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und Erwerb gut verwertbar ist. Er liefert ihm das auch nicht zum möglichst hohen Preise, sondern zum möglichst niedrigen, weil er teils die Konkurrenz, teils den Käufer selbst fürchten muss und schliesslich kann er es auch billiger liefern, weil er durch Massenbezug billige Preise er- und verlangen kann.

sondern einfach Mussmitglieder, weil selbständige Gewerbe- nicht selbst herstellen kann, was aber trotzdem zum Verkauf treibende. In der Versammlung muss jeder Einzelne erscheinen, sonst wird er bestraft, und man wird von diesem Recht Gebrauch machen, sonst hat die Zwangsinnung keinen Zweck. Heute schon könnte man die Fehlenden bestrafen, doch hütet sich ein weiser Vorstand davor, weil er fürchten muss, dass die so Bestraften aus der Innung austreten. Diese Befürchtung fällt fort, es darf und kann ja niemand aus der Zwangsinnung

austreten.

Es steht für Berlin fest, dass die Massenware nur in den Bezirken Absatz findet, die vom mittleren und kleinen Publikum bewohnt werden, und dass die feinen Juweliere auch kunstgewerbliche Leistungen teils aus eigener Kraft, teils durch Dienstbarmachen tüchtiger, fremder Kräfte hervorbringen für jenen Kreis des Publikums, der mit verwöhntem Geschmack auch den genügend versorgten Geldbeutel vereinigt, denn da steckt des Pudels Kern. Die vielgerühmten alten Meister Cellini, Jamnitzer, Dinglinger u. a. sie haben wahrDie Bewilligung für die Kosten der Fortbildungsschule haftig nicht für die grosse Menge gearbeitet, sondern für

Also zur Versammlung erscheinen, nehmen wir an, 200 Zwangsinnungsmeister von 250; es sind die naturgemäss in Berlin besonders widersprechendsten Interessen vertreten und und doch sollen Alle zur gemeinsamen Arbeit herangezogen werden, das ist einfach nicht denkbar und der Vorsitzende befindet sich auf jeden Fall einer Opposition gegenüber, die ihm sein Amt in kurzem verleidet.

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muss in solcher Versammlung festgesetzt werden, die Kosten müssen von allen aufgebracht werden, der Vorstand muss die Lehrlinge dieser 250 Mitglieder überwachen. Das sind Anforderungen, die nur an besoldete Berufs-Vorstände zu stellen sind, wenn sie wirklich besseres leisten sollen, als es heut der Fall ist.

Man klagt die Industrie und die Grossisten als Verderber des Handwerkes an, aber mit Unrecht.

Die Industrie und mit ihr der Grossist haben einesteils ein ganz anderes Absatzgebiet als der Kunsthandwerker. Letzterer, wenn er ein tüchtiger, selbstschöpferischer Meister ist, wird nur einem kleinen Kreise dienen können; tritt er aus diesem Rahmen heraus, hört er überhaupt auf, Kunsthandwerker zu sein und wird Fabrikant, ob er nun in Berlin wohnt oder in Pforzheim! Und der Grossist? Nun, dieser von der Berliner Goldschmiede - Innung so verpönte Mann hat so manchem wackeren Goldschmied schon zur Existenz verholfen, weil er ihm das zum Vertriebe liefert, was er selbst nach Lage der Vielseitigkeit der Goldschmiederei

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wenige bevorzugte Patrizier oder Fürsten, und jene Zeiten sind mit den Anforderungen der heutigen Zeit nicht mehr in Vergleich zu ziehen.

Unsere Industrie darf sich vom Handwerk nicht Fesseln anlegen lassen; beide Zweige haben Raum nebeneinander genug, und wenn sich tüchtige Handwerker von der handwerksmässigen Erzeugung ab- und der Industrie zuwenden, so ist das teils Geschmack-, teils Magenfrage.

Dass aber der Grossist ein Interesse daran hätte, die Zwangsinnung nicht zu wünschen, vermag ich noch nicht einzusehen; das Wohlwollen, das man ihm bisher entgegenbringt, reicht auch nur so weit, als er dem Abnehmer Vorteile bietet, Vorteile, die dieser in bare Münze umzusetzen sich angelegen sein lässt.

