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falls aber die Feinheit.,,Brei giebt keinen Widerhall; und unser Volk ist in künstlerischer Beziehung nur Brei" -, dieses harte Urteil eines unserer ersten Kunstschriftsteller kann man mit besonderer Berechtigung auf die Kundschaft für die billige Massenfabrikation in unserer Branche verwenden. Das Facit daraus für unser Thema wollen wir später ziehen. Die zweite Kategorie von Käufern für die Edelmetallindustrie wird sich wohl mit jener sozialen Klasse decken, der man ,,Besitz und Bildung teils nachrühmt, teils vorwirft. Hier weiss man etwas von Kunst und Kunstbestrebungen; man spricht vom ,,Jugendstil", vielleicht noch mit einer gewissen reservierten Zweifelhaftigkeit, oder man schimpft auch darüber, wenn man am guten Alten hängt und deshalb die historischen Stilarten vorzieht. Im allgemeinen aber scheut man besonders auf der einen Seite vor dem ,,Protzenhaften". auf der anderen vor allzu gewagten Künstlerideen" zurück. Der Unzulänglichkeit und der Unselbständigkeit des eigenen künstlerischen Urteils dunkel sich bewusst, wagt man sich aus der schützenden Umfriedigung der durch das allgemeine Urteil sanktionierten Mittelmässigkeit nicht heraus. - Hier ist ein wenn auch bescheidenes Feld für die Kunst; hier wird Harmonie, abgewogene Komposition und das Vermeiden unfeiner oder derber Wirkungen geschätzt und verstanden. Künstlerische Kraft und Originalität, starke und kühne Effekte aber finden keine Stätte. Die künstlerische Tagesmode ist massgebend, nicht die künstlerische Qualität des einzelnen Stückes.

Die dritte Klasse bilden die wirklichen Kunstliebhaber, sei es aus Herzensbedürfnis, sei es, weil sie die Mittel dazu haben und es sich leisten können. Hier ist nicht nur ein gewisser Kunstgeschmack, sondern sind auch Kunstkenntnisse vorhanden. Hier interessiert man sich nicht nur für die Kunst, sondern auch für Künstlerpersönlichkeiten, für die Technik, für neue Wirkungen. Hier wird vor allem anderen die persönliche Note, das Eigenartige an einem Kunstwerk geschätzt, demzuliebe man auch einmal etwas Auffallendes, eine äusserliche Dissonanz in den Kauf nimmt. Herrschte in der ersten Klasse die Mode, suchte man in der zweiten den Forderungen des Geschmackes nachzukommen, so herrscht hier in der letzten Kategorie die Kunst, oder, noch besser gesagt, der Künstler. Ist dieser Kreis auch, besonders bei uns in Deutschland, noch ziemlich klein, so wird ihm doch, wenn nicht alle Zeichen trügen, ein gedeihliches Wachstum noch beschieden sein.

der Protz, der kauft, nicht um einem naiven Schmuck- oder Kunstbedürfnis zu genügen, sondern weil seine Mittel ihm das erlauben, und weil er das Bedürfnis fühlt, diesen Umstand der beneidenden Mitwelt kund zu thun. Hier spielt die Kunst, genau genommen, überhaupt keine Rolle, und sie kann sich nur einschleichen unter dem schützenden Geleite eines sehr teueren

Fig. 5. Becher im South Kensington Museum zu London. (Vergl. hierzu den Artikel: Gothisches Trinkgerät IV in vor. Nummer.)

Bei dieser Klassifizierung ist allerdings eine für den Geschäftsmann ziemlich wichtige Käufergattung übersehen worden:

Materiales oder eines in die Mode gekommenen Künstlernamens. Das aber hat mit unserer Betrachtung zunächst nichts zu thun.

Kehren wir zu unserem Ausgangspunkte zurück, zu dem Satze: Die Fabrikation muss sich nach dem Geschmacke der Kundschaft richten, so können wir denselben jetzt wohl dahin erweitern und präzisieren, dass die künstlerische Eigenart der Ware sich nach dem künstlerischen Verständnis desjenigen Käuferkreises zu richten hat, für den sie bestimmt ist. Wer seiner Kundschaft etwas bringt, was ihr in künstlerischer Beziehung, wie man so zu sagen pflegt, über die Hutschnur geht, wird jedenfalls keine geschäftlichen. Erfolge erzielen, auch wenn seine Ware durchaus in schönen und gediegenen Leistungen besteht. Je geringer aber das eigene Verständnis und das eigene Interesse des Konsumenten für Kunstleistungen ist, desto blinder wird er der allgemeinen Modeströmung oder auch dem Althergebrachten folgen, desto weniger wird alles Abweichende, Originelle, Neuartige bei ihm Anklang finden. Nirgends darf der Fabrikant weniger eigene künstlerische Ideen und persönlich ausgeprägten Geschmack zeigen, als in der kuranten Massenfabrikation, weil eben gerade hier das, was man unter dem Geschmack des Publikums" versteht, am herrischsten und unangreifbarsten auftritt. Unangreifbar auch deshalb, weil bei der Massenfabrikation der nicht zu umgehende Zwischenhandel jede Möglichkeit der der Verständigung zwischen Konsument und Produzent, zwischen Fabrikanten und Käufer aufhebt.

