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Ring, ein gldenes Armband und ein in 10 Stücke zerschlagenes goldenes Halsband. Eine Prüfung dieser Schmucksachen durch den Antiquar des Britischen Museums Mr. Read stellte fest, dass diese Sachen wenigstens 1000 Jahre alt und dass sie zu den besten bisher bekannten Goldarbeiten rein keltischen Ursprungs gehören. Alle sind aus massivem Golde und von hervorragender künstlerischer Arbeit. Der Wert der drei Gegenstände wird auf mindestens 10000 geschätzt, die nach Abzug von 20 Proz., die an den Staat fallen, dem Finder zukommen.

Büchertisch.

Der Verkäufer. Praktisches Handbuch für Verkäufer und Verkäuferinnen in allen Branchen. Von S. Fischer. Berlin, S. A. Fischer.

Ein Buch, das mit Sach- und Fachkenntnis ein Thema behandelt, dessen Studium allen im kaufmännischen Leben Stehenden von grossem Vorteil ist und selbst denjenigen, der mit dem Verkaufe nichts zu thun hat, durchaus anmuten wird. Wir können dasselbe bestens zur Anschaffung empfehlen und sind überzeugt, dass es kein Leser ohne Befriedigung, ohne Nutzen daraus gezogen zu haben, weglegen wird.

Verzeichnis der Hamburger Exporteure und Importeure. Hamburg. Pontt & v. Döhren.

Bereits in 8. Auflage erschien das „Verzeichnis der Hamburger Exporteure und Importeure". Dasselbe hat sich sowohl bei Fabrikanten als auch in Kreisen der Exporteure eine ausserordentliche Beliebtheit erworben. Seine Verbreitung ist eine weitgehende, selbst im Auslande findet es jährlich zunehmenden Absatz, da es als Nachschlagebuch allgemein geschätzt wird und der billige Preis von Mk. 2.— gegenüber dem Nutzen, den das Buch bringt, ein sehr geringer ist.

Technisches.

Als Härtepulver für Stahlwerkzeuge eignet sich eine Mischung von 100 Teilen Hirschklauenpulver, 100 Teilen Chinarinde, 50 T. Kochsalz, 30 T. raff. Salpeter, 50 T. blausaurem Kali, alles gut gepulvert, gemischt und mit 200 T. schwarzer Seife zu einem Brei bereitet. Die Werkzeuge werden rotwarm gemacht, worauf das Pulver aufgetragen und die Werkzeuge gehärtet werden. Zum Anlassen kann man sich hauptsächlich für feine Werkzeuge folgender Bleibäder bedienen: 4 Teile Zinn, 7 T. Blei; 4 T. Zinn, 8 T. Blei; 4 T. Zinn, 14 T. Blei; 4. T. Zinn, 19 T. Blei; 4 T. Zinn, 48 T. Blei; 2 T. Zinn, 50 T. Blei.

Ein sicheres Mittel gegen das Rosten der Werkzeuge besteht darin, dass man die letzteren nach dem jedesmaligen Gebrauch gut abtrocknet und sie dann mit einem Überzug von 3 Teilen Speck mit 1 Teil Harz zusammengeschmolzen, versieht. Die feinsten wie die gröbsten Gegenstände aus Stahl und Eisen können damit geschützt werden. Das Verhüten des Rostens besteht bekanntlich darin, den Sauerstoff der Luft abzuhalten, und dies ist am besten zu erreichen durch Überziehen der Gegenstände mit einem Fettfirnis, wie angegeben.

Um Rost von vernickelten Gegenständen zu entfernen, reibt man dieselben erst mit Öl ein und wischt sie dann nach einigen Tagen tüchtig mit einem Tuche ab, welches mit Ammoniak befeuchtet ist. Bleibt dann noch irgend eine Spur von Rost zurück, so kann man dieselbe vollständig durch verdünnte Hydrochlorsäure entfernen, worauf man die Stelle mit Tripel poliert.

