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der Kunstgewerbeschulen den Akademien anzugliedern. Nach eingehenden Vorträgen der Direktoren Prof. Meyer (Hamburg) und Kieser (Dessau) wurden die Grundzüge für den Verkauf von Schülerarbeiten und die Umgestaltung der Lehr- und Schülerwerkstätten gutgeheißen. Mit Entschiedenheit wurde die endliche Besserung der Besoldungs-, Anstellungs- und Dienstverhältnisse der Fachlehrer-Werkmeister gefordert. Gleichzeitig fand eine allgemeine Schulausstellung der Hildesheimer Kunstgewerbeschule und eine Sonderansstellung der graphischen Abteilungen verschiedener Kunstgewerbeschulen statt. Aufruf! Es wird hiermit den früheren Schülern der Königl. Zeichenakademie in Hanau der Jahre 1884 bis 1905 in Erinnerung gebracht, daß am 1. August ds. Js. unser damaliger Direktor und Lehrer Herr Prof. M.Wiese seinen 75. Geburtstag feiert. Zu diesem Tage wollen wir ihm eine besondere Freude bereiten. Unser Freund und früherer Mitschüler, der Maler Franz Stassen, hat sich in liebenswürdiger Weise bereit erklärt, uns kostenlos eine Adresse zu zeichnen. Wir ersuchen alle Mitschüler, sich mit ihrer Unterschrift an derselben zu beteiligen. Da die Liste aus Zeitmangel nicht herumgesandt werden kann, bitten wir alle diejenigen, welche ihren Namen eingetragen wünschen, sich mit Herrn Karl Herzing, Kl. Steinheim b. Hanau a. M. dieserhalb in Verbindung zu setzen. Mit Gruß und Handschlag.

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Vorbereitungen zur Deutschen Gewerbeschau in München 1922. Im Sommer 1922 wird in München eine große, deutsche Gewerbeschau stattfinden, eine Ausstellung deutscher gewerblicher und kunstgewerblicher Erzeugnisse, welche veranstaltet wird als gemeinsames Unternehmen des Deutschen Werkbundes, des Vereins Ausstellungspark in München, der Münchener kunstgewerblichen Vereinigungen und der Stadt München selbst. Es wird die erste große kunstgewerbliche Ausstellung der Nachkriegszeit in Deutschland sein; wohl die erste derartige Ausstellung von allen am Kriege beteiligten Ländern. Das gibt diesem Unternehmen eine weit über Deutschlands Grenzen gehende Bedeutung. Das besiegte Land, dessen militärisch-administrative Organisation zusammenbrach, dem die Revolution womöglich noch schwerer zusetzte als der verlorene Krieg, das aus tausend Wunden blutet, dem ungeheure finanzielle Lasten aufgebürdet werden, das gering geachtet ist im Ausland und ausgeschlossen aus dem Rate der Völker, dieses Land unternimmt, 3 Jahre nach seinem Zusammenbruch, eine ganz groß gedachte Gewerbeausstellung, auf der es zeigen will, was es noch zu leisten vermag auf dem Felde edler Gewerbearbeit, eigentlich dem Einzigen, was es zurzeit noch an positivem Werte besitzt. Die damit gestellte Aufgabe ist eine außerordentliche, so daß man wohl Zweifel hegen mag, ob sie restlos durchführbar ist: Sind wohl in dem Maße Rohstoffe vorhanden, wie es notwendig ist? Werden alle die teilnehmenden Faktoren, die Arbeiterschaft, die Künstlerschaft, die Gewerbetreibenden die Kraft und den Willen haben, zusammenzuarbeiten, bis das große Ziel erreicht ist? Denn es ist ein großes Ziel, dem man mit dieser Münchener Gewerbeschau nachstrebt: Es soll gezeigt werden, was Deutschland .egt, wo es allein auf seine Arbeit angewiesen ist, leisten kann in der Herstellung von Arbeiten und Gegenständen für jeden,

