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viel Geschäftsleute getrauen sich dann das Geschäft zu verlassen! Sie sind also noch schlimmer daran, denn sie sitzen hinter verschlossenen Thüren!

Leider ist der Konkurrenzneid unter der Menschheit so gross, dass einer auf den andern mit Argusaugen blickt; man sollte aber denen, deren Leben nur in Mühe und Arbeit besteht, das Bischen gönnen, denn die Konkurrenz, die sie dem Überlegenen machen, können letztere vertragen.

Es ist selbstredend, dass die Allgemeinheit sich nach dem einzelnen nicht richten kann. Man schütze die Unselbständigen! aber hier die Unselbständigen, d. h. also die wirtschaftlich Schwachen. Die

Selbständigen, die Inhaber bedeutender gewinnbringender Geschäfte, können sich selbst schützen, denn sie sind frei und unabhängig. Die Schwachen wirtschaften von selbt ab zu ihrem eigenen grössten Kummer und deshalb soll man sie nicht mit Gewalt zu Grunde richten!

Doch hoffentlich wird man gerecht sein! Und nun zum Schluss die schüchterne Frage: Wird nun auch für den Zwangsschluss der Restaurationen, Destillationen, sog. Budiken, Cafés etc. mit ebensolcher Energie eingetreten werden, damit die Inhaber dieser Geschäfte sich auch beizeiten schlafen legen können? Ja, Bauer, das ist etwas ganz anderes!

Schmuck und Mode.

Wir nähern uns der Zeit, in welcher der Goldschmied wie man so sagt -,,alle Hände voll zu thun hat", - der Zeit, wo er seine Auslage reicher und vielseitiger arrangieren, sein Lager und seine Bestände ergänzen muss. Nicht, als ob

wir annehmen, dass der tüchtige Goldschmied nicht von selbst sich darüber im Klaren wäre, was er anzufertigen, was er sich zuzulegen hat, möchten wir hiermit kurz auf einige Neuheiten hinweisen.

Ein Artikel, der in der Bijouteriebranche noch längst nicht die ihm zukommende Beachtung gefunden, ist der Knopf. Als Neuheit kommen nun aus England Garnituren wertvoller Knöpfe für Damenblusen und Herrenwesten, bestehend in Edelsteinen mit Auflagen von Gold und Perlen.

Auch Paris bietet Neuheiten in sehr wertvollen Knöpfen und bei der Begeisterung, mit der die angebotenen Stücke aufgenommen werden, ist anzunehmen, dass sich die Produzenten mit aller Macht darauf werfen werden, noch recht viel Gediegenes hierin zu schaffen.

Neuerdings sehr beliebt sind die Anhänger, wie sie auf unserm nebenstehenden Bilde zu sehen sind. Dieselben bestehen aus den verschiedensten Sächelchen und werden von Herren sowohl als auch von Damen getragen, selbstredend in angepasster Ausführung.

Immer noch mit an der Spitze der Neuheiten stehen die bekannten französischen runden Goldbroschen mit den fein getriebenen Figürchen und Köpfchen in Flachrelief der französischen Meister.

Das Armband schafft sich immer mehr Eingang in die Herrenwelt. Im Gegensatze zu den zierlichen Damenarmbändern zeichnen sich die von den Herren getragenen durch ihr kräftiges Aussehen aus. Starke Kettenglieder oder auch dicht gereihte Schuppen bilden beliebte Formen für Herrenarmbänder.

Die Gürtelschnallen werden nicht minder abwechslungsreich als massenhaft getragen, wie auch die so sehr beliebten Hängeketten und Anhänger von herrlichsten Formen und verschiedenartigster Ausführung. In etwas geänderter Form wird neuerdings die Schnalle auch als ein sehr kleidsamer Halsschmuck getragen, als Verschluss für Sammt- und Seidenbänder, die häufig überdies noch mit Edelsteinen besetzt sind.

Man fühlt, einesteils aus dem Schaffen der Produzenten, andererseits aber hauptsächlich aus dem Interesse, welches. das schmuckliebende Publikum den modernen Erzeugnissen der Goldschmiedekunst entgegenbringt, einen Hauch wehen, der uns befriedigend in die Zukunft blicken lässt, und auch die allgemeinen Verhältnisse lassen auf ein gutes Herbstgeschäft schliessen.

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Perlen.

Die Völker des Altertums hatten schon eine grosse Vorliebe zum Perlenschmuck. Eine indische Legende besagt, dass der Gott Krischna dieselben entdeckt habe und solche aus dem Meere nahm, um seine Tochter Pandaia damit zu schmücken. Die heiligen Bücher der Inder enthalten sogar Abbildungen von Elefanten, die mit diesem Kleinod geschmückt sind. Als Facemier, gegen die Mitte des vorigen Jahrhunderts den Orient besuchte, fand er, dass Perlen von Arm und Reich als Ohrgehänge getragen wurden. In China fanden die Perlen schon Verwendung 2200 Jahre vor Christi Geburt zur Steuer und Tributzahlung. Das alte chinesische Buch, Urlja genannt, das 1000 Jahre vor unserer Zeitrechnung verfasst wurde, meldet, dass Perlen aus dem Westen des Sonnenreiches kommen und dass man sich dort derselben als Schmucksachen wie auch als Amulet gegen Feuersgefahr bedient. Die alten Egypter schätzten dies Kleinod sehr hoch. Von Kleopatra wird erzählt, dass sie zwei sehr grosse Perlen, wie man solche nie zuvor gesehen hatte, von einem König aus dem Orient zum Geschenk bekommen habe und dieselben als Ohrenschmuck trug. Bei Gelegenheit eines grossen Festmahles bei Marcus Antonius soll sie, indem sie mit diesem um die Verschwendungssucht wetteiferte, eine dieser Perlen zerstossen und in Essig aufgelöst, verschluckt haben. Die zweite dieser Perlen fiel später in die Hände Agrippas, eines Feldherrn Augustus, welcher sie halbieren lies, um die Ohren der Venus im Pantheon damit zu zieren. Auch bei den Griechen standen die Perlen in hohem Ansehen. In Rom galten sie als überaus geschätzter Luxus. Julius Cäsar schenkte eine im Werte von einer Million Mark der Sivillia, der Mutter Brutus. Ein

