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Der Kunstgewerbliche Verein Vorwärts in Gmünd hielt am 30. Oktober seine diesjährige Generalversammlung ab. Dieselbe war von 28 Mitgliedern besucht. Nach dem Jahresbericht über die Thätigkeit des Vereins haben seit der letzten Generalversammlung stattgefunden: 23 Wochenversammlungen, die teilweise recht zahlreich besucht waren, ferner 17 Vorträge über zeitgemässe Themas, in die sich in dankenswerter Weise der Vorstand und mehrere Mitglieder teilten. Veranstaltet wurden ein Familienabend mit Vortrag im Bären, eine Abendunterhaltung anlässlich der Einweihung des neuen Vereinslokals in der Thorbäckerei, ein Kappenabend in der Faschingszeit, 2 Ausflüge und ein Skizzierausflug. Der Ausschuss Lat 8 Sitzungen abgehalten, in denen er sich ausser mit Verbreitung der genannten Veranstaltungen mit einer Reihe kunstgewerblicher Fragen beschäftigte. Der Kassenbericht konnte mit einem beträchtlichen Kassenbestand aufwarten. Die Mitgliederzahl ist im Laufe des Vereinsjahres von 160 auf 180 gestiegen. Bei Vornahme der Wahlen wurde der seitherige Vorstand, Herr Paul Erhard, mit dem Ausdruck des Dankes aus der Mitte der Versammlung mit Einstimmigkeit wieder gewählt. Auch die Ausschussmitglieder blieben dieselben, neu hinzugetreten ist Herr Ciseleur Keck. Nachdem der Vorsitzende dem Ausschuss seinen herzlichen Dank ausgesprochen hatte für dessen Mitarbeit in Vereinsangelegenheiten, gab er dem Wunsche Ausdruck, die Wiedergewählten möchten ihn auch im neuen Vereinsjahr kräftig unterstützen, dass der Verein kräftig gedeihe und sich weiter entwickle, ein Wunsch, dem wir uns gern anschliessen.

Handwerk und Innung.

Die Vorarbeiten für die Errichtung der Handwerkskammern sind soweit gediehen, dass die Satzungen erlassen und die Wahlen angeordnet sind. Nunmehr lässt sich auch die Organisation der Handwerkskammern in Preussen genügend übersehen. Bei dem grossen Interesse, das im Hinblick auf die Wichtigkeit der Aufgaben der Thätigkeit der Handwerkskammern entgegengebracht wird, dürfte es angezeigt sein, eine Zusammenstellung der Sitze der Handwerkskammern in Preussen zu geben. Nach Anordnung des Ministers für Handel und Gewerbe besteht je eine Handwerkskammer in Königsberg, Insterburg, Danzig, Stettin, Stralsund, Berlin, Frankfurt a. M., Posen, Bromberg, Magdeburg, Halle, Erfurt, Breslau, Liegnitz, Oppeln, Hannover, Hildesheim, Harburg, Osnabrück, Flensburg, Altona, Bielefeld, Münster, Arnsberg, Dortmund, Coblenz, Düsseldorf, Köln, Aachen, Trier, Kassel, Wiesbaden, Sigmaringen. Die Wahlen der Mitglieder der Handwerkskammern sollen im November d. J. stattfinden, während die Kammern selbst bekanntlich zum April kommenden Jahres in Thätigkeit treten sollen. Bis dahin wird also die Inkraftsetzung der betreffenden Bestimmungen des Handwerkergesetzes durch kaiserliche Verordnung zu erfolgen haben.

Kunstgewerbliches. Schulwesen.

Zur Besichtigung der für die Pariser Weltausstellung bestimmten Erzeugnisse der Gmünder Industrie, die in Vorbereitung sind oder in Zeichnungen oder Modellen vorliegen, traf kürzlich der Reichskommissar für die Pariser Weltausstellung in Begleitung von Prof. Hoffacker aus Berlin und Präs. Dr. v. Gaupp aus Stuttgart dort ein. Mehrere Aussteller wurden besucht. Denselben wurde nahe gelegt, den Hauptwert nicht auf auffallende Paradestücke zu legen, sondern vielmehr aus den seither verfertigten Gegenständen solche zu wählen und anzufertigen, die sich durch schöne Formen, geschmackvolle Zeichnung und mustergiltige Ausführung auszeichnen. Die erteilten praktischen Winke, die über Auswahl und Ausführung der Ausstellungsgegenstände ausgetauscht wurden, haben die Beteiligten sehr befriedigt.

