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Von grundlegender Bedeutung für unsere Betrachtung ist die paradox erscheinende, aber unbestreitbare Thatsache, dass der Ring ursprünglich überhaupt kein Schmuck war. Unkultivierte Völker mit geringer gesellschaftlicher Entwickelung tragen Schmuck aller Art, sogar unter Umständen mehr Schmuck als Kleidung. Aber sie tragen keine Ringe. Das ist unsern grossen Völkerentdeckern vielfach aufgefallen. Homer, der uns ein so genaues Bild von dem Kulturzustand der griechischen Heroenzeit entwirft, der so oft Schmuck und Spangen, gefertigt von sidonischen Männern, beschreibt, erwähnt niemals einen Ring. Und das wird jedem, der sich in die Eigenart der damals herrschenden Verhältnisse hineinversetzen kann, nicht besonders wunderbar erscheinen, denn die Leute brauchten eben damals keine Ringe. Brauchen? Gewiss; dass der Ring ursprünglich ein Gebrauchs- und kein Schmuckgegenstand war, wird aus der Geschichte seiner Entstehung erhellen.

Die ältesten Ringe, die wir kennen, sind egyptischen Ursprungs; sie haben heute das beträchtliche Alter von rund 4000 Jahren erreicht und bestehen zunächst aus einem käferförmig zugeschnittenen Siegelstein, der auf seiner unteren, flachen Seite das eingravierte Siegel trägt. (Figur 1.) Der Stein ist der Länge nach durchbohrt und vermittelst dieser Bohrung auf einem ringförmig gebogenen Draht befestigt, so zwar, dass er um sich selbst gedreht werden kann. Seine Bestimmung wird aus dieser Herstellungsweise sofort klar. Der ringförmige Draht diente dazu, um

Gebrauch war allgemein. Sie wurden, kurz gesagt, an Stelle schriftlicher Mitteilungen über örtliche und zeitliche Entfernungen weg benutzt, zu deren Erledigung die wenig oder gar nicht entwickelte Kunst des Schreibens nicht ausreichte. Diese Bedeutung des Siegels ging auf den Siegelring als solchen über; da naturgemäss die herrschenden Stände viel mehr Veranlassung hatten, ihn zu benutzen, als die dienenden, so verknüpfte sich mit dem Besitz und der Führung eines Siegelringes von uraltersher der Begriff von Macht und Herrschaft, ja dieser Begriff ging bis zu einem gewissen Grad auf den Ring selbst über, in dem man eine geheimnisvolle Macht verkörpert sah. Welche Rolle der Siegelring spielen musste, können wir uns, denen der Besitz und das Verständnis schriftlicher Mitteilungen etwas selbstverständliches geworden ist, kaum mehr vorstellen. Jede Beglaubigung, jede Unterschrift, jeder Identitätsnachweis musste mit ihrer Hilfe geschehen. Zum Verschliessen von Schatzkammern, von Frauengemächern während der Abwesenheit des Gatten,

Moderne Broschen von Hugo Schaper in Berlin.

den Stein am Finger tragen, also immer mit sich führen und zur Benutzung bereit halten zu können; er erhielt deshalb auch erst später eine schmuckvollere Ausbildung. Der Siegelstein wurde so getragen, dass er mit der flachen gravierten Seite auf dem Finger auflag, was bequemer war und dieselbe vor Beschädigungen schützte. Zum Gebrauch wurde der Ring abgezogen, der Stein herumgedreht und damit gesiegelt. Wir können diese Entwickelung sogar noch weiter zurückverfolgen, wenn wir die massenhaft aufgefundenen egyptischen, chaldäischen und assyrischen Siegelsteine in den Bereich der Betrachtung ziehen, die meistenteils ebenfalls durchbohrt sind, und auf irgend eine andere Art, vielleicht an einer Schnur um den Hals befestigt oder getragen wurden. Die Befestigung am Finger war dagegen jedenfalls brauchbarer und als wesentlicher Fortschritt zu betrachten. Da diese Siegel Namen und Rang desjenigen bezeichneten, der sie benutzte, so hatten sie bei den hochentwickelten sozialen Zuständen jener Völker eine sehr grosse Bedeutung und ihr

von Behältern irgendwelcher Kostbarkeiten kannte man nichts anderes. Und da man sich einmal daran gewöhnt hatte, dem Siegelringe diese Rolle zuzuweisen, so übertrug sich dies leicht auf den Ring überhaupt. Als Mittel der Beglaubigung und der Wiedererkennung spielen Ringe während des ganzen Altertums schon ihre Rolle.