Die Jagd nach dem Glück

erhielt kürzlich eine neue Illustration vor dem Schwurgericht am Landgericht II in Berlin. Wegen betrügerischen Bankerotts war der Uhrmacher Paul Ruppin, zuletzt in Schöneberg wohnhaft, angeklagt; seine Ehefrau Emilie geb. Lüttke, sowie sein Schwager, der Bahnarbeiter Max Kidschke in Berlin und der Uhrmacher Kasimir Tischler hatten sich wegen Beihilfe zu diesem Verbrechen zu verantworten. Ruppin, ein noch sehr junger Mann mit gewandten Allüren, hat schon im Jahre 1889 in einer Werkstatt, in welcher er als Gehilfe arbeitete, gesagt, er werde sich nicht seiner Lebtage quälen. Er werde sich etablieren, dann eine ordentliche Pleite machen und „raufkommen". Im Jahre 1895 begründete er, ohne selbst einen Pfennig Geld zu besitzen, in der Gleditschstrasse ein Uhren- und Goldwaren-Geschäft nebst Reparatur-Anstalt. Die Waren nahm er auf Kommission, und zur Anschaffung der Laden-Einrichtung lieh ihm sein Schwager Kidschke 400 Mark. Die Uhren- und Goldwaren versicherte er bei der Gesellschaft Fides" für 5000 Mark gegen Diebstahl. Schon im März 1896 wurde bei ihm eingebrochen, der Einbrechern fielen angeblich 3500-4000 Mark Wertgegenstände in die Hände. Die Polizei wie die Versicherungs-Gesellschaft standen dem „Einbruch“ sehr skeptisch gegenüber, aber es liess sich nichts beweisen und so liess sich denn die Gesellschaft auf einen Vergleich ein und zahlte 2000 Mark Entschädigung. Später wurde zwar ein Verfahren wegen Betruges gegen Ruppin eingeleitet, doch auch dieses musste wegen Mangel an ausreichenden Beweisen eingestellt werden. Ruppin hatte wegen angeblichen Mangels von Waren das Geschäft geschlossen, aber sein Schwager Kidschke machte dasselbe sofort wieder auf, da ihm Ruppin dasselbe gegen die 400 Mark überliess, die Kidschke für Beschaffung der Laden-Einrichtung hergegeben hatte. Kidschke stellte Ruppin als seinen Geschäftsführer an, überliess diesem aber volle Selbständigkeit. Gleich darauf heiratete Ruppin. Seine Frau brachte 4000 Mark Mitgift, er verzichtete aber auf Niessbrauch und Verwaltungsrecht. Nunmehr übernahm die Frau das Geschäft, Kidschke bekam die angeblich eingeschossenen 400 Mark angeblich zurück und Ruppin wurde als Prokurist seiner Frau mit Generalvollmacht in das Landesregister eingetragen. Er besorgte die Waren

herrlicher Schmuck war im Besitze der Kaiserin Sollia Paulina, der Gemahlin Caligulas. Derselbe bestand aus Perlen und Smaragden und wurde über 10 Millionen Mark geschätzt. Die Damen der römischen Aristokratie trugen 3 Arten von Halsketten. Solche von einer Reihe Perlen hiess Monilum, die zweite und dritte Art bestand aus Perlen sowie grünen Steinen, oder aus Perlen und blauen Steinen und hiess Dilinum und Trilinum. Von den Römern kamen die Perlen zu den anderen Völkern, besonders am Hofe Karls des Grossen sah man sehr schöne. Die Damen trugen sie als Halsketten und Ohrgehänge, auch auf Bändern befestigt, als Haarschmuck. Die ungarische Krone vom hl. Stephanus, eine der ältesten die existieren, ist ebenso berühmt durch ihre schönen Perlen als auch durch ihr Altertum. Als Karl der Kühne im Jahre 1473 auf dem Reichstage in Trier erschien, umgab ihn ein Goldgewand, mit Perlen reich besetzt. In der Schatzkammer des Schlosses Rothenborg bei Kopenhagen, welches dem König Christian IV. von Dänemark gehörte, befanden sich 5 Kronen und 45 grosse Medaillen mit Perlen besetzt, sowie 15 Perlenhalsbänder. Als Christoph Columbus am 7. August 1498 im Golfe von Paria landete, fand er Indianer, welche Armbänder mit Perlen verziert trugen; auch zeigten ilm die Indianer die Muscheln, woraus sie dieselben entnahmen. Columbus nahm als Geschenk für Ferdinand und Isabella drei sehr grosse Perlen mit. Er schmeichelte sich, in dem Golfe von Paria die Heimat der Perlen entdeckt zu haben, denn es ist nicht zu vergessen, dass er sich in Indien glaubte und er im Plinius gelesen hatte, dass dort die Perlen gefunden würden und dieselben dadurch entständen, wenn Tautropfen in die geöffneten Muscheln hineinfielen.

