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behauptet, zum Teil aber selbst erhöht. Das Defizit am Fabrikationsgewinn musste also durch grössere Leistungsfähigkeit, durch Intensität der Arbeit und Verbesserung der Technik ausgeglichen werden, womit aber der kleine Fabrikant nicht Schritt halten kann. Die Ersparnis an Verwaltungspesen, welche der kleine Fabrikant dem grossen gegenüber erzielt, beträgt nicht soviel, als das technische Lebergewicht des Grossbetriebes ausmacht. Wo die Maschine mit am meisten arbeitet, hat der Kleinindustrielle wenig Aussicht, rivalisieren zu können. Wo die Handarbeit, die kunstgewerbliche Technik dagegen vorherrscht, da ist für den kleinen und mittleren Fabrikanten der Wettbewerb noch offen. Nur schade, dass die Konsumfähigkeit für deren Produkte so begrenzt ist und dass gerade in unserer Industrie das Feld dafür immer kleiner wird. Mag es sich auch für ganz erlesene, kostbare Erzeugnisse, in welchen die Juwelierwerkstätten einiger grosser Städte den Pforzheimer und Hanauer Ateliers den Rang ablaufen, in den letzten Jahren etwas erweitert haben, so ist dafür die früher grosse Gemeinde derer, welche einen soliden Goldschmuck kauften, der sich in der Familie forterben sollte, merklich zurückgegangen.

Und damit hat das gute deutsche, wie ausländische Mittelgenre seine frühere Vorherrschaft in Pforzheims Fabrikation verloren; es ist zurückgedrängt und jedes Jahr bringt es weiter zurück. Die Zahl der Fabriken, die Mittelgut herstellen, wird von Jahr zu Jahr kleiner. Dadurch aber auch erhält Pforzheim immer mehr den Typus einer modernen Fabrikstadt mit hohen Schloten einerseits, während auf der anderen Seite die bisherige Fabrikthätigkeit sich in kleingewerbliche Atelierarbeit zu verwandeln beginnt. Das Bindeglied zwischen beiden Betriebsarbeiten werden dann noch die Ketten- und Ringfabrikanten abgeben. Bis diese Scheidung sich vollzogen hat, werden neue Geschäfte entstehen, wie bisher, aber weit mehr werden wieder aufhören, weil die kunstgewerbliche Thätigkeit nur die tüchtigsten Techniker, der Grossbetrieb nur die kapitalkräftigsten und kommerziell hervorragendsten Elemente aufkommen lässt. Wird das Jahr 1899 diesen Prozess langsam fortsetzen oder gewaltsam beschleunigen? Wie es diese Frage in der Praxis löst, davon wird nach dem Urteil vieler in der Hauptsache abhängen, ob wir einem günstigen oder ungünstigen Geschäftsjahr entgegengehen.

Vermischtes.

Aus dem Kreditorenverein. Im Vorjahr wurde gelegentlich der Debatten über die Warenhausfrage von dem Einkäufer des Warenhauses Wertheim in Berlin, Herrn Standke, eine Aeusserung kolportiert, wonach ihm von Mitgliedern des leitenden Comités im Gegensatz zur offiziellen Stellungnahme des Vereins direkte Offerten im Hôtel zur Post gemacht worden seien. Dem gegenüber dürfte es die Vereinsmitglieder interessieren zu erfahren, dass die auf Grund jener Aussage von dem zweiten Vorsitzenden Herrn Stöffler gegen Herrn Standke angestrengte Klage dieser Tage mit der Verurteilung des letzteren wegen Beleidigung zu einer Geldstrafe von 15 Mk. eventuell 3 Tagen Gefängnis und Tragung der Kosten endete.

Arbeiter-Jubiläum. In Gmünd konnten dieser Tage zwei Arbeiter, Paul Brenner und Gottlieb Siegele, welche 25 Jahre ununterbrochen in der Silberwarenfabrik von Wilh. Binder thätig waren, ihr Jubiläum feiern und wurden aus diesem Anlass im Beisein vom Fabrikausschuss von ihren Prinzipalen mit Geschenken bedacht.

Die Firma Abel & Zimmermann in Pforzheim hat ihr Personal am Sylvester auf angenehme Weise überrascht, indem in der genannten Fabrik sämtliche Arbeiter und Arbeiterinnen ansehnliche Geschenke erhielten. Das ist nach der sozialen und geschäftlichen Seite gleich erfreulich.

