hat daher die für die Hausse oder Baisse des Juwelengeschäfts individuell bestimmenden oder bedingenden ursächlichen Momente noch nicht im einzelnen restlos erforschen oder feststellen können, soweit das überhaupt im Bereich der Möglichkeit liegt. Die Erfahrungen haben nun klar erwiesen, daß während der Zerrüttung vieler europäischer Währungen in den Jahren der Nachkriegszeit Dividendenwerte mit oder ohne valutarischen Charakter an den Effektenbörsen zum Teil namhafte Aufwärtsbewegungen zu verzeichnen hatten, und daß in den Inflationsländern Börsengewinne zum großen Teil zur Anschaffung von Juwelen Verwendung fanden. Ob bei diesen Transaktionen die Juwelenbranche letzten Endes einen greifbaren und dauernden Vorteil erzielt hat, kann auf sich beruhen bleiben, zumal die nachfolgenden Deflations- Aeren in den verschiedensten Kulturstaaten mit ihrer Drosselung des Geldumlaufes krisenhafte Erscheinungen bedenklichster Art hervorriefen, die in Deutschland heute noch in frischer Erinnerung sind. Scheinbar eine Ausnahme von dieser Regel bildet das Beispiel der durch die Genfer Protokolle vom Jahre 1922 sanierten und stabilisierten österreichischen Valuta. Denn im Jahre 1923 setzte an der Wiener Effektenbörse jene euphemistisch als Aertungshausse bezeichnete stürmische Bewegung der Kurse ein, die aber im Jahre 1924 im Zusammenhang mit der mißglückten Kontremine des französischen Franken eine außergewöhnlich scharfe Deroute hervorrief, die aber auch ohne diese mißglückte Spekulation gekommen wäre. Sie führte dazu, daß die im Jahre 1923 in voller Blüte stehende Juwelenbranche einen heftigen Konjunkturrückschlag erlitt, daß die von den Neureichen erworbenen Brillanten massenhaft auf den Markt zurückströmten, so daß das Dorotheum in Wien mit verpfändetem Schmuck überhäuft gewesen ist.

Ein ganz anders geartetes Bild zeigt nun die Hausse der tschechoslowakischen Anlagewerte und goldgeränderten Dividendenpapiere an der für diese Effekten maßgebenden Prager Börse in den ersten Monaten des Jahres 1927, die nicht einmal durch den Berliner Börsenkrach des berüchtigten 13. Mai d. Js. ernsthaft erschüttert werden konnte. Nach den ziemlich zuverlässigen, der Wirklichkeit sehr nahekommenden Schätzungen der Prager Wochenschrift,,Die Wirtschaft" vom 1. Oktober d. Js. (Nr. 40) sind die Kursgewinne mit 3 Milliarden Tschechenkronen (also etwa 400 Millionen Reichsmark) nicht überschätzt. Bei dieser Sachlage ist es interessant, eine Feststellung des deutschgeschriebenen Blattes der tschechischen Regierung, der ,,Prager Presse", markant hervorzuheben, wonach die geschilderte Prager Börsenkonjunktur auf die heimische Juwelenbranche im wesentlichen ohne ernsthafte und tiefgreifende Rückwirkungen geblieben ist. Wir erwähnen dies aus dem Grunde, weil einmal 2 Deutsche Goldschmiede-Zeitung Nr. 46

die in Rede stehende Notiz des Blattes von keiner Seite dementiert wurde und andererseits die Feststellung mit reichsdeutschen Wahrnehmungen und Beobachtungen genau in Einklang zu stehen scheint.

