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Die Pelzmoden, denen ein breites Feld eingeräumt wird, sind in Hinsicht auf unser Thema wichtig, erstens, weil der Kragen so getragen werden kann, daß der Halsschmuck sichtbar ist, vielfach als Umlege-Schulterkragen überhaupt liegen bleibt, und zweitens, weil der geschlitzte Ärmel am Handgelenk durch eine Spange zusammengehalten wird, die Gegenstand der Bearbeitung durch den Goldschmied werden könnte. Die lange Kette wird außerdem stets vornehm wirken, ebenso die Silbertasche oder die mit einem Metall-, Elfenbein- und Emailzierstück versehene Ledertasche. Ideenreiche Goldschmiede denken vielleicht auch an schöngestaltete Fibeln, die das Pelzwerk zusammenhalten. Dieses selbst zeichnet sich durch lebhafte Zeichnung aus; am häufigsten erscheint wohl die Lyra- und die Tigerkatze.

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Aus diesen kurzen Ausführungen, die auf die Zusammenhänge zwischen Kleid und Schmuck in historischer und moderner Zeit hinwiesen, dürfte eindeutig die große Bedeutung der Wechselbeziehungen zwischen Schmuck und Mode für den Edelschmied hervorgehen. Nicht nur die Fabrikation wird für Anregungen in diesem Sinne dankbar sein, sondern auch der handwerkliche Goldschmied von dem Gesichtspunkt der kunstlerischen Einheit von Schmuck und Kleid. In ihm aber muß auch eine Grundlage für die Erziehung zum guten Geschmack erblickt werden. Vielleicht sollte man auch in Ausstellungen auf die stilvolle Einheit des Gesamteindrucks von Kleid und Schmuck nachdrücklicher, als dies bisher geschah, verweisen, um zu verdeutlichen, daß Schmuck nicht Luxus ist, sondern ein wertvoller Teil künstlerischer Kultur."

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Die Leipziger Edelmetall-, Uhren- und Schmuck-Herbstmesse.

Gesamtcharakter.

Vor dem Kriege gingen die wenigen Aussteller der

Gold- und Silberwaren-, der Uhren- und SchmuckBranche nur zur Leipziger Frühjahrsmesse, denn die Herbstmesse war sozusagen nur eine deutsche Detailmesse. Wie sehr sich die Lage geändert hat, das zeigt die Bilanz des Messejahres 1921, die für die Herbstmesse einen erheblich besseren Aktivposten ausweist als für die Frühjahrsmesse. Voraufgegangen diesmal war die gutbeschickte Fachmesse in Stuttgart, es folgen die Breslauer und Frankfurter Messe, wohin ein Teil derselben Aussteller geht.

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Die Herbstmesse war jedenfalls erfolgreicher für die Verkäufer und mindestens ebenso gut besucht von Einkäufern wie die Frühjahrsmesse. Über 500 hinaus ging die Zahl der wirklichen Fachaussteller der Leipziger Messe aus dem Edelmetallgewerbe, der Uhren- und Bijouterie-Industrie, außerdem waren Hunderte von Ausstellern da, an deren Darbietungen unsere Fachgenossen ein wie auch immer geartetes Interesse haben. ist es begreiflich, daß es die Einkäufer nicht leicht hatten, sich zurechtzufinden und dieser Riesenmesse alles abzugewinnen, was sie ihnen bieten könnte, wenn das Gebotene schön geordnet beisammen wäre.

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Es ist nicht genug damit, daß Industrie und Großhandel achtunggebietend und überragend in den einzelnen Leistungen das ist schon der Konkurrenz wegen unerläßlich auf der Messe auftreten, sie müssen dieselben auch an den Mann bringen können. Das ist den Firmen, welche den Sammelstellen in Specks Hof, in den Hotels Königshof und Grüner Baum und in der Universität zugehören, leichter gemacht als den im großen

Meßbetrieb vereinzelt sich aufhaltenden. Diesem durch die fortschreitende Branchenkonzentration gut zu machenden Unrecht soll durch eine weitere Gruppe abgeholfen werden, die im Hotel Sachsenhof zur Frühjahrsmesse 1922 zum erstenmal an der Messe teilnimmt. Nach den gemachten Erfahrungen glauben wir, den isolierten Einzelausstellern sowohl im allgemeinen als besonderen Interesse den Anschluß an die Gruppenbildung empfehlen zu sollen.

