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Agnetdeln, Tartlau, Leblang, Marktschelken, Birthälm etc. ausgestellte Kelche und Kannen, sowie prächtiger altsächsischer Frauenschmuck, ausgestellt vom Baron Brukenthalischen Museum, von Ernst Lüdecke und Frau Johanna Rieger aus Hermannstadt, vervollständigen eine hochinteressante Kollektion."

Ein aus 1634 stammender silberner Becher von hohem Kunstwerte ist vor kurzem in Kronstadt entdeckt worden. Der Becher, ein Werk des berühmten Kronstädter Goldschmiedes Igell Bartos, wird nach Paris zur Ausstellung gesandt werden.

Ausstellung moderner Medaillen in Wien. Im österreichischen Museum in Wien bietet sich z. Z. eine interessante internationale Ausstellung von Medaillen dar. Vertreten sind von französischen Künstlern: Charpentier, Roty, Vernon, Vernier, Condray, Henri Dubois, der Pole Trojanowsky, Paul Dubois; von deutschen: Kowarzik, Hildebrand, Hahn, Hugo Kaufmann, Max Gube, Alois Borsch und Herm. Dürrich. Hans Frei-Basel fällt als der einzige Schweizer mit einer Leistung von Bedeutung auf. Oesterreich ist begreiflicherweise am stärksten vertreten: Anton Scharff, Tauterhayn, Prof. Schwartz etc. und einige jüngere Künstler: Breithut, Pawlik, Marschall etc. haben ausgestellt.

Handel und Verkehr.

Eine ernste Mahnung, nicht zu vertrauensselig zu sein, spricht aus der Verhandlung, die sich kürzlich gegen v. Kriegsheim u. Gen. vor dem Berliner Gerichtshof abspielt. Bei dem unter anderen zur Verhandlung kommenden Fall des gegen den Juwelier Sele Cohn verübten Betruges handelt es sich nach der Behauptung des Zeugen Cohn um folgende Vorgänge: v. Kriegsheim ist eines Tages als Offizier und Bankdirektor v. Kriegsheim zu dem Zeugen gekommen, um einen Schmuck für einen Bekannten zu besorgen. Auf den Namen des V. Kriegsheim hin überliess der Zeuge ihm einige Schmucksachen, ein Ring wurde bezahlt und die übrigen Schmuckgegenstände wurden zurückgegeben. Diese Thatsache und das Vertrauen auf den Namen v. Kriegsheim veranlassten Herrn Cohn, einen bald darauf von Kriegsheim für einen anderen Offizier verlangten Schmuck im Werte von 2400 Mark ihm anzuvertranen. Es wurde verabredet, dass die Rückgabe des Schmuckes nach einigen Tagen erfolgen, bei Ausbleiben der Rückgabe dieser aber bezahlt werden sollte. Čohn erhielt aber weder den Schmuck zurück, noch das Geld, er drohte mit gerichtlichen Schritten und erhielt dann den Pfandschein über den Schmuck zugesandt mit dem Bemerken: „Der Offizier habe den Schmuck versetzt." Der Versatz war auf den Namen v. Kriegsheim erfolgt, und Herr Cohn musste aus eigenen Mitteln die Einlösung bewerkstelligen. Der offensichtlich schwer kranke Zeuge wird bei der Erörterung dieser Vorgänge wiederholt von heftiger Gemütsbewegung gepackt; er erklärt dies damit, dass die Erinnerung an seine Verluste ihn in hochgradige Erregung versetze. Er sei Vater von zehn Kindern und habe durch seine Verbindung mit anderen Kavalieren, wie Senfft-Pilsach, v. Egloffstein, Herrn Renz etc., sein ganzes Vermögen verloren. Der Vorsitzende beklagt das Schicksal des Zeugen, stellt aber fest, dass der Angeklagte v. Kriegsheim bei der Entnahme des Schmuckes keine falschen Vorspiegelungen gemacht habe und eventuell kein Betrug, sondern Unterschlagung vorliegen würde. Die Gerichte haben nicht die Aufgabe, allzu vertrauensselige Geschäftsleute vor Verlusten zu bewahren. Solange die Geschäftsleute ohne Besinnen vor jedem adligen Namen ihre Verbeugung machen und lediglich auf diesen Namen hin alles hingeben, solange werden sie auch von Leuten à la Kriegsheim ausgebeutet werden, und wollte man alle diese Leute ins Gefängnis bringen, dann würden letztere kaum ausreichen.“ Der Vorsitzende stellt noch fest, dass der Angeklagte v. Kriegsheim in einer Woche 11 Uhren und 18 goldene Ketten versetzt hat.

De Beers Consolidated Mines. Der Entsatz Kimberleys, sowie die Nachricht, dass der Gewinn der Gesellschaft für 1898/99 2 Mill. Lstr. betrage, haben zahlreiche Deckungen und Käufe veranlasst, sodass sich die Aktien wieder ihrem höchsten Kursstand genähert haben. Die

bevorstehende Wiederaufnahme des Betriebs würde die Ausschüttung der suspendierten Dividende ermöglichen; auffallenderweise geschieht derselben jedoch bisher keine Erwähnung und das Erträgnis des laufenden Jahres wird natürlich unter der viermonatlichen Betriebseinstellung zu leiden haben, dagegen ist auf eine Erhöhung des Verkaufspreises der Diamanten zu rechnen. Man spricht hier von einem Satze von 36-37 sh, an Stelle des vorjährigen von 32 sh 6 d. Briefe nach den deutschen Kolonien kosten nunmehr bis 15 Gr10 und schwerere 20 Pfennige. Bisher mussten 20 bezw. 40 Pfennige gezahlt werden.

