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dieselben bestimmten Fassung sehr fein auf, so daß die Brillantfassung diejenige der Farbsteine dachförmig überragt. Unter den überspringenden Rand schiebt der Fasser dieselben hinunter; er braucht sie dann nur an der äußeren Seite beizuschlagen; von innen werden sie durch die Brillantfassung gehalten; diese kann dann so niedrig gemacht werden, daß fast nur die Millgriffs-Körner die Farbsteine decken. Diese Manier erfordert natürlich peinliche Genauigkeit seitens des Monteurs und Verständigung mit dem Fasser. Man ersieht aus diesen Beispielen, daß eine gegenseitige Verständigung für jede auf Vollendung Anspruch machende Arbeit von höchster Wichtigkeit ist; sehr viele an fertigen Schmuckstücken während des Gebrauchs auftretende Fehler, das Verlieren von Steinen aus Fassungen, sind auf nicht genügende Beobachtung dieser Regel zurückzuführen. Selbst der tüchtigste Goldschmied ist nicht immer imstande, selbst die Zweckmäßigkeit seiner Arbeit vom Gesichtspunkt des Fassers aus beurteilen zu können; das zeigen die vielen Fälle, in denen es vorkommt, daß Brillanten, die z. B. an Kolliers, namentlich aber an vielfach beweglichen Gliederarmbändern über Scharnier- oder Ösenbewegungen sitzen, herausfallen, d. h. von dem Scharnier oder der Öse infolge dauernder Bewegung herausgedrückt und verloren werden. Wo irgend möglich, spreche man deshalb mit dem Fasser bezüglich der erforderlichen Höhe für den Kasten, welcher die Bewegung unter dem Stein aufnehmen soll, deren Unterbringung immer nach dem Körper desselben sich richten muß. Die Flächenfasserei erfordert im allgemeinen nicht so peinliche Rücksicht auf den Fasser, wie es das bisher in den Kreis unserer Betrachtung gezogene Arbeitsgebiet nötig macht; hier kann sich dieser, wenn nicht ganz grobe Fehler durch den Goldschmied gemacht werden, eher selbst helfen, und ein tüchtiger Arbeiter wird es meist fertig bringen, kleine Verstöße gegen die Justierregeln auszugleichen, wenn das zu verfassende Steinmaterial ihm etwas Spielraum läßt; ein gewisses Zuviel an Metall ist dabei besser als zu knappes Arbeiten; das gilt namentlich beim Verarbeiten unregelmäßiger Steine mit altem eckigem Schliff (Ausbruch). Zu den groben Versehen des Goldschmieds gehört z. B. das nicht ganz dichte Aneinanderjustieren von Brillanten oder Rosen bei Streifenfassungen. Läßt der Monteur da zwischen den Steinen zuviel Metall stehen und feilt trotzdem die Konturen des Streifens knapp bei, so weiß der Fasser nicht, was er mit dem zwischen den Steinen befindlichen Material anfangen soll, da doch nur zwei Körner immer je zwei Steine an einer Berührungsstelle halten dürfen

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und alles andere Metall weggeschnitten werden muß. Man bohre also an Streifen, genau wie bei allen Karmoisierungen die Löcher ganz dicht aneinander, was natürlich nur durch genaues Einteilen des zur Verfügung stehenden Raumes vor dem Bohren erreicht werden kann.

Ein Kapitel für sich bilden Schmuckstücke, welche gefaßte Flächen in Verbindung mit emaillierten aufweisen. Jeder Goldschmied, der mit solchen Arbeiten zu tun hat, muß sich vergegenwärtigen, daß dieselben nur dann brauchbar sein werden, wenn er von Anfang an, schon beim Bestimmen der Metallstärke für die zu fassenden Teile auf die sorgfältigste Weise alles beobachtet, was für das spätere Fassen von Wichtigkeit sein kann. Für das Emaillieren ist ja schon eine hervorragend einwandfreie Struktur des Goldes erforderlich, diese kommt gleichzeitig auch den an Emailartikeln meist in Grund ausgeführten Fassungen zugute. Wer in derartigen Sachen Erfahrungen besitzt, wird wissen, wie unangenehm es ist, wenn das fertig emaillierte, polierte und gefärbte oder vergoldete Objekt beim Fassen verunglückt; sei es daß der Fasser die Steine nicht fest bringt, weil sie zu knapp justiert sind, oder das Metall sich als „doppelt" erweist, wodurch es nötig wird, den Gegenstand noch einmal in das Feuer zu nehmen, was ihn sicherlich nicht besser macht, ja oft völlig verdirbt.

