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Venetianische Gläser.

Von J. Gebeschus, Greifswald.
(Schluss.)

schüppchen durchsetzten Mineral benannt, es ist halbdurchsichtig, rot, grün oder braun mit goldigschimmernden Kupfersplitterchen. Das schon oben genannte Milchglas oder Alabasterglas wird mit Zinnoxyd, phosphorsaurem Kalk und Knochenasche undurchsichtig gemacht.

In der Anbahnung an die Antike entstehen die flachen wahrte. Das Aventuringlas ist nach dem mit GlimmerTrinkschalen auf Balusterständern, das hohe Kelchglas, die prachtvollen Kannen mit hoch angesetztem Henkel; die Schalen und Kuppen sind glocken-, trichter-, röhrenförmig, umgebogen, eingedrückt oder geschweift; zu den gedrehten und verschlungenen Stengeln der Gläser bildeten Blumenund Rankengewächse die Vorbilder; die hohen Stengelgläser bekommen wieder Flügelansätze am Stengel in Form von

Die Millefiorigläser, zu denen auch das Fadenglas und das Mosaikglas gehört, lernten die Venetianer durch

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ist eine Kombination von Millefiori-Faden- und einfarbigem Glas. Das Überfangglas ist weisses Glas, welches durch Eintauchen oder Bestreichen mit einer dünnen Schicht farbigen Glases überzogen wird; durch das Ausziehen des noch warmen, geschmeidigen Glases verläuft, wenn nur zur Hälfte eingetaucht, die farbige Masse wie ein zarter Hauch in dem farblosen Glase. Auf diese Weise entstehen die zur Hälfte gefärbten Schalen und Kuppen, deren Färbung am oberen Rande am lebhaftesten ist und allmählich nach der Tiefe in farbloses Glas übergeht.

Zum Schleifen des Glases benutzt man abwechselnd feuchten Sand, Schmirgel, Schleifstein, Holz, Filz, Polierrot. Glasinkrustationen werden erreicht durch in Glas eingebettete Reliefs aus ungebranntem, unglasiertem Thon, welches Relief durch eine anhängende Luftschicht wie mattes Silber erscheint.

Die Glasperlen entstehen durch das Zerschneiden. dünner Glasröhren oder durch das Blasen vor der Lampe, oder sie werden aus Glasringen fabriziert, welche angewärmt und schnell gedreht werden; sie kommen farblos in den Handel oder aus farbiger Masse, aus Millefiori- und aus Fadenglas, oder die Höhlung wird mit Perlenessenz, aus den Schuppen des Weissfisches, gefüllt. Die venetianischen Perlen sind meist buntfarbig.

Die in Venedig hergestellten prachtvollen Glasblumen werden zur Dekoration von Spiegelrahmen, Kron- und Wandleuch tern gebraucht, ebenso die facettierten Glas korallen und Lüstersteine. Um 1500 herum wurden die Venezianer im S piegelglasblasen selbständig; bevor 1701 die auf Gusseisenplatten gegossenen Spiegel erfunden wurden, stellte man die Spiegelplatten ähnlich wie Glastafeln her; eine grosse geblasene Glaskugel wurde durch schnelles Auseinanderziehen des an der Pfeife" geblasenen Ballons zu einer Glasröhre verlängert, diese wurde der Länge nach aufgeschnitten und im Streckofen auf einer ebenen Platte ge

glättet, gestreckt. glättet, gestreckt. So entstanden die Spiegel. 1664 erreichte. die Einfuhr der venetianischen Spiegel in Frankreich eine Höhe von 100000 Kronen; sowohl das venetianische Spiegelglas war vortrefflich, wie auch die kostbaren Rahmen aus Holz, Elfenbein und Metall, aus Glasblumen und aus spiegelndem und nicht spiegelndem Glase.

