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Reparaturen und eventuellen Bestellungen, aber selbst für letztere wird der kleine Geschäftsmann immer weniger leistungsfähig; sucht er sich einen grossen Kundenkreis, so kann er zumeist die Ansprüche desselben in der strengen Saison vor Weihnachten nicht befriedigen, weil ihm die Arbeitskräfte nicht zur Verfügung stehen. Das Hauptgeschäft im Goldschmiedgewerbe erstreckt sich auf kaum 4-6 Wochen, in der übrigen Zeit des Jahres ist teilweise ein solcher Stillstand im Geschäfte, dass fast alle Arbeiter entlassen werden müssen, wenn der betreffende Meister nicht genügendes Kapital besitzt, um auf Vorrat arbeiten lassen zu können. Geldkredit ist aber für den kleinen Meister nicht zu haben und es fehlt für ihn auch die Möglichkeit, seine Rohprodukte auf Kredit zu nehmen, denn Edelmetalle müssen sofort bezahlt werden. Der Kaufmann aber bezieht die Waren vom Erzeuger auf Kredit in der Dauer von 5-6 Monaten und länger. Diese traurige Situation sollte die Regierung veranlassen, die Forderungen der Branche der Verwirklichung zuzuführen.

Was dann die einzelnen, in die Reform einzubeziehenden Punkte anlangt, so wird insbesondere eine Erhöhung der Punzierungsgebühr für Ausländerware gefordert. Begründet wird diese Forderung ,,bei aller Rücksichtnahme auf die bestehenden Zollverträge“, damit, dass eine Prüfung ausländischer, fertiger Gold-, Silber- und Juwelenwaren viel Zeit und Aufmerksamkeit erfordere. Es erscheine nur gerechtfertigt, wenn für importierte Waren, welche mangels des gesetzlichen Feingehaltes als unzulässig erklärt und daher retourniert werden, eine Manipulationsgebühr aufgerechnet würde, denn bei gewissenhaftem Vorgehen erfordert diese Prüfung gerade den grössten Zeitaufwand.

Weiter wird erörtert die Frage der Trennung der österreichischen von den ungarischen Punzen, die Bestellung eines technischen Experten in Punzierungsangelegenheiten beim k. k. Finanzministerium, die Errichtung eines Filial-Punzierungsamtes in einem der westlichen Bezirke Wiens, die Abrundung des Gewichtes nach unten statt nach oben. Bezüglich der Kontrolle der von den Versatzämtern verlizitierten Gold- und Silberwaren wird bemerkt: Wenn sich auch nicht leugnen lässt, dass gegen den Vorschlag der Genossenschaft vielleicht Einwände juristischer Natur erhoben werden könnten, so ist es doch begreiflich, dass die Mitglieder der Genossenschaft durch den Vorgang der Versatzämter sich betroffen fühlen, weil sie ihrerseits in Strafe verfallen, wenn sie unpunzierte oder nicht gehörig punzierte Waren weiter verkaufen, während die Versatzämter derartige Gebrauchsgegenstände ohne jeden Anstand zur Veräusserung bringen. Thatsächlich gesetzwidrig wäre es, wenn das k. k. Versatzamt nicht entsprechend punzierte Waren zur freiwilligen Lizitation übernehmen würde.

Jedenfalls erscheint eine Kontrolle der Pfandleihanstalten durch Organe der Punzierungsämter wünschenswert, und die Sektion stimmt auch dem Vorschlage der Genossenschaft bei, die Kosten dieser Kontrolle durch Einhebung einer von den Lizitationsveranstaltern zu entrichtenden Probe- oder Kommissionsgebühr zu bedecken.

Von der Prager Handels- und Gewerbekammer wird auch die Einführung eines geringeren Feingehaltes als 580 1000 befürwortet; die Wiener Kammer hat sich stets gegen die Einführung eines minderwertigen Goldes von 8 Karat (320/1000) ausgesprochen. Sie beharrt auf diesem Standpunkt