Je weniger die Kundschaft von Kunst versteht, desto unbiegsamer ist ihr Geschmack; je mehr Kunstverständnis beim Käufer vorhanden ist, desto freier kann der Künstler schalten, und das idealste Verhältnis zwischen diesem und dem Käufer ist dasjenige, wobei er nicht nur nicht gehemmt, sondern gefördert und getragen wird von dem Mitempfinden seines Auftraggebers; da wird dieser letztere selbst zum mitschöpferischen Gehilfen des Künstlers. Jede künstlerische Thätigkeit ist eben, ideell und materiell, an den Widerklang gebunden, den sie im Kreise ihrer Auftraggeber findet. Dieser aber ist nur herzustellen, wenn Künstler und Publikum entweder an und für sich den gleichen Geschmack haben, oder wenn der eine Teil sich nach dem anderen

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richtet, ihn zu verstehen und in seinen Anschauungskreis sich einzuleben sucht. Und es ist nach dem Gesagten nur natürlich, dass unter den besprochenen drei Käuferkategorien die erste den stärksten Zwang ausübt und jeden für sie thätigen Künstler, er mag wollen oder nicht, zu sich herunterzieht, dass der zweite Kreis dem Künstler nur bis zu einem gewissen Grade entgegen

zukommen vermag, indem er sich allgemein anerkannten künst-
lerischen Richtungen und Strömungen anbequemt, und dass erst
die dritte Kategorie, die Kunstliebhaber und -Kenner, in wirklichem
Konnex mit dem Künstler und seinem Schaffen stehen und
dadurch einen aktiven, fördernden Einfluss auf die Entwickelung
der Kunst überhaupt auszuüben vermögen.
(Schluss folgt.)

Momentaufnahmen aus der Weltausstellung.

Wenn es dir Vergnügen macht, lieber Leser, so folge mir auf einem Bummelgange durch die Galerien der Pariser Ausstellung im „Palais Fabert", Palast der ausserfranzösischen Produkte diverser Gewerbe, und betrachte mit mir die Gold- und Silberschmuckauslagen der verschiedenen Staaten. Da es sehr viel zu sehen giebt, wollen wir uns heute damit begnügen, einen Überblick zu gewinnen, ohne uns lange bei den einzelnen Schaukästen aufzuhalten. Indem wir das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden, stellen wir, so denke ich, zunächst in den ausgedehnten Hallen flanierend und plaudernd fest, wo sich Gold- und Silberwaren finden und was der näheren Betrachtung wert ist, nur hier und da einem besonders auffallenden Stücke unsere spezielle Aufmerksamkeit schenkend.

Wir betreten das Erdgeschoss des Palais Fabert (so benannt nach der Strasse, welche seiner Rückseite entlang läuft) bei dem der Porte des Invalides (No. 26) zunächst gelegenen Eingange und schauen uns dort in der gleich links gelegenen belgischen Abteilung um. Vornan bemerken wir drei oder vier Glaskästen ganz mässiger Dimensionen, die halbverdeckt mit weissen Überzügen einige silberne Tafelaufsatzstücke im Jugendstil zeigen; es ist hier offenbar noch nicht alles fertig, obwohl wir schon mehr als zwei Monate „Ausstellung" hinter uns haben. Und diese Kleinigkeit bildet eigentlich alles, was in der Gold- und Silberwarenfabrikation von Belgien geboten wird. Ausserdem giebt es noch einige mit Glas überdeckte Verkaufstische, welche lebhaft an diejenigen einer besseren Jahrmarktsbude erinnern und mit unechtem Schmuck angefüllt sind. Derselbe wird verschachert, so gut es geht, indem er jedem vorbeigehenden Besucher laut angepriesen wird, auch wenn er sich nicht im geringsten dafür interessiert. Nebenbei bemerkt, scheint uns dieses ,,belgische" Erzeugnis in Pariser Fabriken gewachsen zu sein.

Eine bedeutend reichhaltigere und viel interessantere Sammlung bietet uns hingegen rechter Hand Russland. Hier haben sich namhafte Firmen von St. Petersburg, Moskau, Kiew u. s. w. Einzelausstellungen geleistet, die wert sind, dass man sie ganz nahe in Augenschein nimmt. Die russische Arbeit lässt auf eine grosse Sorgfalt der Erzeuger, sowie auf deren Fertigkeit und Geduld schliessen. Wir nehmen viel Gegenstände in „cloisonné“Email wahr, auch Filigran-Sachen und ausserdem eine Reihe von feinen Juwelierarbeiten. Der bemerkenswerteste Aussteller ist Fabergé, St. Petersburg, mit viel wunderbar ausgeführten Geduldsarbeiten: Gebrauchsobjekte aus seltenen Steinarbeiten, z. B. eine Schreibgarnitur aus sibirischem Nephrit, einem durchscheinenden Steine dunkelgrüner Farbe, auf dem sich die in vornehmer Mässigkeit angebrachten Inkrustationen sehr wirkungsvoll abheben. Wir sehen dort auch die brillantenstrotzende Miniatur-Nachbildung der Insignien des russischen Reiches und andere interessante Juwelen, sowie einige sehr künstlerische Silbergeräte. Bei Bock, St. Petersburg und Moskau, fällt uns das grosse heraldische Kaiserwappen und eine komplette Sammlung der russischen Orden auf. Eine Firma Savelieff, Kostroma, stellt daneben das etwa ein Quadratmeter bedeckende Modell einer neuen Kirche (Auferstehungskirche wahrscheinlich St. Petersburg) in Silber aus. Dasselbe hat einen Wert von 40 000 Francs und dürfte nichtsdestoweniger bei der in Russland bestehenden Liebhaberei für

