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Die ersten beiden Jahre sollten teils der praktischen Lehre, teils dem theoretischen Unterricht gewidmet sein. Dadurch würde der Lehrling zunächst die ganze ererbte und überlieferte Geschichte, sowie die Handfertigkeiten des erwählten Faches kennenlernen und auf der anderen Seite die feineren theoretischen Methoden und Prozesse, die die angewandte Wissenschaft für dieses Fach ermittelt hat. Die letzten drei Jahre der Lehrzeit sollten ausschließlich der Arbeit in der Werkstatt gewidmet sein, denn wir sind nach wie vor der Ansicht, daß die Werkstattlehre für den angehenden Handwerker immer noch die beste Schule ist. Hier könnte er alle in der Schule erworbenen besonderen Kenntnisse zur Anwendung bringen und hier würde er in praktischer Arbeit nicht nur mit seinen Schulkameraden zusammen arbeiten, sondern auch mit älteren Gehilfen, die ihre früheren Kenntnisse in langjähriger Arbeit befestigt und erweitert haben. So würden wir nach unserem Ermessen die denkbar besten Kräfte für die künftige Entwicklung unserer heimischen Industrie erhalten."

So weit der Engländer. Wir in Deutschland haben seine Wünsche schon zum größten Teile erfüllt und dadurch in unserem Nachwuchs überwiegend ein Material, welches uns das Übergewicht über die englischen Arbeiter und also auch über die englische Industrie sichert und es uns ermöglicht, nach dem endlichen Friedensschlusse den Wettbewerb um den Weltmarkt mit frischen Kräften wieder aufzunehmen. Dazu ist allerdings nötig, daß die Absichten unserer Feinde, uns künftig von den Märkten des Auslandes auszuschalten, keine Verwirklichung finden. Wenn dann bei uns noch mehr als bisher das freie Bahn jedem Tüchtigen!" zur Geltung kommt, so können wir der Zukunft getrost ent

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doch noch zur Tatsache geworden. Daß zu dieser Maßnahme gegriffen werden mußte, ist auf die nicht besser, sondern durch die harten Waffenstillstands - Bedingungen und die Demobilmachung immer schlechter gewordenen Verkehrsverhältnisse zurückzuführen. Vergnügungsreisende, soweit von ihnen jetzt noch die Rede sein kann, werden sich damit abfinden müssen, übel sind aber die Berufsreisenden daran. Nachdem verschiedene preußische Eisenbahn-Direktionen vorangegangen sind, sind nun auch von der General-Direktion der Sächsischen Staatseisenbahnen Bestimmungen ergangen, die die Aushändigung von Fahrkarten von Reise-Erlaubnisscheinen abhängig machen. Der reisende Kaufmann wäre danach also gezwungen, sich auf jeder Station von neuem die Notwendigkeit seiner Reise bescheinigen zu lassen. Das führt zu großen Unzuträglichkeiten und unter Umständen auch zu Schwierigkeiten bei der Fortsetzung der Reise. Der Verband reisender Kaufleute Deutschlands ist deshalb sowohl beim preußischen Eisenbahnministerium wie bei der General - Direktion Sächsischen Staatseisenbahnen mit der Bitte vorstellig geworden, entweder die grünen Reise-Legitimationskarten, die jeder Berufsreisende bei sich führen muß, als ausreichenden Ausweis für die Notwendigkeit der Reise anzusehen, oder eine Bescheinigung der Handelskammer. Aus Preußen ist darauf bis jetzt kein Bescheid eingegangen. Dagegen hat sich die General-Direktion der Sächsischen Staatseisenbahnen bereit erklärt, sogenannte Reise-Erlaubnisscheine

EHRENTAFEL

FÜR DIE IM KAMPFE FÜR DAS DEUTSCHE VATERLAND GEFALLENEN TAPFEREN HELDEN Gefreiter Franz Yaver Frötschner, Sohn des Goldschmiedemeisters Carl Frötschner in Dresden, verschied auf dem Rückmarsch an Lungenentzündung in Wertheim i. Baden auf dem Wege nach der Heimat.

Den teuren Toten, die ihr Leben für
uns opferten, ein ehrendes Gedenken!

gegengehen. Arbeit und Anstrengung wird es genug für uns geben, aber ohne Fleiß kein Preis!" und das zu erreichende unbedingt notwendige Ziel ist des Schweißes aller, den es reichlich erfordern wird, wert.

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Zu den Abbildungen.

n Josef Pohlmann, dem technischen Leiter der Kunstgewerbeschule in Budapest, zurzeit in Nürnberg, von dem wir kürzlich einige Schmuckarbeiten gebracht haben, lernen wir einen Goldschmied kennen, dessen handwerkliche Tradition zu unseren besten Meistern hinleitet. Er beherrscht die ausdrucksvollsten Techniken, beachtet die Eigenart und die Begrenzung, die im Material begründet liegen, und ist ein Künstler von echter Tiefe. Seine auf Seite 1 abgebildeten Arbeiten sind frisch in der Empfindung und ebenso flott dargestellt und besitzen ornamentale Vorzüge. Seiner besonders auch durch die Verwendung von Halbedelsteinen reich wirkenden Kassette eignet Rasse im figürlichen Teil, desgleichen seinen Elfenbeinschnitzereien und Medaillen. Man möchte nur wünschen, daß auch unseren jüngeren Edelschmieden größere Aufgaben zuteil werden, bei deren Lösung sie ihr Können beweisen und neuen Ideen Eingang verschaffen können. Prof. L. S.

