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gegen Fieber und Epilepsie. Der Amethyst, dessen Name: ,,Bewahrer vor Trunkenheit" bedeutet, war dem Bachus heilig und sein Besitzer konnte diesem Gotte huldigen, ohne sich zu berauschen. Der Rubin war ein Schutzmittel gegen Gift, er heilte Pestilenz und brach Sorgen und änderte die Farbe, wenn seinem Träger Unheil drohte. Die Koralle besass ganz hervorragende Eigenschaften: die Römer hängten ihren Kindern Korallenketten um, um sie vor ansteckenden Krankheiten zu bewahren, und wie beim Rubin, änderten auch die Korallen ihre Farbe, wenn eine Krankheit im Anzuge war. Halsbänder aus Bernstein schützten vor Krämpfen und bewahrten vor jeder Ansteckung.

Jedem Zeichen des Sternkreises und jedem Monat im Jahr war ein besonderer Edelstein heilig; und da die verschiedenen Steine verschiedene Heilkräfte besassen, die man für ihren Träger beständig wirksam machen wollte, so verfertigte man aus ihnen Amuletts mit 12 Steinen, um ganz sicher zu sein, zu jeder Jahreszeit einen glückbringenden Stein bei sich zu haben. Diese Ueberlieferung ist auch heute noch in manchen Ländern lebendig und viele Menschen glauben noch an die Kraft von Geburtstags- und anderen Steinen.

In alten Zeiten gab es auch Talismane aus Gold, auf denen die Sonne eingraviert war, um Ehren und Reichtümer und fürstliche Gunst dem Eigentümer zuzuwenden; silberne Talis

mane mit dem Bildnis des Mondes gegen Krankheit und Gefahren; Talismane aus Stahl, die unverwundbar machten; Talismane aus Zinn mit dem Bildnis des Jupiter, die Beredsamkeit und Erfolg in allen Unternehmungen gewährleisteten; wieder andere Talismane verhalfen zu Gelehrsamkeit und stärkten das Ge

dächtnis, verliehen glückliche Träume und verhüteten die Gicht. Der berühmte Gürtel, der vom Himmel fiel und mit Steinen besetzt war, wurde in Rom ehrfurchtsvoll aufbewahrt und schützte die Stadt vor Angriffen.

Auch in unseren Tagen benutzen die Orientalen den Türkis noch als Amulett und gravieren in ihn kurze Sinnsprüche aus dem Koran; in China schätzt man heute noch die Perlen wegen ihrer Heilkraft und es werden jedes Jahr enorme Mengen aufgelöst und als Medizin verschluckt.

Das Schaufenster.

Das Hasten und Jagen nach Erfolg hat heutzutage den Kaufmann veranlasst, seine besondere Thätigkeit nach aussen hin zu verlegen. Wohl oder übel muss er dem Ausspruche Vanderbilts » Woher sollen die Menschen wissen, dass ich etwas Gutes führe, wenn ich es ihnen nicht sage oder nicht zeige,« Rechnung tragen. Die Zeiten sind vorbei, in denen der Geschäftsmann sich nicht spezielle Mühe geben musste, seinen Kundenkreis zu erweitern, sondern ruhig warten konnte, bis die Abnehmer zu ihm kamen. Es ist nun zwar nicht erforderlich, die Aufmerksamkeit des Publikums durch marktschreierische Reklame auf sich zu lenken, dem Ladeninhaber ist ein anderer Weg geboten, sich dem Käufer bemerkbar zu machen. Dies ist vor allen Dingen die Ausstattung des Schaufensters. Nichts ist geeigneter, Rückschlüsse auf das hinter der Auslage Verborgene zu machen, als das Schaufenster, es ist die Seele, die Repräsentanz und gewissermassen die Visitenkarte eines jeden Geschäftsmannes. Es ist daher nicht verwunderlich, dass auf diesem Gebiete, besonders in der Ausschmückung und dem Arrangement des Schaufensters Hervorragendes geleistet wird, um den allzu ver

wöhnten Ansprüchen des Publikums zu genügen und hier hat hauptsächlich der Juwelier Gelegenheit, die Schönheiten und Kostbarkeiten seines Lagers erst in das rechte Licht zu stellen.

Juwelen und Goldwaren empfehlen sich zwar von selbst, der Juwelier hat es also nicht nötig, sich wie die grossen Modewarenhäuser kostspielige Dekorateure zu halten, es genügt für ihn eine geschmackvolle und übersichtliche Zusammenstellung seiner Erzeugnisse.

In den Grossstädten scheidet sich die Art der SchaufensterEinrichtung in zwei Teile, es kommen die feinen und die kouranten Lager in Betracht. Bei den Geschäften der ersten Art nehmen die Paradestücke den ersten Platz ein, um sie herum die weniger kostbaren Waren, die Einrichtung ist meist dunkel gehalten, sehr gut macht sich ein Hintergrund aus dunkelrotem Sammet, der die cremefarbenen oder weissen Kissen, Plättchen, Ständer u. s. w. besser zur Geltung kommen lässt. Elektrisches Licht erweisst sich als am vorteilhaftesten. Die mattweissen Birnen müssen jedoch in diskreter, die Harmonie nicht störender und den Gesamteindruck nicht beeinträchtigender

Weise angebracht sein. Wände und Reliefs aus geschliffenem Spiegelglas, die einzelnen kleineren Spiegel meist in blanke Messingleisten gefasst, vervollständigen ein schönes Bild der Auslage. Von Preisen an den Gegenständen ist nur höchst selten etwas zu bemerken, das Publikum der feinen Geschäfte betrachtet den Preis ja häufig als Nebensache.

Anders die Geschäfte mit Waren kouranter Art. Hier kommt es meistens auf die Massenwirkung an und es ist wahrhaftig keine Kleinigkeit, mehrere Schaufenster in übersichtlicher Weise so auszustatten, dass die Lust zum Kaufen geweckt wird.

