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Von der Pariser Weltausstellung.

In

Ueber die Pariser Weltausstellung plaudert die,,Frkft. Zt.": . . „Frankreich steht im Zeichen der Weltausstellung, die ihm gebietet, Frieden zu halten. Schon seit mehreren Jahren steht Frankreich in diesem Zeichen. Grosse Kapitalien sind in der Weltausstellung angelegt, ungeheure Gewinne werden erwartet. Diese Weltausstellung ist höchst wahrscheinlich die letzte ihrer Art. Andere Staaten machen es Frankreich nicht nach; sie begnügen sich mit Fachausstellungen, wenn solche notwendig oder nützlich werden. Frankreich selbst sind die Gegner der Weltausstellungen in der letzten Zeit immer zahlreicher geworden; die Provinz ist gegen sie, weil alle Welt auf die Ausstellungen spart und sein Geld nach Paris trägt, und die Mehrheit der Pariser Bevölkerung ist gegen sie, weil mit jeder Weltausstellung die Preise steigen und später nicht mehr hinuntergehen. Es hat nicht viel gefehlt und die Ausstellung wäre in der Kammer abgelehnt worden; sie wurde nur noch genehmigt, weil schon so viele Vorbereitungen getroffen waren, dass durch eine Ablehnung viele Leute schwer geschädigt worden wären. Aber wenn jemals wieder eine Ausstellung beschlossen werden sollte, wird die Regierung den Plan früh genug vor die Kammer bringen, damit diese in voller Freiheit darüber beraten kann. Dass sie ihn verwerfen wird, ist schon aus dem Grunde sehr wahrscheinlich, weil gerade in politischen Kreisen die Misstimmung über die Ausstellung sehr stark ist. Soll eine grosse Reform durchgeführt werden, dann heisst es:,,Diese Sache kann jetzt nicht angeschnitten werden; sie verursacht zu viel Aufregung und verletzt viele Leute, so dass der Erfolg der Weltausstellung gefährdet ist!" Und handelt es sich darum, in einer Frage der auswärtigen Politik eine entschiedene Stellung zu nehmen, dann ruft man den Ministern und Deputierten zu:,,Nehmt Euch in acht! Engagiert das Land nicht und denkt an die Weltausstellung!" Weltausstellung hinten und Weltausstellung vorn, das lähmt Frankreich immer Jahre lang im Innern wie nach aussen. Im Innern wird jetzt Beschwichtigungspolitik gemacht, die nicht einmal gegen die gefährlichsten Feinde der Republik ein kräftiges Auftreten gestattet, und nach aussen werden Gelegenheiten versäumt, die vielleicht so günstig nie wiederkehren. Frankreich hat noch mehrere Rechnungen mit England zu begleichen, namentlich in Bezug auf Egypten; dabei fürchtet man in Frankreich immer, England werde seinerseits einmal eine günstige Gelegenheit benützen, um Frankreichs Flotte zu vernichten und ihm alle seine Kolonien zu nehmen. Dem müsse man, meinen viele Franzosen, durch einen entscheidenden Schlag zuvorkommen, und zwar gerade jetzt, wo England in so grossen Nöten ist! Der Ausführung dieses Planes steht vor allem die Weltausstellung entgegen. Die Weltausstellung wird zwar, das kann man jetzt schon sagen, glänzend ausfallen, aber es giebt Franzosen genug, die sie im Innern ihres Herzens beklagen und verwünschen. Uns kann es nur angenehm sein, wenn die Weltausstellung den Frieden bedeutet."

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Auf der Pariser Weltausstellung 1900 werden nach dem amtlichen Verzeichnisse folgende deutsche Firmen ausstellen: Kollektivausstellung der Pforzheimer Bijouterie-Industrie: Aichele & Co., Badische Silberwarenfabrik Pforzheim (Baer & Deibele), Benckiser & Cie., Theodor Fahrner, Louis Fiessler & Cie., E. G. Funk, August Kiehnle, Louis Kuppenheim, B. H. Mayers Prägeanstalt, A. Pantlen, Rau & Steinmeyer, Juls. Schneider, Wilh. Stöffler, Ernst Unter Ecker, D. F. Weber, Weber & Co., Professor Carl Weiblen, Wimmer & Rieth, Paul Wissmann, Fritz Wolber, F. Zerrenner, Beckh & Turba, Gebr. Koch, Kollmar & Jourdan (Akt.-Ges.), Rodi & Wienenberger, Stockert & Kern, Heer & Wipfler. KollektivAusstellung der Edelmetall-Industrie Schwäbisch Gmünd: Hermann Bauer, Bihlmeyer & Köhler, Gebrüder Deyhle (Inhaber Otto Deyhle), Johann Franz jr., Gustav Hauber, Holbein & Bindhardt, Gebrüder Kühn, P. Letzer & Cie., Soergel & Stollmeyer, Ottmar Zieher; Einzelaussteller: Ernst Bastanier Berlin, gemeinsam mit Hans Thoma Frankfurt a. M., Bergmanns Industrie werke, Gaggenau, Brems-Varain, Hof- und Domgoldschmied, Trier, P. Bruckmann & Söhne, Heilbronn, Leopold Eberth, Ciseleur, München, Karl Gross, Bildhauer u. Ciseleur, Dresden, Th. von Gosen, Bildhauer, München, Prof. Hermann Götz, Karlsruhe, Harrach & Sohn, Hof-Silberarbeiter München. Theodor Heiden, Hof-Goldschmied, München, J. H. Heimerdinger, Hof-Juwelier, Wiesbaden, Gabriel Hermeling, Hof-Goldschmied, Köln a. Rh., Jos. Huggers, Goldschmied, Rottweil a. N. (Württbg.), Otto Hupp & Theodor Heiden, München, Moritz Keller & Comp., Hoflieferanten, Berlin, Prof. Rudolf Mayer, Karlsruhe, Professor Fritz von Miller, München, Alois Müller, München, B. Neresheimer & Söhne, Hanau, Leopold Nowack, Hanau a. M., Prof. A. Offterdinger, Hanau, Petzold, München, Rheinische Bronzegiesserei Ferd. Hub. Schmitz, Köln-Ehrenfeld, Karl Rothmüller, Goldschmied, München, Hugo Schaper, Hof-Goldschmied, Berlin, Adolf Schmid, Ciseleur, Karlsruhe, Alexander Schoenauer, Hamburg-St. Georg, E. Schürmann & Co., Frankfurt a. M., Prof. Rudolf Seitz u. Theodor Heyden, München, Prof. Rudolf Seitz, Anton Diessl, Leopold Eberth, München, Steinicken & Lohr, München, Max Strobl, München, Nik. Triebner, Hof-Juwelier, Heidelberg, Unter