und bemerkt, dass die Einführung eines geringeren Feingehaltes für die Produktion nur von nachteiligen Folgen begleitet wäre, denn wenn schon heute der Konkurrenzkampf mit dem Auslande ein ungemein schwieriger ist, so würde die Zulässigkeit eines minderwertigen Goldes den Massenimport ausländischer Erzengnisse nach Österreich noch mehr fördern und die inländische Industrie vollständig brachlegen. An dieser Stelle müsse aber betont werden, dass es dringend geboten ist, bei Abänderung des bestehenden Punzierungsgesetzes darauf Bedacht zu nehmen, dass der inländische Erzeuger bei solchen Waren, die für das Ausland hergestellt werden, nicht an den gesetzlichen Feingehalt gebunden sei; gegen die Schaffung von Kautelen gegen Missbrauch wäre selbstverständlich keine Einwendung zu erheben. Anknüpfend an die letzte Bemerkung kann die Kammer auch das Verlangen der Genossenschaft nach Einführung von Ausfuhrpunzen für Inlandsware nur unterstützen. Denn diese Forderung sei im Hinblick auf Retourware ein Correlat zum Grundsatze der Zulässigkeit der Erzeugung von Export waren ohne Rücksicht auf den Feingehalt. Wie wäre die Reexpedition von Retourware nach Österreich möglich, wenn letztere nicht mit einer besonderen Punze, d. h. eigentlich einem Kennzeichon der Provenienz denn eine Garantie für den Feingehalt braucht durch eine solche Punze nicht übernommen zu werden - versehen sei! Über den Umfang der Thätigkeit der k. k. Punzierungsämter entnehmen wir dem Berichte der Wiener Handelskammer

für 1899 folgende Übersicht. Der Kontrolle wurden unterzogen

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Dass eine Revision des österreichischen Punzierungsgesetzes in der von der Genossenschaft der Juweliere, Gold- und Silberarbeiter in Wien angestrebten Richtung für die deutsche Ausfuhr nach Österreich von ganz besonderer Bedeutung wäre, braucht nicht lange begründet zu werden. Es ist jedoch wenig Aussicht vorhanden, dass ein Gesetz in der angedeuteten Richtung in allernächster Zeit zu stande kommt. Denn zu einem Gesetz braucht man in Österreich den Reichsrat, und den wieder einmal arbeitsfähig zu machen, das ist eine Aufgabe, welche schon einem halben Dutzend Ministerpräsidenten - daneben gelungen ist. Aber wenn selbst dieses gesetzgebende Organ wieder thätig werden würde, liegt ein derartiges, seit drei Jahren unerledigtes Arbeitspensum vor, dass er sich mit der doch minder wichtigen Frage der Punzierung nicht zuerst befassen wird. Nichtsdestoweniger verdient das Vorgehen der Wiener Genossenschaft alle Aufmerksamkeit.

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Mit der heutigen Nummer beschliesst das vierte und letzte Quartal der Deutschen Goldschmiede-Zeitung" ihren 3. Jahrgang. Wir wollen wünschen und hoffen, dass unsere Zeitschrift, welche seit Beginn ihres Bestehens an fortdauernd in der Gunst der Leser gestiegen ist und deren Abonnentenzahl erfreulicherweise tagtäglich zunimmt, auch künftighin mit Vorliebe von den deutschen Juwelieren, Gold- und Silberschmieden gelesen wird.

Wir laden daher aufs neue zum Abonnement ein und richten an unsere bisherigen Leser die Bitte, ihr Abonnement auch im neuen Jahrgang aufrecht zu erhalten. Die Weiterzusendung findet an alle bisherigen Abonnenten statt, sofern dieselben nicht abbestellt haben. Der Preis pro Quartal beträgt incl. des nicht genug zur Reklame zu empfehlenden Beiblattes Schmuck und Mode" nur 1.75 Mark pro Quartal. Redaktion und Verlag der Deutschen Goldschmiede-Zeitung" Wilhelm Diebener, Leipzig.

Personalien und Geschäftsnachrichten.