Und nun noch eins: War das Goldschmiedehandwerk zur Zeit der Einführung der Gewerbefreiheit auf einer höheren Stufe als heute? Durchaus nicht! Im Gegenteil, die Erzeugnisse jener Zeit sprechen am deutlichsten für die Gedanken-Armut und die geringe Kunstfertigkeit, die Ende der

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elches Mittel giebt es, um verzierten Silbergegenständen ein dauernd schönes Aussehen zu verleihen? Diese Frage hat wohl schon mancher Kollege gestellt, der mit Bedauern sehen musste, dass seine Silberwaren anı Lager wie auch im Gebrauch die glänzende Politur schnell einbüssten. Die Empfindlichkeit der letzteren und ihre Eigenschaft, auch den besseren Gegenständen den Stempel des unfeinen billigen Aussehens amerikanischer und englischer Massenerzeugnisse zu verleihen, liess die Silberwarenerzeuger schon frühzeitig auf Mittel sinnen, die den Geräten ein dauerndes schönes Ansehen gaben. Die Vergoldung ist wohl das vorzüglichste Mittel hierzu, aber wer Silber kaufen will, nimmt nicht gern vergoldete Sachen, um dann jedem erzählen zu müssen, dass es echt silberne sind, und dann verteuert die Vergoldung die Silberwaren auch ganz erheblich. Das Oxydieren, jener Prozess, den die Luft nach längerer Zeit an allen Silbergegenständen selbstthätig vornimmt, und den man, aus der Not eine Tugend machend, gleich an neuen Sachen ausführt, erzielt wohl ganz schöne Effekte, namentlich an erhabenen Arbeiten; aber wie oft hört man den Laien fragen: ,,Ist das auch Silber?" Aus dem gleichen Grunde sind auch alle geschwärzten oder lackierten Gegenstände nicht beliebt und ausserdem haben diese Mittel den Nachteil, dass sie entweder nicht fest haften oder sich klexartig in die Tiefen setzen und die mühevolle Reliefarbeit schleiern.

nur ver

Bei dieser Gelegenheit muss man noch fragen: Welchem Laien ist unser gesetzliches Stempelzeichen ,,Halbmond und Krone" bekannt? Wer weiss, dass 800 Silber bedeutet? Sehr wenige wissen das, denn die meisten kennen

wie möglich angebracht werden. Darin ist uns England weit voraus, dort kennt fast jedermann die Hall-mark, jene 5 Stempel, die in Reih und Glied an der auffälligsten Stelle des Gegenstandes angebracht werden. Diese Zeichen

haben ihre Tradition, sie unterliegen den strengsten Gesetzen und nur sie allein haben das Vertrauen hervorgerufen, welches dem Silber in England zu so riesigem Eingang im Publikum verholfen hat. Ja, man kann behaupten, dass nicht die englische Ware, sondern der englische Stempel in letzter Zeit englischen Silbersachen auch in Deutschland Zutritt verschafft hat. Silber ist der Ausdruck eines soliden Wohlstandes, darum wird es gern gekauft und sein Absatz ist noch sehr erweiterungsfähig. Der heutigen kunstgewerblichen Technik der Silberwarenfabrikation, die das meiste zur Hebung des Absatzes thun kann, fehlt nur das Mittel, welches allen Anforderungen zur Geltendmachung des Materials, des Entwurfes und der dauernden Erhaltung des schönen Aussehens genügt; kurz gesagt, es fehlt ein Schattiermittel, wie es die Japaner verwenden, deren Silberarbeiten eine vollendete technische Erfahrung aufweisen. Wer kennt das Mittel?

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Zu Frage 63

schreibt man uns aus Pforzheim:,,Diese Anfrage eignet sich zu einer kleinen Besprechung in der von Ihnen neu eingerichteten Abteilung,,Technisches", da sie manch Interessantes bietet, was nicht allgemein bekannt sein dürfte.

von

Die Glanzbehandlung findet in Pforzheim bei der Fabrikation Doubléwaren allgemeine Anwendung, bringt aber auch bei goldenen Bijouterien Vorteile und Zeitersparnisse beim Polieren. Kommt z. B. ein Schmuckteil aus legiertem Golde beim Glühen oder Löten ins Feuer, so wird er schwarz durch die Bildung von Kupferoxyden. Diese werden

Zierväschen (R. Ioost).