In der Deutschen Goldschmiede-Zeitung vom 9. April d. J. (Heft 15) setzt sich das Mitglied des Engeren ReichsverbandsDirektoriums, Juwelier Jaro Reimann in Berlin, eingehend mit dem Thema auseinander: Wer sind die Käufer unserer Artikel im heutigen Deutschland? Unter Bezugnahme auf die Tatsache, daß so mancher,,feine Juwelier" seinen Fachgenossen in der Vorstadt oder in weniger vornehmgelegenen Industrieorten mit vorwiegender Arbeiter- und Angestelltenbevölkerung oftmals im stillen beneidet, wird die Tatsache mit allem Nachdruck unterstrichen, daß sämtliche Angestellte, Beamte und Arbeiter eine gewaltige Kaufkraft repräsentieren. Das stimmt mit den tschechoslowakischen Erörterungen vollinhaltlich überein, wo man das in den Kinderschuhen steckende Problem der Konsumfinanzierung neuerdings in den Kreis der aktuellen Fragen zieht. Mit anderen Worten: Reimanns interessanter Versuch der Konjunkturdeutung der Juwelenbranche hat Anspruch, in den weitesten Kreisen beachtet zu werden, und ist auch in der Tschechoslowakei nicht unbemerkt geblieben. Ohne die anders gearteten reichsdeutschen mit den tschechoslowakischen Verhältnissen vollkommen in Parallele zu stellen: beiden ist gemeinsam, daß gerade die gedachten Verbraucherschichten in der Hauptsache die entscheidenden Faktoren für das Gedeihen oder Nichtgedeihen der Juwelenbranche sind. Wenn im tschechoslowakischen Staat ihre Lage im allgemeinen derzeit nicht als rosig anzusehen ist, so ist das unzweifelhaft darauf zurückzuführen, daß die Teuerung im Zusammenhang mit dem Steigen der amtlich festgesetzten Indexzahlen auf Grund der Mitteilungen des tschechischen Statistischen Staatsamts in dem Jahre 1927, daß das Ziel der Erreichung der Weltmarktpreise von Industrie und Handel in Verbindung mit den unzureichenden Gehältern der meisten Staats- und Privatbeamten eine neue Verarmungswelle bereits hervorgerufen hat oder hervorrufen wird, was für die Konjunktur der Juwelenbranche entscheidend ins Gewicht fällt. Und um das Bild vollständig zu gestalten, darf nicht verschwiegen werden, daß eine Valorisierung der Mieten in Gold nach dem Vorbilde des Deutschen Reiches noch nicht einmal zur Durchführung gelangte.

Es ist mithin sehr abwegig und objektiv direkt irreführend, wenn das Regierungsorgan die Nichtanlage der reichgewordenen Börsenschichten in Juwelen als Argument für die wirtschaftliche Konsolidierung des Staates verwerten zu sollen glaubt. In dieser Allgemeinheit ist im Zusammenhang mit der Verarmungswelle die bezeichnete Theorie für die Juwelenbranche praktisch unbrauchbar und unfruchtbar. Denn die vorstehend entwickelten Darlegungen, die einen Baustein zur Konjunkturlehre der Juwelen

branche darstellen sollen, haben einwandfrei dargetan, daß die Kaufkraft der breiten Volksschichten, nicht vereinzelter Börsengewinner, das A und O des Geheimnisses der Bilanz dieses Erwerbszweiges bilden, was sich auch mit den Ergebnissen der nationalökonomischen Wissenschaft deckt. Des

halb hat nach dem Gesagten gerade das tschechoslowakische
Beispiel im Zeichen der stabilisierten Währungen für die
Juwelenbranche ein eminentes Interesse, das weit über die
Bannmeile dieses Nachbarstaates hinausreicht.

Die Geschäftslage der Pforzheimer Industrie

Die Bijouterie-Industrie befindet sich zur Zeit im Stadium der

Hochkonjunktur, einer Konjunktur, wie man sie schon seit langer Zeit nicht mehr erlebt hat. Man hört zwar sehr oft die Warnung, man dürfe die Geschäftslage nicht zu optimistisch beurteilen. Eines bleibt aber doch richtig, daß das Weihnachtsgeschäft seit langem nicht mehr so gut war wie in diesem Jahr. Daß diese Konjunktur nicht anhalten wird, ist selbstverständlich, denn die Bijouterie-Industrie ist und bleibt eben eine Saisonindustrie. Am besten ist das Geschäft in den mittleren Artikeln. Gute Doubléware und mittlerer Gold- und Silbergenre gehen sehr gut. Etwas schlechter liegen die billigen Sachen und am wenigsten zufrieden sind die Fabrikanten teurer Waren. Ungefähr dasselbe Bild zeigt sich bei der Uhrenindustrie. Auch dort schneidet am besten die mittelteure Ware ab, während in teurer Ware weniger zu machen war.

