Größten bezeichnen dürfen, die jemals die lateinische Sprache gemeistert haben. Seine poetischen Werke sind im Laufe des 19. Jahrhunderts viermal herausgegeben worden, dreimal von Léon Gautier, zulegt von Eugène Misset, dessen Ausgabe auch die Singweisen der Sequenzen bietet. Der Dichter erscheint uns gleich groß, mögen wir den Inhalt ins Auge fassen seine Sequenz von der hl. Dreifaltigkeit „Profitemur unitatem" schlägt, was die Schaustellung theologischen Schulwissens angeht, noch das Lauda Sion des Thomas von Aquin mögen wir dem musikalischen Wohllaute seiner Sprache lauschen, mögen wir uns an der unvergleichlichen Anmut erfreuen, mit der er spielend alle Fesseln des Rhythmus und des Reimes trägt, mit denen seine Muse ihn belastet. Im Großen und Ganzen enthalten die beiden letten Ausgaben Gautiers, was als echte Dichtung Adams zu gelten hat; über einzelne Sequenzen indes ist der Streit noch immer nicht völlig geschlichtet und wird es auch vielleicht nie werden. Um die Behandlungsart dieses Dichterheros einigermaßen zur Anschauung zu bringen, wähle ich aus dem Schaße seiner Sequenzendichtungen zwei Beispiele aus mehr zu bieten, weigert uns leider der Raum eine Festsequenz und eine Marienfequenz. Die Osterfequenz Zima vetus expurgetur lautet in metrischer Übertragung: Nr. 28. Mit dem Heiland aus dem Grab; Da der Bund ihm Zeugnis gab. Von des ehr'nen Ofen Glut, Da sie in bedrängter Lage Drum so singt des Höchsten Ehre, Schallet laut, laßt nimmer nach! Diesen Tag hat selber der Herr gemacht, Dieser Tag hat Leiden ein End gebracht, Dieser Heil und Freudentag. In dem Herrn ihr Ende hatten Bilder aus der Seher Mund; Auch ein Gleichnis unsrer Freude Böcklein sich zum Opfer bot, Nach dem bitter'n Kreuzestod. Es verschlingt der Zaub'rer Schlangen Diese Schlange, doch zu bangen Brauchen Schlangen nur vor ihr; Die von Feuerschlangen_wunden Macht ein einz'ger Blick gesunden Auf die ehr'ne Schlange hier. In des gier'gen Drachens Wangen In des Basilisken Haus Diese Welt, fährt zögernd aus. Der Prophet, ein Ziel des Spottes, Läßt nicht frei die Spötter ziehn; David, der sich irr beträgt, Mit des Esels Backen fället Sich ein Weib aus fremdem Stamm; Auf des Berges höchsten Kamm. Leben macht' den Tod zu Schanden, Jesu, uns zum Weg gegeben, Nah'n uns deinem Ostermahl! Lebensbrot, lebend'ge Welle, (G. M. D.) Wir beobachten an dieser Sequenz den bei den Profen der zweiten (der Reim-)Epoche so häufigen Bau. Der Körper derselben besteht aus einem sechszeiligen Versmaße, das wir uns aus dem trochäischen Trimeter dadurch entstanden denken können, daß dessen erste Hälfte wiederholt wird. Ist der jambische Dimeter die Hymnenstrophe par excellence, so können wir diese Strophe mit Recht als Sequenzenstrophe" bezeichnen. Die Schlußstrophen sind dann gerne dadurch erweitert, daß die oben erwähnte Wiederholung der ersten beiden Dipodieen nicht. ein, sondern zwei- und dreimal eintritt. Die folgende Mariensequenz des großen Viktoriners ist aus einer Sequenzenstrophe mit doppelter Wiederholung gebildet. "/ Nr. 29. Gruß, o Jungfrau, einzig Eine, Stern, der nimmer täuscht noch trügt; Der da Alles lenkt und fügt. Schäumend bäumt, ein Spiel der Winde, Stürmt durch Fährlichkeit und Not: 7 Dein von Ewigkeit gedenket, O Maria, hoch im Throne, Würzlein, kräftig, Würzlein reine, Frucht gereiset himmlisch schön; Himmelsleuchte, Licht der Erde, über Sonnenglanz verklärte, |