richtsanstalt des Königl. Kunstgewerbe-Museums, Berlin, unter Mitwirkung von Prof. F. Behrendt, O. Rohloff u. C. Taubert, Berlin, Prof. Heinr. Waderé, München, J. H. Werner, Kgl. Hof-Juwelier, Berlin, Prof. Wilh. Widemann, Berlin, Prof. M. Wiese, Hanau, Rud. Winterhalter, Hof-Goldschmied, München, Ed. Wollenweber, Hof-Silberarbeiter, München, Prof. Hans Zeissig, Deutsch-Wilmersdorf, G. Chevalier Nachfolger, Inhaber Wilh. und Herm. Krieghoff, Magdeburg, Alois Kreiten, Köln a. Rh., Eduard Foehr, Königl. Hof-Juwelier, Stuttgart, SaltaVersand Aug. Wasmuth, Hamburg. Juwelierarbeiten und Schmucksachen (Gerätschafen, Verfahren und Erzeugnisse). Einzelaussteller: Jul. Eichinger, Hof-Juwelier, München, Gebrüder Gabler, Schorndorf (Württbg.), Max Haseroth, Berlin, Königliche Zeichen-Akademie, Hanau, R. Otto, Hof-Graveur, Berlin, N. Thallmayr, Ciseleur, München, J. Woythaler, Danzig, A. Zausmer, Bernsteinwarenfabrik, Danzig.

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Graveur-Brutanstalt.

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Die Zeitschrift für Graveure und Ciseleure schreibt: Wir leben in der Zeit des Fortschritts, der Fixigkeit. Wer bis dato Graveur werden wollte, musste mindestens 4 Jahre fleissig lernen. Er musste Stiefel putzen, in die Schule gehen, wenn Zeit dazu vorhanden war, Laufbursche spielen, und wenn er zum Gehilfen gesprochen war arge Enttäuschung, er hatte nichts gelernt; natürlich, weil er zu dumm sich angestellt, weil er kein Talent hat. Jetzt wird es anders. Keine Versammlung des Verbandes der Graveure und Ciseleure braucht sich mehr mit der Lehrlingsausbildung zu beschäftigen, denn Herr Rob. Neubert aus Dresden hat diese Frage mit einem Schlage gelöst. Wer's nicht glaubt, lese die Nummer vom 15. Dezember 1899 der „Deutschen Goldschmiede-Zeitung“, Organ der Centralstelle „Schmuck und Mode". Der Kunstgewerbeverein Hanau und Pforzheim" des Gewerbe-Museums Gmünd und der Freien Vereinigung des Gold- und Silberwarengewerbes Berlin. Er wird da ein mittelst Cliché gedrucktes Inserat finden, welches also heisst:

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Wer also 50 Mark hat, nichts kann und gerne etwas lernen möchte, damit er seinen Lebensunterhalt verdienen kann, laufe schnell zu Herrn Neubert, und in 3 Monaten ist ein perfekter Graveur aus ihm geworden, glaubt er wenigstens. Ob's Herr Neubert auch glaubt? eine andere Frage. Dass aber Herr Neubert auch die Sache von einer anderen, für ihn möglichenfalls auch praktischen Seite anfängt, zeigt ein anderes, auch mittelst Cliché hergestelltes Inserat, auf einer anderen Seite derselben Nummer, darin steht: „Gravier-Anstalt von Rob. Neubert, gegr. 1888, Wappen, Widmungen, Monogramme, Eisgravierungen und Damascierung. Spezialist für feine Uhrengravierung, Spezialist für erhabene aufgelegte Monogramme, Genfer Uhrendekoration. Schnell, billig." Auf den Vogelwiesen sieht man öfter Graveure, welche für nur 10 Pfg. den Deckel einer Uhr mit einem „wundervollen" Monogramm verhunzen; früher waren wir immer der Meinung, dies wären arbeitslose Kollegen, welche, um sich ein paar Pfennige zu verdienen, hier ihre Kunst produzierten, jetzt will uns aber scheinen, als hätte die Sache doch einen anderen Haken.

Das Traurige an der ganzen Sache ist, dass es unerfahrene Menschen geben mag, die Herrn Neubert Gelegenheit geben, auf eine leichte Art 50 Mk, und noch mehr zu verdienen. Bedauerlich aber ist, dass sich die Deutsche Goldschmiede-Zeitung“ zur Beihilfe zu einem derartigen Raubzug auf die Taschen anderer Menschen, wollen wir sagen, wenn nicht ein anderer Ausdruck angebrachter erscheint, hergiebt. Unsere Dresdener Kollegen werden gut thun, den Kunsttempel des Herrn Neubert weitere Aufmerksamkeit angedeihen zu lassen.

