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Sekenke. Links Kugelmühle, rechts Pochwerk mit Cyanidanlage. Deutsch-Ostafrika.

die ausländische und inländische Tätigkeit des Auswärtigen Amtes und der Handelsbehörde vereinigt sind, daß jedes größere Handelsunternehmen im Auslande eine politische und geschäftliche Seite hat, und erklärte, daß das Auskunftsamt geschaffen wurde, um Meinungsverschiedenheiten zwischen der Handelsbehörde und dem Auswärtigen Amte zu beseitigen, welche aus der Kontrolle über die Konsuln und Handelsattachés, sowie die Oberaufsicht über den überseeischen Handel entstanden sind bzw. entstehen. Bezüglich der Kompetenzen des neuen Amts einerseits und der Handelsbehörde des Auswärtigen Amtes anderseits erklärte Sir Arthur Steel-Maitland, eine Vereinbarung getroffen zu haben, wonach das neue Amt nicht nur Nachrichten einsammeln, sondern auch Maßregeln in Bezug auf Handel und Gewerbe treffen soll, um fremde Länder, vom geschäftlichen und finanziellen Standpunkte aus betrachtet, zu ergründen und zu beherrschen. Die Abteilung für auswärtigen Handel des Auswärtigen Amtes ist mit der Führung der amtlichen Liste feindlicher deutscher Firmen in neutralen Ländern und der Entwicklung britischer Geschäftsunternehmungen, welche an die Stelle dieser Firmen treten sollen, beauftragt.

Dies zeigt nicht nur den krassen Wirtschaftskrieg in nacktester Form gegen Deutschland im allgemeinen, vielmehr im besonderen, wie durch die Entsendung eines Sachverständigen zur Prüfung des Juwelenund Edelmetallmarkts nach Südamerika, die bestimmte Absicht, den deutschen Edelsteinmarkt und -handel zur Existenzlosigkeit zu verdammen, dessen Blüte vor dem Kriegsausbruch schon lange von den Engländern mitscheelen Augen betrachtet worden war.

Die deutsche EdelsteinEin- und Ausfuhr. Deutschlands Einfuhr an Edelsteinen, roh, betrug im Jahre 1912:

40,44, 1913: 35,77, im ersten Halbjahr 1914: 31,46 Doppelzentner.

Und zwar wurden bezogen 1912 aus: Deutsch

südwestafrika 6,18, Brasilien 3,32, Kanada 6,93, australischer Bund 9,93 Doppelzentner; 1913

aus: Deutschsüdwestafrika 5,99, Brasilien 3, Kanada 8,26, australischer Bund 14,48 Doppelzentner, im ersten Halbjahr 1914 aus: Österreich-Ungarn 0,02, Schweiz 0,28, Deutschsüdwestafrika 1,99, Madagaskar 0,76, britisch Indien 0,10, Brasilien 2,06,Kanada1,38,australischer Bund 5,71 Doppelzentner.

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Demgegenüber ka

men an rohen Edelsteinen zur Ausfuhr

1912: 9,86, 1913: 4,27, im ersten Halbjahr 1914: 3,18 Doppelzentner. Davon gingen im Jahre 1912 nach Frankreich 2,99, Schweiz 3,97 Doppelzentner, 1913 nach Frankreich 0,36, Schweiz 2,27 Doppelzentner, im ersten Halbjahr 1914 nach Frankreich 0,24, nach der Schweiz 2,02 Doppelzentner. An rohen Halbedelsteinen wurden eingeführt 1912: 2167,77 Doppelzentner, 1913: 2352,82 Doppelzentner, im ersten Halbjahr 1914: 845,37 Doppelzentner. Es wurden bezogen 1912 aus Frankreich 92,98, italienisch Afrika 95,61, Britisch Indien 108,76, Brasilien 1575,20 Doppelzentner, 1913 aus Frankreich 133,28, britisch Indien 214,70, Brasilien 1739,29 Doppelzentner, im ersten Halbjahr 1914 aus Frankreich 8,67, Britisch Indien 51,96, Brasilien 654,44 Doppelzentner. Ausgeführt wurden an rohen Halbedelsteinen 1912: 200,49, 1913: 217,29, im ersten Halbjahr 1914: 122,67 Doppelzentner und zwar wurden versandt 1912 nach Frankreich 126,77, der Schweiz 16,95 Doppelzentner, 1913 nach Frankreich 155,59, der Schweiz 26,97 Doppelzentner, im ersten Halbjahr 1914 nach Frankreich 81,15, der Schweiz 4,03 Doppelzentner. Der Handel mit bearbeiteten Steinen zeigte folgende Bewegung. Es gelangten in Deutschland zur Einfuhr bearbeitete Edelsteine, Schneide-, Schreibdiamanten, Gemmen, Kameen, Waren mit Edelsteinen 1912: 40,33, 1913: 34,62, im ersten Halbjahr 1914: 17,60 Doppelzentner. Und zwar bezogen 1912 aus: Belgien 3,49, Dänemark 0,09, Frankreich 10,50, Großbritanien 6,03, Italien 0,54, Niederlande 1,66, ÖsterreichUngarn 12,84, Rußland 0,49, Schweiz 3,77 Doppelzentner, 1913