Von dem Jahre 1700 an sinkt die venetianische Glasindustrie, andere Völker hatten sich in der Glasfabrikation inzwischen kräftig entwickelt; der französische Minister Colbert vereinigte in Paris die hervorragendsten Kunstgewerbe, die Gobelin-Manufaktur, die Herstellung der unschätzbaren Boule-Möbel, die Glasindustrie und viele andere Künste. Auch die böhmische Glasindustrie erstarkte, während Venedig durch mehrere unglückliche Kriege und durch das Sinken seiner Machtstellung geschwächt wurde und damit sank die einst so blühende, den Weltmarkt völlig beherrschende venetianische Glasindustrie und selbst die Bereitung der Emailmasse war im 19. Jahrhundert fast in Vergessenheit geraten, bis in den sechziger Jahren unseres Jahrhunderts Alessandro Salviati, 1816 in Vicenza geboren, mit Hilfe des letzten venetianischen Glaskünstlers, Lorenzo Radi, zunächst die Mosaikwürfel wieder verfertigte und damit die Mosaikmalerei, wie wir sie an der Berliner Siegessäule bewundern, von neuem belebte. Ein weiterer Schritt dieses verdienstvollen Advokaten aus Vicenza war die Auferweckung der venetianischen Glasbläserei, die sich mit der neu erstandenen Renaissance vereinigte und wieder eine neue Epoche ihrer aufblühenden Kunst feiert. Salviati konnte, wie er 1890 die Augen schloss, mit Stolz auf seine Schöpfung blicken, mit Befriedigung aus dem Leben scheiden. Heute werden alle jene kostbaren venetianischen Gläser wieder nach der alten bewährten Technik gefertigt, wieder nach jenen Prachtgefässen gebildet, die einst den fremden Fürsten von der reichen Handelsstadt Venedig als Gast-Geschenk geboten oder von den Fürsten im Ankauf mit Gold aufgewogen wurden.

Versicherung gegen Einbruchsdiebstahl.

Seit längerer Zeit bringen wir regelmässig in jeder Nummer mehrere Schilderungen von Schwindeleien und Einbruchsdiebstählen, denen Angehörige unserer Branchen zum Opfer gefallen sind. Wir beabsichtigen damit nicht etwa dem Sensationsbedürfnis einzelner Leser zu genügen, oder unsere Spalten mit einer scheinbar interessanten Lektüre zu füllen, sondern wir wollen dadurch immer und immer wieder darauf hinweisen, wie vorsichtig die Goldschmiede und Uhrmacher gegenüber Schwindlern sein müssen und wie sehr sie darauf bedacht sein müssen, nicht einem Einbruchsdiebstahl zum Opfer zu fallen. Aus unseren regelmässigen Mitteilungen, die als eine illustrierte Statistik der Einbruchsdiebstähle bezeichnet werden dürfen, geht deutlich hervor, in welchem Masse die Uhren- und Goldwarengeschäfte den Einbrechern ausgesetzt sind. Wenn ein Vergleich möglich wäre, so würde dieser jedenfalls ergeben, dass derlei Geschäfte noch mehr heimgesucht werden als die grossen Banken, in denen bedeutende Kapitalien lagern, weil der Verbrecher weiss, dass die Schutzmassnahmen und Vorsichtsmassregeln der Banken viel grössere sind und viel schwieriger zu überwinden, als diejenigen der Uhrmacher und Edelmetallwarenhändler. Damit soll letzteren kein Vorwurf gemacht werden,

denn jene Sicherheitsmassregeln sind sehr teuer und können wohl angebracht werden, wenn es sich um den Schutz von Millionen handelt, nicht aber bei dem Warenlager eines Detaillisten.

Trotzdem bedarf dieses Warenlager ebenso eines ausgiebigen Schutzes wie die Tressors und Depots der Banken. Ja verhältnismässig richtet sogar ein Einbrecher in einem solchen Geschäft bedeutend mehr Schaden an und ein gelungener Einbruch kann leicht dazu führen, dass der geschädigte Geschäftsmann in Konkurs gerät und ein für alle Mal vernichtet wird. Denn wie selten gelingt es, die Einbrecher zu fassen, und wie noch viel seltener, ihnen das geraubte Gut wieder abzunehmen. Niemand kann solche Verluste ohne weiteres ertragen, im günstigsten Falle ist sein Verdienst für eine Reihe von Jahren dahin, oft aber gerät er infolge des Verlustes direkt in Vermögensverfall oder muss Gläubigern einen Akkord aubieten. In vollständig berechtigter Weise ist deshalb auch auf dem letzten Kongress des Verbandes Deutscher Uhrengrossisten darauf hingewiesen worden, dass die Kreditfähigkeit eines Uhrmachers oder Goldschmiedes ganz bedeutend zunimmt, wenn man weiss, dass er sein Lager gegen Einbruchsdiebstahl versichert hat. Um

gekehrt ist zu schliessen, dass die Kreditwürdigkeit ganz bedeutend sinkt, wenn man in Erfahrnng bringt, dass eine solche Versicherung nicht stattgefunden hat.