auch für den bescheidensten Gebrauch. Von dem Gelingen oder Miflingen dieser Ausstellung wird also Ungewöhnliches abhängen sie wird entscheidend sein über den künftigen Ruf Deutschlands als Produzent guter, gewerblicher Arbeit. Kunstgewerbeschule Pforzheim. Mit Unterstützung der Handelskammer wird ein Sonderkursus zur Ausbildung von Galvaniseuren veranstaltet. Der Unterricht findet auferhalb der Geschäftszeit, und zwar Montags, Dienstags und Donnerstags von 4 bis 7 Uhr statt und beginnt am Montag, den 13. Juni 1921. Kursusdauer ca. 60 Stunden (61/2 Wochen). Das Schulgeld beträgt Mk. 250.— für den Kursus. Im Wintersemester finden voraussichtlich Wiederholungen dieses Kursus statt. Die Leitung desselben liegt in den Händen des Herrn Dipl.-Ing. für Berg- und Hüttenwesen Michel, Vorstand der staatl. Probieranstalt in Pforzheim, dem Herr Carl Wilh. Drais, Inhaber einer Scheideanstalt in Pforzheim, der unsern Lesern nicht unbekannt sein dürfte, als Assistent beigegeben ist. — Der Mangel an auch theoretisch ausgebildeten männnlichen und weiblichen Galvaniseuren hat sich schon oft geltend gemacht, insbesondere wenn Störungen auftreten, oder wenn es gilt neue Wege ausfindig zu machen. Im ersten Kursus soll der Hörer mit dem Wesen der Galvanotechnik bekannt gemacht, die Zusammensetzung der gebräuchlichsten Metallniederschläge erläutert und in der Wirkung praktisch vorgeführt werden, so daß er auf Grund dieser Ausbildung sich in seinen Spezialgebieten dann leicht weiter auszubilden vermag. Finden die Kurse genügende Unterstützung, so ist in Aussicht genommen, in einem zweiten Kursus eine Reihe von Versuchen vorzunehmen, deren Ergebnisse möglicherweise geeignet sind, der Industrie und dem Gewerbe förderlich zu sein, wie es die schon seither gepflegten Kurse über Metallurgie, soweit sie der Goldschmied kennen muß, Metallfärbwesen und Ätverfahren getan haben.

Verband, Innungen, Vereine

Vereinigung der Juwellere, Gold- und Silberschmiede der Provinz Hannover. Die Jahresversammlung fand am 18. Mai statt. Schriftliche Anträge lagen nicht vor, so daß sofort zur Tagesordnung geschritten werden konnte. Der Vorsitzende berichtete über das abgelaufene Jahr, worauf der Kassenbericht entgegengenommen und genehmigt wurde. Die Neuwahl des Vorstandes ergab folgende Zusammensetzung: 1. Vorsitzender Herr Höfer i. Fa. Ed. Ilsen, 2. Vorsitzender Herr H. Böckeler, Schriftführer Herr Dangtos, Kassierer Herr Heitland. Die ausscheidenden Vorstandsmitglieder, Herr Bätz und Herr Nake, werden durch Ernennung zum Ehrenobermeister bzw. Ehrenmitglied geehrt. Ferner wird die Lehrlingsfrage erörtert und beschlossen, eine Eingabe an das Finanzministerium und an den Verband gegen die Luxussteuer zu machen Freie Vereinigung der Juweliere, Gold- und Silberschmiede und Graveure (freie Innung) zu Gera. Hauptversammlung am 25. April 1921. Der Vorsitzende eröffnete die Versammlung, begrüßte Herrn Völker als Syndikus der Handwerkskammer, sowie die Gäste und widmete dem verstorbenen Kollegen Gustav Lachmann Worte ehrenden Gedenkens. Der ausführliche Tätigkeitsbericht des Vorstandes wurde mit Interesse entgegengenommen; zu dem anschließenden Bericht über die Tätigkeit der Handwerkskammer gab der Herr Syndikus noch einige interessante Erläuterungen. Die Kasse war geprüft und richtig befunden worden, so daß die Richtigsprechung und Entlastung einstimmig erfolgte. Zur Wahl des Vorsitzenden übergab dieser den Vorsitz an Kollegen Friedr. Neupert. Es erfolgte hierauf die einstimmige Wiederwahl des Vorsitzenden Paul Jahr, der dankend die Wahl wieder annahm, sowie der übrigen Herren des Vorstandes. Nachdem die für das abgelaufene Jahr beschlossen gewesenen Entschädigungssätze für Lehrlinge wieder neuer Beschlußfassung bedürfen, tritt man in die Aussprache über diese Angelegenheit ein und kommt zu einer abermaligen Erhöhung der Entschädigungen. Der von der Württembergischen Vereinigung vorgelegten Resolution wegen der Luxussteuer stimmt die Versammlung, wenn auch zurzeit noch wenig Aussicht auf Erfolg zu bestehen scheint, zu und beauftragt den Vorstand, beim Reichsfinanzministerium im gleichen Sinne vorstellig zu werden. (Diese Eingabe wurde in der vorigen Nummer veröffentlicht. Die Schriftleitung.) Herr Menzel (Pößneck) bringt noch das schädliche Auftreten von Gold- und Silberaufkäufern, die nicht Fachleute sind und sich meist als vertrauensunwürdig erweisen, zur Sprache. Diese Leute sollen mit vom Bezirksverband ausgestellten Berechtigungsscheinen versehen sein und geben sich damit den Anschein amtlicher Eigenschaft. Der Vorstand übernimmt die Abstellung des Übelstandes.

