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Die bisherige Kriegsarbeit der Deutschen Goldschmiede - Zeitung.

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Nein, wir folgten nicht. Der Herausgeber der Deutschen Goldschmiede - Zeitung verlor allein die Nerven nicht. Unsere Fachzeitschrift ist die einzige auf dem Gebiet der Edelmetallindustrie, die wirklich durchhielt". Wilhelm Diebener sagte sich, wenn auch augenblicklich die unserem Fachblatt gewidmete Aufmerksamkeit gering sein wird, so ist es gerade unsere Pflicht, diese Aufmerksamkeit zu wecken und zu fördern, um ermutigend zu wirken und die Berührung zwischen Beruf und Feld aufrecht zu erhalten. Tatsächlich hat sich auch in jener Zeit mancher Schwankende gesagt: Wenn Diebener den Schneid nicht verliert, verliere ich ihn auch nicht. Es geschah nicht zu seinem Schaden. Unseren tapferen Feldgrauen aber war und ist die Deutsche Goldschmiede-Zeitung der einzige, lückenlos sprudelnde Quell der Berufserfrischung und die einzige umfassende Berichterstattung in Wort und Bild über all das, was in der Heimat im wiedererstarkten Edelmetallgewerbe während des Krieges geleistet wurde.

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Eine wirksame Belebung des Edelmetallgewerbes in der flauen Zeit des Jahres 1914-1915 bedeuteten unsere drei Kriegs- und Trauerschmuck wettbewerbe; sie brachten nicht nur eine große Reihe qualitativ hochstehender Vorbilder, sondern förderten den jungen, heute an vorderster Stelle stehenden künstlerischen Nachwuchs. Es ist unzweifelhaft, daß wir dadurch dem später reißend abgehenden Kriegsschmuck zahlreiche hochstehende Anregungen gegeben und ihn auch geschmacklich gefördert haben.

Als nächstes Ziel stellte sich unsere Fachzeitschrift einen Überblick über die besten Arbeiten der ersten Kräfte im Edelmetallgewerbe zu geben, die kurz vor Kriegsausbruch oder während des Krieges entstanden waren. Wir nennen nur einige Namen: In Hamburg Adler und Prof. Schönauer, in Berlin Wilm und Ungerer (jetzt Pforzheim), in Darmstadt Wende, in Dresden Wünsche und Heintze, in Cöln Prof. E. Riegl, in Crefeld Pflaumer, in München von Miller, Th. Heiden, K. J. Bauer, R. Hauser, in Wien Hoffmann, Peche, Delavilla, Weltmann, in Budapest Prof. Zutt und viele andere. Es geschah dies, um den Heimkehrenden eine Sammlung des zuletzt Geschaffenen vorzulegen, damit sie rasch wieder ins Bild kämen, ferner um die Feldgrauen darüber zu unterrichten und endlich dem Ausland zu zeigen, daß die deutsche Kulturarbeit nicht

einen Augenblick geruht habe. Die Arbeiten brachten auch eine reiche Anregung in Hinsicht auf Montierung, Ziselierung, Gravierung, Email u. a. und wurden in diesem Sinne ausgewählt. Dieses Bestreben der Industrie, dem Goldschmied, Juwelier und Techniker, dem Reparateur Richtlinien zu zeigen, wurde weiterhin durch eigene technische Nummern unterstützt. Auf diesem Weg wollen wir auch ferner weiterschreiten. Um aber für die nächste Zukunft auch in historischer Hinsicht anregend zu sein, fügten wir eine Anzahl von Nummern mit nicht überall bekannten edlen Arbeiten der Goldschmiedekunst verschiedener Städte und Länder bei, z. B. aus Hamburg, München, Belgien.

Als der Durchgang Berlin- Bagdad gewonnen war und sich im Orient eine neue Perspektive eröffnete, ging einer unserer Redakteure nach Berlin, um die neuen Orientfragen an der Universität zu studieren und Folgerungen für die Edelmetallindustrie daraus zu ziehen. Diese erschienen dann im Verein mit einer Reihe von wirtschaftlich bedeutenden Aufsätzen. Wünschenswert war es auch, in einer Rubrik „Moderundschau“ über die in dieser Hinsicht wichtigen Erwägungen und Versuche zu berichten. Auch Kunstteile über die Frankfurter Modewoche und die Mannheimer Modeschau schlossen sich an.