Technisches.

Die neue Hartlötmasse von 0. Lenger & Co. In der Quartalversammlung der Berliner Goldschmiede-Innung und der Freien Ver

einigung am Schlusse des vorigen Jahres wurde von dem Herrn Marineingenieur Leissner ein Vortrag über die neue Hartlötmasse von O. Lenger & Co. gehalten. An den Vortrag selbst schlossen sich Lötversuche mit der betr. Hartlötmasse. Dieselben fielen zur allgemeinen Zufriedenheit aus. Man hat nun über den Gebrauch dieser neuen Lötmasse aus Gold- und Silberschmiedekreisen bezüglich der praktischen Verwendbarkeit wenig in Erfahrung bringen können und dieser Umstand veranlasste mich, mir eine Probe von dieser Hartlötmasse zu verschaffen, um sie auf die daran geknüpften Voraussetzungen zu prüfen. Die Resultate dieser Versuche waren, soweit ich es bei Eisen, Stahl, Neusilber, Messing und Kupfer festzustellen vermochte, nur vorzügliche zu nennen; aber auch bei Silber waren die Resultate nicht minder zufriedenstellend, umso mehr man nicht nötig hat, die zu lötenden Stellen nicht zu frischen, d. h. den Sud abzuschaben, man kann vielmehr gleich diese Stellen mit Lötmasse bestreichen, mit Lot betragen und frisch darauf loslöten, was viel Zeitersparnis mit sich bringt und man dabei auf eine vollkommene Lötung sicher rechnen darf. Die Uebelstände, welche beim Löten des Silbers zu überwinden sind, glaube ich hier garnicht erwähnen zu brauchen, da ich voraussetze, dass sie jedem Fachmanne bekannt sind. Ich kann daher diese neue Lötmasse nur den Silberschmieden empfehlen soweit es sich um die Ausführung grösserer Arbeiten handelt. Anders liegt die Sache aber bei Herstellung feinerer Arbeiten in Gold und Silber. Wie alle Neuheiten, so zeigt diese neue Hartlötmasse eine Verbesserungsnotwendigkeit, welche darin besteht, dass sie nicht seimig genug ist, sich deshalb in der Flüssigkeit zu schnell absondert.

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Bei den feineren Arbeiten verwenden Gold- und Silberschmiede beim Löten zu feine Paillen, welche mit der Lötmasse am Pinsel haften bleiben und deshalb nur die Feuchtigkeit aus dem Pinsel fliesst, die eigentliche Lötmasse ist zu körnerig, hält das Lot dadurch am Pinsel fest und fliesst beim Bestreichen der Arbeit nicht mit heraus. Es giebt viele Gegenstände, welche sich auf der Kohle nicht gut festklammern lassen und sich leicht durch einen Druck aus ihrer Lage schieben, weshalb hierbei diese neue Hartlötmasse schwer anwendbar ist:

Vermischt man nun diese Lötmasse mit Borax, so hebt man ihre Vorteile teilweise dadurch auf. Ich sage hier durchaus nicht, dass die Vorteile dieser neuen Hartlötmasse nur geringe sind im Gegenteil, sie sind in vielen Beziehungen die des Lötens mit Borax überwiegend. Ihre Vorteile bestehen darin, dass das Lot nur dahin fliesst, wohin man Lötmasse gestrichen hat; man hat also nicht zu befürchten, dass das Lot über den zu lötenden Gegenstand schiesst, sich also zerteilt; ebenso wenig steigt die Lötmasse auf und hebt das Lot an der Fuge, was beim Löten mit Borax sehr oft der Fall ist, hat man die Feuchtigkeit ein wenig verdunsten lassen, so kann man gleich mit der ganzen Flamme über die Arbeit gehen und das Lot fliesst gut durch, trotzdem man den Sud nicht entfernt hat; das sind Vorteile, die nicht zu unterschätzen sind. Ich empfehle daher den Herren Kollegen, die neue Hartlötmasse zu probieren und ihre Verbesserung anzustreben. Hugo Lemcke.

Gerichtliche Entscheidungen.

Patenttaxen der Handlungsreisenden. Veranlasst durch die ungleiche Gerichtspraxis in den verschiedenen Kantonen und mit Rücksicht darauf, dass die Mitteilung der Urteile bisher nur sehr unvollständig erfolgte, hat der Bundesrat verfügt, dass in Zukunft alle Urteile und Entscheidungen der Kantonsbehörden in Sachen der Patenttaxen der Handelsreisenden dem eidgenössischen Handelsdeparte ment sofort nach ihrem Erlasse eingereicht werden sollen. Diese Verfügung stützt sich auf Art. 155 des Gesetzes über die Organisation der Bundesrechtspflege und bezweckt, die Ergreifung der Kassationsbeschwerde zu ermöglichen, wenn Divergenzen von grundsätzlicher Bedeutung zu Tage treten.

Vermischtes.