Unter den Büchern des antiken Orients, in denen von Ringen die Rede ist, ist wohl das älteste das Sanskrit-Poem Ramayana aus Indien; es wird dem Valmiki zugeschrieben, der Es

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um das 15. Jahrhundert v. Chr. gelebt haben soll. ist da mehrfach von Ringen die Rede, die als Zeichen späterer Wiedererkennung anvertraut wurden. In dem indischen Drama,,Sakuntala" dreht sich die ganze Handlung um einen Ring, den der König Duschjanta seiner jungen Gemahlin giebt und an dem er sie wiedererkennt. In den Erzählungen des alten Testamentes geschieht des Ringes mehrfach in diesem Sinne Erwähnung. So in dem Bericht über Joseph in Egypten, jenem jüdischen Sklaven in ägyptischer Gefangenschaft, der dem Pharao seinen verhängnisvollen Traum auslegt und ihn die Folgen der drohenden Teuerung vorzubeugen lehrt. Teuerung vorzubeugen lehrt. Zum Dank dafür erhält er von dem Pharao einen goldenen Siegelring, d. h. er wird, um modern zu reden, zum Premierminister und Grossiegelbewahrer, zum mächtigsten Mann nach dem König selbst, ernannt. Als der Prophet Daniel wegen seines Ungehorsams gegen das Edikt des babylonischen Königs in die Löwengrube geworfen wird, wird der Eingang derselben mit

dem Siegelring, des Königs und seiner Grossen verschlossen. Andererseits bezeugt der König Ahasver von Babylon dem Juden Haman seine Gunst durch das Geschenk eines Ringes. Auch eine bekannte Parabel des neuen Testamentes zeigt charakteristisch die Bedeutung des Ringes bei den Hebräern: als in der Erzählung vom verlorenen Sohn dieser bei seiner Heimkehr reuig dem Vater zu Füssen sinkt:,,Vater, ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich Dein Sohn heisse", da befiehlt dieser den Knechten, ihm einen goldnen Ring an den Finger zu stecken, als Zeichen der Wiederanerkennung.

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Ueberhaupt scheinen die Siegelringe bei den Juden eine beträchtliche Rolle gespielt zu haben; man nannte sie,,Dhotam", trug sie sowohl am Finger, als an einer Schnur auf der Brust und liess in der Regel den Namen des Besitzers und einen alttestamentlichen Spruch darauf eingravieren. Am bekanntesten von allen antiken Ringen ist der des Polykrates geworden durch die daran sich knüpfende Sage und deren poetische Bearbeitung durch Schiller:,,Von Allem, was die Insel heget, ist dieser Ring mein höchstes Gut," bezeichnet der Fürst selbst den Wert desselben und glaubt durch Opferung desselben sich einen Verlust zuzufügen, gross genug, um den Neid der Götter wegen eines langen, stets

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SO

glücklichen Lebens zu besänftigen. Dieser Ring ist übrigens wohl nicht schlechtweg als ein Gebilde der Sage zu betrachten, denn wir besitzen eine ziemlich genaue Beschreibung davon. Danach war er gefertigt von Theodoros, dem berühmtesten Goldschmied und Steingraveur jener Zeit; der Stein war gross, länglich-viereckig und darauf mit ausserordenlicher Kunst eine lorbeerumschlungene Lyra, rechts davon ein Delphin und links ein Stier, eingeschnitten. Nach dem Tode des Polykrates, 522 v. Chr., kam der Ring nach Rom, wo er lange Zeit hoch in Ehren gehalten und noch unter dem Kaiser Augustus in einem Tempel verwahrt wurde. In einem der bedeutsamsten Augenblicke der antiken Geschichte spielt auch der Siegelring seine Rolle: Als Alexander der Grosse auf dem Sterbebette lag und einen Nachfolger für sein Riesenreich zu ernennen gedrängt wurde, überreichte er seinen Siegelring dem Perdikkas, einem seiner Generale. Freilich zeigte es sich in diesem Falle, dass man ein Weltreich nicht mit einem Siegelring zusammenhalten kann.