Es wird deshalb für Emailarbeiten stets von Vorteil sein, wenn der Fasser über das Justieren befragt wird, so daß er von Fall zu Fall dieselben selbst vorjustiert, vielleicht auch schon, wenn an dem Stück die Emaille nicht flach gefeilt und poliert zu werden braucht, also an relief emaillierten Waren, die Körner vor dem Emaillieren aufsticht. Für den Fasser bedingen solche Schmucksachen größte Vorsicht in jeder Beziehung, man wird sie darum nur Leuten anvertrauen, die in diesem Genre Erfahrung haben. Der geringste unvorsichtige Druck an Stellen, die unmittelbar mit dem Email in Berührung stehen, sprengt diese unfehlbar aus; man kittet vorsichtshalber den Gegenstand so auf, daß die emaillierte Fläche ganz im Kitt sitzt, oder überzieht sie leicht mit Schellack, so daß die zu fassenden Teile frei bleiben. Eine große Rolle spielt bei emailliertem Schmuck außer der Tätigkeit des Goldschmieds und des Fassers diejenige des Graveurs, der seine Arbeit hierbei im Hinblick auf das Gelingen des Ganzen außerordentlich verständnisvoll und gewissenhaft ausführen muß, worüber wir im nächsten Teil dieses Aufsatzes sprechen werden. (Fortsetzung folgt.)

Die schädliche Einwirkung des Cyankaliums auf die Haut
und die dadurch entstandenen Wunden.
Von Heinz Lange.

eine Beobachtungen über die Entstehung und über den Verlauf von Verwundungen durch die beizende und ätzende Eigenschaft des Cyankaliums erstrecken sich auf einen Zeitraum von über 30 Jahren. In dieser langen Zeit habe ich es mir angelegen sein lassen, die Entstehung sowie den Verlauf der Verwundungen genau zu betrachten, so daß ich heute in der Lage bin, über meine Erfahrungen einen genauen Bericht zu erstatten.

Schon der Name „Cyankalium" flößt den meisten Menschen ein gelindes Grauen ein. Mein Hausarzt, mit dem ich mich noch unlängst über die gesundheitsschädlichen Dünste der Bäder und Abwässer in den galvanischen Anstalten, besonders in den Gelbbrennereien, unterhielt, sah mich ganz entsetzt an, als ich ihm sagte, daß von manchen größeren galvanischen Anstalten das Cyankalium in Originalkisten von 50 kg bezogen würde. Im Geiste sah er natürlich Tote und Unheil über Unheil. Im weiteren Verlauf des Gespräches konnte ich feststellen, daß über den großen Verbrauch dieses starken Giftes in der Galvanotechnik sehr viel Unklarheit herrscht. Ich wundere mich darüber nicht, denn nur wenige haben Gelegenheit, Einblick in eine galvanische Anstalt zu tun und sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, wie in der Praxis mit diesem Gift gearbeitet werden muß.

Der fachtechnisch Gebildete weiß wohl, daß die Kupfer-, Silber- und Goldbäder aus einer Cyankaliumlösung bestehen, in welcher die Metallsalze in Lösung gebracht sind, aber über

den großen Verbrauch dieses Giftes in großen Betrieben kann nur der Fachmann und Praktiker ganz unterrichtet sein und Auskunft erteilen. Über die Entstehung der Wunden und kranken Stellen weiß er gleichfalls Bescheid, von der Tragweite jedoch kann er sich nicht ohne Weiteres ein Bild machen.

0 Bei ernsten Fällen habe ich die betreffenden Arbeiter und Arbeiterinnen stets zu dem gleichen Arzt geschickt. Diese Vorsicht hat sich gelohnt. Der Arzt wußte in jedem Fall gleich, worum es sich handelte; er ordnete die richtigen Mittel an und heilte die Kranken in ganz kurzer Zeit. Die Arbeiter und Arbeiterinnen habe ich stets angewiesen, mir sofort Meldung zu machen, wenn sich irgendwelche Anschwellung an den Fingern oder an den Armen zeigte oder wenn sich Brennen oder sonstige Schmerzen einstellten. Die erkrankten Finger ließ ich durch Gummifinger schützen, Handgelenke oder Arme mit wasserdichtem Stoffe verbinden.

