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Das Licht im Dienste der Plastik.

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Angeregt durch unsern Artikel in letzter Nummer schreibt uns ein Abonnent unseres Blattes aus Frankfurt a. M.: Gestatten Sie mir, Ihnen zu dem Artikel Das Licht im Dienste der Plastik" in der letzten Nummer Ihrer geschätzten Zeitung, einiges von meinen eigenen Erfahrungen in der betreffenden Sache mitzuteilen, da ich mich schon seit einigen Jahren damit beschäftige, derartige Reliefs, wie sie in Ihrem Artikel besprochen sind, herzustellen. Bei allen schätzbaren Eigenschaften des in Rede stehenden Verfahrens sind auch hier, wie so oft, gewisse Grenzen gezogen, was vor allem in Betracht kommt bezüglich der Höhe und der Art des Reliefs.

Der Hauptvorteil dieses Verfahrens wird wohl darin. bestehen, nach vorhandenen Reliefs Verkleinerungen herzustellen. Nach meiner, bis jetzt vielleicht noch unbekannten Methode ist es möglich, nach einem einmal vorhandenen passenden Modell auf leichte Art das genaue Relief bis zur winzigsten Verkleinerung herzustellen; auch hat man es in der Hand, nach vielleicht zu flachen oder zu hohen Reliefs dieselben in der Verkleinerung kräftiger oder zarter zu halten. Was nun die Reliefs nach Gemälden oder Zeichnungen anbelangt, wie es in dem betreffenden Artikel angeführt, ist das eine andere Sache, denn nach einem Gemälde, einer Zeichnung oder Photographie kann man ja wohl auch Reliefs herstellen, dieselben sind aber keine richtigen Reliefs, da hierbei die Farben, Schlagschatten und dergl. mit in Betracht kommen und würden sich dazu nur ganz bestimmte oder für diesen Zweck angefertigte Zeichnungen eignen.

Trotz dieses Umstandes ist es nun doch möglich, z. B.

ein Porträt nach Photographie auf einigen Umwegen in ein richtiges Relief umzuwandeln, nur muss dann die Hand des Künstlers etwas mithelfen, was bei richtigem Verständnis der Sache auch höheren künstlerischen Wert verleihen wird.

Für unsere Zwecke, also für kleinere Gold- oder Silberreliefs, ist dieses Verfahren wohl ganz besonders geeignet, da das einmal hergestellte verkleinerte Relief mit unseren heutigen Hilfsmitteln in fast allen Materialien vervielfältigt werden kann. Selbst bei Stahl kann das Verfahren angewandt werden, da sich ja leicht ein Modell schaffen lässt, das sich auf der Reduktionsmaschine genau kopieren lässt. Ich z. B. habe mir dazu eine äussert einfache Maschine konstruiert. Das wäre vorläufig das wesentlichste. Darüber, wie weit sich die Sache noch entwickeln und vervollkommnen lässt, muss die praktische Erfahrung entscheiden.

Aus Wien verlautet nun zur Sache des weiteren: Die Plastographische Gesellschaft Pietzner & Cie. in Wien hat ihren Betrieb eröffnet. Den Anforderungen der Neuzeit entsprechende maschinelle Einrichtungen, im Zusammenhange mit eigenen photographischen Ateliers, einer Modellfabrik, Reduzierwerkstätte, Galvanoplastischen Anstalt und einer Porzellanfabrik setzen dieselbe in die Lage, Modelle und Reproduktionen jeder Art sowie Porträtreliefs, Stanzen und Gussformen in jeder gewünschten Grösse, bis zum zierlichsten, für Schmucksachen geeigneten Miniaturformat hinab, in künstlerischer Vollendung herzustellen.

Die Erfindung ist der Firma bereits patentiert und sollen bereits recht rege Auftragserteilungen eingehen.

Der Zeichenunterricht für Goldschmiede.

Anlässlich der Verhandlungen über die Errichtung einer Zeichenfachschule in Gmünd wurden vom Vorsitzenden der betr. Beratungs-Kommission bemerkenswerte Ausführungen gegeben, die, entsprechend angewandt, wohl allgemein gelten dürften und wohl wert sind zu Nutz und Frommen aller an Hand eines Berichtes der,,Rems-Zeitung" hier wiedergegeben zu werden.