Diese Gruppen-Einteilung, welche nach einem Beschluß des Sachverständigen-Ausschusses fernerhin auch offiziell durch das Meßamt betont werden soll, ist ersichtlich aus den von unserem Verlag herausgegebenen übersichtlichen Einkaufsführer, der den Fachgenossen, welche die Spezialmesse gründlich abmachen, bereits unentbehrlich geworden ist. Es ist kein großer Schaden, daß die zentralisierte Spezialmesse in mehrere Gruppen zerfällt, liegen dieselben doch so zueinander an der östlichen Peripherie des Meßzentrums, daß ein fleißiger Einkäufer sie alle an einem Tage besuchen kann. Dieser Tag dient der Orientierung, ein zweiter Tag dem Einkauf. Die Anordnung in kleineren, in sich geschlossenen Gruppen bietet sogar Ruhe und Bequemlichkeit zur Arbeit, woran es in den großen Meßpalästen fehlt.

Die deutsche Feinmetall- und Schmuck-Industrie, daneben das immer selbständiger und tüchtiger seine eigenen Kreise schließende kunsthandwerkliche Goldschmiedegewerbe haben in ihren auf alle Bedürfnisse des Groß- und Kleinhandels berechneten Leistungen sehr erfreuliche neuzeitliche Fortschritte aufzuweisen, worüber die Deutsche Goldschmiede-Zeitung anderweitig genugsam berichtet. Selbstverständlich kommt diese Entwicklung in der Anhäufung des Meßangebots zur schärfsten Schaustellung, denn hier geht es ums Geschäft, gewissermaßen sogar um einen Börseneinsatz. Daher bieten sich den Meßbesuchern auch immer neue besondere Vorteile, und ein jeder, der zum Einkauf oder auch nur zur Erforschung der Geschäftslage nach Leipzig kommt, findet unter der Fülle des Gebotenen jeweils etwas, das ihm die Reise lohnt.

Diejenigen aber, die um Beschäftigung und Absatz ihre Hoffnung auf die Messe setzen, brauchen dazu ein Gesamtergebnis, das viel lukrativer sein müßte, als es auf den letzten Messen einschließlich dieser Herbstmesse war, trotzdem diese einen unverkennbaren geschäftlichen Auftrieb zeigte. Doch unterliegt es andererseits keinem Zweifel mehr, daß die Leipziger Edelmetall-, Uhrenund Schmuckmesse es soweit gebracht hat, eine deutsche, in der Hauptsache aber eine internationale Kundschaft zu haben, die treu und groß genug ist und noch größer zu werden verspricht, um das Aufgebot von Industrie und Handel wirklich lohnend zu machen. -ck.

Wie ein Fachmann urteilt,

Die diesmalige Messe kennzeichnet sich durch leichtes Anziehen des deutschen Marktes und Versagen des Auslandes. Dagegen reist ausländisches Privatpublikum scharenweise in Deutschland herum, und besonders Österreicher decken sich hier ein, worunter das Detailgeschäft leidet. Aus Schweden sind nur 25% der seitherigen Einkäuferzahl erschienen, auch aus Holland ist der Besuch gering. Die Messe wird auf ihren früheren Stand zurückgehen, in der Hauptsache wird sie sich auf schwer transportable Waren beschränken (Metallwaren, Silber, Porzellan, Glas usw.), die sich als Reisemuster nicht eignen. Bijouterien verkaufen sich besser durch Reisende.

M.

(Hierzu sei bemerkt, daß die Aussteller wohl kaum auf eine so wichtige Gelegenheit verzichten werden, eine komplette Kollektivschau zu bieten. Die Schriftltg.)

Was die Messe Neues brachte.

