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dieser schlimmsten Feinde der Tugend,1) aber nun fällt ihn in dem Sarazenen Sans Joh die Freud. losigkeit des Lebens an,2) die nach Spenser eng verwandt ist mit dem Unglauben - der Sarazene Sans Joy ist der Bruder des Sans Foy. Und wenn er auch die Freudlosigkeit besiegt und aus dem Hause der sieben Todsünden entflieht, seine Kräfte sind durch die schweren seelischen Kämpfe so erschöpft, daß er für einen Augenblick die Aufgabe vergißt, die er sich gestellt hat. Ohne Führer auf dem schweren Wege, den er gehen soll, legt er die Rüstung eines streitenden Kämpfers Christi ab3) und ergiebt sich unzeitiger Ruhe. Das aber ist das Schlimmste, was der für sein Seelenheil kämpfende Christ thun kann; denn stets ist er in Gefahr in die Hände des ewigen Feindes zu fallen, und nimmer darf er rasten, will er sich seine Widerstandskraft gegenüber dem Bösen bewahren. Die Ruhe zur unrechten Zeit macht ihn schwach und kraftlos und giebt ihn als leichte Beute in die Macht der Sünde. Eftsoones his manly forces gan to fayle

And mightie strong was turnd to feeble frayle.4)

--

Kaum hat der Rotkreuzritter sich der Waffen des Glaubens entäußert und zaudernd innegehalten auf seinem Wege, so überfällt ihn der mächtige Riese Orgoglio, der sich überhebende, sich allein auf sich selbst stellende Stolz des menschlichen Herzens.5) Ohne Mühe schlägt ihn derselbe in Fesseln, und nun steht sein ewiges Leben in Gefahr — of life or death he stood in doubt") - denn eigene Kraft kann ihn aus den Banden jenes unchristlichen Hochmuts nicht befreien. Aber die wahre Kirche,) die so lange den Verirrten und Abgefallenen mit treuer Liebe gesucht hat, verläßt ihn nicht in seiner Not: Her love is firme, her care continuall,

So oft as he, through his owne foolish pride

Or weaknes, is to sinfull bands made thralls).

Sie ruft in dem Prinzen Arthur die vollkommenste aller menschlichen Tugenden zu seiner Hilfe herbei,») damit durch den Einfluß wahrer Seelengröße der Geist des Christen aus dem Verließe des selbstgefälligen Stolzes befreit werde. Vor dem Tone des wunderbaren Hornes von Arthurs Schildknappen (der allegorisch nur einen Teil von Arthur selbst bildet), das heißt vor den überzeugenden Worten des der höchsten Tugend teilhaftigen Mannes öffnen sich die Pforten des thörichten Hochmuts, und der Niese Orgoglio selbst fällt von dem schneidenden Schwerte edler Hochherzigkeit. Doch nun, nachdem er aus den Banden des trozigen Hochmuts erlöst ist und auf sein vergangenes Leben zurücksieht, zieht Verzweiflung ein in das Herz des Ritters, Verzweiflung über seinen Abfall von dem wahren Glauben und über seine Missethaten, so daß er nahe daran ist, die größte Sünde eines Christen zu begehen, sich selbst den Tod zu geben.10) Von neuem aber wird er durch die Hilfe der Kirche gerettet, die ihm jest wieder tröstend zur Seite steht, und ihn hinweist auf die grenzenlose Gnade Gottes, der mehr Freude hat über einen Sünder, der Buße thut, als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.

Come; come away, fraile, feeble, fleshly wight, ruft Una dem Ritter zu,

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7) Una stellt sowohl die wahre, die einzig richtige Kirche d. h. nach Spenser die anglikanische Kirche, wie den wahren Glauben, d. h. den dieser Kirche dar, ebenso wie ihr Gegenbild Duessa den katholischen Glauben und die katholische Kirche repräsentiert.

8) I. 8. 1. 9) I. 7. 29 ff.

10) I. 9. 33-51.

Ne let vaine words bewitch thy manly hart,
Ne divelish thoughts dismay thy constant spright:
In heavenly mercies hast thou not a part?