Der Vorsitzende führte aus, dass im Gewerbeschulrat schon zu wiederholten Malen zur Sprache gekommen sei, dass bei den Entwürfen, welche auf Preisausschreiben des Gewerbemuseums eingegangen seien, vielfach bei den figürlichen Teilen der Mangel an künstlerischer Durchbildung zu Tage getreten sei, namentlich habe sich dieser Uebelstand ganz empfindlich fühlbar gemacht bei Gelegenheit des Preisausschreibens behufs Erlangung von Entwürfen für Gegenstände zur Pariser Weltausstellung. Es sei daher längst im Gewerbeschulrat der Antrag gestellt worden, das Aktzeichnen und als Vorschule hierzu das figürliche Zeichnen einzuführen. Gleichzeitig sei angeregt worden, dass überhaupt ein Ausbau der gewerblichen Fortbildungsschule zur Fachschule und deshalb auch die Einführung einer Montierklasse anzustreben sei. Im Verfolg dieser Anregungen haben die bürgerlichen Kollegien die Herren Professor Geiger und Fabrikant Zieher nach Hanau geschickt, um die dortigen Verhältnisse näher kennen zu lernen. Herr Professor

Geiger hat über diesen Besuch ein schriftliches Referat abgefasst, welches der Vorsitzende zur Verlesung bringt. In demselben ist unter anderem ausgeführt, dass die Akademie in Hanan über prächtige Räumlichkeiten und einen ausgedehnten Schatz von Lehrmitteln verfüge und dass Lehrlinge der Edelmetallindustrie nur dann Aufnahme finden, wenn die Prinzipale sich verpflichten, denselben wöchentlich mindestens 6 Tagesstunden auf die ganze Dauer der Lehrzeit für den Schulbesuch freizugeben. Schon in Klasse II beginne eine Scheidung der Schüler in Goldschmiede einerseits, Silberschmiede, Ciseleure und Modelleure andererseits. Der Studiengang sei im allgemeinen derselbe wie bei uns, aber erweitert durch Unterricht in Kunstgeschichte, Projektionslehre, Schattenlehre, Perspektive, Anatomie, Aktzeichnen und Aktmodellieren. Die Einführung der beiden letztgenannten Fächer sei ein dringendes Bedürfnis für Gmünd, wenn es mit Pforzheim und Hanau konkurrieren wolle. Als Vorschule für das Aktzeichnen und -Modellieren sei das Figurenzeichnen und -Modellieren notwendig und deshalb ebenfalls einzuführen. Ferner machte der Bericht den Vorschlag, das Montieren ebenfalls alsbald zur Einführung zu bringen. Als Lehrer werden vorgeschlügen die Herren Fischer und Holl für Zeichnen und Modellieren und Herr Pleuer für den Montierungskurs. Für die Fächer, welche den genannten Herren abgenommen werden müssten, wäre

vorläufig eine Hilfskraft zu berufen. Herr Fischer hat im Gewerbeschulrat mündlich berichtet: Die Leistungen der Hanauer Akademie seien bessere als die der Gmünder Schule, das rühre aber rein davon her, dass man es dort mit einer ausgebauten Fachschule zu thun habe und dass dort im Verhältnis zur Schülerzahl viel mehr Lehrkräfte thätig seien als in Gmünd. Er hält in erster Linie die Anstellung weiterer Lehrkräfte für dringend nötig, damit die Ausbildung der Schüler eine intensivere werden könne, sowie die Abtrennung der Fachschule von der gewerblichen Fortbildungsschule, damit später nicht auch diejenigen Elemente mitgeschleppt werden müssen, welche die gewerbliche Fort

ornamentaler Formenlehre, Modellieren für Goldschmiede, Montieren, Zeichnen und Modellieren von Figuren, Zeichnen und Modellieren nach lebendem Modell. Zur sofortigen Einführung ist zu empfehlen das Figuren- und das Aktzeichnen, ersteres in 6, letzteres in 6-8 Stunden. Die Einführung des Montierungsunterrichts wird vom Herrn Gewerbeschulrat, Fabrikant Köhler, warm befürwortet. Um die alsbaldige Einführung der genannten weiteren Unterrichtsfächer zu ermöglichen, wird die Anstellung eines Hilfslehrers im Sinne der Anträge des Herrn Schulvorstandes vorgeschlagen. Der Vorsitzende führt unter anderem noch aus, da in