Juweller-, Gold- und Silberschmiede-Zwangs-Innung zu Schöneberg, Friedenau, Steglitz, Wilmersdorf und Charlottenburg (Sitz Schöneberg). Die III. Quartalversammlung findet am 11. Juli d. J. abends 8 Uhr im Restaurant Rotes Haus" am Nollendorfplatz statt. Tagesordnung: 1. Ein- und Ausschreiben der Lehrlinge; 2. Verlesung des Protokolls der letzten Quartals-Versammlung; 3. Bericht über die am 6. Juni d. J. stattgefundene Tagung der Innungs-Vorstände zu Berlin zwecks Besprechung des Entwurfs eines Reichsrahmengesetzes über die Berufsvertretung des Handwerks und Gewerbes; 4. Wahl eines Vertreters für den diesjährigen Verbandstag in Karlsruhe; 5. Anträge für den Verbandstag; 6. Sonstiges. 1. V. Karl Lehnert, Schriftführer

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Die Kleintechnik des Goldschmieds

Das Glühen flacher Armbandschienen. Armbandschienen verbiegen sich beim Bearbeiten sehr leicht, besonders wenn die Teile aus dünnem Blech oder gar Draht bestehen. Nach der richtigen Ovalbiegung, die auch durch ein Übertreiben auf eine Armbanddohle (Holzriegel ähnlich dem Ringriegel) bewerkstelligt werden kann, muß deshalb eine seitliche Ausstreckung der Schiene erfolgen. Das kann bei dünnen Artikeln nicht durch Glühen des Gegenstandes selbst über Feuer oder gar auf Holzkohle stattfinden, da hier die Löt- bzw. Glühflamme diese Arbeit so ungleich vollführen würde, daß unter Umständen gewisse Stellen bereits überheiß sind und schnurren, während andere noch gar nicht in Rotglut gekommen sind. Deshalb hält man sich zwei Richtplatten aus Eisen oder Stahl in der ungefähren Größe 8×8 cm und nahezu 5 mm Stärke. Die untere Platte wird glühend gemacht, die Schiene mit der Kornzange vorsichtig aufgelegt, und sobald man sieht, daß sie zu glühen beginnt, wird die obere Platte aufgelegt, durch leichten Druck die Ausrichtung vollzogen und die Schiene dann sofort wieder mit der Kornzange vorsichtig abgehoben. Man kann sie auch seitlich ablaufen lassen, so daß sie sich nicht mehr verziehen kann. Bei stärkeren Schienen können beide Platten in Glühzustand versetzt werden; man muß jedoch darauf achten, daß die Schienen keine Überhitze bekommen und schnurren. Wird nur eine Platte geglüht und die andere kalt aufgelegt, so wird der Glühprozeß verlangsamt und ein allmähliches Richten ermöglicht.