Wir weisen in jeder Nummer unserer Handels-Zeitung darauf hin, wie notwendig eine Versicherung gegen Einbruchsdiebstahl ist und dass man sich als vorsichtiger Geschäftsmann nicht erst dazu zwingen lassen muss, wenn man um eine schlimme Erfahrung reicher ist, sondern dass man im eignen Interesse einer solchen vorbeugen muss. Wir haben auch mit der Transatlantischen Feuerversicherungs-Aktiengesellschaft in Hamburg ein Übereinkommen getroffen, wonach die Abonnenten unserer HandelsZeitung gewisse Vergünstigungen bei Abschluss von Versicherungen gegen Einbruchsdiebstahl geniessen. Diese Vergünstigungen bestehen einem

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in

10 prozentigen Rabatt auf die zur Erhebung kommenden Prämien, in kostenfreier Ausfertigung der Dokumente und in dem Erlass der Aufnahmegebühren. Unsere Abonnenten sollten also hierin eine weitere Veranlas

Dieser Versichenoch ein neuer, vielin der gesamten Verhaupt. In wissentechnischer Beziehung noch nicht so weit ausVersicherungszweige, insbens- oder Seeversicherung. gegen Einbruchsdiebstahl

Versicherungstechnik andie Versicherungen gegen Eine genaue Statistik der wie sie als unanfechtbare sicherung dienen könnte, nicht; deshalb vergleichen gesellschaften die Ein

sich sämtlich bruchsdiebsichern. rungszweig ist leicht der jüngste sicherung überschaftlicher und ist er daher auch gebaut wie ältere besondere die LeDie Versicherung lehnt sich, was die belangt, zumeist an Feuerschäden an. Einbruchsdiebstähle Unterlage der Verexistiert wohl noch die Versicherungsbrüche mit Feuer

schäden. Man nimmt jedoch vielfach an, dass die Gefährdung des beweglichen Eigentums durch Diebstahl noch grösser ist als durch Brand. Was das heissen will, kann man ermessen, wenn man hört, dass nach dem letzterschienenen Bande der preussischen Brandstatistik im Jahre 1895 in Preussen 14318 Brände gezählt wurden, wovon entfallen auf Berlin 1566, grössere Städte 2335, kleine Städte 1832, Landgemeinden 7711 und Gutsbezirke 879. Diese Brände haben einen Schaden von 86 423000 Mk. bewirkt, wovon entfallen auf Berlin 2651000 Mk., auf grössere

Städte 8282 000 Mk., auf kleine Städte 13610000 Mk., auf Landgemeinden 50 345 000 Mk. und auf Gutsbezirke 11535 Mk. Selbst wenn also nur halb so viel oder noch weniger Einbruchsdiebstähle wie Feuersbrünste vorkommen, so beläuft sich der Schaden im Jahre immer auf sehr viele Millionen. Bezeichnend ist in dieser Hinsicht auch, dass das im Jahre 1876 von dem Berliner Polizeipräsidium angelegte Verbrecheralbum gegenwärtig bereits 20 Bände mit etwa 18000 Photographien zählt, und dass von den verschiedenen Verbrechergattungen die bei weitem grössere Anzahl auf Einbrecher und Vorschüler des Einbruches entfällt.

Die Sicherheitseinrichtungen aller Art, vom Hausschlüssel an bis zum elektrischen Meldeapparate, die Ausstattung der Nachträume mit Waffen aller Art und geschickter Beleuchtung, der Nachtwach- und Patrouillendienst und die ge

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samte Sicherheitspolizei sind erwiesenermassen nicht imstande, die Einbruchsdiebstähle zu verhindern. Es giebt nur ein Mittel, um den Schaden abzuwenden und das ist die Einbruchsdiebstahl - Versicherung. An diese sollte jeder denken, der überhaupt ein nennenswertes Vermögen besitzt. Bei Geschäftsleuten aber, die ein relativ wertvolles Warenlager, das am meisten zum Einbruch reizt, führen, wie Uhrmacher und Goldschmiede, ist diese Versicherung eine direkte Notwendigkeit, ein integrierender Bestandteil der Geschäftsführung und ihre Unterlassung ein sträflicher Leichtsinn.