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bildungsschule nur besuchen, um der obligatorischen Fortbildungsschule zu entgehen. Die Einführung eines Montierungskurses hält er nicht einmal für sehr dringlich. Von einer Reihe Gmünder Firmen gelangte eine Eingabe zur Verlesung, in welcher um Einführung eines Kurses im Aktzeichnen gebeten und der Vorschlag gemacht wird, die Unterrichtsstunden auf die Abendzeit zu verlegen. Der Gewerbeschulrat ist nach eingehender Beratung, zu welcher auch das Lehrerkollegium beigezogen war, zu folgenden Anträgen gekommen: Es ist eine Trennung der gewerblichen Fortbildungsschule von der eigentlichen Fachschule anzustreben und der Ausbau der letzteren zur Kunstgewerbeschule; ferner die Neueinführung von Kunstgeschichte,

den Klassen für Ornamentenzeichnen bisher schon eine gewisse Ueberfüllung geherrscht habe, sei es nicht möglich gewesen, diejenigen Schüler, welche nicht genügend weit gekommen seien, zurückzuhalten; dieselben seien dann in die Fachabteilungen vorgerückt, haben aber nicht die nötige Vorbildung gehabt und infolge dessen hemmend auf den Unterricht eingewirkt. Er hält Abhilfe hier durch Schaffung von Parallel - Abteilungen für dringend notwendig. In die Fachschule sollen nur wirklich talentierte Leute aufrücken. Für den Unterricht in den Parallelabteilungen und in den Fächern, welche den Herren Fischer und Pleuer abgenommen werden müssen, damit dieselben die neuen Fächer übernehmen können, bezeichnet er die Anstellung eines Hilfslehrers als

absolut nötig und ist er der Anschauung, dass auch sogleich ein Unterrichtskurs im Montieren, und zwar mit 12 Wochenstunden, zur Einführung gelangen soll, damit den Interessen der Gold- und Silberschmiede gleichmässig Rechnung getragen werde. Der Vortragende betont, dass nach seiner Ansicht und solcher von Fachmännern letztgenannte Unterrichtsfächer am erfolgreichsten bei Tag gegeben werden und dass, wenn die Stadt so grosse Opfer für die Hebung unserer Hauptindustrie bringe, wohl auch erwartet werden dürfe, dass die Herren Prinzipale ihren künstlerischen Kräften einige Tagesstunden freigeben. Er zweifelt auch gar nicht an der Bereitwilligkeit hierzu, da es sich ja in diesem Falle nur um wirklich talentierte Schüler handle und eine bessere Ausbildung derselben ja wiederum dem Geschäft zugute komme. Er ist überhaupt dafür, dass eine Vermehrung des Besuchs von Tagesstunden angestrebt werden soll, weil die Schüler arbeitsfreudiger und leistungsfähiger sein werden. als bei Nacht nach angestrengter Thätigkeit. In Beziehung auf das Schulgeld müsse betont werden, dass die Kosten für

das Aktzeichnen erheblich höher sein werden als für ein anderes Fach und deshalb hierauf bei Bemessung des ersteren Rücksicht genommen werden müsse. In Anbetracht der grossen Konkurrenz, mit welcher unsere Industrie in immer steigendem Masse zu kämpfen hat und der hieraus gebieterisch sich ergebenden Notwendigkeit weitgehendster künstlerischer Schulung der ausübenden Kräfte, gelangt der Vorsitzende zu der Schlussfolgerung, die Anträge des Gewerbeschulrats zur Genehmigung zu empfehlen mit der Erweiterung sofortiger Einführung eines Montierungskurses von 12 Wochenstunden. Die Kgl. Kommission soll um Genehmigung dieses Beschlusses gebeten werden, sowie um Uebernahme der halben Kosten. Bezüglich des Ausbaues der Fachschule zur Kunstgewerbeschule soll wegen Genehmigung des Projekts und hierzu zu leistender ausserordentlicher Beihilfen mit den in Betracht kommenden Regierungskreisen Fühlung genommen und später eine Deputation an den Staatsminister des Innern abgesandt werden.

Schmuck und Mode.

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Zur Zeit, in der unsere heutige Nummer in die Hände der Abonnenten und Leser kommt, dürften diese wohl vollauf zu thun haben, um all die Wünsche ihrer Kunden erfüllen zu können. Weihnachten ist für alle Branchen und nicht zum Wenigsten für den Goldschmied die beste Zeit für den Umsatz. Kauft ja doch reich wie arm, jeder nach seinen Mitteln, um seinen Lieben etwas unter den strahlenden Weihnachtsbaum zu legen. Und was könnte sich da für alle Fälle besser eignen als gerade die Erzeugnisse des Goldschmiedes. Unsere deutschen Goldschmiede haben aber gerade im letzten Jahre eine Fülle geradezu wundervoller Kunstwerke geschaffen, Besseres, als seit Jahren, so dass also das Publikum schon hierdurch Veranlassung hat, reichlich zu kaufen.

