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Der Betel erhitzt das Geficht und berauscht wie der Wein. Er fättigt die Hungernden und giebt den Gefättigten neue Elsluft; er macht den Mund schön roth, stärkt die Zähne und vermehrt die Kräfte zu den Vergnügungen der Liebe. *) Deswegen unterhält der König auch in feinem Pallaste eine grofse Zahl von Weibern; Einige wollen fie zu 700 angeben. Jede derfelben hat ihr abgefondertes Gemach mit allem Zubehör. Es ift allgemeine Landes fitte, dafs die Aeltern ihre Töchter, wenn fie fchön find und dar ein willigen, dem Kaiser darbringen. So wie fie in den Pallaft aufgenommen find, hat Niemand mehr das Recht fie zu berühren. Diese Aufnahme wird für eine grofse Ehre gehalten.

5.

Grofses Feft des Mahanadi.

Die abgöttifchen Indier kramen all' ihre Gröfse, Macht und Pracht aus hei einem jährlichen grofsen Fefte, das fie Mahanadi **) nennen. Die Statthalter und vornehmften Beamten des Königreichs, wenn fie auch fo weit entfernt find, dafs fie eine Reife von zwei bis drei Mo

*) Der Verfasser vergafs dabei der Arekanüsse, die doch zum Betel unentbehrlich find.

**) Maha Nandi heifst im Indifchen: grofse Freude, und ist nicht der Name eines befonderen Feftes., Das hier, befchriebene Feft ift ohne Zweifel das, welches Drugah-Puhschah, d. h. Druga's Anbetung genannt wird.

naten machen müffen, um nach der Hauptstadt zu kommen, werden dann an den Hof berufen. Man fucht taufend Elephanten von ungeheuerer Gröfse und Stärke aus; man fchmückt fie mit fchönem Schirrwerke, und beladet fie mit Kästen, die oben offen find, oder einer Art von Thürmen, die mit Mufikanten und Gauklern angefüllt find. Man ftreicht den Rüffel, die Ohren und den übrigen Körper des Elephanten mit Zinnober oder andern Farben an, und zeichnet die groteskeften Figuren darein. Sobald die Generale, die Statthalter, die vornehmsten Beamten und die Bramanen angelangt und verfammelt waren, begann das Feft und dauerte drei Tage nach einander im Laufe des Redfcheb. *) Es wurde auf einer grofsen Ebene gefeiert, wo Zuschauerbühnen von 3, 4 und 5 Stockwerken aufgeschlagen und von oben bis unten mit gemalten Bildschnitzereien verzieret waren, welche, nachdem es den Malern beliebte, Menschen, Rothwild, Vögel, Infecten, Fliegen und Mücken fehr, niedlich gemalt, vorftellten. Diele Bühnen oder Gerüfte waren fo eingerichtet, dafs fie jede Stunde gewendet und ihre Vorderseiten geändert werden konnten; auch die Fenfter veränderten ihre Verzierungen, und man fah dann verschiedene Arten von Bäumen erscheinen. Längs dem Platze hin stand ein grofses Gebäude von neun Stockwerken, das von vierzig Säulen gestützt wurde. Im fünften Stockwerke war der königliche Thron; der Gefandte erhielt feinen Platz im fiebenten;

*) D. h. des Monats September.

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aber man fchickte die Freunde zurück, die er mitgebracht hatte; denn man verlangte, dafs er allein bliebe. + Der Raum zwifchen den Zufchauerbühnen und dem Gebäude mit den vier

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zig Säulen war mit Sängern, Mufikanten und Schauspielern angefüllt. Unter den Sängern befand fich auch eine grofse Zahl fchöner Mädchen, reizend und frisch wie die Frühlingsblumen, prächtig geputzt; fchon ihr Anblick entflammte das Herz. Einige waren hinter einem Vorhange verborgen; man zog denfelben zu beiden Seiten weg, und nun fiengen fie an zu tanzen und Figuren darzuftellen, welche die Zufchauer entzückten und ganz aufser fich brachDie Elephanten liefs man fehr auffallende Kunftftücke machen; z. B. man liefs einen der gröfsten auf einem Balken hingehen, der kaum breit genug war, dafs er einen von feinen Fülsen darauf fetzen konnte, und doch schritt er mit allen Vieren auf demfelben einher, und fchwenkte dann feinen Rüffel nach dem Tacte. Auch legte man einen Balken quer über einen fehr dicken Pfahl, zehn Fuls hoch über der Erde und liels dann das eine Ende des Balkens herab, fo dafs ein Elephant hinauffteigen konnte, den man hierauf mit Gegengewichten in die Höhe hob, und in Gegenwart des Monarchen fchaukelte; der Elephant, der bald in der Höhe, bald an der Erde war, gab durch Bewegungen feines Körpers und feines Rüffels den Tact an. *).