Eine Ehrengabe von hohem kunstgewerblichen Werte ist dem Hause Jacob Ravené Söhne & Comp. in Berlin aus Anlass seines 125jährigen Bestehens von befreundeten Firmen der gleichen Branche gewidmet worden. Die Gabe besteht in einer in massivem Silber gefertigten Votivtafel, welche nach einem für diesen Zweck hergestellten Entwurfe von den Hofgoldschmieden D. Vollgold & Söhne in Berlin ausgeführt ist. Von Lorbeerzweigen umrahmt, bildet das in Email gemalte Porträt des Begründers des Hauses Ravené die Bekrönung der in strengen Architekturformen gehaltenen Tafel, während die Pilaster zu beiden Seiten das geflügelte Rad und die Sanduhr als Symbol der Zeit tragen. Rechts und links versinnbildlichen Ritterhelm, Werkzeuge, Bücher und Merkurstab in festonartiger Anordnung die technische und kaufmännische Seite der Bedeutung der Firma, während am Fusse die Figur des Merkur nach dem Pygalleschen Modell den Abschluss bildet. Hieran schliessen sich in kupferstichartiger Ausführung das alte und neue Geschäftshaus, während die Mitte der Tafel durch den Widmungstext selbst ausgefüllt wird. Um das edle Material lediglich durch sich selbst wirken zu lassen, ist die reine Naturfarbe des Silbers erhalten geblieben und nur insoweit die Vergoldung angewendet, als die plastische Wirkung eine derartige Accentuierung notwendig erscheinen liess. Jubiläum. Am 3. Dezember waren es 40 Jahre, dass der Goldarbeiter Herr Franz Terriet in das Geschäft des Hofjuweliers Karl Becker in der Drususgasse zu Köln eingetreten ist. Wir gratulieren!

Unter den Kandidaten, welche die Württ. Volkspartei für die bevorstehenden Landtagswahlen aufstellte, befand sich für Stuttgart-Stadt der Bijouterieexporteur und Kommerzienrat G. Ehni in Stuttgart. Herr Ehni ist derselbe Mann, der s. Zt., als im Reichstag die Zolldebatte stattfand und der Pforzheimer Vertreter sich nicht meldete, energisch und warm für die Interessen der Pforzheimer Industrie eintrat.

Verband Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede. Als erste neue Mitglieder des vereinigten Verbandes meldeten sich die Herren Juwelier Schlossareck, Breslau, Hofjuwelier J. H. Werner und Curt Werner, Berlin, Hofjuwelier Arthur Schroeder, Berlin.

Kollmar & Jourdan Akt.-Ges., Uhrkettenfabrik, Pforzheim. Auf den 27. Dezember wird eine ausserordentliche Generalversammlung einberufen behufs Beschlussfassung über die Erhöhung des Aktienkapitals um 400 000 Mark.

Neue Kettenfabrik. Zu der Zahl der Landgemeinden, in denen Filialen Pforzheimer Bijouteriefabriken oder auch selbstständige Geschäfte dieser Art bestehen, tritt nunmehr auch

Ellmendingen. Die Herren Gebr. Müller-Pforzheim, gebürtige Ellmendinger, haben von Herrn Kaufmann Kern an der Dietlinger Strasse ein Anwesen gepachtet und beabsichtigen, dort eine Kettenfabrik einzurichten.

Titel-Verleihung. Herrn Juwelier Fritz Müller in Konstanz wurde vom Grossherzog von Baden das Prädikat „Hoflieferant" auf Ansuchen verliehen.

Todesfälle. Es ward uns die schmerzliche Kunde, dass am 5. Dezember nach schwerem Leiden der Bibliothekar der Kgl. Zeichenakademie in Hanau, Herr Dr. August Winkler in Hanau, im Alter von erst 39 Jahren verstorben ist. Direktion und Lehrer-Kollegium der Kgl. Zeichenakademie verlieren in dem Heimgegangenen einen treuen Mitarbeiter, welcher der genannten Anstalt seine aufopfernden Dienste 10 Jahre gewidmet hat. Auch unser Blatt betrauert in dem Verstorbenen einen lieben, treuen Freund und Helfer, der von Beginn unseres Unternehmens an nicht aufgehört hat, uns seine Teilnahme durch Rat und That, durch Wort und Mitarbeit zu bezeugen. Am 7. ds. erfolgte unter warmer Beteiligung seiner Freunde die Überführung seiner sterblichen Überreste nach dem Friedhof. Vor einigen Tagen starb Herr Goldarbeiter Anton Herzer in Schw.-Gmünd. In Emmendingen wurde nach jahrelangem Leiden Herr Ad. Kordes, früher Inhaber der Bijouterie-Engros - Firma gleichen Namens in Pforzheim, zur letzten Ruhe geleitet. Jahrelang war Herr Kordes Vertreter der Firma P. Bruckmann Söhne in Heilbronn und anderer Häuser der Bijouteriebranche für den Pforzheimer Platz. In Wildbad verstarb nach langem schweren Leiden der in vielen Kreisen Pforzheims noch wohlbekannte frühere dortige Bijouteriefabrikant Carl Bachem. Vor einer Reihe von Jahren hatte er nach den Vereinigten Staaten von Amerika, nach New-Jersey, seine Fabrikation verlegt, hatte sich dort eingelebt, bis ihn etwa vor einem Jahre ein Leiden befiel, das ihn zwang, Europa aufzusuchen, und nahe der Heimat ist er dann auch gestorben.