Der Erfolg der Messe? Es ist schwer, ihn wirklich zu ermessen. Wenn man die Aussteller hört, dann bekommt man ein sehr widersprechendes Bild. Viele machen sich noch nicht von der Erinnerung an die Zeit des Warenhungers los. Manche begnügen sich damit, daß sie neue Verbindungen angeknüpft haben, ohne daß es schon auf der Messe selbst zu bedeutenden Abschlüssen gekommen ist, und sind zufrieden, daß sie die Spesen gedeckt haben. Wieder andere sagen: „Was wir gemacht haben, hätten wir auch ohne Besuch der Messe erreicht." Die meisten sind von dem um die Ecke erwarteten, heilbringenden Ausländer fasziniert, der lächelnd sich als „Marine" (,,Sehleute", aber nicht Abschlußleute) entpuppt. Nur die wenigsten sind wirklich mit den getätigten Abschlüssen zufrieden, und einige konnten Riesenaufträge entgegennehmen. Der junge Stinnes tauchte mit englischem Gefolge auf, und wo er gerade zugriff, da haperte es nicht. Fast jeder Aussteller war mit der Hoffnung gekommen, die Leipziger Messe werde schon wegen der zu erwartenden Preissteigerungen zu Eindeckungseinkäufen größeren Stils führen, eine Hoffnung, die sich aber kaum verwirklicht hat. Uns will allerdings bedünken, als wäre es gut so. Denn eine neue Hamsterperiode im Geschäftsleben würde eine umso größere Baisse und Krise in der Folgezeit nach sich ziehen, die um so empfindlicher werden müßte, je teurer die Waren werden, und je weniger wir die Auslandskonkurrenz „dumpen" können. „dumpen" können. Sehr bemerkt werden muß, daß diejenigen Firmen, die sich „nebenbei" auf in Silber gefaßtes Kristall, auf bemalte Vasen und dergl. geworfen hatten, gerade auf diesem Annex-Gebiet das beste Resultat erzielten; auch in Bernstein, Elfenbein, Email wurden sehr gute Geschäfte gemacht. Alles in allem: Die Leipziger Messe zeigte wohl im Grunde kein besseres und kein schlechteres Bild als die Messen in anderen Städten. Man darf vielleicht das negative Urteil wagen: wenn auch sie im allgemeinen und im Verhältnis zu den Erwartungen der Aussteller nicht alle Wünsche erfüllt hat, so hat sie doch vielleicht weniger enttäuscht als anderswo. Der wahre Erfolg ließe sich überhaupt erst nach Ablauf einiger Zeit feststellen, wenn man dann die Unterlagen zusammenstellen könnte, was natürlich nicht möglich ist. Aber auch selbst wenn es schlimmer stünde, als es tatsächlich ist, dann würde man doch der Messe nicht entsagen können. Auch das Reisen ist notwendig, aber selbst das größte Heer von Reisenden wird nie die große Gesamtschau ersetzen können, die die Messen bieten. Man braucht nur diejenigen Aussteller zu befragen, die am meisten klagen, ob sie die Konsequenz aus ihren Klagen ziehen möchten, nicht mehr zur Messe zu kommen. Es wird keiner im Ernst daran denken, in Zukunft fernzubleiben. Im Gegenteil werden immer noch neue Aussteller hinzukommen. Das mag den alten Meßhabitués nicht gerade willkommen sein, aber es wird sie erst recht verhindern, die Flinte ins Korn zu werfen, es wird sie vielmehr anstacheln, durch Schönheit und Qualität ihrer Angebote hervorzustechen. Und das ist dann für sie auch ein Erfolg. In dieser Hinsicht wies die letzte Herbstmesse in Edelmetall- und Bijouteriewaren schon bemerkenswerte Fortschritte auf. Die Fabrikation, die früher dem Ausland gegenüber nur Rücksicht auf dessen Geschmack zu nehmen hatte, hat sich nun auch vollends auf den Unterschied in der Kaufkraft zwischen Binnen- und Außenmarkt eingestellt. Man sieht beispielsweise ein und dasselbe Halskettchen für holländische Abnehmer mit ringsum durchlaufendem Muster hergestellt, während

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es für das Inlandspublikum nur auf der Vorderseite gemustert ist und sich rückwärts mit einem dünnen Abschlußkettchen begnügt. Den deutschen Trägerinnen solchen Schmucks darf man eben nicht auf den Nacken sehen, aber wir sind ja unter uns Liebhaber und Würdiger der Einfachheit geworden, wenn sie nur geschmackvoll ist. Und der Geschmack hat sich offensichtlich gehoben. Unverkennbar ist, daß die gängige Fabrikware sich mehr und mehr der Mode fügt. Dies in zweierlei Sinne: Es liegt unabweisbar im Interesse der Industrie, stets neue Formen und Motive auf den Markt zu bringen und so eine Belebung des Geschäfts zu versuchen; aber diese Formen und die Tragweise des Schmucks muß sich auch bis zu einem gewissen Grade der herrschenden oder vielmehr kommenden Kleidermode anpassen, jedenfalls Rücksicht auf sie nehmen. Es steht zu erwarten, daß die Beziehungen zwischen Schmuck und Mode sich in der Folgezeit noch immer mehr vertiefen werden. Übrigens gehen diese Bestrebungen nicht, wie anderwärts behauptet worden ist, von Berlin aus. Die Schmuckindustrie hat sich vielmehr auf diese geschichtliche Beziehung zur Kleidertracht neuerdings in verstärktem Maße besonnen. Unseren älteren Lesern wird auch erinnerlich sein, daß der Verlag Diebener schon vor zwanzig Jahren den wie alle Kolumbuseier natürlichen Gedanken aufgriff, ohne jedoch damals in weiteren Kreisen des Gewerbes auf das wünschenswerte Verständnis zu stoßen. Jetzt aber drängt die Härte der Zeit selbst auf seine Verwertung und Verwirklichung, die auch in der Deutschen Goldschmiede-Zeitung ernsthaft in Angriff genommen wird.