Zur Zeit sind die Exportaufträge schon erledigt und man kann sagen, daß das Exportgeschäft ungefähr das gehalten hat, was man von ihm erwartete. So gut wie zu Vorkriegszeiten war es natürlicherweise nicht. Immerhin ist aber das Ausland in einigermaßen zufriedenstellendem Umfange am Geschäft beteiligt. Das gilt für die Bijouterie-Industrie, während die Uhrenindustrie mit dem Exportgeschäft nicht zufrieden war. Südamerika blieb fast vollständig aus, während England und der Norden eigentlich bedeutend besser einkauften als man erwartet hatte. Auch für die Bijouterie gewinnt England immer mehr an Bedeutung. Dasselbe kann von den englischen Dominions gesagt werden. Und hier sei besonders auf Indien hingewiesen, das seit neuerer Zeit für den Bijouterie- und Uhrenmarkt wieder an Bedeutung zunimmt. In den letzten Wochen sind einige Pforzheimer Reisende mit großen Kollektionen nach dort abgegangen.

Wenn oben festgestellt wurde, daß die mittelteure Ware im

Arthur N.

diesjährigen Weihnachtsgeschäft die dominierende Rolle spielte, so muß es interessieren, welche Einflüsse diese Sachlage schufen. Die ganze Zeit nach dem Kriege war es gerade dieses Genre, das vernachlässigt war. Das diesjährige Weihnachtsgeschäft wurde aber im Gegensatz zu den vorigen Jahren im wesentlichen mit Deutschland gemacht und der deutsche Markt nimmt von jeher diese Ware am besten auf. Außerdem hat sich aber auch hier insofern eine Verschiebung gezeigt, daß sich in diesem Jahre zum ersten Male wieder der deutsche Mittelstand in großem Umfange beim Juwelier zeigte. Die Wiedererstarkung der Kaufkraft der mittleren Schichten des deutschen Volkes brachte im Grunde genommen das gute diesjährige Weihnachtsgeschäft. In diesen Kreisen besteht immer noch das Bedürfnis, guten Schmuck zu kaufen, wenn dieses Bedürfnis auch nicht im früheren Ausmaß und mit den einstigen Mitteln befriedigt werden kann. Der besitzende Mittelstand sucht beim Juwelier keine ausgesprochen billige Ware, er sucht eine Ware von bleibendem Wert, er besitzt aber auch nicht die Mittel, sich die teure Luxusware anzuschaffen. Er ist also gezwungen, sich der preiswerten echten Ware zuzuwenden. Diese Tatsachen spiegeln sich deutlich im diesjährigen Weihnachtsgeschäft der Bijouterie- und Uhrenbranche wider.

Wie die Zukunft des Bijouterie- und Uhrengeschäftes sein wird? Eine wichtige Frage, die schwer zu beantworten ist. Über die Wintermonate hinaus kann man heute kaum sehen. Sicher ist aber, daß das Geschäft für die nächsten Monate noch anhalten wird. Zunächst werden nun noch die Weihnachtsaufträge erledigt und dann füllt der Grossist wieder seine Lager auf. Wie es aber dann weiter wird, das hängt ganz davon ab, wie sich bis dahin die Wirtschaftslage unserer Exportländer entwickelt hat. Dr. E. B.