Die Industrie für Schaufenstereinrichtungen bringt stets so reizende und praktische Neuheiten, dass dem Geschäftsmann das Arrangement seiner Waren bedeutend erleichtert wird. Von der früheren Gepflogenheit, die Stücke in Kasten und Kästchen, Fächer und Schubladen zu legen, ist man abgekommen, man verwendet elegante Armband-, Broche- und Ringständer, grosse mit Peluche überzogene und gebogene, am Rand verzierte Platten für übersichtliche Anbringung der so ausserordentlich modernen und fashionablen Fächerketten, ferner Glasplatten, die von der Decke herab an Ketten hängen, runde, viereckige, längliche, aber stets elegant geschliffene Glasständer für besondere Neuheiten. Die Anordnung der Waren muss übersichtlich und zweckentsprechend sein. Es fällt keinem Geschäftsmann, der auf moderne Auslage achtet, ein, Granat- und Silberbroches auf eine Platte zu stecken, der ängstliche Käufer muss vollkommen durch das Schaufenster orientiert werden, viele Leute scheuen es, einen Laden nur einer Anfrage wegen zu betreten, aus Furcht, moralisch zum Kauf gezwungen zu sein. Daher empfiehlt es sich für mittlere Geschäfte stets, den Preis bei jedem Stücke zu bemerken und zwar auf kleinen und kleinsten Etikettes, in ganz diskreter Weise, damit der Gesamteindruck der Juwelenauslage, die ja für den Laien immer ein Gegenstand des grössten Interesses und eine

erste Sehenswürdigkeit sein muss, nicht gestört wird. Ebenso ist eine tägliche Säuberung von Staub und Schmutz notwendig, denn das Schaufenster steht mit den unangenehmen Eigenschaften der Strasse leider zu sehr in Verbindung.

Ganz moderne, besonders dem Jugendstil huldigende Geschäfte verwenden neuerdings Etalagen, die mit dunkel- oder hellgrünem Fries bezw. Tuch bekleidet sind, die Gegenstände werden auf diesem Tuch mit kleinen bunten Nadeln in durchaus zwangloser, genialer Weise befestigt. Am Boden befinden sich olivgrüne oder dunkelrote, bezw. hellblaue Peluchedecken mit idealem Faltenwurf und auf bezw. zwischen den Falten liegen Gürtelschnallen, Bonbonnières, Visites, Schirmgriffe oder elegante emaillierte Herrensachen verstreut. Die Beleuchtung dieser Schaufenster erfolgt durch Glühlampen, die sich in kupfergetriebenen Rosenguirlanden befinden oder man verwendet weibliche Figuren und Amoretten aus Bronze, die diese leuchtenden Blumengewinde halten und des Abends eine ganz entzückende Wirkung hervorbringen. Den Hintergrund der Auslage bildet eine Glaswand aus bunten Scheiben zusammengesetzt und in blanken Metallstreifen gefasst. Dieses Schaufenster wirkt in seiner Einfachheit doch ausserodentlich und fast jeder Passant sieht sich veranlasst, die Waren einer mehr oder weniger genauen Besichtigung zu unterziehen.

Durch aufmerksames und liebevolles Eingehen auf die Wünsche der Kundschaft ist einem jeden Geschäftsmann Gelegenheit gegeben, seinen Umsatz zu vergrössern, sein Absatzgebiet zu erweitern, wenn er dann noch Sinn hat für das Schöne und einen offenen Blick für die Zeit, für die moderne Geschmacks- und Geistesrichtung und es versteht, diese Kenntnisse vor der Welt, dem grossen Publikum, zu entfalten, so wird der Erfolg sicherlich nicht ausbleiben!

Volkswirtschaft. Handelspraxis. Gesetzgebung.

Bijouteriefirmen, die in Russland Vertretungen besitzen, möchten wir auf einen Erlass der Russ. Regierung aufmerksam machen. Derselbe datiert vom 11./23. Febr. d. Js., und bestimmt, dass die Inhaber von Agentur-, Kommissions- und Speditionsgeschäften nur dann ihre Geschäfte betreiben dürfen, wenn sie eine Konzession erhalten, deren Erteilung von der Hinterlegung einer Kaution von 15000 Rubel abhängig gemacht wird. Der Erlass soll binnen zwei Monaten in Kraft treten. Die vor einiger Zeit durch verschiedene deutsche Zeitungen gegangene Mitteilung, dass nur die Reisenden der nach Russland arbeitenden Geschäfte die Steuer von Fr. 750 zu entrichten hätten, die Chefs aber von den Abgaben befreit seien, ist nach von uns an guter Quelle eingezogenen Erkundigungen unrichtig. Die Chefs unterliegen ebenso wie angestellte Reisende der Handelssteuer. Ein ausländisches Haus, welches in Russland reisen lässt, einerlei ob der Chef oder ein Angestellter 1st zur Zahlung der Handelssteuer, welche jeder russische selbständige Kaufmann entrichten muss, verpflichtet, also mit letzterem vollkommen gleichgestellt, mit der Ausnahme, dass ein ausländischer Reisender, also Nichtchef, das Handelspapier auf seinen Namen lösen kann und dann den Prikaschtschikschein nicht zu lösen braucht, während ein inländischer Reisender, dessen Haus ohnehin der Handelssteuer unterliegt, stets einen Prikaschtschikschein auf seinen Namen ausgestellt haben muss. Schon mehrfach haben wir in unserer Zeitschrift erwähnt, dass die Behandlung der Bijouterie waren auf den Zoll- und Punzierungsämtern eine rücksichtslose ist. Vor einem Eintrag in aufliegende Beschwerdebücher scheinen die dienstthuenden Beamten keine grosse Angst zu haben, denn die Beschwerden über die schlechte Behandlung laufen noch fortgesetzt ein. Die Geschäftslage in Russland ist keine besonders rosige, die Geschäfte sind momentan sehr still und man glaubt, dass es infolge der Weltausstellung in Paris noch ruhiger werden wird.

So versichern wenigstens einige der ersten Juweliere. Zahlungseinstellungen finden leider öfters statt. Gewöhnlich führen sie zu Arrangements von 20-60%, oft auch zu Prolongationen.

Firmen. Personalien.

Juwelier Wilhelm Rupp (Firma Joh. Friedr. Rupp) in Ansbach wurde der Titel eines Kgl. Hoflieferanten verliehen.

In Aachen starb vor Kurzem im schönsten Mannesalter der Inhaber eines der ersten Juweliergeschäfte, Herr S. B. Scholé.

Herr Friedrich Schäfer in Pforzheim konnte am 1. April d. J. auf eine 25jährige ununterbrochene Thätigkeit als Repräsentant und Vertreter des Hauses Bündert und Lettré in Berlin zurückblicken. Glückwünsche und Erinnerungsgaben an dem Ehrentag gingen dem Jubilar in reichstem Masse von allen Seiten zu.