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auf Kredit und hielt die Gläubiger in dem Wahn, dass er selbst Inhaber des Geschäftes sei. Das letztere wurde nun aus der Gleditschstrasse nach der Hauptstrasse in Schöneberg verlegt und gleich darauf wurde auch noch eine Filiale in derselben Strasse eingerichtet, die dem Angeklagten Tischler übertragen wurde, der dafür 400 Mark Kaution stellte. Wenige Monate später verkaufte Ruppin Hauptgeschäft und Filiale an Tischler. Als Kaufpreis wurde die gestellte Kaution von 400 Mark angerechnet, ausserdem übernahm Tischler Geschäftsschulden von 6000 Mark auf seine Rechnung und verpflichtete sich für den Fall, dass er das Geschäft später einmal ernstlich“ übernehmen würde, noch 400 Mark haar an Ruppin zu zahlen. Die Firmen-Veränderung wurde handelsgerichtlich eingetragen. Ruppin behielt sich aber Prokura vor und blieb als Prokurist Verwalter des Hauptgeschäftes, während Tischler die Filiale weiter vertrat. Gar bald aber erfuhr Letzterer, dass die Geschäftsschulden viel grösser waren, als wie die übernommenen, deshalb machte Tischler kurzen Prozess, er nahm sich als Ersatz für seine Kaution für 400 Mark Goldwaren, schloss die Filiale und ging heim, dem Ruppin erklärte er aber schriftlich, dass er von dem Geschäftskauf wegen falscher Vorspiegelungen zurücktrete. Jetzt meldete Ruppin unter dem Drucke seiner Gläubiger Konkurs an. Dem Allem war noch vorausgegangen, dass Ruppin schon die Versicherungssumme, die er nach dem angeblichen Diebstahle erhielt, nicht vollständig zur Befriedigung seiner Gläubiger verwandte und schon deshalb im Juni 1896 den Offenbarungseid geleistet hatte. Unter den von Tischler übernommenen Geschäftsschulden befanden sich auch 1500 Mark für Kidschke, die fingiert waren. Die Gläubiger haben nach Beendigung des Konkursverfahrens trotz der kurzen Zeit des Geschäftsbestandes nur 17% erhalten. Wo die zur Activa gehörigen Waren geblieben sind, ist nicht genau ermittelt worden. Nach allen diesen Transaktionen, bei denen die Absicht, die Gläubiger zu betrügen, unverkennbar war, erkannten die Geschworenen nicht allein auf schuldig, sie versagten auch mildernde Umstände. Die anderen drei Angeklagten wurden für nichtschuldig erklärt und demgemäss freigesprochen. Ruppin selbst aber wurde zu drei Jahren und einem Monat Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust verurteilt.

Firmen, Personal. Vereine. Versammlungen.

Ehrung für Geh. Hofrat Professor E. Graff in Dresden. Am 1. Oktober d. J. vollenden sich 25 Jahre, dass die Königl. Sächsische Staatsregierung den jetzigen Direktor der Königl. Kunstgewerbeschule und des Königl. Kunstgewerbemuseums, Herrn Geh. Hofrat Professor E. Graff, nach Dresden berief, als Leiter der „Schule für Musterzeichnen und Modellieren". Alle, die seit dieser Zeit an der ein Jahr später zur „Königl. Kunstgewerbeschule" erhobenen Anstalt als Lehrer oder als Schüler thätig waren oder sind, kennen die hervorragenden Leistungen Prof. Graff's an dem glücklichen Gedeihen der Anstalt, und seine unermüdliche Thätigkeit für Kunst und Kunstgewerbe.

Die Kartonnagenfabrik Freund & Waschau in Berlin verlegt ihre Fabrik und Komptoir nach Waldemarstrasse 18.

Herr Kabinetmeister Krauss, in der Firma Gebrüder Hepp thätig, feierte am 21. d. M. das Fest der silbernen Hochzeit. Am Abend brachte ihm der „Sängerkranz“ ein Ständchen, während von einer Deputation des Werkmeister-Bezirksvereins, dessen langjähriger erster Vorsitzender Herr Krauss ist, mit den herzlichsten Glückwünschen demselben im Namen der Mitglieder des Vereins ein würdiges Geschenk überreicht wurde.

Handel und Verkehr.

Über einen Wechsel in der amerikanischen Bijouteriemode berichtet ein ausländischer Konsularbericht aus Chicago: Ohrgehänge, deren Tragen man seit 10 Jahren fast gänzlich aufgegeben hatte, kommen wieder in Mode und werden Perlen- und Diamantohrringe mit Schraubenverschluss am meisten begünstigt, obwohl auch neuartige Phantasie-Ohrringe von den Juwelieren in Bereitschaft gehalten werden, um sobald als möglich lanciert zu werden. Der Bann, in welchen der Opal als Unglücksbringer noch vor Kurzem durch den Aberglauben erklärt war, ist nunmehr vollständig gewichen; es ist im Gegenteil der Glaube, dass der Opal Glück spende, sehr populär geworden. Namentlich wird der Opal, in Herzform geschnitten, und entweder in einen Ring oder in dünnen Goldrahmen eingefasst, als Pendant auf der Lorgnonkette oder auch in Brocheform getragen.

Die Opalminen in Mexiko und den Vereinigten Staaten sollen, Zeitungsnachrichten zufolge, nahezu erschöpft sein. Allerdings wird die Arbeit an den Gruben, die einst einen so grossen Gewinn an Edelsteinen abwarf, noch fortgesetzt, aber die jetzt zu Tage geförderten Steine sind fast wertlos. Die Opale kamen dort in Adern vor ähnlich wie Silber und Gold. Der Grund des Versiegens der Minen liegt darin, dass man gegenwärtig bis unter das Grundwasser hinabgedrungen ist und die unter dem Wasser befindlichen Opale leicht ihre geschätzte Farbe verlieren oder zerbrechen, wenn sie an das Tageslicht gebracht werden. Nach dem „Engineer" ist die Aufgabe dieses Bergbaues unvermeidlich,

