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Diebeners Kunst- und Werkblätter

Die Schmuckstücke von Arnold Meyer in Bremen verfolgen moderne künstlerische Ziele, sie ordnen
Figur und Pflanzenmotiv ganz dem Rhythmus der Komposition unter und erreichen dadurch ein
harmonisches Ausklingen der Gesamtform.

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Die Kleintechnik des Goldschmieds

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Gelbgewordenes Elfenbein weiß färben. Bekannte Rezepte sind folgende: 1. Das neueste und beste Bleichmittel ist das Wasserstoffsuperoxid, eine farblose, wasserhelle Flüssigkeit. Man gibt auf 1/, Liter derselben 15-20 Tropfen irgendeiner Säure, am besten chemisch reine Schwefelsäure, und legt in diese angesäuerte Flüssigkeit die zu bleichenden Elfenbeingegenstände und zwar -1 Stunde lang, wobei man das Gefäß gut zudeckt. Dann nimmt man dieselben heraus, spült sie in lauwarmem Wasser und trocknet bei Tageslicht, wodurch vollständiges Bleichen erzielt wird. 2. Man erhitzt einen dünnen Kalkbrei in einem Topfe über dem Feuer und legt das Elfenbein so lange hinein, bis es weiß ist. Hiernach nimmt man es aus der Beize, trocknet es ab und poliert es. - 3. Man legt das Elfenbein in eine Lösung von 1 Teil frischem Chlorkalk in 4 Teilen Wasser; nach einigen Tagen ist das Elfenbein vollständig weiß. Es wird dann abgewaschen und an der Luft getrocknet. 4. Elfenbeinerne Gegenstände werden gebleicht, wenn man sie etwa 3 Stunden lang in eine Lösung von schwefliger Säure in Wasser legt. Gasförmige schwellige Säure ist ausgeschlossen, da Elfenbein hiervon rissig wird. Die erforderliche Temperatur der galvanischen Bäder. Um eine befriedigende Arbeitsleistung zu erzielen, muß der Wärmegrad der galvanischen Bäder ständig auf einer bestimmten Höhe gehalten werden. Die Temperatur aller galvanischen Lösungen, die im kalten Zustand verwandt werden, darf niemals unter 18° Celsius herabsinken. Aber im Winter, besonders wenn die Arbeitsräume über Nacht nicht geheizt werden, wird dieser Stand häufig nicht erreicht. Man nimmt dann einen Teil der Vergoldung usw. in ein Gefäß, bringt diese Menge zum Kochen und füllt sie wieder in das Bad ein, um dadurch die notwendige Temperatur des ganzen Bades zu erreichen. Je besser ein Bad temperiert ist, um so geringer ist der spezifische Widerstand und um se größer das Belastungsvermögen.

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Justieren von Chatons und Galeriefassungen. Das Justieren von Chatons, Krappenringen, Galeriefassungen und dergl. mit dem Stichel ist sehr langwierig, und es gibt verschiedene Werkzeuge, wie Chatonzangen, Fräsbohrer, womit man sich die Arbeit erleichtern kann. Ein einfaches und praktisches Werkzeug kann man sich zu diesem Zwecke leicht selbst anfertigen, indem man eine feinkörnige, jedoch scharfe Messernadelfeile auf der einen Seite und zwar auf der linken mit dem Korundrad oder einer scharfen Steinfeile abfeilt und dann mit einer feinen Schmirgelfeile schleift und poliert. Bei diesem Abfeilen ist darauf zu achten, daß die Schneide der Feile nicht verletzt wird und ihre Schärfe behält. Die Auflage wird dann mit dieser Feile eingefeilt, und zwar wird diese derart durch die Fassung hindurchgeführt, daß man gleichzeitig je zwei Krappen in der nötigen Höhe einfeilt. Dadurch, daß die eine Seite der Feile glatt ist, bleiben die anderen Krappen vollständig unbeschädigt. Die so erzielte Auflage dient zur Aufnahme von Steinen mit flachen Unterkörpern, wie Opalen, Perlen, Türkisen usw. Sollen Körpersteine gefaßt werden, so benutzt man eine schlanke, möglichst dünne Halbrundnadelfeile, die ebenfalls sehr scharf und feinkörnig sein muß und schleift sie auf der flachen Seite in derselben Weise ab wie die Messerfeile. Diese Feilen sind natürlich kein Universalwerkzeug und können nicht überall verwendet werden. So müssen z. B. bei Kleeblättern die aneinander gelöteten Krappen mit dem Stichel justiert werden; da aber diese durch das Zusammenlöten verstärkt sind, so läßt sich hier das Justieren leicht bewerkstelligen, ohne daß sich die Krappen verbiegen und abbrechen. Diese hier beschriebenen Feilen lassen sich besonders bei größeren und stärkeren Chatons und Krappenfassungen vorteilhaft verwenden, und das Justieren geht rasch und flott von statten.