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Ortschaft Mklama, Deutsch-Ostafrika.

aus: Belgien 2,68, Dänemark 0,50, Frankreich 9,54, Großbritanien 4,61, Italien 0,64, Niederlande 1,43, Österreich-Ungarn 9,50, Rußland 0,32, Schweiz 4,57 Doppelzentner, im ersten Halbjahr 1914 aus Belgien 1,50, Frankreich 4,36, Großbritanien 2,22, Niederlande 0,76, Österreich-Ungarn 5,44, Schweiz 2,05, Ceylon 0,31 Doppelzentner. Es gelangten zur Ausfuhr an bearbeiteten Edelsteinen, Schneide-, Schreibdiamanten, Gemmen, Kameen, Waren mit Edelsteinen 1912: 29,73, 1913: 29,98, im ersten Halbjahr 1914: 16,53 Doppelzentner. Davon gingen 1912 nach Belgien 0,36, Frankreich 1,92, Großbritanien 3,96, Italien 4,21, Österreich-Ungarn 4,91, Rußland 3,65, Schweiz 1,62, Spanien 0,43, Argentinien 0,52, den Vereinigten Staaten von Nordamerika 1,38 Doppelzentner; 1913 nach Belgien 0,33, Frankreich 2,32, Großbritanien 3,68, Italien 5,98, Österreich-Ungarn 3,07, Rußland 1,63, Schweiz 2,69, Spanien 1,18, Argentinien 1, den Vereinigten Staaten von Nordamerika 1,08 Doppelzentner; im ersten Halbjahr 1914 nach Belgien 0,22, Frankreich 1,27, Großbritanien 1,54, Italien 1,79, Österreich-Ungarn 2,37, Rußland 1,07, Schweiz 0,98, Spanien 0,12, Argentinien 0,33, den Vereinigten Staaten von Nordamerika 1,32 Doppelzentner. An Halbedelsteinen, bearbeitet, gefaßt, geschnitten (Gemmen, Kameen) oder sonst zu Waren verarbeitet wurden eingeführt 1912: 33,28, 1913: 27,85, im ersten Halbjahr 1914: 17,91 Doppelzentner. Davon kamen 1912 aus Frankreich 8,25, Britisch Indien 9,90 Doppelzentner, 1913 aus Frankreich 5,90, Britisch Indien 8,56 Doppelzentner, im ersten Halbjahr 1914 aus Frankreich 3,86, Österreich-Ungarn 1,91, Britisch Indien 5,05 Doppelzentner. Ausgeführt wurden davon 1912: 153,04, 1913: 146,43, im ersten Halbjahr 1914: 82,29 Doppelzentner und zwar 1912 nach Frankreich 16,87, Großbritanien 22,77, Italien 4,22, Österreich-Ungarn 22,85, Schweiz 7,36, Agypten 6,60, den Vereinigten Staaten von Nordamerika 51,39 Doppelzentner, 1913 nach Frankreich 15,53, Großbritanien 13,01, Italien 2,70, Österreich-Ungarn 13,28, Schweiz 9,49, Ägypten 10,95, den Vereinigten Staaten von Nordamerika 51,59 Doppelzentner; im ersten Halbjahr 1914 nach Frankreich 14,99, Großbritanien 10,96, Italien 2,39, Österreich-Ungarn 10,53, Ägypten 4,45, den Vereinigten Staaten von Nordamerika 22,72 Doppelzentner.

Unsere verfehlte Diamanten-Wirtschaft.

Man braucht durchaus kein geübter Statistiker zu sein, um sofort drei der wichtigsten Folgerungen aus diesen Zahlen ziehen zu können, und zwar erstens, daß der deutsche Edelsteinhandel wie die deutsche Edelsteinindustrie sich in einem Aufschwunge befanden, zweitens die Steinschleiferei einen erfreulichen Umfang in Deutschland angenommen hatte und drittens die deutschen Waren sich immer weitere Absatzmärkte zu erobern verstanden hatten. Aber noch einen ganz anderen Stand hätten Industrie und Handel einnehmen können, wenn nicht durch unverzeihliche Eingriffe der Verwaltung in das südwestafrikanische Minenwesen bzw. unverantwortliche handelspolitische Mißgriffe den Engländern so viel in die Hand gespielt worden wäre, anstatt mit den guten deutschen Diamanten die deutsche Industrie und den deutschen Handel so zu kräftigen, daß es überhaupt, selbst nach einem verlorenen Kriege, nicht soweit hätte kommen können, wie sich jetzt die Lage darstellt. Sie ist für das deutsche Diamantgewerbe sowohl in politischer wie wirtschaftlicher Hinsicht einfach trostlos, weil keine Aussicht besteht, daß Südwestafrika wieder in unsere Hände gelangt und die Kriegswirtschaft die im Diamantgewerbe bestehenden Verhältnisse vollends verwirrt hat. Über diese Verhältnisse sagt treffend Dr. Eppler in seinem Werk „Der deutsche Diamant im deutschen Gewerbe und auf dem Weltmarkte", daß sich sehr zum Schaden der Allgemeinheit wie des deutschen Diamantgewerbes niemand um die Verhältnisse desselben gekümmert habe. Als die deutsche Schleiferei gänzlich durch den Krieg stillgelegt war, weil die Lohnschleifer aus Belgien und Holland keine Aufträge mehr bekamen, fehlte es auch den selbständigen Schleifereien teils an Vertrauen, teils an Kapital und Rohsteinen und bald auch an Arbeitskräften.