Frage- und Antwortkasten.

Frage 85. Die Perlenhändler sprechen sehr häufig von gebleichten und ungebleichten halben Perlen. Wie wird das Bleichen der Perlen bewerkstelligt? M. R. in M.

Frage 86. Die Pariser Silberwarenfabrikanten bringen ziervergoldete Waren in den Handel, an denen man lila Vergoldung wahrnimmt. Dieselbe soll durch Bleioxyd dargestellt werden. Auf welche Weise geschieht dies? R. in M. Frage 87. Wie wird der aluminiumartige Ton auf modernen Silberwaren hergestellt? R. in M.

Frage 88. Giebt es eine Legierung von einem Feingehalt von 333 tausendteilen Feingold, welche recht fest und zäh ist und nicht

reisst? Die Rezepte, welche ich in Büchern finde, laufen so ziemlich alle auf eins hinaus und ich habe bei allen Versuchen nur ähnliche Resultate. W. E. in F

Frage 88. Wie erzielt man auf Gold und Silber farbige Patina? W. in G. Frage 89. Wer liefert Prägungen in Silber und Messing für Bierzipfelbeschläge? W. in H. Frage 89. Ich habe von einem Kunden eine alte goldene Uhr in Zahlung genommen, um den Goldrand dieser Uhr sind kleine weisse Steine, welche ich nicht für Rosen halte, gewöhnliche Glassteine oder Spiegelrosen sind es nicht, weil die Steine hart sind und sich nicht feilen lassen, was sind dies nun? M. K. in C.

Frage 90. Wie stelle ich mir am besten Säuren her, um Gold auf dem Stein zu polieren? Die Säuren, welche man gewöhnlich käuflich erhält, lassen in ihrer Schärfe nach und sind dann nicht mehr zuverlässig. A. R. in B. Frage 91. Wie kann ich am vorteilhaftesten Chlorsilber schmelzen? Ich habe immer schlechte Resultate durch zu grosse Verluste. F. A. in M. Frage 92. Wo bezieht man Kunstguss-Uhren, die sich für Radfahrer-Preise eignen? C. S. in B.

Zu Frage 81. Gegenstände, welche mit Zinn gelötet worden sind, müssen so gut als möglich durch Feile und Schaber nach dem Auseinanderlöten von dem Zinn befreit werden; alsdann lege man sie einige Stunden in chemischreine Salzsäure, wodurch die letzten Teilchen Zinn aufgelöst werden; man reinige so behandelte Gegenstände mit einer Bürste und man kann sie dann getrost ins Feuer bringen. Sind die Gegenstände sehr dünn, sodass man nicht viel daran schaben und feilen kann, dann lege man sie gleich in Salzsäure und lasse sie dann etwas länger darin liegen; Perlen, Türkisen etc., welche von der Säure aufgelöst resp. angegriffen werden, müssen vorher aus den Fassungen genommen werden.

Zu Frage 82. Um eine schöne Ziervergoldung auf silbernen Gegenständen herzustellen, ist es nötig, dass die zu vergoldenden Stellen recht sauber gekratzt eventl. gebürstet sind; alsdann werden sie recht ordentlich getrocknet; die Stellen, welche nicht vergoldet werden, überpinsele man vermittelst eines feinen Pinsels mit Asphaltlack, welcher dann bis zum Hartwerden antrocknen muss, dann hänge man so hergerichtete Gegenstände in die Vergoldung. Den Asphaltlack lösst man dann nach dem Vergolden dadurch ab, dass man die Gegenstände in Terpentin legt und nach Ablösung die Rückstände heiss abseift.