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Diebstähle. Der Fürstin Alice von SchönburgWaldenburg, der jüngsten Tochter des spanischen Thronprätendenten Don Carlos, ist eine unangenehme Weihnachtsüberraschung widerfahren. Als sie sich am ersten Feiertag zur Tafel ankleiden wollte, machte sie die Wahrnehmung, dass ihr gesamter Schmuck verschwunden sei. Der Schmuckkasten war vollkommen leer. Man rief sofort die Polizei herbei. Die ausgedehnte Villa, die das fürstliche Paar in Viareggio besitzt, wurde gründlich durchsucht und die gesamte Dienerschaft verhaftet. Doch blieb alles erfolglos. Weder vom Schmuck, noch vom Diebe konnte eine Spur ausfindig gemacht werden. Ueber einen Silberdiebstahl berichtet der „Han. Anz.": Die Silberwarenfabrik G. & Co. bemerkte seit geraumer Zeit ein Manko an ihrem Silber. Auch fiel es auf, dass einige ins Ausland bestimmte Waren wegen nicht entsprechenden Silbergehalts zurückgewiesen wurden. Am 23. v. M. wurde der Silberschmelzer M. beim Nachhausegehen ins Kontor gerufen und visitiert, wobei sich herausstellte, dass er ca 9 Gr. Silber bei sich trug. Eine in der Wohnung vorgenommene Durchsuchung ergab als Resultat, dass verschiedene Gegenstände dortselbst vorgefunden wurden, die von dem, dem Geschäft entwendeten Silber verfertigt worden waren. Dieser Tage wurde in Pest dem Juwelier D. Kriegler von einem unbekannten Besucher des Lokales ein Paar Boutons im Werte von 400 Gulden entwendet.

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Dem Syndikat der amerikanischen Silberwaren-Fabrikanten, über dessen Zustandekommen wir in No. 22 der „H.-Ztg. für die Gold- und Silberwaren Industrie" berichtet haben, gehören folgende Fabriken an die Meriden Britannia Co., Meriden Silver Plate Co., Manning, Bowman & Co., Wilcox Silver Plate Co. und C. Rogers & Bros in Meriden, Ct.; Simpson, Hall, Miller & Co., Watrous Mfg. Co., Nickel-Silver Co. und R. Wallace & Sons' Mfg. Co. in Wallingford, Ct.; Barbour Silver Co., William Rogers Mfg. Co. und Rogere Cutlery Co. in Hartford, Conn.; Rogers & Bros. und Rogers & Hamilton Silver Plate Co. in Danbury, Conn.; Middletown Plate Co. in Middletown, Conn.;

Norwich Cutlery Co. in Norwich, Conn.; Holmes & Edwards Silver Co. in Bridgeport, Conn.; Manhattan Silver Plate Co. in Lyons, N. Y.; Homan Silver Plate Co. in Cincinnati, O., und Standard Silver Plate Co. in Toronto, Canada.

Historische Diamanten. Wie aus Moskau geschrieben wird, bietet ein dortiger Juwelier ein kleines Schnürchen alter kostbarer Brillanten zum Verkauf an, welche nachweislich von der Kaiserkrone Napoleon III. herrühren.

De Beers-Diamantengruben - Gesellschaft. Aus London meldet man: Nach telegraphischer Meldung von Kimberley ist für das ablaufende Halbjahr eine Dividende von 20 Prozent (20 Sh. auf die Aktie) erklärt worden. Die Einkünfte für das Halbjahr einschliesslich der vorrätigen Diamanten und unter Schätzung der Einnahmen für die letzten zehn Tage des Jahres belaufen sich auf 1850000 Lstr., die Ausgaben auf 772000 Lstr. Nach Bereitstellung der Zinsen und Tilgungsbeträge auf die Schuldverschreibungen und Obligationen verbleibt ein Reingewinn von 925000 Lstr. Die am 30. Juni auf neue Rechnung vorgetragenen 748488 Lstr. sind in den angegebenen Ziffern nicht mit inbegriffen.

