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rikanische Schmuckwaren usw. in Südamerika sehr günstig seien, indem er u. a. die Behauptung aufstellte, man wolle in Südamerika nicht mehr von den früheren deutschen Lieferanten kaufen, sondern von den Vereinigten Staaten. Demgegenüber möchten wir bemerken, daß wir die Südamerikaner denn doch für viel zu klug halten, als daß sie um der schönen Augen Onkel Sams willen lieber von ihm kaufen sollten als etwa von Deutschland. Sie werden (trotz aller Hetzarbeit gegen Deutschland) nach wie vor von dem an sie kommenden Angebot sich diejenigen Waren aussuchen, die ihrem Geschmack am besten zusagen und preiswert sind, gleich viel ob sie von Frankreich, den Vereinigten Staaten oder Deutschland angeboten werden. In künstlerisch ausgeführten Modellen, die dem Geschmack der süd- und mittelamerikanischen Käufer Rechnung trugen, hatte aber gerade auf dem Gebiete der Waren aus edlen oder vergoldeten bzw. versilberten Metallen Deutschland schon jahrelang vor dem Kriege in Süd- und auch in Mittelamerika vor vielen andern Wettbewerbern einen Vorsprung gehabt, und da die deutschen Waren auch im Preise sehr konkurrenzfähig waren und ihr Vertrieb von tüchtigen, kundigen Leuten geschah, hatte Deutschland in den genannten Erzeugnissen ein ziemliches Geschäft auf jenen Märkten gemacht. Welche Bedeutung Mittel- und Südamerika vor dem Kriege für die deutsche Ausfuhr von Edelmetallwaren und Waren aus vergoldeten und versilberten Metallen hatte, das geht aus der folgenden, auf Grund der amtlichen deutschen Außenhandelsstatistik vorgenommenen Zusammenstellung für das Jahr 1913 hervor:

Waren

Waren aus Gold (kg)

Tafelgeräte aus Silber (kg). Schmuckwaren aus Silber (kg) Vergoldete oder mit Gold belegte Waren (kg). . . . . Versilberte oder mit Silber belegte Waren (kg) Zusammen (kg)

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Deutsche Gesamtausfuhr

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Ausfuhr nach Mittel- und Sudamerika

in Prozent überhaupt der Gesamtausfuhr

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1089 100 240 800

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12,9

22,1 1543560 290708 18,8 In dieser Zusammenstellung sind einige geringfügige Posten, welche die amtliche Statistik nicht besonders ausweist, nach ihrem Bestimmungsland in Latein - Amerika nicht enthalten. Rechnet man diese hinzu, so ergibt es sich, daß etwa der fünfte Teil der gesamten deutschen Ausfuhr von Waren aus edlen bzw. vergoldeten und versilberten Metallen im letzten Jahre vor dem Kriege von Mittel- und Südamerika aufgenommen wurde. Den Hauptteil hiervon erhielt Argentinien mit zusammen 115283 kg (fast 40 Prozent der Ausfuhr nach Latein-Amerika), während Brasilien mit 96962 kg und Chile mit 27359 kg an zweiter und dritter Stelle standen, und zwar erhielten im Jahre 1913:

