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Patente.

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- Eingesandt.

Inhalt: Gefässentwürfe aus der Klasse für Gerätzeichnen an der Königlichen Zeichenakademie zu Hanau (mit Abbildungen). Die schwarze Perle.
- Technisches Einladung zum Abonnement. - Vermischtes. Frage- und Antwortkasten. Korrespondenzen.
Insolvenzen und Konkurse.
Silberkurs. - Arbeitsmarkt.

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Inserate.

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Gefässentwürfe aus der Klasse für Gerätzeichnen an der Königlichen Zeichenakademie zu Hanau.

'n früheren Nummern dieses Blattes s. insbesondere I. Jahrg. S. 171 ff., II. Jahrg. S. 37f.haben wir eine grössere Anzahl von Schmuckentwürfen veröffentlicht, die in der Fachklasse für Bijouteriezeichnen an der Königlichen Zeichenakademie zu Hanau entstanden sind. Sie repräsentieren den Grad der zeichnerischen Leistungen, zu welchem die als Bijoutiers, Juweliere und Bijouteriezeichner sich ausbildenden Schüler bei der Absolvierung der Schule gelangen.

Eine ähnliche systematische fachgemässe Ausbildung im Zeichnen und Entwerfen erfährt auch die zweite grosse Gruppe der Schüler dieser Anstalt, nämlich die vorzugsweise in der Silbertechnik als Ciseleure, Silberschmiede, Zeichner und Modelleure für die Silberwarenfabrikation ihren Beruf suchenden jungen Leute. Wie dort die Klasse für Bijouteriezeichnen, so bildet hier der Kursus für das Zeichnen und Komponieren von Geräten und Gefässen den Abschluss.

Es werden hier zunächst die vorher erworbenen Kenntnisse des projektiven und konstruktiven Zeichnens im Kopieren älterer Entwürfe, in der korrekten Aufnahme von plastischen Modellen und ausgeführten Musterstücken geübt, wobei zugleich die Darstellungstechnik in wirkungsvoller Zeichnung und Farbenbehandlung erlernt wird. Auch Profile und Detailformen werden dabei studiert und wird der Sinn für zweckmässige gesunde Formen geweckt. Parallel damit gehen Naturstudien, das Stilisieren und die Verwendung pflanzlicher Naturmotive zu den besonderen Zwecken des Unterrichts. Endlich wird auch hier durch Stellung bestimmter Aufgaben der Geschmack und die Erfindung zur Selbständigkeit geleitet und die letztere, als ein wichtiger Faktor für das praktische Leben,

auch alljährlich durch Wettbewerbe, für welche besondere Mittel zur Verfügung stehen, lebendig gefördert. Dadurch, dass die Zeichner meist zugleich Modelleure und Ciseleure sind und ihre Entwürfe des öfteren auch in Modellen oder in Metallarbeit auszuführen Gelegenheit haben, wird auch die materialgerechte Ausführbarkeit der Entwürfe dem jungen Kompositeur eindringlich zu Gemüt geführt. Die Einrichtung dieses planmässigen Fachunterrichtes, welchen der auch als kunstgewerblicher Zeichner thätige Architekt J. Mittelsdorf leitet, erfolgte erst vor 10 Jahren bei der Reorganisation der Zeichenakademie. Eine ganze Anzahl tüchtiger Zeichner ist bereits aus der Anstalt hervorgegangen.

Eine Auswahl solcher in der genannten Fachklasse der Hanauer Zeichenakademie entstandener Entwürfe ist in den Abbildungen dieser Nummer vorgeführt.

Der Kaiserbecher von R. Sänger zeigt einen Entwurf für Treibarbeit in Silber mit klarem Aufbau und sinnvollem Dekor: dem Reichsadler im mittleren Relieffeld, Lorbeerund Eichenzweigen in den umrahmenden Streifen und der Reichskrone als Deckelknauf. Die Weinkanne von F. Guth besteht aus einem mit eingeschliffener Weinranke verzierten grünen Glaskörper und vergoldeter Silbermontierung, die in zweckmässiger und wirksamer Form Fuss, Henkel, Ausguss und Deckel zusammenhält. Der grosse Pokal von J. Ewald wurde bei einer 1897 gestellten Konkurrenzaufgabe preisgekrönt. Es war ein Pokal zur Erinnerung an die 400 Jahrfeier der Neustadt Hanau", die man damals festlich beging, als Aufgabe gestellt worden und erklären sich daraus die figuralen und heraldischen Ziermotive daran. Unter Anlehnung an den Typus der Renaissancepokale ist der Pokal auch im Aufbau recht ansprechend proportioniert und verdient der