Auffugen von Kettengliedern. Nachdem Kettenglieder auf den Spindeln zu Spiralen gewickelt, mit Handsäge oder Sägemaschine aufgesägt und dann in einzelnen Ösen gefugt sind, sollte man zum Einhängen die Hälfte der Ösen schnell so weit offen haben, daß ein Ineinanderhängen ermöglicht wird. Zu diesem Zwecke halte man sich eine Spindel, die am hinteren Ende eine Verdickung hat, so daß beim Ziehen durch en Zieheisen die Öse um 1-2 mm aufgeht. Auf diese Spindel reihe man dann eine Anzahl gefugter Ösen, nehme das Zieheisen verkehrt in den Schraubstock und ziehe die Spindel durch, worauf die geöffneten Ösen einzeln von der Spindel herunterfallen. Dann kann das Einhängen der Ösen beginnen. Zum Auftrocknen von matten Waren, Filigran usw. eignet sich besser als Sägespåne heißer, brauner Zinnsand, der indessen nicht so heiß sein darf, daß die Waren darin anlaufen. Der Sand wird in einer Glühpfanne zischheiß gemacht, die Waren in eine saubere, trockene Schale gelegt und der Sand darübergeschüttet. Hohle Sachen, aus denen etwa Säurelösungen oder dergleichen herauskochen könnten, müssen vorher in heißem Wasser gut gespült werden. Meist faßt man die Sachen mit der Kornzange und bindet sie mit Bindedraht fest, damit man leicht hantieren kann. Beim Trocknen fällt der Sand von selbst ab. Das Verfahren ist sehr gut für gefärbte Waren, matte Silberwaren, Filigran usw.

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und Fugen auszukitten sind. Man muß beachten, daß ein Überschuß an Leinölfirnis nicht gut ist, da dieser die Haltbarkeit des Kittes wesentlich beeinträchtigt.

Auskunftsstelle

für fachtechnische Fragen.

5290. Wer fabriziert bzw. liefert Doublé - Kragenknöpfe mit der Marke "C. M."? H.D. in A.

5295. Wer ist Hersteller oder Lieferant des Perlmaßes Marke „Kienzle": L. G. in G.

5296. Wer ergänzt in einem Mosaikanhänger einzelne Steine? M. S. in S. 5297. Wer ist der Fabrikant von Alfenide - Tabletts mit Glasplatte und durchbrochenem Rand mit dem Stempel BEPWF? P. L. in G.

Acher HOF

5298. Wer ist der Hersteller der Zigarettenetuis mit folgenden Warenzeichen? R. B. in P. 5299. Um bei Juwelengegenständen mit Platinauflage das Platin vom Gold zu trennen, lege ich den Gegenstand in Königswasser. Das Platin

bleibt zurück, während sich das Gold löst. Auf welche Weise erhalte ich nun das Gold, das sich in gelöstem Zustande befindet, zurück? F. 5300. Wie kann man zerbrochene Haarspangen aus Galalith, Zelluloid usw. kitten? O. S. in L. G. St. in S.

5301. Wie färbe ich goldene Trauringe schön matt? 5302. Ich schmolz abgetriebene Goldfeilung nach Rezepten, welche seit zirka 18 Jahren von mir mit gutem Erfolg angewandt werden. Das diesmalige Resultat ist gleich Null: Das entstandene 14 kar. Gold ist sehr spröde und hält nicht. Vermutlich sind beim Ausziehen der Feilung noch Eisenfeilspänchen darin geblieben, da wie sich später herausstellte der Magnet während der Kriegszeit stark an Anziehungskraft nachließ. Ich beabsichtige nun, mit Salpeter das Gold nochmals zu schmelzen, möchte jedoch vorher Erkundigungen einziehen, ob vielleicht einem Fachgenossen eine andere Methode bekannt ist, nach der ich ohne Inanspruchnahme einer Scheideanstalt arbeiten kann. Die Farbe des Goldes hat eine Neigung zu grau. F. Sch. in L.

5303. Welcher Kollege kann mir Auskunft geben, auf welche rationelle Art ich goldene Trauringe mittels Schüttelfaß schleifen und polieren kann? W. K. in K.

5304. Kann mir jemand das Rezept für Vergoldung emaillierter Gegenstände aus Silber mitteilen? A. K. in K.

5305. Wie stellt man ein leicht fließendes Silberlot her, das beim Löten nicht ins Metall einfrißt? Mit Messing-Silberloten habe ich schlechte Erfahrungen gemacht, ich bitte daher um Angabe von Cadmium. Legierungen. R. L. in B.