religiösen Prunk bald seinen Käufer gefunden haben. Nicht weit davon hat man an einer Zwischenwand das vielbesprochene Geschenk des Zaren an die französische Regierung, die Karte Frankreichs aus Jaspis, Marmor, Gold, Platin und Edelsteinen, aufgehängt. Dieselbe soll 4 Millionen Francs wert sein und zu ihrer Anfertigung 3 Jahre in Anspruch genommen haben. wurde verfertigt in der kaiserlichen Steinschleiferei von Jekaterinenburg. Das Meer ist auf dieser Karte in hellgrauem Marmor, die Departements sind in verschiedenfarbenen Jaspisarten dargestellt; auch der Rahmen ist aus Jaspis. Die Flüsse sind in Platina markiert und die Städte durch goldgefasste Edelsteine bezeichnet, Paris an erster Stelle durch einen Diamanten.

An die russische Abteilung schliesst sich die deutsche an. Dort halten wir uns vorläufig nicht auf, denn unten ist keine Bijouterie, und wir durchwandein wohl am besten das ganze Erdgeschoss, bevor wir zum oberen Stockwerk hinaufgehen. Weiter in der Richtung nach der Seine finden wir am Ausgang der Sektion der Vereinigten Staaten neuen Stoff zu unserer Unterhaltung. Die Amerikaner haben nur zwei Aussteller unserer Artikel: die Häuser Tiffany und Gorham Manufacturing Company, beide mit dem Hauptsitz in New York und bedeutenden Filialen in Paris. Wenn die amerikanischen Firmen auch nicht zahlreich sind, so muss man doch gestehen, dass die Branche ganz wirkungsvoll vertreten ist. Um sich ein genaues Bild zu machen, muss man in diese grossen, ladenartigen Ausstellungen hineingehen. Besonders bei Tiffany finden wir eine Serie von interessanten und höchst wertvollen Stücken, sowohl in Juwelen- als dekorativen Silberarbeiten. Viel Anziehungskraft übt hier auch eine umfangreiche Edelsteinsammlung aus, die dem Naturgeschichts-Museum in New York gehört. Tiffany & Cie. haben ihrer Gold- und Silberausstellung eine solche ihrer bekannten, farbenreichen Kunstgläser in besonderen Räumen angereiht.

Bei der gegenüber installierten Gorham Co. ist ein äusserst graziöser Toilettentisch mit Psyche, den dazu gehörigen Geräten und einem Schemel hervorzuheben, alles aus getriebenem Silber. Möbel von einem derartig fürstlichen Luxus gehören zu den grossen Seltenheiten. Von beiden Ausstellern erhalten wir bereitwilligst Auskunft über alles, was uns wissenswert erscheint. Wir machen unsere Notizen, und obgleich wir unsere Absicht, nicht zu kaufen, durchaus nicht verkennen lassen, überreicht man uns Geschäftskarten und meisterhaft durchgeführte kleine Kataloge mit scharfen Abbildungen. Die Amerikaner verstehen mit der Reklame umzugehen und haben nicht die stupide Furcht der Franzosen, an die wir bei allem Respekt vor ihrer grossartigen Bijouterie- und Orfèvrerie-Abteilung unwillkürlich erinnert werden. Karten sind dort schon selten, Kataloge giebt es überhaupt nicht, dagegen aber eine lächerlich strenge Überwachung des Publikums. Wenn man sich in der französischen Abteilung bewegt und Notizen macht, so ist man des Abzeichnens ganz von selbst verdächtig, und es kann passieren, dass man, da das Zeichnen laut Anschlag verboten ist, auf den blossen Verdacht hin (was vorgekommen ist) wie ein gewöhnlicher Dieb zu dem in der Abteilung befindlichen Kommissariat geführt wird, wo man sich wohl oder übel eine Untersuchung gefallen lassen muss. Dies beiläufig als Fingerzeig für zukünftige Besucher unseres Faches. (Fortsetzung folgt.) Hector.

Von der Pariser Weltausstellung.

Die badische Regierung hat von den 500 Gesuchen derer, die um Staatsbeihilfe zum Besuche der Weltausstellung baten, 261 berücksichtigt. Die Betreffenden erhalten je 100-200 Mark. Es befinden sich unter den glücklichen 261 von unseren Branchen: 6 Graveure, 4 Goldschmiede, 4 Vergolder, 2 Ciseleure, sowie auch 2 Uhrmacher.

Die Preisverteilung. Am 18. August hat in Paris die Zuerkennung der Preise für die ausgestellten Juwelen, Gold- und Silberwaren stattgefunden, und geben wir nachstehend ein Verzeichnis derjenigen, die auf deutsche, bezw. österreichische Aussteller entfallen sind.

