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treib und Unterhaltung. Für den Kaufmann, für den Inhaber selbst ist das Schaufenster eine kleine Welt, hinter dessen Vorhängen er vieles sehen und beobachten kann, nach

aussen der Lockvogel und Spiegel des Geschäftes ist es nach innen, also für den Geschäftsinhaber selbst, die indirekte Einnahmequelle.

Der Silberfund von Bernay.

(Fortsetzung.)

Die Darstellungen auf der zweiten Weinkanne, deren beide Seiten in Fig. 10 und 11 abgebildet sind, stehen in engster Beziehung zu den Scenen auf ihrem Gegenstück. War dort die Trauer Achills um den Tod seines geliebten Freundes Patroklos und andererseits die Lösung der Leiche des Hektor in wirkungsvollem Kontraste einander gegenübergestellt, so finden wir hier ebenso Sieg und Niederlage ähnlich in gegensätzlicher Verbindung dargestellt. Aus dem Lager der Griechen, in dem die Vorgänge auf der ersten Kanne sich abspielten, werden wir jetzt vor die Mauern Trojas geführt, die den Hintergrund der beiden Scenen bilden. Wir sehen zunächst den gewaltigen Achill auf seinem Streitwagen, an dem die Leiche des unglücklichen Hektor gebunden ist. Er deckt sich und seinen Wagenlenker Automedon, der die Pferde zu rasender Eile anpeitscht, mit dem grossen Rundschild gegen die Geschosse der Troer, die diese von den Mauern herabsenden. Hinter den Wagen folgen zu Fuss andere Griechen. Auf den Zinnen der Mauern aber lassen Priamus und Hekuba mit drastischen Gebärden ihrem Schmerze um ihren misshandelten Sohn freien Lauf. Aber auch den übermütigen Sieger selbst ereilt endlich sein bestimmtes Ge

schick. Durch den Pfeil des Paris in der Ferse, der einzigen verwundbaren Stelle seines Körpers, getroffen, sinkt er zu Boden, vergeblich sich bemühend, das todbringende Geschoss aus der Wunde herauszuziehen (Abbild. 11). Ein heftiger Kampf entspinnt sich um den Gefallenen. Von allen Seiten dringen die Feinde heran, um sich des Körpers des Sterbenden zu bemächtigen. Doch Ajax deckt ihn mit seinem Schilde und andere Griechen eilen zur Hilfe herbei. Und der Sieg wird auch ihrer sein, denn wir erblicken über ihnen die Viktoria mit Kranz und Palme. Am Halse ist wiederum ein Abenteuer dargestellt, bei dem Odysseus im Verein mit Diomedes seinen listenreichen Sinn bewährt, bei der Ueberwältigung des troischen Kundschafters Dolon. Zu beiden Seiten eines Altares, der unter einem Baume steht, erscheinen Odysseus und der mit einem Wolfsfell bekleidete Dolon in eifriger Unterhaltung mit einander begriffen. Diomedes ist der räumlichen Symmetrie halber nicht dargestellt.

So ist auf dem engen Raume der beiden Kannen in feinsinniger Auswahl der wichtigsten Scenen jener gewaltige Kampf dargestellt, in dem List und Gewalt zugleich als Verbündete stritten.

Schmuck und

Der in Hannover erscheinende ,,Manufakturist," eines der gelesensten Blätter der Branche, bringt einen langen Artikel über,,Mode und Schmuck", in dem er des Weiteren sich über den Wert unserer Bestrebungen auslässt.

Wir veröffentlichen nachfolgend den gen. Artikel, um zu zeigen, wie korrekt gen. Blatt unsere Gesichtspunkte und Bestrebungen erkennt und auffasst.

Jenen Skeptikern, die da glauben, es nütze ja doch nichts, wenn wir auch noch so viel schrieben und uns Mühe geben, möge mit diesem Artikel das Gegenteil bewiesen sein.

Der Artikel, von einer Dame geschrieben, ist um so mehr beachtenswert, als er neben der Anschauung der Verfasserin bezüglich des Schmuckes, die wir als den Ausdruck des Empfindens des Publikums betrachten müssen, in der Besprechung unserer Ausgabe ,,Schmuck und Mode" auch den fachlichen Wert unserer Centralstelle in das richtige Licht rückt; doch kommen wir zum Artikel selbst:

Mode und Schmuck.

Was ist wohl mehr geeignet, einander zu ergänzen, als moderne Kleidung und Schmuck? Eine neue gesellschaftliche Saison öffnet ihre Pforten und lässt all die neuerstandenen, vom Fabrikanten mit Unterstützung seiner Hilfstruppen erschaffenen Stoffe zur vollsten Geltung kommen. Was Phantasie und guter Geschmack ersinnen konnten, das tritt uns in diesen verschiedenartigen Costumes und Mänteln in geradezu künstlerischer Vollendung entgegen. Sammet, Seide,

Mode.