Zur Illustrierung des Gesagten weisen wir noch auf die grosse Reihe von Einbruchsdiebstählen hin, die sich laut unserer Handels-Zeitung wieder in allerletzter Zeit ereigneten und für die Betroffenen jedenfalls die unangenehmsten Folgen hatten, da der Berichterstatter nirgends mitteilt, dass die Bestohlenen gegen Einbruchsdiebstahl versichert waren. So wurden den Juwelieren Ourlhiac und Perier in Paris Waren im Werte von 100000 Frcs., dem Juwelier Ott in Essen a. R. für ca. 15000 Mk., der Diamanthändlerfirma Luiz de Rezente & Co. in Buenos-Ayres für 200 000 Mark, der Uhren- und Gold warenhandlung von Grau & Co. in Leipzig für 20000 Mark gestohlen etc. etc., wohl eine ernste Warnung den Mahnruf nicht ungehört verhallen zu lassen!

Schmuck und Mode.

Ein Schmuck, wie er sich auf unserm heutigen Modebild präsentiert, ist der Typus der gegenwärtig herrschenden Mode, der auch einzig angethan ist, auf den zur Zeit beliebten Toiletten mit Vorteil getragen zu werden. Solange die modernen hohen Kragen und die noch längeren Kleiderärmel Hals und Handgelenke unserer Schönen eng und vollständig umschliessen, ist leider wenig Raum für Schmuck und die Goldschmiede und Juweliere müssen neue Muster, neue Schmuckstücke erfinden, die sich auf den Kleiderstoffen vorteilhaft ausnehmen. Dies ist der Fall bei dem auf S. 196 vergrössert wiedergegebenen Schmuck unseres heutigen Modebildes.

Das Halskettchen besteht aus massiv goldenen Gliedern, verbunden durch kleine mit Brillanten und Smaragden besetzte Zwischenteile. Der Anhänger in Medaillonform mit Raphaelschen Engelsköpfchen ist in Gold ciseliert. Bei der höchst apparten Brosche aus bunt farbigem Golde und Email in Form von Pflanzenornamenten versinnbildlichen kleine Brillanten in den Blütenkelchen die Tautropfen. Eine hängende Barockperle bildet nach unten den Abschluss.

Die Perle ist überhaupt zur Zeit wieder besonders in Ehren. Soweit dies die Kostüme zulassen, werden einreihige Colliers schöner Perlen um den Hals getragen. Auch die lange Kette für das porte-bonheur oder die Uhr sieht man häufig aus einandergereihten Perlen, wie auch mehrreihige Perlencolliers von dünnen Perlen um Hals und Arm getragen werden.

Als Schmuckstein kommt neuerdings der Alexandrit sehr in Aufnahme. Er ist grün bei Tageslicht, purpurfarben bei Beleuchtung. Das Bergwerk in Russland, in dem er hauptsächlich gefunden wird, ist Eigentum der kaiserlich russischen Familie.

Ein erfreuliches Zeichen für die Schmuckindustrie ist die Wahrnehmung, dass neuerdings das Tragen von Ohrringen wieder für chic gehalten wird. Hauptsächlich England gefällt sich in grossen goldenen Ohrringen, reich mit Brillanten besetzt und zwar werden dieselben, etwa in der Grösse von kupfernen Zweipfennigstücken, hauptsächlich von den tonangebenden Damen der guten Gesellschaft getragen. Viele Damen, die sich der Prozedur des Ohrlochstechens auf Grund der Hintansetzung des Ohrschmuckes nicht unterzogen, sind nun in Verlegenheit; doch wissen unsere nie

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Firmen. Personal. Vereine. Versammlungen. Die Herren Rodi und Wienenberger in Pforzheim verteilten anlässlich des Ueberganges des Geschäfts an eine Aktiengesellschaft an ihr Personal die respektable Summe von 4000 Mark.

Die Württembergische Metallwarenfabrik Geislingen hat im vorigen Jahre wieder so gute Geschäfte gemacht, dass sie 20% Dividende verteilen kann. Der Reingewinn betrug im vorigen Jahre nach Abzug der Tantièmen 952716 Mark, 1897 waren es 936929 Mark.