die Zeichen nicht, da sie von den Fabrikanten aus falscher Scham an der verborgensten Stelle und vielfach so undeutlich

durch Abkochen in schwacher Säure entfernt und es bleibt

dann

eine mehr oder weniger gelbe Oberfläche, welche goldreicher ist, aber nicht der eigentlichen Farbe der Legierung entspricht. Beim Polieren muss nun diese ganze Schicht, die das Schmuckstück gleichmässig bedeckt, entfernt werden. Wird diese Arbeit nicht sorgfältig gemacht, so entsteht kein schöner reiner Glanz, die Politur ist schlecht, der Gegenstand unansehnlich. Die Glanzbehandlung verhindert nun, dass sich Kupferoxyde entwickeln können, dadurch, dass die Oberfläche feuerbeständig bedeckt wird. Man bedient sich dazu des Borsäurepräparats.

Bei der Fabrikation der Doublé waren werden schon die Bleche in allen Stärken, bis zum dünnsten, hochglanz geliefert. Das Walzen findet auf eigens zu diesem Zwecke feinst polierten Walzenrollen statt. Ist Glühen nötig, so wird das Blech gleichmässig mit Borsäurelösung bedeckt, Vorsichtig geglüht und nach Entfernung des Ueberzuges durch Abkochen im Walzen fortgefahren.

Im Kunstgewerbemuseum sind einige Herstellungsgänge gezeigt, bei denen Glühen unter Luftabschluss, d. h. Verhütung von Oxydation stattgefunden hat. Unter anderem das Pressen einer Brosche in etwa fünf Stufen, wobei die Farbe der Legierung und der Glanz vollständig erhalten sind. In gleicher Weise werden die Gegenstände vom Goldschmied behandelt und man hat nun beim Polieren nur einen leichten Hauch zu entfernen, um den schönsten Hochglanz zu erzielen. Dabei wird die Oberfläche nicht sehr angegriffen, was für Doublé sehr wesentlich ist und das Polieren selbst beansprucht viel weniger Zeit.

Anfangs kostete es Mühe, die Leute an die Glanzbehandlung der Gegenstände zu gewöhnen, heute aber findet dieselbe in ausgedehntem Masse statt und man darf wohl sagen, sie ist bei der Herstellung von Bijouterie waren eine der bedeutungsvollsten Errungenschaften der letzten Jahre.

Einladung zum Abonnement.

Mit der heutigen Nummer beginnt das II. Quartal dieses Jahres. Indem wir der Hoffnung Ausdruck geben, dass unsere unausgesetzten Bemühungen, für das Blühen und Gedeihen unseres Faches wirksam zu sein, nach wie vor von bestem Erfolge begleitet sind und auch fernerhin wie bisher allseitige Anerkennung und Würdigung finden, laden wir zum Abonnement bezw. zur Fortsetzung desselben ein und bemerken, dass die Weitersendung an unsere Abonnenten erfolgt, soweit nicht abbestellt ist.

Der Preis pro Quartal beträgt bei freier Zusendung wie bisher nur Mk. 1.50 und ist so minimal bemessen, dass sich jeder der geehrten Fachgenossen sein Fachblatt halten kann.

Redaktion und Verlag

der Handels-Zeitung für die Gold- und Silberwaren-Industrie.

Vermischtes.

Ausstellung für christliche Kunst in Köln (Domhof 8). Der Altmeister der Kölner Goldschmiedekunst, Hofgoldschmied Gabriel Hermeling, hat eine Monstranz ausgestellt, welche dem Beschauer veranschaulicht, wie der Meister aus dem grossen Schatze seiner Ideen schöpft und wie sehr er mit den charakteristischen Formen der

stranz, für die Pfarrkirshe in Schleiden in der Eifel bestimmt, ist entworfen unter teilweiser Anlehnung an eine alte Monstranz in der fürstlich-hohenzollernschen Sammlung in Sigmaringen und in gothischen Stile (Anfang des 16. Jahrhunderts) gehalten. Der sechsteilige Fuss hat die abgeflachte Form mit halbrunden Ausbiegungen, welche sich nach der Breite birnstabförmig verlängern.

Ohne

zu starkes Hervortreten von Profilen löst sich der Fuss

sternförmig nach dem sechseckigen, einfach gekehlten Schafte, aus
bau entwickelt. Die Lunula ist von einer sechstrahligen Sonne
eingefasst,
gelegt ist. Darüber erhebt sich eine Laube, welche die Figur des
um welche eine fein durchbrochene Kammbekrönung
guten Hirten aufnimmt.