Die bestehende Vorschrift, daß Leute, die mit Flüssigkeiten arbeiten, welche die Haut reizen und zersetzen, nur mit Gummihandschuhen arbeiten dürfen, ist eine wohlweise Vorsichtsmaßregel, die sich aber in der Praxis nicht gut durchführen läßt. Gummihandschuhe beengen und beeinträchtigen die Bewegungsfreiheit, hindern bei der Arbeit und schützen natürlich auch nur so lange, wie sie wirklich dicht und ohne Risse sind. Alle Metallgegenstände, gleich viel ob geprägt, gepreft oder gestanzt, haben scharfe Ecken und Kanten oder

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Beim Einhängen der Waren in die Cyankaliumbäder ist es natürlich unvermeidlich, daß mindestens die Fingerspitzen mit der Cyankaliumlösung in Berührung kommen. Beim Abwaschen der mit Schwefelleber oxydierten Metallwaren mit verdünnter Cyankaliumlösung ist die Sache noch unangenehmer. Hier werden beide Hände in Mitleidenschaft gezogen. Die Haut rötet sich zunächst. Dann stellt sich ein brennendes Gefühl ein, das in einen stechenden Schmerz übergeht. Die Haut iöst sich von den Fingerspitzen, das rohe Fleisch wird sichtbar. Die offene Fleischstelle vergrößert sich, wodurch auch eine Vermehrung der Schmerzen eintritt. Nun bildet sich eine Rötung an den Knöcheln. Nach einigen Tagen zeigt sich das rohe Fleisch, oft nur an einer kleinen Stelle. In der Mitte der rohen Fleischstelle entsteht ein gelbliches Gebilde, wie bei einer leicht eiternden Wunde, das sich in das Fleisch einfrißt. Die Finger schwellen und fühlen sich speckig an. Um nun keinen Lohnverlust durch Einstellung der Arbeit zu erleiden, wird die Verletzung oft so lange verheimlicht, bis die Schmerzen nicht mehr zu ertragen sind und die Furcht vor einer Blutvergiftung die Leute zur Meldung zwingt. Ich habe Falle beobachtet, bei welchen die Wunden bis auf die Knochen gingen, so daß diese bloß lagen. Um die Schmerzen zu lindern, baden die Verletzten ihre Hände, wie sie mir oft gestanden haben, nachts in lauwarmem Wasser, um am nächsten Morgen weiter arbeiten zu können.

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Warum wird mancher Leser fragen, läßt es der Meister oder die verantwortliche Stelle mit den Leuten soweit kommen? Die Frage ist sehr berechtigt, aber die Sache ist wirklich so einfach nicht! Um diesen Mißständen vorzubeugen, wäre man gezwungen, täglich vor Beginn der Arbeit „Visite" zu machen, jeden zu untersuchen und zu verhören.

Wie stände es dabei aber um den pünktlichen Beginn der Arbeit? Ein Arbeitsgang reiht sich an den andern und greift in den vorhergehenden ein. Würde nun mit der Untersuchung begonnen, wenn die Glocke schon zur Arbeit geschlagen hat, so wären alle andern Arbeiter an der Arbeit verhindert. habe den Versuch gemacht, die Leute etwas vor Beginn der Arbeit zu beordern, hatte aber wenig Glück damit. Die meisten kommen gerade recht, um nicht zu spät zu kommen.

Ich

Nun spreche ich hier von wirklich geordneten Betrieben, in welchen man sich um das Wohl und Wehe der Leute kümmert, wo Ordnung und peinliche Sauberkeit herrscht. Solange die Leute sich nicht rechtzeitig melden, ist dem Übel nicht beizukommen und Einhalt zu tun. Die Arbeit bewirkt zwar das Übel, jedoch Unachtsamkeit, Gleichgültigkeit und Nachlässigkeit verschlimmern es und zeitigen die schmerzhaften Folgen. In allen Fällen, in denen der Arzt rechtzeitig eingreifen konnte, waren die Wunden in 3-4 Tagen soweit geheilt, daß die Leute mit anderer Arbeit beschäftigt werden konnten; nach weiteren 2-3 Tagen waren sie meist in der Lage, ihre alte Tätigkeit wieder aufzunehmen. Nur in wenigen Fällen dauerte der Heilungsprozeß 14 Tage und länger. In den vielen Jahren,

in welchen ich meine Beobachtungen machen konnte, ist mir kein Fall vorgekommen, daß ein Arbeiter dauernd durch die Einwirkung des Cyankaliums arbeitsunfähig geworden ist. Auch von notwendig gewordenen Amputationen ist mir nichts bekannt.

Sind die erkrankten Leute aber nicht peinlich sauber, gelangt Schmutz in die Wunden, dann tritt natürlich auch eine Steigerung der vorhandenen Blutvergiftung ein. Die Folgeerscheinungen sind dann so, daß man auf Schlimmes gefaßt sein muß. Übrigens habe ich Arbeiter und Arbeiterinnen kennen gelernt, die jahrelang mit Cyankaliumlösungen arbeiteten, ohne irgend einen Schaden zu leiden. Rheumatisch veranlagte Leute dagegen, besonders Frauen und Mädchen, dürfen mit solchen Arbeiten nicht beschäftigt werden. Sie sind sehr empfindlich und leiden viel mehr unter den oben geschilderten Erkrankungen, als andere.