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Die trotz des Krieges reich ausgestatteten Kunstteile brachten fernerhin eine Reihe von Entwürfen für Geschoßfassungen, da solche Arbeiten stark gewünscht waren. Als Verdienst darf es sich die „Deutsche Goldschmiede-Zeitung" anrechnen, daß sie fast einem Dutzend junger aufstrebender Goldschmiede und Künstlerinnen den Weg in die Öffentlichkeit gebahnt hat.

Eine Hinlenkung auf den Eisenschmuck und Ersatzmaterialien (Galalith u. a.) erfolgte schon sehr frühzeitig in Aufsätzen, aber auch im Kunstteil, der Arbeiten aus der Münchner und Berliner Eisenguß-Ausstellung brachte. So haben wir immer versucht, den Zeitbedürfnissen in raschester Folge und in besten Beispielen Rechnung zu tragen. Unsere Vorschläge über Ersatzverkaufsartikel haben, um noch anderes zu nennen, lebhaftes Echo gefunden.

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Die letzte Zeit stellte uns vor andere Aufgaben, vielleicht von noch größerer Bedeutung als die Zeit des „Durchhaltens", die freilich noch nicht vorüber ist. Es gilt die Vorbereitung für den kommenden wirtschaftlichen Krieg! Drei Gesichtspunkte aus unserem künftigen reichen Arbeitsprogramm leuchten bereits hervor: Unsere eigene Rüstung für die Übergangszeit, die Untersuchung der Waffen unserer wirtschaftlichen Gegner und die Förderung unserer Beziehungen zu den Verbündeten und Neutralen. Die eigene Rüstung: wir versuchten durch unsere anregende Diskussion über die „Vorbildung des Nachwuchses im Edelmetallgewerbe" unsere Vorbereitung für die neue Zeit zu prüfen und zugleich die maßgebenden Stellen immer wieder auf diese Frage hinzulenken. Aufsätze und Übersetzungen wie „Die französische und deutsche Schmuckwaren-Industrie in französischer Beleuchtung"

berühren den zweiten Punkt.

Der Förderung unserer Beziehungen zu den Neutralen dient aber nichts besser, als unsere Handelsnummern. Die neutralen Ausländer werden daraus ersehen, daß wir keine „Barbaren" sind, sondern daß gerade die hochstehenden Erzeugnisse der Bijouterie schlagend beweisen: Wir Deutsche sind und bleiben ein strebsames Volk gediegener Arbeit. Prof. L. S.

Wesen, Wirksamkeit und Bedeutung Auslandes, also der speziellen Berufsgruppen aller Länder

der Fachpresse.*]

Von Wilhelm Diebener,

Vorsitzender des Vereins der Fachpresse im Königreich Sachsen.

Will

ill man zu einem klaren Bilde vom Wesen und der Wirksamkeit der Fachpresse gelangen, so muß man in ihre Organisation Einblick nehmen, deren Bedeutsamkeit die Beurteilung des Fernstehenden übertrifft, ja, sie jedermann überhaupt erst zum Bewußtsein bringt. Das maßgebende Fachblatt bildet ein geistig schaffendes Kollegium, einen Mittelpunkt für die inneren, keimenden Vorgänge, eine Läuterungsstelle auf dem betreffenden Fachgebiet, zugleich aber auch ein Ausführungsorgan für die Willensäußerung von einzelnen Personen und Gruppen, die in ihrer Zusammenfassung den Fortschritt bedeuten. Wie die Verwaltung in einer Werkstatt, Fabrik, in einem Handelshaus, die Sitzungen in Körperschaften und Kollegien, so bildet die Fachzeitschrift das geistige Kabinett des jeweiligen Fachzweigs, der die höheren, führenden Interessen desselben klärt, leitet, verwaltet und das Geläuterte als Fortschritt festhält.

So kann am besten jede auf ernste Tätigkeit gestützte Fachzeitschrift mit einer Körperschaft verglichen werden, die ihre Leser zu Mitgliedern zählt. Die erscheinenden einzelnen Nummern erfüllen die Obliegenheiten von Mitglieder-Versammlungen, denn dort wie hier werden die brennenden Tagesfragen des jeweiligen Faches besprochen und zu maßgebenden Richtlinien gestaltet.

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Der Herausgeber bezw. Hauptschriftleiter einer Fachzeitschrift abt die Stellung eines Vorsitzenden dieser Körperschaft aus, dem sich der Stab der Schriftleitung und zwar der Fachmann, der juristische Beirat, der Volkswirt und neben diesen eine größere Anzahl von volkswirtschaftlichen, kaufmännischen und fachlichen Mitarbeitern in ihrer Tätigkeit gewissermaßen als Vorstandsmitglieder anschließen.