Aus den, den Mittelbau flankierenden,

mit Standbildern geschmückten Lauben entwickelt sich der grosse Astbügel, um welchen zierlich getriebenes Blattornament sich frei windet. Derselbe nmschliesst das ganze, welches von einem Kreuze gekrönt ist, Die an der silbervergoldeten Monstranz verwandten Edelsteine stammen aus geschenkten Schmucksachen. Die ursprüngliche Fassung der Steine ist möglichst beibehalten. Der Meister hat in diesem, für den kirchlichen Gebrauch bestimmten Geräte wieder etwas Mustergültiges und in der Form Originelles geschaffen.

Neugründung. Wie gerüchtweise verlautet, soll in Magdeburg eine grössere Bijouteriefabrik, die sich hauptsächlich mit der Anfertigung von Ringen befassen soll und 200 Arbeiter beschäftigen wird, errichtet werden. Gründer sind mehrere Grossisten. Als technischer Mitarbeiter ist Herr Kabinetmeister Fuchy, früher bei Herren Hacker & Meier in Pforzheim, gewonnen worden.

Fabrik-Errichtung. Herr Fabrikant Glebe in Pforheim beabsichtigt, auf seinem neu erworbenen Grundstück an der Schwarzwaldstrasse ein grösseres Fabrikgebäude für den eigenen Betrieb zu errichten.

Aus Schwäb.-Gmünd schreibt man: An der im Jahre 1900 in Paris stattfindenden Weltausstellung werden sich 10 namhafte hiesige Firmen der Gold- und Silberwarenbranche gemeinsam beteiligen. Die betreffenden Firmen treten demnächst zur Bildung eines Ausstellungskomitees zusammen, um die weiteren Massnahmen zu regeln. Für die erledigte Zeichenlehrerstelle des verstorbenen Gravier- und Modellierlehrers Eisele wurde vom gesamten Gewerbeschulrat der derzeit in Geislingen weilende Graveur und Modelleur Wohlfahrt von hier vorgeschlagen, vom Gemeinderat jedoch Ciseleur Debler von hier gewählt.

Todesfall. Am 21. v. Mts. folgte Herr J. Bündert, i. Fa. Bündert & Lettré in Berlin, seinem Kompagnon, Herrn L. Lettré, im Tode nach. Herr J. Bündert starb nach kurzem Krankenlager im Alter von 56 Jahren. Fast 26 Jahre hat er mit dem vor kaum Jahresfrist verschiedenen Socius gemeinschaftlich das Geschäft geleitet und nach dessen Tode allein geführt. Das Geschäft wird in unveränderter Weise und ohne Unterbrechung fortgeführt.

Ehrung. Dem seit 30 Jahren in der Bijouteriefabrik von Bleyer Wwe. in Neuenbürg thätigen Goldarbeiter Dietrich wurde aus genanntem Anlass von seiner Firma ein Geschenk von 250 Mark überwiesen.

Auszeichnungen. Herr Anton Kleehaas, Goldarbeiter, Uhrmacher und Optiker in Germersheim, erhielt anlässlich des Geburtstages des Prinzregenten von Bayern den Titel als Hoflieferant. Herr Uhrmacher Karl Luithle in Hochfelden bei Strassburg i. E. erhielt die preussische Lebensrettungsmedaille am Bande.

Achtstündige Arbeitszeit. Die Silberschlägermeister von Fürth und Schwabach, 65 an der Zahl, haben kürzlich die beschlossene Betriebsreduktion auf täglich 8 Stunden Arbeitszeit eintreten lassen, es wird gearbeitet von Vormittags 8 bis 12 Uhr und Nachmittags von 1 bis 5 Uhr. Herr Spiegelberger, der Bedeutendste der Brauche, hat seinen Lieferanten mitgeteilt, dass er strikte die Arbeitszeit selbst einhalte und das auch von seinen Lieferanten erwarte, denen er lediglich nur vier Fünftel des bisher gelieferten Quantums abnehme.