Das Färben von 8karätigem Gold. Das Färben von 8 karätigen Waren wollte früher nie recht gelingen, doch ist es der fortschreitenden Technik zu verdanken, daß wir heute verschiedene bewährte Arbeitsmethoden besitzen. Ein gutes Verfahren ist folgendes: Die zu färbenden Gegenstände werden

vor dem Färben gut geschliffen, dann matt gebürstet oder mit feinem Sand mattiert, aber nicht, wie beim Färben von 14 karätigen Waren, vorher geglüht, sondern man legt sie, nachdem man die Waren an einem Platindraht oder aber an einem Pferdehaar befestigt hat, in reines Wasser. In einer gut abziehenden Esse bringt man nun in einer Abdampfschale 1 Liter reine Schwefelsäure zum Kochen und gibt 25 Gramm Salpeter und eine Messerspitze Kochsalz hinzu. In die jetzt gebrauchsfertige Farbe hängt man die Ware und läßt sie eine Minute darin, bis der zu färbende Gegenstand eine bräunliche Farbe zeigt. Jetzt spült man in einem bereitstehenden Gefäß gut ab, kratzt, und wiederholt das Verfahren, bis der gewünschte, schöne, matte Ton erreicht ist. Es empfiehlt sich, beim erstmaligen Färben einen massiven Gegenstand zu wählen, bis man die Vorteile und die richtige Arbeitsweise dieses Verfahrens herausgefunden hat. Danne, schlecht gelötete Waren müssen vorsichtig behandelt werden, damit die Lötstellen nicht angegriffen werden. Das Färben nach der hier beschriebenen Weise hat den Vorteil, daß man gering legierte Waren von 8 karätigem Gehalt an färben kann und denselben Ton erhält, wie 14- und 18 karätige Ware, nach dem alten Verfahren gefärbt.

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5236. Wie wird Bernstein poliert?

5235. Kann mir ein Kollege eine vorteilhafte Grundgoldlegierung nennen? U.D. in E. H. E. in R. 14 kar. FarbF. U. in R. T. in H.

5237. Ich brauche eine Legierung für ein leichtfließendes lot. Welcher Kollege kann mir Rat erteilen?

5238. Wie wird ein dauerhafter Nickelniederschlag erzielt? 5239. Wie erfolgt die Rückgewinnung von in Salpetersäure gelöstem Gold und Silber? E. K. in M.

5240. Wer kann mir eine Legierung nennen für Gold 585 von 900 und 1000, die gelb und sehr dehnbar ist? Natürlich ist eine gute Verarbeitung Voraussetzung. Bei den mir bekannten Legierungen entstehen Risse durch das Walzen. Chr. Fr. M. in E.

5241. Ich habe silberne Filigranarmbänder, die mit Halbedelsteinen,
wie Amethysten, Topasen usw. versehen sind, zu vergolden. Müssen
die Steine im galvanischen Bade entfernt werden oder können sie ohne
Schaden in die Vergoldung gebracht werden?
L. A. in Dy.

5242. Welche Kettenfabrik führt das nebenstehend
skizzierte Zeichen?
B. & G. in L.

5243. Auf welche Weise können Metallgegenstände entweder auf galvanischem Wege oder durch Lackierung dauernd leuchtend rot gefärbt werden? P. M. in B.

Antworten unserer Mitarbeiter.