Die gesetzlichen Körperschaften und Unterrichtsanstalten der Industrie, der Technik, des Gewerbes und des Handels, besonders die Handels-, Gewerbe- und Handwerkskammern, die Fortbildungs-, Fach- und Hochschulen, sowie die hohen Ministerien stützen die Schriftleitung und nehmen diese umgekehrt in Zeit- und Streitfragen für die Abgabe von Gutachten sehr oft in Anspruch, sodaß also auch in dieser Hinsicht das Fachblatt durch die Art seiner Betätigung ohne weiteres in die Reihe der Körperschaften rückt.

Selbstverständlich ist die Fachpresse mit den bestehenden Verbänden, Innungen und Vereinen eng verbunden, sie geht mit ihnen Hand in Hand, die Beschlüsse und Richtlinien derselben werden von ihr ausgebaut, durch die Mitarbeit der Leser, deren Zahl die jeweilige Mitgliederzahl der einzelnen Körperschaften weit übersteigt, geklärt und so aufs neue wiederum an alle Fachgenossen hinausgetragen.

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Hiermit sollen die bestehenden Körperschaften in ihrer Bedeutung nicht etwa beeinträchtigt oder gar in zweite Reihe gestellt, vielmehr soll nur dargelegt werden, daß die Tätigkeit derselben nicht zum Durchbruch käme, wenn sie nicht durch die Fachpresse weiter verarbeitet und an die Gesamtheit der Fachgenossen verbreitet würde.

Die Wesenheit von Körperschaft und Fachpresse ist also eine ergänzende, und keine der beiden vermag allein die ihr obliegenden Aufgaben restlos zu erfüllen.

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Der Fachpresse fällt dabei aber die gewaltige Aufgabe zu, unter Hinzuziehung von wissenschaftlichen Kräften alle handels-, gewerbepolitischen und fachlichen Fragen, Vorschläge von Einzelpersonen und Körperschaften vom Standpunkt der wissenschaftlichen Forschung oder der Gesamtwirtschaft aus zu behandeln, sie der Kritik der Fachwelt zu unterbreiten und zu klären, sowie das hieraus entstehende Ergebnis als maßgebende Richtlinien festzuhalten.

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Die Fachpresse bildet aber auch die zwischenseitige Verbindung der Fachgenossen des Inlandes und des

*) Wir entnehmen obige Abschnitte einer Denkschrift des Herausgebers unserer Zeitschrift über „Die Bedeutung der Fachpresse für unsere Volkswirtschaft", die an maßgebenden Stellen berechtigtes Aufsehen erregt hat. Unsere Leser und Geschäftsfreunde mögen beurteilen, ob und wie die „Deutsche Goldschmiede - Zeitung" stets bestrebt ist, die hohe Aufgabe der wirklich ernsten und wertvollen Fachpresse zu erfüllen.

untereinander

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in letzterem gestützt auf unsere Konsulate und eigene Korrespondenten und ist für die Förderung des Warenumsatzes unentbehrlich.

Darin liegt die gewaltige Bedeutung der Fachpresse, die durch nichts anderes ersetzt werden kann; darin liegt aber auch die Macht der Fachpresse, die sie indef nie als Selbstzweck ausübt, sondern als Dienerin des Fachgebietes, dem sie sich widmet.

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Die Fachpresse ist eine Fortbildungs-Institution, nicht nur für die Geisteswissenschaften, sondern für die Gesamtheit der gewerblichen Volksschicht und hat ihresgleichen nicht aufzuweisen. Sie ist die Geburtsstätte vieler Erfindungen und Neuerungen. Die Mannigfaltigkeit in der Entstehung der Arten unseres gewerblichen und industriellen Schaffens verdankt der Fachpresse Ursprung und Förderung. Darin liegt das Geheimnis der hochentwickelten Ausbildung unserer Landwirtschaft, sowie unseres Industrie-, Handels- und Ge

werbestandes.

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Unsere Facharbeiter und Kaufleute sind die angesehensten und gesuchtesten in der ganzen Welt. Das ist in hervorragendem Maße dem erzieherischen und belehrenden Wirken der Fachpresse zuzuschreiben. Kein anderer Staat neben Deutschland hat, auch verhältnismäßig nicht, soviel Blätter aufzuweisen, in keinem Lande wird die Fachpresse so eingehend studiert wie in Deutschland. Der Fachmann ist hier mit seinem Blatt verwachsen, und meist ist es die einzige geistige Nahrung, die ihm zusagt. Darum ist eben die Fachpresse nicht nur ein ausschlaggebendes Volksbildungsmittel, nein, sie beeinflußt auch die gewaltige Zahl arbeitender Kreise.