Was unsere Centralstelle anbelangt, hat dieselbe es an nichts fehlen lassen, durch Beeinflussung der Presse hauptsächlich der Familien- und Modenzeitungen in Wort und Bild den guten Geschmack des Publikums zu heben und die Kauflust zu wecken. Gerade die letzte Zeit haben wir sehr viele Artikel und verschiedene Illustrationen nach Art der nebenstehenden in Moden- und Familienzeitungen lanciert und hoffen, Gutes damit gestiftet zu haben.

Recht sehr würde es uns freuen, und auch für unsere ferneren Dispositionen wäre es von Vorteil, wenn sich alle diejenigen Goldschmiede, die einen veränderten Umsatz in ihrem Geschäfte über die diesjährige Weihnachten verspüren können, uns davon wenigstens per Postkarte Mitteilung machen und gleichzeitig vielleicht kurze, der Sache dienliche Winke geben wollten.

Gute Geschäfte und fröhliche Feiertage!

Volkswirtschaft. Handelspraxis. Gesetzgebung. dende teilnahmen, wurden 333 000 Mk. der Bank für Handel und

Zur Einführung des Postcheck-Verkehrs ist dem Bundesrat eine Vorlage zugegangen. Nach der beigefügten Denkschrift ist die Einrichtung des Verfahrens in folgender Form gedacht: In Berlin, Breslau, Cöln, Danzig, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe und Leipzig wird je ein Postcheckamt eingerichtet, bei dem jedem Einzahler einer unverzinslichen Stammeinlage von 100 Mark ein Checkkonto eröffnet wird. Alle bei den Postanstalten für ihn gemachten Einzahlungen werden bei dem Postcheckamt durch Gutschrift auf sein Konto zu einem Guthaben angesammelt, über das er mit Check jederzeit in beliebigen Teilbeträgen verfügen kann. Zahlungen bis 10000 Mk. können für den Kontoinhaber bei sämtlichen Postanstalten sowohl von dem Inhaber selbst, als auch von jedem Dritten mit besonderen, von den Postämtern zu beziehenden Zahlkarten, auf welche Nummer und Name des Kontoinhabers aufgedruckt ist, bewirkt werden. Von jeder Buchung erhält der Inhaber sofort Nachricht.

Auf seinen Antrag können dem Kontoinhaber auch die Beträge der für ihn bei der Postanstalt seines Wohnorts eingehenden Postanweisungen von dem Postcheckamt gutgeschrieben werden. Das Guthaben, jedoch ausschliesslich der Stammeinlage, soll mit 1,2 Proz. jährlich verzinst werden. An Gebühren sollen erhoben werden:

1. Für Buchungen bis 5 Mk = 5 Pfg., über 5 Mk. = 10 Pfg.;

2. Eine Rückzahlgebühr für jede vom Checkkonto abgeschriebene Rückzahlung, die nicht mit Gutschrift auf ein anderes Postcheckkonto erfolgt oder mit Postanweisung übersandt wird, und zwar für Buchungen bis 3000 Mk. = 1 Proz., über 3000 Mk. Proz. von 3000 Mk. und Proz. von dem Mehrbetrage;

=

3. Eine Abhebungs-Gebühr von 10 Pfg. für jede Abhebung von einem auf Grund der Postcheckordnung abgezweigten Guthaben bei einem Postanit;

4. Eine Portogebühr von 5 Pfg., sofern die Rückseite des Abschnitts der Zahlkarte vom Absender zu Mitteilungen benutzt wird;

5. Für Lieferung der im Checkverkehr erforderlichen Formulare: a) für eine Zahlkarte 1,5 Pfg., b) für einen Check 3 Pfg., c) für einen Briefumschlag zur Einsendung von Checks an das Checkamt 1,5 Pfg.

Bei der ganzen Einrichtung handelt es sich zunächst nur um einen Versuch.

