Page images
PDF
EPUB

Vertreter herauszufinden und sich nach seinem Empfinden zurechtzulegen und zu verwerten.

Und in glücklicher, geschickter Verschmelzung des ,,Modernen" mit dem ,,Alten", hat er sich einen eigenen Stil zurechtgelegt, der vom Alten die Basis, das Skelett beibehielt, vom ,,Modernen" Schwung und Phantasie sich lieh und so ein glückliches Ganzes geschaffen, das vom Neuen anderer Nationen bedeutend abweicht, aber seine Vorzüge voll und ganz aufweist und dies ist der ,,neudeutsche" Stil.

Und die Erzeugnisse desselben hat Deutschland wir sagen ausdrücklich Deutschland, nicht Pforzheim allein, um dadurch auszudrücken, dass wir anerkennen, dass auch andere als Pforzheimer Firmen Grosses geleistet und denselben Ruhmesanspruch haben, dem Publikum vorgeführt.

zwar

Und hierin liegt der bedeutsame Wert der Pforzheimer Ausstellung, die nicht als die erste, aber als die umfangreichste und gewichtigste, die ausschlaggebende, auch für die bereits früher von Berliner etc. Firmen und Künstlern veranstalteten anzusehen ist.

Und als solche hat sie auch vom ersten Augenblick der Eröffnung ab bis jetzt gegolten, das beweist das Interesse, das ihr die Kunst wie das grosse Publikum entgegenbringt und deren hohe Bedeutung für Deutschland die Presse in ausgiebigster Weise anerkennt.

Nicht allein vom künstlerischen Standpunkte aus wird jedoch diese Ausstellung von segensreichem Einfluss auf Industrie sowohl als Publikum sein, viel, ja fast mehr noch wird es die wirtschaftliche Seite der Sache beeinflussen.

Der Besuch der Jubiläumsausstellung des Kunstgewerbemuseums ist ein äusserst reger. Von da und dort kommen Besucher, sie nehmen den guten Eindruck, den ihnen die Pforzheimer Kunstwerke hinter

lassen, mit hinaus in ihre Heimatsbezirke und sie werden so, selbst da, wo noch keine Stimmung für das Moderne ist, solche dafür machen.

Die Nachfrage nach modernen Gegenständen wird also unwillkürlich eine höhere werden und die Produktion steigern und zwar nicht allein für den Fabrikanten, nein, auch der sog.,,kleine Mann", der Goldschmied mit kleinem Geschäfte, wird Nutzen daraus ziehen.

Ist er intelligent, so wird er mit Freuden den neuen Stil aufgreifen, der mehr für Handarbeit als für den Maschinenund Grossbetrieb eingerichtet ist. Er wird gar bald sein Gewerbe, das als der Vernichtung nahe bezeichnete Kleingewerbe autblühen und infolgedessen gute Früchte tragen sehen.

Pforzheim aber hat sich mit seiner Ausstellung ein doppeltes Verdienst erworben, es hat dem kaufenden Publikum gezeigt, was die deutsche Kunstindustrie zu leisten vermag und dessen Kauflust angeregt, es hat auf der andern Seite dem Kleingewerbetreibenden ein Vorbild gegeben, was er produzieren muss, um Absatz zu finden und das deutsche Kunstgewerbe wird für die Zukunft dem Auslande zeigen, dass die Bahnen, auf denen es, geradezu unabhängig für sich, wandelt, gute sind, dass es, wenn auch nicht die Priorität der Einführung eines neuen Stils in der Edelschmiedekunst, doch die Klärung und Stabilität herbeigeführt und auf diese Weise so die Lebensfähigkeit der modernen Richtung sichergestellt hat.

Dass dieses Verdienst anerkannt wird, das beweist der rege Besuch und das allgemeine Interesse, das die Pforzheimer Ausstellung im Grassi-Museum gefunden, und der Beifall, mit dem Publikum, Kunstkenner und Presse wahrlich nicht geizen.