Zu Frage 83. Chemischreines Silber ist nur zu erkennen an dem sogenannten Spratzen. Man nimmt ein Stückchen Silber und schmilzt es auf der Kohle, am besten ohne Deckkohle; ist das Silber im Fluss, so höre man auf zu blasen und man wird beim Erkalten (auf der Kohle) sehen, dass das Silber spratzt, d. h. der bei dem Schmelzprozess aufgenommene Sauerstoff entweicht wieder aus dem Silber und reisst Partikelchen mit heraus, welche auf der Oberfläche haften bleiben eventl. auch fortspritzen; bleibt die Oberfläche ganz glatt, dann ist es unrein. Hugo Lemcke.

Ausfuhrhandel.

Russischer Zoll auf Silberwaren. Wir haben kürzlich die Bestimmungen über den russischen Silberzoll gebracht. Dazu wird dem Russisch-Deutschen Boten" geschrieben: Die in Russland gangbaren Silberwaren zerfallen in zwei Gruppen. Die schwersilbernen Luxusgeräte umfassen neben kostbarem Tafelservice hauptsächlich Devotionalien aller Art, wie Altargeräte, Bekleidung von Heiligenbildern, Kirchenschmuck etc. Diese sind ziemlich ausschliesslich Erzeugnisse nationalrussischer, hausindustriell oder handwerksmässig betriebener Silberschmiedekunst und, soweit das Ausland etwa konkurriert, durch den bisherigen Zoll genügend geschützt. Die leichten und billigen Silberwaren des Massenverbrauchs, wie Knöpfe, Ketten, billige Geräte und Schmucksachen, kann dagegen das Ausland und speziell Deutschland dank maschineller Technik und Massenproduktion so billig herstellen, dass selbst bei erhöhtem Zoll kaum eine russische Konkurrenzindustrie entstehen dürfte. Es soll deshalb auch der Zoll auf Silberwaren eigentlich nicht erhöht werden, sondern nur der neu eingeführte Zoll auf Rohsilber in Höhe von 3 Rbl. per Pfund als Zuschlag aufgeschlagen werden; das gleiche ist für Blattsilber der Fall. Der Zoll auf Silbererze bleibt nur für solche mit weniger als 1% Reinsilber unverändert. Höherhaltige zahlen für je 1% Mehrgehalt per Pud 1 Rbl. 20 Kopeken Zuschlag. Für silberne Taschenuhren bleibt in anbetracht des relativ geringen Silbergehalts der alte Zoll bestehen.

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Inhalt: Herbstgedanken. Peter Berlin von Wimpfen, ein süddeutscher Goldschmied des 15. Jahrhunderts. - Der Silberfund von Bernay (Fortsetzung).
Das Wiener Edelmetallgewerbe und die deutsche Konkurrenz. Schmuck und Mode. Firmen. Personal. Vereine. Versammlungen. Handel und Verkehr.
Kunstgewerbliches. Schulwesen. - Unglücksfälle. Verbrechen. Verurteilungen. Vermischtes. Technisches.
Entgegnung.
Frage- und Antwortkasten.
Ausfuhrhandel. - Konkurse und Insolvenzen. -Silberkurs. - Arbeitsmarkt. - Inserate.

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Herbstgedanken.

nter diesem Titel erscheinen alljährlich in den Zeitungen melancholische Betrachtungen über die ,,fallenden Blätter", den über die Stoppeln,,wehenden Wind", das,,Verstummen der gefiederten Sänger" etc., und es giebt ja auch in unserem Geschäftszweige mancherlei Anlass für den aufmerksamen Beobachter, Trauerweisen anzustimmen. Unter diesen Anlässen steht naturgemäss die Klage über schlechten Geschäftsgang obenan, die jahraus, jahrein in fetten und mageren Jahren ertönend, schon viel von ihrer Eindrucksfähigkeit verloren hat; in diesem Jahre wird sie zwar auch nicht verstummen, aber doch voraussichtlich nicht allzu sehr berechtigt sein. Wenn auch hie und da in einzelnen Geschäften der gewohnte Umsatz nicht erreicht sein mag, so tragen daran die Sommermonate und die Andauer des schönen Wetters Schuld, die viele kauf kräftige Elemente länger als sonst in den Sommerfrischen zurückhielten. Jetzt aber lässt sich das Geschäft doch schon etwas besser an und es sind alle Aussichten vorhanden, dass wir im Allgemeinen einen recht lebhaften Herbst- und Weihnachtsverkehr haben werden.