Bruch des Lehrvertrages. Das Gewerbegericht zu Berlin hat die Frage, ob ein Lehrling wegen mangelnden Fleisses und mangelnden Interesses sofort entlassen werden kann, verneint, obgleich der Umstand, dass der Vormund des Lehrlings dem Lehrherrn die Herausgabe des Arbeitsbuches verweigerte, zugunsten des Lehrherrn zu sprechen schien. Unter den Gründen führte das Gewerbegericht an, dass bei Ausübung des ihm zustehenden Züchtigungsrechtes der Lehrherr wohl in der Lage gewesen wäre, seiner Beschwerde Abhilfe zu schaffen, zumal wenn er sich deshalb mit dem Vormund des Klägers ins Einvernehmen gesetzt hätte. Die Weigerung des Vormundes, das Arbeitsbuch des Klägers berauszugeben, hätte der Lehrherr durch geeignete gerichtliche Schritte beseitigen müssen. Dass er das Vergehen des Vormundes am Lehrling entgelten lassen will, ist nicht zu billigen, zumal der Lehrherr nicht sofort bei Antritt des Lehrverhältnisses das Buch eingefordert hat. Der verurteilte Lehrherr musste den Lehrling wieder zu sich nehmen und ausserdem für jeden Tag seit Entlassung den ortsüblichen Verpflegungssatz von 1 M. 25 Pf. täglich nachzahlen.

Wechselstempelsteuer. Das Reichsgericht hat folgende überaus wichtige Entscheidung getroffen. Der Angeklagte A. hatte dem Kaufmann B. ein Gefälligkeitsaccept in blanco gegeben. B. füllte es auf 10 000 Mk. aus und gab den Wechsel in Zahlung. Erst bei letzterem Akt wurde der Wechsel mit der Stempelmarke versehen. Der Angeklagte A. wurde wegen Defraudation der Wechselstempelsteuer verurteilt und seine hiergegen eingelegte Revision nach der „D. J.-Ztg." von dem Reichsgericht verworfen,

weil der Angeklagte das Accept nicht ohne vorherige Versteuerung aus seiner Hand geben durfte, und die spätere Versteuerung die bereits begangene Defraudation_nach § 15 des Gesetzes vom 10. Juni 1896 nicht beseitige. Der Einwand des Angeklagten, er habe nicht gewusst, mit welcher Summe der Wechsel ausgefüllt werde, und er habe deshalb den Steuerbetrag nicht berechnen können, wurde nicht als Entschuldigung angesehen.

Ein neuer Gewinnbeteiligungsversuch. Unter dieser Spitzmarke brachten wir in No. 16 uns. Ztg. eine Notiz, zu der uns nunmehr von der Firma C. A. Schmitz unter dem Hinweis, dass die betr. Angaben nicht stimmen, berichtigend geschrieben wird:

Satzung 10 lautet wie folgt: „Eine Auszahlung des Guthabens dieser Gewinnanteil-Rechnung findet in folgenden Fällen statt: a) beim Austritt aus meinem Geschäft, die Veranlassung dazu sei, welche sie wolle. Im Todesfalle erhalten der oder die Rechtsnachfolger des Verstorbenen dessen Guthaben ausgezahlt;

b) nach zwanzigjähriger Anstellung in meinem Geschäfte; c) bei Auflösung meines Geschäftes;

d) ich behalte mir vor, nach meinem freien Ermessen eine Auszahlung auch schon früher vorzunehmen.

Zusatz zu 10a:

Minderjährige erhalten ihr Guthaben nicht in bar ausbezahlt, sondern durch ein Buch der Elberfelder Sparkasse, das bis zum vollendeten 21. Jahre gesperrt ist.

In nachgewiesenen Notfällen kann jedoch mit meiner Einwilligung der Betrag ganz oder zum Teil auch früher erhoben werden."

Russische Platinaindustrie. Einer französischen Aktiengesellschaft mit 6 Mill. Rubel Aktienkapital, die sich unter dem Namen „Platina" kürzlich konstituierte, ist die Berechtigung erteilt worden, in den Platin- und Goldbergwerken im Werchotinsker Kreise im Gouvernement Perm die Gewinnung von Platina und sonstigen Metallen zu betreiben und in Jekaterinenburg eine Platina-AffinerieAnstalt zu errichten. Für die Zukunft wird also die Platinagewinnung im Ural nicht mehr von vielen einzelnen Unternehmern, sondern von zwei grossen Gesellschaften betrieben werden.

Rubinen in Natal. Eine bemerkenswerte Nachricht bringt die Union Line Gazette durch ihren Korrespondenten in Natal, laut welcher zwei prachtvolle Rubinen im Greytown Distrikt gefunden wurden. Das Gerücht. Natal berge in seinem Boden Diamanten und andere Edelsteine, datiert schon von der Zeit her, als die Holländer zuerst diese Kolonie betraten und viele alte Schürfstätten beweisen, dass man in früheren Zeiten derartige wertvolle Materialien gefunden haben muss. Starke Regengüsse, die grosse und tiefe Rinnen in das Erdreich zogen, führten zur Entdeckung des Rubinen bergenden Bodens. Der glückliche Finder, ein alter Prospektor aus Borneo und Burnah, hat sofort sein Eigentumsrecht auf den „claim" geltend gemacht und erweisen sich die regelrechten Schürfarbeiten als nutzbringend, so dürften bald weitere Versuche unternommen werden, um diese wertvollen Edelsteine zu fördern. Dass es sich thatsächlich um Rubinen bei diesem Fund handelt, ist bereits festgestellt worden.

Smaragdminen in Afrika. Die bekannte Londoner Juwelenfirma Streeter in Bondstreet hat vor kurzem von der egyptischen Regierung eine Konzession erhalten, die ihr das Recht giebt, während der nächsten fünf Jahre an der Küste des Roten Meeres nach Smaragden und anderen kostbaren Steinen zu graben. Die Minen befinden sich in der Mitte eines grossen Mineralfeldes, das durch eine Senkung in einer längs der Küste sich hinziehenden Kette von Bergen gebildet wird. Es sind 2 Hauptminen vorhanden, in denen Smaragde in einem kalkhaltigen Schiefer gefunden werden. Die grösste und ausgiebigste Mine ist die von Sikail an der Mündung des Wadi Djemal, etwa zehn englische Meilen nordwärts liegen die Jebel Abbara-Minen. Mr. Streeter hofft, eine beträchtliche Ausbeute an guten Steinen zu gewinnen. Es wird angenommen, dass die berühmten Smaragde der Kleopatra aus dem jetzigen Fundorte stammten.