In Karlsruhe (Baden) beging am 1. April der Hausmeister der Grossh. Kunstgewerbeschule, Herr J. Morr, die 25 jährige Wiederkehr des Tages, an dem er s. Z. in die Dienste der Schule getreten ist. Er war 14 Jahre lang als Diener in den früheren Räumen der Grossh. Landesgewerbeschule und 11 Jahre als Aufseher des KunstgewerbeMuseums und Hausmeister der Anstalt thätig. Eine Abordnung des Lehrerkollegiums überreichte am Jubeltage Herrn Morr eine prachtvolle Ehrengabe, wobei Herr Direktor Goetz in einer Ansprache der treuen Dienste gedachte, welche Morr während dieses Vierteljahrhunderts in der so gewissenhaften Ausübung seines Amtes geleistet hat.

Fasser Christoph Ullmer in Pforzheim feierte dieser Tage sein 25 jähriges Geschäftsjubiläum in der Ringfabrik Fr. Mahla. Aus diesem Anlass wurde der Jubilar sowohl von seinem Prinzipal, Herrn Fritz Mahla als auch von seinen Mitarbeitern mit schönen Gaben reichlich bedacht.

Vereine und Versammlungen.

Der Kunstgewerbeverein von Pforzheim hielt kürzlich eine Mitgliederversammlung ab, zu welcher Herr Kunstgewerbelehrer Rücklin den einleitenden Vortrag übernommen hatte. Anknüpfend an den Versuch des sächsischen Ministeriums, durch anschauliche Wandbilder geläutertes Kunst- und Stilverhältnis in den Handels- und Fachschulen Sachsens zu fördern, verbreitete sich der Redner in gewandter Ausführung über den Nutzen und die Notwendigkeit für den im Kunstgewerbe thätigen Kaufmann, einen geläuterten Geschmack sich anzueignen, um mit Vorteil der Vermittler zwischen dem Kunstgewerbetreibenden und seinen Abnehmern sein zu können. Der Vortragende verhehlte sich die Schwierigkeiten nicht, die der praktischen Ausführung dieses Gedankens entgegenstehen. Auch aus der Versammlung heraus wurde betont, wie viele speziell fachliche Anforderungen an den jungen Kaufmann gestellt werden, so dass nur mit grosser Mühe die Zeit herauszufinden wäre, in welcher derselbe auch diesen Bildungszweig mit nachhaltigem Erfolg zu pflegen imstande sein könne. Der Vorsitzende der Versammlung, Hesr Stöffler, glaubte aber nicht ohne Grund aus den zutage getretenen Anschauungen folgern zu dürfen, dass es als wünschenswert erachtet werde, die Anregung weiter zu verfolgen und eventuell beim Ministerium in diesem Sinn vorstellig zu werden. Herr Rücklin hatte mit vielem Geschick an den ausgestellten Wandbildern gezeigt, wie sich ungefähr das erstrebte Ziel erreichen liesse. Hierauf gab Herr Stöffler Kunde von den Bemühungen des Vereinsvorstandes um eine entsprechende Beschickung der Pariser Weltausstellung, auf welcher nach seiner Ueberzeugung die Pforzheimer Industrie in würdiger Weise ihre Adresskarte abgeben werde. Noch in anderer Beziehung hat sich der Vorstand angelegen sein lassen, für die hiesige Industrie Gewinn aus der Weltausstellung zu ziehen. Nachdem auf Vorschlag der Budgetkommission des badischen Landtags der Staatsbeitrag für die Entsendung von Fachleuten der einzelnen Gewerbegruppen und nicht zum wenigsten von Technikern und Arbeitern auf 50 000 Mark erhöht worden ist, hielt es der Vorstand für geboten, auch eine ausgiebige Vertretung von Technikern der Edelmetallindustrie zu sichern. Die Art und Weise, wie das für die Ausstellung in Chicago mit Glück geschehen, ermutigte den Vorstand, beim Gr. Ministerium in Karlsruhe dahin vorstellig zu werden, dass tüchtige Techniker, besonders Arbeiter, mit der Aufgabe nach Paris entsendet werden, im Spätjahr über ihre Wahrnehmungen und Erfahrungen daselbst in Versammlungen Bericht zu erstatten. Der Vorschlag, welcher grundsätzlich wenigstens die Zustimmung des Referenten für Handel und Gewerbe im Ministerium, des Herrn Geh. Oberregierungsrats Braun gefunden, geht dahin, 14 Techniker und zwar thunlichst je 2 Goldarbeiter, 2 Silberschmiede. 2 Ciseleure, 2 Fasser, 2 Emailleure, 2 Graveure und 2 Mechaniker abzuordnen, welche uuter fach- und platzkundig er Führung ihre Studien daselbst machen sollen. Es sei zu hoffen, dass die Regierung je 200 Mark Beihilfe für den einzelnen Arbeiter gewähre. Das Studium der mehr formalen und stilistischen Erscheinungen im Kunstgewerbe auf der Ausstellung werde den Lehrern an den Fachschulen obliegen. Wünschenswert wäre, dass vom Landesgewerbeschulrat auch den Lehrern die Auflage gemacht werde, darüber öffentlich zu berichten. Der Kunstgewerbeverein seinerseits werde die hiesigen Vertreter in den Stand setzen, nach Massgabe der dafür vorhandenen Mittel charakteristische Muster anzukaufen. Die Versammlung nahm diese Mitteilungen mit grossem Interesse auf und war auch mit dem Vorschlag einverstanden, diese Delegierten möglichst aus kleineren und mittleren Geschäften zu entnehmen, da ja die grossen Firmen in ihrem eigenen Interesse aus ihren Fabriken geeignete Techniker zur Reise nach Paris veranlassen werden.

Kunstgewerbliches. Fachschulwesen.

Eine Ausstellung von Gold- und Silberarbeiten, die für die Pariser Weltausstellung bestimmt sind, fand am 7., 8. und 9. d. M. in der Aula der Kgl. Zeichen-Akademie zu Hanau statt. Die ausgestellten Kunstwerke sind in der Lehranstalt von den Lehrern: Prof. Wiese, Prof. Offterdinger, Beschor, Hahn, und den Schülern: Türk, Pflaumer, Brassler, Jvenssen, Axthelm, Zwernemann, Wolf, Oberländer, Schrimpf, Thaut, Daumiller angefertigt worden.