*) Zu folchen Kunftstücken richtete man fchon zu den Zeiten der alten Römer die Elephanten ab. (Plinii Hift. nat. L. VIII.)

Das Feft dauerte mit allen diefen Luftbarkeiten drei Tage lang. Alle, welche thätigen Antheil, als Gaukler u. f. w., daran genommen hatten, wurden von dem Könige fürstlich belohnti; diejenigen, welche fich ausgezeichnet hatten, erhielten Gold und lange Kleider. Als nun endlich am dritten Tage der König im Begriffe war, fich von feinem Throne zu erheben und weg zu begeben, brachte man den Abd- Ulrizak vor denselben, und der Gefandte fand ihn auf einem ungewöhnlich grofsen Throne von maffivem Golde und mit einer grofsen Menge Edelsteine von unschätzbarem Werthe verziert; die Arbeit war an diesem Throne noch das Bewunderns würdigste; es giebt auch keinen Ort auf der Welt, wo man das Gold fo fchön verarbeiten kann, wie hier. Vor dem Throne lag ein olivenfarbiges atlasnes Kiffen mit einer Sticker rei von drei Reihen gewöhnlicher Perlen, nebst anderen darauf hingeftreuten Perlen; der König fass mit dem Rücken gegen den Thron gelehnt, und in diefer Stellung hatte er drei Tage lang den Luftbarkeiten beigewohnt.

Nachdem fich der König in den Pallast zurückbegeben hatte, liefs er den Gesandten zur Zeit des Abendgebets zu fich rufen, und diefer gehorchte. Man führte ihn in ein Cabinet von ungefähr 10 Ellen ins Gevierte, deffen Fufsboden und Wände mit Goldplatten belegt und mit Nägeln von demselben Metalle befeftigt waren; die Platten waren so dick, wie der Rücken einer Säbelklinge. Es waren hier vier Wandbänke; der König fafs aber auf einem ungemein fchönen Throne von massivem A. G. E. XXVI, Bds. 1. St.

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Golde, welcher auf der Wandbank, der Thüre gegenüber ftand. Er erkundigte fich nochmals nach der Perfon von Schah- Rokh, nach seinen Emiren, nach feinen Truppen, nach der Zahl feiner Reiterei, und nach dem Zuftande der vornehmsten Städte, so wie Samarkand, Herat und Schiras. Um feine Freundfchaft für Schah - Rokh zu beweifen, fagte er, er wolle ihm mehrere Elephanten, Stoffe und andere Gefchenke durch einen äusserft klugen Gefandten überschicken, den er befonders dazu ausersehen habe. Einer der Günftlinge fagte zu Abd Ulrizak, es könne in seinem Lande keinen fo fchönen Saal geben; dieser antwortete, ohne fich zu bedenken, dass man wohl auch einen ähnlichen dafelbft würde machen können, dass es aber nicht Mode fey. Dem Könige gefiel diefe Antwort, und als er den Gefandten entliefs, machte er ihm ein Geschenk mit einigen Päckchen Fenems, Betel und Obst von seiner Tafel.

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Damals waren in der Stadt Bisnagor einige Eingeborne von Hormuz, welche äusserft erbittert und neidifch über die Freundschaft und Achtung wurden, welche der König dem perfischen Gesandten erzeigte; auch bangte ihnen vor den Folgen einer engern Verbindung, die jetzt zwifchen beiden Höfen angeknüpft wurde. Sie wandten daher alle erfinnlichen Mittel an, um dieses gute Vernehmen zu stören; fie fagten fogar aus, Abd - Ulrizak fey nicht Gefandter von Schah - Rokh. Diefes Gerücht kam zu den Ohren der Bramanen und Minifter, und

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