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Deutsche Goldschmiede Zeitung

Unberechtigter Nachdruck aus dem Inhalt verboten

21. September 1918.

Gesellschaft der Freunde des Lehrlings- und Fachschulwesens!

Eine Anregung von E. Schulze und H. Bick.

Inter dem Namen „Gesellschaft der Freunde des Lehrlings- und Fachschulwesens im Uhrmachergewerbe" besteht seit März dieses Jahres eine Vereinigung, auf die in den Spalten dieser Zeitung bereits hingewiesen wurde.

Auf der Hauptversammlung während der letzten Michaelismesse in Leipzig gab Herr Wilhelm Diebener (Leipzig), dessen Ideen und Anregungen die Gesellschaft ihre Entstehung verdankt, den neben den Vertretern hoher und höchster Behörden versammelten Mitgliedern aus dem ganzen Reiche den ersten Tätigkeitsbericht.

Dieser Bericht und eine von der Handwerkskammer in Freiburg herausgegebene Schrift ihres Syndikus über die Lehrlingsausbildung im Handwerk" veranlassen uns, auf die Zwecke und Ziele und auf die ganze Tätigkeit dieser neugegründeten Gesellschaft einmal ausführlicher einzugehen, weil wir glauben, daß ihre Bestrebungen sich mit dem decken, was auch dem Goldschmiedegewerbe not tut, und weil wir wissen, daß maßgebende Persönlichkeiten aus unseren Reihen mit uns der Meinung sind, daß hier ein Vorbild gegeben worden ist, das uns anspornen muß, für unser Gewerbe etwas Ähnliches zu schaffen.

Die Freiburger Schrift führt in ihrem dritten Teile „Vom Wiederaufbau nach dem Kriege" wohl ein Dutzend Maßnahmen an zur Wiederausfüllung der Lücken, die der Krieg dem Handwerk geschlagen hat, und zur Heranziehung und Heranbildung eines geeigneten Nachwuchses im Gewerbe, die restlos auch im Programm der „Gesellschaft der Freunde" stehen. Wir erwähnen eine angemessene Entlohnung der Lehrlinge, Gewährung von Unterstützungen zur Ausbildung im Berufe an Meister, Eltern und Lehrlinge, Unterstützung der Lehrwerkstätten, Lehrlingsheime, der Fachschulen und Fachklassen. Während aber die Schrift alles vom Staate fordert und erwartet, hat die Gesellschaft der Freunde" zur Selbsthilfe gegriffen, das ganze Gewerbe, die Fachgenossen, Fabrikanten, Grossisten und auch die Behörden. mobil gemacht und im ersten Anlaufe einen Stab von Ehren- und Fachausschuß-Mitgliedern aus allen Kreisen, von Ehrenförderern, Stiftern und lebenslänglichen Mitgliedern mit einmaligen Zuwendungen von 300 bis 2000 Mk. und mehrere Hundert Mitglieder mit regelmäßigen Jahresbeiträgen gewonnen. Die Ministerien fast aller deutschen Staaten sicherten die Unterstützung und die Befürwortung des Unternehmens bei den nachgeordneten Behörden, bei Handels- und Gewerbekammern zu, und das Ganze fand seine Krönung darin, daß S. M. König Friedrich August von Sachsen die Schirmherrschaft über die Gesellschaft übernahm.

Unter dem Schutze ihres hohen Patrons ist die Gesellschaft denn auch schon im ersten Halbjahre ihres Bestehens in ihre eigentliche Arbeit eingetreten. Ihre Unterstützung ermöglichte die beiden ersten Fachlehrer- und Fachschultage in Leipzig, aber die eine der Schriften der Gesellschaft: „Das Lehrlings- und Fachschulwesen im Uhrmachergewerbe" berichtet.

Der Fachlehrer-Ausschuß bearbeitet Pläne für die Meisterlehre, für den Unterricht aller Fächer in Fachschulen und Fachklassen, die nach gemeinsamen Beratungen auf den Fachschultagen allen Interessenten zugänglich gemacht werden sollen. Zur Beschaffung von Lehrmitteln und Lehrbüchern sind Aufträge erteilt, die Vergebung einer Freistelle an der Deutschen Uhrmacherschule in Glashütte ist ausgeschrieben worden, und das Sekretariat der Gesellschaft ist beschäftigt mit Erteilung von Ratschlägen über Lehrlingsangelegenheiten, mit Auskünften über Unterstützungen und mit Berichten an Behörden, die auf dem Laufenden erhalten sein wollen. Wir sind überzeugt, daß die Arbeit der Gesellschaft, deren Gründung von berufener Seite als eine „geradezu rettende Tat für das Handwerk" bezeichnet wurde, wohl geeignet ist, dem Uhrmacherhandwerk junge Kräfte nicht nur zuzuführen, sondern diesen auch zu einer Ausbildung zu verhelfen, die dem ganzen Stande zum Segen gereichen muß. □