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Es sei noch bemerkt, das auch in China Wappenringe seit uralter Zeit üblich waren; der Ring des Kaisers trägt das Staatswappen, einen Drachen in Wolken darstellend. (Fortsetzung folgt.)

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Blatt braungold, Blüte gelbgold mit Rubin.

Herz-Brillanten, Krone blassgold poliert, Schleier mattes Silber. Broschen nach dem Entwurfe von Bruno Möhring, ausgeführt von J. H. Werner.

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Blattwerk braungold, Blüten rot emailliert.

Blüte braun- und grüngold abgetönt, unten Saphir, oben Rubinen.

Broschen, nach den Entwürfen von Bruno Möhring ausgeführt von J. H. Werner.

Trotzdem dürfte gegenüber der obigen Pressnachricht einige Aufmerksamkeit am Platze sein; denn auch der russische Zollsatz sowohl für Silberarbeit jeder Art einschliesslich Juwelierarbeit aus Silber (Pfund 4 Rubel, kg 31,72 Mk.), als auch für Taschenuhren in Gehäusen aus Silber (Stück 1 Rubel, Stück 3,25 Mk.) ist nicht vertragsmässig gebunden, sondern autonom, regelt sich also nach Art. 148 Ziff. 2 bezw. Art. 171 Ziff. 3 des vom 11. und 23. Juni 1891 datierten allgemeinen russischen Zolltarifes für den europäischen Handel. Es wird die Frage sein, ob, wenn Russland einen Zoll für Silber einführt, daraus nicht die Konsequenz einer ebenmässigen Erhöhung der Zollsätze für Silberwaren sehr bald gezogen werden würde. Es heisst daher en vedette sein.

Uebrigens teilt uns die Centralstelle für Vorbereitung von Handelsverträgen soeben in der Angelegenheit noch folgendes mit:,,Die von der russischen Regierung geplanten Aenderungen der No. 148 des Zolltarifs sind in letzter Linie eine Konsequenz der russischen Währungsreform. So lange Russland gesetzlich Silberwährung hatte, konnte es die Einfuhr des betr. Rohmetalls nicht durch Zölle erschweren; die Zollfreiheit für Silber in Klumpen datiert bereits aus dem Jahre 1724.

Die gesetzliche Einführung der Goldwährung durch den Finanzminister Witte hat den Verbrauch des Silbers seiner monetarischen Wichtigkeit beraubt, es machen sich dementsprechend nun verstärkt die Interessen der russischen Silberproduktion geltend. Diese befindet sich angeblich in

wenig günstiger Lage; sie produziert im Jahresdurchschnitt nur 5-600 Pud Rohsilber im Werte von 300 000-350 000 Rbl. Die Gesamteinfuhr beträgt dagegen 22 000 Pud im Werte von 13 500 000 Rbl., wovon der bei weitem grösste Teil (über 200 tons im Werte von mehr als 16 Millionen Mark) aus Deutschland kommt. Durch entsprechenden Zollschutz hofft man die einheimische Silberproduktion fördern zu können.

Ausserdem ist durch die Goldwährung der Silberverbrauch in erhöhtem Masse auf das industrielle Gebiet gedrängt worden. Auch auf diesem konkurriert deutsche Ware sehr erfolgreich mit den Erzeugnissen der russischen Inlandsproduktion. U. a. ist hierfür von Bedeutung, dass die Silberwarenfabrikation in Deutschland eine entwickelte Grossindustrie ist, in Russland dagegen wesentlich hausindustriell betrieben wird und technisch zurückgeblieben ist. Die deutsche Ausfuhr von Edelmetallen 1897 betrug 5 500 kg im Werte von 5 Millionen Mark, angesichts des relativ geringen Konsums eine recht beachtenswerte Ziffer.

In Erwägung dieser Umstände plant die russische Regierung nicht nur die Neueinführung eines Zolls auf Rohsilber in Barren und Körnern, sondern gleichzeitig eine Erhöhung der bestehenden und leider vertragsmässig nicht gebundenen Zölle auf Silbersalze (gegenwärtig 158,75 M. per kg) und Silberarbeit jeder Art (heute 31,73 M. per kg).