François Auguste Fannière †. Ein berühmter Goldschmied, so schreibt die „Wiener Abendpost", ist in Paris am 30. November gestorben, François Auguste Fannière, Mitglied des oberen Rates der schönen Künste. Er war 1818 zu Longwy geboren, wo sein Vater als Hauptmann in Garnison lag. In der Einförmigkeit des kleinstädtischen Garnisonlebens wandte sich der Offizier aus Liebhaberei der edlen Goldschmiedekunst zu, in der ihn sein Schwiegervater, der seinerzeit berühmte Ciseleur Fauconnier, unterwies. Beim Vater und Grossvater erlernten auch François Auguste und sein jüngerer Bruder Louis das Handwerk des Benvenuto Cellini. Der Ältere von den Beiden ging bald zur Malerei über und trat in das Atelier Drollings ein, musste jedoch, als die Vermögensverhältnisse der Familie Einbusse erlitten, der hohen“ Kunst Valet sagen und arbeitete mit seinem Bruder für die ersten

Pariser Gold- und Waffenschmiede. Im Jahre 1855 erhielt F. A. Fannière auf der Pariser Ausstellung seine erste Auszeichnung. Nun etablierten sich die Brüder und wurden die ersten Gold- und Silberschmiede unter dem Kaiserreich. Ihr ciseliertes Tafelservice in edelstem Renaissance-Stil, das sie 1862 im Londoner Krystallpalast ausstellten, war ein Meisterwerk, das Schule machte. Die kunstvoll getriebenen eisernen Schilde von Fannière wurden von den Sammlern eifrig begehrt und hoch bezahlt. Das Haus Fannière behauptete seinen Rang auch nach den luxuriösen Tagen des Kaiserreichs, wendete sich von der Renaissance den Stilen der Louis und dem Impire zu, endlich der neuen Richtung mit gleichbleibendem Erfolge. Die Arbeiten waren stets edel in der Form und die äusserste Sorgfalt der Ciselierung grossväterliche Familientradition! immer unbedingt mustergültig. Mit François Auguste Fannière ist einer der hervorragendsten Vertreter des französischen Kunstgewerbes, ein rastloser, begeisterter Arbeiter und Förderer alles Schönen aus diesem Leben geschieden. Er war der Barbedienne des Edelmetalles.

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Badisches Kunstgewerbe. In der „Fr. Z." ist vom badischen Kunstgewerbe zu lesen: In dem neuesten Heft der Zeitschrift des Frankfurter Kunstgewerbevereins finden wir einen Aufsatz, der in knapper bersicht die Erfolge des badischen Kunstgewerbes auf der Pariser Ausstellung charakterisiert. Von allgemeinem Interesse ist derselbe durch den Nachweis, zu welch bedeutenden Resultaten die Pflege der dekorativen Künste auch in einem kleineren Lande führt, wenn Jahre hindurch eine planvolle Organisation und ein inniges Zusammenwirken der staatlichen Unterrichtsanstalten mit den industriellen Kreisen nach dem gleichen Ziel streben. Charakteristisch hierfür ist der in diesem Aufsatz hervorgehobene Umstand, dass die Leiter der beiden führenden Unterrichtsanstalten des Landes zu Karlsruhe und Pforzheim, die Herren Direktoren Götz und Waag, auch die leitenden Führer der beiden grossen Kunstgewerbevereine des Landes sind. Nicht zu unterschätzen ist als dritter Faktor auch die thätige Anteilnahme eines kunstsinnigen Fürstenhauses: hat doch ein nicht unbeträchtlicher Teil der in Paris vorgeführten Kunstarbeiten den Jubiläen und Festen desselben seine Entstehung zu verdanken. Die Arbeiten der einzelnen Industrien haben zum grössten Teil schon eingehende Würdigung gefunden. In der Silberschmiedekunst, für welche der Hauptanteil der Erfindung wieder Professor Götz zufällt, in Kunstschmiederei, Keramik, Glasmalerei, Kunststickerei und der Schwarzwälder Uhren-Industrie ist Baden hervorragend vertreten gewesen; in Bronzeplastik, Medailleurkunst sind schöne Anfänge aufzuweisen. In der würdigen und erfolg reichen Vorführung der Pforzheimer Goldwaren - Industrie hat sich Direktor Waag ein um so höher zu schätzendes Verdienst erworben, als es sich um die schwierige Aufgabe handelte, die Erzeugnisse einer Massen-Industrie auf einer Weltausstellung zur Geltung zu bringen, die, namentlich in der französischen Bijouterie, nur mit kostbaren und kunstvollen Einzelwerken auftrat.