Zur Lage der Diamantenschleifereien in Antwerpen. Die Antwerpener Diamantenschleifereien waren in letzter Zeit ziemlich gut beschäftigt und die Nachfrage für geschliffene Diamanten besser. Das Geschäft ist jedoch infolge der hohen Preise für rohe Ware im Gegensatze zu dem niedrigen Preise für geschliffene Diamanten nicht sehr lohnend. Die Diamantenindustrie in Antwerpen gewinnt von Tag zu Tag an Bedeutung. In jüngster Zeit sollen zahlreiche Diamantenarbeiter von Amsterdam nach Antwerpen übersiedelt sein. Für den Augenblick giebt es in dieser Branche keine Beschäftigungslosen, und im Durchschnitt wird 10-10 Stunden gearbeitet. Die Vereinigung der kleineren Fabrikanten „Eigenwerkmakers en Fabrikantenvereeniging" beabsichtigt, sich mit den Arbeitergesellschaften zu verständigen, um eine Kommission zu gründen, welche den Zweck haben soll, die Interessen der Antwerpener Diamantenindustrie zu wahren und Streiks zu hüten. Die belgische Diamantenindustrie erzeugt fast die Hälfte der Gesamtheit an geschliffenen Diamanten, und der übrige Teil wird hauptsächlich in Amsterdam verarbeitet. Die belgischen und holländischen Diamantenschleifer kaufen die rohen Steine in London, worin sie aus Südafrika verschifft werden. Nach einer amerikanischen Fachzeitschrift betrug der Wert der rohen Diamanten, die allein von den belgischen Schleifern aufgekauft wurden, 1891: 31000000, 1895: 38400000 und 1896: 42460000 Mk.

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Patente.

Gebrauchsmuster-Eintragungen.

12. Dezember.

44. 105 842. Auf Vorstecknadeln und anderen Gebrauchsgegenständen anzubringender, in den fünf Buchdruckerfarben ausgeführter Schild mit den Buchsatben „V. d. D. B." als Abkürzung für „Verband der Deutschen Buchdrucker". Hermann Sachse, Halle a. S., Wuchererstr. 28. 22. 10. 98. S. 4809.

44. 105859. Sicherheitsvorrichtung nach G.-M. No. 103742 mit Sicherheitsnadel. Kurt Proskauer und Otto Grunwald, Kreuzburg, O.-S. 8. 11. 98. P. 4137.

44. 106032. Schmuckkette mit fugenlosen, ohne Lötung mit einander verbundenen Gliedern. K. F. Klein, Pforzheim. 12. 11.98. K. 9440.

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Augsburg. Goldarbeiter Emanuel Fritsch. des Konkursverfahrens durch Zwangsvergleichstermin. verHalle a. S. Uhrmacher August Garmshausen. Schlusstermin 1. Februar, mittags 12 Uhr.

Die kostbarsten Schmuckkästchen der Welt sind nach einem in der neuesten Nummer der Revue des Revues enthaltenen Verzeichnis sämtlich im Besitz von Amerikanerinnen und Engländerinnen. An der Spitze figuriert das der Frau John Astor, das auf 3700000 Francs geschätzt wird. Dann folgt Frau Oliver H. P. Belmont, die Eigentümerin der Perlenschnur, welche einst der Königin Marie Antoinette gehörte und 900 000 Francs wert ist. Frau H. Mac Twombly ist im Besitze eines Diamantenkolliers im Werte von 1750000 Francs, und Frau Bradley Martins hat einen Rubinenschmuck von zwei Millionen aufzuweiseu.

Frage- und Antwortkasten.

Zu Frage 57. Zu diesen Stoffbeuteln ist jedenfalls imprägnierter Stoff verwendet worden. Lassen Sie denselben von einem Sachverständigen untersuchen.

Zu Frage 58. Broschen, Knöpfe und Nadeln für Samariter liefern in echt und unecht Jörgum & Trefz, Frankfurt a. M, Langestrasse 38.

Frage 59. Wie unterscheidet man echte Perlen von guten Nachahmungen auf einfachste Weise? J. W.

Frage 60. Wer giebt gute und saubere Bleimodellringe ab oder wo sind dieselben zu beziehen?

Hannover. Juwelier Carl Kuhlo. Aufhebung des Konkursverfahrens durch Schlusstermin.

Kaufbeuren. Uhrenhandlung John und Auguste Stumpf. Aufhebung des Konkursverfahrens durch Schlusstermin.

Liegnitz, Frauenstrasse 49. Uhrmacher Gottlieb Bastisch. Konkurseröffnung 7. Januar. Verwalter Kaufmann Adolf Blasche. Anzeigefrist 6. Februar. Anmeldefrist 9. Februar. Gläubigerversammlung 7 Februar, vormittags 11 Uhr. Prüfungstermin 28. Februar. vormittags 10 Uhr.

Magdeburg, Stephansbrücke 29. C. Albrecht. Konkurseröffnung 28. Dezember. Verwalter Kaufmann Ottomar Schaffhirt. Anzeige- und Anmeldefrist 6. Februar. Gläubigerversammlung 24. Januar, vormittags 11 Uhr. Prüfungstermin 24. Februar, Vormittags 11 Uhr. Breiteweg 160. Juwelier V. Salerno. Konkurseröffnug 6. Januar. Verwalter Kaufmann Wilhelm Schumann. Anzeige- und Anmeldefrist 18 Februar. Gläubigerversammlung 7. Februar, vormittags 11 Uhr. Prüfungstermin 9. März, vormittags 10 Uhr.