Ein neuer antiker Goldfund. Ende September dieses Jahres wurde in Wohlau beim Ausschachten des Baugrundes für ein nahe am Bahnhof gelegenes Haus in einer Tiefe von 50 bis 60 Centimeter ein bedeutender Goldfund gemacht. Die Gegenstände lagen frei in der Erde und bestanden durchweg aus Golddrahtgewinden in Ring-, Röhren- und Scheibenform. Der Eigentümer legte dem Funde zunächst keine Bedeutung bei, da er das Metall für Messing hielt. Einiges erhielten die Kinder zum Spielen und ging auf diese Weise verloren, anderes wurde verschenkt, den Rest wollte ein Altwarenhändler für 30 Pfg. das Pfund kaufen. Erst die hohen Angebote auswärtiger Händler klärten den Besitzer über den Wert des Fundes auf. Einige Proben wurden dem Breslauer Museum vorgelegt und von diesem als vorgeschichtlichen Ursprungs und nahezu reines Gold erkannt. Eine Besichtigung des ganzen Fundes durch Direktor Dr. Seger ergab dann ferner, dass ca. 1800 Gramm übrig

waren. Hierunter waren 8 Fingerringe, 18 grössere Ringe von etwa 3 Centimeter Weite, 16 röhrenförmige Spiralen von 1 Centimeter Weite und 5-6 Centimeter Länge und endlich 34 S-förmige Scheiben von 4-5 Centimeter Durchmesser und 6-10 Centimeter Länge. Je sechs dieser Scheiben waren schon bei der Auffindung mit Golddraht zu einem Päckchen zusammengewickelt gewesen. Die Dicke des Drahtes schwankte je nach der Grösse des Gegenstandes von 1 bis 3 Millimeter. Für die Bestimmung des Alters dieses Fundes wichtig ist die Technik, womit diese Arbeiten hergestellt sind. Sie zeichnen sich nämlich dadurch aus, dass der Draht durch alle Windungen doppelt und parallel läuft, so dass die durch den Drahtring, die Röhre oder S-förmige Scheibe dargestellte Spirale beiderseits in eine Schleife oder Schlinge endet und, völlig auseinandergezogen, einen allseitig geschlossenen Reif ergeben würde. Das wäre nun an sich nichts merkwürdiges, wenn der Draht an irgend einer Stelle zusammengelötet wäre. Eine Lötstelle ist aber auch bei der genauesten Untersuchung nirgends zu erkennen, und da Schweissung von vornherein ausgeschlossen ist, so bleibt nur übrig, dass ein dickerer, geschlossener, etwa durch Guss hergestellter Ring oder eine durchbohrte Scheibe durch Aushämmern auf die gewünschte Grösse gebracht worden ist. Dass dieses Verfahren grosse Geduld und Sorgfalt erforderte, liegt auf der Hand. Es war überhaupt nur bei dem so äusserst dehnbarem Golde möglich, und mochte vielleicht eben deshalb angewendet werden, um dem Käufer zu beweisen, dass das verwendete Material auch wirklich echtes Gold und nicht etwa die im Aussehen verwandte Bronze sei. Man hat sogar vermutet, dass diese Art von Goldgewinden hauptsächlich als Zahlungsmittel gedient hätten, also eine Art Ringgeld darstellten. Allein ihr sehr häufiges Vorkommen in Gräbern, die zum Teil sehr komplizierte Herstellungsweise und vereinzelt vorkommende Verzierungen nötigen uns, sie in erster Linie als Schmuck anzusehen, was ja die Verwendung als Tauschobjekt keineswegs ausschliesst. Im vorliegenden Falle handelt es sich sicher um einen sogenannten Schatzfund, also um einen Vorrat von Handelsware, die etwa ein wandernder Kaufmann vergraben hatte. Man kennt noch mehrere solcher Fälle, wie denn überhaupt Goldfunde dieser Art nicht gar so selten sind. So bewahrt z. B. das Breslauer Museum Goldspiralen, die den Wohlauern zum Teil völlig gleichen, noch aus fünf anderen schlesischen Orten. Alle diese Funde gehören der Bronzezeit oder dem Beginn der Hallstattperiode, d. h. noch der ersten Hälfte des Jahrtausends v. Chr. an.

Die römische Schreibart des neuen Jahrhunderts ist nach einer Erklärung der Pariser Akademie sowohl in MDCCCC als MCM zulässig. Es wird jedoch der Bezeichnung MCM für Aufschriften und Medaillen der Vorzug gegeben.

Interessante Funde. In Gültlingen (Württemberg) wurden kürzlich aus Anlass der Erbauung einer neuen Strasse in einer Tiefe von 3 Metern zwei Skelette gefunden, bei denen man mannigfaltigen interessanten Schmuck aus Gold, Silber, Steinen und Glas fand. Die kunstvoll gearbeiteten Gegenstände sind zum Teil noch sehr gut erhalten.

Einbruchsdiebstähle etc.

Eine grosse Diebes- und Hehlerbande stand am 2. März vor der Stuttgarter Strafkammer. Angeklagt waren Dienstknecht Robert Greiner von Ottmarshausen, der Schuhmacher Hahn von Augsburg, Maurerpolier Gaul Greiner von Fürth, Schlosser Wagner von Oberhausen, Schneider Wiedemann von Ulm, Wirtsehefrau Weil von Ulm, Maurer Hengge von Waldstetten und Dienstknecht Baier von NeuUlm. Der wegen gewerbsmässiger Hehlereien mitangeklagte Pfandleiher Dreher von Ulm war wegen schwerer Erkrankung nicht erschienen. R. Greiner und Hahn brachen in der Nacht vom 5. zum 6. Dezember v. J. in den Laden eines Goldarbeiters in der Eberhardsstrasse in Stuttgart ein und stablen dort 70 goldene Ringe, 48 Herren- und Damenuhren, 6 goldene Broschen, 2 silberne Esslöffel und ein halbes Dutzend silberne Kaffeelöffel im Gesamtwert von 340 Mark, die sie mit ihren Komplicen teilten. Mit Ausnahme von Baier, der freigesprochen wurde, erhielten sämtliche andere Angeklagte Zuchthaus- und Gefängnisstrafen von 2 Wochen bis 12 Jahr zudiktiert.