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die europäischen, insbesondere die deutschen seien. Diese kühne Behauptung stellte auch der amerikanische Handelskommissar Rosenthal in der erwähnten Fabrikantenversammlung auf, indem er erklärte, diese Überlegenheit der nordamerikanischen Waren werde auch in Südamerika zugegeben. Hinter diese propagandistische Behauptung wird man mehr als ein Fragezeichen setzen dürfen, auch wenn man berücksichtigt, daß die amerikanischen Erzeuger im Kriege manches gelernt haben mögen. Denn einmal ist zu bedenken, daß in den letzten Jahren europäische und insbesondere deutsche Edelmetallwaren z. B. wenig oder überhaupt nicht nach Südamerika gekommen sind, neue Muster aus Europa dürfte also Herr Rosenthal auf seiner südamerikanischen Rundreise wohl kaum angetroffen haben, um einen zeitgemäßen Vergleich anstellen zu können. Die deutsche Edelmetallwarenindustrie hat aber inzwischen nicht gefeiert und wird hoffentlich bald in der Lage sein, mit Neuheiten von gediegener, künstlerischer Qualität auf dem Weltmarkt zu erscheinen, um sich von neuem einen großen Kundenkreis in überseeischen Ländern zu erwerben, insbesondere in dem zukunftsreichen Mittel- und Südamerika. In der obigen Behauptung des amerikanischen Handelskommissars bezüglich der Überlegenheit der Fabrikate der Union wird. man also die typische Selbstbeweihräucherung des Nordamerikanertums erblicken dürfen. Der Yankee pflegt ja stets, wenn er von seinen Leistungen spricht, den Mund recht voll zu nehmen, und er ist bei jeder Ware infolge seines Unübertrefflichkeitsbewußtseins leicht überzeugt, daß er darin Nichtzuüberbietendes leistet. Seinem exzentrischen Wesen fehlt eben die nötige Objektivität, die den deutschen Fabrikanten und Kaufmann auszeichnet und die man besitzen muß, wenn man in fremden Ländern dauernd mit Erfolg verkaufen will. Nach den grofjen wirtschaftlichen Erfolgen seines Landes in den Kriegsjahren ist der Nordamerikaner heute mehr als je von einer erstaunlichen Selbstüberschätzung beherrscht. Man wird in der Union einstweilen noch manche Enttäuschungen erleben, wenn man sich dort auf die Ausfuhr aller möglichen Fabrikate in größtem Maßstabe werfen will, ohne daß man einen richtigen Maßstab für eigene und fremde industrielle und kommerzielle Leistungen besitzt.

Trotzdem müssen wir zugeben, daß die Amerikaner mit großer Energie und ohne ein Mittel zu scheuen, sich an diese Aufgabe machen, und wir müssen auch im Edelmetallwaren- und Juwelengeschäft den südamerikanischen Wettbewerb der Union als neuen, sehr zu beachtenden Faktor in Rechnung stellen, wenn wir auch die unvermeidlichen Übertreibungen der Amerikaner als solche erkennen und uns bewußt sind, daß ihnen noch manches fehlt, was im Welthandel nötig ist, wenn man nicht mehr bloß Massengüter vertreiben will, wie es Nordamerika bisher getan hat. Anpassung an den Geschmack der überseeischen Kundschaft ist bis heute den Amerikanern fremd geblieben. Diese typische Händlereigenschaft, der der deutsche Geschäftsmann z. B. einen guten Teil seiner Erfolge in vielen Waren auf dem Weltmarkt verdankt, müssen sich die Nordamerikaner erst allmählich aneignen, was ihnen bei ihrer nationalen Selbstüberschätzung sicher nicht leicht fallen wird. Gerade im Schmuckwarengeschäft ist diese Eigenschaft, die individuelle Behandlung der Bedürfnisse der Kundschaft in fremden Ländern ermöglicht, von hervorragender Bedeutung für den Erfolg, und von heute auf morgen ist sie nicht zu erwerben. Leichter ist es für die Amerikaner offenbar, in organisatorischer Beziehung ihren Edelmetallwaren- und Juwelenexport nach deutschem Vorbild auszugestalten. Hierhin gehört auch und das wurde in der mehrfach erwähnten New Yorker Edelmetallwaren- und Juwelen