Wollengewebe, Crêpes, Spitzen, Posamenten u. s. w. dienen dazu, die Frau zu schmücken. Die Muster zu Applicationen sind besonders der Moderne entlehnt und wirken durch ihre vornehme Einfachheit erst recht effektvoll. Die Kunst diktiert die Mode! Das beweisen ferner nicht nur die neuesten Musterungen an Seidenstoffen, sondern mehr noch die für eine wirklich elegante Toilette notwendigen Details, als da sind: wertvolle Knöpfe, Schliessen, Gürtel- und Kragenschnallen und was sonst an derartigen Schmuckstücken erforderlich ist. Es ist eine Thatsache, dass der jetzt stark in Mode kommende Schmuck in seinen verschiedenartigsten Gestalten bei dem Publikum mit grosser Begeisterung aufgenommen wurde. Zugleich übrigens ein Beweis des steigenden Wohlstandes des deutschen Volks! Die Produzenten in in der Manufaktur-, Konfektions- und Modebranche sollten diese Erscheinung nicht unbeachtet lassen, da sie einen wichtigen Faktor bildet, um den Reiz eines Kleidungsstückes zu erhöhen und dem Käufer begehrlicher zu machen.

Es ist nun nicht gerade leicht, den ausgestellten Toiletten Schmuck beizugeben, etwa ausser Knöpfen und Aehnlichem, doch wäre eine Beachtung und Berücksichtigung der jeweilig modernen Schmucksachen durchaus am Platze, denn Schmuck macht ein Kostüm erst vollständig, er adelt es gleichsam. Mit Verständnis gewählt, belebt und hebt er ein Kleid, einen Hut über das Alltägliche hinaus. Es liegt im Interesse des Manufakturisten und Konfektionärs, Hand

in Hand mit dem Meister der Schmuck warenbranche zu gehen. Wer Schmuck trägt, wird auch eine elegantere Kleidung wählen! Und es ist sehr starke Nachfrage nach Schmuck! Da nun aber der Ankauf eines Schmuckstückes eine grössere Ausgabe erfordert, als ein Kleid oder Hut, so werden naturgemäss die letzteren dem ersteren angepasst werden müssen und es ist somit von Vorteil, die neuesten Muster und Formen auf dem Gebiete der Schmuckbranche zu kennen. Es wird Niemand gereuen, sich damit befasst zu haben, denn er wird auf jeden Fall neue Anregung daraus schöpfen. Gleich hier sei es gesagt, dass mit der alten Richtung in der Bijouteriebranche ganz gebrochen worden ist. Nicht mehr der plump und protzig wirkende verschlungene Goldknoten unserer Mütter und Grossmütter, der noch dazu nur zu oft bloss nach aussen den Schein des Echten wahrte, nach innen aber eitel Hohlheit war wie sich mancher mit Forschungssinn Begabte noch lachend erinnern wird —, auch nicht jene ,,Pflasterarbeiten", die durch die Farbenpracht der massenhaft zusammengestellten Steine das Auge wohl fesselten, aber nicht befriedigten und keinen besonderen Schönheitssinn verrieten, sind jetzt vorzufinden. Es sind wirklich Kunstwerke geschaffen worden, nach Entwürfen von anerkannten Künstlern. Junge und ältere Meister wetteifern mit einander, um für die edelsten Metalle und Steine eine wirklich schöne und auch künstlerische Form zu schaffen. Ferner sei erwähnt, dass neben hervorragenden praktischen Künstlern sich auch die Professoren der Kunstgewerbeschulen und Zeichenakademien, sowie die Kunstgewerbevereine zu Pforzheim, Hanau und Gmünd in den genannten Orten ist bekanntlich der Hauptsitz der deutschen Schmuckwarenfabrikation sowie Firmen ersten Ranges lebhaft betheiligen, um das neuerwachte Streben zu gedeihlicher Reife zu bringen. Es ist unleugbar, dass die Schmuck warenindustrie einen hohen Aufschwung genommen hat. In der Tagespresse, den tonangebenden Modejournalen, hauptsächlich auch in Kunstblättern, begegnen wir jetzt auffällig oft Erklärungen und Abbildungen von Schmuckgegenständen.

Um engere Beziehungen zur Mode anzuknüpfen, um in der Presse und im Publikum Propaganda für das Tragen

modernen und gewählten Schmucks zu machen, ist vor einiger Zeit eine ,,Centralstelle für Schmuck und Mode" gegründet worden mit dem Sitze in Berlin und Leipzig. Dieselbe tritt mit einem Zeitungsorgan,,,Schmuck und Mode" genannt, an die Oeffentlichkeit. Ein besonderes Verdienst um die Gründung der genannten Centralstelle hat sich die Handelszeitung für die Gold- und Silberwarenbranche in Leipzig erworben. In dem Kunstblatt ,,Schmuck und

Mode" werden die neuesten Schmuckstücke ev. auch Entwürfe dazu, welche den Typus des jeweilig herrschenden Geschmackes zum Ausdruck bringen, für sich allein oder an Modebildern vorgeführt. Ein erläuternder Text giebt über die abgebildeten Sachen genauere Auskunft. Wir werden demnächst vielleicht Gelegenheit haben, einige besonders schöne Schmuckentwürfe im Bilde zu veranschaulichen. Der aufmerksame Leser wird sehr bald finden, dass die Kenntnis von modernen Schmucksachen nur vorteilhaft für ihn ist, sie wird ihn auf neue Ideen in Arrangements an Kleidungsstücken oder beim Dekorieren bringen, andererseits könnte er dem Meister des Kunsthandwerks Vorschläge zu Neuanfertigungen machen, was für beide Teile Nutzen und durchaus nicht zu unterschätzen wäre.