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Karl Förschler und Wilhelm Kratz bei W. Stöffler, C. F. Dürer bei Heer & Wipfler, von welch letzerem Geschäft auch noch zwei Arbeiter, Hipp und Kling, eine lobende Anerkennung davontrugen. Ausserdem wurden aber auch noch zwei Inhaber Pforzheimer Hilfsgeschäfte, Graveur W. Trost und Emailleur Gustav Weigel mit einer Bronzemedaille bedacht, und zwar als Mitarbeiter an Fabrikaten, welche dortige Firmen ausstellten. Als Mitarbeiter der Firma P. Bruckmann & Söhne in Heilbronn wurden mit der silbernen Medaille die Bildhauer AmbergHeilbronn und Kiemlen-Stuttgart, sowie Stock und Niess mit der bronzenen Medaille ausgezeichnet. Die Prämiierungen von Mitarbeitern sind auf der Pariser Weltausstellung zum erstenmal systematisch durchgeführt worden. Sie bedeuten einen wesentlichen Fortschritt in der Schätzung der persönlichen Arbeit und zugleich einen Schritt weiter auf dem Gebiet der Anerkennung kunstgewerblicher Thätigkeit, auf welche Prinzipale wie Mitarbeiter in gleichem Masse stolz sein dürfen. Schade, dass so wenige Firmen von der Möglichkeit, ihre Mitarbeiter an den ausgestellten Produkten hervorzuheben, Gebrauch gemacht haben.

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Mayer & Söhne,

Gebr. Kühn,

Schw.-Gmünd, sowie Gus

tav Kühn persönlich und

Arbeiten aus dem Atelier von Chr. Weilinger in Hanau.

REICH

Zeichner und Modelleur Alfred Voss von derselben Firma. Brems-Varain, Trier.

Bronze-Medaillen: Moritz Wiesinger, Wien. - Rudolf Seitz, München. Prof. Waiblen †, Pforzheim. Prof. Wiese, Hanau. Prof. Wolber, Pforzheim. Storr & Stein, Berlin. Aichele & Co.. Pforzheim. Prof. Heiden, München. Gebr. Deyhle, Schwäb.Gmünd. G. Chevalier Nachf., Magdeburg. Oskar Dietrich, Wien. - Hugo Schaper, Berlin. Theodor Seybold im Hause Gebr. Kühn, Schw.-Gmünd (demnach hat genannte Firma vier Preise!).

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Als künstlerischer Mitarbeiter an Ausstellungsobjekten erhielt die silberne Medaille Ciselierlehrer Ad. Schmid von der Kunstgewerbeschule in Pforzheim; als Mitarbeiter und Entwerfer von Objekten, welche ihre preisgekrönten Firmen ausgestellt haben, wurden weiter aus Pforzheim mit der silbernen Medaille prämiiert: Wilh. Bertsch bei Aug. Kiehnle, Karl Bissinger bei F. Zerrenner und E. Seifert bei Rodi & Wienenberger A.-G.; mit der Bronzemedaille Wilh. Heintz, Aug. Heiss,

EUTSCHES

Klasse 95.

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Juwelen und Goldware n.

Deutsche Mitglieder der Jury: V. P. Lueders, Berlin.-J. Mahla. Pforzheim. Grand Prix: Keiner für deutsche Aussteller. Goldene Medaillen: M. Kersch, Prag.

Gebr.

Friedländer, Berlin.-Louis Kuppenheim, Pforzheim.Kollmar & Jourdan, Pforzheim. Königl. Zeichenakademie in Hanau. May & Palma, Turnau und Rudolf Otto, Berlin. J. H. Werner,

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Pforzheim. Berlin. Silberne Medaillen: J. Reimann, Prag. Stockert & Kern, Pforzheim. Beckh & Truba, Pforzheim. Benckiser & Co., Pforzheim. Hugo Schaper, Berlin. Herm. Bauer, Schw. - Gmünd. Rodi & Wienenberger, Pforzheim. Wilhelm Stöffler, Pforzheim. Holbein & Bindhardt, Schw.-Gmünd. Th. Fahrner, Pforzheim. B. H. Mayers Prägeanstalt, Pforzheim. J. Gerlitzky, Prag. D. F. Weber & Co., Pforzheim. chen. Karl Rothmüller, München. heim. August Pantlen, Pforzheim. Pforzheim. F. Zerrenner, Pforzheim. dorf. Julius Schneider, Pforzheim. München. Bronze-Medaillen. Soergel & Stollmeyer, Schw.-Gmünd. Wimmer & Rieth, Pforzheim. Ottmar Zieher, Schw.-Gmünd. Gebr. Koch, Pforzheim. Nick. Thallmayr, München.

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Mit reichen Ehren ist übrigens Herr J. H. Werner, Hofjuwelier Sr. Majestät des Kaisers, Berlin, Friedrichstrasse 173, aus dem Wettstreit auf der Weltausstellung in Paris hervorgegangen. Derselbe erhielt für die in Klasse 63 und 95 ausgestellten Arbeiten den grossen Preis, zwei goldene Medaillen und eine silberne Medaille.

NB.! Wir bemerken ausdrücklich, dass mit Vorstehendem ein vollständiges Verzeichnis der in unserem Interessengebiete ausgezeichneten Personen und Firmen nicht gegeben werden kann noch soll, da wir noch nicht im Besitz eines amtlichen Verzeichnisses der Preisgekrönten sind. Vielmehr fussen die heutigen Mitteilungen nur auf Notizen verschiedener Tageszeitungen, gekrönter Firmen und anerkennenswerter Meldungen von Mitarbeitern. Eine Berichtigung und Vervollständigung unseres heutigen Referats ist uns nur angenehm.