Vorbildersammlungen der Edelmetallindustrie. Anknüpfend daran, dass die Hanauer Zeichenakademie neuerdings eine Sammlung von Medaillen und Plaketten moderner französischer Medailleure erworben, führt das französische Fachjournal „Moniteur de la Bijouterie et de l'Horlogerie" lebhafte Klage darüber, dass in den französischen Provinzmuseen diese künstlerischen Vorbilder nirgends zu finden seien. In Deutschland dagegen finde man die Werke von Roty, Chaplain, Dupuis und Bottee sowohl in Berlin als auch in Karlsruhe, Pforzheim, Stuttgart etc. als Vorbilder nicht nur für die Schüler, sondern auch für die Industriellen selbst und wisse deren Wert zu schätzen.

Handel und Verkehr.

Um dem Arbeitermangel abzuhelfen, hat eine Pforzheimer Bijouteriefabrik sich 30 Arbeiter aus Oesterreich kommen lassen.

Ca. 600 Diamantschleifer sind in Amsterdam arbeitslos auf Grund des vollständigen Darniederliegens von Handel und Verkehr zwischen den Niederlanden und Südafrika.

Eine Ausstellung von Betriebsmaschinen und Geräten für das Kleingewerbe wird auf Veranlassung der bayerischen Regierung in München im nächsten Jahre stattfinden. Die Ausstellung soll die Kleingewerbetreibenden und Handwerker mit den Vorteilen der verbesserten Arbeitsmethode vertraut machen, zur Bildung von Werk- und Kreditgenossenschaften, zur Errichtung von genossenschaftlichen Betriebswerkstätten und zur Anschaffung von Kraft- und Arbeitsmaschinen sowie vou modernen Werkzeugen überhaupt anregen.

Diamantenförderung in Neusüdwales. In den letzten Monaten hat sich die Diamantenförderung von Neusüdwales in ungeahntem Umfange entwickelt. Es ist eine Anzahl neuer diamantführender Bezirke entdeckt worden, was die Vermutung der dortigen Geologen zu bestätigen scheint, dass der Diamantreichtum Australiens über eine weit grössere Räumlichkeit ausgedehnt sei, als bisher thatsächlich in Ausbeutung steht. Die ergiebigsten Fundstätten dieses kostbaren Steines sind die tertiären Geschiebe, deren vielfache Durchsetzung mit Basaltschichten allerdings ein unliebsames Hemmnis für die Diamantgräber bildet. Die Diamantdistrikte sind überdem auch reich an Gold, Silber und Zinn, deren Abbau sich ebenfalls sehr lohnend erweist.

Postkarten mit Rückantwort. Es gelangen fortgesetzt Postkarten zur Auslieferung, welchen die für die Rückantwort bestimmten Karten angenäht, angeheftet oder angeklebt sind. Gegen derartig befestigte Antwortpostkarten hat die Post bisher nichts eingewendet, obgleich es im eigenen Interesse der Absender liegt, die amtlich gelieferten Formulare zu benutzen, weil diese doch dauerhafter befestigt sind als die zum Beispiel mit Markenpapier angeklebten, welche leicht abgerissen werden und in Verlust geraten können. Dagegen hat sich in letzter Zeit die Unsitte eingeschlichen, solche Antwortkarten mit Nadeln aneinander zu stecken. Derartige Karten sollen, nach einer soeben ergangenen Verfügung, wegen der Gefahr, welche sie für die Beamten bilden, unbedingt von der Beförderung ausgeschlossen und zurückgegeben werden. Im allgemeinen Interesse sei daher auf diese Bestimmung aufmerksam gemacht.

Postalisches. Bekanntlich gelangen seit dem 1. Oktober für den deutschen Verkehr ungestempelte Postanweisungsformulare mit angehängter Postkarte zur Empfangsbescheinigung zur Ausgabe. Der Verkauf erfolgt in Mengen von 5 Stück zum Preise von 5 Pfennig. Bei Ablieferung einer solchen Postanweisung muss die angehängte Postkarte nach der Gebühr für Postkarten richtig frankiert sein; andernfalls wird die Annahme der Postanweisung verweigert. Die angehängte Postkarte wird dem Adressaten der Postanweisung zur Ausfertigung der Empfangsbestätigung überlassen; die Karte kann auch zu sonstigen Mitteilungen benutzt werden. Im Verkehr mit Bayern und Württemberg sind die den Postanweisungen angehängten Postkarten wie Antwort-Postkarten zu hehandeln. Bei Nachsendung einer Postanweisung mit angehängter Postkarte nach einem Orte ausserhalb Deutschlands wird die Postkarte von der nachsendenden Postanstalt mit einem kurzen Vermerk über die Nachsendung versehen und dann dem Absender der Postanweisung übersandt. Bei unbestellbaren Postanweisungen ist die Antwortkarte dem Absender zu überlassen. Von Behörden werden Postanweisungen mit angehängter Postkarte auch dann angenommen, wenn die Postkarte nicht frankiert ist.

Vermischtes.