Ein Kunstwerk ersten Ranges, aus der Werkstätte der Herren Gebrüder Friedländer, Hotjuweliere in Berlin, im Werte von Mk. 120000 hervorgegangen, ist ein sog. Brettspiel,,Salta", das ganz aus Gold und Juwelen besteht. Dieses Kunstwerk ist das teuerste Prunkstück, welches jeweils auf dem Gebiete des Spieles erzeugt wurde.

Zu der in Lörrach (Baden) stattfindenden Gewerbe- und Kunstgewerbe-Ausstellung haben sich etwa 300 Aussteller angemeldet. Die Metallwaren-Industrie ist mit 30 Ausstellern an zweiter Stelle, die Gruppe „Holzbearbeitung und Möbelindustrie" steht mit 70 Ausstellern oben an.

Die Monstranz der Pfarrkirche von Ahrweiler, ein wahres Juwel der mittelalterlichen Goldschmiedekunst, war in den letzten Tagen im erzbischöflichen Diocesanmuseum in Cöln ausgestellt. Das Kunstwerk aus der Blütezeit der Gothik ist bis jetzt vor jeder Restauration bewahrt geblieben, so dass sie sich in derselben Verfassung zeigt, in der sie vor etwa 480 Jahren für die Ahrweiler Kirche angefertigt ist, deren Patron, St. Laurentius, den oberen Baldachin füllt. Der central gehaltene flache Fuss, dessen acht teils zugespitzte, teils ausgekehlte Pässe mit eingeschnittenem sehr charakteristischem Blattornament dreifacher Abwandlung verziert sind, hat als Uebergang zum Schaft eine Galerie, deren Blenden mit Reliefschmelzbildchen versehen sind. Diesen entsprechen die acht früher gleichfalls emaillierten Pasten des masswerkdurchbrochenen flachen Knaufes, und von dem achtseitigen Trichter, zu dem der Schaft sich erweitert, gehen, durch eine reizende Masswerkkonsole vermittelt, vier Strebepfeiler aus, die dem ganzen Aufsatz die vierseitige Gestaltung geben. Die vier säulenbekrönten und geschmückten Aussenpfeiler leiten durch Streben zu dem Abschluss des Bergkrystallcylinders über, der von den vier Innenpfeilern' umgeben, unten und oben von durchbrochenen Börtchen mit Spitzbogenfries eingefasst ist. Vier Schwibbögen halten Kuppel bildend, den Baldachin unten, vier oben, zu den Fialen und dem schlanken Helm überleitend, dessen Bekrönung in einer Kreuzblume mit Doppel-Krucifixus besteht. Die Lunula (für die h. Hostie) wird von einem knieenden Priester gehalten. Im architektonischen Aufbau ungemein harmonisch und elegant, in der Ornamentik überaus vornehm und durchaus einheitlieh, ist diese Monstranz, an die glücklicherweise kcine neuerungssüchtige Hand sich gewagt hat, von entzückender Wirkung, ein geradezu mustergültiges Vorbild. Geringfügige Reparaturen, die in der Werkstätte des Hofgoldschmieds Hermeling vorgenommen wurden, waren die Veranlassung, dass das Kunstwerk nach Köln gebracht wurde und gaben so Gelegenheit zur Ausstellung desselben für einige Tage.

Handel und Verkehr.

Für die deutsche Gold- und Silberwaren-Industrie ist Italien noch ein sehr gutes Absatzgebiet. Dies ist vor allem dem Umstand zuzuschreiben, dass die Fabrikation in Italien noch sehr im Argen liegt und lange nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken. Aus diesem Grunde sehen sich die Juweliere genötigt, in anderen Ländern Umschau zu halten. Pforzheim ist für sie der Haupteinkaufsort, wie schon aus der Statistik hervorgeht. Die Einfuhr deutscher Gold- und Silberwaren nach Italien betrug im Jahre 1898 rund 2 Millionen Mark, während die Schweiz nur ca. Mk. 600000, Frankreich ca. Mk. 160000, Oesterreich-Ungarn ca. Mk. 50000, die Vereinigten Staaten von Amerika ca. Mk. 25000 und andere Länder ca. Mk. 30000 einführten. Dabei sind Ketten nicht gerechnet. Die Einfuhr derselben repräsentiert auch einen Wert von 12 Millionen Mark, wovon natürlicher Weise Pforzheim wieder den grössten Anteil hat, dann folgt Frankreich. In Silberwaren betrug die Einfuhr Deutschlands ca. Mk. 400000. Diejenige der Schweiz ca. Mk. 120000, von Frankreich ca. Mk. 50000 und anderen Ländern ca. Mk. 12000.

Die Pforzheimer Industrie umfasste nach dem Pforzh. Beob." im Jahr 1899 504 Betriebe, in welchen 14063 Vollarbeiter (mit je 300 Arbeitstagen pro Jahr) beschäftigt waren. Diese Betriebe und Arbeiter verteilen sich auf die verschiedenen Zweige der Industrie wie folgt (Betriebe sind in Klammer angegeben): Schmuckwaren aus Gold, Doublé etc., dahin gehören Broches, Armbänder, Anhänger, Kreuze, Nadeln, Crayons, Ohrringe, Knöpfe, emaill. Artikel etc. (292) 7480; Verfertigung von Ketten in Gold, Silber, Doublé und Metalí (77) 3325; Fingerringe aller Art (42) 1187; Silberschmuck und kleine Gebrauchsgegenstände wie Dosen, Feuerzeug etc. (18) 680; Chatons, Gallerien, Perlen, Kugeln, Pampillen etc. (11) 201; Doubléfabriken, Estamperien und Prägeanstalten (9) 370; Pressereien, Randelanstalten (18) 62; Vergoldung, Versilberung etc. (12) 56; Grosse Silber- und Neusilberwaren (Tafelaufsätze, Jardinières, Bestecke) (3) 341; Gekrätzund Scheide-Anstalten (7) 76; Edelstein-, Halbedelstein- und GlasSchleifereien (7) 32; Metallkapseln, Zinntuben (2) 118; Metallkurzwaren (Fingerhüte, Bilder-Ständer) (3) 94; Metallgiessereien und -Drehereien (3) 41. Im Jahr 1896 wurde zum letzten Mal eine genaue Zusammenstellung der hiesigen Betriebe angefertigt, der Vergleich dieser Zusammenstellung mit der heutigen ergiebt die Thatsache, dass die Gesamtzahl der Betriebe um 12 abgenommen, die Zahl der Arbeiter hingegen um 1712 zugenommen hat. Auch hier ist demnach der Zug der Zeit bemerkbar, dass die kleinern Geschäfte durch den Grossbetrieb verdrängt werden; immerhin ist es sehr erfreulich, konstatieren zu können, dass die Arbeiterzahl in unserer Industrie sich so wesentlich vergrössert hat.