[merged small][merged small][merged small][merged small][graphic][graphic]

welche die Formenschönheit des Gegenstandes ganz entschieden erhöhen kann, wie andererseits eine nicht passende Stilart, noch mehr aber eine schlechte Ausführung seitens des Graveurs, die Schönheit des Gegenstandes in hohem Masse beinträchtigt. Es sind uns Fälle aus der Praxis bekannt geworden, in denen die Ausführung eine derartige war, dass sich der Ersatz des Uhrdeckels notwendig machte, ja sogar ganze Stücke eines Bestecks etc. ersetzt werden mussten.

Wir besitzen nun zwar eine Reihe vorzüglicher Werke über Monogramme; das von Demengeot steht wohl oben an; dann folgen die Publikationen von Gerlach, Renoir, Fougadoir, Girault, Lang etc., die man dem Publikum vorlegen könnte, um darnach die Wahl der Stilart bestimmen zu lassen, aber in wie wenig Geschäften ist eins dieser Werke zu finden! Die Preise für dieselben sind allerdings auch so hohe, dass mancher vor der Anschaffung zurückschreckt; ausserdem liegt ihr Erscheinen etwa 20-30 Jahre zurück, das neueste ist darin also nicht berücksichtigt und wiederum andere Werke sind für Maler und Zeichner ganz ausgezeichnete Vorlagen, dagegen nicht für Uhren- und Edelmetall-Gravierungen, weil sie das richtige Bild, wie sich die Gravierung auch wirklich ausmacht, nicht zur Darstellung bringen.

Wo nun ein derartiges Vorlagenwerk nicht vorhanden, ist man gezwungen, vom Graveur einen Entwurf anfertigen zu lassen. Vielleicht findet ja gleich der erste Anklang, in wieviel Fällen trifft dies aber nicht zu? Eine zweite und dritte Skizze wird beordert, und wenn das Pech gross ist, sagt auch von diesen keine zu. Welch kostbare Zeit ist aber damit verloren gegangen? Der Käufer in seinem Eifer hat vielleicht schon Nachfrage gehalten, bevor überhaupt der erste Entwurf zur Stelle war und nachdem hat er noch dreimal kommen müssen! Die für den Käufer damit verlorene Zeit wollen wir garnicht in die Wagschale werfen, wohl aber ist der Geschäftsmann von der Arbeit abgehalten worden und Zeit ist Geld.

Aber auch der Graveur ist zu berücksichtigen: Wer zahlt die Entwürfe? Der Graveur muss sich dafür schadlos halten, denn er muss erst recht seine Zeit in Geld umsetzen. Vielfach und mit Unrecht sträubt man sich gegen das Honorieren der Entwürfe und hierin liegt ein wunder Punkt im Verkehr mit dem Graveur, der schon manches Ärgernis bei beiden Teilen verursacht hat und deshalb lehnen gute Graveure von vornherein die Gratislieferung des Entwurfes ab.

Nun sagt man sich ja, der Graveur möge den Entwurf mit in die Gravierung rechnen; selbst wenn das der Fall ist, hat doch der Uhrmacher oder Goldschmied die Zeche zu zahlen und das kann vorteilhaft vermieden werden.

Andererseits ist nicht zu verkennen, dass der Detaillist durch die Konkurrenz vielfach gezwungen ist, von einer Berechnung des Monogramms abzusehen. Das ist aber eine Unsitte, der nicht genug entgegengetreten werden kann. Hat man seine Ware normal kalkuliert, so hat man auch Anrecht auf den vollen Handelsnutzen und nicht nötig, das Monogramm noch zuzugeben. Denn aus dem Zugeben erfolgt die Herabdrückung des Monogramm-Wertes, man sucht alsdann bei diesem zu sparen und der Graveur macht die gedrückten Preise durch minimale Ausführung wett. Dem Kunden, der Verständnis für die Sache hat, kann damit nicht gedient sein, er wird sich sogar die schlechte Gravierung nicht bieten lassen und der Streit ist fertig.