Wenn man in unserer Branche schon von einer Modefarbe reden darf, so scheint es Schwarz-weiß zu sein, das besonders bevorzugt wird. Auch Silber und Elfenbein, Silber und helle, zarte Emails werden mehr und mehr in Verbindung gebracht und geschmackvolle Formen erreicht. Andererseits herrscht eine lebhafte Farbenwirkung in Steinen und Malerei (bei Anhängern, Dosen, Schalen usw.) vor. Auch bestimmte Modemuster sind beliebt, wie das viel verwendete Herzblättchenmotiv. Entsprechend der Tendenz, den deutschen Käufern Erschwingliches vorzulegen, bietet man jetzt wieder viel leichte, hübsche Filigranarbeiten (Kolliers, Uhrketten und Armbändchen, bei letzteren auch in Verbindung mit Steinen, besonders Chrysopras); auch Platindraht findet dabei häufig Verwendung. Diese Sachen wirken schön, zart und unaufdringlich. Elfenbein ist noch nicht aus der Mode, man bringt es nur mehr in Verbindung mit anderem Material. Neu sind Armbänder mit durchgezogenem Moireeband. Auch zu Ketten wird es verwendet, aber nicht mehr als dicke Perlenreihe, sondern in einer Zusammenstellung von kleineren Kugeln mit Edelmetall. Zwar sieht man auch noch viele massive oder durchbrochene Schnitz- und Sägearbeiten in moderneren Formen, aber die Anhänger sind meist sparsam in der Verwendung des Beinmaterials, das oft nur noch zum einfassenden Rand dient. Bei Kassetten wird es mit Email und Markasit zusammen

gebracht. Chinesische und japanische Holzschnitt-Motive wiegen bei Bemalungen vor, besonders in Gelb und Tango. Kett: n treten auch viel als Geflechte, oft in Schlangenform auf. Lange Silber-Halsketten mit Chrysopras und künstlerisch ausgeführten Zwischengliedern oder solche mit Knoten in sich oder aus Stein geben eine erfreuliche Wirkung. Praktisch erscheint auch eine dünne Halskette, die zum Armband zu verengen ist. Zu Uhrbändern und Chatelaines werden Gold- und Doublégewebe verwendet.

Der

An Steinen werden hauptsächlich bevorzugt: Amethyst, Chrysopras und Topas (an Silber), Türkis, Onyx und Creolen mit Bergkristall (Ohrringe), Markasit und Lapislazuli (auf Kassetten und Dosen), Korallen (am Armband), Kameen fallen häufiger auf als früher. Ohrring wird sich voraussichtlich wieder mehr einbürgern. Mode wird hier das maurische Vorbild in großer goldener Halbmondform. An Armbändern sieht man Sklavenreife aus verschiedenstem Material: Edelmetall, Edelholz und Edelbein, letzteres mit Edelmetalleinlagen. Soweit Gold Verwendung findet, wird wie auch in anderen Schmuck- und Gebrauchs-Artikeln (Taschen) das Grüngold bevorzugt. Da die kurze Ärmelmode sich neben der verlängerten noch weiter halten. wird, bleibt auch dem Oberarmreif noch eine Zukunft. Unter den Handtaschen aus Gold, Silber, Doublé und Alpaka werden sich (entsprechend der verlängerten Polizeistunde, die dem Tanzbedürfnis entgegenkommt) die kleineren, länglich-spitzbogigen Formen mit Fransen oder Metallspitzengeflecht (Tanztaschen) einführen. In Medaillons bleibt noch das große silberne, jetzt mit Emailmalerei, und die Vernis-Martin-Malerei auf Perlmutter an einer glatten Schnur. Originell sind die silhouettenartigen Radierungen in Schwarz auf ovaler Goldplatte als Anhänger, die aus der Kleinkunstwerkstätte von Hermann Wolf (München) hervorgehen.