Ist auch in der Hauptsache der allgemeine günstige Aufschwung des deutschen Erwerbslebens von günstigstem Einflusse auch auf unseren Gold- und Silberwaren-Handel gewesen, so dürfen wir diese Besserung der Verhältnisse doch wohl auch den neueren Bestrebungen in der künstlerischen und modernen Ausstattung unserer Waren zuschreiben. Der Bruch mit den althergebrachten Ueberlieferungen in der Schmuckerzeugung, die Verbannung der sinn- und stillosen Schnörkelei, der Kleeblätter, Halbmonde und Hufeisen, die Rückkehr zu den einfachen schönen Naturformen

hat auch beim Publikum wieder neues Interesse für den Schmuck erweckt. Man hört dies aus den Aeusserungen selbst einfacherer Leute, bei denen man weiter keine kunstgewerbliche Vorbildung erwarten darf, wenn sie die neueren Schmucksachen auf unseren Kunstausstellungen betrachten. Gott sei Dank! mal etwas anderes! Natürlich ist ja nicht alles gut und schön, was nun in dem neuen Stil auf dem Markte erscheint und mancher Fabrikant könnte die Natur noch besser studieren, er würde dann finden, dass die Stiele und Stengel bei den Pflanzen stets rund und nicht flach sind, wie sie vielfach gemacht werden. Trotz aller Mängel aber gewinnt der neue Stil immer mehr an Boden; man sieht ihn jetzt nicht mehr ausschliesslich in den Fenstern der allerersten Juweliere, nein, er erscheint jetzt auch in den Auslagen der Mittelstufe und selbst Doublé-Fabrikate schliessen sich der neuen Bewegung an. Ob dies von Vorteil für den besseren Schmuck ist, wollen wir dahingestellt sein lassen. Der Anzug, den der gewöhnliche Mann trägt und der, den der Kavalier sich machen lässt, zeigen äusserlich auch oft denselben Stil und sind in Material und Ausführung doch so grundverschieden; deswegen werden beide Sorten nach wie vor gekauft und so dürfte es auch bei besserem und geringerem Schmuck sein, obgleich sie äusserlich dem Stil nach ähnlich scheinen.

Dass die Thätigkeit der ,,Centralstelle Schmuck und Mode" (Geschäftsstelle: unsere Handelszeitung) auch das ihrige zur Belebung des Geschäftes in unseren Artikeln beigetragen hat, wird von allen Seiten anerkannt und wir entnehmen daraus den Ansporn, gerade diese Thätigkeit für das bevorstehende Herbst- und Weihnachtsgeschäft auf das Energischste und Gründ

lichste auszuüben, wobei uns die Vereinigungen in unserer Branche willig und thatkräftig unterstützen. Möge sich der Juwelier, der Ladeninhaber ist, durch ein paar stille Tage nicht beunruhigen und entmutigen lassen; sie gehen vorüber, wie sie bisher noch jedes

Jahr vorübergegangen sind, und mit dem Beginn des letzten Vierteljahrs dürfen wir zuversichtlich auch auf eine allgemeine Belebung des Geschäftes hoffen, die anhalten und wie alljährlich im Dezember ihren Höhepunkt erreichen wird.

Peter Berlin von Wimpfen,

ein süddeutscher Goldschmied des 15. Jahrhunderts.