Die Quittungskarten der Invaliditäts- und Altersversicherung verlieren laut Beschluss des Bundesrats in Zukunft innerhalb zweier Jahre nach dem Tage ihrer Ausstellung die Giltigkeit, s0 dass also z. B. eine im Jahre 1897 ausgestellte Karte nicht mehr am 31. Dezember 1900 ungiltig wird, sondern schon zwei Jahre nach dem Ausstellungstermin ihre Giltigkeit im Jahre 1899 verloren hat. Die Versicherten, die Karten aus dem Jahre 1898 und früher besitzen, werden hiernach gut thun, sogleich nach dem 1. Januar 1900 ihre Karten umzutauschen. Auf die Giltigkeit der verwandten Marken hat diese Bestimmung keinen Bezug, sodass für eine Beunruhigung kein Anlass vorliegt.

Ferner werden vom 1. Januar k. J. ab neben den bisherigen Wochenkarten auch Marken für zwei Wochen und für dreizehn Wochen ausgegeben. Diese neuen Marken müssen aber entwertet werden, widrigenfalls Bestrafung erfolgt. Die Entwertung darf nur in der Weise erfolgen, dass auf jede Marke das Datum des Tages, an dem die Entwertung erfolgt, in arabischen Ziffern handschriftlich mit Tinte oder durch Stempel eingetragen wird.

Industrie und 667000 Mk. den alten Aktionären überlassen, beides zum Kurse von 190 Proz. Das Agio nach Abzug der Unkosten floss in die Reserve, die sich dadurch von 2,25 Mill. auf 3,14 Mill. Mark erhöhte. Der Erlös der neuen Aktien diente zur Vermehrung der Betriebsmittel. Die Gesellschaft verteilte, nachdem ihre Dividende drei Jahre hindurch je 121, Proz. betragen hatte, für 1898/99 (neun Monate) 13, Proz. p. r. t. Der Prospekt der Firma sagt, dass im laufenden Jahr der Geschäftsgang bis jetzt befriedigend sei.

Eine schöne Auszeichnung wurde dieser Tage dem Goldschmied Hans Waibel in Marienburg (Ostpr.) zu teil. Derselbe hatte dem Kaiser eine Sammlung von 24 auf silbernen Zwanzigpfennigstücken gravierten Ansichten von Schloss und Stadt Marienburg, in einem eleganten Plüsch-Etui ruhend, mit einem Widmungsschreiben überreichen lassen. Darauf traf von Oberpräsident

v. Gossler in Danzig ein Schreiben ein, wonach der Kaiser das Geschenk anzunehmen und zu bestimmen geruht habe, dass es den Sammlungen der Marienburg überwiesen werde. Gleichzeitig folgte ein Honorar von 300 Mark. Goldarbeiter Waibel ist in Durlangen als Sohn des Tischlermeisters Waibel dortselbst geboren, hat bei Eckert & Hörner in Gmünd gelernt, besuchte dort 1882 bis 1886 die Gravier- und Ziseleurschule und wohnt seit 1886 in Marienburg, wo er seit 2 Jahren selbständig ein Geschäft inne hat.

Vereine. Versammlungen.

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Der Centralverband deutscher Gold- und Silberarbeiter, welcher seit zwei Jahren hier seinen Sitz hatte, schreibt man uns aus Pforzheim, wird mit dem Jahre 1899 als selbständiger Verband aufhören (wir haben darüber schon in voriger Nummer berichtet Red.) und das Organ derselben Der Goldarbeiter" gleichzeitig eingehen. Man hatte, als man den Hauptsitz von Hamburg hierher verlegte, geglaubt, damit einen grossen Zuwachs an Mitgliedern zu erhalten, sah sich aber darin insofern getäuscht, als zwar ein lebhafterer Zugang sich anfänglich bemerkbar machte, im Laufe der Zeit aber der Wechsel ein bedeutender war, dass trotz der vielen Beitrittserklärungen der Mitgliederstand sich nicht erheblich mehrte, weil eben die Austritte mit und ohne Abmeldung gerade so häufig waren. Als nun Anfangs Mai in Nürnberg und Schwabach ein Streik der Goldschläger ausbrach, der dann volle 12 Wochen dauerte, war der Verband nur kurze Zeit in der Lage, aus eigenen Mitteln den Streikenden zu Hilfe zu kommen. Er musste bald die Unterstützung des Metallarbeiterverbandes in Anspruch nehmen, um den Streikenden die nötigen Subsidien liefern zu können. Dieselbe ward dem Verband zwar in ausgiebigem Mass zu teil; sie öffnete aber auch dessen Leitern die Augen darüber, dass ein so kleiner Centralverband, der nicht viel über 2000 Mitglieder umfasst, diesen im Ernstfall nicht viel bieten kann und veranlasste nach und nach verschiedene Zweigstellen, gerade Nürnberg in erster Linie, diesem Verband den Rücken zu kehren und sich dem Metallarbeiterverband anzuschliessen. Selbst die hiesige Zweigstelle schloss sich dem an, nachdem von den Metallarbeitern den seitherigen Goldarbeiter-Zahlstellen zugesichert war, dass sie selbstständige Sektionen bilden und ihre speziellen Berufsinteressen auch selbständig pflegen können. Nur der Ortsverband Hamburg scheint sich nicht zum Anschluss an die Metallarbeiter entschliessen zu können. Der Streik in Nürnberg und Schwabach soll cirka 38000 Mk. gekostet haben, dürfte aber auch den Streikenden einige Vorteile gebracht haben.

