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befestigt sind. Ein besonders unangenehmer Verlust ist für Herrn Lührs die Entwendung sämtlicher in Reparatur vorhandenen Uhren. Nach den der Staatsanwaltschaft mitgeteilten Ermittelungen betrug der Wert der den Einbrechern zur Beute gefallenen Gegenstände im ganzen 5300 Mk. Soviel steht nach allem fest, dass einer der Diebe genau mit den Verhältnissen des bestohlenen Hauses bekannt gewesen sein muss, denn ein mit der ganzen Lage des Ladens Unbekannter hätte in demselben nicht eindringen können, ohne ein hörbares Geräusch zu verursachen. Die Diebe sind durch die zertrümmerten oberen Scheiben des einzigen Seitenfensters in den Laden gestiegen und haben auf ihrer Flucht das Rouleau vor demselben wieder heruntergelassen.

Ein französisches Hochstaplerpaar Bouisson aus Paris wurde in Köln am 11. Januar von der Kriminalpolizei in einem Hause in der Storchgasse des Morgens verhaftet. B. hatte in einem Kölner Blatte eine Annonce erlassen, wonach er eine geeignete Person zur Übernahme einer Filiale einer grossen Pariser Uhrenund Goldwarenfabrik suchte. Es meldete sich ein Hr. Valders aus Nippes, dessen Eltern in Köln eines der ersten Massgeschäfte betreiben. V. nahm das französische Paar, das angeblich sich auf der Hochzeitsreise befand, mit zu seinen Eltern, wo es grossartig bewirtet wurde. B. zeigte seine Brillanten, Diamanten, goldene Uhren u. s. w., worauf Frau V. ihre etwas ältlichen Goldsachen, eine Brosche mit 7 Diamanten, eine goldene Uhrkette und ein schweres goldenes Armband hervorholte. B. nahm die Goldsachen, um sie in der Fabrik seines Vaters, die sich in Besançon befinden sollte, modernisieren zu lassen. Auch bestellte er bei dem Geschäft für 525 Mark Kleider. Schliesslich schöpfte man Verdacht, und eines Abends nach dem Anprobieren liess man ihn heimlich verfolgen. Seine Angabe, im Bahnhôtel zu wohnen, erwies sich als falsch, er wohnte in der Storchgasse. Bei Frau Bouisson fand man, in besonderen Taschen, in die Unterhose eingenäht, gefälschte Banknoten. Die Diamanten, die echt waren, rühren von grossen Diebstählen her, die anderen sind unecht. Man hat es hier aller Wahrscheinlichkeit nach mit Mitgliedern einer internationalen Gaunerbande zu thun.

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Frage- und Antwortkasten.

Zu Frage 62. Die Beantwortung Ihrer sehr präzis gestellten Frage ist nicht so leicht, jedenfalls lässt sie sich nicht so schlankweg beantworten. Unter einem „Juwelier" versteht man heutzutage einen Mann, in dessen Werkstätten von fachkundiger Hand Kleinodien angefertigt werden, die er entweder im eigenen Laden verschleisst oder einem andern zum Verkaufe überträgt. Es würde also ein Kaufmann oder Gewerbetreibender, der nur mit Geschmeide (Juwelen) handelt, im Leben nicht als ein Juwelier zu betrachten sein, weil er die Juwelen nicht selbst gefertigt hat. Legt sich ein solcher blosser" Händler, (z. B. der Besitzer eines Warenhauses, Versandtgeschäftes) die Bezeichnung „Juwelier" bei, so kann er wegen unlauteren Wettbewerbs belangt werden. Was heisst es nun aber: „Juwelen bezw. Kleinodien von fachkundiger Hand angefertigt" und was bedeutet das Wort „Juwelen“ überhaupt? Das Wort „Juwel" kommt her aus dem Lateinischen, gaudium Freude bezw. Gegenstand der Freude, französisch joie und bezeichnet dann weiterhin seit etwa Mitte des 15. Jahrhunderts den gefassten Diamanten bezw. Edelstein. Seit dieser Zeit, gilt die Juwelierkunst, d. h. die Kunst, den rohen Edelstein zu schleifen und zu fassen als Zweig der schon seit alters her blühenden Goldschmiedekunst. Aus der Kunstfertigkeit des Fassens ergab sich dann natürlich mit logischer Folge, dass der Edelsteinfasser (Juwelier) auch mit der Technik der Gold- und Silberschmiedekunst vertraut sein musste. Ein Juwelenfasser (Juwelier) kann sich also immer auch Goldschmied, ein der Kunst des Fassens unkundiger Goldschmied oder Silberarbeiter aber noch lange nicht Juwelier nennen. Unter einem Juwelier haben wir also zunächst und ursprünglich den Edelsteinschleifer, und da die Edelstein- bezw. Diamantschleifer heutzutage eine Spezies in der Edelmetallindustrie für sich bilden, sodann den Edelsteinfasser zu verstehen, der in diesem Spezialfach so technisch gebildet sein muss, dass er die Kunst versteht, den geschliffenen Edelstein in Verbindung mit Edelmetall zu einem Juwel, einem Geschmeide, einem Kleinod zu verarbeiten.