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Das Bijouteriegeschäft in Österreich ging auch im Monat September gut, wie aus dem Bericht der Arbeitsvermittlung hervorgeht. So wurden in Wien 36 Goldschmiede und Juweliere gesucht und nur 7 Arbeiter waren zur Arbeit angemeldet. An Graveuren, Ciseleuren, Guillocheuren und Emailleuren hatte man in Wien 39, in Graz 22 nötig. Es konnten jedoch in Wien nur 14, in Graz nur 8 Mann angestellt werden. Was weibliche Hilfskräfte betrifft, so suchte man in Wien 24 Arbeiterinnen der Edelmetall - Industrie, konnte aber nur 8 bekommen. Dagegen war ein Überfluss bei den Lehrlingen zu bemerken, was man in Pforzheim nicht sagen kann. Nur 8 Meister suchten je einen Lehrling, und das Angebot war 23. Im Verhältnis zu früheren Monaten war dieses Angebot ein mässiges.

Geschäftliche Mitteilungen.

Geldbörsen aus Silberdraht geflochten sind jetzt sehr in Mode und werden deshalb in grosser Mannigfaltigkeit hergestellt. Als Spezialität liefert dieselben besonders die Firma Eugen Kett in Pforzheim in reicher Auswahl und sauberster, solidester Ausführung. Wie uns die Firma mitteilt, ist bei ihren Börsen jedes Ringehen des Geflechtes gelötet, so dass sie nicht so leicht zerreissen können. Im übrigen vergleiche auch das Inserat der Firma in heutiger Nummer.

Gerichtliche Entscheidungen.

Hydra- und Gellaschwindel als Betrug bestraft. In öffentlicher Sitzung der Schweinfurter Strafkammer wurde der Fabrikant W. J. von Vels bei Solingen wegen Strafbaren Eigennutzes (§ 286 des Str.G.B.) zu einer Geldstrafe von 50 Mark event. fünf Tagen Gefängnis verurteilt, weil er Gutscheine der „Hydra“ an andere Personen abgegeben hatte. Bravo!

Unglücksfälle, Einbruchsdiebstähle,

Verbrechen etc.

In Frankfurt a. M. wurde der Einbrecher Moses Bier wegen ,,schwerer Arbeit“ zu 6 Jahren Zuchthaus verurteilt. Er hatte in dem Goldwarengeschäft bei Sp. in der Zeil eingebrochen und für 4000 Mark Goldwaren und Uhren gestohlen. Seine That erzählte er einer Prostituierten. Dadurch kam die That ans Licht. Eine verw. Lyon erhielt wegen Hehlerei 4 Monate Gefängnis.

Beraubung eines Juwelierladens. In der lebhaften, aufblühenden Industriestadt Erie in Pensylvanien ist eine Beraubung eines Juweliergeschäfts mit unerhörter Dreistigkeit vorgenommen worden. Ein Juwelier hatte sein Schaufenster mit einer geradezu blendenden Ausstellung von Kostbarkeiten gefüllt. Selbst in dieser Beziehung Verwöhnte blieben überrascht vor den Scheiben stehen, zumal die funkelnde Auslage auch noch durch eine verschwenderisch und geschickt angebrachte elektrische Beleuchtung gehoben wurde. Im Laufe des zweiten Nachmittags bemerkte nun ein Arbeiter, welcher innerhalb des Ladens kaum zwei Fuss seitwärts vom Fenster Uhren reparierte, dass plötzlich die halbe Ausstellung auf mysteriöse Weise verschwunden war. Er schlug sofort Lärm und die sogleich angestellten sorgfältigen Nachforschungen ergaben, dass der Diebstahl vom Keller aus in Szene gesetzt worden war. Die Diebe hatten auf unaufgeklärte Weise Zugang zu dem Raume gewonnen, der sich gerade unter dem Laden befand. Auf aufgestapelten Kisten waren sie bis zur Wölbung geklettert, hatten diese durchbohrt, dann durch die hölzerne Einrahmung des Schaukastens ein Loch geschnitten und durch die Öffnung nach und nach die Hälfte der Kostbarkeiten herunter geholt. Es ist den Detektivs zweifellos, dass sich unter den Zuschauern unauffällig nach und nach eine Gruppe vor das Fenster zusammendrängte, welche nicht nur die Hintenstehenden an der Beobachtung hinderten, sondern auch zugleich das hell erleuchtete Innere des Geschäfts beobachteten, um sofort alarmieren zu können. Trotz der Alarmierung im Laden ist es nicht gelungen, auch nur die leiseste Spur von den Dieben zu entdecken. Es fehlen für ungefähr 6000 Juwelen und andere Kostbarkeiten.