Die Lage der Schmuckwaren-Industrie in Idar-Oberstein

Der Verband der linksrheinischen Industrie- und

Koblenz, Köln, Stollberg und Trier) gibt soeben seinen Wirtschaftsbericht über die Lage der Schmuckwaren-Industrie im dritten Quartal 1927 heraus. Danach hat leider auch das vergangene Vierteljahr in der Marktlage der Edel- und HalbedelsteinIndustrie keine Besserung gebracht. Auf dem Rohsteinmarkte fehlt es nach wie vor an Rohmaterial in guten und besseren Steinen, namentlich Aquamarinen, Amethysten usw., während in anderer Rohware genügend Material vorhanden war. Die Beschäftigung muß als ungenügend bezeichnet werden. Durch Abwanderung des Carré-Geschäfts, das in der Hochkonjunktur vielen Lapidären Beschäftigung bot, nach Frankreich, und durch das Fehlen eines entsprechenden Ersatzartikels herrscht in der LapidarIndustrie immer noch starke Überproduktion. Die Hoffnung auf eine Besserung des Inlandsabsatzes hat sich als falsch erwiesen. Sogar von einer Belebung des Weihnachtsgeschäfts ist wenig oder gar nichts zu merken, im Gegenteil wird die Nachfrage aus dem Inland immer weniger. Auch der Absatz nach dem Ausland zeigt einen nicht erwarteten Rückgang in sämtlichen Artikeln, verbunden mit großem Druck auf die an sich schon niedrigen Preise. Frankreich und Italien haben durch Besserung ihrer Währung ganz erheblich an Kaufkraft eingebüßt. Hierzu kommen die Ausfälle nach Rußland, China, Japan usw., was die bestehende Krisis noch verschärft. Es war oftmals nicht möglich, Auslandsaufträge anzunehmen, da die gebotenen Preise unter den Gestehungskosten liegen. Wenn es auch bei Abschluß des deutschfranzösichen Handelsvertrages gelungen ist, den französischen Zoll für synthetische geschliffene Steine von 40 Proz. auf 12 Proz. herabzudrücken, so ist es andererseits nicht zu verstehen, daß die französische synthetische Rohware unverzollt nach Deutschland hereingelassen wird. Das früher bedeutende Geschäft in

synthetischer Fertigware nach Frankreich ist durch diese Belastung nach wie vor gedrückt, da die Konkurrenzfähigkeit mit dem Jura sehr beschränkt ist. Auch für die kommende Zeit wird die Marktlage zurückhaltend und als äußerst ungünstig bezeichnet. Im Edelsteinhandel besteht das Überangebot in einigen Artikeln noch fort. Der Inlandsabsatz hat sich etwas gebessert. Der Auslandsabsatz war in geringen Qualitäten gut, sonst schwach (Kolliers, Gravierungen). Die Preisverhältnisse im Inland waren etwas steigend, dagegen im Auslandsgeschäft trotz guter Nachfrage sehr gedrückt. Auch hier wird die Marktlage immer noch wenig zuversichtlich beurteilt.

Im Perlenhandel liegen Angebote aus dem Ausland vor, jedoch stehen die verlangten Preise in der Regel nicht in annehmbarem Verhältnis zu den zu erzielenden Preisen. Infolgedessen war sowohl der Inlands- als auch der Auslandsabsatz gleich Null. In den letzten Wochen unternommene Reisen lassen auf eine Besserung nicht schließen. Die japanischen Kulturperlen machen sich als starke Konkurrenz bemerkbar und verdrängen immer mehr die echten Perlen.

In der echten Bijouterie-Industrie war der Bezug der Edelmetalle, Steine, Halbfabrikate usw. bei ziemlich stabilen Preisen zufriedenstellend. Seit der Stabilisierung des Franken stieg der Preis der vielbegehrten Markasiten beständig. Die kleine Besserung der Beschäftigung hat angehalten. Die Absatzmöglichkeit im Inland ist gegen das Vorjahr etwas besser geworden. Im Auslandsabsatz ist Amerika für die Silbersteinbijouterie der beste Abnehmer. Nach anderen Ländern ist der Absatz gering. Die Preise für gelieferte Inlandsware sind sehr gedrückt. Bezüglich der Auslandsware sind gute Preise auf gut gearbeitete neue Muster zu erzielen. Die Zahl der beschäftigten Arbeiter ist um ein geringes gestiegen. Den Arbeitern mußte eine Lohnerhöhung zugestanden werden. Im nächsten Vierteljahr wird die Beschäftigung etwas

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