Wie kann man nun den Cyankaliumleiden unter den gegebenen Umständen vorbeugen?

1. Die Cyankaliumlösungen dürfen, soweit es sich nicht um Badlösungen handelt, nur gerade so stark sein, daß sie ihren Zweck erfüllen. Mit unnötig starken Lösungen zu arbeiten, ist Leichtsinn und obendrein Materialverschwendung, zumal Cyankalium heute sehr hoch im Preis steht.

ᄆ 2. Hände und Arme sind recht oft in reinem Wasser abzuspülen, nach beendeter Arbeit mit fettreicher Seife zu waschen und mit einem sauberen Tuch abzutrocknen.

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3. Wenn irgend möglich, sollen die Arbeiter in gewissen Zeitabschnitten wechseln und mit einer anderen Arbeit beschäftigt werden, damit die angegriffenen Hände ausheilen können. Werden die Leute gleich bei der Einstellung darauf aufmerksam gemacht, daß sie untereinander abwechseln müssen, so ist das bindend. Wer sich weigert, diese Abmachung zu erfüllen, wenn er an die Reihe kommt, gibt Grund zur Entlassung.

Viel kommt auf den Meister an. Versteht dieser seine Leute richtig zu behandeln und an der richtigen Stelle zu fassen, so wird es selten zu einer Weigerung und zur Entlassung kommen. Der Meister aber hat für die richtige Konzentration der Cyankaliumlösung, welche als Abwaschungsmittel bei der Oxydation durch Schwefelleber verwendet wird, zu sorgen. □ 4. Die Leute sind genau zu instruieren, welche Folgen die Nichteinhaltung der erteilten Anweisungen hat und darauf aufmerksam zu machen, daß sie die Abwaschpinsel am Stielende und nicht zu weit unten anzufassen haben, damit die Finger möglichst wenig mit der Lösung in Berührung kommen. Die genaue Beachtung dieser Unterweisung ist das beste Vorbeugungsmittel.

5. Schlamperei und Leichtsinn sind nicht zu dulden; wenn gute Ermahnungen nichts fruchten, ist rücksichtslos vorzugehen. 6. Der Arzt ist rechtzeitig zu Rate zu ziehen und seine Verordnungen sind gewissenhaft zu befolgen.

Ferner ist es ratsam, sich vom Arzt ein Heilmittel verschreiben zu lassen, um es im Bedarfsfalle sofort zur Hand zu haben. Zum Schluß sei wiederholt, daß Wunden und Hautverletzungen, wenn keine Verunreinigungen hinzutreten, nicht ganz so ge. fährlich sind, wie vielfach angenommen wird. Bringt man jedoch nur ein geringes Quantum in den Magen, wird von der Cyankaliumlösung getrunken, aus Unvorsichtigkeit oder mit Absicht, so wird die Sache ernst. Sofort ist an den nächsten Arzt zu telephonieren und vor dessen Ankunft ein Brechmittel zur Entleerung des Magens einzuflößen. Um Brechreiz zu schaffen, ist der Hals mit einer Feder zu kitzeln. Viel Wasser trinken ist sehr ratsam.

Gelangt von einer starken Lösung eine größere Menge in den Magen, so tritt der Tod sofort ein. Die Meister und Vorarbeiter können ihre Leute daraufhin nicht scharf genug beobachten! Jeder einzelne Fall ist schleunigst der Betriebsleitung zu melden, damit sofort richtig eingegriffen werden kann.

Der Müßiggang macht unendlich viel müder und nervöser als die Arbeit und schwächt die Widerstandskraft, auf der eigentlich alle Gesundheit beruht. Hilty.

Die deutsche Edelmetall- u. Uhrenindustrie und der Schweizer Franken.