Die kürzlich in Pforzheim stattgehabte Generalversammlung der Wahlberechtigten zur Handelskammer war besser besucht, als manche ihrer Vorgänger. Beim Voranschlag beanstandete Herr

Stöffler, dass für die Arbeit zur Vorbereitung der Handelsverträge zu wenig vorgesehen sei. Es genüge nicht, dass die Kammer auf Tagungen und Kongressen, auf welchen die künftigen Handelsverträge besprochen werden, vertreten sei. Die Kammer müsse in Gemeinschaft mit den Vertretungen für Hanau und Gmünd darauf bedacht sein, für sich geeignetes Material zu beschaffen, und in die Agitation dafür einzutreten, dass die Handelsverträge exportfreundlich ausfallen. Die Edelmetallindustrie müsse sich selbst zur Geltung bringen, damit ihr die bisherigen Absatzgebiete nicht verschlossen werden.

Allgemeine Gold- und Silberscheide-Anstalt, Pforzheim. In 1899 bleiben Mk. 49465 (i. V. Mk. 33941) Bruttogewinn, woraus 7 pCt. (i. V. 6 pCt.) Dividende auf Mk. 375000 Aktienkapital verteilt werden (75 pCt. Einzahlung auf Mk. 500 000).

Bei den dreizehn schweizerischen Kontrollämtern für Gold- und Silberwaren wurden im Monat März im ganzen 345 416 Uhrenschalen gestempelt, wovon 56 302 goldene und 289124 silberne.

Der Bericht der jährlichen Generalversammlung der Handelskammer zu Genf betont, dass neben der Uhrmacherei, dem Maschinenbau und der Chemischen Industrie die Bijouterie sowohl in Bezug auf Produktion, als Ausfuhr bedeutend zugenommen und mehrere neulich geschaffene Unternehmunger. und neue Industriezweige in Genf hätten sehr zufriedenstellende Ergebnisse aufzuweisen.

Technisches.

Beize zum Antimonfärben des Messings. Werden 15 g Brechweinstein und 15 g präpar. Weinstein in 500 g ( Liter) heissem Wasser aufgelöst, dazu noch 45-60 g Salzsäure und 45-60 g gepulv. Antimon gefügt, so überzieht sich Messing in der bis zum Kochen erhitzten Flüssigkeit mit prachtvollen Antimonfarben. Auf diese Weise ist es möglich, Gegenständen aus Messing die Farbe von Gold, kupferrot, violett oder blaugrau zu erteilen, und zwar je nach kürzerem oder längerem Verweilen der Gegenstände in der Flüssigkeit. Diese Antimonfarben besitzen ein prachtvolles Lüster, sind dauerhaft und verändern sich an der Luft niemals.

Beize zum Blaubeizen von Messing. Man löse 10 g Antimonchlorür in 200 g Wasser und setzt 30 g reine Salzsäure zu. In diese Lösung bringt man den warmgemachten Messinggegenstand bis er blau geworden ist, alsdann wäscht man denselben und trocknet ihu in Sägespänen.

Beize zum Brünieren von Kupfer. Man bereite eine Lösung aus 5 g essigsaurem Kupfer (kristall.), 7 g Salmiak, 3 g Essigsäure und 85 g Wasser. Gebrauchs-Anweisung: Die zu brünierenden oder bronzierenden Gegenstände, z. B. Medaillen, Kupfermünzen u. dergl., werden gut gereinigt oder womöglich blank poliert, hierauf stark erwärmt und in obige Lösung getaucht und so lange darin liegen gelassen, bis sie eine rotbraune oder braungelbe Farbe angenommen haben, alsdann werden sie mit Wasser abgespült, getrocknet und hiernach mit Terpentinöl, in dem etwas gelbes Wachs aufgelöst wurde, eingerieben.

Beize zum Brünieren von Eisen und Stahl. Zum Brünieren oder Braunmachen von Eisen und Stahl werden verschiedene Mittel angewendet und zwar: Eine Auflösung von Eisenvitriol, der man zur Beschleunigung der Wirkung etwas Salpetersäure zusetzt; oder: Eine Lösung von Jod in Weingeist (Jodtinktur), wobei sich Jodeisen bildet, das an der Luft sehr leicht unter Aufnahme von Sauerstoff in Eisenoxyd verwandelt wird und dadurch dem Eisen die braune Farbe erteilt. Um Eisen oder Stahl zu brünieren, bedient man sich auch der Spiessglanzbutter (Chlorantimon). Man reibt zu diesem Behufe das Chlorantimon mit Olivenöl zu einer seifenartigen Masse an und trägt diese sodann mittelst eines Tuchbausches ganz dünn, aber gleichmässig, auf die zu brünierenden Teile. Nach ca. 24 Stunden nimmt man mit einem eingeölten Tuche den entstandenen Ueberzug oder Rost (ein dünner Ueberzug von Eisenoxyd und metallischem Antimon) so gut als möglich weg und wiederhole die Operation. Nach weiteren 24 Stunden zeigen sich dann die Gegenstände mit einer sehr festsitzenden Schicht überzogen, welche man zum Schlusse mit einer Auflösung von Wachs in Terpentinöl überzieht und mit leinenem Lappen abreibt. Die Selbst-Herstellung der Antimonbutter in reinem Zustande ist umständlich; für den gewünschten Zweck genügt es aber, gewöhnliches Schwefelantimon mit der 4- bis 5fachen Menge starker Salzsäure längere Zeit zu erhitzen und die entstandene Lösung des Dreifach Chlorantimons nach dem Abgiessen von dem unlöslichen Bodensatze durch Eindampfen zu kondensiren.