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23. Januar 1899.

44. 108197. Medaillon mit beim Oeffnen aufspringendem Bild und Vergrösserungsglas. Wilhelm Ungerer, Pforzheim. 5. 12. 98. U. 791.

44. 108201. Huthalter mit Stangenschnalle. J. H. Roland, London; Vertr.: Carl Pieper, Heinrich Springmann und Th. Stort, Berlin, Hindersinstr. 3. 8. 12. 98. 6310.

44. 108 217 Vorrichtung zum Anbringen von Klemmknöpfen nach G.-M. No. 97256, bestehend aus einer gabelförmig geschlitzten Metallplatte. Altmann & Neher, Mannheim. 19. 12. 98. A. 3138.

44. 108242. Aus einem Stück Celluloid oder ähulichen elastischen Material gefertigtes Etui mit selbstthätigem Verschluss. Burgheim & Seeger, Berlin. 29. 3. 98. - B. 10221.

44. 108258. Geschoss mit Ansichtsgläschen als Anhängsel. Alexander Nowitzki, Bromberg. 14. 11. 98. - N. 2143.

Konkurse.

A. Deutsches Reich.

Baden (Zweigniederlassung in Freiburg i. B.) Juwelier Emil Sprauer. Konkurseröffnung 7. Februar. Verw. Waisenrichter Lambrecht. Anzeigefrist 28. Februar. Anmeldefrist 15. März. Gläubigerversammlung 3. März, vorm. 11 Uhr. Prüfungstermin 5. April, vorm 11 Uhr.

Friedeberg, N.-M. Uhrmacher Max Bahr, Aufhebung des Konkursverfahrens nach Schlussverteilung.

Gmünd i. Wrttbg. (Zweigniederlassung in Gerabronn), Goldarbeiter Julius Bader jr. Aufhebung des Konkursverfahrens. B. Oesterreich-Ungarn.

Przemysl, Galizien. Antoni Olszewski, Handlung von Kirchengeräten, Silber, Chinasilber etc. Konkurseröffnung 27. Jan. Verw. Advokat Dr. Angermann. Anmeldefrist 8. März. Wahltermin 15. Febr., vorm. 10 Uhr. Prüfungstermin 10. April, vorm. 10 Uhr. Radautz, Bukowina. Goldarbeiter Franz Müller. Konkurseröffnung 16. Jan. Verw. Advokat Dr. Emanuel Kübel. Wahltermin 31. Jan., vorm. 9 Uhr. Anmeldefrist 9. März. Prüfungstermin 23. März, vorm. 9 Uhr.

Silberkurs.

Der Durchschnittswert des feinen Silbers war an der Hamburger Börse Mk. 80,77 per Kilo.

Danach berechnen die vereinigten Silber warenfabriken für 0,800 Silber Mk. 71,- per Kilo, gültig vom 1.-10. Februar 1899.

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Die alte Goldschmiedezunft Vermischtes. Frage- und Ant

Inhalt: Gefässe und Geräte in Pflanzenform (mit Abbildungen). Ein erledigter Steckbrief. Pariser Neuheiten in Hutnadeln. in Pforzheim. - Zur modernen kunstgewerblichen Bewegung. Technisches. Die deutsche Edelmetallwaren-Industrie. Konkurse. Silberkurs. Arbeitsmarkt. - Inserate.

wortkasten.

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Patente.

