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Wie viel harter, blut'ger Marter Streiche Dich, mein Sohn, verlegt: So viel Schmerzen in dem Herzen Deiner Mutter wühlen jezt!

Himmel fließe, Erd' ergieße Deine Thränen, Well' auf Well': Trocken lieget und versieget

Ist schon längst der Augen Quell!

Meine schweren Schmerzen mehren Schwellend sich, wie Meeresfluth: Seit sie haben Ihn begraben, Er im Grabeshügel ruht.

ihr Brüder, werft euch nieder

Mit Mir, weinet, klaget laut:
Hingegeben ist das Leben

Des Gesalbten, kommt und schaut!

Scht als bleiche, kalte Leiche

Ihn versenkt im Todesarm,
Der begabet, und gelabet

Mit dem Leben, voll und warm!

Wasch't und reinig't Ihn vereinigt Mit der Thränen heißem Strom: Senkt den Theuern dann in euern Heilig stillen Herzensdom.

Coelo pulcro, non sepulcro Hunc decebat pendere:

Sub lugente vestra mente

Mavult se abscondere.

9.

O coeli obstupescite!
O terra erubescite !

O facta detestanda !
Ab impiis, ut reus,
Damnatur ipse deus:
O res abominanda!

Nummis triginta venditur? Tam parvi deus penditur, Rex summae maiestatis! Discipulus venundat,

Iudaeus hunc circumdat
Militibus armatis.

Deus, ut latro, capitur
Et per plateas rapitur,
Circumdatus catenis!
Hunc vexat, vellit, ludit,
Hunc calcat, pulsat, trudit
Servorum grex effrenis.

Ihm vor Allen in den Hallen Droben ziemt' zu ruh'n, nicht hier: In den Schmerzen eurer Herzen Berg' er gern fich für und für."

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Ihr Welten hemmet euern Lauf!
Erde, sieh erröthend auf!

That, kaum auszusprechen!

Gott selbst muß, ohn' Verschulden,
Von Bösen Tod erdulden:

fluchenswerth Verbrechen!

Verkauft um dreißig Silberling!
Den Gott selbst hält man so gering,
Den Fürst der höchsten Ehren!
Der Schüler kann's vollbringen,

Und Juden ihn umringen

Mit kriegerischen Wehren.

Gott fängt man, wie man Diebe greift, Und durch die Stadt wird Er gefchleift, In Ketten seine Rechte!

Geneckt, mit Spott begoffen,
Verhöhnt, gezerrt, gestoßen,
Vom wilden Troß der Knechte.

In ipsam innocentiam Iniquitas sententiam

Profert acerbam mortis !

Rex coeli virulentis

Obiicitur furentis

Ludibriis cohortis !

Regem virtutum niveo,
Rex vanus, tectum linteo
Sprevit, ut morionem.
Prae mundi Salvatore
Et vitae largitore, -
Plebs cligit latronem!

Innocens gnatus virgine,. Lapsi Salvator hominis

Foede diverberatur;

Inanibus tortorum,

Instar maleficorum,

Virgis dilaniatur !

Ecce, Sionis filia! Haec specta mirabilia: En, regem Salomonem,

Portantem diadema,

Quo ornat gens blasphema

Eius desponsionem !

Die Unschuld stehet vor Gericht
Der Bosheit, die das Urtheil spricht:
Led lauten ihre Worte!

Des Himmelsfürsten Leben
Ist höhnisch Preis gegeben
Der wüthenden Cohorte !

Der König aller Tugend steht,
Von einem eitlen Fürst geschmäht,
Im weißen Kleid, zum Spotte.
An des Erlösers Stelle,
Des Lebens voller Quelle,
Begehrt den Dieb die Notte.

Der Jungfrau schuldlos Kind, den Hort Der fünd'gen Menschheit sehet dort Der Schläge Schimpf ertragen! Und von des Henkers Ruthen, Gleich einem Mörder bluten, Zerfleischt und wund geschlagen!

Nun, Tochter Sions, blicke du
Dem wundervollen Schauspiel zu!
Sieh! Salomon die Krone,
Als König, aufgedrücket,

Womit das Volk geschmücket

Sein Brautfest nur zum Hohne!

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