Bestrafte Goldschnipfler. Was in der Goldstadt Pforz heim alles zusammengestohlen wird, das zeigte ein am 1. d. Mts. vor der Strafkammer in Karlsruhe verhandelter Fall, der nur durch Zufall ans Tageslicht kam. Vor dem Gerichte standen der 43 Jahre alte Schmelzer August Sickinger in Hohenwardt und der Goldwarenhändler Christian Kunzmann, 46 Jahre alt, in Luxemburg. Sickinger, der seit lange in einem Pforzheimer Geschäft in Arbeit stand, entwendete in den letzten drei Jahren aus den Arbeitsräumen in kleineren Quantitäten Edelmetall, nämlich Goldgrieben, Goldfeilung und Silberasche, das, wie das Gericht annahm, mindestens einen Wert von 11 000 Mark

hatte. Das gestohlene Metall bekam Kunzmann, der von Zeit zu Zeit nach Pforzheim kam. Er schmolz dasselbe ein und sorgte dann für dessen Absatz. Der grössere Teil des auf diese Weise erlangten Geldes floss in seine Tasche, Sickinger dürfte höchstens 2500 Mark erhalten haben. Die Strafkammer verurteilte Sickinger zu 2 Jahren 6 Monaten Gefängnis, Kunzmann zu 4 Jahren Zuchthaus. Das bei den Betreffenden noch gefundene Edelmetall wurde der geschädigten Firma wieder zugestellt. (Leider dürfte auch diese ausnahmsweise hohe Strafe dem Unwesen der Goldschnipfelei kaum einen Einhalt thun. D. Red.)

Vermischtes.

Warnung! In Düsseldorf wurden kürzlich zwei Uhrmacher von einem gewissen Agenten J. W. Meyer um Beträge von 20 und 15 Mark geschädigt und zwar auf folgende Weise. Der Agent stellte sich bei den Uhrmachern als Vertreter der Fides vor und gab an, im Auftrage des Düsseldorfer Subdirektors zu kommen, um Versicherungen gegen Einbruchsdiebstahl aufzunehmen. Er war im Besitze von Antragsformularen der Fides und schloss demzufolge auch zwei Versicherungen ab. Da diese sofort in, Kraft treten sollten, verlangte der Agent auch sofortige Zahlung der Prämien, die von den Uhrmachern gegen Quittung auch geleistet wurde. Nicht wenig erstaunt waren dieselben aber, als ihnen nach wenigen von der Subdirektion mitgeteilt wurde, dass der Agent wohl die Anträge, aber nicht das Geld abgeliefert habe. Leider hatte der Subdirektor auch versäumt, sich von dem Meyer. eine Legitimation zeigen zu lassen und kannte nur die dürftige Adresse: Essen, Hotel Kaiser Friedrich. Briefe und Anfragen an das Hotel blieben unbeantwortet. Der Fall mahnt zur Vorsicht und sollte jeden Kollegen veranlassen, sich bei Abschluss von Versicherungen erst zu überzeugen, ob der betreffende Agent auch zur Kassierung der Prämien bevollmächtigt ist. Etwaige Wahrnehmungen über den genannten Meyer bitten wir sofort an unsere Redaktion gelangen zu lassen.