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Apartes wird auch gezeigt an Kassetten, Dosen, Schatullen, Bonbonnièren, die geschnitzt, emailliert, mit Kupferstichen nach alten flämischen Meistern (Teniers), handgetrieben und gehämmert oder auch gepreßt und gegossen, mit Elfenbeinblumen montiert, als handziselierte Grünbronzen, graviert, mit großem Bernsteindeckel und mit Silberbeschlag in mannigfachster Schönheit auftreten. Silber findet auch hier wie bei Schalen, Bilderrahmen, durchbrochener Korbarbeit, Flacons, Tabletten, Toiletteutensilien, als Beschlag von Meißner Porzellan, aber auch mit Edelholz (Etuis) reiche Anwendung. Sogar an Vasen, Kristall- und geätztem Glas fehlt es nicht. Bei reicheren Arbeiten, wie Servicen, fallen die Silbervergoldungen von Prof. Groß-Dresden und die Münchener Künstler-Service auf. Ursprüngliche kunstgewerbliche Bernsteinarbeiten bietet eine Danziger Firma durch Verbindung dieses Materials mit Steinknöpfen und neuartige Tischglocken, Petschafte usw., Schalen, Dosen und Flacons.

Damit sind wir unversehens bereits mitten ins Kunstgewerbe edlerer Art und eigenster Prägung hineingeraten, das von den Künstlern selbst vertreten wird. Da mit Kürze hier nichts Wegweisendes gesagt werden kann, möchten wir uns vorbehalten, in einem besonderen kleinen Artikel in der nächsten Nummer der Deutschen Goldschmiede-Zeitung hierauf zurückzukommen.

Z.

Wie bewahre ich mich vor Miẞerfolgen bei der Herstellung von Vergoldungsbädern und beim Vergolden?

Wo

pohl kein anderer Zweig der Goldschmiedekunst hat, seit der Zeit seiner Entstehung, in der Fachpresse so eingehende Behandlung erfahren wie die Technik des Vergoldens von Schmuckgegenständen. Die Zahl der Rezepte ist Legion; teils sind sie sehr einfach, teils recht kompliziert zusammengesetzt. Von der Feuervergoldung, deren Eigenart es mit sich bringt, daß sie fast immer nach einer bestimmten Methode ausgeführt wird, kann man dabei absehen, es ist vielmehr die galvanische Vergoldung mit Batterie oder Akkumulatoren, um welche es sich in der Hauptsache handelt. Die „D. G. Z.“ hat der Erörterung der verschiedenen Vergoldungsarten, sowie der Veröffentlichung der Rezepte für die Bäder allezeit größte Aufmerksamkeit gewidmet, ihre Mitarbeiter geben in ihren Mitteilungen ohne jede Geheimniskrämerei rückhaltlos ihr Bestes aus den Erfahrungen langjähriger Praxis. Wenn nun