Die Fachpresse ist ferner der unentbehrliche Berater der Fachgenossen auf juristischem und kaufmännischem Gebiete. Die juristischen Auskünfte können, da sie vielfach mit fachlichen Dingen zusammenhängen, zweckentsprechend nur von einem juristischen Beirat erteilt werden, der die Besonderheiten des Faches in seiner Eigenschaft als dessen ständiger Mitarbeiter kennt.

Die kaufmännischen und fachlichen Auskünfte erfordern umfassende Kenntnisse aller Sondergebiete des betreffenden Gewerbezweiges, die in umfassendster Weise meist nur dem Redaktionsstab der Fachpresse zu eigen ist. Die Auskunftserteilungen erstrecken sich jährlich auf Tausende von Fällen.

Gerade in der Kriegszeit hat die Fachpresse in dieser Beziehung Ersprießliches geleistet und ist für die Kriegswirtschaftsstellen der General kommandos ein schätzbarer Mitarbeiter. Alle Kriegsverordnungen werden in ihr veröffentlicht, erläutert und den Interessenten auf diese Weise wirksamer ins Gedächtnis gebracht. Über Steuerangelegenheiten, insbesondere die Kriegssteuern, die zahlreichen Unterstützungsfragen, die Hinterbliebenenfürsorge, die Hilfsdienstangelegenheiten, Beschlagnahme, Preiswucher, Ein- und Ausfuhr-Verbote, Höchstpreise usw., über alles das klärt die Fachzeitschrift an Hand von Beispielen überzeugend auf und man hat sie im Hilfsdienstverfahren deshalb mit Recht unter die kriegswichtigen Betriebe aufgenommen.

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Der Fachmann wendet sich an seine Fachpresse nicht nur in allen geschäftlichen, sondern auch privatwirtschaftlichen und sogar Familien - Angelegenheiten und findet bei derselben Rat, der auch in reichem Maße von im Felde stehenden Männern für ihre zurückgelassenen, das Geschäft führenden Frauen in Anspruch genommen wird.

Auf dem Arbeitsmarkt der Fachpresse werden, was jetzt besonders wichtig ist, auch Rohmaterialien, Werkzeuge, Maschinenabfälle usw. angeboten und gesucht. Gerade für die Beschaffung und auch den notwendigen Austausch von Rohstoffen, deren an verschiedenen Plätzen zerstreut lagernde Bestände in großen und kleinen Mengen an den Verbraucher zu bringen sind, bildet die Fachpresse das fast einzige Vermittelungsorgan. Jedes Gramm Platin, jedes Kilo Kupfer, jeder Abfall von Blechen wird durch die Fachpresse von der unproduktiven Lagerstätte der produktiven, also dem Verbrauch zugeführt. Der Arbeitsmarkt aber weist auch für kriegswichtige Betriebe gutes Personal nach. Nur die Fachpresse vermag die Stellenvermittlung im Interesse des Arbeitgebers und -nehmers in gleich rationeller Weise auszuführen, da diese nicht allein durch das Inserat, sondern auch

durch die persönliche Vermittlung erfolgt, was nur der Fachpresse infolge der Personenkenntnis möglich ist. Eins der größten Erfordernisse im Wirtschaftsleben, den richtigen Arbeiter für den richtigen Platz zu finden, wird dadurch verwirklicht. Für die Förderung des Innen- und Außenhandels besitzen wir außer den reisenden Kaufleuten tatsächlich kein anderes treffsicheres Mittel als die Fachpresse. Die Heranholung und Nutzbarmachung der Rohstoffe als Grundbedingung des industriellen und gewerblichen Schaffens, die Leitung der Fertigware an alle fachlichen Absatzquellen, also auch die Erfüllung des kulturellen Zweckes der Ware, ihre Preisbewertung und die damit erfolgende Befruchtung des wirtschaftlichen Lebens, fällt der Vermittlung der Fachpresse zu. Inland und Ausland begegnen sich in ihr als Vermittlungsorgan für diesen Güteraustausch in einer spezifischen Vollkommenheit, die ihr besonders in dieser Hinsicht den Vorrang selbst vor der weitverbreitetsten Tageszeitung sichert. Die Pflege der handelspolitischen Beziehungen mit dem neutralen Ausland wird gegenwärtig von den höchsten Stellen begünstigt. Einige Fachblätter veranstalten Ausgaben für die nordischen Länder, für Holland, für die Schweiz, für den Orient und haben mit den verbreiteten Ankündigungen einen großen Erfolg für den Absatz deutscher Erzeugnisse gezeitigt.