Gräberfund. Aus Pforzheim wird uns geschrieben: Die Ausgrabungen in unserem engeren Heimatlande haben schon grosse Erfolge gehabt und manches Schmuckstück ist dabei zu Tage getreten. Vor einigen Tagen wurde wiederum beim Impfingen eine alemannische Begräbnisstätte aufgefunden. Dabei fand man auch ein Skelett in einer Tiefe von 1,20 m, das einem Mädchen angehört haben mag. Die Grösse war 1,50 m, die Zähne tadellos gesund. Hier fanden sich wertvolle Beigaben. Am Kopfe lag eine Bronze-Nadel von der Länge unserer Stricknadeln, am Ende hing an einem feinen, nur leider abgebrochenen Kettchen ein kleiner Zierat. An der linken Schulter lag eine sog. Fibula von Bronze,

ein unseren Broches ähnlicher Schmuck, um das Gewand, von dem natürlich keine Spur mehr verhanden, zusammenzuhalten. Dieser Gegenstand hatte die Gestalt eines runden Schildchens, etwas grösser als ein Fünfmarkstück mit einer buckelartigen Erhöhung in der Mitte. In der Hüftengegend eine grosse Bronzeschnalle, herrührend von einem Gürtel; an den Füssen fanden sich gleichfalls von Bronze Riemenzungen, die zum Festschnallen der Schuhe gedient haben werden. Auf der rechten Seite lag ein kleines Messerchen, roh gearbeitet. Sehr schön dagegen war eine grössere Anzahl von bunten Perlen, kleine runde und grössere viereckige aus rotem Thon und weissem Glasfluss kunstvoll gefertigt; der Lage nach mögen sie ein Halsband gebildet haben; auch ein ziemlich grosser Bronzering fand sich, in dem noch der Finger steckte. Die Funde wurden der Grossh. Altertumssammlung in Karlsruhe einverleibt.

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Max v. Guaita beabsichtigt nach der „Frankf. Ztg.", als Mittelstück des aus den Kreisen der Frankfurter Bürgerschaft zu stiftenden Römer-Silbers einen grossen Tafelaufsatz zu spenden. Dieser Plan ist jetzt seiner Ausführung dadurch näher gerückt worden, dass Herr Prof. Luthmer einen Entwurf gemacht hat, nach welchem in Folge einer engeren Konkurrenz Herrn Bildhauer Hausmann die plastische Ausführung übertragen worden ist. Der Komposition, die etwa 1,60 m Länge bei 1m Höhe haben wird, liegt der Gedanke zu Grunde, die Stadt Frankfurt in ihrer Beziehung zum alten und neuen Reich zu zeigen: Die Frankofurtia, als Friedensstadt mit dem Palmzweig, ragt, von dem Genius des Fortschrittes begleitet, in der Mitte empor; von den seitlichen Gruppen erinnert die eine mit goldener Bulle und Reichskrone an das alte Reich. Gestalten, welche die alte Baukunst, die reichsstädtische Wehrhaftigkeit und den Messhandel ausdrücken, umgeben sie. Die andere, der neueren Zeit gewidmete Gruppe, Verkehr, Industrie, Wissenschaft und Kunst darstellend, schart sich um eine, den Handel verkörpernde Figur. Der breit ausladende Sockel wird Medaillons mit den Köpfen berühmter Frankfurter aufnehmen.

Einen kostbaren Rosenkranz hat Frau Loubet, die Gemahlin des französischen Präsidenten, von Papst Leo XIII. zum Geschenk erhalten. Die einzelnen Steine aus Achat sind kunstvoll in Gold gefasst. Der heil. Vater benutzte die Rückkehr eines französischen Kirchenfürstan von einem Besuch in Rom, der Gemahlin des Präsidenten dieses Geschenk zu übermitteln. Leo XIII. steht schon von früher her in Beziehungen zur Familie Loubet. Als er noch,, Monsignor Pecci" war, nahm er auf einer Reise nach Bayern, wo er Nuntius war, Aufenthalt in Montélimar, der Heimat Loubets, und hat stets dieser Stadt eine freundliche Erinnerung bewahrt.

Ein königlicher Fingerhut. Aus Anlass der Wiederkehr seines Hochzeitstages hat der König von Siam seiner Gemahlin ein Geschenk gemacht, welches vermöge seiner Originalität und seiner Kostbarkeit auf hohes Interesse Anspruch erheben kann. Ein Fingerhut ist es, den die augenscheinlich nadelbeflissene Königin erhalten hat, und zwar ein goldener Fingerhut, den Diamanten und andere Edelsteine in seinem vollen Umfange bedecken. In Form einer winzigen Lotosblume gehalten, trägt ein jedes der Blättchen die verschlungenen Initialen des Königspaares in Rubinen, Smaragden, Saphieren und Topasen. (Es wäre interessant, zu erfahren, ob die königliche Nähterin sich dieses Instrumentes bedient, um ihrem fürstlichen Gemahl die Strümpfe zu stopfen.)