Vermischtes.

Die Tabatièren Friedrichs des Grossen. Die Vorliebe des „alten Fritz für Schnupftabakdosen ist bekannt. Man sagt, dass er davon

etwa 1500 besessen habe, unter welcher Anzahl sich eine ganze Reihe sehr kostbarer befanden, da der König jedes Jahr von den Berliner Goldschmieden mehrere nach seinen eigenen Entwürfen und Angaben anfertigen liess. Im Kronschatze befinden sich jetzt noch 14 Dosen aus schlesischem Chrysopras und Achat mit meisterhaften Goldfassungen und herrlichen Brillantverzierungen, die uns ein Bild von des Königs teuerem Geschmacke geben. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass der Monarch alle diese kostbaren Dosen zu eigenem Gebrauche anfertigen liess, denn die im Hohenzollern-Museum aufbewahrte, aus welcher er bis zu seinem Tode schnupfte, ist sehr einfach gehalten; vermutlich dienten die Dosen meist zu Geschenken an verdiente Generale und andere bevorzugte Persönlichkeiten. Im vorigen Jahr war in der Eremitage in St. Petersburg eine sehr hübsche und kostbare Dose von demselben Werte wie die im Berliner Kronschatz aufbewahrten zu sehen, welche, wie man erzählt, von Friedrich dem Grossen einem seiner tapferen Generale verehrt worden ist. In der Dose befand sich noch ein in des Königs eigener Handschrift mit folgenden Worten beschriebener Zettel: Hier schenk' ich ihm das, heb' er es wohl auf, denn es ist kein Dreck! Es ist schwer zu ermitteln, wie diese Dose nach St. Petersburg gekommen ist, man vermutet, dass sie den Russen im Laufe des siebenjährigen Krieges als Beute in die Hände gefallen ist. Was ist nun aus der grossen Dosensammlung Friedrichs geworden? Wenn sie wirklich so umfangreich war, wie Dieudonné Thiébaut in seinen „Erinnerungen an Berlin", (veröffentlicht Paris 1805), berichtet, so ist sie unter seinen Nachfolgern zweifellos zu Geld gemacht worden und zwar in den Notjahren unter Friedrich Wilhelm III.; ein zeitgenössischer Schriftsteller, Peter Hammer, stellt in seinen 1808 in Köln erschienenen Memoiren fest, dass man dem Nachlasse des Königs wenig Pietät bewies, da selbst Sanssouci seit seiner Zeit ein ganz anderes Aussehen erhalten hat. Erst der romantische König Friedrich Wilhelm IV. hat das Andenken des grossen Friedrich durch Wiederherstellung des seinen Geist verewigenden Schlosses wieder zu Ehren gebracht.

Die Gründung einer Aktiengesellschaft in Reichenstein, welche aus den dortselbst massenhaft lagernden Schlacken Gold gewinnen wollte, erregte im vorigen Jahre Aufsehen. Reichenstein wurde vielfach um den Aufschwung, den es nehmen müsse, beneidet. Nunmehr ist, der „Frankenstein-Münsterb. Ztg." zufolge, über das Vermögen dieser Aktiengesellschaft das Konkursverfahren eingeleitet worden. Es war also nicht alles Gold, was glänzte.

Ohm Pauls Berloque, welches er an der Uhrkette trägt, besteht aus einer gefassten Goldmünze, die vor Jahren, als die Goldminen noch nicht entdeckt waren, einmal den ganzen Barbestand der Transvaal-Republik ausmachte. Ohm Paul bemerkte damals: Das Gold und das Glück sind nun zu Ende. Doch haben sich glücklicher. weise die Verhältnisse seither sehr zu Gunsten der Buren geändert und Ohm Paul glaubt, dass dies so lange dauere, als er sein Berlouge als Talisman trägt.

In einem Goldfelde der Kolonie Viktoria wurde ein Goldklumpen von nicht weniger als 106, Unzen (rund 5 Kilogramm) gefunden. Der Klumpen war sehr glatt und vom Wasser gerundet.

Für 10 Mark zur Weltausstellung nach Paris. Zu dieser anscheinend einen Scherz enthaltenden Anzeige wird geschrieben: Die betreffende Anzeige ist völlig ernst zu nehmen. Beschränkt ist das Anerbieten allerdings auf die Städte Köln, Düsseldorf etc., sodass die Reisekosten von nördlicher oder östlicher gelegenen Stationen hinzukommen würden. Dass die von der unternehmenden Gesellschaft Noyues, Bonnay & Co. in Paris vertragsmässig zugesicherten Leistungen, freie Hin- und Rückfahrt in zweiter Klasse, Aufenthalt und Verpflegung in ersten Hotels an 7 Tagen einschliesslich zweimal Wein täglich, 7 Eintrittskarten zur Ausstellung und eine Reihe anderer Vergünstigungen, nicht für 10 Mk. zu beschaffen sind, ist klar. Die Lösung des Rätsels liegt darin, dass jeder in Wirklichkeit nicht 10 Mark, sondern 10 und 50 gleich 60 Mark einzuzahlen hat, für die er ausser dem eigentlichen Reise- und Aufenthaltsbonds noch 5 Scheine erhält, die er zu je 10 Mark und gleicher Verpflichtung unterbringen muss. Da er durch den Verkauf 5 mal 10 gleich 50 Mk. zurückerhält, so kostet ihm sein Bon thatsächlich nur 10 Mk., und beruht insofern die Angabe auf Wahrheit. Jeder Käufer eines Anteils muss je 5 neue Teilnehmer anwerben. Diese Art Werbung in geometrischer Progression wird in kurzer Zeit Riesenziffern angeben.