5220. Zuerst gehe man an das Reinigen solch schwarz gewordener Zinnwaren, indem man sie in heißer Sodalauge oder Aschenlauge abwäscht. Hierauf empfiehlt sich Putzen mit Wiener Klk oder Polieren mit Zinn-Feilspänen, wodurch man wunderschönen Hochglanz erzeugen kann. Die Anwendung der Zinnfeilungspäne geschieht trocken, es muß jedoch möglichst starker Druck ausgeübt werden. Auch mit dem Polierstahl, trocken oder mit Seifenwasser, kann den Zinngegenständen schöner Hochglanz durch sogenanntes Brünieren beigebracht werden. Ein Schleifen von Zinngegenständen findet selten statt, als Glättungsmittel verwendet man dann Wiener Kalk, Schlemmkreide oder Englisch Rot. 5222. Weißmetalle, welche so hohe Schmelztemperaturen aushalten, können höchstens der Nickelgruppe entnommen sein, da dieses 1452° Schmelztemperatur bat; selbst Silber verträgt nur 960o. Wir empfehlen Ihnen eine Mangan-Nickellegierung, wobei Mangan bei 1260° schmilzt. Je 50 Prozent beider Metalle schmelzen bei etwa 1050o, höhere M»nganzusätze steigern die Schmelztemperatur bis zu 1260°, höhere Nickelzusätze noch höher; 20 Prozent Mangan und 80 Prozent Nickel schmelzen bei 1250°. 5241. Die Gegenstände können unbedenklich in das Bad gebracht werden. Nur bei Kameen, besonders Muschelkameen, is Vorsicht geboten. Es empfiehlt sich jedoch, die Vergoldung nicht zu sehr zu erwärmen und mit Strom zu arbeiten, damit der Niederschlag rasch erfolgt. ᄆ

✩✩ Sonntagsstunde ✩ ✩

Letzte Blumen.

Von Heint. von Veldeke. Neudeutsch von Will Vesper.
Seit die Sonne ihren lichten Schein
Vor Kälte bat geneiget

Und der kleinen Vögelein
Sommerliches Singen schweiget,
Traurig ist das Herze mein;
Denn es will nun Winter sein,
Der uns seine Kraft erzeiget
An den Blumen, da man sieht
Lichte Gluten

Blaß verbluten;
Davon mir geschieht

Leid, und Liebes fliebt.

Alte Traditionen der Goldschmiedekunst.

Aus

Von Fritz Hansen, Berlin.

(Schluß). us der ersten Zunftbildung vollzog sich allmählich die Umwandlung in selbständige Verbände. Vorsteher und Zunftmeister wurden eingesetzt und fünf Geschworene bestellt, um den Vollwert des Materials zu prüfen, denn nur 16 bis 24 karät. Gold durfte verarbeitet werden, und das Fassen unechter Steine war bei schwerer Strafe verboten. Der Ausbildung der Lehrlinge wandte man große Sorgfalt zu. Die französischen Könige ließen von den Goldschmieden die kostbarsten Geräte verfertigen, und der Luxus wurde so weit getrieben, daß ein Verbot an die Goldschmiede erging, goldene Tafelgeräte und Eßgeräte anzufertigen. Henry de Labarre schreibt darüber: Die Goldschmiedekunst spielte im 14. und 15. Jahrhundert eine Rolle, von welcher man sich nach den Berichten der Geschichtsschreiber keine Vorstellung macht, die aber unser Staunen erregt beim Studium der Rechnungsbücher und Inventuren der Fürsten und Herren sowie der Kirche. Der Luxus der goldenen und silbernen Tafelgeräte trieb zur Verschwendung unter Karl V. Die Gemahlin Franz I. hatte so viel Goldschmuck an ihren Gewändern, das sie auf einem Feste durch das Gewicht ihres Kleides ohnmächtig zusammenbrach. Man war eben bemüht, allen Besitz in solchen Geräten anzulegen, mit denen man nach außen glänzen konnte, und aus denen im Notfall wieder Geld zu schlagen war. So hat Karl V., um Krieg führen zu können, sein goldenes Tafelgerät einschmelzen lassen, um die Kriegskosten daraus zu bestreiten. Um den Glanz und Reichtum zu zeigen, schmückte man die kaiserliche Tafel mit einem Schiff von Gold. Goldene Schalen für die Speisen hatte man im Gebrauch, aus denen alle afzen, auch der Kaiser, der sich dadurch gegen Vergiftungen sicherte. Im Jahre 1477 ging es mit den Herrlichkeiten zu Ende. Die Renaissance brachte wieder einen neuen Aufschwung. Die Ausschmückung der Gewänder wurde nach architektonischen Gesetzen vorgenommen, dabei wurden die Arbeiten von dem Besteller kontrolliert, der auch das Gold für die Arbeiten brachte. Jeder Goldschmied hatte sein besonderes Zeichen, das dem von ihm gefertigten Gegenstand aufgedrückt wurde.