Jubiläum. Herr Goldarbeiter und Juwelier Gustav Püschel sen. in Zittau i. S., feierte am 22. vor. Mts. sein goldenes Bürgerjubiläum. Der Stadtrat ehrte den Jubilar durch Glückwunschschreiben und Übersendung eines Ehrentrunkes. Püschel beging am selben Tage auch sein 50jähriges Meisterjubiläum.

Herr

Geschäftsveränderungen. Die Firma Paul Schäffler in Pforzheim ging auf Bijouteriefabrikant Christian Weickmann über, der sie unter der Firma Paul Schäffler Nachfolger Chr. Weickmann weiterführt. Der Sitz der Bijouterie-Engros - Firma Rosch & Cie. ist nach Hamberg verlegt worden. Der bisherige

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Teilhaber der Firma Badische Silberwarenfabrik Pforzheim, Baer & Deibele, Dr. ph. Casimier Herm. Baer, ist aus der Gesellschaft ausgetreten. Die Aktiva und Passiva sind auf den Teilhaber Carl Deibele übergegangen; die Firma ist in eine Kommanditgesellschaft unter dem Namen Badische Silberwarenfabrik Carl Deibele & Cie. umgewandelt worden. Persönlich haftender Gesellschafter ist Fabrikant Carl Deibele.

Der Kunstindustrie-Verein zu Hanau konnte, dem kürzlich erschienenen Jahresbericht zufolge, seinen Zweck: der Kunstindustrie förderlich zu sein durch Erstattung des Schulgeldes an ärmere Lehrlinge der Gold- und Silberschmiedekunst zum Besuche der Kgl. Zeichen-Akademie, im abgelaufenen Vereinsjahre durch die Ungunst der Zeitverhältnisse nur in geringerem Masse als früher erfüllen. Immerhin konnten aber Mk. 210 aufgewandt werden zur Schaffung von sechs Freistellen. Es belaufen sich die Zuwendungen des gen. Vereins an die Kgl. Zeichen-Akademie in den 27 Jahren seines Bestehens nunmehr auf 12 120 Mark.

Der Verein der Juweliere, Gold- und Silberarbeiter in München hat durch Vereinsbeschluss folgende Bekanntmachung an alle seine Mitglieder ergehen lassen: „,Schätzungen neuer

Waren in Juwelen, Gold und Silber finden nicht statt. Aeltere Gegenstände im Privatbesitze werden taxiert nach Massgabe der Schätzungstabelle und gegen Erstattung der Schätzungsgebühr. Die Vorstandschaft." (Dieses Uebereinkommen, eine praktische Selbsthilfe, war nachgerade eine Notwendigkeit geworden, da Leute, die derartige Gegenstände zu veräussern hatten, häufig von einem Geschäft zum andern liefen, dort die Wertsachen abschätzen liessen und den geringer Schätzenden durch missliebige Aeusserungen in Misskredit brachten und andererseits die Schätzer für ihre Mühe keinerlei Entgelt hatten.)

Eine Uhrmacher- und Goldarbeiter-Innung der Kreise Elberfeld und Mettmann hat sich kürzlich in Elberfeld konstituiert. Zum Vorsitzenden wurde Herr Mittelstenscheid - Elberfeld, zum zweiten Vorsitzenden Herr C. A. Krall-Elberfeld, zum ersten bezw. zweiten Schriftführer die Herren Schöler-Lettré-Elberfeld und Aug. Döhrendahl-Langenberg, und zum Beisitzer Herr Uhrmacher Rietbrook-Elberfeld gewählt.

Geschäftsnachricht. Die unsern Lesern bekannte EinrichtungsFirma für Juweliere und Uhrmacher P. Flachshaar & Co., G. m. b. H., Berlin, Alte Jacobstr. 5, Spezialität: Schaufensterund Ladeneinrichtungen, erweitert zum Herbst ihre Fabrikationsund Geschäftslokalitäten ganz bedeutend und wird dadurch in den Stand gesetzt, weitgehenden Anforderungen seitens der Kundschaft Genüge zu leisten. Die Firma ist für die Folge imstande, ihr fertiges Lager von Ladentischen, Glasaufsätzen auf Ladentische, Silberschränken etc. durch die erweiterten Räumlichkeiten zu vervollständigen, wodurch sich dieselbe viel neue Kunden erwerben dürfte. Die Interessenten machen wir auf die vielfachen Neuheiten in Sammetdekorationsgegenständen aufmerksam; die Firma lässt jetzt mehrstufige Sammetterassen, Holzrahmen mit auswechselbaren Sammettablettes mit geschnitztem Aufsatz und Monogramm als Dekoration für die ganze Rückenwand eines Schaufensters anfertigen und findet damit, wie uns geschrieben wird, lebhaften Anklang.