D. Red.

waren es

Personalien und Geschäftsnachrichten. Arbeiter-Jubiläum. Wie voriges Jahr einer, so dieses Jahr zwei Arbeiter in der Joh. Herzer'schen Ringfabrik in Gmünd, welche auf eine 25 jährige Thätigkeit zurückblicken können. Graveur Kleinmaier und Ringmacher Vogelmann wurden anlässlich dieses Tages von ihren Mitarbeitern mit Blumenbouquets sowie herzlichen Glückwünschen erfreut. Die Prinzipale gaben unter Überreichung eines ansehnlichen Geldgeschenkes dem Wunsche Ausdruck, die beiden Jubilare möchten noch weitere 25 Jahre im Geschäfte thätig sein. Abends war gesellige Unterhaltung in Rösslesgarten, welche in heiterster Stimmung verlief. Solche Feste ehren Prinzipale wie Arbeiter.

Seinen 73. Geburtstag feierte am Heiligen Dreikönigstag der Corpusarbeiter auf Silber, Herr Daniel Olson in Stockholm. Er ist Schwedens geschicktester Arbeiter, fertigt alle grösseren Arbeiten in Silber an, die Geschicklichkeit erfordern, und arbeitet von morgens 7 Uhr bis abends 7 Uhr bei 11/2 Stunde Mittagsund 1/2 Stunde Frühstückspause. Um Weihnachten muss er sogar jeden Sonntag arbeiten. Er ist bei der Goldschmiede-AktienGesellschaft angestellt. Seit seinem 15. Lebensjahre hat er dem Fach angehört. Geschenke vom Prinzipale und von den Kameraden, Auszeichnungen von den Ausstellungen in Chicago und Stockholm wurden ihm zugedacht. (Vorstehendes geht uns von einem Abonnenten unseres Blattes, Herrn Goldschmied und Achatwarenhändler Karl Meyer in Stockholm, zu, der es unseren Lesern im Anschluss an den 75. Geburtstag des Herrn Karl Fleckhammer in Pforzheim mitteilt. Vergl. vor. No. D. Red.)

Todesfälle. Am 24. v. Mts. verschied in der Schweiz, wo er zur Erholung weilte, der in weiten Kreisen der Pforzheimer Industrie wohlbekannte Besitzer einer Gold- und Silber-ScheideAnstalt, Herr Karl Kaiser, im Alter von 58 Jahren. Er war allezeit ein rastlos thätiger Mann, den sein Wissensdrang in früher Jugend schon nach dem Orient getrieben, wo er längere Zeit in kaufmännischen Geschäften thätig war. Vor etwa 25 Jahren kam er nach Pforzheim, wo er später die Scheideanstalt seines Schwiegervaters Lehrfeld übernahm und zu hoher Blüte brachte. Stuttgart verstarb im Alter von 67 Jahren Herr Graveur Aug. Frz. Hofmann, und in Heidenheim i.Br. im Alter von 69 Jahren Herr Graveur Albert Wolf. — In Löbau i. S. verstarb im Alter von 54 Jahren Herr Stadtverordneter Albin May, Mitinhaber der Silberwarenfabrik von Reiss & Co.

In

Fabrik-Erweiterung. Der in Ettlingen hergestellte Neubau der Firma Gebr. Hepp, Silberwarenfabrik in Pforzheim, wird nun baldigst bezogen werden können. In dieser Filiale des Pforzheimer Geschäfts werden genau wie in Pforzheim sämtliche Zweige des Geschäfts gepflegt werden. Manchem Arbeiter der Umgebung wird dies lohnenden Verdienst bringen.

Die Firma C. F. Jourdan in Pforzheim hat daselbst ein Exportmusterlager errichtet in Kirchengeräten, sowohl in Metall als auch in Silber, unechten Ketten etc. Nachstehende Firmen haben Herrn Jourdan die Vertretung übergeben: F. X. Dantzenberg jr. in Krefeld, Ditisheim & Cie., Chaux-de-Fonds, Hamburg-Amerikanische Uhrenfabrik Schramberg, Hochstaedter & Bergmann, Offenbach a. M., A. Seybold & Scheurle, Schwäb.-Gmünd, Storr & Stein, Berlin.

Firmen - Änderung. Die von den Herren Otto Berner und Theodor Neunecker in Pforzheim seit 12 Jahren unter der Firma E. Landenberger Nachfolger betriebene Bijouteriefabrik, Spezialität Knöpfe, wird vom 1. September ab von den seitherigen Inhabern unter der Firma Berner & Neunecker in sonst unveränderter Weise weiterbetrieben. Die Fabrik, aufs

vorteilhafteste eingerichtet, mit den neuesten Maschinen ausgestattet, nebst eigener mechanischer Werkstätte, ist hauptsächlich für den Bezug kuranter Knöpfe als sehr leistungsfähig bekannt. Wir wünschen den Herren auch fernerhin Glück.

Geschäftsnachrichten. Die Juwelenfirma Vial & Weisborn in Hanau wurde gelöscht, dagegen neu eingetragen die Firma Gebrüder Vial (Inhaber Heinrich Vial und Conrad Vial). — In die Firma Lauer & Wiedmann in Pforzheim ist Herr Wilh. Silbereisen als Teilhaber eingetreten.