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In der Fachpresse ist darum kein Raum und keine Zeile vergeudet; kein Blatt geht unnütz in die Welt, da es sich nur an Fachgenossen wendet, und jede empfangene Nummer vom Empfänger geschäftlich ausgewertet werden kann. Darum auch die Unentbehrlichkeit der Fachpresse und das große Vertrauen zu ihr, das von keiner anderen Seite überragt wird! Sie ist eine Beraterin großen Stils in unübersehbarem Umfange, was sich in bezug auf ihre allgemeine Einschätzung leider immer noch der Kenntnis der Öffentlichkeit entzieht. Während nämlich das Buch in dem Schaufenster dem Interessenten vorgeführt wird, die Tageszeitung sozusagen auf der Straße liegt, erscheint die Fachpresse insofern unter dem Ausschlußz der Öffentlichkeit, als sie von der Buchdruckerei zur Buchbinderei, von dieser zur Post wandert und im Ranzen des Briefträgers, sogar unter Wahrung des Amtsgeheimnisses, an den Leser weitergegeben wird. Darum auch die Unkenntnis von der Bedeutung der Fachpresse in allen behördlichen und privaten Kreisen. Es gibt keine Sammelstelle, die Gelegenheit gibt, uns nur annähernd einen Begriff über deren große Zahl und ihre gedruckten Nummern zu verschaffen. Sie vollendet ihren Lauf, ohne äußere Beobachtung, bei Einzelpersonen, die sie in der Regel sogar als vertrauliche Lektüre der Kenntnis der nächsten Umgebung vorenthalten. Das ist der Grund, warum die Fachpresse sowohl in geistiger Beziehung

jeden Facharbeiters, ob er der Wissenschaft, Kunst, der Industrie, Technik, dem Gewerbe oder der Landwirtschaft angehört, reicht, und wie mit ihrem Vorwärtsdrängen eine zwar stille aber umso mächtigere Vermittlung der Geistesarbeit auf unser schaffendes Volk ausgeübt wird, was unsere wirtschaftliche Weltmachtstellung aufbauen half. Die Fachpresse lehnt sich zwar den Geschehnissen von Wissenschaft, Handel und Wandel an, aber sie eilt ihnen auch vielfach richtunggebend voraus. Aus unermüdlicher, einen weitschauenden Blick fordernder Leistung, baut sich die Fachpresse neben der Festlegung hoher Kapitalien auf. Ihre umfangreiche regelmäßig wiederkehrende Arbeit bringt pulsierendes Leben in die schaffenden Kreise, wie sie auch jene Industrien des Buchgewerbes heilsam befruchtet, die für ihre Herstellung in Anspruch genommen werden. Im Jahre 1913 bestanden 5630 Fachblätter. Läßt man an der Hand unserer Statistik die Zahl der von Jahr zu Jahr zunehmenden, neu entstandenen Blätter auf sich wirken, der Eindruck wird noch vollendeter beim Beschauen des für die Bugra gefertigten und jetzt im deutschen Kulturmuseum zu Leipzig aufgestellten Original-Gebildes, auf dem jede Fachzeitschrift durch ein Fähnchen dargestellt ist, dann bekommt man den Eindruck von anschwellenden Heeressäulen. Hinter jedem Fachblatt steht eine Führung mit einer zahlreichen Leserschar. Von ihnen wird ein geistiger Kampf ausgefochten für die Vollendung im Wissen und fachlichen Können, und die Summe dieser geleisteten vielseitigen geistigen Arbeit ist es ja eben, wodurch wir uns eine so hohe Stellung unter den Kulturvölkern erworben haben und auch erhalten werden. Damit dürfte woh hinreichend bewiesen sein, welchen hohen kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen und ethischen Wert die deutsche Fachpresse besitzt. 0

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Dieses hochfeine Gebilde unserer Wissenschaft und Wirtschaft, das dem Nervensystem eines Körpers gleicht, muß darum im Interesse unserer kulturellen Weiterentwicklung mit allen Kräften erhalten und weiter gefördert werden. Die Fachpresse hat mit unseren gewaltigen Fortschritten vor dem Kriege gleichen Schritt gehalten und ihre Mission restlos erfüllt. Sie wird auch während der Übergangszeit eine bewährte Helferin werden und zur Wiederherstellung von Deutschlands Größedasihrige beitragen.