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Dieselben Sorgen und Gefahren, welche zu den großangelegten Reformbestrebungen im Uhrmachergewerbe geführt haben, bedrängen das Goldschmiedehandwerk, ja, man kann für die Zukunft des letzteren nicht mit Unrecht von größerem Pessimismus erfüllt sein, als er bis vor kurzem in Uhrmacherkreisen angebracht war. Konnte aber dem Uhrmachergewerbe von berufener Seite in so sympathischer und vielversprechender Weise geholfen werden, warum sollte das nicht auch für das Goldschmiedehandwerk möglich sein, welches mit jenem so mancherlei Gemeinsames hat. Leider verfügt dieses ehrsame und einst so zünftige Handwerk des Goldschmiedes nicht über eine so vielseitige und ausgedehnte Organisation, wie das des Uhrmachers. Fragen wir zum Beispiel, ob derartige Kundgebungen und Tagungen, wie sie von den Uhrmachern unter Leipziger Führung in den Kriegsjahren abgehalten werden, für Goldschmiede und Juweliere möglich wären, so begegnen wir bei allen Meistern einer gewissen entmutigenden Resignation.

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Nun ist es ja richtig, daß die Uhrmachertage, die so großen Erfolg hatten, die auch mit Gründung und Aufbau der Gesellschaft der Freunde des Lehrlings- und Fachschulwesens im Uhrmachergewerbe" so eng verknüpft sind, zum Teil auf geschäftlicher Basis ruhen, indem die Teilnehmer nicht nur aus ideellen, sondern auch materiellen Motiven nach Leipzig kommen; denn die Uhrmacher verstanden es von jeher, der Leipziger Messe besondere Vorteile abzugewinnen. Was aber die Messe angeht, so ist dieselbe auf dem besten Wege, auch für Goldschmiede und Juweliere ein Sammelpunkt zu werden, der viele Hunderte von Fachgenossen jährlich zweimal nach demselben Ziele führt. Darüber sind unsere Leser genügend unterrichtet, und wir können aus bester Quelle noch hinzufügen, daß die Frage der Errichtung einer Edelmetall

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Was läge näher, als diese zwanglose Ansammlung von Gleichinteressierten und Gleichgesinnten im allgemeinen Interesse des Goldschmiedehandwerks zu organisieren und fruchtbar zu machen? An großen und zukunftsschweren Verhandlungsgegenständen für eine regelmäßige Tagung und Beratung deutscher Goldschmiede und Juweliere fehlt es nicht, und für jeden einzelnen Teilnehmer daran würde reicher geistiger Gewinn und geschäftlicher Vorteil daraus erwachsen.

Damit wäre der Boden für eine tatkräftige Reform und Unterstützung des Lehrlingswesens geschaffen. Ohne das öffentliche Organ einer der Bedeutung des Gewerbes angepaßten Tagung wäre eine theoretisch noch so glänzend aufgebaute Organisation kaum lebensfähig. Das Goldschmiedehandwerk braucht einen anregenden Gedankenaustausch, frei von einseitigen Tendenzen und einengenden Paragraphen als Quelle idealer Anregung und hilfsbereiten Beispiels hochgesinnter Förderer.

Mit dem Lehrlingswesen steht auch die künstlerische Vorbildung der Jünger der Goldschmiedekunst in engem Zusammenhang; sie bildet sozusagen die höhere Stufe. Diese beiden Fragen allein bieten ein Aktionsprogramm, des Schweißes der Besten des Edelmetallgewerbes wert. Die für die Wohlfahrt und Zukunft der deutschen Goldschmiedekunst berufenen und verantwortlichen Führer haben es in der Hand, dem Buchstaben das Wort, dem Gedanken die Tat zur Seite zu stellen. Die beste Vorbereitung dazu dürfte ein Gedankenaustausch in der Deutschen Goldschmiede - Zeitung sein, der hiermit angeregt wird.