Ein weitläufiger Prozess gegen Frau Dora Senner Witwe, die früher in Pforzheim eine Bijouteriefabrik betrieb, schwebt zur Zeit vor dem Schwurgericht in Hanau. Frau S. ist angeschuldigt, minderhaltige Waren selbst mit dem österreichischen Punzierungsstempel, den sie sich zu diesem Zwecke eigens anfertigen liess, versehen und nach Östreich geschmuggelt zu haben. Für die Verhandlung sind 14 Tage vorgesehen es sind eine Reihe Pforzheimer im Ganzen über 200 Zeugen, auch höhere österreichische Zollbeamte, geladen.

Preissteigerung auf dem Edelsteinmarkt. Seit vorigem Oktober sind Brillanten um ca. 40% ihres Wertes gestiegen. Es besteht die leider unangenehme Aussicht, dass die steigende Tendenz auf dem Brillantenmarkte noch weiter anhalten wird. Auf Anfang Oktober ist bereits eine neue Steigerung der Preise angesagt, welche dieses Mal auch die sog. Rosen treffen wird. Der alte Vorrat an Cluvage, aus welcher dieselben hergestellt werden, ist aufgebraucht und mit Rücksicht auf den erhöhten Rohmaterialpreis müssen nun auch die Rosen im Preise steigen. Die Steigerung wird, wie uns von fachkundiger Seite angegeben wird, 10 bis 15% betragen. Hand in Hand mit dieser Preissteigerung der Diamanten geht auch die für Farbsteine und Perlen, bei letzteren ist dies sogar noch in erhöhtem Masse der Fall. Auch in feinen Opalen ist stets starke Nachfrage und besonders grössere Stücke werden mit sehr hohen Preisen bezahlt, bis anch auf gute Mittelware, wie sie besonders in Pforzheim viel verwandt wird, preiserhöhend wirkt. In Amsterdam und Antwerpen vermutet man, dass die Ursache dieser Hausse auf die Befürchtungen zurückzuführen ist, welche die Besitzerin fast sämtlicher Minen in Kimberley, die de Beers Co., bezüglich der Ertragsfähigkeit ihrer Gruben hegt. Durch das fortgesetzte Graben und Fördern der Diamanten ist es möglich, sogar sehr wahrscheinlich, dass die Gruben in absehbarer Zeit weniger ergiebig werden könnten und deren Ertrag dann geringer sein würde. Die Kompagnie hat in Folge dessen den Betrieb in den Diamantgruben wesentlich eingeschränkt und die Zahl der Arbeiter vermindert, wodurch ein bedeutend kleineres Quantum Steine gewonnen wird. Um aber trotzdem denselben Ertrag wie bei der früher gewonnenen grösseren Menge Diamanten zu erzielen, musste der Preis entsprechend erhöht werden und nur auf die Vorstellungen der englischen Makler geschah dies nicht auf einmal, sondern successive alle zwei Monate um zirka 10 Prozent.

Perlenfischerei. Für das deutsch-ostafrikanische Gouvernement hat der Deutsche Seefischerei-Verein ein ausführliches Gutachten über die dortige Perlenfischerei, verbunden mit einer eingehenden Untersuchung des übersandten Materials erstattet. Auch an der Frage ist der Verein beteiligt, ob es sich empfiehlt, indische Taucher auf den dortigen Muschelbänken zu verwenden, da die ostafrikanischen Eingeborenen sich nicht auf das Tauchen verstehen und die Muscheln lediglich in der primitivsten Weise über Niedrig wasser auflesen.

Ankauf chinesischer Diamantgruben durch Deutsche. Die Diamantgruben im Bezirke Itschau in der Provinz Schantung, die bisher chinesisches Eigentum waren, sind von einer deutschen Firma angekauft worden. Die Gruben sind insofern wichtig, als sie Diamanten für die Glaser und Schleifer in ganz China liefern.

Unglücksfälle. Verbrechen. Verurteilungen.

Ein äusserst raffinierter Diebstahl ist im Ausstellungslokale der Mannheimer Silberlotterie ausgeführt worden. Wie bis jetzt festgestellt werden konnte, fehlen gegen 40 Uhren, 18 Ketten, 2 Armbänder und 1 Kollier im Gesamtwerte von etwa 800 Mark. Auffälliger Weise sind keine der wertvolleren Gegenstände verschwunden. Die Ausstellungsobjekte sind gegen Einbruchsdiebstahl versichert.

Ein grosser Gold- und Silberwaren-Diebstahl wurde in der Nacht zum 24. September bei dem Juwelier Eugen Hauptmann, Herrmannstrasse 41 zu Rixdorf ausgeführt. Nach den Ermittelungen der Kriminalpolizei sind die Diebe durch ein kleines Klosetfenster vom Hofe aus in die im Parterre gelegenen Geschäftsräumlichkeiten eingestiegen. Von den Warenvorräten wurde nur das Wertvollste ausgesucht, unechte Gegenstände aber zurückgelassen, dagegen haben die Einbrecher zwei Kisten, in dener. dem Meister zur Reparatur übergebene Sachen lagerten, mitgehen heissen. Der Einbruch ist nach dem Befunde von geübten Einbrechern ausgeführt worden.

Mehrere Verhaftungen wegen Golddiebstahls und Hehlerei fanden im Laufe vergangener Woche wiederum in Pforzheim statt. Es soll sich in einem Fall um einen grösseren Betrag und groben Vertrauensmissbrauch handeln.