von

Es ist zu bedenken, dass edelgeformte Schmucksachen den Geschmack des kaufenden Publikums heben; dieser Faktor kommt wieder der Kostüme- und Modebranche zugute, denn ein Kleinod von Gold oder Silber, mit Edel- oder Halbedelsteinen versehen, will naturgemäss ein passendes Relief in Gestalt des Kleides, Umhangs oder Hutes vorfinden. Hier öffnet sich ein neuer Gesichtspunkt; der Kaufmann wird sich entschieden angenehm machen, wenn er der Käuferin fachkundige Vorschläge machen kann, denn das Auge des Laien ist für Feinheiten in der Zusammenstellung der Toilette selten genügend geschult. Es haben sich übrigens schon weitschauende Geschäftsleute gefunden, welche der Centralstelle für Schmuck und Mode ihre neuesten Kostümes behufs Reproduktion zur Verfügung stellen. Sie haben sofort eingesehen, dass ein Hand in Hand gehen zwischen Angehörigen der beiden in Betracht kommenden Branchen nur von Vorteil für beide Teile ist.

Punzierung in der Schweiz.

Kaum, dass auf Anregung der Handels-Zeitung durch das Einschreiten der beteiligten Kreise mit Hilfe unseres Auswärtigen Amtes die drohende Punzierungsgefahr für Italien abgewendet ist, so regt es sich auf der anderen Seite, und zwar ist es dieses Mal die freie Schweiz, in der für die Einführung einer staatlichen Kontrolle der Gold- und Silberwaren agitirt wird.

Anfangs Oktober fand in Luzern eine aus allen Kantonen, besonders der deutschen Schweiz, zahlreich besuchte Versammlung von Goldschmieden statt, die sich zu einer Vereinigung zusammenschlossen und für die Behandlung der Punzierungsfrage ein Comité einsetzten. Dasselbe besteht aus den Herren Steiger aus St. Gallen, Bosshard aus Luzern, Engel aus Thun, Peter aus Zürich und Fischer aus Aarau und sollen diese Herren die Statuten ausarbeiten.

Herr Savoie, Direktor des eidgenössischen Münzwesens in Bern, hielt darauf einen entsprechenden Vortrag, nach welchem die Versammlung sich einstimmig für die Ein

führung einer staatlichen Kontrolle aussprach. Es wurde ferner beschlossen, dass durch eine spätere Versammlung an den schweizerischen Bundesrat eine Adresse um Einführung der Punzierung gerichtet werden soll.

Bereits im vorigen Jahre ist ein derartiges Gesetz von den schweizerischen Volksvertretungen abgelehnt worden, indessen haben sich die Leiter der Bewegung dadurch nicht abschrecken lassen und versuchen es dieses Jahr wieder und, wie man hört, mit der Anderung, dass künftig nur 18 karat als Gold sollte verkauft werden dürfen, während bisher auch 14 karat und 8 karat erlaubt war. Ohne Zweifel ist, wie überall, auch bei den biederen Schweizern nicht alles Gold, was glänzt, und es mag auch dort genug unskrupulöse Geschäftsleute geben, die das Vertrauen des Publikums täuschen und ihm minderwertige Ware für vollgehaltig verkaufen. Dies geschieht aber auch in Ländern, die sich einer staatlichen Kontrolle erfreuen, wie Österreich, Frankreich und England, und es ist sehr die Frage, ob ein Punzierungsgesetz dem

Handel mit Gold- und Silberwaren gerade förderlich ist. Schon das blosse Auftauchen des Projektes zu einem solchen Gesetz beunruhigt die beteiligten Kreise und hält sie vom Einkaufe ab und was dies für den sehr lebhaften deutschen Handel in Gold- und Silberwaren nach der Schweiz zu bedeuten hat, wird jeder dabei Interessierte wissen.

Die deutsche Ware hat ja eine Probe und amtliche Kontrolle nicht zu scheuen, immerhin sind mit einer solchen aber vielfache Scherereien und Unkosten verbunden, die das

Geschäft erschweren und das sollte im Zeitalter des Verkehrs nicht sein. Näheres über das projektierte Gesetz ist bisher noch nicht bekannt geworden, immerhin ist die Angelegenheit von so grosser Wichtigkeit, dass unsere Handelskammern in Pforzheim, Hanau und Gmünd beizeiten die geeigneten Erhebungen und Schritte einleiten sollten, die eine Schädigung des deutschen Exports in Gold- und Silberwaren nach der Schweiz hintanzuhalten geeignet sind.

Brief aus New-York. (Spezialbericht.)

Im Laufe dieses Sommers haben sich die New-Yorker Goldschmiede jewelers organisiert, nachdem ein Anlauf dazu in früheren Jahren aus Mangel an Teilnahme erfolglos gewesen war.