Nach der Zerstörung Mailands im Jahre 1162, schreibt die "Frankf. Ztg.", übergab Kaiser Barbarossa seinem verdienten Kanzler, dem Kölner Erzbischof Rainald von Dassel als wertvollstes Geschenk die Ueberreste der,,drei Weisen aus dem Morgenlande" und andere Reliquien, welche bis dahin in der Ambrogiana, dem Dome der lombardischen Metropole, ihre Ruhestätte gehabt hatten. Eine ehrwürdige Ueberlieferung, deren Zuverlässigkeit freilich von mailändischen Gelehrten auf das lebhafteste bestritten wird, berichtet nu, unter jenen ,,anderen Reliquien" seien auch diejenigen der Protomärtyrer Gervasius und Protasius gewesen, diese aber habe der rheinische Kirchenfürst, als er im Jahre 1164 auf seiner Heimreise die Stadt Altbreisach berührte, der dortigen Münsterkirche überlassen.

Welchen Wert nun auch eine solche, nicht sowohl durch ihren Gegenstand wie durch die geschichtlichen Begleitumsände bemerkenswerte Nachricht haben mag, so viel steht jedenfalls fest, dass man in Breisach seit Jahrhunderten sich rühmt, die Ueberreste der beiden Mailänder Blutzeugen zu besitzen. Das bedeutsamste aber ist, dass wir diesem frommen Glauben eines der wertvollsten Erzeugnisse spätmittelalterlicher Goldschmiedekunst verdanken.

Während früher die Reliquien in einem noch erhaltenen polychromierten hölzernen Kasten aufbewahrt wurden, beschloss gegen Ende des 15. Jahrhunderts die Bürgerschaft, einen prächtigen Schrein herstellen zu lassen. Den nächsten Anlass zu solcher Opferwilligkeit bot wohl die Befreiung von dem tyrannischen Regiment des burgundischen Landvogts Peter von Hagenbach, in dem man nicht mit Unrecht das Urbild Gesslers erblickt hat, sondern auch der glückliche Ausgang der Burgunderkriege überhaupt.

Die Ausführung des Werkes übertrug man dem Meister Peter Berlin von Wimpfen, einem Künstler, dessen Name unseres Wissens bisher mit keiner anderen grösseren Arbeit

in Zusammenhang gebracht worden ist. Und doch zeigt das Breisacher Reliquiarium einen so hohen Grad künstlerischer Auffassung und technischer Vollendung, dass jeder Gedanke an eine Schöpfung aus der Frühzeit des Meisters oder gar an eine Erstlingsleistung von vornherein ausgeschlossen ist. Ueber den Urheber des hervorragenden Werkes seien noch ein paar Worte gestattet.

Dieser bezeichnet sich auf dem im Jahre 1496 vollendeten Schrein selbst als ,,Petrus Berlyn de Wimpffina"; unter Wimpffina aber ist die alte Reichsstadt Wimpfen am Neckar zu verstehen. Dort waren die Berlin ein altangesessenes, vornehmes Bürgergeschlecht, dessen Mitglieder wiederholt an der Spitze der städtischen Verwaltung standen. Dem Namen Peter begegnet man öfter in der Familie und nicht unmöglich ist es, dass wir in einem seiner Träger, der zwischen den Jahren 1500 und 1552 in der Heimat die Bürgermeister würde bekleidete, eben den Breisacher Künstler zu erblicken haben.

Nicht minder als in Wimpfen gehörten im benachbarten Heilbronn die Berlin zu den angesehensten Geschlechtern, und es ist von besonderem Wert für die Feststellung anderer Arbeiten unseres Meisters, dass wir dort auch das Wappen der Familie, drei übereinandergestellte Eisenhütlein, kennen lernen. Den naheliegenden Gedanken, dass in der herrlichen Stiftskirche zu Wimpfen im Thal Kunstwerke Peter Berlins vorhanden gewesen seien, spricht Georg Schäfer, Kunstdenkmäler von Hessen, Kreis Wimpfen, S. 266 aus, doch vermag auch er keines mehr nachzuweisen. Ein anderes Verdienst hat indessen schon vor etlichen Jahrzehnten Fr. Mone unserem Künstler zuerkannt, indem er nur ihn, oder allenfalls einen Schüler Martin Schongauers, als den Urheber der höchst charakteristischen Zeichnungen zu einer im Jahre 1480 in Breisach entstandenen Reimchronik über den oben erwähnten Peter von Hagenbach gelten lassen wollte.