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der

in Heftform auszugeben, die ausschließlich bei den Eisen

bahn - Betriebsdirektionen Dresden - Altstadt, DresdenNeustadt, Chemnitz, Leipzig I, Leipzig II und Zwickau zu haben sein sollen, wenn die Notwendigkeit der Reise nachgewiesen wird, eine Gewerbe-Legitimation und ein Lichtbild aus neuerer Zeit beigefügt wird. Das ist zwar ein Entgegenkommen, praktisch bedeutet es aber nicht viel. Wie soll ein Berufsreisender die Notwendigkeit der Reise darlegen? Über Einladungsbriefe seiner Kunden verfügt er doch nicht. Nach unserer Meinung liegt die Begründung der Notwendigkeit der Reise in der ganzen Tätigkeit des reisenden Kaufmanns. Wer heute nicht zu verreisen braucht, unterläßt es gewiß, wer aber in der Lage ist, etwas anzubieten und zu verkaufen, der geht eben auf die Tour, und ihm dürfen nicht noch besondere Schwierigkeiten gemacht werden. Die reisenden Kaufleute haben lange genug brach gelegen, ihnen jetzt ihre Tätigkeft nicht zu erschweren, sondern zu erleichtern, liegt im Interesse unserer ganzen deutschen Volkswirtschaft. Wenn geschäftlich gereist werden kann, kommt die Produktion und damit auch unser Wirtschaftsleben wieder in Gang!

Der

Abschaffung

der Orden und Ehrenzeichen.

Nachstehende Einsendung, welche die Interessen weiter
Kreise unserer Leserschaft berührt, wollen wir derselben
nicht vorenthalten.
Die Schriftle tung.

er Krieg ist verloren. Und dennoch kehren unsere Krieger nicht als Besiegte heim. Lorbeergeschmückt können sie als Sieger in hundert Schlachten aufrechten Hauptes den Daheimgebliebenen gegenübertreten. In ihrem Bewußtsein wird für alle Zeiten eingegraben bleiben, daß es nicht ihre Schuld war, wenn Deutschland heute am Boden liegt. Der unendliche Dank aller Deutschen für ihre Ruhmestaten in mehr als 4jährigem Ringen gegen eine Welt von Feinden bleibt ihnen gesichert wie es auch kommen mag. Dieser Dank muß neben der Fürsorge für alle Schäden, welche die Kriegsteilnehmer betroffen

haben, auch in sichtbarer Weise zum Ausdruck kommen. Hierfür ist die Verleihung eines allgemeinen Kriegsehrenzeichens die gegebene Form. Noch in den spätesten Tagen wird es für jeden Einzelnen unserer Heldenschar den Stolz, als Verteidiger des Vaterlandes mitgewirkt zu haben, wecken. Und selbst diesen kleinen Beweis der Anerkennung glauben heute Anhänger des Radikalismus unseren tapferen Kriegern vorenthalten zu müssen. Durch Abschaffung der Orden und Ehrenzeichen glauben sie die Gleichmacherei besiegeln zu können, vergessen aber, daß gerade im militärischen Leben die Auszeichnung den Ansporn zu den größten Taten stets gegeben hat und fernerhin auch geben wird. Man möge über die sonstigen Orden denken wie man will, als Dienstauszeichnungen, Kriegsehrenzeichen, Belohnungen für freiwillige humanitäre Tätigkeit (Rotes Kreuz usw.) und Zeichen von Zugehörigkeit zu wissenschaftlichen oder industriellen Körperschaften (Akademien, Kaiser Wilhelm-Gesellschaft, Handelskammern usw.) sowie für Auszeichnungen von Jubilaren, Arbeitern, Angestellten werden sie auch im Volksstaat zur Anfeuerung ernsten Strebens von Nutzen sein und bleiben. Aber auch in wirtschaftlicher Beziehung ist die Erzeugung und Verleihung von Orden und Ehrenzeichen nicht ohne Belang. Das deutsche Kunstgewerbe, welches in diesen Artikeln tausenden hochwertigen Arbeitern als Gold- und Silberschmiede, Graveure, Emailleure, Kunstpräger, Steinschleifer, sowie in den Nebenartikeln als Bandweber, Etuismacher, u. v. a. m. Beschäftigung und lohnenden Verdienst bietet, würde durch Fortfall dieses Industriezweiges schwer zu leiden haben. Dazu sollten wir denn doch in den schon genügend schweren Zeiten für · unser Kunstgewerbe nicht die Hand bieten. In Frankreich z. B. arbeitet dieses Gewerbe nicht nur für den eigenen umfangreichen Bedarf an Orden und Ehrenzeichen, sondern versorgt damit auch einen großen Teil der Welt. In fast allen Staaten, welche Regierungsform sie auch haben, ist die Verleihung von tragbaren Auszeichnungen üblich, so daß nicht einzusehen ist, weshalb gerade Deutschland nunmehr zur Vernichtung eines blühenden Kunstgewerbes schreiten sollte, nur um auch für den Frieden „eine einzige graue Masse" zu schaffen, aus der Niemand sich hervorhebt und sich hervorzuheben bestrebt sein wird. Auf die Dauer wird sich dieser Standpunkt doch nicht als haltbar herausstellen, warum also sofort mit den radikalsten Mitteln gegen die menschliche Eitelkeit – die aber häufig ein für den Staat billiger und ihm nicht schadender Helfer ist ankämpfen. Unbedingt muß aber gefordert werden, daß unseren Kriegsteilnehmern ein allgemeines Kriegsehrenzeichen zuerkannt wird, auf das Niemand von ihnen verzichten wird. Die eroberten Geschütze werden ein gutes und sinnreiches Material dafür abgeben.