Mit Hilfe der Central federation of labor, welche im Gebiete der Ver. Staaten die imposante Zahl von 3 Millionen Mitgliedern vereinigte, ist es diesmal gelungen. Die Protective Union of jewelers umfasst nunmehr so ziemlich alle Goldschmiede und Fasser von New-York, etwa 1000 an der Zahl.

Auch an anderen für das Fach wichtigen Plätzen, Philadelphia, Boston, Providence, Newark, Chicago haben sich die Jewelers daraufhin organisiert, mit teilweise namhaftem Erfolge.

Das erste, was hier in Angriff genommen wurde, war, die bisher übliche halbstündige Mittagspause auf eine Stunde auszudehnen, eine Massregel, die einem wirklichen, unwürdigen, ungesunden Uebelstande galt. Nach schwachen Versuchen des Widerstandes seitens der unter sich noch uneinigen Arbeitgeber wurde die Forderung allenthalben bewilligt, so dass nunmehr nur noch 912 Stunden gearbeitet wurde.

Ermutigt durch diesen raschen Erfolg gingen die Leiter der Union daran, auch den Hauptpunkt des Union-Programmes, den Achtstundentag durchzusetzen. Anfang Oktober erhielten sämtliche Fabrikanten New-Yorks die schriftliche Mitteilung, die noch durch mündliche Erörterungen der Delegierten der einzelnen Geschäfte

shops - ergänzt wurden, dass die Arbeiter am darauffolgenden Montag nur noch 8 Stunden arbeiten würden, für Ueberarbeit an Wochentagen einen Lohnaufschlag von 50%, für solche an Sonnund Feiertagen von 100% verlangten. Als Motiv zu der Forderung wurde angeführt, dass durch diese Einrichtung ein beständigerer Geschäftsgang das Jahr hindurch erzielt werden würde, zum Vorteil beider Teile, unter Hinweis auf das Baugewerbe und andere, die unter den nämlichen Verhältnissen schon seit Jahren einer fortschreitenden Prosperität sich erfreuen.

In einer rasch einberufenen Versammlung verbanden sich die Fabrikanten zu einer Manufacturer's Association und erklärten an dem betr. Montag kurz und bündig, dass sie die Forderung der Arbeiter nicht bewilligen wollten und könnten, ohne den Versuch zu machen, durch mündliche Aussprache eine Klärung herbeizuführen. Abends tand eine Massenversammlung der Arbeiter statt, in welcher einstimmig der Strike beschlossen wurde, welcher auch am darauffolgenden Tage prompt und mit seltener Einhelligkeit aufing.

Bei der guten Geschäftslage hofften die Arbeiter zuversichtlich, dass er in höchstens acht Tagen mit einem Siege ihrerseits enden würde. Die Hoffnung war eine trügerische. Es ist jetzt die 4. Woche des Strikes, die Verluste auf beiden Seiten sind

schon kolossal, wenn auch die Fabrikanten teilweise den Erfolg gehabt haben sollen, ihre alten Waren zu guten Preisen zu verkaufen. Die Fabrikanten versichern, dass sie unter keinen Umständen nachgeben würden, und wenn das ganze Spätjahrsgeschäft für sie dadurch verloren ginge. Andererseits sind die Arbeiter fest entschlossen, alles daranzusetzen, um zu siegen, in dem Bewusstsein, dass mit einer Niederlage alle erzwungenen Vorteile verloren würden vielleicht auf Jahre hinaus.

Dadurch, dass die Central federation mit ihren gewaltigen Mitteln die Sache zu ihrer eigenen gemacht und namhafte Geldunterstützungen zugesagt hat, sind die finanziell schwach gestellten Strikers vor augenblicklicher Not geschützt. So ist noch nicht abzusehen, wie der Kampf enden wird. Das einzige Geschäft, das nicht unter dem Strike leidet, ist Tiffany & Co., da dieses nur für den eigenen Bedarf arbeitet und die Arbeiter dort deshalb den Anschluss an die Union verweigerten (ein Umstand, der uns einigermassen unverständlich ist. Red.), da dort aber keine Unionleute angenommen werden, so können sie die Sachlage auch nicht ausnutzen, wie es sonst der Fall gewesen wäre, insofern, als sie die Produktion auch nicht viel über das vorherige Mass ausdehnen können, trotz des Bedarfs.

Einige kleinere Geschäfte bewilligten die Forderungen und haben natürlich viel zu thun: duobus litigantibus tertius gaudet. Unter den Arbeitern herrscht die Ansicht, wenn der erste Fabrikant hier in Brillant waren, William Scheer, seine anfänglich gegebene Zusage, die Forderungen der Arbeiter zu bewilligen, hielte, der Strike sofort aufhören würde, da dann alle andern ihm nachfolgen würden. Der Mann hat, scheint es, den Mut nicht zu dieser erlösenden That, die ihm persönlich nur Vorteil und Ruhm bringen würde weit über die Grenze der Stadt hinaus. Die von ihm ausgesprochene Befürchtung, durch den dadurch nötigen Preisaufschlag könnte dem Import nach hier Vorschub geleistet werden, ist gewiss grundlos. Der New-Yorker Bedarf an Brillant waren kann, des Geschmackes und anderer Umstände wegen, einfach nicht von ausserhalb gedeckt werden, und wenn die Fabrikanten so einmütig, wie sie den Arbeitern gegenüber stehen, sich ihren Abnehmern gegenüber verhalten, so dürfte es ihnen leicht werden, die gebotene Preiserhöhung der Ware durchzusetzen. Eine kurze Uebergangszeit, und alles wäre im alten Geleise. So, wie sich die Ladenbesitzer und das Publikum mit der Preiserhöhung der Brilianten abfanden, würde sie es auch mit derjenigen des Arbeitslohnes, der im Vergleich mit Totalpreisen nur eine geringe Rolle spielt, thun, zumal angesichts des Autschwunges alter Geschäftszweige hier und des dadurch immer grösser werdenden Bedarfs an Brillantschmuck.