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Dagegen hat die deutsche Verwaltung Belgiens die Antwerpener Diamantschleifereien bald nach Einnahme der Stadt wieder in Gang gebracht und die deutsche Diamantregie hat, nachdem England den Bezug von Rohsteinen aus Holland gesperrt hatte, ihre Bestände benutzt, um der Antwerpener Diamantindustrie das nötige Rohmaterial zu liefern. Zu Anfang des Krieges war allgemeine Bestürzung, die, verbunden mit vorübergehenden Zahlungsstockungen, es selbst den weniger kapitalkräftigen Leuten im deutschen Diamantgewerbe ratsam erscheinen ließ, den Betrieb einzustellen. Nur vereinzelt wurde weiter gearbeitet. Die große Aufgabe war, von seinen Ausständen möglichst viel hereinzubekommen, um ohne große Schwierigkeiten und Opfer seinen Verpflichtungen selbst nachkommen zu können. In dem Bestreben, sich mit Hilfe der vorhandenen Bestände an rohen und geschliffenen Diamanten flüssige Mittel zu verschaffen, stießen einige Firmen durch die ungenügenden Kenntnisse über Wert und Bedeutung des Diamanten im Kriege auf große Schwierigkeiten, die unbedingt hätten vermieden werden müssen. Es ist kaum glaublich, aber Tatsache, daß eine Darlehnskasse Rohdiamanten nur mit 40% beliehen hat, einen Rohstoff, von dem wir im Kriege nie zuviel haben konnten, der einen Wert auf dem Weltmarkte hat, fast ebenso fest und unerschütterlich wie das Gold. Was war die Folge dieser Ungeschicklichkeit? Wer Geld haben mußte, verkaufte eben seine rohe oder geschliffene Ware und das ging ohne Schwierigkeiten, ja auch ohne Verluste. Für die wenige in Deutschland im Privatbesitz vorhandene Rohware waren die Holländer willige Abnehmer, und von den geschliffenen Brillanten, besonders großen und schönen Stücken, kauften sofort nach Ausbruch des Krieges die Russen, soviel sie nur bekommen konnten, über die nordischen Staaten und über Holland. So wurden wir unsere Vorräte gleich zu Beginn des Krieges rasch los.. Die Russen hatten schon in Friedenszeiten mehr Verständnis wie wir für die Bedeutung des Diamanten in unruhigen Zeiten, was auch verständlich ist; denn die Russen mußten eher mit solchen Zeiten rechnen als wir, deshalb legten die reichen Russen immer schon einen Teil ihres Geldes in Brillanten und anderen wertvollen Edelsteinen an. Aber auch in Deutschland begannen gewisse Kreise nach etwa einjährigem Bestehen des Krieges einen Teil des rasch verdienten Geldes in Brillanten anzulegen, so daß nun Diamanten zu sehr hohen Preisen aus dem Auslande eingeführt wurden, bis es versucht wurde, die Einfuhr an Edelsteinen, die sehr schwer zu beaufsichtigen ist, durch gesetzliche Maßnahmen einzuschränken. Diese zeitweilig sehr starke Einfuhr an Brillanten hat unserer Valuta keinen guten Dienst geleistet. Also auch hier kamen die gesetzlichen Maßnahmen zu spät, und das ist weiter nicht verwunderlich, da sich vor dem Kriege niemand um die volkswirtschaftliche Bedeutung des Diamanten im Kriegsfalle bekümmert hat. Wäre das anders gewesen, und hätte man dieses Gebiet, statt es zu vernachlässigen, ernstlich und geschickt bebaut, dann hätten wir bei Ausbruch des Krieges ein entwickeltes Diamantgewerbe und einen umfangreichen Diamanthandel in Deutschland gehabt; in unserem Besitz wären dann große Bestände von rohen und geschliffenen Diamanten gewesen, die wir sofort nach Ausbruch des Krieges hätten unter Staatsaufsicht stellen können, wobei man sie ohne Wagnis mit 90 bis 100% des Buchwertes hätte beleihen können, und zu geeigneter Zeit konnten wir sie, wie es England mit seinen großen Diamantvorräten in Amerika getan hat, zur Hebung unserer Valuta benutzen. Dabei wäre es nicht einmal nötig gewesen, sie zu verkaufen, sondern man hätte sie jederzeit als Sicherheit gegen Auslandwechsel in Pfand geben

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Originalscherenschnitte von Frau Johanna V. Schäfer / Ausführung der Schmuckwarenfabrik Katz & Deyhle in Pforzheim

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