Die vielfachen Proteste gegen die Abschaffung der Orden und Ehrenzeichen haben ja, soweit es die unter der ehemaligen Regierung verliehenen Auszeichnungen betrifft, bereits Erfolg gehabt, so daß diese bestehen bleiben. Ein telegraphischer Einspruch des Verbandes Deutscher Militäreffekten-Fabrikanten (Sit Berlin) an die Reichsregierung scheint mir das Richtige inbezug auf die zukünftigen Kriegsauszeichnungen zu treffen, so daß ich denselben auch an dieser Stelle zur Kenntnis bringen will. Er lautet:

„An den Herrn Volksbeauftragten Ebert,

Reichskanzlerhaus.

Der unterzeichnete Verband protestiert energisch im Namen seiner Mitglieder, Angestellten und Arbeiter gegen den Beschluß der A und S Räte, Orden und Ehrenzeichen abzuschaffen. Die Vernichtung eines blühenden deutschen Kunstgewerbes, die Brotlosmachung tausender hochwertiger Arbeiter wäre die Folge dieser Maßnahme. Wir fordern im Gegenteil die sofortigen Vorarbeiten für die Herstellung und Verleihung eines allgemeinen Kriegsehrenzeichens als Dank des Vaterlandes an seine Verteidiger. Dieser Ehrenpflicht entzieht sich kein Staat der Welt, welche Staatsform er auch immer hat. Auch das neue Deutschland fordert diesen sichtbaren Beweis der Anerkennung für seine Krieger. Für Vorschläge und Mitarbeit stellt sich zur Verfügung Verband Deutscher Militäreffekten-Fabrikanten (E. V. Sitz Berlin) Alexandrinenst. 14, Vorsitzender Georg Werner."

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Im Interesse eines wichtigen Teiles des deutschen Kunstgewerbes hoffe ich, daß man auch für die Zukunft Orden und 18 DEUTSCHE GOI DSCHMIEDE-ZEITUNG Nr. 3-4 ·

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Zwei Preisausschreiben. Der Kunstgewerbe-Verein in Pforzheim erläßt eine Aufforderung zu recht zahlreicher Beteiligung 1. an dem Wettbewerb um den Fried. Wilh. Müller-Preis für seine Mitglieder. Gewünscht wird: Ein Blatt Entwürfe von Silber-Schmuck, Blattgröße 25/37 cm. Zur Verteilung kommen: Ein erster Preis zu 150 Mk., ein zweiter Preis zu 100 Mk., drei dritte Preise zu 50 Mk. 150 Mk. Außerdem stehen noch weitere 100 Mk. zur Verfügung zum Ankauf guter Entwürfe. Die Entwürfe werden 14 Tage ausgestellt und müssen mit einem Kennwort versehen nebst einem verschlossenen Briefumschlag, welcher außen das Kennwort trägt und die genaue Adresse des Einsenders enthält, bis 31. Januar im Besitz des Vorstandes sein. 2. an dem Wettbewerb um den Kollmar & Jourdan-Preis für Zeichner und Techniker. Gewünscht werden: Entwürfe von einfachem Goldschmuck (Handarbeit, montiert, getrieben, ziseliert) oder Doubléschmuck (Maschinenarbeit), unter Verwendung von Steinen oder Email. Blattgröße 25/37 cm. Zur Verteilung kommen: 2 erste Preise zu je 200 Mk. 400 Mk. 4 zweite Preise zu je 100 Mk. 400 Mk. 4 dritte Preise zu je 50 Mk. 200 Mk. Die Entwürfe werden 14 Tage ausgestellt und müssen mit Kennwort versehen, nebst einem verschlossenen Briefumschlag, welcher außen das Kennwort trägt und die genaue Adresse des Einsenders enthält, bis zum 15. März 1919 eingegangen sein.