Wir bemerken hierzu, dass wir die weitere Aufnahme des Neubertschen Inserates abgelehnt haben. Wie Herr Neubert, der Autor des von Herm Schlag Nachf. herausgegebenen: „Neues Monogramm-Album“ zur Sache sich stellen wird, erregt unsere Neugierde in hohem Masse. Red. d. D. G.-Ztg.

Für die Werkstatt.

Neueste Lötlampe von Gebr. Heinz in Pforzheim. Die deutsche Waffen- und Munitionsfabrik in Karlsruhe bringt soeben eine verbesserte Konstruktion der von Gebrüder Heinz in Pforzheim erfundenen, den Gaszustrom selbstregulierende Lötlampe auf den Markt, welche auch den peinlichsten Anforderungen des Praktikers vollkommen entspricht. Wurden doch von der älteren Konstruktion innerhalb eines Jahres 1500 Stück hauptsächlich in Pforzheim verkauft; umso rascher wird die verbesserte Lötlampe in

den Bijouteriefabriken heimisch werden. Durch den leisesten Hauch in das mit der Lampe mittels Gummischlauch verbundene Lötrohr wird dieselbe entzündet. Vom kleinsten Spitzflämmchen bis zur rauschenden Prallflamme kann die Lötflamme durch den zugeblasenen Luftstrom modelliert werden, um beim Aufhören desselben sofort ganz zu erlöschen. Das Aufund Zudrehen des Gashahnes fällt weg und der Arbeiter erspart hierdurch viel Zeit, weil er sein Geschäft nicht wegzulegen braucht. Die Bijouteriefabriken, welche bereits die Heinzsche Lötlampe benützen, verbrauchen gegen früher die halbe Gasmenge, so dass sich diese Neuerung schon innerhalb eines Jahres zahlt. Weil mit dem Aufhören des Atemhauches der Lötgaszustrom sogleich aufhört, ist ein Verschlechtern der atmosphärischen Luft durch Leuchtgas absolut unmöglich, ebenso Russbildung und Einatmen der Giftluft von seiten des lötenden Arbeiters. Die schwer zu ventilierenden Bijouteriefabriken werden künftighin nicht nur gesunde Luft haben, sondern auch die Arbeiter, besonders die ungeübten Lehrlinge, werden durch Leuchtgas-Einatmung nicht mehr zu leiden haben. Nicht zu vergessen das Lötgebläse, welches die Herren Heinz in jüngster Zeit ihrer Lötlampe als Ergänzung beigegeben haben. Durch dasselbe wird das Löten eine wahre Lust! Geradezu grossartig sind die Demonstrationen der Erfinder mittels eines Ventilators. In kürzester Zeit erglüht unter einer mittelgrossen Lötflamme ein Messing barren, ein Beweis, dass mit frischer atmosphärischer Luft eine viel heissere Flamme erzielt wird, als durch den wasserdampfreichen Lungenluftstrom des Lötrohres. Durch diese komplette Löteinrichtung wird in grösseren Bijouterie- und Silberwarenfabriken forcierter Betrieb und durchgreifende Schonung der Arbeiter vollkommen erreicht. Das Löten geht rasch und sicher vor sich, das ,,Schnurren" ist kaum möglich, weil durch einfachen Handgriff der Luftzustrom des Lötgebläses geändert werden kann. Die Auslagen hierfür sind mässig. Eine einzelne Lötlampe kostet 12 Mark, ein einzelnes Gebläse 3-3,50 Mark. Selbstverständlich sichert Mehrbezug entsprechenden Rabatt. Die Generalvertreter Th. u. J. Heinz in Pforzheim übersenden gerne Preislisten portofrei an die Herren Interessenten.

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Fritz Höfle, Goldarbeiter, Augsburg, Ecke der Steingasse, hat die beistehend abgebildete Zange erfunden und in den Handel gebracht. Dieselbe wird von Fachleuten als sehr praktisch anerkannt und dürfte bald jedem Goldarbeiter nützlich, mit der Zeit sogar unentbehrlich sein. Wie die Abbildung zeigt, hat diese Zange den grossen Vorteil, auf zweierlei Art verwendet werden zu können. Das Wundfeilen der Finger ist beim Gebrauch derselben völlig ausgeschlossen, es wird Zeit gewonnen und die Arbeit lohnender. So dürfte der Nutzen dieser Zange jedem Fachmanne auf den ersten Blick einleuchten. Ausgeführt ist die Zange aus feinstem geschmiedeten Stahl (vernickelt). Sie kann durch alle grösseren Werkzeughandlungen sowie durch den Erfinder selbst bezogen werden. Die Nummer des Gebrauchsmusterschutzes ist 121 458, eingetragen auf den Namen des Erfinders.

Volkswirtschaft. Handelspraxis. Gesetzgebung.