Die Nordlandsstaaten

vor einer schweren wirtschaftlichen Entscheidung.

neutralen Staaten, insbesondere aber die

als auch bezüglich ihrer Ausdehnung und Wirksamkeit Die kleinavischen, die weniger als die großen Länder von

weder von den Behörden, noch von anderen maßgebenden Persönlichkeiten, besonders aber nicht von der großen Menge, gegenüber dem Buch und der Tageszeitung, in dem ihr zukommenden Maße gewürdigt wird.

Die Buchgewerbliche Weltausstellung zu Leipzig 1914 hat zum ersten Male die Gesamtheit der Fachpresse zur Darstellung gebracht. Das auf Grund vorhandenen Quellenmaterials vom Verfasser dieser Zeilen hergestellte und dort zur Schau gebrachte Gebilde: „Die Entwicklung der Fachpresse in Deutschland in den Jahren 1739-1913", stellt die Fachpresse in ihrer Entwicklung seit nahezu zwei Jahrhunderten dar.

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Aus ihm geht hervor, welchen enormen Aufschwung gerade die industrielle und gewerbliche Fachpresse und die des Handels erfahren hat. Im Jahre 1840 war die Zahl der Blätter die bis heute noch erscheinen der Landwirtschaft mit 7 gleich der Zahl der gewerblichen Fachblätter; im Jahre 1850 zählt die Landwirtschaft noch ein Blatt mehr. 1860 überragen die gewerblichen und Handelsblätter um 5 die der Landwirtschaft, und im Jahre 1913 ist die überwiegende Zahl der ersteren auf 1282 gestiegen, sodaß wir um diese Zeit über 1732 gewerbliche und Handelsblätter verfügten, wogegen die Landwirtschaft 440 zählte. Ein interessantes Spiegelbild für die Umwandlung Deutschlands von einem Agrar- zu einem Industrie- und Handelsstaat!

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Aus dieser Aufstellung geht aber auch hervor, wie groß das Geäst der Fachpresse ist, das bis in die Stube eines

die von

der Eigenwirtschaft existieren können, sondern einen Teil ihrer Bedürfnisse unbedingt durch Einfuhr aus dem Ausland decken müssen, werden demnächst vor eine folgenschwere Entscheidung gestellt werden. Wir werden sie wie Herkules am Scheidewege stehen sehn. Sie sind aus dem eben angeführten Grunde gezwungen, sich an eine große Wirtschaftsgruppe anzuschließen, ein wenn auch loses Glied derselben zu bilden, um die Güter in ausreichendem Maße zu erhalten, die im eigenen Lande nicht oder doch nicht ausreichend erzeugt werden können. Wir brauchen da nur an Chemikalien, Farben, Arzneimittel, Kali, Rohmetalle usw. zu denken. Wem sollen sich nun die Neutralen anschließen? Welche große Wirtschaftsgruppe bietet ihnen den meisten Vorteil? Die Entente, der Vielbund, oder die Mittelmächte, der Vierbund? Zweifellos gibt es auch in den neutralen Staaten Strömungen, welche auf die Wirtschaftsgruppe unserer Feinde hinzielen, aber die einsichtigen, ruhig denkenden und sorglich überlegenden Geschäftsleute wissen bereits heute, daß das Heil ihnen nicht von England und seinen Trabanten, sondern von Mitteleuropa kommt und daß die Verbindung mit den Mittelmächten für den Kaufmann und Gewerbetreibenden der gewinnbringendste Anschluß wäre. Und diejenigen, die daran noch zweifeln können, denen gilt es nur, vor Augen zu führen, wie günstig sich ein Anschluß an unsere Wirtschaftsgruppe gestalten würde. Dazu soll und wird auch unsere Exportnummer sicherlich bewegen. Der Ententeblock wird nach Friedensschluß doch einmal ins Bröckeln kommen. Wie Rußland, so werden, wenn nicht alle Anzeichen trügen, Nr. 7-8 ·