Ausfuhrhandel.

Ueber den Ausfuhrhandel nach Aegypten lässt sich ein österreichischer Konsularbericht u. a. folgendermassen aus: Gold- und Silberwaren gewinnen infolge des fortwährend sich steigernden Bedarfes täglich an Bedeutung. Speziell Goldwaren werden zum grössten Teil aus Deutschland zur Einfuhr gebracht. Die deutsche Industrie (insbesondere Pforzheim) ist viel leichter in der Lage, Goldwaren, wie Broschen, Ketten, Ohrringe, Ringe u. s. w., hier einzuführen, da die deutschen Erzeugnisse infolge des Umstandes, dass in Deutschland auch 8-12karätiges Gold verarbeitet werden darf, sich viel billiger stellen, als die Fabrikate aus der Monarchie, in welcher die Verarbeitung von Gold unter 14 Karat nicht möglich ist. Trotz der höheren Preise der österreichischen Goldsachen aber finden solche, wenngleich auch nur in geringen Quantitäten, in Aegypten Eingang. Nächst Deutschland beteiligt sich an der Einfuhr von Goldsachen am meisten Italien, welches die Konkurrenz anderer Länder aus demselben Grunde wie Deutschland aus dem Felde geschlagen hat. Frankreich beteiligt sich gleichfalls an der Einfuhr von Goldsachen nach Aegypten, doch ist der französische Import zum grossen Teil auf die Lieferung von 18karätigen Goldketten beschränkt. Silberwaren werden fast nur aus Deutschland zur Einfuhr gebracht.

Frage- und Antwortkasten.

Frage 113. Ich sah kürzlich eine alte Schmuckschale, die sehr fein graviert auf mattweissem Grunde die Gravierung in rötlichbrauner Farbe zeigte. Kann ich vielleicht erfahren, auf welche Weise diese Farbennuance erreicht wird? F. K. in Nürnberg.

Frage 114. Ich habe eine Partie alter Silbermünzen von teilweise vorzüglich erhaltener Prägung die ich nicht gerne einschmelzen möchte, wie liessen sich dieselben ev. sonst gewinnbringend verwerten?

Zu Frage 111. Geschmackvolle Monogramme, Kronen, Wappen etc. in Silber und unecht zum Anbringen auf lederne Etuis, Brieftaschen etc. liefert die Gravier-Kunst-Anstalt Bruno Hecker, Köln a. Rh., Marsilstein 23 in jeder Ausführung nach Vorzeichnung wie auch nach eigenen Entwürfen in kürzester Zeit und zu mässigen Preisen.

Zu Frage 111. Zur Lieferung von Monogrammen, Kronen etc., wie in No. 5 angefragt, empfiehlt sich Chr. Weilinger, Hanau. Zu Frage 112. Zieharmbänder, wie angefragt, liefern Ed. Winter & Cie., Pforzheim.

Büchertisch.

In dieser Rubrik bringen wir Fach- und populäre Litteratur und zwar neues und altes jedoch nur solche Werke, die der Empfehlung wert sind. Dieselben können zu den beigesetzten Preisen durch die Expedition der D. G. Z. bezogen werden.

Das deutsche Gewerberecht. Nach der Reichsgewerbeordnung und der sonstigen neuen Gesetzgebung gemeinverständlich dargestellt für den Handels- und Gewerbestand. Von Alfred Wengler, Regierungsrat bei der Königl. Kreishauptmannschaft, Vorsitzender der Schiedsgerichte für die Unfall-, Invaliditäts- und Altersversicherung zu Leipzig. Verlag der Handels-Akademie Leipzig. Oktav — Gebunden M. 2,75. Das Buch behandelt nach einer allgemeinen Einleitung zunächst den stehenden Gewerbebetrieb, dann den Gewerbebetrieb im Umherziehen, den Marktverkehr, Preisanschläge bei Bäckern, Taxen, das Innungswesen, und zwar die freien Innungen, die Zwangsinnungen, die Handwerkskammern, Innungsverbände, ferner die gewerblichen Arbeiter, und zwar die Sonntagsruhe, den Schutz der Arbeiter gegen Gefahren und schliesslich die Lehrlingsverhältnisse. Inhaltlich kann dem Buche nur volles Lob zuerkannt werden, da die Aufgabe, die sich der Verfasser gestellt hat, vorzüglich gelöst ist.

Silberkurs.

Der Durchschnittswert des feinen Silbers war an der Hamburger Börse Mk. 81,58 per Kilo.

Darnach berechnen die vereinigten Silberwarenfabriken für 0,800 Silber Mk. 71,- per Kilo. giltig vom 1.-10. März 1900.

Erscheint am 1. und 15. eines jeden Monats. Abonnementspreis: Kleine Ausgabe (ohne Beilagen) pro Quartal M. 1.50 für Deutschland, 90 Kr. für Oesterreich, M. 8.- pro Jahr für das Ausland. Grosse Ausgabe (mit der Beilage,,Schmuck und Mode") pro Quartal M. 2.- für Deutschland, fl. 1.20 für Oesterreich; für das Ausland pro Jahr M. 10.- Inseratenteil (ohne Text) kostet pro Jahr M. 2.- für Deutschland. Insertionspreis die 4gespaltene Nonpareillezeile 25 Pfg., 1 Seite M. 1.50 brutto. Bei Wiederholungen wird Rabatt gegeben. Beilagen nach Uebereinkunft, gefälligen Anfragen wolle man stets Muster beifügen. Arbeitsmarkt die 4 gespaltene Nonpareillezeile 20 Pfennige.