Die Anwendung des Vereinsgesetzes auf Fachvereine. Die Entscheidung, welche dieser Tage die achte Strafkammer des Landgerichts I in Berlin in der Strafsache gegen den Schmied Wilhelm Martin gefällt hat, ist von grosser Bedeutung. Für ganz Deutschland besteht ein Verband deutscher Eisenbahnhandwerker und Arbeiter mit dem Sitze in Trier. Dieser hat in den verschiedensten Städten Filialvereine. In Berlin allein bestehen deren fünf bis sechs. Der Vorsitzende einer dieser Vereine ist der Angeklagte. An diesen erging vor einiger Zeit auf Grund des § 2 des Vereinsgesetzes vom 11. März 1850 die Aufforderung des Polizeipräsidenten, die Statuten des Vereins und das Verzeichnis der Mitglieder binnen 3 Tagen einzureichen, da dieser Verein als ein solcher im Sinne des § 2 des Vereinsgesetzes, der eine Einwirkung auf öffentliche Angelegenheiten bezwecke, anzusehen sei. Wegen Ungehorsams gegen diese Aufforderung wurde gegen Martin Anklage erhoben, und es erfolgte auch in erster Instanz vor dem Schöffengericht seine Verurteilung, indem dieses annahm, dass der Verein auf Grund seiner Statuten allerdings als ein solcher anzusehen sei, der eine Einwirkung auf öffentliche Angelegenheiten bezwecke. Hiergegen legte der Angeklagte Berufung ein Vor der zweiten Instanz führte der Verteidiger folgendes aus: Der Verband der deutschen Eisenbahnhandwerker und Arbeiter umfasse 138 Vereine, er existiere schon seit mehreren Jahren. Jeder Verein habe die gleichen Statuten wie der Berliner Zweigverein, dessen Vorsitzender der Angeklagte sei. Noch niemals aber sei an anderen Orten einer der Verbands-Vereine auf Grund seines Statuts von den Behörden als ein solcher im Sinne des § 2 des Vereinsgesetzes angesehen und zur Einreichung seiner Statuten und Mitglieder-Verzeichnisse aufgefordert worden. Das Statut des Vereins ergebe auch nicht, dass der Verein eine Einwirkung auf öffentliche Angelegenheiten bezwecke, § 4 des Statuts bestimme vielmehr ausdrücklich, dass der Verband und seine Ortsvereine sich durchaus nicht mit öffentlichen, politischen, religiösen oder kommunalen Angelegenheiten beschäftigen dürfen. Für die Auffassung der Anklagebehörde könne aus dem Statut einzig und allein § 2 No. 6 in Betracht kommen, welcher als Zweck des Verbandes Hebung des Standesbewusstseins und Förderung des Handwerkerstandes durch geeignete Einrichtungen, Vorträge und Belehrungen aller Art ansähe. Der Verband und seine Vereine hätten bisher auch niemals eine Thätigkeit entfaltet, die über den Rahmen der Förderung der Interessen ihrer Mitglieder hinausgingen. Der Staatsanwalt beantragte die Verwerfung der Berufung. Es genüge, dass das Statut Bestimmungen enthalte, welche die Vertretung allgemeiner öffentlicher Interessen bezwecke. Der Gerichtshof vermochte sich den Ausführungen des Verteidigers nicht anzuschliessen, sondern erkannte auf Verwerfung der Berufung. Bei der Urteilsbegründung hob der Vorsitzende, Landgerichtsdirektor von Winterfeld, hervor, dass für das Gericht die allgemeine Fassung von No. 6 § 2 des Statuts entscheidend sei und es in dieser Fassung gegenüber darauf, ob der Verband und seine Vereine auch thatsächlich allgemeine HandwerkerInteressen wahrnehmen oder nicht, gar nicht ankomme. Der Angeklagte und der Verband beabsichtigen, gegen dieses Urteil Revision einzulegen.

Eine alte Bestimmung über den Handel mit Edelmetallwaren, nach der den Ulmer Käuflerinnen (Trödlerinnen) der Handel mit Goldund Silberwaren und Taschenuhren verboten sein sollte, wurde kürzlich von der Kreisregierung aufgehoben. Diese Aufhebung bedeutet, wie die U. Sch.-P. bezeichnend ausführt, ein Stück Ülmer Gewerbegeschichte. Das betreffende Verbot ist über ein halbes Jahrtausend alt. Um das Jahr 1380 nämlich, zur Zeit des Münsterbaues, des Städtekrieges und der Judenschuldentilgung König Wenzels, liessen sich die Ulmer Käuflerinnen derartige Betrügereien zu Schulden kommen, dass die Ulmer Goldschmiede mit einander bei hoher Konventionalstrafe vereinbarten, kein Goldschmied solle künftig mehr etwas an eine Käuflerin verkaufen dürfen, und der Stadtrat bestimmte, die Käuflerinnen sollen künftig verpflichtet sein, alles, was ihnen von Gold, Silber, Perlen und Edelgestein zur Aufbewahrung anvertraut werde, dem Stadtrat abzuliefern, falls es irgendwie argwöhnisch sein sollte. Die Goldschmiedezunft erhielt ferner das Recht, alle verdächtigen Gegenstände, die sie bei den Käuflerinnen fand, mit Beschlag zu belegen. Ferner wurde den Käuferinnen das Einschmelzen von Landesmünzen oder der Verkauf solcher Münzen sowie der Handel mit Gold, Silber usw. nur unter der Bedingung gestattet, dass diese Gegenstände an der öffentlichen Goldwage gewogen wurden. Endlich wurde allen Pfaffen und Laien, Frauen, Männern, Christen und Juden verboten, einer Käuflerin etwas auf Gegenstände zu leihen, die ihnen zum Verkaufe anvertraut waren. Es hatten also einzelne Goldschmiede, wie es scheint, neue Edelmetallwaren an Käuflerinnen abgegeben und dadurch ihren Genossen einen unlauteren Wettbewerb bereitet und es waren bei diesen Geschäften Betrügereien des Publikums durch schlechten Feingehalt der betreffenden Gegenstände vorgekommen, und es hatten die Käuflerinnen Wertgegenstände, die man ihnen zum Verkauf übergeben hatte, zum Pfandleiher getragen. Alle diese Bedenken, welche früher eine grosse Rolle spielten, scheinen heute hinfällig geworden zu sein und die kgl. Kreisregierung hat deshalb das alte gewerbepolizeiliche Verbot in Abgang dekretiert.