Einige Geschäfte helfen sich damit, dass sie die mit der Zeit angesammelten Entwürfe als Vorlage benutzen. Man verwahrt sie in einem Schrein oder Couvert, alle möglichen Papier-Formate, auch vom dünnsten bis zum Karton, sind

darunter vertreten. Ganz abgesehen davon, dass man selten das richtige darunter findet, da jeder ja sein eigenes Monogramm sehen möchte und möglichst in verschiedenen Stilarten, werden diese Blätter mit der Zeit so abgegriffen, dass man sie einem feineren Kunden kaum noch vorlegen kann.

Wir sind oft Beobachter solcher ,,Monogramm-Abschlüsse" gewesen; die umständliche Art der Abwickelung brachte uns auf den Gedanken, ein Werk herauszugeben, das diesen Missständen begegnen zu können imstande wäre. Aus diesem Grunde ist das Werk entstanden, dessen erste Lieferung wir hiermit auflegen.*)

Unsere ,,Monogramme und Dekorationen" sollen also für den Uhrmacher und Goldschmied ein Handbuch bilden, das er dem Publikum zur Wahl vorlegt und nach welchem er dem Graveur den Auftrag erteilt.

Jene Fachleute, denen wir unseren Plan vorlegten, bezeichneten die Herausgabe des Werkes als eine Notwendigkeit. Eine Schwierigkeit war allerdings zu überwinden. Das Werk sollte reichhaltig sein, um allen Wünschen zu genügen, daneben aber auch billig, um eine allgemeine Einführung zu ermöglichen.

Unser Werk enthält ca. 15 verschiedene MonogrammArten, worin die gebräuchlichste Renaissance, Louis XIV. (sog. Moderne), Louis XV. resp. Englische und der sich mehr und mehr Bahn brechende ,,neudeutsche" Stil im ganzen Alphabet durchgearbeitet wurden, sodass jedes Monogramm mit Ausnahme der seltenen Buchstaben (Q X Y) darin vertreten ist. Daneben sind die seltener vorkommenden Stilarten, wie Louis XIII., gothische, Band- und Emaillemonogramme, ausserdem Wappen, Kronen, Embleme etc. etc. je in 1-2 Tafeln vertreten.

Neben diesen Vorzügen der Reichhaltigkeit in den Entwürfen haben wir auch eine grosse Mannigfaltigkeit in der Darstellungsweise obwalten lassen. Die Grössen von 13, 16, 19, 24 Linien neben der Besteckgrösse und jener für grössere Gegenstände, wurden berücksichtigt.

Die Mitarbeit mehrerer Graveure und Zeichner bringt den Vorzug verschiedener individueller Auffassung. Die Variationen gehen durch alle Stile, auch wird bei verschiedenen Monogrammen Ueberdruck von Uhren, Bestecken etc. verwandt, um den Eindruck darzustellen, wie sich ein Monogramm auf einem Gegenstand ausnimmt. Der Besitz des Werkes hebt dadurch aber alle bisherigen Umständlichkeiten auf; man kann die Ansicht des Publikums klären und das Gewünschte beim Graveur bestellen: Ich wünsche Monogramm AD nach Nr. 20 des Monogramm-Buches der HandelsZeitung etc. etc.

Was nun den,,neudeutschen" Stil betrifft, so hat sich dieser in vielen Gewerben überraschend schnell eingeführt, in gleichem Masse in der Bijouterie- und Silberwaren-Branche. Dieser Umstand bedingt auch das moderne Monogramm. Wenn man bei Uhren-Gravierungen dieser Neuerung mit Misstrauen gegenübersteht, so liegt das vielfach an dem starken Festhalten am Hergebrachten seitens unserer Graveure vielleicht auch seitens des Publikums. Der neue Stil wirft die alten Grundsätze der Symmetrie der Buchstaben und der Ausfüllung eines Kreises etwas über den Haufen, ein Umstand, mit dem sich unsere Graveure gar nicht befreunden können. Das ist auch der Grund, weshalb Uhren-Gravierungenen eine genügend geläuterte Durcharbeitung noch nicht erfahren haben. Wir haben deshalb mit dem Entwurfe selbst einen Künstler betraut und die Ueberarbeitung einem Graveur (also einem Fachmann) übertragen.

*) Man vergl. gefl. das Inserat in der vorliegenden Nummer.