Einbruchsdiebstähle etc.

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Verhinderter Einbruchsdiebstahl. Kürzlich wurde nachts das Uhren- und Goldwarengeschäft von Voigt in Unna von Einbrechern heimgesucht, jedoch gelang es dem Besitzer, die Einbrecher, welche dreimal ihre verbrecherische Thätigkeit versuchten und bereits die Eingangsthür zum Laden teilweise zertrümmten hatten, immer wieder zu verscheuchen.

In einer Gmünder Bijouteriefabrik wurde dieser Tage ein langgesuchter Dieb (sog. Goldschnipfler) dingfest gemacht. Derselbe hat seit einigen Jahren bedeutende Diebstähle an seinen Nebenarbeitern begangen; die Summe soll sich auf viele Tausende belaufen. Die Helfershelfer sind ein Arbeiter in einer optischen Fabrik mit Frau und ein verheirateter Goldarbeiter, welche ihre Beute in München an den Mann gebracht haben. Sämtliche vier Personen befinden sich in Haft.

Verhaftet wurde dieser Tage in Pforzheim ein kleiner Fabrikant, der von seinem Schwager, einem Bijouterielehrling, in mehreren Fällen Goldblech kaufte. Er wurde zwar vorläufig wieder aus der Haft entlassen, doch wird er sich noch vor Gericht zu verantworten haben.

Ein Juwelier als Juwelendieb. Wie aus London geschrieber wird, verhaftete man dort dieser Tage einen gewissen John Moore, auf dem der Verdacht ruht, mehrere in der letzten Zeit in London und Liverpool verübte grössere Juwelendiebstähle ausgeführt zu haben. Der etwa 37 jährige Mann ist seines Zeichens selbst Goldschmied und diesem Umstande ist es wohl hauptsächlich zuzuschreiben, dass er den Verkauf gestohlener Juwelen bisher so erfolgreich betreiben konnte. Zu den ihm zur Last gelegten Diebstählen gehört ein am 7. September verübten Einbruch in den Laden des Juweliers Arthur Scott in Gravesend, bei welcher Gelegenheit Goldsachen im Werte von 400 Lstrl. geraubt wurden; ferner der zwischen dem 21. und 22. Juni ausgeführte Einbruch bei einem Juwelier in der Graingerstreet, wo Juwelen in Höhe von 3000 Lstrl. (60000 Mk.) in die Hände des Verbrechers fielen. Sämtliche Einbrecherwerkzeuge, Strickleitern etc. waren von den Dieben zurückgelassen worden.

Für 4744 Mk. Goldwaren durch Betrug erschwindelt zu haben, und zwar von dem Gold warenbändler Gustav Becker in Dresden, wurde vom Landgericht zu Leipzig dem Kaufmann Jahn in Wallenstedt und dem Uhrmacher v. Glan in Halle a. S. zur Last gelegt. Die langwierigen Verhandlungen ergaben eine Menge von Schwindeleien, deren sich die Angeklagten mit verschiedenen Helfershelfern schuldig gemacht hatten, und es erfolgte ihre Verurteilung zu je 1'/, Jahr Gefängnis. Der mitangeklagte Uhrmacher Fuchs in Halle a. S., der einen Teil der Goldwaren ohne Wissen ihrer Herkunft erworben hatte, wurde kostenlos freigesprochen.

Ausfuhrhandel.

Anwendung der Markenschutzgesetze in China. Nunmehr ist auch mit der belgischen Regierung ein gleiches Abkommen wie mit der niederländischen und französischen über den gegenseitigen Markenschutz in China getroffen worden. Die deutschen Consularbehörden und die belgischen Vertreter in China sind mit entsprechender Weisung versehen. Es wird hierzu bemerkt, dass belgischerseits auch die Gesandtschaft in Peking mit richterlichen Befugnissen ausgestattet und somit zur Verfolgung von Markenfälschungen befugt ist.

Frage- und Antwortkasten.

Frage 98. Wo erhält man am billigsten 800 gest. silberne Löffel jeder Art? G. A. in W.

Frage 99. Ich habe 3 Zwanzigmarkstücke, Kaiser Wilhelm I., Kaiser Friedrich I. und Kaiser Wilhelm II., sämtliche mit der Jahreszahl 1888. Haben dieselben einen besonderen Wert und wer ist ev. Abnehmer? A. L. in B. Frage 100. Wer liefert die in No. 13 und 17 der HandelsZeitung und Kunstgewerbeblatt f. d. G.- u. S.-W.-I. abgebildeten Taufmedaillen? L. J. C. in D.