Aus der Praxis der Gewerbegerichte. Ein Fall, der sich jüngst in der Sitzung des Gewerbegerichts zu Düsseldorf zutrug, giebt zu folgender Aufklärung Veranlassung. In weiteren Arbeiterkreisen existiert die Anschauung. als ob eine vorzeitige Entlassung (ohne Kündigung) seitens des Arbeitgebers den entlassenen Arbeiter ohne weiteres zu einem Schadenersatzanspruche berechtige. Das ist ein Irrtum; eine Klage auf Entschädigung kann nur dann mit Erfolg geltend gemacht werden, sofern der Arbeiter einen wirklichen Lohnschaden erlitt bezw. nachweisen kann. Sie wird also beispielsweise stets ohne Erfolg sein, im Falle der Kläger sofort nach der erfolgten Entlassung neue Arbeit bekam und einen Lohnausfall nicht zu verzeichnen hat. Des weiteren sei noch auf eine Rechtsfrage aufmerksam gemacht, welche der Gerichtsvorsitzende ebenfalls jüngst streifte. Darnach sind die Worte: Sie können sich nach einer anderen Stelle umsehen!" nicht als eine gesetzliche Kündigung, sondern nur als eine Form der Missbilligung, als eine Andeutung aufzufassen, auf Grund deren der Geschäftsangestellte praktisch seine weiteren Massregeln trifft. Eine bindende Kündigungsfrist indes wohnt diesen Worten nicht inne.

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Das Handwerk und die Pariser Weltausstellung. Aus Handwerkerkreisen wird der Wunsch laut, dass im nächstjährigen preussischen Staatshaushaltsetat Gelder ausgeworfen werden, um jungen fähigen Handwerkern, die sich in der Technik vervollkommnen möchten, die Mittel zum Besuch der Pariser Weltausstellung 1900 zu gewähren. Demgegenüber wird jetzt darauf offiziös verwiesen, dass seitens des preussischen Gewerbeministeriums zu fast jeder Weltausstellung und namentlich auch noch zu der letzten Chicagoer aus bereiten Fonds Mittel zu diesem Zweke hergegeben worden sind. Es darf deshalb als sicher angesehen werden, dass dies auch bei der Pariser Weltausstellung geschehen wird, selbst wenn im nächstjährigen Staatshaushaltsetat für den betreffenden Zweck besondere Summen nicht bereitgestellt werden sollten.

Einem invaliden Arbeiter war von der Versicherungsanstalt die Rente verweigert worden, weil er es ablehnte, sich einer Operation zu unterwerfen. Nachdem auch das Schiedsgericht den Antragsteller abgewiesen hatte, hob das Reichsgericht die Vorentscheidung auf und sprach dem Kläger eine Rente zu, indem ausgeführt wurde: Zur Duldung einer Operation, wenn diese auch nicht sehr schmerzhaft und gefährlich sei, erscheinen die versicherten Arbeiter nicht verpflichtet, sobald die Operation in den Bestand oder die Unversehrtheit des Körpers eingreife, oder die, wie jede Chloroformierung erheischende Operation nicht ohne Lebensgefahr vorgenommen werden könne. Die Verletzten seien aber gehalten, sich die erforderlichen Verbände anlegen zu lassen, die verordnete Medizin einzunehmen, sich einer gebotenen Massage zu unterwerfen und sich den Magen ausspülen zu lassen.

Die Versicherungsanstalt Württemberg hat aus freien Stücken, um die Versicherten vor dem durch Nichtumtausch der am 1. Januar 1900 ungültig werdenden, seit 1898 laufenden Quittungskarten entstehenden Nachteil zu bewahren, angeordnet, dass die älteren Quittungskarten, deren Gültigkeit bis spätestens 1. April 1900 abgelaufen ist, allgemein und ohne Antrag der Versicherten für fortdauernd gültig anzuerkennen sind.

Bei Vertrauensspesen, entschieden die Aeltesten der Kaufmannschaft in Berlin, kann nicht verlangt werden, dass der Reisende Rechenschaft über jeden einzelnen Posten der von ihm liquidierten Spesen ablegt; dagegen kann verlangt werden, dass er sich in angemessenen Grenzen mit den Spesen bewegt und im grossen ganzen den aufgewandten Betrag belegt und rechtfertigt.

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Martin Mayer, der Senior der Firma Martin Mayer in MainzPforzheim, ist vom Grossherzog von Hessen zum Kommerzienrat ernannt worden. Man ist in Pforzheimer Fachkreisen allgemein erfreut über diese Auszeichnung, denn es ist zugleich ein Beweis, in welch hohem Masse die Bijouteriefabrikation an höchster Stelle Beachtung findet. Wie gratulieren Herrn Mayer zu dem ihm verliehenen Titel, den er in vollem Masse verdient hat. Bahnbrechend ist er auf dem Exportmarkte vorgedrungen und fast kein Land mehr auf der ganzen Welt giebt es, dass nicht Herr Mayer zu seinem Absatzgebiet zählt.

Die Mainzer Bijouteriefabrik von Martin Mayer feierte dieser Tage das Fest ihres vierzigjährigen Bestehens. Unter den dem Inhaber zugegangenen Ehrungen befand sich auch ein Glückwunschschreiben der Handelskammer, in dem der Stolz zum Ausdruck gelangt, „ein so hervorragendes Unternehmen, dessen Erzeugnisse sich eines Weltrufes erfreuen, in unserer Stadt zu besitzen.“

Heinrich Levinger †. Am 18. Januar verschied in Frankfurt a. M. Herr Heinrich Levinger, Chef der Bijouterie-Engros-Handlung gleichen Namens in Pforzheim und London. Viel zu früh für die Seinen, für sein Geschäft, das der überaus tüchtige Kaufmann zu hoher Blüte

brachte, ist der Verstorbene abgerufen worden; es sollte ihm nicht mehr vergönnt sein, zu geniessen, was er in rastloser, unermüdlicher Arbeit gesät. Die zunehmende Ausfuhr deutscher Bijouterie nach England veranlasste ihn in London eine Filiale zu errichten und Grossbritannien bereisen zu lassen. Mitten in der Arbeit hat ihn der Tod hinweggenommen. Sein Andenken wird bei seinen Geschäftsfreunden in Ehren gehalten werden. Das Geschäft geht auf den einzigen Sohn, Herrn Emil Levinger, über, der seit Jahren seinem Vater zur Seite stand.