Vertretung. Die Silberwaren - Fabrik Franz Bahner in Düsseldorf (Spezialität Bestecke) hat der Firma C. F. Jourdan in Pforzheim die Vertretung für den dortigen Platz übertragen.

Die Firma Gebrüder Brünig in Berlin C., Grünstrasse 21, macht uns die Mitteilung, dass, nachdem Herr Georg Brünig am 31. Mai d. J. aus ihrer Gesellschaft ausgeschieden ist, die bisher unter der Firma Gebrüder Brünig, Berlin C., Grünstrasse 21 (Inhaber: Georg und Max Brünig) betriebene Edelstein- und Werkzeug-Handlung vom 18. Juli cr. ab unter derselben Firma Gebrüder Brünig an gleicher Stelle unverändert weitergeführt werde.

Handwerk und Innung.

Die Vereinigung der Uhrmacher und Goldschmiede der Kreise Duisburg, Mülheim, Ruhrort u. s. w. hat im laufenden Jahre bis jetzt drei ordentliche Versammlungen abgehalten, die gut besucht waren. Besonders zu erwähnen ist der erste Bericht der zur Überwachung der Auktionen und des Hausierunwesens eingesetzten Kommission für die Städte Duisburg, Mülheim, Oberhausen, Ruhrort, Meiderich, Sterkrade, Bottrop, Wesel und Beek. Diese Kommission konnte recht erfreuliche Erfolge aufweisen. Vortreffliche Dienste leistete, so schreibt der Vorstand in dem Organ des Centralverbandes, bei Beschwerden an die Behörden die Erläuterungen des Dr. Rocke-Hannover zu den einschlägigen Bestimmungen der Gewerbeordnung. Es wurden verschiedentlich Auktionen verhindert und Händler und Hausierer zur Anzeige gebracht. Wir machen darauf aufmerksam, dass diese Erläuterungen durch unsere Expedition zu beziehen sind.

Fachschulwesen. Kunstgewerbliches.

Der Kunstgewerbeverein in Pforzheim erlässt soeben ein Preisausschreiben zur Bewerbung um den C. A. SchmitzJubelpreis, an dem jeder Deutsche teilzunehmen berechtigt ist. (Vergl. Näheres im Inserat der heutigen Nummer.)

Im Pforzheimer Kunstgewerbemuseum kam am Sonntag u. a. eine Garnitur Schmuckstücke zur Ausstellung, die allgemeines Interesse erweckten. Sie war als Geschenk von einem Mitglied, welches ungenannt bleiben will, dem Verein zugewendet worden und ist ein Beispiel eines Schmuckes aus der Empirezeit, von seltener Originalität und Reinheit des Stils. Das Hauptmotiv sind grosse Amethyste von länglicher Form, welche von einer filigranierten und mit Kügelchen besetzten Fassung umschlossen sind. Die strenge und gemessene Komposition, das korrekte Akanthusornament, der eigentümliche Farbenakkord der violetten Amethyste mit den verschiedenen Goldfarben der Montierung vereinigen sich zu einem ebenso charakteristischen wie interessanten Gesammteindruck.

Das Gmünder Gewerbemuseum feiert nächstes Jahr das Jubiläum seines 25jährigen Bestehens. Anlässlich dessen wird ein grösseres internationales Preisausschreiben erlassen und sodann bei der Jubiläumsfeier eine Ausstellung der Konkurrenzarbeiten veranstaltet.

Das neue Schuljahr 1900/1901 der Grossherzogl. Kunstgewerbeschule Karlsruhe beginnt am 16. Oktober d. J. Die Ciselierschule befindet sich in der ersten der drei Abteilungen und enthält drei Jahreskurse: Ciselieren, Gravieren, Ätzen in Metall und Lederplastik. Die Anmeldungen sind bis längstens zum 1. Oktober d. J. unter Beilage von Schul- und Leumundszeugnissen, Geburtsschein und Zeichnungen an die Direktion (Herrn Prof. Götz) einzureichen. Das Schulgeld, welches bei der Aufnahme zu entrichten ist, beträgt pro Abteilung Mk. 25 für Reichsangehörige, Mk. 40 für Ausländer, ausserdem ist an Eintrittsgeld Mk. 10 zu bezahlen. Die weiteren Bestimmungen über Aufnahme, Stipendien, Schulgeldbefreiung etc. sind aus dem Programm der Schule zu ersehen, das auf Ersuchen zugestellt wird.

Technische Mitteilungen.

Die Beliebtheit der Gegenstände aus oxydiertem Stahl in Verbindung mit Gold, Golddoublinetten und vergoldetem Silber, mit gefassten echten und unechten Steinen, als Broschen, Arm

bänder, Streichholz- und Cigarettendosen, Stock- und Schirmkrücken, Uhren etc. etc. ist hinlänglich bekannt. Weniger bekannt sind gute Rezepte zum Oxydieren des Stahles, welche z. Z. zu wissen umso nötiger wird, als die weniger angenehme Seite dieser Gegenstände, das Abtragen des Oxyds, mehr und mehr hervortritt und recht häufig ein Neuoxydieren der Gegenstände verlangt wird. Am besten ist wohl in solchen Fällen die Einsendung des Gegenstandes in eine Fabrik, wo man die Sachen tadellos und billig hergestellt bekommt. Nicht immer aber ist hierzu die genügende Zeit vorhanden, und deshalb stellen wir Interessenten nachstehend einige Rezepte zur Verfügung mit dem Motto:,,Prüfet alles, und das Beste behaltet". Falls einer der Herren Juweliere etwas Besseres angeben kann, so möge er uns dasselbe, als Gegenleistung für unsere Rezepte zum Wohle und Besten aller, zur Verfügung stellen; wir werden es gern veröffentlichen.