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fabrikanten-Versammlung stark betont - die Nachahmung der deutschen Methode, den südamerikanischen Abneh-mern langfristige Kredite zu gewähren; da man in Südamerika an lange Zahlungsfristen gewöhnt sei, müssten. die nordamerikanischen Geschäftsleute hier ihre bisher übliche Methode verlassen, wenn sie Geschäfte dort machen wollten. Ebenso weist man auf die Notwendigkeit hin, daß die Vertreter und Reisenden der nordamerikanischen Firmen in Latein-Amerika Spanisch oder Portugiesisch beherrschen müssen, wobei wiederum das deutsche Musterbeispiel herangezogen wird. Auch von der heute hervorragend ausgebauten amtlichen Organisation der Vereinigten Staaten zur Außenhandelsförderung, insbesondere von dem Bureau of Foreign and Domestic Commerce, erwarten die amerikanischen Edelmetallwarenfabrikanten und Juweliere eine kräftige Unterstützung ihrer Ausfuhrbestrebungen, die ihnen das ehemalige deutsche Geschäft in den latein-amerikanischen Staaten verschaffen sollen. Der Wettbewerb der Nordamerikaner wird übrigens in nicht zu unterschätzender Weise durch die handelspolitisch bevorzugte Stellung begünstigt, die sich die Union in einer Reihe mittel- und südamerikanischer Staaten in mancher Beziehung zu verschaffen gewußt hat. Das gilt z. B. von der steuerlichen Behandlung, die ausländische Handelsreisende, Kataloge und Warenproben in den verschiedenen Freistaaten zu zahlen haben und die zum Teil sehr hoch sind, so z. B. 9500 Pesos (aber 16000 Mark) für sämtliche argentinischen Provinzen, 1000 Pesos für jede größere Stadt in Chile usw. Durch besondere Abkommen zwischen Washington und mehreren lateinamerikanischen Staaten haben es die Nordamerikaner erreicht, daß ihre Handelsreisenden dort eine bedeutend geringere Steuer zu entrichten haben als die Vertreter sonstiger fremder Firmen.

Natürlich müssen die deutschen Fabrikanten und Händler damit rechnen, daß außer dem neuen amerikanischen Konkurrenten auch diejenigen europäischen Länder, die frühe schon ziemliche Geschäfte in Mittel- und Südamerika gemacht haben, künftig dort einen starken Wettbewerb entfalten werden. Das gilt insbesondere von Frankreich, das heute die Führung im internationalen Edelmetallwarenund Juwelengeschäft um jeden Preis behaupten will und sich mit aller Kraft auf die Bearbeitung des südamerikanischen Marktes wirft. Hinzu kommt, daß in England. jetzt ein neuer europäischer Wettbewerber dort auftritt, der an der erfaßten deutschen Erbschaft" seinen Teil haben will. Auch von England aus wird dieser Wettbewerb durch den Staat energisch unterstützt. So hat vor kurzem nicht nur ein besonderer Regierungskommissar Südamerika bereist, um den dortigen Interessenten englische Muster zu zeigen, sondern das britische Außenhandelsamt (Department of Overseas Trade) hat auch vor einiger Zeit Ausstellungen britischer Juwelen, Silber- und

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Alfenidewaren in Montevideo (Uruguay), sowie in Buenos Aires organisiert und teilweise finanziert, wovon man in England zahlreiche Aufträge erwartet.

Die Erzeugnisse des deutschen Edelmetallwaren- und Juwelengewerbes werden künftig in Mittel- und Südamerika nach alledem keinen leichten Stand haben, auch wenn anzunehmen ist, daß die lateinamerikanischen Staaten die Wiedereinführung deutscher Fabrikate nicht erschweren werden, so daß sie wettbewerbsunfähig würden. Die fremde Konkurrenz wird, bis Deutschland wieder Süd- und Mittelamerika beliefern kann, bereits einen großen Vorsprung haben, den sie in erster Linie der staatlichen Unterstützung verdankt (ganz abgesehen von dem jahrelangen Ausgeschaltetsein der deutschen Waren überhaupt). Amerika, England und Frankreich