Herr Goldschmied Alois Lernbecher in München ging am 4. d. M. in ein besseres Jenseits hinüber. Ehre seinem Andenken!

Von einem herben Schicksalsschlage betroffen wurde die Familie des Bijouteriefabrikanten Ottmar Zieher in Schwäb. Gmünd. Der 25 jährige Sohn, eine vielversprechende Kraft, weilte, nachdem er einige Zeit im väterlichen Geschäfte thätig war und sein Examen zum Reserveoffizier abgelegt hatte, zu weiterer Ausbildung in London. Vorige Woche erhielt nun der Vater die telegraphische Anzeige, dass sein Sohn plötzlich verschieden sei. Der Familie Zieher wendet sich überall herzliche Teilnahme zu.

Das bekannte Emaillier-Geschäft des Herrn Max Kemter in Pforzheim geht infolge Todesfalles des bisherigen Besitzers durch Kauf in die Hände des Herrn Eduard Hopf über. Die Firma bleibt unverändert. Herr Hopf ist seit Jahren in Pforzheim thätig und stand schon mehreren Geschäften als Leiter vor.

Der Rat der Stadt Pforzheim beschloss die Anfertigung des Tintenzeuges für die Pariser Weltausstellung der Firma Karl Deibele & Cie. zu übertragen.

Herr Jos. Neuburger, Inhaber der Goldwarenfabrik Joseph Neuburger, die hauptsächlich für den Export arbeitet, hat seinen Sohn Julius, der bisher Mitarbeiter war, als Teilhaber in sein Geschäft aufgenommen.

Der Mitinhaber der Firma Eduard Fues Nachf. in Pforzheim heisst nicht, wie in vorvoriger Nummer angegeben, Ernst Predig er, sondern Roediger, was wir hiermit berichtigen wollten. Red.

Gold- und Silberwaren-Fabrikant G. C. Weible †. In Nürtingen verschied am 8. d. M. unerwartet schnell Herr Fabrikant G. C. Weible. Herr M. Dreyfuss, der bisherige Teilhaber der Firma L. & M. Dreyfuss, Juwelier- und Beleihungsgeschäft in Stuttgart, ist aus der Firma ausgeschieden und leitet die Firma jetzt Herr Louis Dreyfuss.

L. N. Dombeck, Juwelier in Kostroma. Der Inhaber der Firma scheint seinen Verpflichtungen wieder nachzukommen und seine alten Schulden zu bezahlen. Einem deutschen Hause hat derselbe den Gegenwert eines protestierten Wechsels, teilweise in bar, teilweise in kurzen Wechseln reguliert. (Hut ab!)

Kunstgewerbliches. Fachschulwesen.

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Im Gewerbemuseum zu Gmünd wurde dieser Tage die daselbst aufgestellte Bronzebüste des I. Vorstandes Kommerzienrat Erhard in feierlicher Weise enthüllt. Der so Geehrte war 22 Jahre hindurch Verstand des Gewerbemuseums zu Gmünd. Was ihm dasselbe dankt, das legte der derzeitige Vorstand, Herr Fabrikant Bauer, in einer kurzen Einleitungsrede zu der erhebenden Feier, an der kurz gesagt ganz Gmünd teilnahm, nieder. Eine eindrucksvolle Rede des Stadtschultheiss der Stadt Gmünd, in welcher er den Dank für die gelegentlich der Feier gemachte Schenkung, zum Ausdruck brachte und gleichzeitig der grossen Verdienste des Gefeierten um die Entwickelung der Gmünder Industrie und des weiteren auch der Interessen der Stadt gedachte, schloss die würdige Feier.

Eine geradezu herrliche Plakette (Hochzeitsmedaille) brachte die Stuttgarter Metallwarenfabrik (Wilh. Mayer & Franz Wilhelm) kürzlich in den Handel. Wir verweisen auf die Reproduktion derselben in der heutigen Nummer und bemerken nur, dass es natürlich unmöglich ist, die unendliche Feinheit und Zartheit der Ausführung der betr. Medaille im Drucke wiederzugeben.

Ein silbernes Altarkreuz, 1,70 m hoch, aus etwa 75 Pfund Silber gefertigt, ist als eine vorzüglich ausgeführte Arbeit von C. A. Beumers in Düsseldorf in der Kunstausstellung von Ed. Schulte dort ausgestellt. Das Kreuz, im romanischen Stile ausgeführt, reich vergoldet und von grossartiger Wirkung, ist für den vom Kaiser gestifteten Altar in Kloster Maria Laach bestimmt. Die Zeichnung zu dem Kunstwerke stammt aus dem Kloster Maria Laach selbst.

Im Kunstgewerbemuseum zu Pforzheim sind zur Zeit eine Reihe sehr guter Entwürfe für Gold- und Silberwaren von Herrn Alb. Jost daselbst ausgestellt. Nach Berichten Pforzheimer Zeitungen soll sich Herr Jost in diesen Entwürfen als kunstgewerblicher Zeichner und Modelleur von ganz hervorragender Qualifikation hervorthun.