Ein bedeutender Diebstahl im königlichen Palais wird aus Amsterdam gemeldet. Eine grosse Anzahl Juwelen wurden durch den königlichen Silberbewahrer Le Blanc entwendet und verkauft. Bei den angestellten Nachforschungen fand man in einem Hinterraum bei dem Goldschmied F. von Ipenburg noch Teile von Wertgegenständen, die der königliche Silberbewahrer Le Blanc angeblich dem Goldschmied verkauft hat. Die Gegenstände, die einen hohen Wert repräsentieren, wurden sofort mit Beschlag belegt, Le Blanc ist flüchtig und hat Frau und Kinder mittellos zurückgelassen.

Vermischtes.

Der Silberschatz der Stadt Emden ist kürzlich durch Sachverständige einer Abschätzung unterzogen worden, die dem Schatze den stattlichen Wert von 553500 Mark verleiht. Die Sammlung enthält manches Stück, das zur Geschichte des Kunstgewerbes im Mittelalter sowohl wie zur Geschichte der alten Handelsstadt amden einen wertvollen Beitrag liefert.

Frankfurts städtischer Silberschatz. Auch Frankfurt bekommt jetzt, schreibt die „Frankf. Ztg.", seinen Silberschatz. Wenn künftig die Stadt Feste feiert, wenn sie Ehrengäste bewirtet, so wird sie mit eigenen Prunkgefässen glänzen können. Der Silberschatz ist zwar erst im Entstehen begriffen, aber der Anfang, der zur Begründung gemacht ist, ist vielversprechend. Die Herren Friedrich und Alfred von Neufville haben einen Prunk-Pokal der Stadt gewidmet, mit dessen Ausführung die Firma Schürmann & Co. eine anerkennenswerte Leistung moderner Goldschmiedekunst bietet. Auf weit ausladender, runder Standfläche erhebt sich der reich geschmückte Fuss des Pokales: Vier geflügelte Drachen gliedern die Fläche; dazwischen sind Masken mit stilisiertem Rankenwerk angebracht, dessen Ausläufer symmetrisch von knieenden Figuren getragen werden; dezent verteilte Edelsteine beleben das Ganze. Grosse Wappen weisen auf die vier grössten deutschen Kaisergeschlechter der Karolinger, Sachsen, Hohenstaufen und Habsburger hin, während zugleich der Knauf des Humpens darüber Porträtdarstellungen der Hauptvertreter derselben zeigt: Karls des Grossen, Ottos des Grossen, Friedrich Barbarossas und Rudolphs von Habsburg. Der Fuss trägt den vielfach profilierten, zum Teil in reicher durchbrochener Arbeit ausgeführten Gefässkörper, in dessen Innerem sich der herausnehmbare eigentliche Trinkbecher befindet; freistehendes Blätterwerk mit zwischengereihten Adlern schliesst auch äusserlich den Gefässkörper nach oben und unten ab. Die Bekrönung bildet eine reizend ausgeführte Burg, umgeben von Zinnen, Mauern und Türmchen, auf deren Burgfried der heilige Michael in feingoldenem emailliertem Gewande steht, als Sinnbild des Beschützers der Kirche, den Satan tötend. Der Pokal ist in frühgotischem Geschmack gehalten; dieser wird jedoch durchbrochen durch die an dem Humpen zahlreich angebrachten Wappen und namentlich Münzen der deutschen Kaiser. Letzere folgen in chronologischer Reihe von oben nach unten: unterhalb der Burg die ältesten von 768-911, danach 15 Münzen von 911–1137, im untersten Teil des Gefässkörpers solche von 1138-1308 und am Fusse endlich zwölf von 1308-1519. Die späteren Kaiser werden durch fünfzehn grosse Silberthaler repräsentiert, die an dem mittleren, durchbrochen gearbeiteten Teil des Gefässkörpers angebracht und durch Befestigung mittelst zweier Stiftchen zum Drehen eingerichtet sind.

Nur

Vom Hildesheimer Silberschatz. Wie der Kreuzztg. berichtet wird, hat ein erneutes Durchforschen der Fragmente des Hildesheimer Silberfundes wider alles Erwarten noch einmal so zahlreiche Stücke eines Gefässes erkennen lassen, dass eine vollständige Rekonstruktion möglich ist. Es ist eine Kanne, eine Gefässkanne, die zu den zierlichsten und elegantesten von allen gehört. der Henkel, aus einem feinen Epheuraukengeflecht bestehend, das in einer Satyrmaske endet, schien vorhanden zu sein. Nach emsigem Suchen fand sich der zugehörige Mündungsrand. Ein mit ineinandergesteckten vergoldeten Blättern verzierter weiter Ring liess sich als Trennungsglied zwischen Kannenhals und Kannenbauch ermitteln, und von dem eigentlichen Gefäss fand sich ein grosses Fragment, das überaus lebendig bewegte Ahornblätter in getriebenem Relief zeigte. Es ist nicht leicht, eine anmutigere Kombination von Form und Gefässchmuck auszudenken. Mit diesem Fund sind die Arbeiten am Hildesheimer Silberfund als beendigt anzusehen. Wie wichtig diese Untersuchungen waren, ergiebt die Thatsache, dass nicht weniger als vier zum Teil grosse Stücke zusammengefunden sind sämtlich Stücke ersten Ranges: der kleine Dreifuss mit der unentdeckten Inschrift des Scato, das grosse zusammenlegbare Tischgestell, an dessen Zusammensetzung man Jahrzehnte lang verzweifelt hatte, das grosse kantharosartige Gefäss und endlich die soeben besprochene Kanne. Hierzu kommen zahllose kleinere Beobachtungen, die zum Teil von nicht geringerer Wichtigkeit sind. Zu verschiedenen Gefässen fanden sich die Henkel, zu anderen die Füsse, und damit wurde die künstlerisch e Wirkung der henkel- und fusslosen Gefässe völlig verändert, teilweise überhaupt erst eine solche hervorgerufen. Bei wieder anderen Gefässen konnte durch Vergleichung des heutigen Gewichts 1 it der antiken Gewichtsangabe, die auf dem Boden der Füsse ang egeben zu sein pflegt, festgestellt werden, dass die gegenwärtig angesetzten Füsse nicht die ursprünglich zugehörigen seien, und

es wurden alsdann durch Austauschen die wirklich zugehörigen Füsse ermittelt.