Why shouldst thou then despeire, that chosen art?1)

Sie führt den verzweifelten Ritter zu dem Hause der Frömmigkeit (Holinesse) und dem Hügel der Betrachtung, wo der reuige Sünder von den drei Schwestern Glaube, Hoffnung und Liebe zu dem leßten großen Kampfe mit dem Erbfeinde vorbereitet wird.2) Nachdem er seine Sünde gebüßt, neue Hoffnung gefaßt hat, und sein Vertrauen auf die Barmherzigkeit der göttlichen Gnade für immer gefestigt ist, hat der Ritter endlich die Kraft gewonnen, welche ihn gegen alle Angriffe des Bösen unbezwinglich macht und ihm in dem schweren Kampfe gegen den furchtbaren Feind der menschlichen Seele den Sieg verleiht.3) Gereinigt und geläutert in den Kämpfen des Lebens hat er das Paradies, das Erbteil des Menschengeschlechts, für sich zurückgewonnen und ist jezt der wahre Repräsentant der Tugend der Frömmigkeit. Er gelobt sich von neuem und für immer Una, dem Glauben, den er in den schlimmsten Lagen seines Lebens als den einzig wahren, den richtigen erkannt hat d. h. dem der reformierten englischen Kirche, dem reinen Gegenbilde des falschen und treulosen Katholicismus (Duessa). His owne two hands the holy knotts did knitt,

That none but death for ever can divide.4)

Dies ist in den Hauptzügen die ethische Allegorie, welche unter den Kämpfen und Abenteuern des Ritters mit dem roten Kreuze verborgen ist. Sie füllt aber nur zehn Gesänge des ersten Buches, während die übrigbleibenden zwei, nämlich Gesang 3. und 6. eine historische Allegorie enthalten, die allerdings sehr geschickt mit der ersteren in Verbindung gebracht ist. Im zweiten Gesange wurde zuleßt erzählt, wie der Ritter, durch die Arglist des Archimago getäuscht, sich von Una, dem wahren Glauben, trennt. Und nun werden in Gesang 3. und 6. die Schicksale und Leiden Unas erzählt, während sie umherirrt, um ihren Kämpfer zu finden. Es liegt darunter, scheint uns, eine Anspielung auf die Geschichte der anglikanischen Kirche verborgen, von der Zeit ihrer Errichtung durch Heinrich VIII. bis auf die Königin Elisabeth.

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Una, die anglikanische reformierte Kirche, wird eine Zeit lang beschüßt von einem stolzen Löwen, der den räuberischen Kirkrapine erschlägt, d. h. den habsüchtigen römischen Klerus niederwirft, den Liebhaber des Aberglaubens (Abessa), der selbst von unwissender und blinder Bigotterie erzeugt ist. (Abessa ist die Tochter der blinden Corceca, die Spenser selbst mit blind Devotion interpre= tiert). Doch dieser edle Verteidiger der reformierten Kirche, unter dem man vielleicht den Erzbischof Cranmer, vielleicht auch den König Eduard selbst zu verstehen hat,5) wird erschlagen von dem Sarazenen Sa ns Loy, der jedenfalls die nach Spensers Ansicht gesezlose Regierung der Maria Tudor darstellen soll.

1) I. 9. 53.
3) I. c. 11.

Who now is left to keepe the forlorne maid
From raging spoile of lawlesse victors will?
Her faithfull gard remov'd, her hope dismaid,
Her selfe a yielded pray to save or spill.")

2) I. 10.

4) I. 12. 37.

6) Erzbischof Cranmer war der eigentliche Organisator und der vornehmste Verteidiger der Reformation schon unter Heinrich VIII, er wurde hingerichtet unter Maria Tudor und würde also wohl am besten in die Alle gorie hineinpassen. Auffallend wäre dabei indessen, daß Spenser das königliche Tier zu seinem Sinnbild gewählt haben sollte, das ohne Zweifel den englischen König besser repräsentieren würde. Will man dieses lettere annehmen, so müßte man die Tötung des Löwen durch Sans Loy mehr als äußere Anknüpfung der Fabel ansehen, deren innerer Sinn dahin gehen würde, daß auf die der Reformation günstige Zeit Eduards die nach Spenser gesezlose Zeit Marias folgte, welche den reformatorischen Bestrebungen feindlich gegenübertrat. Morley (F. sketch p. 453) und Kitchin p. 176 (Anm. zu I. 3. 18) erkennen in dem Löwen übereinstimmend den König Heinrich VIII. Das scheint uns indessen kaum möglich, einmal, weil Heinrich VIII. doch nicht so ohne weiteres ein Beschüßer der Reformation genannt werden kann, und dann auch, weil Marias Regierung sich nicht direkt an die seine schließt, das Bild der Tötung des Löwen durch Sans Loy also gar nicht zutreffen würde.