V

Der Ehrenwanderpreis des Kaisers für die deutschen
Männergesangvereine.

om 25. bis 27. Mai d. J. findet zum ersten Mal, und zwar in Kassel, die Bewerbung der deutschen Männergesangvereine um den vom Kaiser gestifteten Ehrenwanderpreis statt. Der Kaiser versteht es, seine Geburtstage dem deutschen Volke noch wertvoller zu machen, indem er sie zu Stiftungstagen von wohlerwogenen Neuerungen auf dem Gebiete der Kunst und des Gemütslebens des deutschen Volkes werden lässt. So wurde

der Geburtstag des Kaisers im Jahre 1895 zum Stiftungstag des Ehrenwanderpreises für die deutschen Männergesangvereine, und der demnächst abzuhaltende Wettbewerb in Kassel, dem Kaiser und Kaiserin beizuwohnen beabsichtigen, wird den Beginn eines weiteren Aufschwungs des herrlichen, in aller Welt in Ehren stehenden deutschen Liedes bedeuten. Der Ehrenpreis ist für dies Jahr eine goldene Halskette. Sie besteht nach der Leipz. Illustr. Ztg." aus je drei verschiedenen Gliedern, von denen eins eine kleine

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Goldene Halskette, Ehrenwanderpreis des Kaisers für die deutschen Männergesangvereine. Entworfen von Prof. Anton Seder in Strassburg i. E., ausgeführt vom Hofgoldschmied Theodor Heiden in München.

Harfe von einem Eichenkränzchen umrahmt zeigt. Das nächste viereckige Zwischenglied trägt in der Mitte den. deutschen Adler mit Rubinen besetzt, und Goldspiralen bilden den Uebergang zum folgenden Glied, das wieder von Eichenkränzchen umrahmt auf der einen Hälfte die Namen der hervorragendsten deutschen Liederdichter: Uhland, Arndt, Brentano, Körner und Scheffel, auf der anderen Hälfte die Namen der bedeutendsten deutschen Liederkomponisten, wie Brahms, Schumann, Schubert, Jensen und Koschat, zeigt. In der Mitte der Kette ist ein Schildchen angebracht, auf dem der kerndeutsche Sängerspruch steht: ,,Im Liede stark, deutsch bis ins Mark". Darüber zwei germanische Schwerter, durch einen Lorberkranz verbunden. An diesem Schild hängt an kräftigen Oesen das Kleinod mit dem Porträt des Kaisers in einem Kranz von deutschen Adlern und Eichen

laub, darunter die Inschrift:,,Wilhelm II. Rex Imperator". Drei Edelsteine, ein schwarzer, ein weisser Diamant und ein Rubin, die Farben des Deutschen Reiches, bilden den Abschluss. Links und rechts befinden sich zwei Kettchen aus gefassten Rubinen, den kaiserlichen Purpur versinnbildlichend. Den Schluss der Kette bildet eine thronende geflügelte Viktoria, die mit ausgestreckten Armen den Lorberkranz dem Sieger entgegenhält. Die ganze Kette, in feinem Dukatengold ausgeführt, ist in verschiedenen Goldtönen gehalten; neben Gold sind rote Rubinen und am Kleinod rotes Email verwendet, sodass die Gesamtwirkung eine wahrhaft pompöse ist. Ausgeführt wurde die Kette, ein wahres Kleinod deutschen Fleisses, nach einem Entwurf von Prof. Anton Seder in Strassburg i. E. in dem bekannten Atelier des Hofgoldschmiedes Theodor Heiden in München.

Pariser Brief. (Von unserem Korrespondenten.)