Die steinerne Karte von Frankreich, die auf der Weltausstellung von Paris zu sehen sein soll, wird demnächst von der kaiserlich russischen Steinschleiferei fertiggestellt sein. Auf dieser Steinkarte sind die 86 Departements Frankreichs in buntem Jaspis hergestellt. Eine Ausnahme bilden 4 Departements, von denen zwei aus weissem Quarz und je eins aus rosa Quarz und rotem Nephrit sind. Das Meer besteht aus Lapis lazuli, die Flüsse aus Platin, und die 106 auf der Karte verzeichneten Städte sind verschiedenartige Edelsteine. Ein Phenakit (rot), 5 Karat schwer, umgeben von mehreren Karneolen, bezeichnet Paris, ein Smaragd Havre, ein Saphir Rouen, ein Rubin Lille, ein Granat Rheims, ein sibirischer Topas Lyon u. s. w., 21 Städte sind durch Amethyste, 35 durch himbeerfarbenen Turmalin und die übrigen 28 durch Bergkristalle dargestellt. Die an Frankieich grenzenden Länder sind durch grauen Jaspis angezeigt, sodass nur Frankreich auf der Karte bunt ist. 14 Inseln, die auf der Karte ebenfalls durch Steine angegeben werden, sind von derselben Farbe wie der zunächst liegende Kontinent. Man plant, die Karte, die auf einer viereckigen Marmorplatte von 1 m Grösse liegt, in einen silbernen Rahmen einzufassen.

Goldene Sporen. Aus Frankfurt a. O. wird geschrieben. Bei einem hiesigen Goldschmied erschienen jüngst zwei Zigeunerhauptleute, die sich zwei Paar goldene Sporen im Gewichte von je / Pfund bestellten. Als Sporenräder dienen je ein 20 Dollarsund ein 100 Frankenstück. Die gleiche Notiz bringen verschiedene Zeitungen auch aus Hannover, wo dieselbe Bestellung bei dem dortigen Hofgoldschmied Karl Rosch gemacht sein soll.

Eine goldene Amtskette soll der erste Beamte der Stadt Mainz erhalten. Vor Eintritt in die Tagesordnung teilte in einer der letzten Sitzungen der Vorsitzende mit, dass der Grossherzog die Stiftung einer goldenen Amtskette für den ersten Beamten der Stadt Mainz genehmigt habe und dass der jeweilige Bürgermeister der Stadt diese Kette bei Amtshandlungen zu tragen berechtigt sei. Bezüglich der Fälschungen von Antiken macht der russische Archäologe und Museumsdirektor Herr v. Stern in Odessa in No. 29 des Litterarischen Centralblattes auf einen neuen Trick aufmerksam, den die Odessaer Fabrikanten antiker Goldschätze anwenden. Sie lassen nämlich die Gräber, in denen die Schätze à la Tiara des Saitaphernes gefunden weiden sollen, im Beisein von Gemeindevorständen frisch eröffnen. Dann hat man das schönste Protokollchen als Begleitschreiben.

Goldführende Bodenschichten hat der russische Bergingenieur Bogdanowitsch, der jüngst von einer dreijährigen wissenschaftlichen Forschungsreise aus Ostasien nach Petersburg zurückgekehrt ist, an den Ufern des ochotskischen Meeres neben Hohlen-, Eisen- und Kupferlagern entdeckt. Dieselben sollen stellenweise einen überaus reichen Goldgehalt aufweisen (20 Lot Gold auf 100 Pud Boden) und verhältnismässig leicht zu bearbeiten sein. Auch in Port Arthur, der russischen Kolonie in Nordchina, sind von demselben Forscher reiche Goldquarzlager aufgefunden worden.

Ein seltenes Andenken von Goethe, eine bronzene Goethemedaille, besitzt die Klavierlehrerin Frau Helene Boeck in Friedenau, eine Enkelin des berühmten Jenaer Professors der Chemie Johann Wolfgang Döbereiner, mit dem bekanntlich Goethe sowohl wie der Grossherzog Karl August bei ihren naturwissenschaftlichen Studien einen lebhaften freundschaftlichen Umgang pflogen. Im Etui befindet sich die von der Hand Goethes geschriebene Widmung: „Fräulein Alwine Döbereiner zu freundlichem Erinnern des 7. Oktober 1827. Goethe." Die Medaille selbst ist eine der nur in ganz geringer Anzahl von A. Bovy im Jahre 1824 geprägten ersten Serie Goethe-Medaillen, die Goethe an Männer wie Alexander von Humboldt, die Brüder Grimm u. s. w. verliehen hat. Sie zeigt das Reliefbild Goethes en face in künstlerisch vollendeter Ausführung mit der einfachen Inschrift „Goethe“.

Die Jeunesse dorée von London hat Gott sei Dank wieder ein neues Interesse in der Welt der irdischen Dinge. Das neueste ist der Sport in Uhrketten mit Juwelen für die Frackkleidung. Die korrekte Uhrkette für den Abendanzug ist eine solche, die viel feiner ist als irgend eine, die am Tage getragen wird. Bis dato verlangte die Mode, dass zur Frack weste überhaupt keine Ketten getragen werden, und die Uhren selbst waren besonders für die Weste gebaut und ausserordentlich flach, so dass sie die Symmetrie des Kleidungsstückes in keiner Weise störten. Diese Uhren sind immer noch de rigueur, aber zu ihnen gehören jetzt die feinen Uhrketten.