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Es gibt wohl kein Gebiet, auf dem mehr unfruchtbare Felder beackert wurden, als das des Ornaments seit der Zeit des Empirestiles. Was alles ist neu erfunden oder ausgegraben worden, um letzten Endes doch wieder ergebnislos die alte Leier zu beginnen. Das Beständige war allein der Wechsel. Die gute alte deutsche Renaissance war wieder erweckt worden, dann in blinder Überstürzung, nicht selten in raschester Wiederholung, wurde die Antike und Louis XIV., Rokoko und Louis XVI. von dem Modernen zum Modernsten erhoben. Gegen Schluß dieser geistlosen Stilfolge des 19. Jahrhunderts fand man plötlich die Natur verdammt modern und mißverstand sie gänzlich im oft gebrandmarkten Jugendstil.

Dieser versetzte dem Ornament den Todesstoß, man hatte genug des Zierats und bekannte sich zum Puritanismus biedermeierlicher Großväterzeit, Reinkarnation der Form. Die Zusammenhänge des Organischen wurden klar, auch die Verbindung zwischen Aufbau, Technik und Material. Man fühlte wieder Boden unter den Füßen, auf dem man weiterschreiten konnte. In vielen Ziergeweben war zwar die Zeit der Werkformschöpfung ebenfalls grundlegend, aber der Wunsch nach Dekor trat früh genug hervor.

In diesem Punkte soll unsere Betrachtung einsetzen, denn die Versuche in dieser Richtung, unmittelbar vor uns liegend, gestatten eine wägende Übersicht. Zunächst fällt eine Art, zu einem Ornament zu gelangen auf, die sich zwar an die Natur wendet, diese aber vollkommen mißversteht. Fast ohne weitere Umarbeitung wird irgend eine Naturform oder deren Teile durch andere Materialien ersetzt. Ein Beispiel aus dem Edelmetallgewerbe: die Farbtöne eines Schmetterlings werden durch Steine oder Email dargestellt, das übrige Gerippe bleibt Montage. Oder umgekehrt bildet eine Barockperle einen Vogelkörper oder den Körper eines anderen Tieres. In einem anderen Fall wird irgend eine derartige Zufallsform zu einem tierähnlichen Körper umornamentiert. Etwas weiter im „Entwurf“ sind jene Gebilde der Natur, die einfach im äußeren Umriß ausgesägt werden, so daß der Tierkörper, z. B. die Füße eines Körpers, Metall bleiben. Es ist nicht allzulange her, daß auf diese Weise sogar an Schulen unterrichtet wurde. Diesem Vorgehen mangelt natürlich alles, was irgendwie auf ein wirkliches Ornament hinzuweisen vermöchte.

Das nächste, was in diesem Bezug zu erwähnen wäre, sind die Zufallsornamente. Rezept: „Schneide einen Krautkopf auseinander, zeichne irgend einen der zahlreichen Linienknotenpunkte der so entstehenden Blattquerschnitte heraus und vervielfache es mit dem Doppelspiegel." Dergestalt lassen sich Tausende und Abertausende von „Zier"motiven finden, die durch die Spiegelung eine gewisse Regelmäßigkeit erhalten. Regelmäßigkeit erhalten. Dieses Vorgehen ist beinahe noch unkünstlerischer als das vorhergehende. Es wird eingewendet, daß doch in der Auswahl des Linienkomplexes und in seiner absichtlichen Begrenzung eine subjektive Betätigung liege. Selbst dies zugegeben, wird aus dem folgenden ersichtlich sein, wie fern dieses Tun der Schöpfung eines Ziermotivs steht.

Dann sind im Zusammenhang damit, neuerdings sogar von gewisser Seite wieder verfochten, die sogenannten berechneten Ornamente zu erwähnen. Irgend ein Muster wird z. B. durch Aneinanderreihen, Übereinanderstellen, diagonales Aneinanderfügen erweitert, ein Vorgehen, das auch durch den doppelten oder dreifachen Spiegel zu erreichen ist. Diese mechanische Füllung von Flächen kann, ein geschmackvolles Urmotiv vorausgesetzt, in bestimmten Fällen, z. B. Tapetenindustrie u. a., bei pikanter Färbung zu einem gewissen Ziele hinleiten, besonders dann, wenn die Reihung bzw. der Spiegel nicht als wesentlich bildend, sondern mehr kontrollierend angewendet wird. Im allgemeinen wird aber auch diese Methode künstlerisch wenig befriedigen, schon deswegen nicht, weil sie eben ein Aneinandersetzen von Formen, aber keine Komposition im höheren Sinne darstellt (obzwar sich Komposition von componere zusammenlegen -setzen ableitet). Wie gesagt werden aber manche kunstgewerblichen Zweige sich der sich wiederholenden Motive bedienen und, wie so manche Textiltechnik, immer wieder davon Gebrauch machen. Diese Art von Ornamentik hat aber niemals befruchtend gewirkt, ist vielmehr stets durch das eigentliche Ornament gefördert worden.