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Inhalt: Die Perle. Moderne Broschen. Ueber die Pariser Weltausstellung. Die de Beers-Minen und das Syndikat. Die Kunst Metalle zu färben (Fortsetzung u.
Schluss). Denkschrift der Wiener Genossenschaft in Zollangelegenheiten. Vom Berliner Künstlerinnenfest.
Graveur-Brutanstalt.
Pforzheimer Brief.
Volkswirtschaft. Handelspraxis. Gesetzgebung. Firmen. Personalien. Vereine. Versammlungen. Handwerk und Innung. Kunstgewerbliches. Fachschulwesen.
Handel und Verkehr.
Vermischtes.
Gerichtliche Entscheidungen.
Einbruchsdiebstähle etc. -
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Frage- und Antwortkasten.
Silberkurs. Konkurse und Insolvenzen. Arbeitsmarkt.
Nachdruck aus dem Inhalt vorliegender Zeitung ist nur unter genauer Quellenangabe gestattet.

Technisches.

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Büchertisch.

Patente.

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Die Perle.

(Schluss.)

Perlmutter ist eine schichtweise Ablagerung von vielen dünnen, lichtdurchlassenden, kalkigen Plättchen, die ihren Eigenschaften nach durchaus mit derjenigen Abart des kohlensauren Kalkes übereinstimmen, welche man in der Mineralogie als Aragonit bezeichnet. Diese kalkigen Plättchen bilden auf der Oberfläche der Perlmutter keine ununterbrochene Fläche, sondern es sind einzelne, kleine, unregelmässig begrenzte Partien, die nach geringer Erstreckung aufhören, worauf andere einsetzen. Ausserdem haben diese Plättchen zum Teil einen ebenen, der Oberfläche der Perlmutter parallelen Verlauf, zum Teil sind sie auch mehr oder weniger schräg zu derselben oder in sich gekrümmt und gebogen. Dadurch entsteht auf der Oberfläche, welche dem blossen Auge vollkommen glatt erscheint, eine sehr feine Streifung, welche meist erst unter dem Mikroskop ersichtlich wird und aus den hervorragenden Rändern der feinen Plättchen und dazwischen verlaufenden zarten Furchen besteht. Damit haben wir nun das Material gewonnen, um, zurückgreifend auf die anfangs erörterte Eigenart des Glanzes und der Farbe der Perle, dieselbe erklären zu können.

Der eigentümliche,,Perlmutterglanz" der Perle beruht auf dem schichtweisen, feinblätterigen Aufbau ihres Perlmutterüberzuges aus einer Masse, die nicht ganz durchsichtig, sondern durchscheinend ist. Von dem Lichte, welches auf eine Perle fällt, wird ein Teil von der äussersten Oberflächenschicht, ein anderer von den tiefer liegenden, inneren Schichten zurückgeworfen. Die Mischung dieser verschieden zurückgeworfenen Lichtstrahlen erzeugt in unserm Auge die Empfindung des Perlenglanzes.

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bläulich, grünlich oder rötlich schillern. Dieses Farbenspiel zeigt sich namentlich dann deutlich, wenn die Perle auf ihrer Oberfläche unregelmässig begrenzte Felder von dünner Perlmuttermasse, wenn auch mikroskopisch kleine, aufweist. Je feiner und gleichmässiger die Streifung und Körnung der Oberfläche aber ist, desto reiner und leuchtender wird die Farbe derselben werden. Die Oberfläche schöner Perlen,,vom reinsten Wasser" wie die

Anhänger.

Das Farbenspiel der Perle Färbung in der Masse wollen wir zunächst noch absehen beruht auf der oben geschilderten unregelmässigen Streifung ihrer Oberfläche in Kanten und Furchen. Die aus den Furchen zurückkehrenden Lichtstrahlen haben einen längeren Weg zurückgelegt, als die von den Kanten reflektierten, wenn sie in unserm Auge zusammentreffen. Dadurch erscheinen sie uns als farbiges Licht, und die Perle wird, bei verschiedener Drehung gegen das Auge,

Juweliere sagen, zeigt die Erhöhungen und Vertiefungen so gleichmässig verteilt, dass das auffallende Licht vollkommen zerstreut zurückgeworfen wird und die Perle in schimmerndem Weiss erscheint.

So einzigartig und unnachahmlich diese Glanz- und Farbenwirkung der Perle ist, so unersetzlich ist sie, wenn sie einmal verschwunden ist, durch Alter oder Gebrauch. Auch kann man schlecht geformten Perlen durch Schleifen keine bessere Gestalt verleihen. Denn die einzelnen Perlmutterschichten liegen parallel der natürlichen Oberfläche der Perle und werden durch das Schleifen zerschnitten; dann aber vermag auch die feinste Politur keinen Perlenglanz hervorzuzaubern. Aus dem gleichen Grunde ist es auch unmöglich, aus dicker Perlmuttermasse Perlen zu bereiten.