Entwurf als ganz selbständige Arbeit alle Anerkennung. Als ein eigenartiges Stück erscheint die in Flaschenform gehaltene Silbervase von F. Baum, deren teilweise vergoldete Dekoration mit Heckenrosen, grossen montierten Irisblüten und sich schlängelnden Bandblättern ganz originell aussieht. Ein kleines Zierväschen, ebenfalls von Baum, ist in seiner Form aus einer blühenden Krokusstaude entwickelt und giebt ein gutes Beispiel, wie ein Naturmotiv vorbildlich verwertet werden kann. Bei der Schale von J. Lock ist in sehr ansprechender Weise das Maiglöckchenmotiv mit hängenden Blüten und gebogenen Blättern sowohl an der Schale wie an dem Rande des Untersatzes als ein der Form sich gut anschmiegendes Ziermotiv benutzt worden. Man sieht gerade

in den letzten Beispielen, dass in Formen und Zierrat glückliche und aparte Anregungen im Sinne einer neueren Richtung auch für das Edelmetallgerät aus der Natur sich schöpfen lassen. Freiere Entwürfe in diesem Sinne sind die mit Lilienstengeln belegte Silbervase von H. Söhnlein und das zierliche Glas väschen von R. Joost, das besonders hübsch in der Verwertung einer Alpenveilchenstaude als Fuss erscheint. Diese letzten zwei Entwürfe sind nicht an der Zeichenakademie entstanden, sondern bei einem privaten Wettbewerb innerhalb eines Kreises junger Kunstgewerbler, die unter Cellini's Devise auch in geselliger Form künstlerische Interessen zu pflegen suchen.

W.

Die schwarze Perle.

ie Heldin meiner Geschichte", sagte der Edelsteinhändler, in

dem er sich eine Cigarette anzündete,,,ist eine Perle, eine prachtvolle runde schwarze Perle von ausnahmsweiser Grösse und herrlichem Glanz. Ihren Wert könnte man fast nicht in Zahlen ausdrücken." Und folgendes ist ihre Geschichte.

Es ist jetzt gerade 20 Jahre her, als eines schönen Morgens ein junges Weib eins der grössten Juweliergeschäfte in Budapest betrat. Jeder Zoll ihrer Kleidung verriet die Bäuerin, ihr Hut war eine Zusammenstellung der verschiedensten schreiendsten Farben, in der Hand hielt sie den üblichen überlebensgrossen seidenen Regenschirm. Der Verkäufer mochte wohl bei ihrem Anblick denken, dass sie höchstens ein Doublé-Armband der billigsten Sorte, mit Souvenir eingraviert, zum Andenken an ihren ersten Besuch in der Stadt kaufen würde. Und unter gewöhnlichen Umständen hätte er wohl Recht mit seiner Meinung gehabt. Hier aber kam es anders.

Silbervase (H. Söhnlein).

Das Weib erschien so einfach und harmlos, trotz ihrer glänzenden, lebhaften schwarzen Augen und der Grübchen in ihren Wangen, dass der Verkäufer es ganz unterliess, ihr einen Stuhl anzubieten.

Das junge Weib schien indessen diese kleine Vernachlässigung garnicht zu beachten und liess sich auch ohne besondere Aufforderung auf einen niedrigen roten Plüschsessel nieder, der sonst den feineren Kunden des Geschäfts diente; sie entnahm darauf cinem an ihrem Arme hängenden Täschchen ein kleines, sorgfältig in Seidenpapier gewickeltes Paketchen. Nachdem sie die mannigfachen Hüllen entfernt hatte, nahm sie den Inhalt derselben, winkte dem Eigentümer des Geschäftes und zeigte ihm ein Etwas, das sie vorsichtig zwischen Ring- und Zeigefinger hielt.

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Stelle hatte sie einen kaum bemerkbaren Fleck, der von einer früheren Fassung stammen mochte.

,,Die Perle hat

einen Fehler!" sagte der Juwelier.

,, Wirklich? bemerkte das Mäd

chen und beugte sich vor, um den Fleck in Augenschein zu nehmen.

Währenddessen beobachtete sie der Juwelier. Ihr Erstaunen war echt und ungekünstelt und hatte nicht die Spur von Verstellung.

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Wo haben Sie

die Perle her?" fragte der Juwelier. ,,Das thut wohl nichts zur Sache," bemerkte das Mädchen lächelnd.,,Um Sie aber zufriedenzustellen, will ich Ihnen sagen, dass ich in der Provinz ein kleines Pfandleihgeschäft habe, welches ich von meinem Vater ererbte. Ein Edelmann möchte diese Perle versetzen, verlangt aber zuviel Geld dafür. Bitte, sagen Sie mir, was sie wert ist und ich will Ihnen gern etwas für Ihre Bemühungen zahlen."