5306. Wer liefert Andenkenartikel mit Bezug auf die Oberammergauer Passionsspiele, versilbert, Alpaka und echt Silber? W. & Co. in F. 5307. Auf welche Art und Weise bin ich imstande, zweifelsfrei festzustellen, ob meine Gold- und Silberlegierungen den vorgeschriebenen Feingehalt haben? R. H. in L.

Antworten unserer Mitarbeiter. 5303. Ein automatisches Schleifverfahren mittels Schüttelfaß kenne ich nicht, die Methode des Polierens dagegen ist in Fachkreisen allgemein bekannt. Harte, sehr fein polierte Stahlkugeln und Stahlstifte verschiedener Größe bzw. Länge werden mit dem Polierwasser, dem venetianische Seife zugesetzt ist, und den Trauringen zusammen in die Trommel geschüttet, diese wird geschlossen und in Bewegung gesetzt, worauf man von Zeit zu Zeit das Fortschreiten der Politur kontrolliert. Hochglanz wird je nach der zu polierenden Masse in 50 bis 90 Minuten erzielt. Das Trocknen der Ringe erfolgt in Sägespänen. In Trauringfabriken wirklich rationell arbeitender Betriebe wird ein anderes Verfahren angewandt, dessen Erörterung hier zu weit führen würde, und das natürlich nur für die Massenherstellung in Frage kommt. L. 5303. (2. Antwort). Goldene Trauringe müssen, bevor sie ins Schüttelfaß gebracht werden, sauber geschmirgelt sein und dürfen keine Schrammen aufweisen. Eine größere Anzahl von Ringen poliert sich besser und schneller als eine kleine. Voraussetzung für ein einwandfreies Ergebnis sind sauber polierte Stahlkugeln, die in Seifenwasser laufen. Das Schüttelfaß darf nicht zu schnell gedreht werden, da sonst die Ringe zu sehr geschleudert werden. Normal sind 80-85 Drehungen in der Minute. W. B.

5303. (3. Antwort). Ein regelrechtes Schleifen und Polieren von Trauringen in Schüttelfässern ist nicht möglich, wenn Sie Wert auf eine gute hochglanz polierte Ware legen. Das Schüttelfaßverfahren wird leider vielfach als „Universalmethode" angesehen. Es leistet gute Dienste für unechte oder gering wertigere Ware, Massenartikel, Dutzendware usw., auch für Waren, die man ihrer Form wegen mit Handinstrumenten oder Schleiffeilen nicht gut behandeln kann. Aber man darf vom Schüttelfaßverfahren nicht alles erwarten. Goldene Trauringe behandelt man am besten mit dem Schleifringel, der in den Poliermotor eingespannt wird. Man hält den Ring von außen mit zwei Fingern fest, während man von innen schleift. Dann spannt man die runde Schleiffeile ein, hält den Ring zwischen beiden Daumen und Zeigefingern und führt ihn, stets rotierend, an das Schleifrad, bis er gleichmäßig vom Sud befreit ist und einen matten Glanz aufweist. Nun werden die Ringe ausgewaschen und in Sägespänen aufgetrocknet. Darauf spannt man den Rouge-Ringel (sog. Polierringel) und später das Rougerad ein und verfährt wie beim Schleifen. Auf diese Weise erhält man eine tadellose, hochglanz polierte Ware und keine mattglänzenden_unansehnlichen Arbeitsstücke.

F. J.

Diebeners Kunst- und Werkblätter

Allmählich belebt sich das Bild handwerklicher Edelschmiedearbeit wieder. Einer von den künstlerisch einen bedeutenden Rang einnehmenden jüngeren Goldschmieden ist F. Schmidt-Riegel in Nürnberg. Seine Arbeitsgrundsätze und sein künstlerischer Ausdruck fußen einerseits auf vielseitiger technischer Meisterschaft, andererseits auf intuitiver Eingebung von starker Erfindungskraft. Nicht das absolut Plastische reizt ihn, sondern weit mehr die Auflösung der Metallform in einen zartnervigen, vom reichsten Spiel des Lichtes und Reflexes belebten Zierschatz. Darauf leiteten seine früheren Arbeiten mit den aufgelöteten graziösen Ornamenten hin, darauf zielen auch heute seine neuesten Schmuckstücke und Kleinsilbererzeugnisse ab. So gelangt der Künstler manchmal zu einem fast tropischen Reichtum des Zierwerks, das in der Idee und Gestaltung neue und eigenartige Wege geht. Prof. L. S.