Je dünner die einzelnen Kalklagen sind, aus welchen eine Perle sich zusammensetzt, desto höher ist ihr Glanz. Hierin übertreffen die Seeperlen allgemein die aus Flussmuscheln gewonnenen. Neben dem warmen, lebendigen Schimmer einer schönen, echten indischen Perle sieht eine Flussperlmuschel kalt und matt aus. Auch sind stark glänzende Perlen meist etwas härter als matte, weil ihre einzelnen Lagen inniger zusammenhängen.

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Eine tadellose Perle muss bis zu einem gewissen Grade durchscheinend sein ein Vorzug, der allerdings vielen fehlt. Die mehr oder minder grosse Lichtdurchlässigkeit bei Perlen wird als ,,Erstes, zweites etc. Wasser" bezeichnet.

Zu Glanz und Farbenspiel kommt nun noch bei Beurteilung des Wertes die Berücksichtigung der eigenen Farbe der Perlmasse. Die Schmuckperlen sind meist gelblich oder bläulich

weiss, seltener rötlich oder schwärzlich.

Die wertvollste Farbe ist die silberartig milchweisse, die aber nur zu Stande kommen kann, wenn die Perle bis ins Innerste hinein aus reiner Perlmuttermasse besteht. Viele Perlen, besonders die von Persien, zeigen einen Stich ins Gelbliche, oder auch einen entschieden gelben Ton; aus der Südsee und aus dem mexikanischen Meerbusen kommen auch schöne schwarze Perlen, die von besonderer Härte sind und beinahe den Wert der weissen erreichen. Als Seltenheit kommen auch rotbraune, granatrote und hellrosenrote mit weissen Wellenlinien vor.

Die häufigste, aber vom künstlerischen Standpunkt aus betrachtet, primitivste Weise, Perlen zu verwenden, besteht darin, sie zu durchbohren und auf Schnüre aufzureihen. Ihr geringer Härtegrad lässt das Bohren leicht zu, befördert aber andererseits das gegenseitige Abscheuern der aneinandergereihten Perlen und das Ausbröckeln und Weiterwerden der Bohrlöcher. Eine Perlenschnur, die gut wirken soll, darf nur nach Form, Farbe und Grösse nicht gerade übereinstimmende, aber genau zusammenpassende Perlen enthalten, und eine tadellose Perlenschnur zusammenzustellen, ist eine Sache, die ungemein viel Sachkenntnis und Geduld erfordert. Uebrigens heben richtig zusammengestellte Perlen sich gegenseitig in der Wirkung, sodass kleine Fehler der einzelnen verschwinden. Perlenschnüre sollten nur auf blosser Haut oder im Haar getragen werden; auf dem Kleid können sie nur in wenigen, ganz bestimmten Fällen, z. B. auf einer glatten Sammetunterlage, harmonisch wirken. Während sie auf weisser Haut besser stehen als auf brünetter, erscheint umgekehrt helles Haar weniger für Perlenschmuck geeignet als dunkles.

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Derartige Schmuckgegenstände haben die Pariser Vereinigten Werkstätten für Kunstgewerbe (L'art nouveau) nach den Entwürfen von E. Colonna eine ganze Anzahl ausgeführt, und wenn das Resultat auch bei allem künstlerischen Chic, der daran aufgewendet ist, doch nicht jedermanns Geschmack sein wird, so ist doch der Versuch, den Entwurf einmal direkt dem Material sozusagen auf den Leib zu schneiden, eine heilsame und erfrischende Abwechslung gegenüber den nur auf dem Papier ausgeklügelten Mustern.

Ausserdem werden die Perlen vorzugsweise als Gehänge an Schmucksachen verwendet. Damit wird ein grosser Missbrauch getrieben, der auch mit der fast immer guten und einschmeichelnden Wirkung dieses Motives nicht zu entschuldigen ist. Wie manchem Entwurf, der absolut keinen Schmuckcharakter annehmen wollte, ist derselbe nicht schon verliehen worden durch einfaches Anhängen einiger Perlbommeln. Mittel ist probat, aber doch schon so abgebraucht, dass ein denkender Zeichner sich wohl davor hüten sollte, es gedankenlos anzuwenden. Jedenfalls könnte für die Ansatzstelle der Hängperle an den Schmuck häufiger eine neue künstlerische Lösung gefunden werden, als dies der Fall ist.

Tropfenförmige Perlen hat man bis jetzt fast immer hängend angeordnet; auf modernen Entwürfen sieht man sie auch in aufrechter Stellung, zur Bekrönung oder zum oberen Abschluss von Schmuckteilen verwendet. Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn der Anblick auch momentan ein ungewohnter ist. Aber es ist wohl zu beachten, dass die Perle nicht wie angespiesst oder aufgesteckt aussehen darf, sondern dass sie den Eindruck von etwas organisch aus einem Stengel, einer Blüte oder dergl. Heraus wachsenden machen muss. Dass gefasste Perlen fast ausnahmslos erst durch Sägen halbiert werden, ist bekannt. In dieser Verwendung tritt die Perle mit Gold und Steinen in eine innigere Verbindung, als wenn wir sie aufstecken und anhängen. Da wird dann genau darauf geachtet werden müssen, dass ihre zarte, diskrete Wirkung zu harmonischer Geltung gelangen kann. Vor allem wirkt hochglanz poliertes Gold in grösseren Flächen zu stark, während mattes oder ciseliertes sich ausgezeichnet mit dem Schimmer der Perle verbindet. Dass Silber kein genügendes Unterlagsmaterial für Perlen ist, wird einleuchten. Dagegen ist ihre Verbindung mit farbenschönen und farbensatten Kabochonsteinen meist eine sehr feine, z. B. mit Türkis und Opal; auch mit Email steht die Perle gut zusammen. Die starke Wirkung des Diamanten schädigt sie, sofern der Diamant ebenso gross oder grösser ist. Eine Karmoisierung von kleinen Brillanten um eine grössere Perle kann dagegen sehr hübsch wirken. Noch feiner sieht sich nach meinem Dafürhalten eine Karmoisierung von Perlen um einen tieffarbigen Edelstein an.