Volkswirtschaft. Handelspraxis. Gesetzgebung.

Wechsel, die in einem wesentlichen Teile eine Änderung enthalten, sind nach dem Wechselrecht als ungiltig zu betrachten. Die Reichsbank macht darauf aufmerksam, dass ein Wechsel, bei dem die auf den jetzigen Formularen enthaltene Jahreszahl 189 ausgestrichen und die neue Jahreszahl von 1900 ab darüber, darunter oder daneben geschrieben ist, wohl ausnahmslos als geändert zurückgewiesen werden würde. Auch Juristen sind dieser Überzeugung. Die jetzt noch im Gebrauch befindlichen Formulare mit der Zahl 189. wären also vom 1. Januar ab nicht mehr verwendbar. Eine derartige Notiz durchlief in letzter Zeit die Tages- und Fachpresse.

blättern erklärte, irrig. Die Durchstreichung der vorgedruckten

Diese Mitteilung ist jedoch, wie die Reichsbank einigen Tages

Jahreszahl sowie die Anderung allen gedruckten Textes in Wechselformularen und damit die Benutzung der alten Wechselformulare ist auch über Ende 1899 hinaus gestattet. Der entgegengesetzte Bescheid könne nur von einer untergeordneten und schlecht unterrichteten Instanz erteilt worden sein.

Änderung im Mahnverfahren. Mit dem 1. Januar 1900 tritt eine durch das B.-G.-B. und eine Abänderung des § 692 der CivilProzess-Ordnung geschaffene Änderung im Mahnverfahren in Kraft, die jedem Geschäftsmanne willkommen sein wird, wenn es sich um Zwangsmassregeln gegen faule Zahler handelt. Bis jetzt hatte

bekanntlich der Schuldner vom Tage der Behändigung des Zahlungsbefehls an gerechnet, zwei Wochen Zeit, um gegen den Befehl Widerspruch zu erheben, und der Gläubiger bekam erst, wenn inner halb 14 Tagen kein Widerspruch erfolgte, das Attest der Vollstreckbarkeit (die sog. Vollstreckungsklausel) des Zahlungsbefehles in die Hand. Vom 1. Januar 1900 ab wird diese Frist nur noch eine Woche vom Tage der Zustellung an gerechnet, betragen.

Für den Telegrammverkehr von Bedeutung ist eine vom Reichstelegraphenamt erlassene neue Bestimmung, welche besagt: Wort abkürzungen sind zulässig, sofern sie auch ausserhalb des Telegrammverkehrs gebräuchlich und allgemeinverständlich sind, z. B. Goethestr. etc. Ebenso ist über die orthographisch unrichtige Auslassung des „h" hinwegzusehen in Wörtern wie „Theater“, „Draht" etc., und in deren Zusammensetzungen.

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Die Firma Herm. Schirmer Nachf. (Inhaber R. Springer) in Leipzig, Grimmaische Str. 32, hat eine grosse Kollektion Schmucksachen ausgestellt, welche von Völkerschaften im Hinterlande unserer westafrikanischen Kolonien stammen. Das hervorragendste Stück darunter dürfte wohl die silberne Halskette eines eingeborenen Königs sein. Diese Schmuckgegenstände stehen, wie wir hören, zum Verkauf; der Erlös soll dem Alldeutschen Verbande für die Buren-Sammlung überwiesen werden.

Die Deutsche Gold- und Silber-Scheide-Anstalt vorm. Rössler in Frankfurt a. M. erhielt ein Patent auf Puratylen, eine aus Chlorkalk und anderen Kalksalzen bestehende Verbindung, die im Stand sein soll, pro kg das aus 100 kg Carbid entwickelte Acetylen in vollkommener Weise zu reinigen.

In der Fabrik von H. A. Jürst & Co. in Berlin erschien dieser Tage der Regierungsrat Hartmann und überreichte im Auftrage des Kaisers dem Arbeiter Vorrath, welcher 46 Jahre lang im Dienste der Firma steht, das Allgemeine Ehrenzeichen für treu geleistete Dienste. Regierungsrat Hartmann betonte in seiner Ansprache, dass auch der Geringste sich Verdienste um den Staat erwerben könne. Der Inhaber der Firma, Herr Paul Simon, brachte ein Hoch auf den Kaiser aus. Der Männergesangverein der Fabrik beschloss die Feier durch einen Choral.