Zu Frage 96. Das Muster wird mit feinem Kameelhaarpinsel aufgemalt und mit Chlorgold angefeuchtet. Dann hält man das Elfenbein über die Oeffnung einer Flasche, in welcher Wasserstoffgas erzeugt wird (durch Einwirkung von verdünnter Schwefelsäure auf Zinkspähne). Das Gas verwandelt an den gemalten Stellen das Goldchlorid in metallisches Gold und die auf diese Weise gewonnene Goldschicht erlangt schnell schönen Glanz. Dieselbe ist zwar sehr dünn, aber dauerhaft.

Zu Frage 97. Der betr. Diamant ist jedenfalls imitiert und hat sein Feuer durch Nass werden beim Waschen der Hände verloren. Ein echter Diamant, in das Wasser getaucht, behält seinen Glanz bei, während der falsche trübe wird; er verlöscht sozusagen. Vielfach besteht die Imitation aus einem Stück sehr hellen, schön geschnittenen Glases, welches auf einer Facette eine Schicht von Anilinlösung hat. Im trockenen Zustande bildet diese eine reflektierende Fläche und die durch die anderen Facetten vermehrten Strahlen bringen eine dem Funkeln des Diamanten ähnliche Wirkung hervor. Beim Eintauchen in Wasser ist diese Schicht schnell gelöst und es bleibt nichts mehr von der Wirkung übrig. Die Schicht kann man übrigens schon mit blossem Auge wahrnehmen. Zu Frage 97. Der in einem Versandtgeschäft gekaufte Diamantring enthält wahrscheinlich eine Rose, welche nicht wasser

dicht gefasst ist. Durch Eindringen von Flüssigkeit ist die der Rose unterlegte Folie matt geworden und wird dadurch das Feuer der Rose beeinträchtigt. Die Rose muss umgefasst werden. Der betr. Käufer thut für die Zukunft gut, nicht bei Versandtgeschäften zu kaufen, sondern bei einem Fachmann, der ihm auch die Rose umfasst. P. E. K.

Geschäftliche Mitteilungen.

Neue Preisliste. Die Firma Richard Lebram in Berlin giebt eine neue Preisliste heraus, die den früheren gegenüber ganz bedeutend an Umfang und Inhalt gewonnen hat. Sie enthält nunmehr wohl alles an Gold- und Silberwaren, was einen Uhrmacher (Goldschmied) interessieren wird. Besondere Auswahl ist in den jetzt so modernen Fächerketten geboten, ebenso kuranten Broschen, Armbändern, Ringen etc. Die Preise sind äusserst billig gestellt und namentlich die Façonpreise bei goldenen Ketten sind als sehr vorteilhaft zu bezeichnen. Wie uns die Firma noch mitteilt, hat dieselbe in dem neuerbauten Geschäftshause, Grünstrasse 16, ein über das Doppelte grosse Geschäftslokal gemietet, welches sie Ende Februar n. J. zu beziehen gedenkt. Die alten Räume sind für den grossen Geschäftsumfang zu klein.

Die Versicherung gegen Einbruchsdiebstahl ist im Jahre 1898 von verschiedenen Gesellschaften neu aufgenommen. Zu den bereits darin operierenden Gesellschaften Fides, Transatlantische Feuerversicherungs-Aktien-Gesellschaft, Kosmos, Mit- und Rückversicherungs-Gesellschaft in Hamburg und Hanseatische SeeversicherungsGesellschaft in Hamburg sind neu hinzugetreten der Niederländische Lloyd in Amsterdam (Konzession für Preussen), die Frankfurter Transport-, Unfall- und Glasversicherungs-Aktien-Gesellschaft, die Aachen und Münchener Feuerversicherungs-Gesellschaft, die Thuringia und die Versicherungs-Gesellschaft Hamburg.

Im laufenden Jahre sind ferner hinzugekommen die Oberrheinische Versicherungs-Gesellschaft zu Mannheim und die Versicherungs-Aktiengesellschaft Allianz" in Berlin, letztere auch für Fahrraddiebstahlversicherung.