Mangel an geschulten Kräften,

so erscholl vor einiger Zeit ein Notschrei aus dem fernen Westen zu uns herüber und mit ihm, für solche die den Mut haben, über das grosse Wasser zu gehen, der verführerische aller Hinweise event. 45-60 $ pro Woche verdienen zu können. Wer hätte da als Arbeiter nicht Lust, bei einem so hoch in Aussicht gestellten Verdienst, sofort seine Sachen zu packen und dem Rufe Folge zu leisten und nur noch Amerika als das gelobte Land zu betrachten. Wer drüben einmal gearbeitet hat, wird mit einigem Misstrauen diesen Notschrei der Fabrikanten betrachten. Was thun denn die Fabrikanten eigentlich, um sich ein wohlgeschultes Personal heranzubilden? Ein jeder Deutsche wird gleich mir bei einem bescheidenen Auftreten seine Erfahrungen gemacht haben, dass das Entgegenkommen des

Fabrikanten bei einem frisch Angekommenen ein sehr interesseloses ist und das Verhalten und Unterstützen der Landsleute ein über alle Massen zurückhaltendes; wenn man keinen Bekannten hat, muss man sich allein zurechtfinden. Es hält keiner der Mühe für wert, dem Neuling die Maschinen zu erklären und dass er diese unbedingt benutzen muss, um gleichen Schritt halten zu können. Nicht im geringsten kümmert sich der Chef, der selbst ein Deutscher ist, darum, wie er sich zurecht findet, weder ein Hinweis in Bezug auf Geschmack und Wunsch auf Ausführung lässt er verlauten. Die Kollegen, anstatt ihrem Landsmann zu unterweisen, mustern mit den neugierigsten Blicken das,,Grünhorn", welches soeben angekommen und nach heimischer Sitte seine Kittel überzieht, anstatt wie in Amerika

eine Schürze. Sie belachen und bekriteln sein deutsches Auftreten und seine Arbeitsweise und schütteln die Köpfe, wenn er sich des Drillbohrers bedient, welchen er in seiner Heimat sich versorglich zurecht gefeilt hat. Es fällt aus eigenem Antriebe keinem ein, auf die Bohrmaschine ihn aufmerksam zu machen, geschweige denn die Handhabung derselben zu zeigen, im Gegenteil, sie freuen sich seiner Unbeholfenheit und rufen sich gegenseitig zu:,,seht das Grünhorn". Der Chef, welcher dies hört, wendet sich um und lässt das Gesagte als ungeschehen an sich vorübergehen. Andere kümmern sich um den Grünen" noch weniger, sondern reden mit ihm nur aus dem Grunde, was für sie von Interesse ist zu erfahren, und nachher thun sie so fremd, als hätten sie mit einander nie gesprochen. Gleichgiltig fast abgestumpft will es einem erscheinen, wenn man sich als Fremdling redlichst bemüht, den höchstgespannten Anforderungen gerecht zu werden, wenn sich keiner zu einem Fingerzeig oder irgend einer Beihilfe herbeilässt. Ich selbst musste erleben, dass man das betreffende Werkzeug, welches ich suchte, mit Willen versteckt hielt, um mich nicht zum Ziele gelangen zu lassen. Wenn man nun seine Arbeit, nach einer flüchtigen Skizze, zu Ende geführt und mit eigener Befriedigung und Stolz sein Bestes geleistet zu haben glaubt, dieselbe dem Chef abliefert in der Hoffnung, Anerkennung oder wohlgemeinte Ratschläge zu hören, in denen der Chef seine Eigenart und Geschmack anführt, da hat man weit gefehlt, nichts von alledem, wenn es nur blank ist und in noch weniger Zeit angefertigt ist als das Letzte, dann ist man zufrieden. Ist zu viel Zeit verwendet, so genügt man den Ansprüchen nicht, man ist einfach der Mann nicht für derartige Arbeiten. Etwaige Einwendungen, dass man für das Erste mehr Sorgfalt auf geschmackvolle Ausführung, Stil oder naturgetreue Nachahmung gehalten hat, ändern nichts, im Gegenteil, dann bekommt man das Universalsprichwort, vor dem sich alles beugt, zur Antwort, time is money. Das Bestreben, möglichst kunstvolle und stilgerechte Arbeiten zu liefern und das Festhalten an seinem Vorsatz, wird einem verleidet; denn der Kunst zu Liebe sich mit geringerem Lohn bescheiden zu müssen, ist ein Stolz, dem Wenige treu bleiben können, weil der pekuniäre Er