Kollmar & Jourdan, A.-G., Uhrkettenfabrik in Pforzheim, laden ihre Aktionäre zu einer ausserordentlichen Generalversammlung auf den 11. Dezember d. Js. ein. Gegenstand der Tagesordnung ist: Abänderung der Statuten mit Bezug auf das am 1. Januar 1900 in Kraft tretende neue Handelsgesetzbuch.

Ferd. Wagner, A.-G., Doublé-Fabrik und Estamperie, Pforz heim, berufen ihre Aktionäre auf Freitag, den 15. Dezember zu

einer ausserordentlichen Generalversammlung, deren Tagesordnung: Neue Fassung der Statuten mit Rücksicht auf die neue Gesetzgebung, ist.

Von einer Pforzheimer Silberwarenfabrik wurde, wie der Pforzh. Anz." erfährt, die am Ettlinger Rasen gelegene Bausche Kundenmühle mit einer Wasserkraft von ca. 30 Pferdekräften zu 117000 Mark angekauft. Wie man hört, sollen die alten Gebäude abgetragen und an deren Stelle ein Fabrik-Neubau errichtet werden. Infolge der kolossalen Kohlenpreise gewinnen die Wasserkräfte bedeutenden Wert, während Dampfanlagen unrentabler werden.

Fabrikant Heinrich Fehling in Pforzheim hat die vor einigen Monaten in Weil der Stadt errichtete Filiale seiner Pforzheimer Meterkettenfabrik wieder eingehen lassen.

Vereine. Versammlungen.

Der Centralverband deutscher Gold- und Silberarbeiter wird demnächst aufhören, selbständige Gewerkschaft zu sein. Die meisten Zweigstellen, darunter auch die Berliner, Pforzheimer etc. (es sollen bloss noch Hanau und Mainz ausstehen), haben bereits beschlossen, sich dem Metallarbeiter-Verband anzuschliessen, welcher zugestanden hat, dass die bisherigen grösseren Ortsstellen als selbständige Sektionen neben den andern Zahlstellen des Metallarbeiter-Verbandes weiter bestehen bleiben wird. Der GoldarbeiterVerband hat nie mehr als 2000 von den etwa 34000 der BrancheAngehörigen in sich vereinigt. Von den etwa 12000 mitgliedsfähigen Arbeitern von Pforzheim und Umgegend mögen zuletzt dem Centralverband ungefähr 600 angehört haben. Sein Übergang an den Metallarbeiter-Verband erfolgt, weil Mitglieder und Verwaltung eingesehen haben, dass ein so kleiner Verband bei Ausständen nicht imstande ist, seinen Mitgliedern mit dem erforderlichen Nachdruck beizuspringen.

Kunstgewerbliches. Fachschulwesen.

Ein Kunsterzeugnis der Obersteiner Achatschleiferei wird auf der Pariser Weltausstellung zu sehen sein. Man arbeitet zur Zeit zu diesem Zwecke an einem wertvollen Objekt. Aus einer Masse Bergkristall, die achtzig Pfund wiegt, wird ein Kunststück geschliffen, welches bei der Fertigstellung eine Rheinszene darstellen soll. Nach der Vollendung hat der Kunstgegenstand nur mehr das Gewicht von sieben Pfund und ist zu 50000 Mark eingeschätzt.

Die neue Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Bern zählt in diesem Wintersemester über 1000 Schüler, also die gleiche Anzahl wie die dortige Hochschule Hörer aufweist, sodass sehr fühlbarer Mangel an Lokalitäten sich bemerkbar macht. Der starke Andrang ist ein gutes Zeichen für das Erwachen des Strebens nach Weiterbildung, für die aufdämmernde Einsicht, dass heute ein Handwerk nur noch dann Boden hat, wenn es sich zum Kunsthandwerk ausbildet.

Einbruchsdiebstähle etc.

Wegen Unterschlagung und Privaturkundenfälschung sass dieser Tage der Goldarbeiter Josef Müller von Wurm bei Pforzheim auf der Anklagebank der Ravensburger Strafkammer. Der Angeklagte war Kassierer der Ravensburger örtlichen Verwaltungsstelle des deutschen Metallarbeiterverbandes. Als solcher hat er in der Zeit vom Frühjahr bis Herbst 1899 von den eingezogenen Geldern nach und nach den Betrag von 195 Mk. unterschlagen, auch hat er zwecks Verdeckung der Unterschlagung eine von ihm und den Revisoren des Metallarbeiterverbands unterzeichnete Abrechnungsurkunde, die er an die Hauptkasse nach Stuttgart einzusenden hatte, durch Veränderung verschiedener Zahlen gefälscht. Der Angeklagte ist geständig; er sucht die Unterschlagung damit zu entschuldigen, dass er durch seine Thätigkeit für den Verband vielfach in Wirtschaften habe verkehren müssen und so mehr verbraucht als verdient habe. Müller erhielt wegen Unterschlagung und Privaturkundenfälschung eine Gefängnisstrafe von 3 Monaten.

Das Berliner Polizei-Präsidium teilt mit: Am 15. d. Mts. ist hier der angebliche Goldarbeiter Aron Zajo cz festgenommen worden. In seinem Besitz befand sich eine grössere Anzahl von Brillanten und Perlen, sowie eine Brosche in Kleeblattform mit 3 Perlen und Brillanten besetzt, im Wert von 5000 bis 6000 Mk. Z. will diese Sachen in Antwerpen von einem ihm unbekannten Händler gekauft haben. Es muss angenommen werden, dass alles

auf unredliche Weise von Z. erworben ist. Der Eigentümer wird ersucht, sich auf dem Polizei-Präsidium, Zimmer 37, zu melden.