Personalien und Geschäftsnachrichten.

Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt, vorm. Roessler, Frankfurt a. M. Die im Juli d. J. ausgegebenen 1 Million Mk. neue Aktien der Gesellschaft, durch deren Emission sich das Aktienkapital auf 6 Mill. Mk. erhöhte, sind auf Antrag der Filiale der Bank für Handel und Industrie zur Frankfurter Börse zugelassen worden. Von den neuen Aktien, die ab 1. Juli 1899 an der Divi

Handel und Verkehr.

Geschäfte, die alte Forderungen an Kunden haben, seien hiermit darauf aufmerksam gemacht, die kurze Frist bis zum 1. Januar nicht verstreichen zu lassen, ohne sich für ihre Forderungen an säumige Zahler, soweit sie verjähren könnten, 'einen vollstreckbaren Rechtstitel zu verschaffen, oder sich wenigstens eine Anerkennung der Schuld ausstellen zu lassen. Es verjähren mit dem 31. Dezember 1899 alle Forderungen des Goldschmiedes an Privatpersonen für verkaufte Gegenstände, Schmucksachen, Reparaturen, welche herstammen in: Anhalt-Bernburg und AnhaltDessau aus 1896, Braunschweig 1897, Bremen 1896 (wenn Gläubiger

und Schuldner bei Entstehung an einem Orte ihre Niederlassung hatten), Hamburg 1889, (wennu Gläubiger und Schuldner an einem Orte anwesend sind) Hessen (rechtsrh.) 1897, Lippe-Detmold 1897, Lippe-Schaumburg 1896, Lübeck 1889. Mecklenburg-Schwerin und Strelitz 1896, Oldenburg 1894, Preussen 1897 (nur Provinz HessenCassel 1896, Provinz Rheinpreussen 1898), Reuss ältere und jüngere Linie, Altenburg, Coburg-Gotha, Schwarzburg-Rudolstadt 1896, Sachsen-Meiningen, -Weimar, Waldeck 1896, Schwarzburg-Sondershausen 1897, Bayern, Württemberg, Sachsen 1896, Elsass-Lothringen, Baden, Birkenfeld, Rheinbayern, Rheinhessen 1898.

Die Uhrgehäusefabrikation, die seit einigen Jahren in Pforzheim betrieben wird, scheint, wie der dortige „Beobachter" berichtet, einer grösseren Zukunft entgegenzugehen. Bisher bezog die Schweiz die Gehäuse hauptsächlich aus Amerika. So betrug die Einfuhr von dort im Jahre 1897 64632 Stück und im Jahre 1898 230 289. Die amerikanischen Preise waren sehr hoch, doch das neueste Fabrikat aus Elektro-Plaque hat den Preis von 6 Mk. auf 2.60 Mk. herabgedrückt, wodurch das Fabrikat jede Konkurrenz schlug. Jeder Versuch schweizerischer Meister, dagegen aufzukommen, scheiterte an dem höheren Preis, den sie forderten. Nun scheint aber das amerikanische Monopol gebrochen werden zu sollen, wie nachstehende Thatsache beweist. Nordamerika sendet jährlich Tausende von Elektro-Plaques nach der Schweiz, während Pforzheims Ausfuhr nach Nordamerika in Elektro-Plaques sich ständig mehrt. Die „Société internationale des industries du Jura veranstaltet gegenwärtig Schritte, um die amerikanische Einfuhr zu beseitigen und dann wäre Gelegenheit geboten, vom hiesigen Platze aus das grosse schweizerische Absatzgebiet zu bearbeiten.