=

Das

Ein großer Silberfund aus der Wikingerzeit. Historische Museum in Stockholm hat im verflossenen Jahr mit Silberfunden Glück gehabt. Nachdem im Laufe des Jahres zwei beträchtliche Silberfunde geglückt waren, hat der Herbst noch einen ungewöhnlich bedeutenden Fund dieser Art gebracht. Er stammt von Sigsarve in der Provinz Gothland. Der Grund des Reichtums der gothländischen Erde an alten Silberschätzen ist darin zu suchen, daß in der Wikingerzeit die Erde den Bewohnern des Landes geradezu als der ,,Safe" galt, wo sie ihren kostbarsten Besitz niederlegten. Auf diese Weise erklärt es sich, daß oft auf einer kleinen Fläche eine ganze Anzahl von Funden gemacht werden kann. Der Fund von Sigsarve war niedergelegt in einem Bronzegefäß und wog im ganzen 5,6 kg; der größte bisher in Gothland geglückte Fund übersteigt nicht das Gewicht von 7 kg. Ungefähr die Hälfte des Gewichtes wird gebildet von Münzen und ähnlichen Stücken. Am zahlreichsten unter ihnen sind die arabischen Münzen, von denen sich nicht weniger als 727 vorgefunden haben; an englischen Münzen sind 288, an deutschen 217 und an byzantinischen 20 Stück gezählt worden. Dazu kommen noch 7 dänische, 4 böhmische, eine irische und eine schwedische Münze. Die Untersuchung dieser Münzen steht großenteils noch aus; festgestellt ist, daß die englische Münze zum Teil aus der Zeit des Königs Edgar und Eduard des Bekenners (959-978) stammen und im ganzen bis gegen das Jahr 1000 hinabreichen. Die böhmische Münze ist für die im Jahre 1006 verstorbene Königin Emma geprägt worden. Die andere Hälfte des Fundes wird durch Schmuckstücke von allerlei Art und Bruchstücken von solchen gebildet. An der Spitze zu nennen ist eine Gruppe von acht Ringspangen, die von kleinstem Maßstabe bis zu bedeutender Größe reichen und meist noch die dazugehörigen Nadeln aufweisen; das bedeutendere Stück dieser Gruppe wiegt 447 g. Der Armschmuck besteht aus einem massiven Armbande und vier Spiralarmringen. Sonst liegen von Halsund Armringen nur noch Bruchstücke vor. Ein eigentümliches Stück ist die barbarische Kopie einer Münze, die von einem Kreise konzentrisch gedrehter Silberfäden eingefaßt ist. Eine Anzahl anderer Bruchstücke scheint zum Schmucke der Kleidung oder zum Toilettengebrauch verwandt worden zu sein. Darunter

befindet sich ein besonders merkwürdiges Stück: ein Ring, an dem mit einem Tierkopf drei Ketten befestigt sind. Allem Anscheine nach sind an diesen Ketten allerlei Gegenstände zur Körperpflege aufgehängt worden, und es eröffnet daher dieser Fund einen Blick in den Kulturzustand Gothlands zur Wikingerzeit, der mehr Aufschluß gewährt als viele literarische Zeugnisse.

Fachzeichenkurse für Graveure, Ziseleure, Goldschmiede usw. Praktische Übungen im Gravieren an der 2. städtischen Hanowerkerschule in Berlin. Mit dem Beginn des neuen Jahres werden auch die praktischen Übungen im Gravieren an der 2. städtischen Handwerkerschule in Berlin, Andreasstraße 1-2, wieder aufgenommen. Zu gleicher Zeit werden die Fachzeichenkurse für Graveure, Ziseleure, Goldschmiede usw. wieder eröffnet werden. Die Unterrichtszeit ist wochentäglich von 7-9 (evtl. auch 5-7) Uhr abends. Das Schulgeld beträgt für das Vierteljahr Januar - März 3,- Mk. für je einen Kursus von 4 Stunden wöchentlich. Anmeldungen können jederzeit erfolgen. Es liegt im Interesse eines jeden, die Gelegenheit, sich in seinem Berufe weiter auszubilden, auszunützen, da die Anforderungen an Vielseitigkeit und Qualitätsarbeit zukünftig recht hoch sein werden, auch in Hinsicht auf das voraussichtlich größere Angebot an Arbeitskraft durch die aus dem Felde Heimkehrenden. Es wird angenommen werden müssen, daß nur ein kleiner Teil der Graveure wieder in seine alten Stellen wird einrücken können, denn unsere Industrie, die vorderhand nur wenig Absatzmöglichkeit besitzt, wird vorläufig nicht imstande sein, den Betrieb in der früheren Ausdehnung wieder aufzunehmen. Wer vieles kann, wird mehr Verdienstmöglichkeiten haben und wer ertüchtigt ist, wird sich auch besser halten können als derjenige, der so gute Ausbildungsmöglichkeiten hat achtlos an sich vorübergehen lassen.

Die Umsatzsteuer

über die steuerpflichtigen Entgelte in der Zeit vom 1. August bis 31. Dezember 1918 ist bis 31. Januar 1919 anzumelden.

Die behördliche Aufforderung lautet: Auf Grund des § 51 der Ausführungsbestimmungen zum Umsatzsteuergesetze werden die zur Entrichtung der Umsatzsteuer verpflichteten gewerbetreibenden Personen, Gesellschaften und sonstigen Personenvereinigungen aufgefordert, die vorgeschriebenen Erklärungen über den Gesamtbetrag der steuerpflichtigen Entgelte in der Zeit vom 1. August bis 31. Dezember 1918 bis spätestens Ende Januar 1919 dem Umsatzsteueramt der Gemeinde, in deren Bezirk das Unternehmen betrieben wird, schriftlich einzureichen, oder die erforderlichen Angaben an Amtsstelle mündlich zu machen.