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trotz aller dieser Bemühungen Fachgenossen über Mißerfolge, sei es bei der Bereitung der Goldsalze, sei es beim Arbeiten der Bäder, klagen, so sei daran erinnert, daß jeder, der sich als Anfänger mit der Vergoldung beschäftigt, ja selbst der seit längerer Zeit darin tätige Goldschmied sich doch unbedingt zunächst darüber klar sein muß, daß eine Technik, welche das Zusammenwirken so vieler Momente zum Erfolg erfordert, als da sind: die Stromquelle, die Spannung, die Dichte des Stromes, die Metallsalze, die Beschaffenheit der Chemikalien, ihre Gewichtsverhältnisse zueinander, die Art ihrer Mischung, die Temperaturen der Bäder, das Vorbereiten (Dekapieren) der Waren und vieles andere, als Vorbedingung des Erfolges eingehende und sorgfältigste Würdigung aller dieser Punkte unerläßlich notwendig macht. Dazu gehört selbstverständlich eine gewisse Zeit, in welcher jedem sorgfältig und gewissenhaft arbeitenden Goldschmied auch in bezug auf die Vergoldung und das, was dazu gehört, die Erfahrung reifen wird, die ihm allein sagen kann, womit und wie er am besten zurechtkommt. Die in so reichem Maß vorhandene Literatur kann und soll jedem Suchenden dabei nur Ratgeber und Wegweiser sein. Deshalb soll es auch nicht Zweck dieser Zeilen sein, die vielen vorhandenen Rezepte um ein neues zu vermehren - am Rezept liegt der Erfolg oder Mißerfolg, wie oben gesagt, nicht allein sondern es soll nur auf die Herstellung des zu einem guten Bade nötigen Goldchlorids und dann auf die jedes Mißlingen ausschließende Ansetzung eines Gold- bzw. Silberbades mit Hilfe des elektrischen Stromes eingegangen werden. Man erhält das Chlorid von 4 Gramm Gold auf nachstehende Weise: 4 Gramm reines Feingold walzt man zu einem papierdünnen Streifen, glüht denselben aus und zerscheidet ihn zu kleinen Stücken in der Größe starker Lotpaillen. In einer kleinen Porzellanschale es darf kein anderes Gefäß sein sammelt man das zerschnittene Gold und setzt diese mit dem Golde auf eine mit feinem Sand gefüllte eiserne Schale über eine Gas- oder Spiritusflamme. Auf das vorgewärmte Gold gießt man dann Königswasser, zusammengesetzt aus 5 Gramm Salzsäure und etwa 15 Gramm Salpetersäure, wobei es auf 11⁄2 Gramm mehr oder weniger gar nicht ankommt; nur beachte man, daß die Säuren chemisch rein sind, und vermeide solche, die nur als technisch rein anzusprechen sind. Langsam läßt man nun die Mischung, in der sich das Gold sofort zu lösen beginnt, eindampfen. Ist der Prozeß soweit vorgeschritten, daß sich die Lösung purpurrot zu färben beginnt, so nimmt man die Schale vom Feuer herab und setzt das Abdampfen der noch vorhandenen geringen Flüssigkeitsmenge über offener Flamme fort unter ständigem lebhaften Drehen der Schale. Nach und nach wird die Menge geringer, ihre Färbung ganz selbstverständlich immer dunkler, bis sie fast schwarz aussieht. Man gebe nun genau acht auf das Verdampfen des letzten Säuretropfens und lösche dann die Flamme. Inzwischen hat man in einer anderen Porzellanschale in 1 Liter destillierten Wassers kein anderes 70 Gramm Zyankalium in der Siedehitze gelöst und gießt nun von dieser heißen Lösung in kleinen Portionen -Vorsicht! es spritzt so viel in die kleine Porzellanschale mit dem Goldchlorid, daß dieses völlig als gelbe Flüssigkeit gelöst ist. Nunmehr wird letztere in die größere, die Zyankaliumlösung enthaltende Schale geschüttet, welche jetzt nicht mehr gelb, sondern vollständig klar und nach Verlängern mit einem weiteren Liter destillierten Wassers gänzlich farblos ist. Die Auflösung des Goldchlorids in Zyankalium, wodurch das fertige Bad entsteht, habe ich deshalb hier erwähnt, weil das erstere nicht lange in der Schale stehen bleiben darf, da es dann seine Kristallform verliert, zerfließt und dadurch für das Bad ungeeignet wird. O Wer sich nun mit dieser Selbstherstellung des Goldchlorids nicht befassen will, sei es, daß er die Arbeit des Abdampfens nicht unter genügendem Schutz gegen die Dämpfe vornehmen kann, sei es aus einem anderen Grunde, der kann, wenn er auch die vorzüglichen Trysalit- oder Metalltripelsalzpräparate von Dr. Th. Wieland bzw. Dr. Schering nicht anwenden mag, sich folgender Methoden bedienen, die in vielen Fabriken angewendet werden und die Metalle mit Hilfe des galvanischen Stromes dem Elektrolyten direkt zuführen. Das Verfahren ist folgendes: In einem Glas-, Porzellan- oder Steingutgefäß, welches etwa 2 Liter Wasser faßt und möglichst zylindrische Form hat, löst man in 11⁄4, Liter destillierten Wassers etwa DEUTSCHE GOLDSCHMIEDE-ZEITUNG Nr. 19

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60 Gramm Zyankali und erhält die Lösung auf dem Wasserbad auf 50-60° Celsius. In dieses Gefäß wird nun eine poröse Tonzelle (ich benutze einen schwach gebrannten kleinen Tonblumentopf, den ich außen mit einer Holzraspel rauh gemacht habe) gebracht, in welche man etwa 1, Liter der Zyankaliumlösung füllt. An dem Anodenpol der Batterie befestigt man nun ein Feingoldblech, am Kathodenpol ein Kupferblech von gleicher Größe, die nach Belieben gewählt werden kann (nicht unter 4 qcm Angriffsfläche). Das Goldblech hängt man in die Flüssigkeit außerhalb der Tonzelle ein, während die aus feinem blanken Kupfer bestehende andere Platte in die Tonzelle eingehängt wird. Nun schließt man den Stromkreis. Sofort beginnt, mit Gasentwicklung, der Zersetzungsprozeß, d. h. die Zyankaliumlösung zersetzt das Gold und überführt es in die flüssige Form. Man läßt den Strom, immer unter Warmhaltung des Bades auf 50-60° C, solange wirken, bis das