Ein langwieriger Prozess, der in Fachkreisen, namentlich in Gehilfenkreisen mit Spannung verfolgt worden ist, hat am 21. Novbr. vor dem Kgl. Landgericht in Leipzig sein Ende gefunden. Angeklagt waren der Vertrauensmann Goldarbeitergehilfe K. Waterstraat in Leipzig und der Arbeitersekretär Frebe in Pforzheim wegen zwei im Jahre 1897 und 98 im „Goldarbeiter" veröffentlichten Artikeln, die sich gegen den Inhaber der Firma Otto Würscher, Arbeitsgeschäft für Goldarbeiter, Leipzig richteten. Die Verhandlung, zu der zahlreiche Zeugen geladen worden waren, endete mit einem vom Vorsitzenden des Landgerichtes angeregten Vergleich, da der Angeklagte Waterstraat die Wahrheit für seine Behauptungen nicht zu erbringen vermochte und die beleidigende Form der Artikel anerkennen musste. Der Vorsitzende des Landgerichts nahm sogar Gelegenheit, den Angeklagten W. zu ermahnen, in Zukunft bei der Abfassung seiner Angriffe vorsichtiger zu sein, da ihm Beleidigungen, wie solche in den angeführten Artikeln enthalten sind, Gefängnisstrafe einbringen können.

Auf Grund des Vergieichs verpflichtet sich der Angeklagte Waterstraat im „Goldarbeiter" unter der Rubrik vor den Versammlungsberichten Folgendes zu erklären: „Ich erkläre hiermit, dass ich bedaure, die im „Goldarbeiter" gegen Herrn Würscher gerichteten Artikel: Im Leipziger Paradies“ und „Leipziger Allerlei in der beleidigenden Form gebracht zu haben." Ferner verpflichte ich mich, bis zum 21. Dezember sämtliche Kosten der I. und II. Instanz zu bezahlen und alle Auslagen dem Kläger zu ersetzen. Die Veröffentlichung der Erklärung hat bis spätestens den 13. Januar 1900 zu erfolgen und steht dem Kläger das Berufungsrecht bis zum 18. Januar n. J. offen. Leipzig, den 21. Novbr. 1899.

Technisches.

K. Waterstraat.

Um feinpolierte Messinggegenstände schwarz zu färben, bestreicht man dieselben mit einer verdünnten Lösung von salpeter saurem Quecksilberoxydul. Dadurch entsteht eine Quecksilberschicht, die durch wiederholtes Bestreichen mit Schwefelkaliumlösung in Quecksilbersulfurat verwandelt wird. Die so entstandene Farbschicht präsentiert sich in glänzendem Schwarz. Ein glänzender schwarzblauer Überzug wird erzielt durch Eintauchen der polierten Messingteile in Kupfervitriol-Lösung. Die Proportionen der Lösungen richten sich nach der Zusammensetzung des Messings.

Sog. Juwelierkitt besteht aus 1 Teil Mastixfirnis und 2 Teilen Hausenblase. Die Hausenblase wird in möglichst wenig Wasser unter Zusatz von etwas Alkohol gelöst und mit dem Mastixfirnis, welchen man durch Auflösen von feingepulvertem Mastix in der möglichst geringen Menge einer Mischung von Alkohol und Benzin enthält, in einer Porzellanschale zusammengerieben.

Handel und Verkehr.

Firmen, die nach der Schweiz exportieren, dürfte die genaue Beachtung der betr. Artikel des schweizerischen Zollgesetzes manchmal von bedeutendem Nutzen sein. Dieselben lauten:

Art. 13. Güter mit zweideutiger Inhaltsbezeichnung unterliegen der höchsten Gebühr, die ihnen nach Massgabe ihrer Art auferlegt werden kann.“

Art. 14. Wenn Waren verschiedener Art, welche verschiedene Gebühren zu bezahlen hätten, in einem und demselben Frachtstück verpackt sind und es erfolgt nicht eine genügende Angabe über die Menge jeder einzelnen Ware, so ist der Zoll für das Gesamtgewicht nach demjenigen Ansatze zu beziehen, welchen der mit der höchsten Gebühr belastete Teil der Ware zu bezahlen hätte."

Es ist also nötig, dass man beim Versandt von Broschen von verschiedenem Metall z. B. nicht einfach sagt: Inhalt Broschen, sondern einzeln aufführt, wieviel von jedem Metall, da dieselben sonst sämtlich als Gold mit höherem Steuersatz veranlagt werden.

Zur Krisis in der Diamantschleiferei-Industrie wird gemeldet, dass dieselbe immer grösseren Umfang annimmt. In Antwerpen sind über 3000 Schleifer arbeitslos. In Amsterdam feiern wegen Arbeitsmangels ungefähr 5000 Arbeiter. (Nach den letzten Meldungen soll die Arbeitslosigkeit eine allgemeine werden, da bereits Mangel an Rohmaterial eingetreten ist.)