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diesem Vorgang beiwohnen und durch ihre persönliche Anwesenheit die Festlichkeit erhöhen. Ihre religiöse Bedeutung sowohl, wie die wundervolle Schönheit ihrer Blüten und Blätter haben die Lotosblume zum vornehmsten und beliebtesten Schmuckmotiv in der chinesischen und japanischen Kunst erhoben. Bei diesem Gefäss ist das Lotosblatt benutzt worden, das bald eine mehr schalen- bald mehr trichterförmige Gestalt besitzt und mit seinem kräftigen Geäder und dem gewellten und unregelmässig umgeschlagenen Rande zu den reizvollsten Pflanzengebilden gehört. Als Untersatz ist ein kleineres flaches. Blatt gewählt worden, das aus braunem Holz geschnitzt ist. Den Fuss der Vase selbst bildet der schlangenartig gewundene, mit kleinen Pocken besetzte Blattstiel. Der Körper besteht aus einem grossen trichterförmigen Blatte, dessen

oberer Teil wie ein Lederbeutel mit einer gedrehten Schnur zusammengebunden ist.

Auch bei der Gestaltung des in Fig. 2 dargestellten Gerätes, eines japanischen Räuchergefässes aus Goldbronze, ist dieselbe Pflanze verwandt worden. Aus einem zusammengelegten Blatte, das als Griff dient, wächst ein doppelter Stiel hervor, der vorn die Räucherschale in Gestalt einer Lotosblüte trägt. Ein umgestülptes Blatt bildet. den Fuss, ein anderes, ebenfalls umgedrehtes Blatt den Deckel. Der letztere ist durchbrochen, einem dürren Blatt, von dem nur noch das Gerippe übrig geblieben ist, ähnlich, sodass die Rauchwolken ungehindert hinaus dringen können. Der Knauf stellt einen Lotosfruchtknoten dar. In freier Wahl werden die Pflanzenteile verwandt. Wie weit etwa symbolische Beziehungen dabei mitsprechen, muss dahingestellt bleiben. Um den

Heisswerden. Auch die koloristische Behandlung des Stückes verdient Beachtung. Das Silber ist in den Tiefen dunkelgetönt, sodass das Relief noch stärker hervortritt, die Staubfäden sind golden, die Schmetterlingsflügel stahlblau mit Silberzeichnung und Goldwolken. In der wirksamen Färbung sowohl der Bronzen wie Silberarbeiten können uns die Japaner noch vieles lehren. Ebenso hat auch das kleine Salzfässchen daneben die Gestalt einer geöffneten Blüte mit Kelch und Stiel, an dem noch eine Knospe und zwei Blätter sitzen. Das Ganze ruht auf einem Ringe. Als Schale des kleinen Salzlöffels dient ein Blatt.

Im Gegensatz zu dieser Silberkanne, bei der der ganze Körper in Pflanzenformen umgewandelt ist, hat die in Fig. 4 abgebildete chinesische Kanne aus rotem Steinzeug eine rein stereometrische Gestalt, mit der aber pflanzliche Elemente zu harmonischer Einheit geschickt verbunden sind. Als Griffe und Ausguss dienen Rebzweige, die mit Laub bedeckte Schösslinge über den Bauch des Gefässes aussenden. Auch hier gesellen sich zur Pflanzenwelt Vertreter der Tierwelt, kleine Wiesel, die sich im Gezweig herumtummeln. Dieses Hineinziehen der Tierwelt in die Pflanzenornamentik giebt der ostasiatischen Kunst einen besonderen Reiz. Die Weinrebe deutet auf die Bestimmung des Gefässes als Weinkanne hin. Bei der in Fig. 5 dargestellten zierlichen Bronzevase lässt sich das Pflanzenvorbild nicht so leicht nachweisen. Indessen ist die originelle, quellende Bildung des Gefässkörpers offenbar der Natur abgelauscht.

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Fig. 1.

Chinesische Bronzevase.

Doppelstiel schlingen sich noch drei kleinere Stiele in schwungvoller Bewegung, von denen zwei zusammengerollte Blätter, der dritte eine Knospe trägt, in der die Weihrauchkörner aufbewahrt wurden.

Während bei der Herstellung dieses Gerätes offenbar religiöse Vorstellungen mitgesprochen haben, hat bei der Schaffung der beiden in Figur 3 wiedergegebenen Gefässe allein die künstlerische Phantasie gewaltet. Besonders reizvoll ist die Theekanne, aus Silber getrieben, deren Körper aus einer geschlossenen Blüte gebildet ist. Auf die Staubgefässe hat sich ein schillernder Schmetterling niedergelassen, um von dem köstlichen Blütenstaub zu naschen. Um den Ausguss sind Blätter gewickelt, den als Pflanzenschaft gestalteten Henkel sichern zwei Isolierringe aus Horn vor dem

Aehnlich gebildete Löffel, wie der in Fig. 3, etwa von der Grösse unserer Theelöffel, sind auf der Abbildung Figur 6 vereinigt. Es sind ebenfalls japanische Arbeiten, der querliegende Löffel ist eine jüngere Arbeit. Auch hier ist eine farbige Wirkung bei einzelnen Teilen erstrebt. Bunt emailliert sind die Schalen in Blütenform bei den beiden Löffeln mit Bambusgriff, auf den als Knauf ein kleines Theekännchen aufgesetzt ist, und die Blumen an dem Löffel in der Mitte der beiden.