Nordböhmisches Gewerbemuseum. Die an kostbaren Schätzen reiche Goldschmiedeausstellung ist jüngst eröffnet worden. Die Beteiligung an derselben war eine so rege, dass es thatsächlich gelungen ist, in Erinnerung an den Cellini-Gedenktag die Entwicklung der Goldschmiedekunst von der ältesten Zeit bis in unsere Tage teils im Bilde, teils und diese Abteilung bildet einen besonderen Glanzpunkt in wertvollen Originalen aller Perioden und galvanoplastischen Nachbildungen anschaulich zu machen. Als Aussteller, die der Einladung des Nordböhmischen Gewerbemuseums in der liebenswürdigsten Weise folgten, sind zu nennen: Das k. k. österreichische Museum für Kunst und Industrie in Wien, das kunstgewerbliche Museum zu Prag, das mährische Gewerbemuseum in Brünn, ferner von privaten Persönlichkeiten: Herr Franz Graf Clam Gallas auf Schloss Friedland, Firma Christofle & Cie. in Wien, Herr Museumspräsident Willy Ginzkey, Firma C. Haas in Wien, Herr Dr. A. Figdor in Wien, Herr k. u. k. Oberstleutnant Hugo Jeglinger, Herr Arthur Krupp in Berndorf, Frau Meininger, Herr Vicebürgermeister R. Nerrade, Herr Dr. G. E. Pazaurek, Frau Fr. Posselt, Frau A. Prade, Fräulein Helene von Schmitt in Böhm.-Aicha, Herr Gustav von Schöller in Brünn, Herr Ludwig Cahn-Speyer in Wien und Frau Stiasny in Reichenberg.

Diamanten und Goldfunde. Wie aus Südafrika gemeldet wird, sind dort bedeutende Diamantenfunde in der Nähe von Hay, im Distrikt Barkly West, in der Kapkolonie, gemacht worden. Eine grosse Anzahl von Minenarbeitern und anderen Leuten ist von Kimberley, Klipdam, Barkly West und den umliegenden Distrikten dahin abgegangen. Auch sollen reiche Goldfunde auf dem Keep-Plateau, nicht weit von dem oben erwähnten Gebiet, gemacht worden sein.

Schmuck und Mode. Ein neuer Erfolg, das Publikum mehr und mehr zum Ankauf von Schmucksachen zu veranlassen, ist auch darin zu sehen, dass die in Berlin erscheinende „Manufakturwaren-Zeitung", deren jede Nummer 20 000 Auflage hat, ein be

sonderes ständiges Kapitel, überschrieben: „Bijouterien. Passementerien", eingerichtet hat.

Frage- und Antwortkasten.

Die Herren Fabrikanten, Grossisten und Detailleure unserer Branchen werden in ihrem und aller Interesse höflichst aufgefordert, von der allezeit kostenfreien Benutzung dieser Rubrik den ausgiebigsten Gebrauch zu machen, Fragen allgemeiner und technischer Art uns einzusenden und für deren Beantwortung sich zu interessieren. Auch dieser Teil unseres Blattes ist dazu geschaffen, zur gegenseitigen Belehrung beizutragen. Frage 149. Wer ist der Fabrikant der silbernen Bestecke etc. mit dem Stempel KA? F. K. in W.

Frage 150. Welche Werkstätten befassen sich mit der Ausführung von Schmuckentwürfen in Email, teils Cloissoné, teils translucid? Für letztere Art sollen besonders norwegische Anstalten sehr leistungsfähig und billig sein, wer kennt dort empfehlenswerte Adressen? C. M. in D. Zu Frage 142. Schmelzöfen für Gas- oder Kohlenfeuerung liefert die Deutsche Gold- und Silberscheide-Anstalt vorm. Roessler in Frankfurt a. M. Dieselben sind auch durch die Firma B. Roessler & Co. in Berlin zu beziehen.

Zu Frage 147. Sämtliche Fassungen für Semi-EmailleBilder, Broschen, Armbänder, Anhänger, Knöpfe und Kravattennadeln, speziell in Am. und Silber-Doublé, fabrizieren und stehen auf Wunsch mit bemusterter Offerte und Skizzen gern zu Diensten. Lieferung nur an Grossisten. Ed. Winter & Co., Pforzheim.