Vermischtes.

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Die Amuletts der englischen Offiziere. Die Damen der hohen Londoner Gesellschaft schreibt das Londoner Blatt „Daily Mail" hören nicht auf, den braven Offizieren, die in den Krieg ziehen, ihre Zuneigung zu bezeugen, und diese Kundgebungen nehmen die Form von Erinnerungszeichen und Amuletten jeder Art an, die die Offiziere im männermordenden Kampfe an die friedlicheren Siege in den Salons der Hauptstadt erinnern sollen. Auf den vornehmen Strassen Londons sah man in den letzten Wochen häufig Wagen mit Paketen und Säcken, in deren Mitte Offiziere thronten, martialischer als je zuvor. Und fast jeder Offizier wurde von einer schönen Dame begleitet; unterwegs trat man gemeinsam in den Laden irgend eines berühmten Juweliers ein. Diese glücklichen Geschäftsleute haben in diesen Tagen kleine Vermögen zusammengebracht durch den Verkauf von Diamanten, Ohrringen und ähnlichen Sachen, welche die Offiziere ihren Frauen schenkten, und von anderen Gegenständen, die die Frauen den Männern schenkten. Unter den letzter wähnten Gegenständen befanden sich besonders Zündholzschachteln in Gold, mit eingraviertem Namenszug, Ringe mit Erinnerungsversen auf der Innenseite, starke Felduhren mit Photographien im Gehäuse und Medaillons von jeder Form und zu jedem Preise. Es wurden auch viele goldene und silberne Armringe verkauft, die auf dem linken Arm getragen werden. Das Alles", sagte ein Juwelier zu einem Redakteur des citierten Blattes, „werden Leute, die nicht wissen, aus welchem Stoff unsere Offfziere sind, für weibisch halten: aber lasst den Offizier erst nach dem Sudan oder nach Transvaal kommen

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es

ist besser, wenn man dort unten nicht seine Wege kreuzt. Der englische Offizier mag wohl hier und da einen kindlichen Aberglauben haben, aber wenn er kämpft, ist er mehr wert, als viele Andere."

Frage- und Antwortkasten.

Frage 101. Kann mir einer der Herren Kollegen darüber Auskunft erteilen, ob es in Paris eine Schule giebt, die der Kgl. Zeichenakademie in Hanau entspricht und ist es von Vorteil, wenn ich meinen 17jährigen Sohn zur weiteren Ausbildung dorthin sende? Frage 102. Wie stellt man ganz kleine goldene Kügelchen her, wie sie häufig zu Randeinfassungen für Medaillons etc. verwendet werden?

Zu Frage 86. Den lila Ton auf „vergoldeten Gegenständen" (die Gegenstände müssen immer erst vergoldet werden, d. h. man kann diesen Ton nicht gleich auf Silber erzeugen) herstellen, nennt man „irisieren“. Dazu bedient man sich einer Lösung von Bleioxyd-Natron oder Kali, welche man darstellt durch längeres Kochen von 10 Gramm Bleiglätte (Massicot, Bleioxyd), 100 Gramm Ätzkali oder Ätznatron und 2 Liter Wasser. Nach dem Erkalten hängt man den Gegenstand an den positiven" Pol, d. h. man verfährt also umgekekrt als wie beim Vergolden und Versilbern; wo sonst die Anode hängt, wird hier das Objekt angehängt! Nun befestigt man einen Platindraht oder ein Platinblech an dem negativen Pol und taucht ihn nach und nach in die Flüssigkeit. Das Objekt läuft erst gelb an und ändert die Farbe, je nachdem man den Draht höher oder tiefer eintaucht. Auf diese Weise, wozu allerdings etwas Übung gehört, kann man die herrlichsten Regenbogenfarben erzeugen. Missglückte Stücke passiert man schnell durch Salpetersäure um sie zu reinigen.

Zu Frage 97. Sie haben wohl einen echten Diamantring bekommen, aber keinen Brillantring, sondern einen Ring mit einer Diamant-Raute. Der Unterschied liegt nur in der Schleifart; die Brillanten sind oben mit einer Tafel und Facetten versehen und haben einen Unterkörper, wogegen die Raute oben ganz facettiert ist, unten flach geschliffen. Die Brillanten sind deshalb schön, wiegen mehr und sind viel teurer als die Rauten. Bei der unteren Seite der Raute legt und hält sich der Staub und Schmutz eher, wodurch das Feuer des Steines beeinträchtigt wird. Durch Waschen mit Seife und weicher Bürste erhält der Stein seinen früheren Glanz. W. Palma, Turnau.

Zu Frage 99. Betreffende Zwanzigmarkstücke haben keinen besonderen Wert, doch würden wir Ihnen raten, solche zu einer Brosche fassen zu lassen, wir haben hierin schon geschmackvolle Muster gesehen.

Silberkurs.

Der Durchschnittswert des feinen Silbers war an der Hamburger Börse Mk. 79,54 per Kilo.

Darnach berechnen die vereinigten Silberwarenfabriken für 0,800 Silber Mk. 70,- per Kilo, gültig vom 21.-30. Nov. 1899.

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