Verkauft jemand 5 Anteile, so muss die erste Reihe Käufer schon 25, die zweite 125, die dritte 625, die vierte 3125 unterbringen, womit schon 3900 an den Mann gebracht wären. Das alte ReklameSchlagwort: „Die Masse muss es bringen", hält hier natürlich nicht stand, da für jeden Reisenden etwa 180 Mk. Zubusse zu zahlen sind. Der Tric" der Unternehmer beruht vielmehr auf der sicheren Voraussetzung, dass die Möglichkeit, fernere Teilhaber zu gewinnen, einmal aufhört und diese Letzten" dann nicht im Stande sind, die je 5 Scheine los zu werden und daher ihre 60 Mk. verlieren. Diese verfallenden je 60 Mk., die im Falle starker Beteiligung eine ausserordentlich grosse Gesamtsumme bilden werden, machen den Bruttogewinn der Gesellschaft aus. Den Letzten beissen die Hunde";

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dies Sprichwort kennzeichnet das Geschäft, das im ganzen betrachtet die Bezeichnung „Humbug" verdient. Andererseits liegt in dem Verkauf solcher Anteile, wenn man den Käufer, wie dies eine selbstverständliche Pflicht ist, genau darüber unterrichtet, welche Verpflichtung er übernimmt und welches Risiko er eingeht, durchaus nichts Anstössiges, und die kleine Arbeit bezahlt sich in ungewöhnlicher Weise und ermöglicht manchem die Reise zur Weltausstellung, der sonst zu Hause bleiben müsste. Die Gefahr, an den Scheinen hängen zu bleiben und zu den „Letzten“ zu gehören, wächst natürlich mit der fortschreitenden Geburt neuer Reihen Teilnehmer, sodass schleunigster Kauf und Verkauf für diejenigen ratsam wäre, die sich auf die Sache einzulassen Neigung haben. Also macht auch in Frankreich die Hydra schon Schule.

Ein Goldschmied berühmten Andenkens. Gewisses Aufsehen erregte vor einiger Zeit in Rom ein Begräbnis, bei dem sämtliche Kardinäle und Bischöfe in ihren scharlachroten und purpurnen Festgewändern erschienen. Man glaubte allgemein, dass eine hervor. ragende oder sehr vornehme Persönlichkeit zu Grabe getragen wurde. Dem war aber nicht so. Auf Anordnung des Papstes erwies man diese höchste Ehre einem schlichten Arbeiter, der jedoch nicht zu der gewöhnlichen Menge gezählt werden durfte. Pietro Santelli, wie alle seine Ahnen ein Goldschmied, konnte seinen Stammbaum in direkter Linie bis zurück zum 15. Jahrhundert nachweisen und die Familie lebte stets in demselben Hause in unmittelbarer Nähe des Vatikans. In dem einfachen kleinen Laden, der nie nach dem Geschmack des Tages renoviert worden ist, wurde seit langer Zeit die „Rose d'Or“ angefertigt, die der Papst derjenigen Königin überreichen lässt, deren „Betragen während des verflossenen Jahres das beste war, wie Leo XIII. scherzhaft zu sagen pflegt. Diese goldene Rose kostet Sr. Heiligkeit jedesmal die bescheidene Summe von 40000 Lire. Die Santellis allein erhielten 16000 Lire, doch nahm die überaus mühselige Arbeit auch fast das ganze Jahr in Anspruch. Aus massivem Golde hergestellt, misst der Stil der Rose nahezu vier Fuss. Die grosse Blüte, die eher einer Hundsrose als einer vollen Garten-Centifolie ähnelt, ist aus einzelnen Blättern zusammengesetzt, auf denen der Name des hohen Gebers und die verschiedenen Tugenden der Empfängerin eingraviert sind. Die Blumenblätter erstrahlen überdies von zahllosen winzigen Brillanten, die den himmlischen Thau darstellen. Dieser riesige Rosenzweig wurde früher in einen eleganten, mit himmelblauem Atlas gepolsterten Kasten gebettet, der mit wundervoll ciselierten kleinen Silberrosen ausgelegt war. Seit der Papst aber im Jahre 1892, als er der Königin Amalie von Portugal die Goldrose übersandte, eine enorme Extrarechnung für das kostbare Etui begleichen musste, entschloss er sich, in Zukunft ökonomischer zu sein und die Rose nur in ein seidenes Tuch zu hüllen und auf einer Unterlage von Watte in einen bescheidenen Karton zu plazieren. Das Senden der Rose d'Or kostet nicht weniger als 24000 Lire. Diese ansehnliche Summe empfangen nämlich die beiden aus dem ältesten römischen Adel zu dem Vertrauensamt gewählten Ueberbringer für ibre Mühe. Recht kompliziert ist die Ceremonie bei der Ueberreichung des päpstlichen Geschenks. Eine Gala-Hofequipage, die mit einer Guirlande frischer oder künstlicher weiser Rosen geschmückt ist, erwartet die Abgesandten des Kirchenfürsten am Bahnhof. Im Hof des königlichen Palastes müssen die vornehmen Gäste aus der ewigen Stadt von einem in Paradeuniform dort aufgestellten Regiment mit Trommelwirbel begrüsst werden. Der ältere der zwei päpstlichen Sendboten trägt nun die Rose mit hocherhobenen Händen bis zu dem Empfangssalon, wo er sie auf ein zu dem Zwecke bereitstehendes Tischchen niederlegt. Gleich darauf wird in der Schlosskapelle von dem Bischof eine Messe gelesen, während der die Königin unter einem weissen Baldachin sitzt. Dann begiebt man sich in den Thronsaal und hier nimmt Ihre Majestät auf einem mit den Herrscher-Emblemen geschmückten Sessel Platz. Neben ihr lässt sich der ältere Abgesandte nieder, der jüngere dagegen steht in ehrerbietiger Haltung vor ihr und liest mit lauter Stimme ein Handschreiben des Papstes. Dreimal schwingt er dabei langsam den goldenen Zweig hin und her und überreicht ihn schliesslich dem Prälaten. Dieser lehnt die Rose mit leise gemurmelten Segensworten an das Herz der Königin und sagt dann: ,,Ecce Rosa mystica, donum Sanctissimi Patris". Die erlauchte Empfängerin küsst die goldene Blume und antwortet: „Deo Gratias." Mit einem rauschenden Tedeum endet die Ceremonie. Die Boten des Pontifex werden sofort von der Hand des Königs oder der Königin mit dem höchsten Orten des Landes dekoriert.

Die Jawelier-Abteilung auf der Pariser Weltausstellung wird besonders glänzend“ ausfallen. Die Besucher werden u. a. einen grossen Rubin bewundern, der einen Wert von 1 Million besitzt. Der Eiffelturm wird sich ihnen von Diamanten erbaut zeigen. Doch fragt sich's, ob gerade die französische Juwelierkunst den Vogel abschiesst. Eine russische Firma stellt eine Landkarte von Frankeich aus, die aus lauter Edelsteinen angefertigt ist. (Wir haben bereits früher darüber berichtet. Red.) Man sieht darauf 80 Departements in Jaspis-Steinen von verschiedenen Nuancen. Zwei Departements sind von rotem, zwei von weissem Quarz, zwei von rotem Nephrit. Die Flüsse bestehen aus Platin-Fäden, das Meer aus Lapis-Lazuli.