Handel und Verkehr.

Die Genfer Uhrenindustrie giebt sich ganz besondere Mühe, um bei der Weltausstellung in Paris möglichst ehrenvoll dazustehen. Gegenwärtig ist bei Uhrmacher Galli, Theaterstr. 16, ein Kunstwerk ausgestellt, das einzig in seiner Art ist. Es ist eine Damenbrosche in Form eines Schmetterlings, dessen ausgebreitete Flügel reich mit Brillanten besetzt sind. Der Leib ist aus Gold. Durch einen Druck auf eine Feder öffnet sich der Leib und man erblickt ein niedliches, äusserst kleines Ührchen. Das Kunstwerk dürfte bei den Pariser Damen gewiss Anklang finden.

Contra Warenhäuser. Eine unlängst in Köln stattgehabte grosse Volksversammlung, einberufen zur Stellungnahme gegen die Warenhäuser, nahm eine Resolution an, in welcher die Regierung dringend aufgefordert wird, gesetzgeberisch einzugreifen durch Einführung einer einschneidenden prohibitiv wirkenden progressiven Umsatzsteuer, anfangend bei einem Umsatz von 200000 Mark. Die Steuer soll den Kommunen überwiesen werden, um den kleineren und mittleren Gewerbestand von den Abgaben, insbesondere von der Gewerbesteuer möglichst zu entlasten. Der Versammlung wohnten Vertreter der Regierung, die Abgeordneten Roeren, Fuchs und Vertreter verschiedener anderer deutscher Städte bei.

Quezaltenango (Guatemala), 25. Juli 1899. Wie uns ein Uhrmacher, der zugleich ein Bijouteriegeschäft betreibt, aus dieser Stadt schreibt, sind die Zeiten gegenwärtig dort furchtbar schlecht. Voraussichtlich geht es wie in Argentinien oder Peru, nur Papiergeld kommt auf den Markt, der Cambio für Mark ist 400%. Der Papierthaler ist nicht einmal eine Mark wert. Auch ist Hoffnung vorhanden, bald wieder ein kleines Revolutiönchen im Lande zu haben. Die Angestellten lassen ihr Erspartes, um nichts zu verlieren, in den Geschäften stecken, denn mit dem hohen Cambio kann man nicht aus dem Lande.

Marienbad, 22. August 1899. Die Juweliere und Fabrikanten dürfte es interessieren, etwas über das Tragen von Schmuck in den modernen Bädern zu hören. Hier, wo Tausende von Kurgästen weilen, kann man sich so recht einen Begriff machen von unserer Bijouterie. Da vorwiegend besseres Publikum hier ist, so steht der Brillantschmuck im Vordergrund, sehr viel sieht man Brillantboutons, teilweise in sehr grossen Exemplaren. Die ganze Damenwelt trägt Fächer- oder Halsketten, an denen oft

unzählige Berloques hängen. 10 Stück sind z. B. nichts Seltenes. Darunter sind wirklich schöne Muster vertreten, grösstenteils Wiener Ursprungs, namentlich die Emaillestücke. Ausser der Fächerkette hat sich bei den Damen die silberne und goldene Börse beliebt gemacht. Sie wird auf der Vorderseite des Kleides getragen. Merkwürdigerweise sind aber fast ohne Ausnahme alle Börsen Pariser Fabrikat, erkenntlich an den feinen Maschen des Geflechts. Warum nun in Pforzheim, Hanau und Schw.-Gmünd, wo doch so viel gemacht werden kann, diese Börsen mit den kleinen Maschen nicht hergestellt werden, ist unbegreiflich, es wäre darin ein grosses Geschäft zu machen. Eine Pariser Firma, die als Spezialität Börsen fabriziert, ist auf Monate hinaus beschäftigt und ausser Stande, weitere Aufträge anzunehmen. Vielleicht genügt dieser Wink, um den einen oder anderen Fabrikanten zu veranlassen, der Sache näher zu treten.