[blocks in formation]

Die Natur hat uns eine Menge geheimnisvoller Kräfte gegeben, die im Kampfe ums Dasein mit uns als Bundesgenossen kämpfen, die für und mit uns arbeiten und unsere in gewissem Sinne begrenzte Leistungsfähigkeit vervielfältigen, oft vertausendfachen.

Das Wasser ist dem Menschen seit undenklichen Zeiten dienstbar als treibende Kraft, ebenso der Wind als bewegende. Die Neuzeit hat sich aber nicht mehr damit begnügt, die direkten Naturkräfte sich dienstbar zu machen, es hat auch sogar die Naturerscheinungen auszunützen verstanden.

Der zuckende Blitz ist im Telegraphendraht,,gebändigt", auf des Photographen Platte zaubert das Sonnenlicht die herrlichsten Gebilde.

Dass aber das Licht modelliert, plastische Gebilde schafft, das ist die neueste Errungenschaft unserer nimmer rastenden Zeit, das Produkt nimmermüden Strebens des menschlichen Geistes in die Geheimnisse der Natur einzudringen.

Das Licht, das schon so lange für uns zeichnet, abbildet und abschreibt, tritt also neuestens als modellierende Kraft in Erscheinung. Wenn Goethe den Mephisto sagen lässt, dass das Licht,,verhaftet an den Körpern klebt," so lehren uns die neuesten Erfindungen, dass es die Körper an sich heftet, indem es sie plastisch getreu nachbildet, Dabei, schreiben d. B. N. N., tritt die Duplizität der Fälle, die auf zwei grundverschiedenen Gebieten - auf dem der verhängnisvollen Katastrophen und dem der Erfindungen und Entdeckungen so oft beobachtet worden ist, wieder einmal merkwürdig hervor. Vor kurzem wurde über die Erfolge der Photoskulptur, die ein Erfinder Selke in seiner Berliner Werkstatt in so überraschender Weise vorführt, in den Zeitungen berichtet. Sein Verfahren beruht darauf, dass er durch die Schnellphotographie die Lichtschnitte auffängt, die in raschem Wechsel entstehen, wenn ein Lichtapparat an einer ruhenden Person vorbeigeführt wird; das Objekt wird da gleichsam durch das Licht in feine Schichten zerlegt, aus denen das ganze noch einmal aufgebaut wird.

Wenn dieser Erfindung auch vielleicht eine hohe wissenschaftliche Bedeutung beizumessen ist, für das praktische Leben hatte sie soviel wie keinen oder doch nur geringen Wert. Nun erfährt man aber aus Wien, dass der Photograph Karl Pietzner ein ganz anderes Verfahren er

funden hat, um Reliefphotographien herzustellen. Dieses Verfahren, das der Erfinder Plastographie" benennt, beruht auf der Beobachtung, dass mit Chromsalzen zersetzte Gelatine an jenen Stellen, wo sie vom Lichte getroffen wird, die Quellfähigkeit (die Fähigkeit, aufzuquellen) einbüsst. Das Quellen der Chromgelatine wurde im photographischen Druckverfahren schon lange ausgenutzt, konnte aber für Reliefs nicht verwendet werden, weil die Platte nicht hoch genug quoll und die Halbtöne nicht präzis genug mit dem Quellungsvermögen korrespondierten. Durch Experimente, insbesondere durch die Beimengung von AgarAgar zur Leimmasse, fand endlich Herr Pietzner eine geeignete Quellmasse, die mit der grössten Treue die feinsten Zwischentöne eines photographischen Negativs wiedergiebt. Die Masse schwillt in genau demselben Verhältnis an, in dem sie von weniger Licht getroffen worden ist, also am meisten an den dunkelsten Stellen, am wenigsten wo mehr, oder gar nicht, wo das hellste Licht auf sie eingewirkt hat. Der Operateur erhält so eine Gussform, oder eine Stanze, die der feinfühligste Bildhauer nicht wahrer und zarter in den kleinsten Details herstellen könnte, und das in unglaublich kurzer Zeit.