Die Neue Zürcher Zeitung" druckt eine Zuschrift ab, in der

es heißt: „Ich habe im Monat März eine Reise nach Südamerika angetreten, besonders nach Argentinien, und dabei die hauptsächlichsten Plätze jenes Kontinents besucht. Bei meiner Abreise kaufte ich einen Scheck auf Buenos Aires zum Kurse von 2,25 Schweizer Franken per Peso, in der Ansicht, daß der Schweizer Franken doch endlich fallen müsse, weil kein Export mehr da sei. Als ich Ende April in Buenos Aires eintraf, stand der argentinische Peso noch auf 1,60 Schweizer Franken; ich hatte an Kursverlust mehr eingebüßt, als die ganze Reise mich kostete. Aber schon nach wenigen Tagen hatte ich herausgefunden, worauf dieses Weitersteigen des Schweizer Franken zurückzuführen war. Bei zahlreichen Firmen, die ich besuchte, wies man mir Fakturen und Offerten aus Deutschland, Österreich, Belgien, Frankreich, Italien usw. vor, die in Schweizer Franken lauteten und in Schweizer Franken zahlbar waren. Im Verlaufe von 3 Monaten hatte ich mich überzeugt, daß allmonatlich nur in Buenos Aires Schecks auf die Schweiz gezogen werden im Betrage von 10-20 Mill. Franken zur Bezahlung von Waren, die nicht aus der Schweiz stammen. Ich hatte Gelegenheit zu konstatieren, daß eine einzige deutsche Industriestadt (Pforzheim) monatlich für mehrere Millionen Schweizer Franken erhält, und daß eine große deutsche Firma der Uhrenbranche allmonatlich über eine Million Schweizer Franken remittiert, die ohne Zweifel in der Schweiz angelegt bleiben, indem die Firma periodisch ihr Aktienkapital um so und so viele Millionen Mark erhöht. Es ist natürlich, daß der Kurs des Schweizerfranken steigen muß, wie der Preis jeder Ware, deren Produktion hinter dem Konsum zurückbleibt. Die Großbanken freuen sich dieses Kapitalzuflusses, aber das Geschäftsleben der Schweiz wird dadurch dem Ruine entgegengeführt."

Soweit die Zuschrift, die auch in die deutsche Tagespresse Eingang und dort verschiedene Kommentare gefunden hat. So lesen wir darüber in den „Leipziger Neuesten Nachrichten": „Die Tatsache, daß der Schweizer Franken nicht nur eine relative Überwertigkeit, einen Hochstand gegen eine Anzahl anderer Länder aufweist, sondern daß er absolut überwertig geworden ist, hat in der Schweiz nicht geringe Besorgnis hervorgerufen. Es ist auch sicher kein gesundes Verhältnis, wenn das Geld der in ihrer Exportfähigkeit und in ihrer Fremdenindustrie lahmgelegten Schweiz über demjenigen der

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Es folgt der Hinweis auf die Fakturierung der deutschen Firmen in Schweizer Währung und heißt dann weiter: „Selbstverständlich kann die Schweiz den ausländischen Exporteuren nicht verbieten, in Schweizer Franken zu offerieren und zu verkaufen. Sie kann aber eine Verordnung erlassen, daß nur solche Schecks im Auslande in Schweizer Franken eingelöst werden dürfen, die erwiesenermaßen gezogen sind zur Deckung von aus der Schweiz gemachten Warenlieferungen. Da die Schweiz nur noch unbedeutend exportiert, so wird die deutsche Ausfuhrindustrie gut tun, sich auf entsprechende Maßnahmen der Schweizer Behörden vorzubereiten". Wir möchten hierzu nur bemerken, daß es wirklich nicht nur die deutsche Bijouterie- und Uhrenindustrie oder die deutsche Industrie überhaupt ist, die zu solchen Gepflogenheiten gegriffen hat, weil sie vielfach dazu gezwungen ist. Die gesamte ausländische Industrie handelt je nach Bedarf genau so, ohne sich den Vorwurf gefallen lassen zu müssen, sie treibe oder halte den Schweizer Franken künstlich hoch. Die Erscheinung von der absoluten Überwertigkeit des Franken ist eine ebenso natürliche Folge des Kriegsausganges, wie die Entwertung der Mark und in geringerem Maße auch des französischen und belgischen Franken., der Lire usw. Sehr viel Schuld daran trägt aber auch die kurzsichtige Politik einflußreicher Kreise der Schweiz selbst, die das Zappeln ihrer Industrie am Strange des „chômage" gar nicht ungern sehen und andererseits solcher, die dabei gute Geschäfte machen. Und von einer schweizerischen Regierung, die dem Import von Westen und Süden die Hintertür breit offen läßt, die sie nach Norden mit Vehemenz zuwirft, kann man auch nicht die Umsicht erwarten, die dazu erforderlich wäre, eine Reduktion der Frankvaluta auf normalen Leibesumfang mit wirklich wirksamen und naturgemäßen Heilmitteln herbeizuführen.