Besonders zu beachten sind folgende gesetzliche Bestimmungen:

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Von der allgemeinen Umsatzsteuer nach dem Satze 5 v. T. sind diejenigen Personen usw. befreit, bei denen die Gesamtheit der Entgelte in einem Kalenderjahre nicht mehr als 3000 Mk. beträgt. Sie sind daher zur Einreichung einer Erklärung nicht verpflichtet. Eine Mitteilung an das Umsatzsteueramt über die in Anspruch genommene Steuerfreiheit ist jedoch erwünscht. Für die Lieferung von Luxusgegenständen besteht keine derartige Befreiung.

Die Nichteinreichung der Erklärung zieht eine Ordnungsstrafe bis zu 150 Mk. nach sich.

Das Umsatzsteuergesetz bedroht denjenigen, der über den Betrag der Entgelte wissentlich unrichtige Angaben macht und vorsätzlich die Umsatzsteuer hinterzieht oder einen ihm nicht gebührenden Steuervorteil erschleicht, mit einer Geldstrafe bis zum 20 fachen Betrage der gefährdeten oder hinterzogenen Steuer. Kann dieser Steuerbetrag nicht festgestellt werden, so tritt Geldstrafe von 100 Mk. bis 100000 Mk. ein. Versuch ist strafbar.

Der

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Zur Einreichung der schriftlichen Erklärung sind Vordrucke zu verwenden. Sie können bei dem zuständigen Umsatzsteueramt kostenlos entnommen werden.

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In gleich einfacher Weise läßt sich nach Diebeners Kassebuch der Jahresreingewinn zur Einschätzung für die Einkommensteuer berechnen. Wer Diebeners Buchhaltung bereits eingeführt hat, ist in der glücklichen Lage, ohne Mühe und Kopfzerbrechen den steuergesetzlichen Anforderungen zu genügen. Allen Fachgenossen aber, die über eine geordnete Buchführung nicht verfügen, wird dringend empfohlen, sich mit Diebeners Buchhaltung bekannt zu machen. Man verlange vom Verlage unserer Zeitschrift einen ausführlichen Prospekt oder die Anleitungen mit Buchungsbeispielen zum Preise von Mk. 1.50. Das Geschäft mit kleinerem Umsatz erreicht die oben angeführten Resultate mit einem Buche, dem Kassebuch zugleich Steuerbuch. Für das Geschäft mit mittlerem und größerem Umsatz ist, besonders wenn fremdes Personal · beschäftigt wird, die Zweibuch-Ausgabe, bestehend aus Verkaufsbuch und Kasse-Memorial, bestimmt.

Allgemeine Rundschau

D

Die Umsatzsteuer. Gelegentlich der Veranlagung zur Umsatzsteuer haben die Steuerbehörden die Beobachtung gemacht, daß vielfach die Ansicht besteht, das am 1. August 1918 in Kraft getretene Umsatzsteuergeset werde infolge der Ereignisse der letzten Wochen nicht ausgeführt werden; insbesondere sei eine Einhaltung der Vorschriften über die Buchführung und die Verpflichtung zur Steuererklärung nicht erforderlich. Diese Ansicht ist irrig, denn es ist selbstverständlich, daß zumal in der gegenwärtigen Lage des Reiches auf eine möglichst vollkommene Ausführung des Umsatzsteuergesetzes und dasselbe gilt von allen anderen Reichssteuern der allergrößte Wert gelegt werden muß. Die Steuergesetze bleiben unverändert in Kraft.

Fachschule Gmünd. Nachdem die im Heeresdienste befindlichen Lehrer zurückgekehrt sind, konnte ab 1. Januar wieder der volle Schulbetrieb eintreten. Die vom Felde heimgekehrten Angehörigen unserer Industrie werden auf die Kurse aufmerksam gemacht, leider muß infolge der miflichen Gas

verhältnisse der Abendunterricht vorderhand ausfallen, dagegen ist im Werkstattunterricht wie im künstlerischen Unterricht reichlich Gelegenheit zur Fortbildung gegeben. Für Fortgeschrittene kommt auch wieder Aktzeichnen und Aktmodellieren zur Einführung. Neueingerichtet wird ein vierstündiger Kurs im Malen für Schmelz- und Glasperlenarbeiten zur Hebung der in unserem Bezirk umfangreich betriebenen Perlstickerei; sobald Rohstoffe beschafft werden können, soll ein mehrwöchent- * licher praktischer Kurs hierin abgehalten werden. Kunstgewerblerinnen seien hierauf aufmerksam gemacht.

Die Handelskammer Heidenheim teilt über die schwedische Kontrolle der Gold- und Silberwaren mit: Nach einer königlichen Verordnung vom 29. November 1918 soll das Auspacken, Ordnen und Einpacken von Gold- und Silberwaren, die von der Zollkammer dem Münz- und Eichamt übersandt werden, auf Kosten des Einbringers durch Vertreter stattfinden, die vom Münz- und Eichamt ausersehen werden. Staatliche Beihilfe an Handwerker-Genossenschaften. Nach einem Landtagsbeschluß sollten die Rohstoff- usw. Genossenschaften, welche sich zwecks Sicherung und Verbesserung des Fortkommens und der Wiederaufrichtung der Betriebe ihrer Mitglieder, für die Zeit nach dem Kriege gegründet haben, zu den Kosten ihrer Gründung eine Beihilfe aus Staatsmitteln erhalten. Die jetzige Regierung hat nun dankenswerter Weise, in richtiger Erkennung der Notwendigkeit und Wichtigkeit der Bildung solcher Körperschaften für unsere Volkswirtschaft, auch der Thüringischen Rohstoffgenossenschaft für Goldschmiede, e. G. m. b. H. zu Gera noch einen Betrag von 300 Mk. auszahlen lassen, als Unterstützung zu ihren Gründungskosten. Platin-Ersatz. Die „New-York World" berichtet, daß seit Anfang letzten Herbstes die amerikanische Regierung einen Ersatz für Platin mit Erfolg hergestellt und verwendet habe und daß die neue Substanz das Platin in gewisser Hinsicht übertrifft und ein Drittel billiger ist.