Die früheren Versuche, auch in Deutschland dieses Feld zu bebauen, konnten naturgemäss nur geringe Erfolge zeitigen. Allein dieselben bewiesen doch, dass das Feld bauwürdig war und Früchte bringen könne, wenn die Bearbeitung von einer Seite erfolge, die sich auf das öffentliche Vertrauen stützen könne. In der That ist ja die Gefährdung des beweglichen Eigentums durch Diebstahl vielleicht noch grösser als die durch Brand. Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass das im Jahre 1876 von dem Berliner PolizeiPräsidium angelegte Verbrecher-Album gegenwärtig bereits über 20 Bände mit etwa 18 000 Photographien füllt, und dass von den verschiedenen Verbrecher-Gattungen die bei weitem grössere Anzahl auf Einbrecher und Vorschüler des Einbruchs entfällt; wenn wir die Nachrichten nur kurze Zeit verfolgen, welche die Zeitungen Tag für Tag und zwar nicht allein aus den Städten, sondern auch vom Lande in erschreckender Zahl enthalten, so leuchtet jedem ohne weiteres ein, dass hier für jeden die Gefahr eines VermögensVerlustes vorliegt, der eine sehr ernste Seite hat. Gewiss, dieselbe ist auch bisher schon vielfach beachtet worden; daher die Sicherheits-Einrichtungen in den Wohnungen vom Hausschlüssel hinauf bis zum elektrischen Melde-Apparate, die Ausstattung der Nachträume mit Waffen aller Art, der Nachtwach- und Patrouillendienst, ja fast der ganze Bau unserer Sicherheitspolizei. Sehen wir uns aber einmal das ganze Arsenal von Vertheidigungsmitteln gegen Diebe und Einbrecher an, so drängt sich doch bei näherer Erwägung die Überzeugung von deren Unzulänglichkeit auf: das Gut, welches einmal gestohlen ist, ist in der Regel dahin auf Nimmerwiedersehen! Diese Unzulänglichkeit aller Vorsicht gegen Einbruchsdiebstahl in durchschlagender Weise zu beseitigen, ist Aufgabe und Zweck der Versicherung gegen derartige EigentumsVerletzungen, und fast kann man sich wundern, dass diese Schutzform nicht längst auch in Deutschland den übrigen Versicherungsformen zur Seite getreten ist. Die Erfahrung beweist denn auch bereits, dass die Versicherung gegen Einbruchsdiebstahl einem bei richtiger Erwägung allgemein anerkannten Bedürfnisse entspricht. Es ist für die Versicherungs-Gesellschaften ein Feld durchaus lohnender Arbeit, und es unterliegt deshalb gar keinem Zweifel, dass sich von Jahr zu Jahr mehr Anstalten demselben zuwenden werden. Damit wird selbstredend auch die Geschäftspraxis stetige Fortschritte machen. Gegenwärtig lehnt sich die Versicherung gegen Einbruchsdiebstahl zumeist an die Versicherung gegen Feuerschaden an.

Die Firma Ruttmann & Klein in Kempten, welche bekanntlich seit 1. September d. J. in München, Färbergraben 35, eine Filiale

mit grossem Musterlager errichtet hat, versendet soeben ihren neuen illustrierten Katalog, den wir Interessenten wegen seiner Reichhaltigkeit und Übersicht sehr empfehlen können. Bekanntlich führt die Firma als Spezialitäten nur Zimmeruhren, Wecker und Schwarzwälderuhren, sowie Schaufensterartikel und SymphonionMusikwerke. Der Text des Katalogs ist dreisprachig, ein Zeichen, dass die Firma auch Exportgeschäfte macht.

Die Zeit der Arbeit bei Licht ist wieder gekommen, und damit für Manchen die Anschaffung einer praktischen Arbeitslampe zur brennenden Frage geworden. Wir wollen nicht versäumen, unrere Kollegen auf die Spiritus-Glühlichtlampe Phobus aufmerksam zu machen, da sich dieselbe nach dem Zeugnis vieler Uhrmacher als Arbeitslampe ganz vorzüglich bewährt hat. Preisliste und Zeugnisse erhält jeder Interessent von der Spiritusglühlicht-Gesellschaft in Dresden-A. 55 auf Verlangen gratis zugesandt.

Aus Anlass der Uebernahme der Gold- und Silberwarenfabrik von Herrn Hermann Walter sen. durch Herrn Hermann Walter jun. und Herrn A. Schilling in Halle a. S. vereinten sich sämtliche Angestellte der Firma (ca. 80 Mann), welche mit ihren Frauen und Angehörigen erschienen waren, im Saale der Neumarktschützengesellschaft. Ein Männer-Quartett eröffnete das Festprogramm. Herr Werkmeister Hesse feierte in einer Ansprache den Gründer und die neuen Inhaber der Firma, welch letztere auf ein über 40jähriges Bestehen zurückblicken kann.

Die Magdeburger Rückversicherungs-Gesellschaft beabsichtigt, ihren Geschäftsbetrieb auch auf die Versicherung gegen Einbruchsdiebstahl auszudehnen und liegen diesbezügliche Anträge einer am 26. ds. Mts. abzuhaltenden Generalversammlung zur Beschlussfassung vor.

Eingesandt.*)

Bezüglich Ihrer Mitteilung in Ihren Fachzeitschriften No. 20 vom 15. Oktober 1899 betr. eine Neuheit in galvanisch vergoldeten Ketten, teilen wir Ihnen mit, dass diese Neuheit mit Vorsicht aufzunehmen ist, da ein vergoldeter Gegenstand niemals einem solchen, aus doubliertem Material hergestellten, gleichkommt.

