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,,den Credit Maschinen u. s. w. kaufen, aber sie nicht durch ,, ihn erzeugen. Wenn diese Person sie kauft, so ist dies ,, doch immer von irgend Jemanden; folglich substituirt sie sich nur einem Dritten in der Kapitalanwendung."

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Bei dieser zweiten Frage wollte die Commission offenbar sagen: ob man denn nicht durch den Credit müssiges in thätiges Kapital umwandeln kann, ohne das thätige, oder das im Lande bereits eine Anwendung gefundene Kapital zu deplaciren? Aber Ricardo hatte in seiner zweiten Antwort seinen früher angenommenen Standpunkt nicht verlassen.

Noch eine andere Ansicht ist die, dass, wenn auch der Credit nicht direct Kapital erzeugt, er dies doch auf eine indirecte Weise thut, indem er die Ansparungen und die Concentration desselben zu Kapitalien befördert. *)

Von Wichtigkeit ist die Prüfung der Meinung, dass der Credit insofern neues Kapital erzeuge, als er die Schaffung von Creditpapieren und Banknoten begünstige und hierdurch viel Metallgeld überflüssig mache, wodurch die Kapitalien des Landes vermehrt würden. So z. B. sagt Roscher: „, Was ,, die Wirkung des Credits betrifft, so kann er neue Kapi,,talien freilich nur insofern schaffen, als die Circulations,, fähigkeit der Schuldurkunden eine wirkliche Ersparniss und ,anderweitige Benutzung der früheren Tauschwerkzeuge von ,,grösserer Kostspieligkeit und selbsständigem Werthe gestattet. **) "

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*) Baudrillart (Manuel d'Econ. Pol. Part. III. Ch. IV. p. 251); so auch Diezel, a. a. O. S. 24. So meint auch Hufland (Zur Grundlegung der Staatswirthschaft, §. 74), der Credit sei eine Güterquelle. S. dagegen Rau, a. a. O. §. 297.

**) Grundlagen der Nationalökonomie, §. 90. So auch Rau §. 279; Diezel S. 21; Coquelin a. a. O. Ch. II. §. 1. p. 109. Wolowski, Débats sur la banque de France (in der Revue des Deux Mondes vom 1. Februar 1865, p. 686 und 689).

Hiergegen ist zu bemerken:

1) Dass wenn auch die Circulationsfähigkeit der Schuldurkunden eine Ersparniss an kostspieligen Tauschwerkzeugen gestattet, dadurch allein noch keineswegs neues Kapital geschaffen werden kann; denn eine blosse Geldvermehrung ist noch keine Kapitalvermehrung. Die Geldzuflüsse von Californien und Australien an und für sich baben das europäische Unternehmerkapital noch keineswegs vermehrt. Damit eine Vermehrung des Geldes eine Vermehrung des Kapitals erzeuge, müssen sich die Unternehmungen, die Arbeiter und die zu verarbeitenden Stoffe, d. h. müssen sich auch die Unternehmer und die Unternehmergruppen vermehren können.

2) Gegen Ad. Smith und Andere, welche den Nutzen einer solchen Metallgeldersparung durch Substitution von Banknoten sehr betont haben und eine Verwendung derselben als Kapitalien für möglich halten, werden wir sogleich zeigen, dass eine Kapitalvermehrung dadurch durchaus nicht stattfindet.

Betrachten wir zuerst die Meinung solcher Oekonomisten wie Coquelin *), die eine Metallgeld-Ersparung durch Banknoten wie eine Darlehensersparung und als eine Ersparniss an Zinsen betrachten. Wenn Frankreich, sagt er, anstatt drei und eine halbe Milliarde, nur wie England 750 Millionen Circulationsmittel gebrauchte, so würde es 2 Milliarden und 750 Millionen, also auch die Zinsen hiervon, ersparen.,, Die Zinsen dieses unnützen Kapitals, blos zu fünf Procent gerechnet, ergeben schon die Summe von ,, 139,500,000 Franken, was beinahe dem Zehntel der jährlichen Steuern gleichkommt."

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*) A. a. O. Ch. III. §. 4. p. 159. So beträgt auch nach Ricardo (Proposals u. s. w.) der jährliche Verlust Englands beim Gebrauch des Metallgeldes etwa 10 Procent an Zinsen, Münzkosten u. s. w. (S. Roscher §. 90.)

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Aber ein solcher Nutzen der Geldersparung existirt für die Nation nicht. Die Gesammtheit überhaupt leiht nicht, wie ein Rentner, ihr Geld aus; sie hat kein Zin'seinkommen; jene Behauptung lässt sich nur von einem Individuum oder von einer Staatsregierung sagen.