Die dritte Niederländische Messe in Utrecht findet vom 24. Februar bis 8. März d. J. statt. Dieselbe dient ausschließlich dem Handel mit niederländischen Fabrikaten. Nähere Auskunft erhalten Interessenten durch das Allgemeine Sekretariat der Niederländischen Messe in Utrecht.

Im Zahlungsverkehr mit dem Auslande ist der Betrag, der an deutschen Geldsorten, Banknoten usw. ohne Erlaubnis der Reichsbank ins Ausland versandt werden darf, auf 50 Mk. (bisher 1000 Mk.) täglich und innerhalb eines Monats auf höchstens 150 Mk. (bisher 3000 Mk.) herabgesetzt worden. Zurückgeführt wird die Maßnahme auf die Bestimmung der feindlichen Regierungen, daß deutsches Geld in Belgien, Nordfrankreich und zum Teil auch in den besetzten Gebieten mit 125 Franken für 100 Mk. eingelöst werden kann. Dadurch hat sich bei dem niedrigen Stande der deutschen Mark in den neutralen Ländern in den letzten Tagen eine umfangreiche Verbringung von Marknoten nach den neutralen Ländern entwickelt, wodurch deutsche Interessen erheblich gefährdet werden. Es ist anzunehmen, daß in Kürze die Verhältnisse, die mit der erwähnten Einlösung des deutschen Geldes zusammenhängen, geklärt werden. Dann wird die jetzt angeordnete Einschränkung, die ausdrücklich als nur vorübergehend bezeichnet ist, wieder aufgehoben werden können.

Amsterdamer Diamant-Marktbericht. Von unserem Amsterdamer Spezial-Berichterstatter. Amsterdam, den 23. Dezember 1918. In der vorigen Woche ist eine große Sendung Rohdiamanten aus London in Amsterdam angekommen, wie es lange nicht passiert war. Es waren 10 Shipments Bulfonteiner, davon das kleinste 17000.-, alle zu erhöhten Preisen gegen eine viel höhere Sterling-Valuta wie noch einen Monat zuvor. So sind schon die Rohstoffpreise außerordentlich hoch. Dagegen ist der hohe Aufschlag von 30 sh per Karat, den die Käufer am Amsterdamer Markt früher auf die Melees zahlten, bis auf 10 sh heruntergegangen, trotzdem stellt sich die Rohware teurer als zuvor.

Das Geschäft in geschliffener Ware war in den letzten Wochen sehr ruhig. Bei der allgemeinen Weltlage wird vorläufig noch eine abwartende Haltung eingenommen, doch deutet sich eine

Besserung schon an. Die größte Nachfrage liegt vor auf große Steine von 4 bis 1 Karat, doch in der letzten Woche entwickelte sich eine solche auch auf feine kleine Brillanten, die fast vier Monate lang unverlangt geblieben waren. In Melees ist es dagegen sehr ruhig.

Die Nachrichten aus Amerika lauten bedeutend besser wie vor wenigen Monaten und man glaubt, daß mit Beginn des neuen Jahres eine starke Nachfrage eintreten wird. Schon wurde bekannt, daß amerikanische Importeure Hotelzimmer bestellt haben und die erste beste Gelegenheit benutzen werden, nach Amsterdam zu kommen.

In den letzten Dezemberwochen stieg die Zahl der Arbeitslosen auf ungefähr 4000.

Daun

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Bücherschau

Zum alten Preis! Das ist eine Seltenheit im Kriege, die um so höher eingeschätzt werden muß, als die am Schluß des vierten Kriegsjahres erfolgte Herstellung des hervorragend schönen Münchener Kalenders 1919 wiederum wesentlich teuerer zu stehen kam, wie jene der vorhergehenden Jahrgänge. Der Jahrgang 1919 bringt in prächtigster Farbenwirkung das große Staatswappen der freien Hansestadt Bremen und die Wappen von Arnsberg Bissing Buseck Capler von Oedheim Eickstedt Grießenbeck Imhoff Kracht Mallinckrodt Oeynhausen Wambold. Für eine Mark bietet die bekannte Verlagsanstalt vorm. G. J. Manz in Regensburg ein herrliches Wappenalbum, ein farbenvollendetes Kunstwerk. Die erklärenden Beschreibungen unterrichten zuverlässig über die Stammfolge. Auch der bekannte Kleine Münchener Kalender (Preis 50 Pfg., mit Porto 53 Pfg.) ist in seiner schmucken Aufmachung wiederum erschienen. Die im Selbstverlag des Knopf-Museums Heinrich Waldes-Prag erschienene Broschüre,,Durchführung und Ergebnis des Preisausschreibens zur Schaffung von Kleiderverschlüssen bezw. Kleidungsstücken für ArmAmputierte" von Dr. Paula Wahle unterrichtet in ausführlicher Weise über den Verlauf und das praktische Ergebnis, das insbesondere in Kreisen der Kriegsverletzten und der ihnen nahestehenden Fachkreise der Ärzte, Orthopäden, Ingenieure und Techniker u. a. für diesen bislang wenig beachteten Zweig sozialer Hilfsbereitschaft Interesse wecken wird. Ein reiches Ergebnis mit 1986 Lösungen, von denen 45 mit Preisen ausgezeichnet werden konnten, krönt das Werk, das insbesondere nach organisatorischer Seite für ähnliche Unternehmungen maßgebend sein ᄆ

kann.