Auf dem Gebiete der keramischen Kunst ist das neueste eine Erfindung, darin bestehend, Silber elektro-galvanisch auf Glas, Porzellan und Majolika derart haltbar anzubringen, dass es unlösbar damit verschmolzen ist. Dieser neue Kunstzweig ermöglicht es, Gegenstände herzustellen, die vermöge ihrer Eigenart eine Zierde der feinsten Salons bilden. In den Schaufer stern von Wilhelm Otte, Hamburg, grosse Bleichen 35, war dieser Tage eine reiche Kollektion solcher Waren, bestehend in Vasen, Jardinièren, Tassen etc. ausgestellt.

Als äusserst praktisch im Gebrauch hat sich der gesetzlich geschützte Serviettenhalter mit Ring, der von der Firma Isidor Weil & Co. in Sinsheim in heutiger Nummer empfohlen wird, erwiesen. Das lästige und unbequeme Einstecken der Serviette in den Kragen fällt bei Benutzung des Serviettenhalters ganz fort, dieselbe liegt glatt und breit vor der Brust und schützt die Kleider sicher, da ein Abgleiten der Serviette unmöglich ist. Auch als Ring für die zusammengerollte Serviette verwendbar, kann der Halter wohl als praktisch und bequem empfohlen werden.

Kunstgewerbeverein München. Ganz reizende Sachen in Anlehnung an die Spätrenaissance und das Barokko sind auf dem Gebiete des Schmuckes da, namentlich ein prächtiges Kinderköpfchen in mattem Siiber mit goldenen Schmetterlingsflügeln, auf welche in den sonst gleichen Wiederholungen einmal Milchtopase, das andere Mal Smargde, Türkise, Rubine etc. gesetzt sind, um sie dadurch der Hautfarbe und den Nuancen des Teints zwischen dem hellsten Inkarnat der Blondine und dem Gelblichbraun der Brünette anzupassen. Nicht vergessen sollen hier die Silber filigranarbeiten aus der Werkstätte des Herrn Merk werden. Sie stehen den italienischen nicht nach und der 80jähr. Arbeiter, der sie hier verfertigt, bekundet tüchtiges Können in dieser von der Neuzeit mit Unrecht arg beiseite geschobenen Technik. Weniger ist einem anderen Erzeugniss der Goldschmiedekunst das Wort zu reden, einem Petschaft aus Bergkristall mit aufgesetzten Kinderköpfchen. So trefflich der Schliff des Steines, so nett und sauber Modell und Ziselierung des Köpfchens, ist doch das kunsthandwerkliche Hauptgesetzt der leichten und bequemen Handhabung des zum Gebrauche bestimmten Gegenstandes zu dessen Nachteil nicht voll erfüllt.

Zwangs-Innung. Für die Juwelier-, Gold- und Silberarbeiter in Leipzig wurde eine Zwangs-Innung gebildet.

Brände. Das Anwesen des Uhrmachers Falk in Lötzen (Ostpr.) ist vollständig niedergebrannt. Das Haus des Goldarbeiters Bader in Dischingen (Wttbg.) wurde infolge einer Feuersbrunst völlig ein Raub der Flammen.