Kupferblech sich mit einem leichten Goldhauch überzieht, unterbricht den Strom, wiegt das Goldblech, um festzustellen, wieviel Gold das Bad enthält, und kann es dann sofort zum Vergolden benutzen. Auf genau gleiche Weise fertigt man ein vorzügliches Versilberungsbad an. Rote oder rötliche Vergoldung erhält man nun, indem man in ein auf diese Art erhaltenes Bad eine Feinkupferanode bringt und den Strom etwa drei Stunden (etwa 21, Volt) wirken läßt unter Beobachtung der Färbung eines am Kathodenpol eingehängten Stückchens Silberblech. Ebenso entsteht eine schöne grüne Vergoldung, wenn man als Anode unter etwa 1-11/, stündigem Stromkreisschluß ein Feinsilberblech einhängt und später mit Grüngoldanode vergoldet bei roter Vergoldung mit Rotgoldanode. Erwähnt sei noch, daß die Tonzelle natürlich nur bei der Aus

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zutreten und Qualitäten und Preise der ausgestellten Waren ein gehend bei verschiedenen Geschäften miteinander zu vergleichen. Es steht ganz außer Zweifel, daß durch die sichtbare Auszeichnung der Waren im Schaufenster das Interesse des Publikums an Fensterauslagen überhaupt erheblich zugenommen hat, während die zeitraubenden Nachfragen nach Preisen in den Verkaufsräumen sehr viel seltener als früher zu verzeichnen sind. Sehr oft schätzt ein Kauflustiger den Preis eines Artikels viel höher, als wie er in Wirklichkeit ist. Er wird durch die Preise in den Schaufensterauslagen belehrt, daß er sich seinen Besitz wunsch recht wohl erfüllen kann. So wirken die Preisschildchen im Fenster direkt umsatzfördernd. Deshalb: Preise in die Schaufenster! H.

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Was noch fehlt:

Die Hutnadel für den modernen Hut.

Man

an wird in diesem Winter außerordentlich malerische und schöne Hüte tragen, für den großen Mantel, das Nachmittagskleid, das Abend- und Theaterkleid. Alle diese Hate haben eine reizvolle ruhige Linienführung, sie sind aus erlesenem Material hergestellt und vorsichtig einfach im Ausput gehalten, um Linie und Stoff doppelt wirken zu lassen. Aber eins fehlt diesen Hüten: die schöne Hutnadel. Auf einem reich garnierten Hut von bizarren Formen wird man niemals die haltende Nadel vermissen. Bei einem einfach-schönen großen Hut aber fragt man sich, wo ist die Nadel, die diesen Hut befestigt und dabei zugleich seinen organischen Schmuck bildet? Es ist natürlich und notwendig, daß ein großer Hut durch eine sichtbar angebrachte Nadel gehalten wird, und wenn diese Nadel sich ins Ganze fügt und doch gleichzeitig wieder einen künstlerischen Schmuck bildet, so ist das ein außerordentlich befriedigender Anblick. Ein lila Samthut mit einer köstlich zarten großen Goldfiligrannadel, oder ein modefarbener weicher Filzhut mit einer antik wirkenden kupferfarbenen Nadel, eine elegant ornamentierte Silbernadel als einziger Schmuck eines großen altblauen Plüschhutes, oder ein großes weißes Elfenbeinrund, fein geschnitzt, als Nadel einen schwarzen Samthut haltend, das etwa wären die Hutnadeln der vornehmen Frau, aber in keinem Schaufenster sieht man sie. M. Zu unseren Bildern.

setzung des Bades benutzt wird; die in ihr enthaltene Lösung Wie schon mehrfach an anderer Stelle hervorgehoben wurde, wird zum Bad getan. Einen bestimmten Feingehalt dem Bade zu geben, ist mit primitiven Mitteln nicht genau möglich, er läßt sich nur ungefähr annehmen.

I

Preise in das Schaufenster.

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Zu diesem strittigen Thema äußert sich ein Kollege im Anschluß an die von den Alliierten im besetzten Gebiete geforderte Auszeichnung der Schaufensterwaren mit Preisen.

m besetzten rheinischen Gebiete müssen alle in Schaufenstern usw. ausgestellten Gegenstände des täglichen Bedarfs mit Preisschildchen versehen sein. Die Geschäftswelt hat sich an diese Maßnahme sehr rasch gewöhnt und ihren kaufmännischen Wert erkannt. Viele Ladenbesitzer bedauern, daß sie nicht schon in früheren Zeiten alle ihre Waren in den Auslagen sichtbar ausgezeichnet haben. Selbst Spezialgeschäfte mit ausgesprochenen Luxusartikeln legen freiwillig Preisschildden in ihre Fenster.