Saisonleben in Ostende. Aus Ostende wird dem Wiener Extrablatt geschrieben: Der Höhepunkt der Saison ist erreicht. Das will so viel sagen, als dass in allen vornehmen Hotels und Privatpensionen kein Plätzchen mehr zu vergeben und der imposante Meerdam von dem elegantesten Publikum bevölkert ist. Man sieht hier besonders in den luxuriös ausgestatteten Spielsälen, Toiletten von so auserlesenem und kostspieligem Geschmack und Schmuck von solchen Dimensionen, dass das Auge auch des Blasiertesten geblendet wird. Ein Wiener Juwelier schätzte den Diamanten- und Perlenschmuck von nur neun an einem Roulettetisch spielenden Damen auf dreieinhalb Millionen Gulden. Hunderte von diamantenglitzernde Damen promenieren auf und ab. Selbstverständlich wird auch auf der Promenade und sonst reichlicher und wertvoller Schmuck getragen.

Aus Adlersdorf bei Berlin teilt man mit: Reiche Leute scheinen die Zigeuner zu sein, welche sich in unserem Orte angesiedelt haben. So gehören diese Söhne der Pussta zu den besten Kunden eines Köpenicker Goldschmieds. Bei demselben bestellte kürzlich ein Zigeuner ein goldenes Diadem für seine Frau zum Preise von 460 Mk. Nachdem diese Bestellung zur grössten Zufriedenheit des Auftraggebers ausgeführt und prompt bezahlt worden ist, hat derselbe Zigeuner für seine Frau ein silbernes Diadem, sowie einen prächtigen Gürtel, der mit grossen Silbermünzen und wertvollen Steinchen verziert wird, sowie für sich ein Paar goldene Sporen bestellt.

Tages-Telegramme, die während der Nacht nicht an die Empfänger ausgehändigt werden sollen, einfach zu kennzeichnen, ist für diese Telegramme die Bezeichnung,,Tages-Telegramme" eingeführt worden. Dieser Vermerk (,,Tages") ist vor der Aufschrift niederzuschreiben und wird als ein Taxwort gezählt. Telegramme mit der Bezeichnung,,Tages" gelangen in der Zeit von 10 Uhr abends bis 6 Uhr morgens nicht zur Bestellung.

Unglücksfälle. Verbrechen. Verurteilungen.

Die Goldschnipfelei scheint, wie aus Pforzheim berichtet wird, dort wieder in Blüte zu stehen. In den letzten Tagen sollen bis jetzt 22 Personen dieserhalb verhaftet worden sein. Als Hauptschuldiger wird ein Fasser A. Panitz genannt. Die Diebstähle wurden in drei grösseren Fabriken verübt und soll der Wert der gestohlenen Edelmetalle und der Edelsteine sich auf 50 000 Mark (?) belaufen.

Gestohlen worden sind in Lodz (Russisch-Polen) 15 goldene Armbänder mit Brillanten, 5 goldene Damenuhren, 3 Brillantschmuckgarnituren (Ohrringe und Broschen), ferner je eine Garnitur mit Perlen und Brillanten, in Kleeblattform mit Brillanten und eine dritte mit Brillanten und Türkisen, Gesamtwert 5000 Rubel. Sämtliche Goldsachen tragen den russischen Goldstempel. Auf die Herbeischaffung der Juwelen ist eine Belohnung von 300 Mk. ausgesetzt.

Aus Sterkrade teilt uns Herr Uhrmacher J. Prayern unterm 13. v. Mts. mit: Heute morgen kam eine geriebene Gaunerin in mein Geschäft und wollte einen goldenen Ring kaufen. Ich legte ihr Ringe vor; nach erfolgter Wahl gab sie vor, eine goldene Damenuhr zu kaufen nebst Kette. Auch diese legte ich der Schwindlerin vor. Als es ans Bezahlen ging, bemerkte ich das Fehlen einer Damenuhr. Ich liess die Person sofort verhaften und fand sich bei ihr eine goldene Damenuhr, 2 Ringe und 1 silb. Doublé-Damenkette vor. Die Diebin sieht ihrer Bestrafung entgegen, da sie dasselbe Manöver auch in anderen Uhrengeschäften gemacht hat.

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