Der grosse Goldwaren-Diebstahl, der in der Nacht vom 1. zum 2. Dezember v. J. bei dem Uhrmacher und Gold warenhändler Siegfried Simonis in der Thurm-Strasse 73 in Berlin verübt worden ist, beschäftigte unlängst die vierte Strafkammer des Landgerichts I. Wegen schweren Diebstahls befanden sich der Kellner Adolf Hirsch und der Arbeiter Albert Held auf der Anklagebank. Der Goldwarenladen von Simonis lag an der Strasse, unter ihm befand sich ein Keller, der ein ziemlich grosses Schaufenster hatte. Von Keller führte eine unverschlossene Thür nach dem Laden hinauf. In der genannten Nacht, morgens in der vierten Stunde, wurden die in einem Zimmer hinter dem Laden schlafenden Simonis'schen Eheleute durch das Anschlagen der elektrischen Alarmglocke geweckt. Sie riefen erst unwillkürlich, wer denn da sei, eilten dann aber zum Laden und konnten noch bemerken, dass zwei Männer eiligst die Kellertreppe hinabstürmten und dann verschwanden. Sie hatten ebenso wie den Zugang zum Keller auch den Ausgang durch die von ihnen zerbrochene Schaufensterscheibe genommen. Zwei an dem Hause vorübergehende Bäckerjungen hatten zu ihrem Erstaunen gesehen, wie plötzlich aus dem zum Keller-Schaufenster gehörenden Lichtschacht zwei Kerle mit schwarzen Handtaschen auftauchten, sich auf die Strasse schwangen und eiligst nach der Wald-Strasse zu davonliefen. Die Handtaschen enthielten ein ganzes Lager von Goldsachen, welches sie im Laden gestohlen hatten: 30 goldene Armbänder, 59 goldene Brochen, 48 goldene Herren- und 56 goldene Damenuhren, 20 Paar goldene Ohrringe und verschiedene Silbersachen. Die gestohlenen Waren hatten einen Wert von etwa 5000 Mark. Den Dieben musste bekannt gewesen sein, dass in einem neben dem Laden belegenen zweiten Raume auch noch Uhren und Schmucksachen aufbewahrt wurden, sie hatten sich deshalb bemüht, die dorthin führende elektrische Alarmleitung zu durchschneiden, hatten aber bei dieser Arbeit einen Kontakt hergestellt und dadurch das Anschlagen der Glocke verursacht. Herr Simonis, der gegen Diebstahl nicht versichert war, ist durch den ihm bereiteten schweren Verlust fast ruiniert worden. Er lenkte den Verdacht sofort auf Hirsch. Er hatte früher auch mit Fahrrädern gehandelt und Hirsch war in Fahrrad-Angelegenheiten wiederholt bei ihm im Geschäftslokale, insbesondere auch im Keller gewesen und hatte Gelegenheit gehabt, die Lokalitäten kennen zu leruen. Die Polizei observierte den Hirsch, die Anhaltspunkte für seine Thäterschaft waren aber zu gering, ausserdem hatte Hirsch gerade in jenen Tagen ein väterliches Erbteil in Höhe von mehreren Hundert Mark erhoben und der Besitz von Geldmitteln konnte bei ihm nicht auffallen. Einige der gestohlenen Goldwaren sind später bei den Angeklagten vorgefunden worden, ihre Behauptung, dass sie diese von unbekannten Leuten gekauft haben, erschien wenig glaublich. Sie sind beide am 20. Dezember aus Anlass des zweiten Diebstahls verhaftet worden, der bei einem Schankwirt in der Havelberger Strasse verübt worden ist. Bei diesem hält ein aus Zuhältern bestehender Verein „Pünktlich" seine Sitzungen ab. Am 17. Dezember tagte der Verein wiederum dort und auch die beiden Angeklagten befanden sich unter den Anwesenden. Sie drängten an jenem Abend in auffallender Weise auf Feierabend, und der Wirt schloss denn auch früher als sonst sein Lokal und begab sich in seine Privatwohnung zur Ruhe. Während der Nacht ist dann ein Einbruchsdiebstahl in dem Schankgeschäft verübt und es sind 250 Mk. bares Geld, Billardbälle, Cigarren etc gestohlen worden. Auch hier wurden sofort die beiden Thäter verdächtigt. Sie verschwanden gleich nach dem Diebstahl aus Berlin, reisten mit einer Frauensperson nach Hamburg und wurden auf der Rückreise festgenommen. Man fand bei ihnen ein ganzes Sortiment von Diebeshandwerkszeug aller Art. Der Gerichtshof hatte auf Grund der Beweisaufnahme gar keinen Zweifel daran, dass die Angeklagten in beiden Fällen die Thäter waren, und verurteilte, obwohl Hirsch noch unbestraft war, beide Angeklagte gleichmässig zu je vier Jahren Zuchthaus, Ehrenverlust und Zulässigkeit von Polizeiaufsicht.

Einbruchsdiebstähle. In der Nacht vom 7. zum 8. März brachen Diebe in den Laden des Uhrmachers Edel in Herten in Westfalen ein, wobei den Einbrechern Uhren und Schmucksachen im Werte von 5000 Mk. in die Hände fielen. Die Rolladen waren in die Höhe gehoben und gestützt und darauf ein Stück aus der Glasscheibe geschnitten worden. Sodann räumten die Spitzbuben das Schaufenster aus, soweit sie reichen konnten. In der Nähe des Thatortes fand man eine Anzahl Etuis vor, die ihres Inhaltes beraubt waren. Die Untersuchung wurde sofort eifrigst auf

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