Auskunftsstelle

der Deutschen Goldschmiede-Zeitung Fachtechnische Fragen und Bezugsquellen Wiederholte Fragen:

4150. Wer liefert eine Einrichtung für Großbetrieb auf fugenlose Trauringe? H. B. i. D. 4152. Welcher Fabrikant liefert Messerkitt? 4153. Wie reinigt man schwarzgewordene imitierte Elfenbeinketten? 4154. Welche leistungsfähige Fabriken befassen sich mit der Herstellung von Hutnadeln, vollständig fertig, Nadel nach speziellen Angaben. Material: Holz, Glas Celluloid, Metall, Halbedelsteine, überhaupt alles Material, was für diesen Zweck zur Verwendung kommen kann. Es kann sich um die Lieferung von einigen hunderttausend Stück handeln. ᄆ Neue Fragen:

4155. Wer liefert bewährte Einrichtungen zur Anfertigung fugenloser Trauringe für Kleinbetriebe? O. M. i. J.

4156. Nach welchem Rezept erzeugt man Streuborax aus venetianischem Borax zum Löten von Großsilberwaren? J. A. K. i. K. 4157. Wer liefert Tula, pulverisiert, zum Tulieren? K. B. & Co. i. B. 4158. Welcher Fabrikant liefert bessere Doppel-Manschetten-Knöpfe und Schützer für Kravatten-Nadeln? W. C. & Co. i. Z.

4159. Wer liefert Bernstein - Zigarettenspitzen mit und ohne Silberbeschlag? P. S. i. K. 4160. Wie erhalte ich eine weiche 14kar. gelbe Goldlegierung? Die mir bekannte ist noch etwas zu spröde. W. W. i. K. 4161. Wer liefert Fassungen, echt Silber, für kleine Elfenbeinreliefs als Broschen und Anhänger? K. G. i. D. 4162. Welcher Kitt oder sonstiges Material eignet sich am besten zur dauerhaften festen Ausfüllung von Besteckheften usw. und woher kann ich solchen beziehen? H. K. i. W.

Antworten:

4137, 4138, 4139. Durch Zusendung direkter Angebote erledigt.

Neue Exportverbindungen

Angeboten bitten wir 20 Pf. in Marken zur Weiterbeförderung beizufügen. Die Anfragen stammen von Abonnenten unserer Zeitschrift oder Empfängern der Export-Nummern. Lausanne. Von einer hiesigen Firma wird die Vertretung einer Pforzheimer Schmuckwarenfabrik für die Schweiz gesucht.

Kleine und nach Schluß eingegangene Nachrichten befinden sich hinter dem Arbeitsmarkt.

Deutsc

Deutsche Goldschmiede
Zeitung

Unberechtigter Nachdruck aus dem Inhalt verboten

1. Februar 1919

1

Die Wahlen zur Nationalversammlung

sind so ausgefallen, daß es dem erwerbstätigen Bürger-
tum und der Qualitätsindustrie um die nächste Zukunft
nicht bange zu sein braucht. Die neue Verfassung, welche
aus diesem kurzlebigen Parlament hervorgehen wird,
bringt ohne Zweifel den Schutz der Arbeit, die Sicher-
heit des Eigentums und die wirtschaftliche Entfaltung der
Persönlichkeit, zum wenigsten, soweit Handwerk, Ge-
werbe und leichte Industrie im allgemeinen reichen und
im besonderen von unseren Goldschmieden, Goldwaren-
großhandlungen und Bijouteriefabriken ausgeübt werden.
Für Sozialisierung, Vergesellschaftung, Verstaatlichung
bleiben der anderen, dafür reifen Objekte genug, welche
unsern Volkswirtschaftlern mehr Kopfzerbrechen machen
werden, als ihnen erwünscht ist. Im übrigen tritt auf dem
wirtschaftlichen Gebiet immer mehr die Notwendigkeit zur
schleunigen Abdämmung der revolutionären Utopien her-
vor. Die rein sozialistische Regierung, welche wir augen-
blicklich noch haben, sieht sich, noch bevor drei Monate
ihres Daseins ins Land gegangen sind, gezwungen, zu
radikalen Mitteln für die dringende Abhilfe der unerträglich
gewordenen wirtschaftlichen Zustände zu greifen, und
es ist bezeichnend, daß energische Maßnahmen gegen
die Arbeitsverweigerung angekündigt werden als erste
Vorbedingung für die Wiederaufrichtung Deutschlands.