haben diese Außenhandelsförderung von Staatswegen. die mit den Wünschen der Erzeuger übereinstimmt und sich von bürokratischer Einseitigkeit möglichst freihält,. in der Praxis am weitesten ausgebildet, wie man es früher entfernt nicht gedacht hätte. An Leistungsfähigkeit, privater Initiative und Organisation wird es die deutsche Edelmetallwaren- und Juwelenbranche künftig. gewiß nicht fehlen lassen, um sich wieder eine Geltung auf dem Weltmarkte zu verschaffen. Aber ohne weitgehende staatliche Förderung wird sich der Wiederaufbau ihres ehedem so wichtigen Exportes nicht in der gewünschten Weise ermöglichen lassen. Es handelt sich hierbei ja nicht nur darum, daß unsere Interessen handelspolitisch in Latein-Amerika mit Energie vertreten werden, indem man z. B. die gleiche steuerliche Behandlung unserer Handelsreisenden, Warenproben und Kataloge durchsetzt, wie sie die Vereinigten Staaten dort vielfach. genießen, sondern es ist vor allem auch eine großangelegte amtliche Werbearbeit für die deutschen Erzeugnisse vonnöten, nicht in Form rein bürokratischer Tätigkeit, sondern durch zweckmäßiges Zusammenarbeiten von Industrie, Handel und Behörden, durch weitgehende finanzielle und organisatorische Unterstützung privater Propagandaarbeit durch Ausstellungen, ständige Musterlager, Werbeschriften, Presse usw. Die noch im Werden befindliche Organisation unseres Außenhandelsamts wird hoffentlich die an staatliche Ausfuhrförderung zu stellenden Ansprüche mindestens ebenso gut erfüllen, wie dies das amerikanische oder britische Beispiel tut.

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Zu den Abbildungen.

der Schülerwerkstätte für Edelmetallbearbeitung der Nürnberger Kunstgewerbeschule herrscht reges Leben. Unter Meister Pohlmanns Leitung wird dort aufgetieft und aufgezogen, getrieben und ziseliert, montiert und gefaßt, tauschiert und nielliert, in Elfenbein geschnitten – kurz ein Blick in eine richtige Goldschmiedewerkstätte tut sich auf. Die Anregungen, die von dieser Schule Pöhlmann ausgehen, beruhen vor allem auf der Erziehung zur technischen Qualität. Nicht allein im Sinne ihrer vollendeten Beherrschung sondern in einem höheren, in der Richtlinie alles dessen, was sich aus der Technik entwickeln läßt und zugleich in der Begrenzung auf das technisch Mögliche.

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In diesem Betracht ist es wohl selbstverständlich, daß Scheineffekte vermieden werden, und daß Wert auf die gute handwerkliche Formgestaltung gelegt wird. Wir sehen dies auch an der sorgfältigen Behandlung der Rückseiten (Rosenbroschen), an der dekorativen Verwertung von Lötungen bzw. Nietungen, Fassungen usw. Die Grundlage, die hier gelegt wird, ist offenbar gesund. Sie wird dazu beitragen, die zusammengeschmolzene Zahl deutscher Goldschmiede durch Heraufführung einer frischen Jungmannschaft zu vergrößern.

Prof. L.S.

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Wiederholen wir kurz. Wir haben gefunden, daß unter einer Volkswirtschaft des Talents nichts andres zu verstehen ist als eine Volkswirtschaft, welche den Hauptnachdruck darauf legt, daß Waren erzeugt werden, bei denen nicht Billigkeit und Neuheit, sondern Güte und Geschmack den Kaufanreiz bilden. Ohne eine sorgfältige und ständige Schulung des Talen's, das derartige Ware herstellt, ist eine solche Volkswirtschaft nicht zu führen, und selbstverständlich auch nicht ohne eine Käuferschaft, welche eine derartige Ware zu schätzen weiß. Was können wir tun, um diesem erstrebten Zustand näher zu kommen? Meines Erachtens gibt es drei Wege, auf denen wir

vorschreiten müssen.

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Der eine Weg führt über die Erziehung der werktätigen Jugend. Es ist schon viel darüber gesprochen und viel darin getan worden, aber immer noch nicht genug. Die zur Erziehung der werktätigen Jugend bestimmten Schulen müssen in der öffentlichen Meinung und im Staatsbudget denselben Platz und

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