während die Anderen jeden Tag entlassen werden können mit der kurzen Bemerkung: ,,Sie müssen gehen", wieso und warum fragt man nicht, man giebt ebenso auch nie ungefragt Auskunft, wenn man selber kündigt. Was nun geschulte Kräfte anbelangt, so sind Eingewanderte genügend drüben, die nach jeder selbst mangelhaften Skizze vorzügliche Arbeit liefern und selbst den höchsten Anforderungen und verwöhntesten Geschmack nachkommen und geachtet werden, bei einem Lohn von 21-24 $, womit viele Arbeiter zufrieden wären, wenn heute noch solche Summen wie früher bei gleicher Leistung gezahlt würden. Ein Lohn aber, wie da in dem Notschrei vorgegaukelt wurde von 45-60 $, ist ein ganz erbärmlicher und gemeiner Köder, der nur dazu berechnet ist, geschulte europäische Arbeiter aus ihrem sicheren Arbeitsverhältnis herauszulocken, um dann, wenn sie erst drüben sind, mit 12 $ Anfangslohn die Preise drücken zu helfen. 45 $ Wochenlohn wurden zu meiner Zeit 1891-93 nur an 2 Monteure gezahlt, welche Arbeiter ersten Ranges gewesen sind, ob sie aber heute noch mit 45 $ nach Hause gehen? Wohl verstanden, ich meine nur Monteure, keine Fasser! Woran mag also nun der Mangel an geschulten Kräften liegen und worin ist er zum Teil berechtigt?

Anhänger.

folg doch schliesslich die beste Anerkennung ist und durch das Verlangen im höchsten Gehalt zu stehen, besinnt sich selbst der grösste Kunstenthusiast nicht länger, Lust und Kunstpflege bei Seite zu schieben und findet nur noch in dem Streben, seinen Mitarbeiter durch Schnelligkeit zu überbieten, seinen schönsten Lohn. Trotz alle dem ist ja eine geschickte Hand immer noch durch die Art und Weise der Arbeit zu erkennen, aber der Ehrgeiz und die Liebe zur Kunst ist dahin, zumal wenn der Chef nur Kaufmann ist, der also von den etwaigen technischen Schwierigkeiten weder Sinn noch Verständnis hat und dessen Werkführer nur, wie drüben üblich, Reparateur und Finierer ist und daher in Folge dessen nicht mitreden kann. Es ist drüben anders wie hier bei uns, der Materialismus kommt immer wieder zum Durchbruch, während hier die besten Arbeiter zum Werkführer erkoren werden, herrscht in Amerika die Ansicht, dass eine derartige Kraft durch Beaufsichtigung Anderer zu sehr zersplittert wird, wenn nicht überhaupt verloren geht, dass aber ein solcher Mann wohl erprobte Ratschläge, und den gesamten produzierten Arbeiten ein einheitliches geschmackvolles und künstlerisches Gepräge geben kann, hat drüben keinen Wert und findet kein Verständnis. Daher suchen sie den billigsten Arbeiter heraus, wenn er nur zuverlässig ist. Derselbe hat als Einziger das Bewusstsein, einen sicheren Platz zu haben,

Es hat drüben für die Fabrikanten seine Schwierigkeit, Lehrlinge zu erhalten. und heranzubilden, die eine 4jährige Lehrzeit durchmachen wollen, ich betone extra wollen, denn die jungen Burschen möchten, wenn sie der Schule entwachsen sind, möglichst rasch Geld verdienen und bilden sich lieber als Reparateur oder Spezialist aus auf Carmoisierungen, Marquiseringe, die, nebenbei bemerkt, in vollendetster Weise nur drüben und in fabelhafter Geschwindigkeit mit der Hand hergestellt werden. So, anstatt sich einer längeren Lehrzeit zu unterziehen, wie es für einen geschulten Arbeiter unbedingt erforderlich ist, haben sie als angehender Reparateur ihre Beschäftigung, die ihnen kein Kopfzerbrechen verursacht, am Tage, und sind somit nach Feierabend und Sonntags frei, um sich dann mit grösstem Eifer allen Sportskünsten zu widmen und in allen solchen Künsten und Kraftmeiereien weitteifern sie dem Ersten gleich zu kommen, um diesen mit ihrem Ruf zu überflügeln und betrachten infolgedessen ihren Beruf vollständig nebensächlich. Da auch keine Fachschule für sie notwendig ist, geben sie auch nichts darum, ihren Geschmack zu bilden, geschweige künstlerisches Empfinden zu erwerben. Sind wirklich einige geborene Amerikaner als Zeichner thätig und haben sie das redlichste Bemühen den Anforderungen gerecht zu werden, so ist es ihnen doch nicht möglich, es zu einem stilgerechten Entwurf zu bringen, den amerikanischen Geschmack zu treffen wissen sie wohl, aber er kennt nicht die Unterschiede in der Renaissance, was Louis XIV. oder Louis XVI. von Rokoko zu unterscheiden, was gotischer oder Barokstil ist. Nur hierin kann ich den Notruf verstehen, dass es in der That drüben an geschultem Nachwuchs fehlt. Aber sonst findet man in den Arbeitsgeschäften einen so vorzüglichen Bestand an geschulten Kräften, wie er nur sein kann und wie wir ihn uns in Deutschland oft wünschen würden. Der Arbeitgeber, wenn er Fachmann ist, weiss aus seinem Arbeiterstamm, was der Einzelne zu leisten vermag, und kann beruhigt sein, ein geschultes und stilgerecht arbeitendes Personal, wenn es Deutsche und Franzosen sind, hinter sich zu haben, er weiss es, weil er selbst die Arbeit ausgiebt, annimmt und kritisiert. Aber der Kaufmann, welcher mit seinen Arbeiten nicht fachlich sich aussprechen kann, dessen Kritik nur im Tadeln besteht und nur die Arbeit vollendet findet, wenn das betreffende Muster

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