[ocr errors]

Das wäre nun, falls sich die darüber gemachten Meldungen als zutreffend erweisen, eine Erfindung, die angethan wäre, auf dem Gebiete der Industrie eine Umwälzung herbeizuführen. Dass hierbei gerade unser Fach ganz bedeutend berührt würde, steht ausser Zweifel und erhellt aus Mitteilungen des N. W. Tgbl. über diese Erfindung, in der es von prächtigen Ergebnissen dieser Plastographie, die Pietzner einem Kreise geladener Gäste dieser Tage vorwies, erzählt. Eine graziöse Komposition,,die Welle" des unglücklichen Pariser Medailleurs Dupuis von dem dieser Tage berichtet wurde, dass seine Frau ihn in einem Wahnsinnsanfall erschossen hat war als Relief in einer Muschel und auf einer Porzellanvase zu sehen, wo sie in weisser Glasur auf grüngoldenem Grunde ausgeführt war. Der Model war für die Gussform der Vase benutzt worden. Ein Reliefporträt des Papstes, ungemein charakteristisch und anscheinend in erlesener Medailleurtechnik ausgeführt, war ein Galvano nach einem vergilbten Photogramm; ein bekanntes Tierbild, ein prächtiges Löwenpaar darstellend, war als Reliefplatte reproduziert.

[ocr errors]

Welche Perspektive eröffnet sich da für den Goldschmied, hauptsächlich den Kunstgiesser und Kleinplastiker! - Doch

wir wollen nicht zu optimistisch sein und in erster Linie abwarten, wieviel Wahres an der Sache ist.

Für diesmal genüge also die Erwähnung der grossartigen Erfindung unter dem speziellen Hinweise darauf, dass

wir mit unserem Artikel vorläufig nichts weiter wollten, als eben die angebliche grosse Erfindung als Neuheit mitzuteilen, im übrigen aber wollen wir abwarten, was daraus wird.

[blocks in formation]

Nach seinerGrösse, nach der Beschaffenheit der in ihm ausgestellten Waren, nach den evtl. angegebenen Preisen und nicht minder nach der im Schaufenster herrschenden Reinlichkeit und Ord

nung beurteilt ein jeder die Grösse des Geschäftes, dessen Umsatz, Leitung und Leistungsfähigkeit.Ein geschmackvoll arrangiertes, sauberes Schaufenster ist also in gewissem Sinne die Grundlage für jedes, auch das kleinste Geschäft. Man kann durch ein vorteilhaftes Schaufenster das Publikum in seiner Meinung beeinflussen und so es veranlassen, zu kaufen, WO es sonst fern geblieben wäre.

Das Publikum ist anspruchsvoll, es will viel sehen, um eine Wahl treffen zu können. Es hat aber

auch seine schwachen

Etwas über das Schaufenster.

Von Ph. Ohler, Cüstrin 2.

Der Silberfund von Bernay. Abbildung 10.

Seiten. Und bei diesen wollen wir versuchen, es zu packen. Den Goldarbeitern und Juwelieren ist dies durch den von ihnen geführten Artikel in hohem Masse möglich. Es giebt eitle Herren und Damen, Neugierige beiderlei Geschlechts. Nehmen wir uns die Eitelkeit zu Hilfe, so haben wir uns einen guten Bundesgenossen erworben; denn unser erstes Trachten muss sein, Aufmerksamkeit

zu erregen.

Lassen wir nun

z. B. die Seitenwände unseres Schaufensters mit Spiegeln belegen, so werden wir die angenehme Beobachtung machen können, dass die Vorübergehenden, wenn auch das Fenster noch so klein sei, einen Blick darein werfen,

ja sogar davor stehen bleiben, um, wenn es eine Dame ist, zu sehen, ob der Hut gut sitzt, das Haar

in Ordnung ist, oder wenn es ein Herr ist, davor zu warten, um eine Schöne an sich vorübergehen zu lassen. Die Eitelkeit erregt nun die Neugierde und das Interesse: die Dame be

sinnt sich, dass sie sich einen Ring oder sonst was kaufen wollte, der Herr bleibt stehen, um nicht aufzufallen, und um sich Contenance zu geben, studiert er, wenn auch oberflächlich, das

[graphic]

was ihm geboten wird. Bei beiden bleibt aber sicher ein Eindruck haften. Der Spiegel hat so seine Schuldigkeit gethan. Wir müssen nun dafür sorgen, dass der Eindruck ein guter bleibt.