Uebrigens beschränkt sich diese Art von naturalistischen Gefäss- und Gerätebildungen nicht allein auf China und Japan. Auch in der europäischen Kunst des achtzehnten Jahrhunderts und zwar besonders in der Porzellankunst begegnen uns ähnliche Gestaltungen. Freilich müssen wir auch hier direkten chinesisch-japanischen Einfluss annehmen. Hauptsächlich in Meissen, der Hochburg der europäischen Porzellanfabrikation, sind in der Mitte des vorigen Jahr

hunderts derartige Bildungen nichts Ungewöhnliches. Kannen, Schalen, Löffel und dergl. werden in Gestalt von Früchten, Blättern, Blüten und anderen Pflanzenteilen hergestellt. Auch in den anderen Manufakturen, die ja zum Teil unter dem Einfluss von Meissen stehen, finden wir Verwandtes. Als Beispiele ist in Fig. 7 eine Saucière aus Meissener Porzellan abgebildet.

Mehr jedoch wie für die Keramik, dessen eigentliches Kunstmittel die Malerei ist, scheint sich diese Art der Gefässbildung für Silberschmiedetechnik zu eignen, indem sie der Treibarbeit Gelegenheit giebt, ihr bestes Können zu entfalten.

Ein erledigter Steckbrief.

Eine chemisch-juristische Historie von Dr. H. Braun.

wissen.

ahrhunderte schon läuft man ihr nach. Behörden und getreue Staatsbürger, ihrer moralischen Verpflichtungen gegen die Oeffentlichkeit und das allgemeine Wohl sich bewusst, sind auf der Jagd nach ihr. Wenn man den Nachbar fragte, was sie eigentlich verbrochen, dann lachte jeder und meint, das brauche doch niemand zu Die Behörde

suche sie und das genüge. Auf Totschlag, Mord, Betrug, Diebstahl, Vorspiegelung

falscherThatsachen riet man. Andere hielten leichtsinnigen Lebenswandel für den Grund der Verfolgung. Wieviel Unheil mag diese vagabundierende Person schon angestiftet, wieviel schlaflose Nächte mag sie gelehrten Herren schon bereitet haben, ja wie manche Existenz ist schon durch den Umgang mit ihr nicht nur wirtschaftlich vernichtet, sondern sogar in Lebensgefahr gebracht worden. Vor zwei Jahrtausenden hatte man sie zum ersten Male festgenommen. Dann war sie wieder entwichen. Man hielt sie für tot. Aber nein, noch nicht hundert Jahre sind es

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In der Voruntersuchung bereits hat die Feststellung des Nationales ihre Herkunft, ihre Vergangenheit, ihre Verbindungen und ihre Beziehungen ergeben, und ebenso ihre vollständige Unschuld und Makellosigkeit. Man hatte sie, weil sie stets bescheiden und zurückgezogen gelebt, in recht böswilliger Weise verdächtigt und verleumdet. Man ward inne, dass sie, wie die unglückliche Maria Stuart, besser war als ihr Ruf. Gutwillig, von selbst hatte sie den Schleier gelüftet, der ihr Antlitz deckte, den grauen Mantel hatte sie abgelegt. In nie geahnter Schönheit steht sie nun da und nimmt den Platz ein, der ihr gebührt, in der Nähe des

Fig. 4. Chinesische Theekanne (rotes Steinzeug).

her, da hatte man sie wieder einmal am Rockzipfel erwischt. Ein Fetzen ihres grauen unscheinbaren Gewandes blieb in den Händen der Häscher zurück und wieder war sie entlaufen. Da man sie also nun gesehen, hatte man doch die Gewissheit, dass sie thatsächlich noch lebe, dass sie kein Gebilde überhitzter Phantasien sei. Andererseits wunderte