Schon im Jahre 1263 warf das Handwerk in Deutschland das bischöfliche Joch, unter dem es zuerst gestanden, ab und bildete genossenschaftliche Vereine. Die Goldschmiede sowohl als die Schildererzunft gehörten zu den Bildhauern, Malern, Harnischmachern und Drahtziehern. 180 Urkunden sind noch vorhanden, die davon berichten. Aber bis zum Jahre 1332 dauerte der Kampf gegen das klerikale Element fort, und von da an fand eine ständige Fortentwicklung statt bis zum Jahre 1540, als dem Anfang

der eigentlichen Zunftbildung. Von den Rechten und Pflichten der Goldschmiede von Hamburg, Lübeck und Breslau gibt es noch drei wertvolle Urkunden, welche besagen, daß den Goldschmieden wegen ihres hohen Ansehens Stadtämter übertragen wurden, z. B. die Warenschau, Untersuchung der Waffen, Verteidigung der Stadt usw. Der Verkauf von Brennmaterial, Kohlen usw. lag außer der Obrigkeit ihnen ob. Die Goldschmiede hatten eine Zunftstube, Stubenrecht und Zunftrecht. 1390 wurde ein besonderer Wirt für ihre Trinkstube angestellt, der jährlich fünf Pfennige Gehalt und freie Station hatte. 1370 wurde eine Luxusordnung (!) eingeführt, das Lehrlingswesen geregelt, Vererbung und Weiterführung des Geschäfts beim Tode des Vaters bestätigt. Der zum Gesellen gewordene Lehrling mußte sich in die Zunft einkaufen durch Zahlung von 5 Pfennigen und 2 Pfund Wachs an die Stadt. Nur in dem Gewerbe der Goldschmiede durften auch Frauen und Mädchen Goldschmiede werden, was sonst in keinem anderen Gewerbe erlaubt war. Kein Lehrling durfte das Handwerk erlernen, der nicht ehelicher Geburt war. Gearbeitet wurde nur an fünf Tagen in der Woche, Sonnabends nur bis Mittag. Nirgends ist jedoch in Urkunden und Archiven die Rede vom Lohn der Gesellen.

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Sehr streng waren die Strafen gegen diejenigen, die aus Fahrlässigkeit oder Betrügerei sich etwas in Betreff des vorgeschriebenen Gold- oder Silbergehaltes zuschulden kommen ließen. Bußen von 1 bis 30 Pfennigen wurden den Sündern auferlegt, was auch ohne den Geldverlust gleichbedeutend mit dem wirtschaftlichen Ruin sein konnte. Junge Gesellen mußten bis 8 Uhr abends wieder im Hause sein, während ältere bis 9 Uhr ausbleiben durften. Jeder Meister zahlte jährlich 1 Pfennig Beitrag an die Zunft. Im Jahre 1676 wurden 15 fremde Meister aus einer deutschen Stadt wegen Pfuscharbeit verjagt. Wurde ein unechter Gegenstand vergoldet, so mußte am Boden eine Stelle frei bleiben, an der man erkennen konnte, daß er unecht sei. Die Goldmacherwerkstätten mußten so gelegen sein, daß jeder Arbeitsplatz von außen zu übersehen war, damit jeder Vorübergehende ersehen konnte, welches Stück in Arbeit war.

Von 1450-1540 trat eine Reformbewegung ein, und darauf folgte eine Zeit der Ruhe, in welcher das Zunftwesen am Ende des 16. Jahrhunderts seine höchste Blüte erlangte und die ganze deutsche Wirtschaftsgeschichte ihren Höhepunkt erreicht hatte. Als Meisterstücke wurden Kelche, Brillantringe und Armspangen angefertigt. Der Bürgerstolz der Goldschmiede - Buchdrucker gehörten auch zu den Goldschmieden, der Erfinder der Buchdruckerkunst, Gutenberg, war Goldschmied vermaß sich sogar, den berühmten Maler Hans von Holbein verächtlich zu behandeln. Jeder Meister konnte soviel Gesellen halten, wie er wollte. Damit nur die beste Arbeit und nicht das glänzende Äußere gewertet wurde, war es verboten, Schilder an den Werkstätten anzuschlagen, damit nicht alles zu dem liefe, der das glänzendste Schild hatte, während die anderen keine Aufträge erhielten. Ebenso war das Abspenstigmachen der Gesellen verboten. Lief sich aber doch ein Geselle abspenstig machen, so wurde nicht der Meister, sondern der Geselle bestraft, dafür daß er sich abspenstig machen ließ. Keine Feueressen, Goldoder Silberschmelzereien durften in den Häusern sein, nur in den Werkstätten. Reparaturen an unechten Metallgegenständen durften nicht vorgenommen werden. Durch den Dreißigjährigen Krieg trat ein großer Stillstand im Wirtschaftsleben ein und damit auch für das Gewerbe der Goldschmiede. Das Genossenschaftswesen erstarb, und erst durch das absolutistische Frankreich erstanden der Goldschmiedekunst neue Lebensbedingungen.