Das neue Kunstgewerbe-Museum zu Köln, das zu erstellen Herr Kommerzienrat Andreä 400000 Mark, einige andere lokalpatriotische Kunstmäcene 300 000 Mark gespendet haben, geht der Vollendung entgegen. Mit der Ausführung wurde der bei der Konkurrenz als Sieger hervorgegangene Kölner Architekt Fr. Brantzky betraut. Das imposante, mit seinen vielen Türmen, Erkern und Giebeln dem architektonischen Charakter der alten Domstadt gebührend Rechnung tragende Gebäude, im Stile der Frührenaissance, erhebt sich auf dem stolzen Hansaring, einem der verkehrreichsten Punkte der Neustadt und wird sich den übrigen Profenbauten Kölns würdig anreihen.

Handel und Verkehr.

Die Hanauer Edelmetallindustrie ist einem Berichte über die Plenarsitzung am 3. Januar 1900 zufolge in allen ihren Branchen gut beschäftigt gewesen; allerdings hat das Weihnachtsgeschäft nicht ganz den gehegten Erwartungen entsprochen, wobei sich der lähmende Einfluss des ausserordentlich hohen Zinsfusses geltend machte. Ist sonst Anlass dafür vorhanden, so schreibt die Hanauer Zeitung in ihrem diesbezüglichen Bericht, auf die wirtschaftlichen Ergebnisse des verwichenen Jahres mit aller Zufriedenheit zurückblicken zu können, so erfüllt es uns mit berechtigtem patriotischen Stolze, wenn wir heute, da wir in ein neues Jahrhundert eingetreten sind, zugleich Rückschau auf eine längere Reihe von Jahren halten. Selbst wenn wir uns aus der geschichtlichen Vergangenheit Deutschlands die Perioden glänzendster Blüte des Handels und der Gewerbe in die Erinnerung zurückzurufen, namentlich die Zeit, in welcher der OrientHandel seinen Weg durch Deutschland nahm und sich die deutsche Hansa zu grösster Macht entfaltet hatte, so kann dies doch bei weitem nicht in Vergleich zu dem gewaltigen Fortschritte gestellt werden, den Handel und Industrie während der letzten dreissig Jahre genommen haben, auf dem Boden der Errungenschaften sowohl der wirtschaftlichen und der politischen Einheit Deutschlands, als auch der Gewerbefreiheit. Gern wollen wir der glorreichen Thaten des deutschen Wehrstandes gedenken, auf welche sich die politische Macht des geeinten Vaterlandes gegründet hat, aber auch der deutsche Nährstand hat durch tüchtige Kraftentfaltung erwiesen, dass er der ihm eröffneten grossen Aufgabe, für Deutschland eine angesehene Stellung unter den für den Weltmarkt wichtigsten wirtschaftlichen Mächten zu erringen, vollkommen gewachsen gewesen ist. Es ist ein glückliches Zusammen- und Ineinanderwirken von Kraft und Gesundheit der verschiedenen Glieder am sozialen Körper gewessn, dem die glänzende Entwickelung des Vaterlandes zu verdanken ist; in solchem Zusammenwirken liegt auch das Vertrauen für eine gesicherte Zukunft Deutschlands. Namentlich wenn es gelingen wird, den Frieden zu erbalten, dürfen wir hoffen, dass die machtvolle Entwickelung, wie sie in den letzten dreissig Jahren stattgefunden hat, sich auch in der Folge bewähren wird. Von dem Handelsstande ist das neue Jahrhundert in diesem Sinne und Geiste froh zu begrüssen.

Zwecks Erzielung grösseren Absatzes ihrer Fabrikate in Österreich-Ungarn hatte sich seit einiger Zeit eine Vereinigung Pforzheimer Juwelen- und Bijouteriefabrikanten gebildet, die in Wien eine Centrale errichtet hatten. Leiter derselben war Herr Kun, früher in Firma Schuler & Kun, Pforzheim. Wie man hört, soll man mit den Erfolgen nicht wie erwartet, zufrieden sein und der Sitz der Vereinigung soll wieder Pforzheim werden.

Die Krisis in der Diamantenindustrie hat nunmehr auch auf Deutschland sich ausgedehnt. Wie man uns aus Hanau auf eine an massgebende Stelle gerichtete Anfrage bestätigt, haben dort bereits drei Diamantschleifereien ihr Personal entlassen und bereits früher den Betrieb eingestellt, während die vierte mit Ablauf der vergangenen Woche ebenfalls zu arbeiten aufhörte. Die Zahl der entlassenen Arbeiter stellt sich auf rund 50 Mann. Sollte die Stockung im Handel und der Mangel an Rohwaren anhalten, so wird es wohl noch zu weiteren Betriebseinstellungen kommen.

In der Gmünder Schmuckwaren-Industrie ist dem Schwäb. Merkur zufolge seit Herbst v. J. der Geschäftsgang ein andauernd guter. Das Weihnachtsgeschäft hat sich günstig erwiesen, und falls keine unliebsamen Zwischenfälle eintreten, wird sich auch das Frühjahrsgeschäft befriedigend gestalten. Der Mangel an Arbeitskräften, der sich für viele Fabrikanten fühlbar machte, kam den Arbeitern zu statten; fast durchweg ist eine Verbesserung der Lohnverhältnisse eingetreten. Junge Leute, die körperlich gesund sind und etwas Anlage zum Zeichnen haben, finden in diesem Fach lohnenden Verdienst, da für tüchtige Gold- und Silberarbeiter, Graveure und Ziseleure, Fasser etc. rege Nachfrage herrscht. Der Verkauf von Schmuckwaren ist zwar immer noch von der rasch wechselnden Mode abhängig, dadurch wird ein grosser Teil der Fabrikation immer unlohnender. Ein Uebelstand ist es ferner, dass, nachdem kaum die neuen Modelle und Einrichtungskosten für den Artikel bezahlt sind, der letztere bei den Juwelieren kaum mehr verkäuflich ist. Von dem erfreulicherweise immer mehr in Anwendung kommenden neuen naturalistischen Stil wird eine Besserung erhofft.