Das Experiment mit dem Import von Österreichischen Arbeitern hat, nach einer Mitteilung aus Pforzheim, weder diese noch die Fabrikanten befriedigt. Die Leute können sich an die hiesige intensive und bei aller Schnelligkeit doch saubere Arbeit nicht so rasch gewöhnen und kommen deshalb nicht auf ihre Kosten.

Die Fabrikation von Gold- und Silberwaren in Berlin nimmt immer weitere Dimensionen an, das beweist der Umstand, dass daselbst zur Zeit 2300 Arbeiter in 500 Werkstätten sich mit der Anfertigung der kostbaren Kleinodien befassen. Ausserdem werden in 720 Werkstätten mit 9100 Arbeitern unedle Metalle zu den mannigfaltigsten Gebrauchsgegenständen, die hauptsächlich für den Export bestimmt sind, verarbeitet.

Infolge der Krise im Diamanthandel sind nach den neuesten Berichten in Amsterdam bereits 5000 Diamantschleifer entlassen. In Antwerpen feiern 3000 Schleifer. Man befürchtet bei längerer Dauer des Krieges eine förmliche Katastrophe.

Brillanten-Teuerung. Eine förmliche Jagd auf Brillanten veranslalten zur Zeit, wie die „Post" meldet, die Berliner Juwelenhändler. Infolge des Krieges in Südafrika ist auf dem Hauptmarkte für Diamanten in Amsterdem eine bedeutende Preiserhöhung eingetreten und man rechnet auf ein fortgesetztes weiteres Steigen der Preise. Auch in den Leibämtern ist, wie der Korrespondent der betr. Zeitung eruiert hat, der Betrag der Darlehen bei Versatz von Brillanten erheblich gestiegen.

Zollerhöhung auf Bijouterie. Dem Schlag, den Russland der deutschen Industrie, darunter auch unserer Gold- und Silberwarenbranche, durch Einführung der Commis-voyageur-Steuer von 800 Rubel jährlich, versetzt hat, folgen andere Länder, indem sie die Eingangszölle erhöhen. So ist am 1. Sept. 1. Js. in den Vereinigten Staaten von Venezuala ein Tarif in Kraft getreten, der die bisherigen Zollsätze um 20% erhöht. Uhren, Juwelen und Schmuck kosten per 1 kg 24 Boliwar 81 Pfennige, gegen früher 10 Bol. Auf der Insel Mauritius ist der Zollzuschlag von 10% auf 20% erhöht. In Brasilien ist vom 1. Januar 1900 ab von allen Einfuhrzöllen 15% anstatt 10% in Gold zu entrichten. Die Einfuhr von Waren nach Sibirien, welche bisher zollfrei war, unterliegt vom Beginn des nächsten Jahres ab dem in Russland geltenden Zolltarif.

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Die Ausweise über die Goldproduktion in den ersten neun Monaten d. Js. zeigen stetige Zunahme der Ausbeute. Im Vergleich zur Vorjahrsperiode beträgt, wie der „Frkf. Ztg." aus Sydney geschrieben wird, diesmal die Zunahme für die Kolonien Westaustralien, Viktoria, Neu-Süd-Wales und Neu-Seeland allein schon 647228 Unzen. Auf die obenerwähnten vier Kolonien verteilt, stellt sich die Zunahme bei: Westaustralien auf 433945, Viktoria 22 497, Neu-Süd-Wales 106 267 und Neu-Seeland 84519 Unzen.

Goldfunde in Erythräa. Der Graf von Turin nahm kürzlich anlässlich einer Rundreise durch Erythrea Goldgruben in Augenschein, die von der Regierung z. Z. auf Abbauwürdigkeit untersucht werden. Es handelt sich um drei Flötze goldhaltigen Quarzes in der Nähe von Asmara, deren Entdecker ein italienischer Hauptmann Cantoni ist. Sachverständige aus Transvaal und Kanada sind gegenwärtig beschäftigt, die Abbauwürdigkeit der Flötze zu prüfen. Das eine Flötz hat 125 Lire Gold in der Tonne Quarz enthalten.

Die Auffindung von Goldgruben in Erythräa wurde am 6. d. Mts. durch Unterstaatssekretär Fusicato in der Kammer bestätigt.