HANDEL INDUSTRIE+EXPORT

Leipzig

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Nachdruck aus dem Originalinhalt nur mit Genehmigung der Schriftleitung gestattet

5. Februar 1921

Die Werbetätigkeit der Edelmetallindustrie im Jahre 1921.

Von W. Brocke, Leipzig.

as Krisenjahr 1920 ist vorüber. Nach beängstigendem Versinken und plötzlichem, unbegründetem Steigen und wieder anschließendem Fallen ist seit einiger Zeit eine gewisse Stetigkeit in erneuter Aufwärtsbewegung der deutschen Valuta eingetreten. Das Ausland übersieht die deutschen Zustände klarer als bisher, es hat selbst seine Sorgen und muß mit Deutschlands Vorhandensein auf dem Erdball rechnen. Das Verhältnis zu unseren Feinden klärt sich mehr und mehr. Es ist das Verhältnis des Ausgebeuteten zum Ausbeuter, aber es ist wenigstens ein Verhältnis, bei dem endlich jeder von beiden wissen wird, woran er ist. Bei uns haben es die meisten leider bisher noch nicht gewußt.

Diese Gewißheit, und sei sie noch so grausam, ist immerhin besser als der unsichere Pendelzustand der ersten zwei Nachkriegs- und Revolutionsjahre; und es heißt, aus diesem Verhältnis das Beste herauszuholen. Wir wissen, ein Teil des Auslandes hat Lebensmittelund Rohstoffmengen, in denen es erstickt. Wir wissen auch, daß wir uns den nötigen Anteil dieser Vorräte nur verschaffen können, wenn wir über den Umfang unserer Kriegsentschädigungslieferungen hinaus unsere Arbeit in internationale Werte umsetzen.

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Fragt sich noch, ob unsere Arbeitskraft ausreicht, diese Werte zu schaffen, ob wir imstande sind, aus den Rohstoffen, die uns nach und nach wieder zugehen werden, dem Auslande genügend Fertigprodukte zu liefern, die es brauchen kann und kauft. Nun, wir meinen, die Frage stellen, heißt sie bejahen. Wenn auch ein Viertelhundert feindlicher Staaten uns gegenüber standen, in dieser Zahl sind doch nur wenige, die als Industrieländer imstande sind, den Bundesgenossen an technischen Produkten, Maschinen, Werkzeugen, Luxus- und Gebrauchsgegenständen das zu liefern, was sie nötig haben. Irgend ein südamerikanischer Staat kann wohl dem anderen oder dieser ihm Getreide oder Kaffee oder Baumwolle abgeben, aber ein solcher Austausch wäre sinnlos. Daher tauschen solche Staaten ihre Rohprodukte nur mit Ländern, von denen sie Industriegüter erhalten können, wie es Amerika, England, Frankreich sind.

Aber diese Länder haben nur eine ganz bestimmte, genau bekannte Aufnahmefähigkeit für Lebensmittel und Rohprodukte. Ist diese erfüllt, so hilft kein Feindschaftsgefühl, kein Haß darüber hinweg, daß der Überschuß den gegnerischen Staaten, also in diesem Falle uns, angeboten werden muß, die wir an diesen Rohprodukten Mangel haben, wenn wir imstande sind, eine solche Einfuhr auch zu bezahlen, nicht mit Papiermark, aber mit Arbeit, mit Fertigwaren, die aus dem Fleiße unserer Hände und Köpfe entstanden sind.