Ein erfreuliches Zeichen für unser Gewerbe ist es, dass nunmehr auch bei Skifesten Erzeugnisse der Goldschmiedekunst als Preise Verwendung finden. So wurden beim Skifest in Menzenschwand (Schwarzwald) am 14. Januar d. J. u. a. ein Pokal, ein Aschenbecher, Uhren etc. verteilt.

In den Kreisen der österreichischen und ungarischen GoldwarenIndustriellen herrscht starke Bewegung für ausgiebige Erhöhung der Zölle zum Schutze gegen die deutsche Konkurrenz.

In Mexiko ist gegenwärtig, wie amerikanische Zeitungsnachrichten melden, ein Projekt, das die wichtigsten Silberminen von Mexiko zusammenfassen soll, um einen riesigen Verhüttungs- und Bergwerks-Trust zu bilden, im Gange. Das Vorgehen soll eine Spitze gegen die Omaha Smelting Co. richten, die seit einigen Jahren bereits mexikanische Minen und Hütten unter Kontrolle hat.

Die Gründung eines neuen, staatlichen Bernsteinmuseums wird Zeitungsnachrichten zufolge, von der preussischen Regierung geplant. Als Grundlage soll die für die Pariser Weltausstellung bestimmte Sammlung dienen.

Die Nickelkette hat sich trotz dem kolossalen Verbrauch der Doubléketten wacker gehalten und in manchen Gegenden lässt sie sich wegen ihrer unverwüstlichen Haltbarkeit nicht vertreiben. Oberstein ist der Hauptfabrikationsort, während Pforzheim mehr und mehr sich davon abwendet, ja in jetziger Zeit vielfach von Oberstein bezieht. Zur Gewinnung von Nickelerz im oberen Albthal (Baden) wird z. Zt. eine Aktiengesellschaft ins Leben gerufen mit einem Stammkapital von 6 Millionen Mark und einem Betriebskapital von 1 Million Mark. Die Industrie des Albthales wird durch das Zustandekommen des Werkes mächtig gefördert.

Zur Hebung der Goldindustrie Russlands werden, wie aus Petersburg geschrieben wird, zur Zeit Beratungen gepflogen, die darauf gerichtet sind, die auf der Gold-Bergwerks-Industrie bisher lastende Besteuerung zu erleichtern. Diese Steuern waren bisher so hoch (etwa 30%), dass die Industriellen nur mit grossen Schwierigkeiten arbeiten konnten. Es wird beabsichtigt, die Steuer auf die Hälfte herabzusetzen."

Folgen falscher Beschuldigung. Ein Juwelier in Köln hatte für einen Privatier einen Stein aus einer Nadel in einen Ring zu fassen. Nachdem die Arbeit vollendet war, glaubte der Auftraggeber, der Goldschmied habe einen anderen Stein genommen, und erstattete Anzeige wegen Unterschlagung. Ein Sachverständiger bekundete, dass eine Verwechselung des Steines nicht stattgefunden habe; das andere Aussehen des Steines sei der Fassung desselben zuzuschreiben. Das Gericht sprach den Beschuldigten frei und legte dem Anzeiger alle Kosten, auch die der Verteidigung des Beschuldigten, zur Last. (Und das von Rechts wegen. D. Red.)

Der deutsch-russische Verein in Berlin strebt eine Ermässigung der exorbitanten Steuer, die Russland von den Geschäftsreisenden fremder Staaten erhebt, an.

Bezüglich der Verlängerung der Einzahlungsfrist von Postaufträgen teilte kürzlich das Reichspostamt dem Vorstand des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller auf Grund eines Antrages des betr. Vereins mit, dass die Bestimmungen der Postordnung entgegenkommend dahin abgeändert werden sollen, dass bei Postaufträgen mit dem Vermerk zum Protest" dem Auftragadressaten in der Folge gestattet ist, die bei der Vorzeigung durch den bestellten Boten nicht gleich eingelösten Aufträge nachträglich bei der Postanstalt bis zum Schalterschluss des Vorzeigetages einzulösen.

Wechsel auf Oesterreich-Ungarn, die in Oesterreich-Ungarn zahlbar werden, sind, statt wie bisher auf Gulden österreichischer Währung, auf Kronen (85 Pfg. D. R. W.) österreichisch-ungarischer Währung auszustellen. Dasselbe gilt für Postnachnahmen etc.

Südafrikanische Goldminen. Die General Mining and Finance Corporation Limited teilt der Frankf. Ztg. mit, dass nach einem Kabel aus Johannesburg vom 6. Januar 1900 auf den von dieser Gesellschaft verwalteten Minen, Meyer & Charlton, Roodepoort United Main Reef, New Goch, Aurora West, Van Ryn, New Steyn Estate und Cinderella Deep, alles in Ordnung ist.

Technisches.

Absprengen der beschädigten Email von Gold- und Silberwaren. Man mische 15 g Chlornatrium (gewöhnl. Kochsalz), 80 g roten Weinstein und 8 g Salpeter innig zusammen und bewahre das erhaltene Pulver an trockenem Orte auf. Gebrauchsanweisung: Der zu behandelnde Gegenstand, sei es ein Uhrdeckel, Ohrring, Brosche oder dergl. wird etwas angewärmt, alsdann mit nassem Lötborax bestrichen, mit obigem Pulver bestreut, darauf geglüht und glühend in Scheidewasser-Beize (Verhält. 1:40, 1 Teil Salpetersäure auf 40 Teile

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