Wie von hervorragenden Sachverständigen konstatiert ist, bleibt eine Vergoldung, selbst die stärkste, immer porös, so dass die Ware sehr bald ihr schönes Aussehen verliert, matt und unansehnlich wird. Diese Uebelstände sind bei aufgeschweisstem Gold (Doublé) vollständig ausgeschlossen, da hier das legierte Gold metallisch mit der Unterlage verbunden ist, sich somit eine Doubléware, die dem Feingehalt fraglicher vergoldeter Ketten entspricht, wie Goldware trägt, und selbst die geringste Doubléware sich immer noch besser hält wie vergoldete Ware; denn aus diesem Grunde wurde die früher massenhaft fabrizierte vergoldete Ware von der billigen Doubléware sogen. Amerik.-Doublé völlig verdrängt. Ein Doublé-Fabrikant.

Büchertisch.

In dieser Rubrik bringen wir Fach- und populäre Litteratur und zwar neues und altes, jedoch nur solche Werke, die der Empfehlung wert sind. Dieselben können zu den beigesetzten Preisen durch die Expedition der Handels-Zeitung bezogen werden.

Das Perpetuum mobile. Eine Beschreibung der interessantesten, wenn auch vergeblichen, aber doch immer sinnreichen und und belehrenden Versuche, eine Vorrichtung oder Maschine herzustellen, welche sich beständig, ohne äussere Anregung in Bewegung erhalten soll. Von A. Paul. Preis: geheftet, mit 33 Abbildungen, 2 Mk. Die Lektüre dieser hier zusammengestellten Versuche bildet für jeden Fachmann sehr viel Interessantes, wenn ihn auch immer die schöne Zeit dauern wird, welche von jenen Erfindern bei der unmöglichen Ausführung der Idee vergeudet worden ist.

*) Nach dem Grundsatze: „Eines Mannes Rede ist keine Rede, du sollst sie hören alle beede", veröffentlichen wir nachstehende Zuschrift, ohne dazu in irgend einer Weise Stellung zu nehmen. Zeit und Erfahrung werden ja entscheiden, ob die erwähnte Erfindung praktisch und vorteilhaft ist.

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Nachdruck unserer Artikel ist nur nach vorheriger Vereinbarung und unter genauer Quellenangabe gestattet.

Inhalt: Die Pforzheimer Ausstellung im Grassi-Museum in Leipzig. Das Gravieren von Monogrammen und Dekorationen. Das Licht im Dienste der
Plastik. Etwas über die Schaufenster. Der Silberfund von Bernay (Fortsetzung). Schmuck und Mode. -
- Brief aus New-
Punzierung in der Schweiz.
York.- Volkswirtschaft. Handelspraxis. Gesetzgebung. Handwerk und Innung. Firmen. Personalien. Vereine. Versammlungen. Kunstgewerbliches.
Schulwesen. Einbruchsdiebstähle etc. - Technisches.
Frage- und Antwortkasten. - Konkurse und Insolvenzen.

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Handel und Verkehr. - Vermischtes.
Silberkurs. Arbeitsmarkt.

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Inserate.

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Die Pforzheimer Ausstellung im Grassi-Museum zu Leipzig.

lles Neue erscheint bekanntlich dem Publikum interessant. Es wäre also falsch, von der Beachtung, die eine Ausstellung in

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den Tagen ihrer Eröffnung findet, auf den Wert des Ausgestellten schliessen zu wollen. Erst die Zeit, in der sich,,der Schwarm verlaufen hat", lässt einen richtigen Einblick, eine sichere Beurteilung zu, inwieweit sich die ausgestellten Erzeugnisse die Gunst der Kenner und des Publikums zu erwerben im Stande waren.

Die Ausstellung Pforzheimer Kunsterzeugnisse in Schmuck und Kleingeräte im Grassi Museum zu Leipzig spielt nun aber eine äusserst wichtige Rolle in der Geschichte der Ausstellungen, überhaupt, sie ist gleichsam das Beweisexempel auf die Richtigkeit der Kalkulation der Industrie bezügl. der Aufnahme des neuen (neu-deutschen) Stiles von Seiten des Publikums.

Während bereits früher einzelne Künstler unserer

Branche kleinere oder grössere Kollektionen ihrer Kunsterzeugnisse neuen Stils da und dort zur Ausstellung

brachten, ist in gewisser Hinsicht die Repräsentanz der deutschen Edelmetallindustrie, speziell der Schmuckindustrie, Pforzheim, zum ersten Male sozusagen geschlossen, eben mit der Ausstellung im GrassiMuseum zu Leipzig im weiteren Umfange an die Oeffentlichkeit getreten.