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Der

Jims Diamant.

Wie

er Tag begann zu erlöschen. Mit wunderbarer Abendbeleuchtung nimmt die Sonne Abschied vom afrikanischen Himmel: die in der reinen Hochgebirgsluft zauberhaft sich bildenden karminroten, dann violett und zuletzt goldig gefärbten Wolken am meergrünen Firmament sinken allmählich hernieder und vermischen sich mit der grauen Staubatmosphäre, die über der Old de Beers Mine lagert. Das Geknarre der Winden, das Surren von kleinen Rädchen, mittels welcher viertausend Eimer hinab in die Tiefe sausen und wieder nach oben gezogen werden, das Hacken und Schaufeln, das Schreien und Rufen aus vielen tausend Kehlen ist verstummt. ein ausgegrabénes Ninive liegt die Mine mit den steilen Erdwänden, Rinnen und Löchern da. Das große Netz von Kupferdrähten wird gerade noch von den Strahlen der untergehenden Sonne getroffen. Der aufsteigende Mond macht die heiße Aschenlandschaft noch phantastischer und geheimnisvoller, wenn tiefschwarze Schatten an den Schächten entlang kriechen. Außerhalb der Mine aber wird es desto lebendiger. Die improvisierte Zeltstadt bereitet sich vor, die von der angestrengten Arbeit Zurückkehrenden zu empfangen. Das Leben einer Großstadt mit ihren Licht- und Schattenseiten auch in primitivster Form - beginnt sich in den Zelten, Blech-, Holz- und Steinhäusern, bzw. Buden zu entfalten Etwas abseits liegt die aus Fellen und Baumzweigen dürftig hergerichtete Hütte des ehemaligen Kaffernoberhauptes Daniel. Der Alte hatte jüngst beim Einsturz einer Claimwand, die ihn mit in die Tiefe riß, den Arm gebrochen. Er saß vor seiner Hütte am Boden, die Füße gegen die rote Erde gestemmt, und um ihn herum seine Söhne und einige Stammesgenossen, die soeben vom Zululand angekommen waren, um schnell reich zu werden, und nun den Erzählungen des erfahrenen Diggers (Gräbers) andächtig lauschten. Die Frauen waren mit dem Vieh beschäftigt oder mit der Zubereitung des Haferbreies, nur ein hübsches Mädchen lehnte an einem Kameldornbaum, horchte zu und blickte häufig mit besorgten Blicken auf den jüngsten Sohn Daniels, einen schlanken, kräftigen Burschen, dessen Züge von Kummer durchfurcht schienen. Der alte Digger reichte die zierlich geschnitzte Schnupftabakröhre herum, und nachdem ein jeder mit einem Knochenlöffel eine Riesenportion Tabak der Nase zugeführt hatte, begann er:

-

wenn

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„Umhlobo, seht den durchlöcherten Erdboden, die rauchende, lärmende Stadt; da jagten noch vor wenigen Jahren Giraffen und Gnus, Strauße und Löwen über die Steppe. Pavianherden saßen in den Zweigen der Feigenbäume, und auf den Sandbänken des Vaalstromes sonnten sich Flußpferde und Krokodile. Der gewaltige Zuzug von Farbigen und Weißen aus dem Kapland, aus Indien, aus Australien und zuletzt aus Europa begann zwar erst im Jahre 1871, aber bereits vier Jahre früher fand man auf der Farm eines Boeren am Oranjefluß den ersten Diamanten. Ein Straußenjäger sah das glänzende Steinchen, mit dem die Kinder des Jakob spielten, und auf die Bitte des Jägers, es ihm abzulassen, wurde ihm der Kiesel mit Vergnügen übergeben. O'Reilly, so hieß der Mann, vermutete schon damals in dem klaren Kiesel einen höheren Wert und machte, in Colesberg angekommen, auf seine Härte aufmerksam, indem er damit eine Glasscheibe ritzte. Man lachte ihn aus und warf den Stein zum Fenster hinaus. O'Reilly fand ihn glücklicherweise wieder. In Grahamstown jedoch erkannten Geologen den Stein als echten Diamanten. Er wog 22 Karat (1 Karat = /, Gramm), sein Wert wurde auf 500 Pf. Sterling geschätzt, zu welchem Preise ihn der Gouverneur der Kapkolonie kauite. Bald darauf fand man Diamanten nicht nur an den Wurzeln der Mimosenbäume, sondern auch im Sand des Oranje- und Vaalflusses, vier Jahre später jagte die halbe Welt nach diesen südafrikanischen Edelsteinen, man scheute weder die weite beschwerliche, vierwöchige Reise von Kapstadt bis hierher, noch die aufreibende Tätigkeit des Diggens, noch das häufig auftretende Gallenfieber und die Brechruhr." Daniel lief wieder den Schnupftabak kreisen. „Diamanten“, fuhr er fort, sind zu Spottpreisen von unseren Landsleuten aus Unwissenheit und Dummheit in die Hände geriebener Händler gelangt, weil wir den Wert nicht richtig schätzen konnten. Nachdem Waterboer, der große Häuptling, sich durch den gerissenen englischen Landspekulanten übertölpeln ließ und dieser England sein ganzes Land abtrat, wodurch dieses Reich in den regelrechten Besitz der Diamantfelder gelangte und die Unionflagge gehißt wurde, wurden uns Kaffern die gleichen Rechte, wie den Weißen eingeräumt. Diese Rechte waren leider nur scheinbar. Da setzte der Diebstahl ein." Er lächelte, „Es wurde unheimlich gestohlen, unten in der Mine oder oben am Sortiertisch. Und wenn der Besitzer nicht scharf beobachtete, verschwand der Fund, gleichviel, ob er 2 oder 30 Karat wog, im Munde. Ich hätte ein Vermögen haben können, wenn ich nicht unglücklich spekuliert hätte in Claims *), die wenig Ausbeute lieferten. Peitschenstrafen folgten. Mein tapferer Freund Moses brachte eines Tages einen 20 Karat schweren Stein nach Hause, schnitt die Haut am Beine auf und versteckte darunter den Diamanten, um damit später auszuwandern. Nachdem die Wunde zugewachsen war, begann sie zu eitern, der Arzt mußte geholt werden, und dem armen Teufel wurde im bewußtlosen Zustande der Stein herausgenommen. Zuletzt kam das Verbot des Handelns mit Diamanten bei siebenjähriger harter Zwangsarbeit und die zwangsweise Entleerung des Magens mit Abführmitteln. Eine Schmach an unserer Rasse. Vuka!" Der alte Kaffer erhob sich und zog sich in das Innere der Hütte zurück, die anderen gingen in ihren Kraal. Der schlanke Bursche blieb allein sitzen. Da näherte sich ihm das Mädchen. „U ya gulu na? Bist du krank, Jim?" sagte sie, die Hand leise auf seine Schulter legend. Er sah ihr mit schmerzlicher Miene in die Augen. Ich muß sterben, ich habe einen großen Stein, 25 Karat schwer, verschluckt und kann nichts essen. Der Diamant war zu scharf.' Denke, mindestens 1000 Pfund wert." Hinter der Hütte ging ein Kuli vorüber und verschwand im Schatten des Kameldornbaumes

Am folgenden Tage starb Jim. Der Minenarzt stellte Darmverschlingung fest. In einem aus ungehobelten Brettern zusammengehämmerten Sarge wurde der Armste auf dem fernen Kaffernfriedhofe begraben.

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Wenige Tage später vermißte der alte Daniel das junge Weib, auch der Wasserkuli aus der Nachbarschaft blieb spurlos verschwunden, das Grab aber fand man zerstört und die Leiche geöffnet.

*) Unter einem Claim versteht man den käuflich erworbenen Grund und Boden in den Diamantfeldern; er ist ungefähr 10 Quadratmeter groß und wird auch geteilt, ev. geviertelt abgegeben. ᄆ

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