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Der Silberfund von Bernay.

(Fortsetzung.)

Der erste Becher (11 cm hoch 16 cm Durchm. Abb. 3) zeigt auf der einen Seite einen sitzenden bärtigen Centauren, auf dem linken Arm ein Löwenfell, das auf seinen Rücken hinabfällt, die Rechte auf einen Felsen gestützt. Geduldig lässt er sich die Neckereien des vor ihm stehenden Amors gefallen, der ihm das Haar zerzaust und mit der erhobenen Rechten zu einem Backenstreich ausholt. Die Bezwingung dieses wilden Geschöpfes durch die Macht Amors ist ein beliebtes Thema der spätgriechischen Zeit. Auch in statuarischer Form hat sich

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hervor, das Lieblingstier des Bacchus, dazwischen wird noch ein Korb mit einer Schlange sowie eine Theatermaske sichtbar. Der Spiegel giebt auch den Pfeiler wieder, der mit einem Korbe auf der Spitze hinter dem Amor steht. Hinter der Centaurin erscheint zunächst ein gefüllter Korb, dann ein Amor, der eine Mohnblume bricht, und eine Vase mit einem

kämpfenden Reiter. Auch hier ist die Lokalität durch einen Baum bezeichnet.

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Ganz ähnlich in Komposition und Inhalt ist das Gegenstück (Abbildung 4), der Becher ist stark beschädigt. Dem unbärtigen Centauren fehlt der rechte Arm; wie die aufgeblähten Backen verraten, hielt er ein Blasinstrument. Zu seinen Füssen sehen wir vor einem Pfeiler einen Panther und einen Amor, der sich mit einem umgestürzten Korbe zu thun macht. Ein anderer, auf einer Vase stehend, auf der ein Triton dargestellt ist, spielt mit einem Pfau. Den Abschluss bildet ein Pfeiler mit einem Korbe. Links vom Centauren wird in flachstem Relief eine Bacchantin sichtbar, welche aus ihrer Brust Milch in eine Schale füllt, weiter

Der Silberfund von Bernay. Abbildung 3.

disisias in Karien zur Zeit des Kaisers Hadrian vermutlich nach älteren Bronzeoriginalen gearbeitet worden sind. Der ältere Centaur wendet sich mit schmerzlicher Miene zu einem auf seinem Rücken sitzenden Amor, der ihm die Hände gefesselt hat. Doch kehren wir wieder zu unserer Darstellung zurück. Links von der beschriebenen Gruppe liegt eine Leier, auf deren Schallkasten in zierlichster Arbeit Apoll mit einem Amor erscheint. Dann folgt ein grosses Gefäss mit einem Relief (ein Satyr reicht Herkules einen Becher), in das aus einer querliegenden Urne eine Flüssigkeit sich ergiesst. Ein junger Faun beugt sich über den Rand des Gefässes. Auf der anderen Seite des Centauren bemüht sich ein Amor, einen Korb mit Früchten

Der Silberfund von Bernay. Abbildung 4.

emporzuheben. Auf einem Tisch daneben, dessen Füsse als Bacchanten gebildet sind, stehen Vasen und Trinkhörner in Gestalt von Panthern. Darüber breitet ein Baum seine knorrigen Zweige aus. Die Mitte der Rückseite nimmt eine epheubekränzte Centaurin ein; sie hält, indem sie ihren Kopf in leidenschaftlicher Erregung zurückbeugt, einem Amor, der die Doppelflöte bläst, einen runden Spiegel vor. Aus der umgestürzten Vase, auf der der Kleine steht, stürzt ein Panther

ein Erot, der ein phantastisches Tier tränkt und eine Vase unter einem Baume, die mit einem Mädchenraub geziert ist. Die Centaurin auf der Gegenseite zeigt eine ähnliche Erregung, die Liebe und Wein erzeugt zu haben scheint, wie ihre Genossin auf dem ersten Becher. Fast mit wehmütigem Gesichtsausdruck schaut sie nach einem Amor zurück, der sie mit

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Trauben bewirft. In der einen Hand hält sie einen Weinschlauch, in der anderen einen Korb mit Früchten, aus dem ein Amor langt. Der übrige Teil der Fläche ist ausgefüllt mit Korb, Becher, Baum und einem Tisch, ganz ähnlich dem auf dem ersten Becher.