106 Städte siud durch verschieden wertvolle Edelsteine markiert, 21 durch Ametbyste, 25 durch Bergkristalle, 35 durch _Turmaline. Paris ist dargestellt durch einen 5karätigen Hyacinth, Lyon durch einen sibirischen Topas, Lille durch einen Rubin, Reims durch einen Granat, Le Havre durch einen Smaragd, Rouen durch einen Saphir. Die Karte steht auf einer Tafel von Marmor mit Silberbeschlag. Der Aufsichtsdienst der Juwelier-Abteilung ist, wie man sich denken kann, besonders scharf. Ausser den gewöhnlichen Aufsehern wurden eine ganze Anzahl Detektivs dorthin beordert, denn nirgends ist das alte Sprichwort von der Vorsicht besser angebracht als hier, erinnert man sich doch, dass vor einigen Jahren bei einer Weltausstellung eine Diebesbande einen unterirdischen Gang bis nach der JuwelierAbteilung gegraben hatte und dass der Anschlag nur durch einen Zufall entdeckt wurde.

Perlen aus Fischschuppen herzustellen, versucht ein französischer Chemiker, Mr. Covert in Lyon, vermittelst eines Verfahrens, das darin bestehen soll, dass die Schuppen unter gleichzeitiger Einwirkung einer in ihrer Zusammensetzung noch nicht bekannt gewordenen Flüssigkeit einem starken Drucke ausgesetzt werden. Der Erfinder hat sich be reits grosse Mengen von Fischschuppen (die Schuppen des Stōrs sollen sich besonders eignen) von frisch getöteten Tieren kommen lassen, die mit Salz in Versandbehältern verpackt sind. Es ist nach den stattgehabten Versuchen nicht ausgeschlossen, dass dieser Abfallstoff" noch der Nährboden für eine besondere Industrie wird.

Fund. In voriger Woche wurden beim Ausgraben eines Bauplatzes in Langensall (Oberamt Oehringen, Württemberg) ein irdener Topf voll alter Münzen gefunden. Es sind ca. 800 Stück Silbermünzen, darunter 4 Stücke in der Grösse von Konventions thalern, 130 Stück Drittelst haler und Sechsbätzner und ca. 640 Stück in der Grösse der früheren Groschen. Auf diesen Münzen kann gelesen werden Hispaniae rex dux, sowie die Zahlen 1560, 1565, 1664 und 1665. Die alten Münzen wurden dem Königl. Münzkabinett zur Verfügung gestellt.

Ein ebenso interessanter als wertvoller Fund ist in einem Gasthause in Bruchsal gemacht worden. Unter einer Thürschwelle verborgen fand man eine grosse Menge Goldmünzen, 75 an der Zahl, kleine und grosse, sogar von der Grösse eines Zweimarkstückes und zwar meist österreichische und französische Münzen aus dem vorigen Jahrhundert mit den Bildnissen von Kaiser Franz Josef II., Franz II. und Ludwig XVI., eine auch mit dem Bilde Kaiser Leopolds aus dem Jahre 1694. Der Wert des Fundes ist noch nicht festgestellt, dürfte aber ein ganz bedeutender sein.

In Dirnholthausen bei Stockum stiessen Arbeiter bei Fundamentgrabungen plötzlich auf eine Erzbank. Das Erz wurde untersucht und festgestellt, dass dasselbe einen Silbergehalt besitze. Mit dem Erzgraben ist bereits begonnen worden.

Ein merkwürdiges Kunststückchen. Dass man einen Silberthaler mittels einer Nähnadel auf einen Tisch nageln kann, wird manchen Leser unmöglich scheinen und doch geht es an. Man nehme ein Stück Seife und drücke eine Nadel gerade durch dasselbe durch, so, dass ihre Spitze mit der einen Seite abschneidet, das Oehr noch auf der anderen um einige Millimeter hervorragt. Alsdann lege man einen Thaler auf einem Tische so auf, dass sich unter ihm das Tischbein befindet, lege die Seife mit der Nadelspitze nach unten auf die Mitte des Thalers und gebe mit einem kräftigen Hammer in gerader Richtung einen Schlag auf den vorstehenden Nadelteil. Ihre Spitze wird hierdurch nicht nur den Thaler durchstechen, sondern auch noch einige Millimeter in das Holz des Tisches hineingestossen. Der Eindruck des Kunststückchens ist ein ganz überraschender, die Wirkung der Nadel beruht einfach darauf, dass die Seife sie vor dem Verbiegen schützt und sich so die Wucht des Schlages des Hammers in ihrer ganzen Länge nach der Spitze zu fortpflanzt. Auf einer elastischen Unterlage wird der Schlag von geringerer Wirkung sein.

Einbruchsdiebstähle etc.

Planmässig beraubt werden seit einiger Zeit in den Städten und grösseren Gemeinden Westfalens und Rheinlands Goldwarenläden. Bald wird hier, bald da ein Laden erbrochen, stets wissen die Diebe die wertvollsten ausgestellten Sachen zu erlangen. Die Diebe gehen immer in derselben Weise zu Werke, sie heben die Rolläden in die Höhe, schneiden die Schaufensterscheiben durch oder bohren sie an und rauben dann drauf los. Kürzlich wurde in dem Städtchen Lünen bei Goldarbeiter Parsen ein so'cher Einbruch verübt, wobei eine Menge wertvoller Sachen gestohlen worden sind. Die Polizei geriet mit den Dieben ins Handgemenge; einem hat ein Beamter mit dem Revolver ins Gesicht geschossen, auf beiden Seiten wurde geschossen, ein Beamter wurde zu Boden geschlagen. Unter dem Schutze der Nacht entkamen die Raubgesellen. Wie die Polizei vermutet, handelt es sich wahrscheinlich um eine Bande Italiener, die nach einem gewissen Plane arbeitet und überall Vertreter hat. In Herne wurde vor einiger Zeit bei Italienern ein ganzer Wäschkorb voll Goldsachen

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