6) I. 3. 43.

Schlimm wäre es der reformierten Kirche in England ergangen, wäre sie lange der Willkür mächtiger Gesezlosigkeit preisgegeben gewesen. Doch die göttliche Gnade erbarmt sich ihrer in der Not: Eternall providence, exceeding thought,

Where none appeares can make her selfe a way.1)

Sie läßt sie erst eine Zuflucht finden bei dem wilden Volke der Faune und Sathrn d. h. wohl, ohne Allegorie, bei den unteren Klassen des englischen Volkes, die freilich nur die Äußerlichkeiten des kirchlichen Glaubens zu erfassen im Stande sind,2) bis die Bedrängte zuleßt nach vieler Not und Gefahr, nachdem der Jesuitismus (Archimago) sie vergebens zu verderben gesucht hat, wieder vereinigt wird mit dem Rotkreuzritter, der ja wie alle Spenserschen Helden nur die höheren, gebildeten Klassen repräsentiert.

Wenn nun auch durch die Einschiebung dieser historischen Allegorie die Einheit des Ganzen in gewissem Grade durchbrochen ist, so muß man doch sagen, daß Spenser in diesem ersten Buche seinen Plan, die Tugend der Frömmigkeit darzustellen, auf eine so klare und verständliche und dabei so gefällige und ansprechende Weise durchgeführt hat, daß er gewiß sein konnte, den Beifall aller zu erringen, selbst derjenigen, die keine Vorliebe für Allegorie und allegorische Figuren besaßen. Die Allegorie ist mit soviel Kunst verborgen, die Handlung der zu Grunde liegenden epischen Fabel so gleichmäßig fortgeführt, daß wir uns nirgends der erstern zu erinnern brauchen, um die lettere reiner genießen zu können. Wir können uns in der That nur dem Urteil Hallams anschließen, „that those who read the first book of the Faery Queene without pleasure, must seek for a different cause of their insensibility, than the tediousness or insipidity of allegorical poetry3)." Denn auch diejenigen, welche nicht Gefallen haben an allegorischen Gemälden, müssen hingerissen werden von der schöpferischen Phantasie des Dichters, von der Kraft und Schönheit der Darstellung, der Mannigfaltigkeit der Scenen und Charaktere, der inneren Einheit der romantischen Erzählung, die nirgend verloren geht troß der Fülle der verschiedenartigsten Bilder und Abenteuer. In der Schilderung der allegorischen Figuren als solcher aber zeigt sich das schöpferische Genie des Dichters im hellsten Lichte denn hier gab ihm keine seiner philosophischen Autoritäten, weder Aristoteles noch Plato noch die Philosophen des Mittelalters Aufschluß darüber, wie er zu verfahren hätte. Wir brauchen wohl nicht erst darauf hinzuweisen, daß Aristoteles eine Tugend der Frömmigkeit unter seinen ethischen Tugenden gar nicht aufführt, daß also insofern Spensers Ausspruch,as Aristotle has devised' nicht wörtlich zu nehmen ist.4) Indessen ist der Dichter seinem großen Vorbild doch in der Darstellung der Tugend als solcher gefolgt. Wie Aristoteles gelehrt hatte, daß jede Tugend ein Mittleres sei zwischen zwei Ertremen, so schildert auch Spenser seine Tugend der Holiness als die richtige Mitte zwischen Unglauben einer- und falschem Gottesglauben andererseits. Und wie bei Aristoteles die Tugend nicht etwas Seiendes, Festes, von vorn herein dem Menschen inne Wohnendes ist, sondern

1) I. 6. 7.

2) I. 6. 19:

which worshipt her in vaine,

And made her th' Image of Idolatryes;

But when their bootlesse zeale she did restrayne

From her own worship, they her Asse would worship fayn.

8) Hallam. Introduction to the Literature of Europe. II. p. 324.