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Da die Lasten des Erpresserfriedens von Versailles uns aber einen großen Teil unserer Arbeit ohne Gegenleistung aufzehren, so heißt es, sich doppelt anstrengen, um Überschußarbeit zu leisten. Nur mit dieser Überschußarbeit dürfen wir rechnen, wenn wir daran denken, uns dafür etwas kaufen zu wollen. Leisten wir diese Überschußarbeit, so haben wir die Möglichkeit, alles, was wir an Lebensmitteln und Rohprodukten brauchen, uns zu verschaffen. Daß wir sie leisten können, daran ist bei der Energie, Intelligenz, Arbeitslust (auch diese wird wiederkommen) des Deutschen nicht zu zweifeln.

Die Lieferungsländer der Rohwaren zu gewinnen, um die für sie geeigneten Fertigwaren bei uns auszusuchen, einzutauschen, einzukaufen, ist Aufgabe der deutschen Werbearbeit. Es gilt, den Einwohnern dieser Länder das zu bieten, was sie gerade brauchen, das, wofür sie Neigung haben. Es gilt, ihnen die schlechte oder auch gute fremde Ware durch die bessere deutsche zu ersetzen, dem Angebot unserer feindlichen Konkurrenzstaaten das unsere entgegenzuhalten, den Agrar- oder Minenstaat zu überzeugen, daß er für seine Agrar- oder Bergwerksprodukte nirgends bessere fertige Bedarfsartikel erhält als von uns.

Diese Werbung im Ausland zu unternehmen, gibt es aber augenblicklich für Deutschland keinen anderen Weg als den der schriftlichen und Drucksachen - Propaganda. Bei dem Tiefstand unserer Valuta ist es uns unmöglich, wie die Amerikaner oder Engländer Scharen von Reisenden in die betreffenden Länder zu schicken, Ausstellungszüge und -Dampfer auszurüsten, Kino - Expeditionen auszusenden, Nationalausstellungen in fremden Ländern zu veranstalten. England hat beispielsweise für 1921 allein etwa 10 Britische Import-Ausstellungen in verschiedenen Staaten arrangiert, u. a. in São Paulo, Kanton, Shanghai, Tientsin.

Das kann sich das jetzige Deutschland nicht leisten. Nur das geschriebene oder gedruckte Wort können wir hinaussenden in alle Welt und werben lassen. Der Weg ist nicht aussichtslos, ja er ist trotz der Anstrengungen der Feinde gangbar und verspricht ausgezeichnete Erfolge. In "Diebeners Mitteilungen" hatten wir bereits einige sehr charakteristische Briefe von Übersee abgedruckt, die beweisen, wie sehr man dort nach Waren, nach deutschen Waren schreit. Wenn ein Importeur aus Santiago schreibt: „Trotz der ungemein rührigen Propaganda der Nordamerikaner wollen wir mit dieser Sippschaft nichts zu tun haben, weil wir von ihr während des Ausscheidens Deutschlands vom Weltmarkte in einer Weise belogen, betrogen und übervorteilt wurden, die beispiellos ist. Wir wollen deutsche Waren, hämmern Sie das den dortigen Fabrikanten ein," so zeigt dies, wie erfolgversprechend schon die einfache Drucksachenwerbung für deutsche Waren im Ausland ist. Andere Briefe lauten ähnlich.

Es gilt also für den deutschen Fabrikanten, Grossisten und Exporteur ohne weiteres Zögern diesen Weg zu beschreiten. Auf unserem Sondergebiet hat der Spezialverlag Wilhelm Diebener, Leipzig, für das Edelmetallund Uhrengewerbe bereits seit langem diesen einzig richtigen, erfolgversprechenden Weg ausgebaut und vorbereitet. Der Weg war bereits vor dem Kriege gebaut und viel benutzt, noch nie aber hat er für den Export unserer Branchen solche Bedeutung gehabt, wie gerade gegenwärtig. Mit seinen deutschsprachigen Export-Großhandels-Nummern der „Deutschen Goldschmiede-Zeitung" und der „Uhrmacher-Woche“ und seinen fremdsprachigen Zeitschriften in englischer, französischer und spanischer Sprache besitzt der Verlag Diebener Angebots-Vermittler für das Ausland, die in unseren Branchen nicht übertroffen werden können, zumal das aus der ganzen Welt zusammengeholte, stets auf der Höhe gehaltene Adressenmaterial für den Versand solcher Exportnummern unerreicht ist.

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