Man sieht, auch die Bäume des Sozialismus wachsen
nicht in den Himmel, und das alte Schillerwort „Arbeit
ist des Bürgers Zierde, Segen ist der Mühe Preis“ kann
von keiner Revolution umgestoßen werden. Mit anderen
Worten: wer als Einzelmensch, als Spezialist, als Künst-
ler oder Unternehmer produktive Arbeit leistet, soweit
sie sich von ihm übersehen läßt, muß der eigenen Ernte
des Ertrags seines Schaffens sicher sein. Je reicher diese
Ernte im größer werdenden Betrieb wird, desto weniger
mag sie von der Schaffenskraft des Unternehmers ab-
hängen, desto höher mag sie prozentualiter an Staat
und Allgemeinheit fallen, immer muß ein sich lohnender
privater Anteil für den Unternehmungsgeist übrig bleiben.
Was wir bisher über die zukünftige Steuergesetzgebung
gehört haben, läßt einer solchen gewinnbringenden Be-
tätigung des Unternehmungsgeistes genügend Spielraum,
wenn wir auch das Schwergewicht der kommenden
Steuerlast für Industrie und Gewerbe nicht verkennen,
wie es an anderer Stelle dieses Blattes ausgeführt und
betont wird. Der praktische Wirtschaftspolitiker wird
einwenden können, daß man in Zukunft verstehen muß
und wird, an Produktion und Einzelerzeugnis ganz anders
zu verdienen, als es in der schönen Kaiserzeit der Fall
war. Fügen wir hinzu, daß man in den Kriegsjahren
schon gelernt hat, besser zu rechnen als im alten
Frieden, unter dessen Herrschaft mancher intelligente und
fleißige Handwerker und Fabrikant auf keinen grünen
Zweig kommen konnte.

Schon stellen die Volksbeauftragten der Nationalversammlung, sobald sie sich konstituiert haben wird, ihre Portefeuilles zur Verfügung. Neben Aufrichtung der Verfassung wird also die Bildung der neuen Regierung eben

falls Aufgabe der Nationalversammlung sein. In der neuen Regierung und der neuen Wirtschaftspolitik muß aber, selbst wenn die kleinen extremen Parteien ausgeschaltet werden, das bürgerliche Element ebenso maßgebend werden wie das sozialistische. Es wird nur darauf ankommen, ob die Pole dieser Elemente sich abstoßen oder anziehen werden, und trotz allen Klassenkampfes vereinen positiver Sozialismus und bürgerliche Demokratie genügend Macht und Gewähr in sich, um ein sicheres Fundament für die deutsche Arbeit zu legen. Soweit dürfen wir mit der Perspektive, welche uns das Resultat der Wahlen zur Nationalversammlung mit bisher 15775 174 nichtsozialistischen Stimmen gegen 13298705 sozialistische eröffnet, zufrieden sein.

Aus vorstehenden Sätzen wird jeder dem Goldschmiedehandwerk angehörende oder nahestehende Wahlberechtigte folgern können, wie überaus wichtig die Ausübung des Wahlrechts in Reich, Einzelstaat und Gemeinde ist zur Wahrung der Berufsinteressen. Beruf und Politik sind schlechterdings nicht mehr zu trennen, seitdem es mehr ums Ganze und weniger um die Partei geht. Es ist unbedingte Pflicht aller Angehörigen des Edelmetallgewerbes, dessen Zukunft von der wirtschaftlichen und diplomatischen Politik der nächsten Jahrzehnte in weitem Umfang abhängt, bei jeder Wahl zur Urne zu schreiten. Unter der Verhältniswahl kommt es noch weit mehr auf jede Stimme an, als unter dem früheren Wahlsystem, und heute schon möchten wir das Gewissen unserer Leser und Leserinnen schärfen für die in absehbarer Ferne winkenden Wahlen, aus welchen Volksvertretung, Reichspräsident und indirekt auch die zukünftige Regierung hervorgehen sollen. Findet der einzelne nicht immer eine Partei, die seiner politischen Richtung voll und ganz entspricht, so muß er dennoch wählen und seine Entscheidung wenigstens auf die wirtschaftliche Wagschale legen. Welche Partei nimmt es wirklich ernst mit der Vertretung der gemeinsamen Interessen von Handel, Gewerbe und Industrie und sendet Abgeordnete in ihre Fraktion, die darauf geaicht sind, das ist die Frage, die zu stellen wir berechtigt und genötigt sind, in deren Sinn wir das Programm der uns politisch am nächsten stehenden Partei prüfen und beeinflussen müssen.

Der Ruf nach dem politischen Einfluß, den Handwerk, Handel und Industrie brauchen, den auch das Goldschmiedehandwerk braucht, ist leider nicht nur unter dem alten System, sondern auch bei der Wahl zur Nationalversammlung erfolglos geblieben. Vornehmlich der Hansabund hat ihn seit Jahren erhoben, doch ist es nach dem Umsturz seitens dieser größten wirtschaftlichen Organisation merkwürdig still geworden. Einstweilen hoffen wir aber noch, daß der vornehmste Hansabundgedanke in Weimar wieder auferstehen wird, denn Präsident Riesser und Freiherr von Richthofen dürften nicht umsonst M. d. N. geworden sein. Es sei uns gestattet, an dieser Stelle einige Zeilen einzuschalten, die kürzlich im Pforzheimer Anzeiger zu lesen waren:

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