4) Daß Spenser diese Tugend der Aristotelischen hinzugefügt hat, darf nicht Wunder nehmen, denn sie galt ja das ganze Mittelalter hindurch als die vorzüglichste eines christlichen Nitters. Und wie schon Plato sie unter dem Namen der öózórns (dem das Spensersche Holiness so genau wie möglich entspricht) seinen vier Kardinal. tugenden als fünfte hinzugefügt hatte, so steht sie auch bei den Philosophen des Mittelalters als gleichwertig neben den übrigen Tugenden. Thomas von Aquino 3. B. behandelt fie zwar unter dem höheren Begriffe der Gerechtigkeit, jedoch als eine von den übrigen verschiedene ethische Tugend, indem er sie zugleich höher stellt als die übri gen, weil sie sich direkt auf Gottes Ehre beziehe, die anderen aber nur indirekt. S. Werner: Der h. Thomas v. A. Regensburg 1859 II. p. 598-99.

etwas Werdendes, sich langsam und im Widerstreite mit seinen Gegensäßen Entwickelndes, so ist auch Spensers Repräsentant der Tugend der Frömmigkeit nicht von vorn herein im Besize derselben, son dern er wird erst tugendhaft unter harten Kämpfen gegen die Untugend, erst nachdem er oft die richtige Wahl zwischen dem Guten und Bösen verfehlt hat.

Zweites Buch,

enthaltend die Erzählung von Sir Guyon oder der Mäßigung.1)

Nachdem Spenser durch Wiedereinführung des Archimago, der Duessa und des Rotkreuzritters die Fabel des ersten Buches äußerlich3) mit der des zweiten verknüpft hat, geht er in der 34. Strophe des ersten Gesanges zu seinem eigentlichen Thema über, in dem Ritter Guy on die Tugend der Mäßigung (oder Selbstbeherrschung) im Kampfe gegen die Unmäßigkeit zu zeigen. Er schildert ihn uns geleitet von einem schwarzgekleideten, grauhaarigen Pilger, der ihm mit seinem Pilgerstabe den Weg weist und ihn von jedem Schritt zur Unmäßigkeit zurückhält. Es ist wohl kein Zweifel, wen der Dichter mit dem,black Palmer' gemeint hat: die kühle, ruhig überlegende, nüchterne Vernunft, die ppóvnors des Aristoteles, die den Willen die richtige Mitte auf dem Wege der Tugend einhalten läßt:

Then Guyon forward gan his voyage make
With his blacke Palmer, that him guided still. .
And with his steedy staffe did point his way;
His race with reason, and with words his will,
From fowle intemperaunce he ofte did stay,

And suffred not in wrath his hasty steps to, stray.3)

In dem Schicksale der Amavia und des Ritters Mordant zeigt der Dichter jedoch zuerst, wohin die Unmäßigkeit führen kann, wenn die Leidenschaft den Sieg über die Vernunft davonträgt und sie der ihr gebührenden Herrschaft beraubt.4) Sir Mordant wird ein Opfer seiner unbezähmten Sinnlichkeit und Amavia, seine Frau, tötet sich selbst aus Verzweiflung über den Tod ihres Gatten.

The strong through pleasure soonest falles, the weake through smart.5) Obwohl nun aber Spenser in dem Bilde des Sir Mordant und in der Hinweisung auf Akrasia gezeigt hat, wogegen die Selbstbeherrschung am meisten anzukämpfen hat ist doch Guyon

1) „contayning the Legend of Sir Guyon, or of Temperaunce."

2) Kitchin 1. c. p. V. meint auch innerlich in Bezug auf die Allegorie „to indicate the close connection of religion with morality."

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5) II. 1. 57. Es ist sonderbar, daß ein so genialer Erklärer Spensers wie Kitchin eine so unmögliche Deutung der Allegorie von Sir Mordant und Amavia geben kann wie die folgende: The fall of Sir Mordant and the miserable death of Amavia, are intended to express the consequences of intemperance in drink“. (Anm. zu II 1. 54. p. 183.) Es ist ja wahr, Sir Mordant stirbt, während er trinkt, aber nicht, weil er trinkt - denn es ist ja das klarste, reinste Wasser it is chaste and pure as purest snow" (II. 2. 9.)- sondern weil er dabei den bezauberten Becher gebraucht, den ihm Akrasia, die Personifikation der sinnlichen Unmäßigkeit gegeben hat. Er stirbt also in Folge seiner früheren Verbindung mit Akrasia, d. h., nach unserer Meinung, an den Folgen seiner sinnlichen Ausschweifungen. Das geht ja auch aus dem Argumentum an der Spiße von Canto I. hervor, wo Spenser sagt:

Guyon, by Archimage abusd,

The Redcrosse knight awaytes;
Fyndes Mordant and Amavia slaine
With pleasures poisoned baytes.