Man wäre geneigt, diese Ausstellung als eine ,,Vorübung" anzusehen; denn bekanntlich stellt Pforzheim im Vereine mit Hanau und Gmünd 1900 in Paris aus. Leipzig ist aber bekanntlich,,KleinParis" und so haben wir in diesem Falle Pforzheim von der kaufmännischen Seite als klug berechnend kennen gelernt. Es wägt und prüft, um seines Erfolges sicher zu sein.

Nun können wir aber an diesem Gedanken nur einseitig festhalten, wenn wir die ausgestellten Gegenstände auf ihren Stil betrachten. Sie sind durchgehends,,modern".

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Es ist aber unseres Erachtens unnötig, für die gute Aufnahme einer neuen Mode da zu fürchten, von wo sie eigentlich kommt. Und vom Auslande, hauptsächlich von Paris wurde die deutsche Industrie geradezu gedrängt, neue Bahnen in seiner Arbeitstechnik in der Dekoration seiner Erzeugnisse einzuschlagen.

Lange sträubte es sich dagegen. Man möchte fast sagen nur im Geheimen versuchten einzelne Künstler, Erzeugnisse im modernen Stil herzustellen. Das Publikum kehrte sich aber anfangs kaum an die ihrem Empfinden nicht geläufigen Formen und Sonderheiten, so dass begreiflicherweise für die Neuerer vom geschäftlichen Standpunkte aus keine Veranlassung war, in ihren Versuchen weiterzufahren und der modernen Produktionsmanier mit voller Kraft näherzutreten.

Hätten also die Aussichten für die Absatzfähigkeit der modernen Erzeugnisse den Ausschlag für die Pflege der modernen Richtung geben müssen, So wäre wohl ein moderner Stil in der deutschen Goldschmiedekunst kaum aufgekommen, wir haben aber, und zur Ehre unseres Faches sei dies gesagt, unter den deutschen

Goldschmieden nicht nur berechnende Kaufleute, sondern schaffensfreudige und erfolgselige Künstler und ihrem rastlosen Streben, ihrem Kunstverständnisse verdanken wir den neuen Stil in der deutschen Edelmetallindustrie und in gewissem Sinne die Ausstellung ihrer Erzeugnisse,,neudeutschen Stiles" im Grassi-Museum.

Das Publikum verhielt sich, wie schon angedeutet, ursprünglich dem neuen Stil gegenüber vollständig

passiv. Es konnte den nach seiner Ansicht,,sinnlosen" Linien und Verschlingungen keinen Geschmack abgewinnen. Diese

Der Deutsche ist bekanntlich gründlich. Thatsache, die das Publikum abhielt, sich für etwas zu erwärmen, das nach seinem Empfinden ein konkretes Etwas nicht in sich barg, das also nach seiner Ansicht der Tiefe und Gründlichkeit entbehrte, führte den Künstler zu einer Kompromiss. Deutsche Gründlichkeit und fremdländische Phantasie, das musste das Richtige werden!

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Und von neuem ging der Künstler an das Werk, wo der Geschäftsmann längst kein Rendiment erblickte und er versuchte, probierte und schuf den neudeutschen Stil! Wieweit er darin Glück gehabt, das lehrten die vereinzeltenAusstellungen Berliner, Leipziger und anderer einzelner Künstlerfirmen, die ausschlaggebend wurden durch die Ausstellung Pforzheims, die wir als die Repräsentanz der deutschen Goldwaren-Industrie betrachten dürfen.

Nicht als direkte Novitäten für Leipzig und auch nicht als umfassende Veranschaulichung der Pforzheimer, der deutschen Leistungsfähigkeit haben wir die vorzüglich gewählte und arrangierte Ausstellung im GrassiMuseum zu betrachten, aber sie hat unbedingt als die bedeutendste ihrer Art zu gelten, hinsichtlich ihres Umfanges sowohl als auch hinsichtlich ihres künstlerischen Wertes.

Wir sprechen von einem,,neudeutschen Stile" und nicht kurzweg von einem,,neuen" oder „,modernen" Stil, und dies mit bestimmter Absicht.

Wie wir schon oben andeuteten, ist der Deutsche im Ganzen und Grossen in seinem Denken und Fühlen gründlicher als z. B. der Franzose. Seine Phantasie, rege und lebhaft, entfernt sich jedoch nie soweit von der Wirklichkeit, dass sie den Boden des Realen ganz verlässt. Und dies ist der Grund, weshalb er sich dem Traumhaften, Phantastischen der modernen Richtung so sehwer anbequemt.

Auf der anderen Seite ist der Deutsche aber nur zu sehr gemütstief und künstlerisch angelegt, um nicht die Schönheit und Eleganz, die Phantasie der modernen Richt

ung aus den Erzeugnissen ihrer

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