Das Wiener Edelmetallgewerbe und die deutsche Konkurrenz.

Ein vorteilhaftes Licht auf den Stand der deutschen Edelmetallindustrie wirft der Bericht der Wiener Handelskammer, den wir der Hauptsache nach der letzterschienenen Nummer der ,,Edelmetallindustrie" entnehmen.

Im Verfolg einer Jeremiade über den traurigen Stand des Gewerbes in Wien heisst es in der betr. Schrift:

Die Geschäftslage der Juweliere, Gold- und Silberschmiede wird von der Genossenschaft als nicht günstig bezeichnet, da sich die Absatzverhältnisse infolge der zunehmenden Einfuhr, namentlich aus Deutschland, immer schwieriger und unlohnender gestalteten und nur wenige Firmen mit dem Auslande zu konkurrieren vermöchten. Schuld an der geringen Exportfähigkeit trage der Umstand, dass die Punzierung von Exportware nicht vorgeschrieben sei. Im Auslande wäre man durch die englischen, französischen, russischen und italienischen Erzeugnisse an punzierte Ware gewöhnt und meide daher die österreichische, welche des vor Übervorteilung schützenden Kontrollstempels ermangle. Mit der Punzierung würde auch dem österreichischen Fabrikate das Vertrauen der auswärtigen Käufer gewonnen werden, um so gewisser, als dasselbe in Ansehung geschmackvoller und künstlerischer Ausführung jeder Konkurrenz gewachsen sei.

Medaille zur Erinnerung an die Friedensconferenz im Haag 1899.

Ein wesentliches Hemmnis für das Prosperieren der Branche bilde auch der Mangel an billigem Kapital. Während der inländische Erzeuger infolge dieses Mangels von der Übernahme manches Auftrages absehen müsse, sei der deutsche durch die ihm reichlichst zu Gebote stehenden billigen Geldmittel in der Lage, den inländischen Konsumenten so langfristige Kredite (6 bis 12 Monate) zu gewähren, dass letztere es meist vorzögen, das auswärtige Fabrikat teurer zu bezahlen, als vom Inländer Ware per Kasse zu kaufen. Die Gewöhnung der Konsumenten an diese schleppende Zahlungsweise zwinge besser fundierte Geschäfte zu gleichem Vorgehen, das selbstverständlich mit dem Nachteile verbunden ist, dass hier mit teuerem Gelde gearbeitet werde; der Kleingewerbetreibende vermöge begreiflicherweise so lange Respiri nicht einzugehen und werde daher immer mehr aus der Konkurrenz verdrängt. Noch ein bemerkenswerter Übelstand sei es, dass die österreichischen und ungarischen Konsumenten (Kaufleute) dem deutschen Erzeuger das verwendete Silbermaterial um 10 bis 15 Prozent teurer bezahlten, als es dem effektiven Silberpreise nach zu bewerten wäre, dem inländischen Erzeuger aber oft nicht einmal die dazu verwendete Legur vergüten wollten. Des weiteren verlören die dortigen Gold- und Silberwaren allmählich ein früher sehr aufnahmefähiges Absatzgebiet in Ungarn. Die Budapester Konkurrenz-Industrie sei infolge der ihr seitens der ungarischen Regierung für ihr Emporkommen