Was Amavia anbetrifft, so trinkt sie überhaupt nicht, sondern tötet sich, wie oben gesagt, aus Verzweiflung über den Tod ihres Gatten.

rigens ausgezogen zum Kampfe gegen Akrasia, die Repräsentantin der Unmäßigkeit1) — so läßt er seinen Helden doch noch nicht sofort in den Kampf gegen diese Untugend selbst eintreten, sondern seßt erst im zweiten Gesange seine dem Aristoteles entlehnte philosophische Theorie über die Tugend überhaupt auseinander. Während Guyon und der „schwarze Pilger" weiterziehen mit dem Entschlusse den Tod des Nitters Mordant an Akrasia zu rächen, kommen sie zu dem Schloffe der goldenen Mitte, wo die drei Schwestern Elissa, Medina und Perissa wohnen, deren Namen schon die allegorische Be= deutung derselben anzeigen. Wie bei Aristoteles jede Tugend ein Mittleres ist zwischen den beiden fehlerhaften Extremen des Zuviel und Zuwenig, so schildert Spenser in Medina das die angemessene Mitte einnehmende, tugendhafte Verhalten, in Elissa das Zuwenig und in Perissa die Uebertreibung der Eigenschaften, die jener zukommen. Und wie schon Aristoteles darauf hingewiesen hatte,) daß die Extreme sowohl einander als auch dem Mittleren, der Tugend, entgegengesezt sind, so schildert auch Spenser Elissa und Perissa stets miteinander im Streit und zusammen gegen Medina ankämpfend:

Still did they strive and daily disagree;

The eldest did against the youngest goe,

And both against the middest meant to worken woe.3) Neben den Frauen stehen drei wohl der größeren Abwechselung der Erzählung wegen Ritter einander gegenüber, die wie jene die verschiedenen Seiten des sittlichen Verhaltens bezeichnen. Neben Perissa ihr Genosse Sans Loy,4) wie sie das Uebermaß der Leidenschaft darstellend, wild und aufbrausend, übermäßig lustig und sinnlich; neben Elissa Sir Hudibras, mürrisch und ungefällig, unzufrieden mit sich und andern, wie seine weibliche Genossin. Beide sind ebenso wie ihre Herrinnen stets miteinander im Streit, 5) als sie aber hören, daß Sir Guyon im Schlosse ist, der ja ebenso wie Medina die richtige Mitte der Tugend darstellt, fallen sie beide zusammen über ihn her, um seinen Untergang zu bewirken.") Daß der Ritter siegreich und unverlezt aus dem Kampfe mit ihnen hervorgeht, liegt in der Natur der Sache, stellt er hier doch die vollkommene Tugend dar, welche der Ansturm der Untugenden nicht von dem richtigen Wege abbringt.

Neben der philosophischen Lehre von dem Wesen der Tugend im Allgemeinen, die der Dichter in dem Verhalten der drei Paare uns vorführt, scheint er noch eine spezielle Engend in den Personen des zweiten Gesanges schildern zu wollen, nämlich die der courtesy, des feinen, gesitteten Betragens. Denn ohne Zweifel zeigt Medina diese Tugend in der richtigen Weise Spenser selbst nennt sie „a comely courteous dame", die den Sir Guyon „,comely courted with meek modestie" während die beiden andern Paare die entgegengeset ten Extreme zeigen. Elissa und Hudibras sind zu wenig höflich, mürrisch und unfreundlich, Perissa und Sans Loy sind übermäßig luftig und leichtfertig,,full of disport, still laughing, loosing light, but of her love too lavish." Wie dem aber auch sein mag, immerhin trägt die Geschichte von Medina und ihren beiden Schwestern durchaus nicht dazu bei, die Haupthandlung des Buches zu fördern; denn an Sir Guyon

1) Brief an Raleigh, Gl. ed. p. 4; II. 2. 42—44. II. 9. 9.

2) Nik. Eth. II. 8.

3) II. 2. 13.

4) Sans Loh

5) II. 2. 19:

*) II. 2. 22:

hat die allegorische Bedeutung, die er im I. Buche hatte, hier im zweiten vollständig eingebüßt.
These two gay knights, vowd to so diverse loves,
Each other does envy with deadly hate,
And daily warre against his foeman moves.

But they, him spying, both with greedy forse
Attonce upon him ran, and him beset

With strokes of mortall steele without remorse.

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