Herrscherthrones. Sie steht da in glänzender Pracht und alle, die ihr nahen, sind geblendet und entzückt. Mit jedem Tag, mit jeder Stunde erkennt man ihre guten Eigenschaften mehr. Mit den Grossen des Reiches ist sie verwandt und adlig Blut fliesst in ihren Adern. Das Aluminium ist die Fürstin, von der ich rede. Dass Aluminium das Metall des Thones ist, dürfte allgemein bekannt sein. Insofern letzterer 211

den weit verbreitetesten Bestandteilen der Erdrinde gehört, würde Aluminium das gemeinste Metall sein, äusserte 1862 der französische Chemiker Deville, wenn es der Wissenschaft gelänge, dasselbe von seinen Verbindungen rein

abzuscheiden. Besteht

mehr ausgebildet und ist langsam zu der Höhe emporgestiegen, von der aus sie heute ihren Herrscherstab schwingt. Die Ergebnisse der Forschungen und Versuche sind nicht mehr im Besitz einzelner, wie das im Mittelalter der Fall war. Sie sind vielmehr Allgemeingut geworden.

Auf den Schultern anderer stehend, gelang es 1807 den rastlosen Bemühungen eines Davy, die Leichtmetalle zu isolieren. Die bei dieser Gelegenheit gemachte Entdeckung der Alkalien und einiger Erdalkalien brachte ihn auf den Gedanken, die Elektrizität zur Spaltung der Thonerde in ihre Elemente, in ihre Grundstoffe zu verwenden. Die

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doch ein grosser Teil dessen, was uns umgiebt, aus Aluminiumsalzen: Die Mauersteine, welche die Wände unserer Wohnzimmer bilden, die Ziegeln auf dem Dache, welche das Haus vor dem Wetter schützen, die Schiefertafel, welche die A B C Schützen munter zur Schule tragen, die Porzellangefässe, aus denen wir essen und trinken, die irdenen Geschirre, in welchen wir unsere Speisen zubereiten, nicht minder die Backsteine des Herdes, auf dem wir kochen; sogar mit dem Trinkwasser nehmen wir täglich geringe Mengen Alu

minium in uns auf. Aber auch im vornehmen Gewande tritt uns das Aluminium entgegen. Für den Laien nicht erkennbar. In den Steinen, mit denen wir uns in edler

Fassung

suche missglückten aber.

mühseligsten und kostspie

ligsten Ver

Plinius schreibt in seiner Historia Naturalis, dass eines Tages in den Palast des Kaisers Tiberius (41 vor bis 37 nach Chr.) ein Goldschmied kam und ein Gefäss von silberweissem Metall vorlegte. Der Kaiser, ob der merkwürdigen Leichtigkeit des Bechers erstaunt, fragte nach der Herkunft dieses Metalles. „Aus Thonerde", war die Antwort. Die Art der Herstellung wollte jener Goldschmied nicht verraten und antwortete, dass nur er und Jupiter das Geheimnis

Fig. 3a. Silberner japanischer Löffel:

schmücken, im kristallklaren Korund, im blauen Saphir, im roten Rubin, im gelbschimmernden Topas, im veilchenblauen Amethyst und sogar im Schmirgel, diesem Proletarier, dem unscheinbaren Schleif- und Poliermittel, bildet das Aluminium den wesentlichsten Bestandteil. Es ist selbstverständlich, dass alle diese Mineralien in dem Zustand, wie sie die Natur uns darbietet, einen weit höheren Wert besitzen und durchaus nicht in Betracht kommen für die Gewinnung des Metalles.

Die Chemie, die Wissenschaft von den stofflichen Veränderungen der Körper, hat länger als andere Disziplinen in den Windeln gelegen. Erst während der beiden letzten verflossenen Jahrhunderte hat die Chemie sich mehr und

kenne. Seine Erfindung musste der Mann mit dem Tode bezahlen.

Das ist die älteste Nachricht, die wir vom Aluminium kennen.

Erst 1827 gelang es dem Göttinger Professor Wöhler,

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metallisches Aluminium rein darzustellen; anfangs freilich nur als feines graues Pulver, welches durch starke Reibung metallischen Glanz annahm, aber nicht zu einer kompakten Masse vereinigt werden konnte. Die Möglichkeit, Aluminium herzustellen, war also gegeben. Achtzehn Jahre aber währte es, bis aus der stillen, chemischen Werkstätte Wöhlers das erste körnige Aluminium in die Welt gehen konnte. Inzwischen hatte der Heidelberger Professor Bunsen wieder die verlassenen Pfade aufgesucht, welche Davy geebnet. 1854 trat er mit den Ergebnissen seiner emsigen Arbeit hervor: die elektrolytische Darstellung des Aluminium war zur Thatsache geworden. War die Gewinnung des neuen Metalles auch noch eine äusserst kostspielige, so war

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