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Von grösserem Gewichte ist die Prüfung des Nutzens der Geldersparung durch Banknotensubstitution, den Ad. Smith hervorhebt. Wenn eine Bank, meint er, ihre Noter emittirt, dann wird das im Lande circulirende Geld für die bisher circulirenden Güter zuviel, es kann nicht alles absorbirt werden und es muss nach dem Auslande hin abfliessen. ,, Aber", sagt er,,,man muss sich nicht denken, dass man ,, das Geld umsonst dem Auslande überlässt und die Geldeigenthümer dem Auslande ein Geschenk damit machen, sondern sie wollen es gegen die eine oder die andere Art ,, auswärtiger Güter vertauschen. Wird in diesem Falle das ,, Geld von seinen Eignern zum auswärtigen Fuhrhandel be,, nutzt, so wird der für sie dadurch erzielte Profit zugleich ,, das Nettoeinkommen des Inlandes vermehren...... Das ,,in einem Lande circulirende Gold und Silber kann füglich mit einer Landstrasse verglichen werden, die zwar alles Korn und Futterkräuter des Landes zum Markte bringt, aber keinen Halm von beiden selbst erzeugt. Da nun die ,, klugen Banknotenoperationen der Banken (wenn eine solche ,, Metapher anzuwenden erlaubt ist) eine Art Landstrasse ,, durch die Luft erzeugen, so befähigen sie das Land da,, durch, einen grossen Theil seiner Landstrassen in gutes Weide- und Kornfeld zu verwandeln und dadurch das jähr,,liche Product seiner Arbeit und Ländereien sehr zu vergrössern."*)

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Ad. Smith ist also augenscheinlich der Meinung, dass eine durch Banknotenanwendung erzeugte Geldersparung

*) A. a. O. II. Ch. II. p. 31 und p. 78.

dem Inlande insofern nützlich werden könne, als das überflüssige Geld nach dem Auslande abfliesse und man von demselben Rohstoffe oder sonst Kapital bildende Güter dafür einführe. Aber ein solches abgelöste Geld, welches nur durch Hereinziehung des auswärtigen Kapitals in das Inland für dieses ein Kapital zu werden vermag, bildet keine Kapitalvermehrung, sondern eine Kapital umwandlung. Dies auswärtige Kapital ist durch dies abgelöste Geld nur in ein inländisches umgewandelt worden. Hierdurch ist noch keine Kapitalvermehrung überhaupt, keine Kapitalschöpfung vor sich gegangen, sondern blos reine Umwandlung des ausländischen in ein inländisches. Wollte man eine solches Kapital-Umwandeln oder ein solches Herüberziehen des Kapitals aus dem Auslande schon eine Vermehrung des Kapitals nennen, dann müsste man mit Rau*) sagen, dass der Credit schon die Kapitale eines ganzen Landes durch Borgen im Auslande vermehre, was offenbar nicht der Fall ist.

Der von Ad. Smith gewählte Vergleich des Nutzens einer überflüssig gewordenen Landstrasse mit dem eines für ein Land überflüssig gewordenen Metallgeldes ist also nicht zutreffend. Gelänge es irgendwo, eine Landstrasse durch die Luft zu ziehen, so wäre es allerdings grosser Gewinn, den bisher als Chaussee verwendeten Boden in ein Korn- und Weidefeld umwandeln zu können; es würde ein überflüssig gewordenes Transportgut in ein Productionsgut, oder in eine nationale Güterquelle umgewandelt werden. Ein Land aber, dessen Metallgeld zum Theil durch Papiergeld überflüssig geworden ist, geniesst blos den Vortheil, dass es diesen Ueberfluss an nationalen Circulationsgütern dem Auslande gegen Ueberlassung eines Theils seiner Kapital bilden, den Güter aufdrängt und dadurch sein Unternehmerkapital

*) Grundsätze der Volksw. §. 279.

auf Kosten des Auslandes vermehrt. Bei der Umwandlung der Chaussee hatte die Nation eine Eroberung über die Natur selbst, hier aber über eine andere Nation, über das Ausland gemacht.

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Auch abgesehen hiervon, könnten wir ferner jene Aeusserung,,, dass der Credit insofern Kapital schaffe, als er durch die Schuldurkunde Metallgeld zur anderweitigen Benutzung erlaube" nur so lange als richtig gelten lassen, als man ein specielles Land im Auge hat. Bedenkt man aber, dass der Credit in allen durch Handel verbundenen Ländern zugleich dieselbe Wirkung erzeugt, so findet man, dass in allen diesen Ländern zugleich Metallgeld überflüssig wird und aus allen Metallgeld ins Ausland sich ergiessen müsste. Davon wäre die Folge die, dass die Geldausströmungen sich durchkreuzten und in ihren Wirkungen sich vernichten müssten. Alle Länder werden mehr Geld als früher absorbiren müssen und absorbiren können, weil in allen zugleich die Preise aller Güter steigen werden. Es ist also unrichtig, dass der Credit das Metallgeld ablöst und zu anderweitigem Gebrauch zu benutzen erlaubt. Gerade weil der Credit in allen Ländern zugleich die nämliche Wirkung erzeugt, verstattet er gar keinem die Gunst der Kapitalvermehrung.

§. 17. Fortsetzung.

Nun noch ein Wort von den Wirkungen des Credits auf die Höhe der Güterpreise. Hier begegnen wir zwei entgegengesetzten Meinungen. J. St. Mill ist der Ansicht: der Credit erhöhe die Güterpreise.*),, Man nehme an, dass , Jemand in Erwartung, dass ein Artikel im Preise steigen werde, sich entschliesst, nicht nur alle seine disponibeln

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*) A. a. O. Buch III. Kap. XII. §. 2. S. 562.

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