Wer die Geschäftsstraßen der rheinischen Städte heute aufmerksamen Blickes durchwandert, wird bemerken, daß das Publikum den Auslagen der Geschäfte größeres Interesse entgegenbringt, als man es früher gewöhnt war. Die Preise im Schaufenster üben ihre Anziehungskraft aus.

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Vor dem Kriege war jeder Kauflustige mehr oder weniger über Warenpreise unterrichtet. Durch die Goldentwertung ist das anders geworden. Manche Artikel sind um das Fünffache, manche um das Fünfunddreißigfache im Preise gegen die Vorkriegszeit gestiegen. Dazu kommt, daß bestimmte Klassen des Publikums gewisse Waren seit vielen Jahren überhaupt nicht kaufen konnten und somit genötigt sind, sich heute von Grund auf über die neue Preisgestaltung zu unterrichten.

Ferner ist zu bedenken, daß die Kaufkraft vieler Bevölkerungsgruppen sich so stark verringert hat, daß sehr scharf gerechnet werden muß, bevor an einen Einkauf herangetreten werden kann. So ist es Sitte geworden, vor dem Kaufentschlußz sogenannte „Informationsgänge" durch die Geschäftsstraßen an

dienen unsere Modeaufnahmen aus den ersten Modezentren zur Berichterstattung über die grundlegenden Linien der kommenden Mode. Vielfach findet sich darauf eingezeichneter Schmuck, der aber lediglich als Angabe, wo man sich modernen Schmuck etwa denken könnte, dienen soll, nicht etwa vorgreifend als Vorbildermaterial. In Zukunft werden wir, vielleicht auch im Text, einige gezeichnete Skizzen anfügen, in denen die Neuerscheinung der Kleidform besonders deutlich gemacht wird. Bei passender Gelegenheit (z. B. Seite 8 oben) werden wir ausgeführten Schmuck, gute industrielle oder handwerkliche Erzeugnisse in Verbindung mit dem geeigneten modernen Kleid aufnehmen lassen, um auf diese Art einen engen Zusammenhang zwischen Schmuck und neuer Mode aufzuzeigen. Unsere wertvollen Verbindungen mit in- und ausländischen Modehäusern setzen uns in Stand, das jeweils Typische des Modewechsels in Wort, Bild und Zeichnung raschest zu veröffentlichen.

Selbstverständlich werden wir über dieser wichtigen neuen Aufgabe nicht das Ziel der Goldschmiedezeitung vergessen, sondern uns bemühen, unseren nunmehr umfangreicheren Kunstteil weiterhin in künstlerischer und technischer Beziehung auf dem Laufenden zu erhalten. Das Beste der handwerklichen und industriellen Erzeugung wird uns in dieser Hinsicht gerade gut genug sein. Verschiedene Neuerungen, über die wir uns heute noch nicht aussprechen, werden in diesem Umkreis unseren Lesern Anregendes und Interessantes bieten. Durch die Ausgestaltung von Schmuck und Mode" wird sich naturgemäß der Abdruck des vorliegenden Materials für den Kunstteil etwas verzögern, was die verehrlichen Einsender gütigst entschuldigen wollen. Da unser Werk unserer Auffassung nach am ehesten dem gesteckten Ziel, die Fachzeitung für das Edelmetallgewerbe weiterhin zu bleiben, am besten im engsten Zusammenhang mit dem Leserkreis erreicht wird, sind wir für jeden Ratschlag dankbar. Die Schriftl.

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Das vorstehende elegante Winter-Straßenkleid ermöglicht eine Reihe von Schmuckerfindungen. Außer
den Ringen, einer langen Kette und dem Anhänger bietet sich Gelegenheit zur Ausgestaltung des
Gürtels, der Schuhschnallen und der Hutagraffe oder Hutnadel. Von außergewöhnlichem Reiz dürfte
ein Schmuck in der Art der Gewandhaften oder Fibeln erscheinen, wie ihn die Stämme der Völker-
wanderungszeit oder die Merowinger mit besonderer Vorliebe getragen haben. Auch an eine feine
Silbertasche oder rote Juchtentasche, mit Silber oder Emails geziert, könnte man denken. Naturgemäß
wird die vornehme Dame sich bei der Auswahl des Schmuckes vor Überladung hüten.

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