Der Umsatz von Bijouteriewaren in Kuba und Porto-Rico soll, wie gemeldet wird, ein ganz minimaler sein. Schon lange vor den eigentlichen Aktionen haben sich dort die Vorboten der politischen Wirren im Handel fühlbar gemacht. Von Jahr zu Jahr sank der Import. In Gold- und Silberwaren waren die Umsätze 1893 noch ziemlich bedeutende, z. B. lieferte Deutschland in jenem Jahre für ca. 331000 Mk. Gold- und Silberwaren, im Jahre 1896 jedoch nur für 22000 Mk. Es dürfte der deutschen Goldund Silberwaren-Industrie sehr schwer fallen, angesichts der sich fühlbar machenden amerikanischen Konkurrenz, die Höhe früherer Ausfuhrjahre zu erreichen. In anderen Ländern hat sich dagegen der Import deutscher Bijouterie vermehrt. So auf den SandwichInseln, wo der Handel in Bijouterie-Artikeln, Gold- und Silberwaren geringerer Qualität noch bedeutend ausgebeutet werden könnte. Auch Chiles Bedarf wächst von Jahr zu Jahr. Das Land ist besonders aufnahmsfähig für geringwertige Schmucksachen, da der Chilene gewohnt ist, für seinen Dollar eine Menge Waren zu erstehen. Für Fabrikanten von Doublé und unechter Bijouterie öffnet sich hier ein Feld, da deutsche Reisende und Agenten überall in Chile zu finden sind.

Der Bedarf von Goldwaren und Juwelen in Manilla (Philippinen) hat nach einer Mitteilung des französischen Consulats gegenwärtig eine andere Richtung als vor dem Kriege genommen. Trotz der ungünstigen Verhältnisse, welche der Krieg herbeigeführt, war der Absatz bis zum Juli ein flotter. Waren es auch nicht mehr Juwelenstücke von hohem Werte, so gingen doch die billigeren Schmucksachen, die Ketten, Ringe, Nadeln u. s. w. rasch ab, die Käufer waren die amerikanischen Soldaten in Manilla. Seitdem diese auf Vorposten ausgerückt sind, hat zwar der Bedarf etwas nachgelassen, aber der Absatz hat darum noch nicht aufgehört, lohnend zu sein. Der Mitinhaber eines Gold warenmagazins, wie die meisten derselben, ein Franzose, welcher vor einiger Zeit mit einem kleinen Lager sogenannter Pariser Artikel eingetroffen war und sie vor seinem Laden ausgestellt hatte, erzielte innerhalb 48 Stunden deren vollständigen Verkauf an die amerikanischen Soldaten.

Das Quecksilberland der Zukunft wird nach den neuesten Berichten, die der Londoner „Society of Arts" zugegangen sind, die australische Kolonie Neu-Süd-Wales sein. Schon im Jahre 1841 wurde zum ersten Male in dem Thale eines durch seinen Goldgehalt frühzeitig beachteten Flusses, des Cudgegong River, Quecksilber gefunden, und bald entdeckte man auch das eigentliche Quecksilbererz, den Zinnober, in unmittelbarer Nähe. Erst jetzt sind die nötigen Maschinen herangeschafft, und es sollen vorläufig 1000 Tonnen Erz gewonnen und zubereitet werden, um den Ertrag der Minen abschätzen zu können. Sollten die Ergebnisse zufriedenstellend ausfallen, so würde die Quecksilbererzeugung von NeuSüd-Wales eine völlige Umwälzung auf dem Quecksilbermarkte hervorbringen, da selbst die ärmsten Proben reicher sind als die Minen in Spanien und in Amerika, woher bisher beinahe der ganze Weltbedarf an jenem flüssigen Metall gedeckt wurde. Ein gutes Resultat würde für die Entwickelung von Neu-Süd-Wales eine um so grössere Bedeutung haben, als das Quecksilber ein beinahe unentbehrliches Hilfsmittel zur Gewinnung des Goldes aus seinen Erzen ist. Da nun auch Goldlager in demselben Gebiete zahlreich vorhanden sind, so wird die Goldproduktion ausserordentlich gefördert werden, wenn das zur Bereitung des Goldes nötige Quecksilber im Lande selbst gewonnen werden kann.

Technisches.

Künstliches Poliermittel. Um harte Stoffe, wie Porzellan, Glas, Stahl zu schleifen und zu polieren, ist in Osterreich ein Chamottepräparat patentiert worden, bei welchem die Chamotteerde mit Wasser in eine breiige Masse verwandelt, dann getrocknet

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