I. Oxydieren von Stahl.

1 Teil Wismutchlorid, 2 Teile Quecksilberbichlorid, 1 Teil Kupferchlorid, 6 Teile Salzsäure, 5 Teile Alkohol und 5 Teile Wasser werden gut miteinander vermengt. Um diese Mischung erfolgreich anzuwenden, muss der zu oxydierende Gegenstand vollkommen rein und fettfrei gemacht werden, was am rationellsten durch Kochen in einer Sodalösung oder durch Waschen in Weingeist geschieht. (Man hüte sich, nach geschehener Reinigung den Gegenstand wieder mit den Fingern anzufassen. Mag die Hand noch so sauber sein, sie hat stets Fett an sich und hinterlässt, namentlich an Stahl, Flecken an den Stellen, wo man denselben angefasst hat.) Alsdann wird der Gegenstand in die Flüssigkeit eingetaucht, oder, wenn dies nicht möglich, gleichmässig die Lösung mit einer Bürste, Pinsel oder Hasenpfote dünn aufgetragen. Ist die Flüssigkeit auf dem Gegenstand getrocknet, wird er eine halbe Stunde in einfaches, kochendes Wasser gebracht. Will man die Farbe recht dunkel haben, so wird das Verfahren so oft erneuert, bis die gewünschte Farbe erreicht ist. Ein weiteres Verfahren.

Eine Lösung von 2 Teilen kristallisiertem Eisenchlorid, 2 Teilen fester Spiessglanzbutter und 1 Teil Gallussäure in 5 Teilen Wasser wird mit einem Schwamm aufgetragen, der Gegenstand an der Luft getrocknet und diese Behandlung so oft wiederholt, bis die gewünschte Farbe erreicht ist, schliesslich mit Wasser abgespielt, getrocknet und mit Leinölfirniss abgerieben.

Verfahren, speziell für Stahl-Uhrgehäuse.

Das zu oxydierende Gehäuse wird mit verdünnter Schwefeloder Salzsäure oder auch einer Auflösung von Eisenvitriol, der man zur Beschleunigung der Wirkung etwas Salpetersäure zusetzt, bestrichen oder mittels eines kleinen Tuchbausches dünn aufgetragen, um hierdurch eine Rostbildung herbeizuführen. Nach ca. 24 Stunden nimmt man den entstandenen Überzug mit einer Stahldrahtbürste so gut als möglich fort und wiederholt am besten diese Operation einige Male. Alsdann taucht man den Gegenstand in Leinöl oder Terpentinöl, lässt dieses abtropfen und erhitzt den Gegenstand beinahe bis zur Glühhitze. Nach dem langsamen Erkalten wird das Gehäuse mit Terpentinöl oder Leinöl auf leinenem Lappen sauber und gleichmässig abgerieben.

(Fortsetzung folgt.)

Arbeiter- und Lohnbewegung.

In der Hanauer Diamantschleiferei ist eine kleine Verbesserung der Geschäftslage eingetreten. Während am 1. Juli nur 97 Arbeiter und 6 Lehrlinge beschäftigt waren, standen am 1. August 136 Arbeiter und 9 Lehrlinge in Arbeit. Immerhin sind nach der „Volksst." noch über 100 Diamantarbeiter arbeitslos.

Aus Amsterdam schreibt man der „K. Z.“: Eine der am meisten notleidenden Industrien ist die Diamant-Industrie, und wie die wiederholten Ausstände während der letzten Jahre bewiesen haben, ist der Zustand dieser Industrie schon vor dem Ausbruch des Krieges in Südafrika ein beinahe unhaltbarer gewesen. Wie man auch über Ausstände urteilen mag, soviel steht fest, dass die Beweggründe, durch die die Amsterdamer Diamantarbeiter zur Niederlegung der Arbeit jetzt veranlasst worden sind, himmelweit von denjenigen bei andern Ausständen verschieden sind, ja man wird kaum zu weit gehen, wenn man auf die jetzt feiernden Arbeiter das Wort anwendet: „Der Not gehorchend, nicht dem eigenen Triebe". Allerdings berührt es den Aussenstehenden eigentümlich, wenn er sieht, wie seit Monaten für die arbeitslosen Diamantarbeiter der Klingelbeutel umhergeht, wie jede Woche etwa 1500 Arbeitslose Unterstützung erhalten, nur, um vom Hungertode errettet zu werden, und wenn jetzt plötzlich die Ziffer der Arbeitslosen durch einen seit einigen Tagen ausgebrochenen Ausstand der noch beschäftigten Arbeiter plötzlich