Diejenigen, die Schaufenster in Augenschein nehmen, um sie wirklich durchzusehen, und auch die auf die oben erwähnte Weise Angezogenen, müssen Interesse gewinnen, sie müssen das Fenster von A bis Z einer Prüfung unterziehen; sind mehrere Personen zusammen, SO muss eine wahre Debatte entstehen, ist es nur eine einzige, so muss Zufriedenheit und Freude auf ihren Zügen zu lesen sein. Um nun aber das Wohlgefallen des Betreffenden zu erregen, müssen in erster Linie Reinlichkeit und Sauberkeit vorherrschen und für eine gute Beleuchtung Sorge getragen sein. Daher müssen wir die Glasscheiben recht rein halten und das Fenster mindestens alle 14 Tage ausräumen und neu einrichten. Dazu wollen wir uns einen stillen Tag aussuchen und es so einrichten, dass wir in einem Vormittag fertig werden. Wir müssen auch andere Stücke ausstellen, oder reicht dazu das Lager nicht, die alten frisch poliert und geputzt in einer anderen Anordnung und Reihenfolge zur Schau bringen.

Zur Sauberkeit gehört im Winter die Ventilation, um ein freies Fenster zu erzielen. Wir lassen uns oben Klappen anbringen und diese halten wir am Tage und am Abend, wenn das Licht brennt, offen,

damit am Tage die Wärme aus dem Laden, abends die Wärme von der Beleuchtung ausströmen kann. Für genügend Licht müssen wir, wie schon angedeutet, noch besonders sorgen. Schon bei eintretender Dunkelheit müssen wir das Fenster beleuchten und im Laden lieber ein Licht mehr als zu wenig brennen lassen. Licht zieht an, und sind unsere Verkaufs

räume stets hell erleuchtet, machen wir die Passanten glaubhaft, dass der Besuch in denselben ein reger ist. Dies wären so ziemlich die Hauptpunkte der Ausstattung des Schaufensters. Haben wir nun alle diese Winke befolgt, SO wollen wir uns überlegen, ob es ratsam ist, die Preise der einzelnen Gegenstände sichtbar zu machen, denn dies hat seine Vor- und seine Nachteile.

Letztere bestehen darin, dass die Konkurrenz die Fenster auch studiert, durch das unsinnige Arbeiten mancher Grossisten und Fabrikanten dieselben Stücke führt und sie dann billiger auszeichnen zu können in der Lage ist.

Andererseits geht das Interesse des Publikums, wenn

Der Silberfund von Bernay. Abbildung 11.

es keine Preise sieht, verloren; da müssen wir wieder hier den goldenen Mittelweg einschlagen und eine Preisangabe machen, die nicht bindend ist. Das wäre folgende: Stecken wir die Ringe, die Broschen halbdutzend- oder dutzendweise auf Klötze, die Ketten, Medaillons etc. auf Ständer, und versehen wir sie mit kleinen Zetteln mit folgenden Angaben: Silberne Doublé - Broschen von Mk. 3-8. Goldene Broschen von 10-20 Mk. Scharnier Herrenketten von Mk. 18-40 etc.

Wenn wir den Boden des Fensters und die Glasplatten mit einem Tuch (rot

ist gegenwärtig modern) überlegen, so erreichen wir ein besseres Aussehen und grössere Sauberkeit. Bilden wir den Hintergrund des Fensters aus einem dunklen Vorhang aus plüschähnlichem Stoff, so haben wir noch einen Vorteil mehr erreicht, das Innere des Ladens bleibt den profanen Augen der Neugierigen verschlossen und das kaufende Publikum ist ungesehen,ungenierter und kauft mit mehr Ruhe.

Für den Spaziergänger sowohl, wie den Fremden ist das Schaufenster ein Hauptmoment. bietet ihm Zeitver

[graphic]

Es

« PreviousContinue »