Das Kunstgewerbe auf der Wiener Messe.

uf der ersten Wiener Internationalen Messe, die vom

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gewerbe, im weitesten Sinn des Wortes, einen hervorragenden Rang ein. Das österreichische Kunstgewerbe hat seinen Sit in Wien und ist da seit altersher bodenständig. Während des Krieges hatte es schwer unten dem Mangel an Rohstoff zu leiden, denn das meiste, was es verarbeitet, muß es aus dem Ausland beziehen, und viele Werkstätten sahen sich zur Schließung gezwungen. Die Lager lichteten sich, und die Kunsthandwerker gerieten in große Schwierigkeiten.

Als aber die Einfuhr der fremden Rohstoffe wieder möglich war, erholte sich das Wiener Kunstgewerbe rasch, und die Wiener Messe, die eine große Schau über die Erzeugnisse des österreichischen Gewerbefleißes war, hat gezeigt, daß es seine alte Leistungsfähigkeit wieder gewonnen hat. Die auf der Messe ausgestellten Sachen zeugten von demselben künstlerischen Geschmack und der feinen, sorgfältigen Arbeit, die das Wiener Kunstgewerbe vor dem Krieg auszeichneten und ihm einen so guten Ruf eingebracht hatten. Um die Pflege des künstlerischen Geschmacks im Kunstgewerbe hat sich insbesondere auch der Österreichische Werkbund verdient gemacht. O Der Stand der Kunsthandwerker hat durch den Krieg eine bemerkenswerte Ausdehnung erfahren, indem sich ihm seit dem Zusammenbruch viele Personen zugewendet haben, die ihm früher ganz fern standen.

Das Kunstgewerbe füllte auf der Messe viele Abteilungen, wenn man alle nicht maschinenmäßig erzeugte Qualitätsarbeit zum Kunstgewerbe rechnen will. Eine große Gruppe unter den kunstgewerblichen Erzeugnissen bilden die auf der Dreh

bank und mit dem Schnitmesser hergestellten. In diese Gruppe lassen sich auch die feinen Galanterie waren einreihen. Tausenderlei Artikel fallen in diese Gruppe, hergestellt aus den verschiedenartigsten Rohstoffen: aus edlem und unedlem Metall, Bernstein und Meerschaum, Edelhölzern, Schildpatt und Horn, Elfenbein und Perlmutter, Zelluloid und Galalith usw. Es wären da zu nennen: Armringe aus Elfenbein, Schildpatt usw., Schmuckschalen, Büchschen für Süßigkeiten, Parfüm usw. Toilettegegenstände waren in unübersehbarer Zahl ausgestellt. Weiter gehören hierher Stock- und Schirmgriffe, Beleuchtungskörper, Goldleisten usw. Eine zweite große Gruppe im Wiener Kunstgewerbe ist die Goldschmiedekunst. Diese erzeugt nicht nur mustergültiges Edelgeschmeide, sondern auch Massenartikel, wie Ketten, Arm- und Halsbänder, Broschen, Ringe, Anhängsel mit Hoch- und Flachreliefs usw., dann Tafel- und Ziergeräte aus Silber, Chinasilber und sonstigem Metall, welche Sachen aber auch schon fabrikmäßig hergestellt werden. Die Messe zeigte prächtige Arbeiten dieser Art.

In Uhren war die Messe nur mäßig beschickt, Österreich hat keine Uhrenerzeugung von Belang. Schließen wir hieran die Gruppe der Bronzen, Plastiken und Figuralen, gleichfalls ein alteingesessenes Wiener Gewerbe. Erzeugt werden aus Bronze Nippessachen, Wandschmuck, Schreibzeuge, Figuren, Plaketten die Plakettenzeichner, Modelleure und Briefbeschwerer Graveure bilden eine Kunstgruppe für sich usw. Bronze wird mit Elfenbein, Marmor, Kristall und Onyx geschmackvoll verbunden.

In der Gruppe Lederwaren befanden sich u. a. auch Spiegel
DEUTSCHE GOLDSCHMIEDE-ZEITUNG Nr.26

aus feinem, weichem Leder, mit Silber- oder Emailecken und mit Schmuckauflagen aus Edelmetall und Elfenbein.

Unter den Ausstellern in diesen Gruppen befanden sich auch deutsche Firmen, insbesondere Pforzheimer. Mit den geschäftlichen Erfolgen waren die Aussteller größtenteils zufrieden, auch die deutschen haben schöne Abschlüsse mit nach Haus genommen. Die Goldwarenverkäufer übten eine ge

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wisse Zurückhaltung, da die Goldpreise steigen. Als Käufer für Gold- und sonstige Luxuswaren traten hauptsächlich die Meßgäste aus Mittel- und Westeuropa und Amerika auf. Der Osten kaufte nur billige Sachen. Dort scheint die Nachfrage nach Luxuswaren, die gleich nach dem Waffenstillstand von seiten der Kriegsgewinnler recht lebhaft war, wieder nachgelassen zu haben. G. Herlt-Wien.