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Eine andere Gruppe ist jene des exotischen Ornaments, hauptsächlich von den im Kunstgewerbe ganz fehl am Platze stehenden Expressionisten gepflegt. Die Zierform schöpfte aber zu allen Zeiten mit Vorteil aus mehr oder weniger lokalen Elementen. Sie bilden einen Teil der Wesenheit des Stiles. Mag auch der Akanthus mollis nicht ein spezieller Charakter des stilistischen Ausdrucks eines Volkes etwa der Griechen geblieben sein, so ist er doch wenigstens Gemeingut der europäischen Völker. Es fällt den Japanern oder Indern nicht ein, ihn

zu kopieren. Uns Deutschen aber zum Glück nur einer kleinen Gruppe - blieb es vorbehalten, Nigger, kunst" in die normale Entwicklung als Ferment zu werfen.

Die Versuche von Patritz Huber, Paul Bürk u. a. können heute, obgleich sie zu ihrer Zeit nicht ohne Bedeutung waren, als veraltet gelten. Am weitesten sind wohl die Wiener gekommen. Das österreichische Haus der Werkbundausstellung war auch in dieser Hinsicht vorbildlich. In ihm wurde viel Geschmack dokumentiert. Die breite Anwendung des Wiener Ornaments offenbarte aber auch seine Mängel. Es fehlt ihm der innere Bau, daher der Eindruck, als handle es sich um eine flüchtige Dekoration. Diese Erscheinung mag für das leichte Wiener Künstlervölkchen ganz entsprechend sein, ihre Ableger in Darmstadt und Hamburg erweisen aber klar, daß dieser Weg für uns zu wenig beständig ist. Ein Wiener Kissen hat sicher Qualität, aber schon im Schmuck ergeben sich Unfeinheiten, noch mehr in anderen Zweigen, etwa der Schnitzerei u. a. Die Münchner haben zumal in der Ausstattung der Theater ohne große Reklame viel Gediegenes geleistet, aber vielfach in einer starken Anlehnung an historische Motive. Ausnahmen sind allerdings da, wenn man an den Kreis der Scholle denkt. Hier dürfte aber die Betonung des Dekorativen, oft zu Buntfarbigen, das Hemmnis sein, das die Verbreitung über den Rahmen der dekorativen Malerei hinaus verhindert.

So lag die Situation vor etwa sechs oder acht Jahren. Die Gegenwart steht im Zeichen des Schreies nach dem Ornament. Ein durchweg anerkannter ornamentaler Stil ist auch heute noch nicht gefunden, aber offenbar haben wir das Wesen des Ornaments heute mehr erkannt als in früheren Jahrzehnten.

Dies ist ein bedeutsamer Schritt nach vorwärts. Schon, daß der Weg von der Architektur her durch Groß, Seidler u. a. gewiesen wurde, ist ein gutes Zeichen. Bleiben doch gerade dadurch die schwer errungenen Anschauungen über das Konstruktive der Form gewahrt. Selbst die ältesten Schöpfungen dieser Art vermögen wir auch heute noch mit Genuß anzusehen. Das Wesentliche des neuen Ornamentes ist aber, daß es nicht aus Berechnungen, oder aus selbstherrlichen rein dekorativen Einfällen, sondern aus dem Empfinden entspringt. Die Verzierung ist wieder ein Correlat der Form selbst und fördert diese in ihrem Ausdruck. Sie ist nichts Selbständiges, an sich aber trotzdem mit der ganzen Idee konzipiert. So wie Ghiberti die Türen des Baptisteriums in Florenz ohne Zweifel schon vor dem faktischen Entwurf mit deren Ornamentik fühlte, so fühlen auch heute die Führenden ihr Werk als Einheit. Es lag klar vor Augen, daß diese Anschauung auch auf das Ornament selbst einwirkte. Empfindung für das Organische des Naturvorbildes, des pflanzlichen oder tierischen Aufbaues und zugleich deren Unterordnung unter die Idee des Ornamentes sind die äußeren Zeichen der modernen Zierform. Gleichwie der Maler zu einer Farbe eine bestimmte andere Farbe (die vielleicht ganz unnatürlich ist); aus dem Innern heraus zu setzen sich gezwungen sieht, so empfindet der Ornamentiker das Wesen des Rhythmus, der formalen Gegensätze oder Auflösungen. Dies scheint auch der Umstand zu bestätigen, daß besonders leicht fügbare Materialien, wie Stuck, Ton, zu Dingen herangezogen werden, für die sie noch vor zehn Jahren unmöglich gewesen wären. In ihnen spricht sich eben das Empfindungsmoment am raschesten aus. Also: das Ornament ist wieder Kunst geworden; ein Reich, in dem nicht jeder, der zeichnen kann, etwas zu leisten in der Lage ist, sondern eben nur der Schöpferische. Vor wenigen Jahren konnten