Zu Frage 148. Verschiedene ungünstige Erfahrungen mit Trocken-Elementen, welche ohne Ausnahme an dem Übelstande litten, dass sie nicht lange genug konstant blieben, veranlassten mich, selbst Versuche zur Herstellung solcher Elemente anzustellen. Die verschiedenen von mir versuchten käuflichen Typen gaben ohne Ausnahme anfangs einen erstaunlich starken Strom, dieser schwächte sich indes in verhältnismässig kurzer Zeit, meist schon nach einigen Monaten, immer mehr ab, so dass sie bald ganz versagten. Ich hatte also meine Versuche auf Erzielung einer möglichst langen Lebensdauer des Elementes zu richten. Nach mehreren Fehlschlägen stellte ich ein Element in folgender Zusammensetzung her. Einen Kohlenstab, Grösse 11 X3 X1 cm, umgab ich mit fein gestossenem, bestem Braunstein, ein Leinensäckchen gab den nötigen Halt dafür. Ein Zinkcylinder, Höhe 7 em, Durchmesser 5 cm, mit angelötetem, stark verzinntem Kupferdraht als Pol umgab die mit Braunstein umhüllte Kohle. Das Elementglas ist 10 cm hoch, Durchmesser 6 cm. Die Zwischenräume zwischen Kohle, Zink und Glas füllte ich mit Sägespänen, tränkte das Ganze dann mit konzentrierter Chlorammonium-Lösung und goss das Element oben mit Hartpech dicht, indem ich noch ein kleines Bleirohr zur Regelung der Gasentwickelung mit einsetzte. Das Element gab anfangs einen Strom, der eine grosse 12 cm-Glocke kräftig erklingen machte, und noch heute, nach etwa 14 monatigem Gebrauch, treibt dasselbe eine 6 cm-Glocke. Jedenfalls ein befriedigendes Ergebnis. Ich möchte dem Herrn Fragesteller durch Vorstehendes nur einige Winke zur Selbstherstellung von Trocken-Elementen geben. B. K. in 0.

Patente. Gebrauchsmuster-Eintragungen.

44 a. 143 766. Schieber für Uhrketten, dessen innerer Grund mit buntfarbiger Stoffeinlage verziert ist. Wilh. Jac. Loch, Oberstein. 6. 11. 1900. - L. 7938.

44 a. 143 767. Doppelseitig mit buntfarbigem Stoff hinterlegtes Mittelstück für Uhrketten. Wilh. Jac. Loch, Oberstein. 6. 11. 1900. L. 7939.

Silberkurs.

Der Durchschnittswert des feinen Silbers war an der Hamburger Börse Mk. 87,93 per Kilo.

Darnach berechnen die vereinigten Silberwarenfabriken für 0,800 Silber Mk. 76,- per Kilo, gültig vom 11.-21. Dez. 1900.

Erscheint am 1. und 15. eines jeden Monats. Abonnementspreis incl. Beiblatt „Schmuck und Mode" pro Quartal M. 1.75 für Deutschland, 2 Kronen für Österreich, M. 8.- pro Jahr für das Ausland. Inseratenteil (ohne Text) kostet pro Jahr M. 2.- für Deutschland. Insertionspreis die gespaltene Nonpareillezeile 25 Pfg., 164 Seite M. 1.50 brutto. Bei Wiederholungen wird Rabatt gegeben. Beilagen nach Übereinkunft, gefälligen Anfragen wolle man stets Muster beifügen. Arbeitsmarkt die

4gespaltene Nonpareillezeile 20 Pfennige.

Inhalt: Aufruf an die Juweliere, Gold- und Silberschmiede des Deutschen Reiches. -- Programm des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede. Von Werkstatt zu Werkstatt. Taufmedaille aus dem Atelier der Stuttgarter Metallwaren-Fabrik Will. Mayer und Frz. Wilhelm (Abbildung). Moderne Ziergläser auf der Pariser Weltausstellung. Revision des österreichischen Punzierungsgesetzes. Schmuck und Mode. Personalien und Geschäftsnachrichten. Fachschulwesen. Kunstgewerbliches. Volkswirtschaftliches. Gesetzgebung. — Arbeiter- und Lohnbewegung, Handel und Verkehr.-- Geschäftliche Mitteilungen. Gerichtliche Entscheidungen. Unglücksfälle, Einbruchsdiebstähle, Verbrechen etc. -- Vermischtes. Frage- und Antwortkasten. Patente. Silberkurs. Konkurse und Insolvenzen. Arbeitsmarkt. Inserate.

Nachdruck aus dem Inhalt vorliegender Zeitung ist nur unter genauer Quellenangabe gestattet.

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