W

ie überall, so ist auch in Paris der Goldschmied gezwungen, neue Formen für den Schmuck ausfindig zu machen und es sind nicht allein die grossen Künstler, deren Schmuckstücke ja auch in Deutschland durch Ausstellungen und Abbildungen hinreichend bekannt geworden sind, die auf neuen Bahnen wandeln, sondern es macht sich ganz allgemein das Bestreben bemerkbar, dem Schmuck mehr und mehr moderne künstlerische und kunstgewerbliche Formen zu geben. Namentlich sind es Anhänger, die bei der feinen Damenwelt mehr und mehr beliebt werden und gerade hier begegnet man den originellsten, manchmal absurdesten Gebilden, die aber trotzdem einen gewissen Geschmack, namentlich in Verwendung und Verteilung der verwendeten Steine bekunden. In Verbindung mit den Anhängern sind auch Colliers wieder in Mode gekommen und zwar hauptsächlich schmälere Ketten mit breiterem Mittelstück in vlämischem Stil und daran hängenden Barock perlen oder mit bunt ausgefassten Ornamenten. Auch das Kreuz ist in letzter Zeit, besonders zu Ostern, wieder recht in Aufnahme gekommen, oft auch in Verbindung mit Schwänen. mit Bezug auf das alte Wortspiel,,le signe (cygne) de la croix", indessen tritt bei diesen Sachen die religiöse Bedeutung etwas in den Hintergrund, wenigstens wird sie meist für den weltlichen Sinn durch die Ornamentation annehmbarer gemacht.

Die immer näher rückende Ausstellung lässt dem Gemüt der französischen Goldschmiede das Gespenst der deutschen Konkurrenz immer bedrohlicher erscheinen und die von allen Seiten ertönenden Loblieder auf die deutsche Technik und die Fortschritte der deutschen Schmuckindustrie, nicht zuletzt die Artikelreihe in der „Revue des Arts Décoratifs" über Pforzheim, die sehr schmeichelhaft war, stacheln auch die Franzosen zu grossen Anstrengungen auf. So hat letzthin auch die Chambre syndicale des Bijoutiers in Paris die Einsetzung einer technischen Kommission beschlossen, die die Fortschritte des Auslandes, namentlich Deutschlands, verfolgen und durch Vorträge den Pariser

Fabrikanten erläutern soll, damit diese auf der Höhe der Zeit bleiben. Für uns Deutsche ist dabei ganz besonders interessant, wie sich die Franzosen die Zusammenarbeit von Schmuck und Mode denken. Sie sagen mit Recht, dass die Mode bisher ihren eigenen Weg gegangen ist und die Goldschmiede sich herzlich wenig darum gekümmert haben, ihre Erzeugnisse mit der herrschenden Mode in Einklang zu bringen. War dies zufällig der Fall, so hatte die betreffende Schmucksache grossen Erfolg, wie z. B. die Fächerketten, während oft genug an sich sehr schöne Artikel unverkäuflich waren, weil sie sich der gangbaren Mode nicht anpassten. Hier wollen nun die Pariser Goldschmiede eingreifen und sich mit den grossen Mode-Ateliers in Verbindung setzen, um mit diesen gemeinschaftlich festzustellen, welcher Schmuck bei neuen Kostümen anwendbar oder erwünscht ist und welche Form er haben soll, damit nicht beispielsweise Gürtelschnallen für Bänder von 6 Centimeter Breite gemacht werden, wenn die Mode solche von 15 Centimeter Breite vorschreibt. Da die in Gemeinschaft mit den grossen, tonangebenden Mode-Ateliers geschaffenen Schmucksachen dann auch auf den von diesen herausgegebenen Modebildern erscheinen werden und diese für die ganze Welt massgebend sind, so wird auf diese Weise der Schmuck wieder die Beachtung und Verwertung finden, die er verdient.

Letzthin haben drei Pariser Fabrikanten, ein Goldschmied, ein Silberschmied und ein Juwelier, ihre Geschäfte aufgegeben, um als einfache Arbeiter ins Ausland zu gehen und dort Studien zu machen; sie werden sich nacheinander in der Schweiz, in Deutschland, Oesterreich, England aufhalten und ihre Rundreise in den Vereinigten Staaten beenden. Ihr Ziel ist, die ausländischen Arbeitsmethoden, den Geschmack der ausländischen Kundschaft, die Kreditverhältnisse u. s. w. kennen zu lernen, weil sie glauben, dass die Erfolge der ausländischen Konkurrenz weniger auf der Ueberlegenheit ihrer Erzeugnisse beruhen, als auf der Art und Weise und der Zähigkeit, diese auf den Markt zu bringen und sich die Absatzgebiete zu erobern. Der ,,Moniteur de la Bijouterie", dem wir diese Mitteilung entnehmen,

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