viele das Rokokoornamant nicht ausstehen, weil es zu wild herumfuhrwerkte, jetzt fühlen wir die schöpferische Übertragung umsomehr. Den Geist dieser Zierformen erkennen wir, wenn wir auch wissen, daß sie der Ausdruck unserer Zeit nicht sein können. Diesen Geist aber finden wir in den Werken Bruno Pauls, Wakerles, Lettrés, Rümelins, Cambells und vieler anderer. Dazu kommt der Einfluß der technischen Errungenschaften. Die Wesenheit des Metalls, des Holzes, des Tones, des Steines usw. wird mit zum Ausdruck der ornamentalen Idee herangezogen. Diese Tendenz wird sich im Handwerk, besonders auch im Metall äußern und dadurch werden die Edelschmiedewerke den Adel alter Meisterwerke erhalten.

Neue Endformen, die allgemein Geltung haben, besitzen wir noch nicht, sie werden zwischen Natur, persönlicher oder historischer Übersetzung schwanken, der Sinn des Ornaments ist uns aber wieder klar geworden allerdings auch seine Schwierigkeit.

Die

Die Luxussteuer in der Praxis.

ie von der Luxussteuer betroffenen Gewerbetreibenden, aber auch die Gelehrten sind sich über die Auslegung mancher Bestimmungen noch nicht einig. Nicht nur Unklarheiten und Ungerechtigkeiten sind darin, gewisse Paragraphen verwickeln sich sogar in Widersprüche. Doch damit müssen sich die Fachgenossen vorläufig abfinden. Von einem berufenen Vertreter der Steuerbehörde wurde uns erklärt, daß erst die Praxis manche Unklarheit beseitigen könne und der neue Reichsfinanzhof dazu berufen sei, durch seine Entscheidungen die endgültige Behandlung zweifelhafter Fälle festzulegen.

Eine restlose Durchführung der Vorschriften des Gesetzes allein auf Grund der 44 Paragraphen desselben ist für unsere Fachgenossen kaum möglich. Dazu ist es nötig, die vom Reichsschaamt erlassenen Ausführungsbestimmungen genau zu studieren und anzuwenden.*)

Die an uns gerichteten unendlich vielen Anfragen, besonders aus den mittleren und kleineren Plätzen, lassen die Hilflosigkeit der Fachgenossen erkennen. Überwiegend wird nach der Steuer von der Steuer und der Rückvergütung auf die durch die Bundesratsverordnung vom 2. Mai bedingte Rücklage von 20% des gesamten Entgeltes angefragt.