noch andere Staaten aus der Kette sich lösen, während die Mittelmächte, die von der Not der Zeit zusammengeschweißt worden sind, auch dauernd zusammenhalten werden. Man wird also bei uns den dauerhaften Wirtschaftsblock der Zukunft finden. Mögen manche Staaten auch ihre Sympathien für die Ententenationen haben, in solchen wirtschaftlichen Fragen kann nicht das nationale Gefühl der entscheidende Faktor sein, sondern das Handelsinteresse, und das spricht gebieterisch für den Anschluß an die Wirtschaftsgruppe Mitteleuropa. Von ihr aus kann die Einfuhr zu den Neutralen auf dem denkbar günstigsten Verkehrswege, nämlich größtenteils auf dem Landwege und auf kurzem Seewege erfolgen, so daß die jetzt noch verhängnisvolle Seegefahr vermieden wird, die wegen der Minenverseuchung auch nach dem Frieden noch längere Zeit andauern und noch manchen wirtschaftlichen Verlust bringen wird. Die geographische Lage Deutschlands ist eine den Neutralen, insbesondere den nordischen Staaten so günstige, daß die Verbindung mit uns und unseren Verbündeten auch vom Kostenstandpunkt aus den Vorzug verdient. Die Einfuhr aus dem Bereiche der mitteleuropäischen Wirtschaftsgruppe wird die billigsten Frachten aufzuweisen haben. Das aber spricht bei einem Geschäftsmann mit, denn je geringer die Unkosten, desto besser das Geschäft. In Dänemark regen sich bereits Stimmen zu Gunsten der Wirtschaftsgruppe der Mittelmächte, in Schweden desgleichen, und auch in Norwegen wird man die gleiche Überzeugung erlangen. Holland aber hat nie aufgehört, mit uns in Fühlung zu bleiben, und in Spanien ist die Zuneigung zu den Mittelmächten, trotz der politischen Unruhen, nicht erloschen. So dürften wir hoffen, daß die schwere Entscheidung der Neutralen zu unseren Gunsten ausfällt. Das wird auch der deutschen Schmuckwaren- und Uhrenindustrie und ihrem Handel zugute kommen. Wir werden die Neutralen wie alte, liebe Geschäftsfreunde aufnehmen und ihnen bieten, was deutscher Geist und deutsche Hand zu leisten vermag!

I

Zur Frage der Luxussteuer.

Von Dr. Rocke.

seiner bei Ferdinand Enke in Stuttgart erschienenen Schrift „Zur Frage der Aufwandsbesteuerung“ spricht Ludwig Buck die Warnung aus:,,Jedenfalls sollten die Gesetzgeber den Bogen nicht zu hoch spannen, weil Luxusartikel, besonders Juwelen und Goldwaren, am leichtesten zu entbehren sind."

Richard Nordhausen. hält diese Ansicht für irrig. Im „Tag" vom 10. Januar schreibt er: „Wer moderne Menschen kennt, moderne Frauen, die ihre Schwestern überstrahlen müssen, weil sonst das ganze Leben keinen Inhalt für sie hat, und moderne Männer, die schon aus Gründen des Kredits ihre Frauen mit strotzenden Kostbarkeiten behängen, der weiß, daß Juwelen, Goldwaren und teure Kleider schlechterdings nicht zu entbehren sind. Hunderttausende sparen sich den Schmuck und das schimmernde Gewand vom Munde ab, darben lieber, als daß sie vor den Augen der Welt nicht wohlhabend aussähen.“ Aus dieser Grundauffassung heraus tritt der zweitgenannte Schriftsteller für eine möglichst hohe Luxussteuer ein, schon weil sie den von ihm gekennzeichneten Konsumenten gegenüber gewisse erzieherische Aufgaben erfülle.

Was für erzieherische Aufgaben, so frage ich, sollten das

die Unmöglichkeit, es für sonst käufliche Gegenstände und Genüsse auszugeben, und ferner durch die starke Steigerung der Einnahmen und Gewinne bei Personen, die solche erst im Laufe des Krieges erzielten, die Kauflust und Kaufkraft für Luxusgegenstände augenblicklich sehr zutage tritt. Sie erstreckt sich aufer auf Juwelen und Goldwaren namentlich auf Gemälde, Teppiche, Flügel und kostbare Möbel, aber auch auf Raritäten, Briefmarken und sonstige Gegenstände des Sammelsports, Antiquitäten u. a. m., wo also Befriedigung der Eitelkeit und äußere Prunksucht keine Rolle spielen. Eine viel verbreitete Zeitungsannonce, in der Weine angeboten werden, redet von der Schatzkammer“ zur Aufbewahrung dieser. Solche Geldausgaben sind nicht selten darauf zurückzuführen, daß viele erst jetzt in die Lage versetzt sind, sie sich zu leisten; die Lebenshaltung hat sich in Deutschland im letzten Menschenalter beträchtlich gehoben, aber eigentlicher Luxus, im Sinne der auf solchen seit viel längerer Zeit zurückblickenden und dafür in ihrem Sinnenleben empfänglicheren, weil naiveren Nationen, wurde in Deutschland weniger getrieben. Manches wird hier in weiten Kreisen schon als Luxus angesehen, was anderswo als Vorbedingung oder Zubehör lediglich komfortabler Lebensführung gilt. Haben sich doch erst im Kriege unter der Wirkung ungewohnter Einnahmen auffällig viele Offiziere und Militärärzte den „Luxus“ einer gut gehenden Taschenuhr in gediegenem Gehäuse geleistet.