und Gedeihen gebotenen Unterstützung bereits so leistungsfähig geworden, dass sie nicht blos die Wiener Silberware mehr und mehr von dort verdränge, sondern selbst nach Wien schon zu liefern im Stande sei. Werde noch in Betracht gezogen, dass der österreichische, speziell der Wiener Erzeuger, mit stets steigenden Löhnen, Mieten, Steuern und sonstigen Abgaben, kurz mit den ungünstigsten Produktionsbedingungen zu kämpfen habe, so könne es nicht wunder nehmen, wenn die Kleingewerbetreibenden der Branche zumeist in misslicher, manche in geradezu trostloser Lage sich befänden, wie die Thatsache ausser Zweifel stelle, dass mancher Kleinmeister eine Erkrankung deshalb willkommen heisse, weil sie ihm durch das Krankengeld eine seinen Wochenverdienst übersteigende Einnahme verschafft!! -!

Dass unter so traurigen Erwerbsverhältnissen von Betriebsverbesserungen, der Einführung maschinellen Betriebes u. s. w. nicht die Rede sein könne, müsse einleuchten, und so bleibe der hiesige Erzeuger auf die Geschicklichkeit seiner Hand angewiesen, die natürlich nicht ausreiche, mit der namentlich in Deutschland hochentwickelten maschinellen Produktion die Konkurrenz zu bestehen. Was bisher unternommen worden sei, um dem Kleingewerbe aufzuhelfen, habe keine Besserung herbeizuführen vermocht. Es wird daher nachdrücklichst verlangt, dass von Seite der Staatsverwaltung endlich Schritte unternommen würden, um der gewerblichen Bedrängnis, die in völligen Niedergang überzugehen drohe, zu steuern. Ein solches wirksames Mittel wäre die Erhöhung des auf Gold- und Silberwaren bestehenden Einfuhrzolles, der sich gegenwärtig nur als eine Manipulationsgebühr darstelle, zu einem wirklichen Schutzzolle.

Die Erzeugung von Gross-Silberware speziell betreffend, wird der von derselben im Betriebsjahre erzielte Erfolg von einer Seite als relativ günstig bezeichnet. Die kapitalskräftigen Unternehmungen hatten für die Jubiläums-Ausstellung viel zu thun, und der Wetteifer, schöne, formvollendete Objekte herzustellen, war allgemein vorherrschend. Es wird mit Befriedigung hervorgehoben, dass namentlich in Wien künstlerisch nach modernstem Geschmacke durchgeführte Waren erzeugt wurden, sowie dass die Konkurrenz aus Transleithanien bisher noch keinen Schaden nach dieser Richtung hin zuzufügen im Stande war. Dagegen wird leider konstatiert, dass die ungarische Silberwarenfabrik in sog. Kommerzware beträchtlichen Eintrag brachte, indem sie die Preise infolge der ihr zu Gebote stehenden billigen Arbeitskräfte und der ihr seitens der Behörden gewährten Begünstigungen dermassen herabdrückte, dass namentlich die Besteckarbeiter darunter litten und manche Firmen die Erzeugung derselben einstellen mussten.

Die ungarische Fabrik produziere und verkaufe nicht bloss billig, sondern sie gebe auch den kleinen Juwelieren in der Provinz Waren, die früher per Kasse gekauft werden mussten, auf Monate in Kommission. Wenn trotzdem im allgemeinen die auf das Jubiläumsjahr gegründeten Erwartungen in Bezug auf den Geschäftsgung sich leider nicht erfüllten, so war dies auf die Landestrauer und den durch dieselbe bedingten Wegfall vieler Festlichkeiten zurückzuführen.

Im Gegensatze zur voranstehenden Schilderung lautet ein zweiter Bericht entschieden ungünstig. Diesem zufolge war der Geschäftsgang in der Silberwarenbranche ein sehr schlechter, ja der schlechteste des Jahrzehnts. Als Ursachen dieser Erscheinung werden die mehr und mehr fühlbar werdende Konkurrenz der subventionierten ungarischen Fa

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