,,Ich kann sie nicht taxieren," sagte der Juwelier, die Perle bewundernd betrachtend. ,Warum nicht? Warum können Sie ihren Wert nicht angeben?" bemerkte das Mädchen empfindlich.

.,Nun, nun!" antwortete der Juwelier,,,ich will nur sagen, dass die Perle wegen ihrer grossen Seltenheit überhaupt nicht rich

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tig taxiert werden kann. Man kann dafür nur einen Fantasie-Preis angeben."

Das Mädchen sann einen Augenblick nach und fragte dann:,,Kann ich 2000 Gulden darauf leihen ?"

,,Ganz gewiss!" ,,Auch 5000 Gul

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Lächelnd wie

derholte der Juwelier: Auch 10000 Gulden!"

Die Schönheit vom Lande wurde offenbar erregt; die Schweisstropfen standen ihr auf der Stirn, und ihre schwarzen Augen glänzten feuriger wie alle Brillanten im Laden. Sie bat um ein Glas Wasser, welches ihr der vorher so unaufmerksame Verkäufer sofort brachte.

Wollen Sie mir 10000 Gulden dafür geben, wenn ich die Perle verkaufen möchte? Ich bin ermächtigt, sie zu verkaufen!" sagte sie in unsicherem Tone, da sie glaubte, der Juwelier wolle sich nur lustig über sie machen.

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Vierundzwanzig Stunden später trat dasselbe junge Frauenzimmer in den Laden des k. k. HofJuweliers,,am Graben" in Wien. Ich (der Schreiber dieser Geschichte) als Geschäftsführer empfing sie. Sie zeigte mir die Perle und erweckte sofort meinen Verdacht, da das Mädchen nicht SO gekleidet war, als ob ihr die Perle gehören könnte. ,,Bevor ich irgend etwas thue," sagte ich, ,,muss ich Sie bitten, mit mir auf die Polizei zu gehen, damit festgestellt wird, auf welche Weise Sie in den Besitz dieser Perle gekommen sind."

Ihre Augen sprühten Feuer. Und wenn ich mich nun weigere, mit Ihnen zu gehen?" rief sie gereizt aus.

,,Dann müsste

sofort einen rufen!"

ich

Polizisten

,,Gut!" sagte sie.,,Ich will mit Ihnen gehen, wenn das hier in Wien

so Sitte ist. Bitte, lassen Sie einen Wagen holen!"

Das Mädchen erschien mir nicht ganz unverdächtig und ziemlich gewitzt. Und doch, trotzdem der Schein gegen sie war, konnte ich mir nicht denken, dass sie auf unrechtmässige Weisc in den Besitz der wertvollen Perle gekommen war. Auf der Polizei wurde sie eingehend über ihre Herkunft befragt und wie die Perle in ihre Hände gelangt wäre. Sie gab sofort ihren Namen und ihre Adresse an.

einen grossen Lärm. Da sie den Mann gut kannte, trat sie ein und erfuhr, dass er wegen einer Schuld von 18 Gulden ausgepfändet werden sollte. Der junge Mann nahm sie auf die Seite, zeigte ihr heimlich die Perle und fragte, ob sie ihm darauf 20 Gulden zur Befriedigung seiner Gläubiger leihen wollte. Er be

merkte, dass die Perle ein teures Andenken für ihn sei, von dem er sich nur schwer trennen könne. Mehr aus Mitleid, als aus Kenntnis des Wertes der Perle, gab sie ihm die 20 Gulden, denn die Perle hätte ja auch falsch sein können. Alle diese Angaben fanden durch telegraphische Anfrage in ihrem Heimatsort Bestätigung, und folgendes stellte sich als Geschichte der Perle heraus:

Der Vater des jungen Mannes war Kammerdiener beim Grafen Louis Batthanyi, dem Ministerpräsidenten der revolutionären ungarischen Regierung im Jahre 1848, gewesen. Der Graf trug die Perle als Kravattennadel und einige Stunden vor seinem Tode - er wurde in Pest laut Urteil eines militärischen Kriegsgerichts erschossen schenkte er sie seinem treuen Diener, der versprach, sich niemals von

ihr trennen zu wollen. Bei seinem Hinscheiden ging die Perle in den Besitz des Sohnes über, der die Perle aus ihrer Fassung nahm, letztere verkaufte und nur erstere behielt, bis er sich auch, wie erzählt, von dieser trennen musste.