Eine Amtsmedaille vom alten Schadow. Wenn der Rector Magnificus der kgl. Universität zu Berlin, die am 16. v. M. auf ihr 90jähriges Bestehen zurückschaute, bei feierlichen Anlässen erscheint, so gehört zu seiner malerisch wirkenden Amtstracht, dem kostbaren, goldbestickten roten Sammetmantel, dem Barett u. s. w., auch die goldene Amtsmedaille mit schwerer goldener Kette. Diese Amtsmedaille ist ein Kunstwerk ersten Ranget und rührt, wie nur wenig bekannt ist, in ihrem Modell von Gottfried Schadow her. Nach dem Schadowschen Modell ist sie im Jahre 1817 in Gold gegossen worden. Sie ist im Durchmesser 2 Zoll gross und trägt das meisterlich ausgeführte Brustbild Friedrich Wilhelms III. mit der Begleitschrift: Fridericus Guilelmus III. Borussiae Rex Univ. Lit Stator", sowie, dem Brustbilde entsprechend, das Datum: „D. XVI. Aug. MDCCCIX.“ (16. August 1809) mit der Umschrift: Universitate Litterarum Berolinensi Condita." Die Ciselierung der kostbaren Amtsmedaille veriät die Hand eines hervorragend tüchtigen Meisters. Das Brustbild der Medaille ist um ein Drittel verkleinert auf das Siegel des Rektors übergegangen, so dass auch dieses eine Erinnerung an Schadow bildet.

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Die Steigerung der Gesamtgoldproduktion schätzt man für das laufende Jahr auf nicht weniger als 200 Millionen Mark. Davon kommt nur die Hälfte auf Transvaal. Wir sagen: nur, weil somit auch die Aussicht wächst, dass andere Goldgebiete, wie die Minen in Ausstralien, Sibirien u. s. w. ihre Gold-Förderung beträchtlich vergrössern. Kommen doch aus der Union besonders fortdauernd Meldungen über den rapiden Aufschwung der GoldIndustrie, Meldungen, die aber einstweilen mehr bei unserer Hochfinanz einlaufen und dort zwecks entsprechender GeschäftsVerbindung genau erwogen werden. Seit der grossen und so glücklich vollzogenen Reorganisation der Northern Pacific-Bahn haben auch unsere Gross-Banken eine ganz andere Fühlung mit der Union und deren leitenden Geld-Faktoren gewonnen. In Sibirien scheint die russische Regierung eine Freigebung der GoldAusfuhr zu beabsichtigen, während sie bisher den Privat-Unternehmern alle Goldfunde abkaufte.

Wertvolle Goldschmiedearbeiten. Unter den Hammer kamen dieser Tage in London Gegenstände, die der Frau Mary Horneck, Gattin des Generals F. E. Gwyn, Oliver Goldsmiths Jessamy Brides, gehört hatten und die ihr teilweise von der Königin Charlotte, deren Hoffräulein sie war, geschenkt worden waren. So z. B. ein Fächer, mit Brautpaar und Landschaft, gemalt auf Schildkrotstäbchen, mit Gold und Perlmutter eingelegt. Er erzielte 350 M, das Kleinbildnis von Edmund Burke in Goldbrosche kam auf 464 M Zehn juwelierte Schmucksachen, worunter eine emaillierte, mit Diamanten besetzte Brosche auf 210 M. Diese Brosche wurde der Jessamy Bride verehrt und enthält eine Haarlocke Goldsmiths [1774], dessen Sarg man öffnete, um die Locke zu erhalten. Ferner des Herzogs von Wellington silberner Theetopf, den er auf Feldzügen benutzte, 300 . Nadelbüchse Ludwigs XVI., aus getriebenem Gold, in sechs Paneelen emailliert und mit Figuren be malt, 5600 M. Aus dem Nachlasse der verstorbenen Marquise von Londonderry wurden ausserdem ein Paar alter Chelsea-Vasen mit Deckeln verkauft, mit vier in dunkelblau und Gold ausgeführten Griffen und herrlich mit Figuren bemalt, 151⁄2 Zoll hoch, die den Preis von 58800 erzielten, während eine Ormolu-Vase Ludwigs XVI., getrieben mit Akanthus-Laubwerk und Bändern, Frucht und Blätter in Hochrelief, 101⁄2 Zoll hoch, 2910 Mark kostete.

Eine Menge kostbarer Juwelen wurde kürzlich von der NewYorker Zollbehörde der aus Europa zurückgekehrten Frau Phillis Dodge konfisciert, da die Dame den Schmuggel derselben versucht haben soll. Diese Juwelen wurden nunmehr auf ihren Wert geprüft, und die Experten sprachen sich dahin aus, dass ein Teil der Juwelen mit 66000 Dollars nicht zu hoch bewertet sei. Dagegen mussten sich drei angeblich als Solitäre mit 5000, 10000 und 12000 Dollars bewertete Ringe eine Reduktion auf 5, 8 und 10 Dollars gefallen lassen. Die Angaben der Dame, sie habe dieselben in Paris für 40 Francs per Stück gekauft, haben sich als wahr erwiesen. Es fragt sich nun, ob die Zollbehörde im Stande sein werde, vorbedachten Schmuggel nachzuweisen, oder ob nur auf einen Fall von „irriger Deklaration" werde erkannt werden. Wie dem immer sei, ohne schwere materielle Opfer wird sich die Sache nicht ordnen lassen, denn der gegen schöne Damen sonst so altväterisch-rücksichtsvolle Uncle Sam versteht keinen Spass, wenn es sich um Zollangelegenheiten handelt.

Kostbarer Fund. Ein Knabe fand, wie man vor einiger Zeit aus London meldet in Rhayader (Wales), während nach Füchsen in den Bergen suchte, einen goldenen

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