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Daf bei der Kriegskonjunktur für Gegenstände des Luxusgewerbes ein beträchtlicher Teil Snobismus ebenso mitspricht, wie berechnende steuerliche Verschleierung, sei nur nebenbei erwähnt.

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Jedenfalls dürfte es sehr zweifelhaft sein, ob der oben erwähnten Konjunktur eine längere Dauer zu prophezeien ist. Ich neige zur gegenteiligen Ansicht. Nach Friedensschluß wird man wieder schärfer rechnen und das Geld mehr für produktive und Anlagezwecke benötigen als für Befriedigung des Luxusbedürfnisses oder äußerlicher Eitelkeit. Dazu treibt schon der durch die Kriegszerstörungen herbeigeführte allgemeine Kapitalmangel. Dann werden Nordhausens moderne Männer und moderne Frauen, die der Erziehung durch eine Luxussteuer so bedürftig sind, noch viel seltener werden, als sie jetzt sind, so daß mit ihnen weder der Steuerfiskus noch das Luxusgewerbe ernstlich zu rechnen hat.

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Auch Nordhausen gibt zu, daß die Erhebung der Steuer schwer und verwickelt ist. Sie muf", so urteilt er, der Ware nachkriechen, muß sie vom Rohstoff an bis in die Werkstatt, dann bei dem ungemein weitschichtig gegliederten Zwischenhandel verfolgen!" Das sind Bedenken, die in den in Betracht kommenden Fachkreisen wiederholt und ausgiebig erörtert worden sind und die jedenfalls Veranlassung dazu bieten müssen, diese Steuerfrage recht sorgfältig zu prüfen, nicht aber sich aus Gedankenbequemlichkeit auf den „einfachen“ Standpunkt zu stellen, daß Aufwand und Uppigkeit in der Lebenshaltung möglichst kräftig zu besteuern seien, wobei oft in recht oberflächlicher Weise die Kennzeichen und Ausdrucksformen einer solchen Lebenshaltung formuliert werden.

sein? Ich kann mir als Einwirkung hoher Steuer auf die Ent-E

schließungen und Gemütssphäre der Käufer nur die eine denken, daß sie ihre Einkäufe einschränken oder ganz einstellen. Das Ergebnis dieser „Erziehung" wäre also das Verstopfen der Steuerquelle zum Schaden des Staates und die Beeinträchtigung der in Betracht kommenden Gewerbe- und Handelszweige.

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Auch die Musterbeispiele, die Nordhausen aus seiner modernen Menschenkenntnis schöpft, möchte ich bei weitem nicht in der von ihm beliebten Tragweite bei Beurteilung des Problems gelten lassen. Es ist, namentlich in Deutschland und um eine deutsche gesetzgeberische Maßnahme handelt es sich -, nur eine ganz außerordentlich dünne Schicht der Bevölkerung, die so denkt und rechnet, wie er schildert. Eher trifft seine Schilderung für das feminine Amerika und die auf Äußerlichkeiten mehr bedachte, unter Pariser Einflüssen stehende romanische Bevölkerung zu.

Man darf sich nicht dadurch irreführen lassen, daß bei der gegenwärtigen Flüssigkeit des Geldes, hervorgerufen durch

Zu den Abbildungen.

ine Reihe von Entwürfen für Edelschmiedearbeiten und Juwelen in reichlicher Folge von Kolliers, Broschen, Nadeln, Anhängern bilden wir zur direkten Anregung ab. Die Formen sind keineswegs nur auf den deutschen Geschmack eingestellt, sondern gehen auf die im Ausland geforderte Gestaltung ein, ohne sich auf bestimmte Absatzgebiete zu beschränken. Gerade deshalb bilden sie gewissermaßen als Bausteine eine reiche Möglichkeit zur Variation.

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