Vom Legieren und Schmelzen. Von Fr. Joseph.

[nunterbrochen gehen bei uns Anfragen über Schmelz- und Legierungsanweisungen ein. Gewöhnlich wird in diesen Fragen mit allgemeinen Angaben über Reißen, Schieferung des Metalls und dergl. mehr geklagt. Ohne Kenntnis der näheren Begleitumstände soll dann die Fachredaktion schon Rat zur Abhilfe erteilen.

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In vielen Fällen ist es ja auch einem alten Praktiker möglich, aus dem Mitgeteilten auf den Fehler zu schließen, welcher gemacht wurde. Einige dieser Fehler, deren Vermeidung oft das Gelingen der ganzen Arbeit bedingt, wollen wir im folgenden besprechen, da gerade diese kleinen Kniffe in Rezepten und Fachbüchern fehlen. Es soll sich also nicht um eine allgemeine Darstellung des Legier- und Schmelzprozesses handeln, sondern um scheinbar geringfügige Einzelheiten, die aber nicht vernachlässigt werden dürfen.

Will man legieren, so sehe man sich zuerst das Material an, welches Verwendung finden soll: Feinmetall, Zusatzmetall, Arbeitsmetallrückstand usw. Alle verwendeten Metalle, seien es Rückstände, Abgänge früherer Schmelzungen oder andere Zusätze, die man beimengt, müssen so beschaffen sein, daß sie ein tadelloses Zusammenlaufen nicht stören oder gar verhindern. Ganz besonders sollen größere Messingzusätze bei Silber- oder Goldlegierungen (während des Kriegs vielfach angewandt) vermieden werden, bei Kupferzusätzen sehe man auf gutes leonisches Weichkupfer, und selbst die kleinsten Beimengungen anderer Metalle prüfe man auf guten Urzustand.

1st man darüber beruhigt, so berechne man sich zuerst genau, welche Legierung man erhalten will, welche Zusätze notwendig sind und welche Zusatzmetallmengen man zur Verfügung hat. Beim Waschen der Legierungsmetalle bediene man sich einer großen Schale, damit die einzelnen Teile durcheinander kommen und nicht einzelne Gattungen gesondert bleiben. Sonst sind manche Teile bereits in Schmelzfluß,

Da

Schwarz-Weiß ist

as sagten wir schon in unserem letzten Leipziger Messebericht von den dort gezeigten Schmuckarbeiten. Aber auch die Kleidermode strebt nach dieser Farbenzusammenstellung. Daneben oder vielleicht sogar im Vordergrund steht ja die schwarze Mode, die aber Abweichungen um so eher zugänglich ist, als nicht jedermann das reine Schwarz liebt und viele es zu mildern bestrebt sind. Weiß erzielt aber gerade mit Schwarz die besten Effekte. Seltener tritt es dabei gleichberechtigt betont hervor, eher zur Verzierung, Unterbrechung, Unterstreichung. Besonders Spitzenkombinationen in dieser Farbenzusammenstellung treten hervor, in Pelzen das Hermelin mit schwarz-weißen Chenillefransen.

Die

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während andere starr daliegen. Dadurch kann ein Verbrennen von Einzelmetallen eintreten. Dann kommt das Schmelzmittel in die Schale und wird mit den Schmelzmetallen gemischt. Erst nach der Mischung wird der Schmelztiegel gefüllt und dem Schmelzfeuer übergeben.

Nun zum Schmelzprozeß selbst. Dieser kann im Koks- oder Gasschmelzofen, auf der Glühesse usw. vorgenommen werden. Wichtig ist jedoch, daß jede Art des Feuers andere Einwirkungen auf die Schmelzung hat. Gerade aus Unkenntnis dieser Tatsache folgen viele Fehlschläge, weil praktische Erfahrung fehlt und vor allem das Aufpassen oft vergessen wird. Beim Ziehen des Blasebalgs wird oft die Beobachtung des Tiegels außer acht gelassen, oder der im Koksofen eingesetzte Tiegel wird seinem Schicksal überlassen; unreine Bestandteile fallen hinein usw. Obwohl Verunreinigungen bei hohen Hitzegraden meist verbrennen, ist es doch besser, sie kommen gar nicht erst hinein. Geht aber das Schmelzgut langsam in Flußz über, schrumpfen die einzelnen Metalle zusammen, so suche man einen gleichmäßigen Fluß durch Umrühren des Schmelzgutes zu erreichen; sobald dieser jedoch vorhanden ist, überhite man nicht mehr, sondern schreite zum Ausgießen. 0 Die Eingüsse (Formen aller Art) müssen gründlich gereinigt und ein wenig mit Fett oder Öl eingestrichen, auch bei Gelegenheit der Schmelzarbeit mit vorgewärmt sein. Das Metall soll beim Eingießen noch in gutem Schmelzfluß sein. Ist das Metall nicht gut gemengt, so wird es sich im Einguß plattenweise absetzen und der weiteren Verarbeitung Hindernisse in den Weg legen; ist zu kalt ausgegossen worden, so fängt es an zu schiefern und abzuplätteln; ist aber durch allzugroße Hitze das Metall verbrannt, so wird sich das durch schlechte Verarbeitung zeigen. Das Metall ist dann wie verquarzt. o Weitere kleine Winke werden in unserer Rubrik „Kleintechnik" ab und zu Erwähnung finden.