um mehrere Tausende steigt. Der Thatbestand ist aber folgender: Das Boort", d. h. das zur Bearbeitung des Diamants nötige Material, besonders Schmirgel, das der Arbeiter für eigene Rechnung anschaffen muss, ist in der letzten Zeit wenigstens um das Dreifache im Preise gestiegen, ohne dass der Lohn für den abgelieferten bearbeiteten Diamant gestiegen wäre; und dieses Missverhältnis zwischen Arbeitsunkosten und Verdienst ist derart, dass ein Arbeiter auch bei angestrengtester Arbeit unter den jetzt bestehenden Verhältnissen kaum fünfzig Cent in der Woche verdienen kann. Die Juweliere haben zwar eine Lohnerhöhung von 10% geboten, dies würde aber an der Sache kaum etwas verändern und den Wochenlohn etwa von fünfzig auf siebzig Cents steigern. Man wird deshalb den Ausständigen ihren Entschluss nicht verübeln können, denn man kann hier nicht einmal mehr von einem Hungerlohn sprechen. Ihr Zweck ist, ein anderes Lohnsystem mit den Juwelieren zu vereinbaren, und zwar in der Weise, dass nicht mehr Brutto-, sondern Nettolöhne bezahlt werden, so dass der Arbeitslohn wieder auf gesunder Grundlage, nach Abrechnung der Kosten, berechnet wird. Von der Berechtigung dieser Forderung hat sich schon ein Teil der Juweliere überzeugt, zwei hervorragende Firmen sind mit gutem Beispiel vorangegangen und haben sich bereit erklärt, das Nettosystem einzuführen. Bezeichnend ist es jedenfalls, dass dieser letzte Ausstand von der öffentlichen Meinung durchaus nicht verurteilt wird, man betrachtet ihn auch hier vielmehr als ein unumgängliches Mittel, um zu gesunden Zuständen zu gelangen. Freilich, der Grund des Übels sitzt tiefer; so lange das Missverhältnis besteht, dass der Preisunterschied zwischen rohem und geschliffenem Diamant ein so minimaler wie jetzt ist, wird auch das oben genannte Mittel auf die Dauer versagen; die Preise für Rohdiamanten werden aber, wie man weiss, durch das Londoner Syndikat auf der unnatürlichen Höhe gehalten, und da kaum daran zu denken ist, dass diesem Syndikat eine geschlossene Einheit der Händler entgegentritt, so ist von der nächsten Zukunft auch nicht viel zu hoffen.

Handel und Verkehr.

Dem Jahresbericht der Mainzer Handelskammer für 1899 entnehmen wir: Die Gold- und Silberwaren - Industrie hat das Jahrhundert unter günstigen Verhältnissen abgeschlossen; die Fabrikation war allgemein gut beschäftigt, die Lage der Gesamtindustrie, wie auch im speciellen die während des Jahres herrschenden Moden waren der Bijouteriebranche förderlich.

In feineren Juwelen und Goldwaren konnten bessere Preise erzielt werden, die allerdings auch durch die ausserordentliche Steigerung der Preise für Bestandteile (bei Perlen und Brillanten fand z. B. ein Aufschlag von 40-50% statt) bedingt waren. Dagegen blieben in Silberwaren und billigeren Bijouterien trotz voller Beschäftigung und erhöhter Arbeitslöhne die Preise sehr gedrückt.

In keinem andern Industriezweige dürften für den Fabrikanten und Grossisten derartige Unzuträglichkeiten wie gerade in der Bijouteriebranche vorhanden sein.

Wie schon im vorjährigen Berichte erwähnt, sind die Lagerbestände vielfach sehr gross geworden und lässt sich ein grosser Teil der Detailgeschäfte, also der Juweliere und Uhrmacher, anstatt auf feste Rechnung zu kaufen, Auswahlsendungen kommen, von denen dann oft ein grosser Teil erst nach Wochen, teilweise in schlechtem Zustande, zurückgesandt wird. Es ist dies natürlich nur eine Umschreibung von Kommissionswaren.

Ein zweiter, das Geschäft ungünstig beeinflussender Umstand ist die fortschreitende Ausdehnung der Zahlungstermine. Ein schon gewiss langes Ziel von 6 Monaten wird nur in selteneren Fällen eingehalten, dagegen selbst Kunden mit ganz geringen Mitteln 12-15 Monate Ziel eingeräumt. Nicht allein die Fabrikanten und Grossisten, sondern auch ganz besonders die besseren Detailgeschäfte, die ihre Ware in fester Rechnung kaufen und mit richtigem Ziel regulieren, haben hierunter zu leiden. Der beste Beweis für die Unhaltbarkeit dieser eingerissenen Übelstände ist wohl darin zu suchen, dass speciell der Platz Pforzheim im Laufe des letzten Jahres besonders in Oesterreich und Russland bedeutende Verluste zu erleiden hatte. Durch die grosse Konkurrenz der Banken, die ihre Aktienkapitalien verwenden wollen, werden auch viele zweifelhafte Geschäfte unterstützt, und so hinderlich der gegenwärtige hohe Zinsfuss im allgemeinen für die Industrie auch ist, wirkt er doch vielleicht günstig gegenüber Ausschreitungen in der Produktion und dadurch förderlich auf die Gesamtinteressen der Branche ein.

Ausfuhrhandel. Handelspolitik.

Zollerhöhung auf Etuis in Argentinien betr. Die Handelskammer für den Amtsbezirk Pforzheim hat in dieser die deutsche Etuisfabrikation aufs empfindlichste schädigenden Angelegenheit

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