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Die Perle selbst war vor 150 Jahren aus der englischen Krone gestohlen worden, die drei gleiche enthalten hatte; zwei grosse Diamanten waren zugleich mit ihr verschwunden. Durch 150 Jahre hatte die englische Regierung nach dem Verbleib dieser Edelsteine geforscht, doch ohne den geringsten Erfolg geblieben; wie sie in den Besitz des Grafen Batthanyi kamen, wird wohl ewig ein Geheimnis bleiben. Jedenfalls hatte er sie bei einem Antiquitätenhändler gekauft.

Kaiserbecher (R. Sänger).

Sie erzählte, dass ihr Vater ihr nach seinem Tode ein kleines Pfandleihgeschäft hinterlassen habe, in dem oft ein junger Bauer verkehrte, der verschiedene Sachen verpfändete, und der anscheinend sehr arm war. Eines Tages ging sie zufällig an dessen ärmlicher Hütte vorbei und hörte drinnen

Die englische Regierung löste nun die schwarze Perle ein und zahlte dafür die ausgesetzte Belohnung von 2500 Pfund Sterling, eine hübsche Summe, die das Mädchen mit dem jungen Bauer teilte. Aber nicht für immer, denn die beiden

entschlossen sich, das Geld zusammen zu behalten, indem sie sich heirateten.

Wieviel ähnliche romantische Geschichten könnten Edelsteine wohl erzählen, wenn sie sprechen könnten!

Eingesandt.*)

er Kampf um die Zwangsinnung in Berlin

regt die beteiligten Gemüter nur so weit auf, wie sich diese

für Dinge

von allge

meiner Bedeutung überhaupt erregen, denn leider ist die Gleichgültigkeit gegen Fragen von prinzipieller Wichtigkeit jür jeden einzelnen so gross, dass nur ein kleiner Bruchteil derer, die es angeht, zu den Sitzungen, in denen über diesen Gegenstand beraten wurde, erschienen ist. Oder sollte gar die zur Schau getragene Gleichgültigkeit ein Beweis dafür sein, dass wirklich die Zwangsinnung ein Heilmittel für die angeblichen Gebrechen des Handwerkerstandes ist, das gar keine oder doch nur eine untergeordnete Bedeutung hat?

Was erwartet man denn von der Zwangsinnung? Eine Besserung im Lehrlingswesen! Daraus folgend: eine Besserung des Kunsthandwerks überhaupt! Ein tüchtiger Meister kann einen tüchtigen Lehrling ausbilden, natürlich nur dann, wenn beide den guten Willen und die nötigen Fähigkeiten dazu haben, der eine zum Lehren, der andere zum Lernen! Wer seinen Sohn Goldschmied

*) Wir geben gern jedem unserer Leser Veranlassung, sich über dergleichen Fragen zu äussern, betonen aber nochmals, dass wir der Sache absolut unparteiisch gegenüberstehen. D. Red.

werden lässt, sucht sich natürlich heute schon einen Meister

aus, der als tüchtig bekannt ist.

Weinkanne (F. Guth).

Die Zugehörigkeit zur Innung ist dabei Nebensache, obwohl heute bei der bestehenden Innung die Meister alle gelernte Goldschmiede sein müssen; in Zukunft wird das bei der Zwangsinnung anders!

Das Gesetz kennt nicht Goldschmiede, Juweliere etc., sondern,,Gewerbetreibende", d. h. Leute, welche das Gewerbe selbständig betreiben und in der Regel Gehilfen oder Lehrlinge beschäftigen, also jeder Kaufmann, der sich Gehilfen hält, ist eo ipso Mitglied der Zwangsinnung und kann auch in Zukunft Lehrlinge annehmen, wenn sein Geschäft 5 Jahre besteht.

Nun frage ich:,,Was kann ein solcher Mann

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für Lehrlinge zum höheren Kunst Handwerk ausbilden? Man wird mir entgegenhalten, dass der Vorstand der Innung darüber wachen wird, dass die Lehrlinge etwas Tüchtiges lernen! Ist schon heute ein Innungs-Vorstand nicht zu beneiden, so würden bei der Zwangsinnung die Anforderungen noch ungleich bedeutender. Man stelle sich vor, dass in Zukunft, nehmen wir an, 250 InnungsMeister in Berlin sein werden, nicht etwa nach sorgfältiger Prüfung auf Anstand und Moral durch Mehrheitsbeschluss in öffentlicher Versammlung als ehren werte Männer aufgenommen in den Kreis der altehrwürdigen Innung,

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