die große Mode!

Wirkungsvoll ist auch schwarze Stickerei auf weißem Kleid. Schwarze Straßenkleider werden durch weißen Pelz belebt, schwarze oder weiße Hüte durch die „umgekehrte" Garnitur. Die Schmuckindustrie hat dieser Modeerscheinung bereits Rechnung getragen, wobei das Weiß allerdings meist von Silber verkörpert wird. Bemerkenswert ist, daß die Damenhüte für den kommenden Herbst und Winter meist auf Blumen-, Federoder Bandschmuck verzichten. Geschnittene Kämme, Stahlperlen, Jettnadeln geben ihnen die bescheidene, aber wirkungsvolle Zier. Hier hätte die Schmuckindustrie einzusetzen, um ihre Erzeugnisse an den Mann oder vielmehr an die Dame und ihren Hut zu bringen. Z.

Zu unseren Abbildungen.

ie erste Aufnahme ist ein Schulbeispiel dafür, wie eigentlich geeigneter Schmuck ein Kleid erst vollendet. Gewiß ist die Kleidschöpfung von Gerstel in Frankfurt eine hochstehende, moderne Leistung, allein sie erhält gerade durch die Schmuckkette, als Gegensatz zum runden Halsausschnitt, aber in Harmonie zur leicht sichtbaren Armlinie, ihre letzte Feinheit. Ein Anhänger würde hier lange nicht so günstig wirken. Schmuck und Kleid wirken und verdichten sich erst zur Einheit, wenn beide mit Geschmack gewählt und mit Überlegung getragen werden. Darauf sollten unsere Juweliere und Goldschmiede schon beim Kauf immer wieder aufmerksam machen.

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Bedauerlich ist nur das eine, daß die schwarz-weiße Abbildung nur annähernd die tatsächliche Wirkung andeutet. Denn die Schmuckketten, wie auch die übrigen Arbeiten Karl Bertholds sind nicht allein werkmäßige Meisterwerke; ihr anziehender Reiz liegt wesentlich in der farbigen Erscheinung. Der Künstler

weiß dem Metall, Email u. a., sogar der Gravierung, malerische Werte zu entlocken. Gerade dieser Umstand ist für die Beziehungen zwischen Schmuck und Kleid äußerst bedeutsam. Elfenbein, Mattgold und schwarzes Email stehen im Zusammenklang mit dem Ton des Kleides. Das meist stumpfe Schwarz (oder warmtonige Weiß) des Emails, das auch am Schmuckdöschen erscheint, ist weiterhin leuchtend durchzittert von feinem Geäder in Golddraht. In ähnlich reicher Art sind auch seine Ringe gehalten, die trotz einer gewissen Völle grazil wirken. Die Töne der Steine fügen sich restlos in die umgebende Tonskala. Da Berthold ein geschickter, phantasievoller Steinund Gemmenschneider ist, ist allgemein bekannt. Die vierte Seite unserer Kunsttafeln veranschaulicht zunächst zwei von den Haupttypen der Pelzkleider und Pelzmäntel, andere werden folgen. Die feschen Schöpfungen stammen aus den künstlerischen Modewerkstätten Mayer-Sundheimer in München. Prof. LS.

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Einer besonderen Beliebtheit dürfte sich geschmackvolles Tragen von Shawls erfreuen. Darunter vielleicht ein gemustertes, in den Farben zum Shawl abgestimmtes Abendkleid. Lange Ketten mit künstlerisch geformten Enden (oft auch Zwischengliedern) wirken hier besonders vornehm. Der bekannte Goldschmied K. Berthold hat den abgebildeten Kettenschmuck geschaffen und durch dessen eigenartige Gestaltung der Gesamterscheinung eine aparte Note gegeben. (Einzelaufnahme umstehend.)

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