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Einer der wenigen Fachgenossen, die sich praktisch zu helfen wußten, Juwelier Ludwig Steiber in Leipzig, stellt uns dankenswerterweise umstehende Tabelle zur Verfügung, aus welcher sich die Steuer von jedem handelsüblichen Verkaufspreis geteilt nach Hunderten, Zehnern und Einern leicht ermitteln läßt, ebenso die Rückzahlungssumme auf die vom Kunden geleisteten 20% vom gesamten Entgelt. Außer den. Beispielen, welche neben der Tabelle angebracht sind, macht uns der Urheber derselben noch folgende Auslegungen dazu: „Wie man hört, hatten viele Kollegen die Bundesratsverordnung dahin verstanden, daß sie 20% auf den vorherigen Ladenpreis aufrechneten. Diese Ansicht war vielfach vertreten, selbst bei Innungen. In diesen Fällen ist an Hand der Tabelle das Entgelt der damaligen Verkaufspreise zu berechnen und die Differenz zwischen diesen und der vom Käufer erhaltenen Summe wird diesem herausgezahlt, wenigstens hat derselbe Anspruch darauf. Beispiel: Ein Gegenstand hatte den seitherigen Verkaufspreis von 80 Mk., worauf 20% als Steuer aufgerechnet wurden, so daß der Kunde 96 Mk. gezahlt hat. Nach dem am 1. August in Kraft getretenen Gesetz sind nur 10% Steuer vom Entgelt zu zahlen, was einer Summe von 80 Mk. zuzüglich 8,90 Mk., zusammen 88,90 Mk. gleichkommt. Der Kunde erhält demnach eine Rückzahlung von 7,10 Mk. Bei der richtigen Berechnung der Rücklage nach jener Bundesratsverordnung, also mit 25% statt 20%, würde der Kunde 80 Mk. zuzüglich 20 Mk., zusammen 100 Mk. bezahlt haben und müßte demnach 11,10 Mk. zurückerhalten. Der Steueraufschlag 8,90 Mk. auf 80 Mk. und die Rückzahlung 11,10 Mk. von 100 Mk. ergeben die gleiche Summe von 88,90 Mk., als Probe auf das Exempel. Diesen Betrag bezw. die analoge Zahl muß der Verkäufer in *) Karl Heymanns Verlag, Berlin W. 8. (2.80 Mk. zuzügl. 0.30 Mk. Kriegszuschlag.)

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Die Luxussteuer ist zum erstenmal noch im Monat September anzumelden. Nach § 16, Absatz 2 des Umsatzsteuergesetzes hat die Berechnung für die den erhöhten Steuersätzen unterliegenden Waren nach Ablauf jedes Monats zu erfolgen. Die Steuererklärungen wiederum müssen innerhalb eines Monats nach Ablauf des Steuerabschnitts eingereicht werden, d. h. also diesmal bis zum 30. September. Während aber nach dem alten Warenumsatzsteuergesetz gleichzeitig bei der Anmeldung die Steuer zu bezahlen gewesen ist, erfolgt jetzt erst ein Steuerbescheid. Die Steuer ist dann innerhalb zwei Wochen nach Zustellung des Steuerbescheides zu entrichten. Wenn die Anmeldungen nicht rechtzeitig erfolgen, kann ein Strafzuschlag von 10% des Steuerbetrages erhoben werden. In den allernächsten Tagen schon werden wohl überall die betreffenden Bekanntmachungen der Steuerämter erfolgen, die zu beachten im Interesse jedes Kollegen liegt.

Das neben dem unsrigen von der Luxussteuer mit am meisten beunruhigte Uhrmachergewerbe, welches über das wertvolle Organ einer regelmäßigen öffentlichen Tagung verfügt, ist von der Kritik bereits zum Angriff auf das jeder Praxis fernstehende Gesetz übergegangen. Eine vom Deutschen Uhrmachertag am 25. August mit mehr als 600 Teilnehmern nach heftiger, gegen die Unbilden der Luxussteuer gerichteter Debatte angenommene Entschließung wurde an Reichstag, Bundesrat und Reichsschatzamt abgesandt. Dieselbe lautet:

„Die zum Deutschen Uhrmachertage (III. Kriegstagung) zu Leipzig versammelten Uhrmacher, Innungs- und Verbandsvorstände aus allen Teilen des Reiches beschließen:

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Die Richtigkeit dieses Verhältnisses leuchtet dem Fachmann ein; in der Regel wird er zuviel bezahlen, doch ist dieser Verlust geringer als der, welchen eine neue Arbeitskraft nach sich zieht, ganz abgesehen davon, daß auch diese nicht vor Strafe schützen kann. Die Steuerbehörde kommt mit dem Durchschnitt der Steuerbeträge sicher zu dem gesamten Steuerbetrage, spart außerdem viel an der umständlichen Kontrolle und braucht von Strafbestimmungen nur selten Gebrauch zu machen.

Das Uhrmachergewerbe, als wichtigstes Glied des schwerarbeitenden und um seine Existenz ringenden geschäftlichen Mittelstandes, könnte seine Staatsbürgerpflicht ehrlich und froh erfüllen, wenn die Steuervorschriften in der erbetenen Weise abgeändert würden."

Wir können uns diesem ersten Schritt zur Herbeiführung einer Revision des Gesetzes nur anschließen und empfehlen allen Körperschaften der Juweliere und Goldschmiede das gleiche Vorgehen.

Gesuche um Beurlaubungen zur Erledigung der Vorarbeiten für die Luxussteuer.

ine Standesvertretung, die ihren Mitgliedern, wenn es gilt,

Rat und vorangeht, ist

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