Mülhausen i. E. Ehefrau von Aron Levy, Eva geb. Laemlé, Goldschmiedegeschäft. Aufhebung des Konkursverfahrens durch Schlusstermin.

Orzegow, A.-G. Beuthen, O.-S. Uhrmacher H. Josef Mitschke. Aufhebung des Konkursverfahrens durch Schlusstermin.

Silberkurs.

Der Durchschnittswert des feinen Silbers war an der Hamburger Börse Mk. 81,18 per Kilo.

Danach berechnen die vereinigten Silberwarenfabriken für 0,800 Silber Mk. 71,- per Kilo, gültig vom 1.-10. Jan. 1899.

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Inhalt: Sonst und jetzt. Ein Erfolg unserer Agitation für Schmuck und Mode. Schmuck-Entwürfe (mit Tafel). Neuer Ohrschmuck (mit Abbildungen). Die Goldschmiedekunst vom Mittelalter bis zur Neuzeit. - Die Edelsteine. Umschau im Fache (mit Abbildungen). Der Kunstsalon Keller & Reiner in Berlin. Die deutsche Edelmetallwaren-Industrie. Fachschulwesen. Vermischtes. -- Frage- und Antwortkasten. Patente. Konkurse. Silberkurs. Arbeits

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markt. Inserate.

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Sonst und jetzt.

Ein Erfolg unserer Agitation für Schmuck und Mode.

ir haben in unserem an die GoldschmiedeWelt gerichteten Aufruf vom 1. November v. J. die Fachgenossen zur Unterstützung unserer Agitation zu Gunsten des Schmuckes aufgefordert und zugleich versprochen, in der Handelszeitung regelmässig darüber Bericht zu erstatten, wie diese Agitation in die Erscheinung tritt und welche Erfolge damit erzielt worden sind. Dies soll heute zum ersten Male geschehen und wir hoffen, mit der Darstellung unserer bisherigen Thätigkeit auf diesem Gebiet alle diejenigen noch zur Zeichnung von Beiträgen zu veranlassen, die sich bisher abwartend verhielten, die erst sehen wollten, ,,was aus der Sache wird". Auch dieser Standpunkt ist ein berechtigter, denn die Opferwilligkeit der Einzelnen wird heute von so vielen Seiten in Anspruch genommen, dass ein guter Hausvater wohl überlegen muss, wen und was er materiell und ideell unterstützen will und kann. Bei unserer Agitation handelt es sich allerdings um eine Angelegenheit, deren Förderung jedem Einzelnen unseres Geschäftszweiges, Fabrikanten, Detailleur oder Grossisten, geschäftlichen Nutzen bringt und wenn sich auch dieser nie wird zahlenmässig beweisen lassen, wenn man auch nie wird sagen können, für meine 2 Mark Beitrag zur Centralstelle Schmuck und Mode habe ich dieses Jahr 100 M. mehr verdient gehabt, so wird doch jeder einsichtige Geschäftsmann den Wert einer richtig geleiteten Propaganda zu Gunsten des Schmuckes zu schätzen wissen und gern nach seinen Kräften zu ihrer Unterstützung beitragen.

In einer der ersten Nummern des vorigen Jahrganges haben wir unseren Lesern vorgerechnet, wie schädlich ein gegen den Schmuck gerichteter Artikel eines grossen Blattes z. B. des Berliner Lokal-Anzeigers" wirkt. Dieses Blatt hat über eine viertel Million zahlende Abonnenten, mithin

etwa eine halbe Million Leser, sehr schlecht gerechnet. Jeder dieser Leser würde dem Goldschmied durchschnittlich jährlich nur 10 Mk. zu verdienen geben für irgend einen Gegenstand, neu oder Reparatur oder was sonst immer, so ergiebt dies im Jahr 5 Millionen Mark und das ist doch schon eine nette Summe. Thatsächlich hat der Lokal-Anzeiger bisher mehrfach in Mode- und anderen Berichten gegen den Schmuck geschrieben und bei seinem Einfluss auf die mittleren Klassen unserem Geschäfte erheblichen Abbruch gethan; wir haben daher uns mit der Redaktion jenes Blattes in Verbindung gesetzt und den schönen Erfolg zu verzeichnen, dass der Lokal-Anzeiger künftig nicht nur nicht mehr gegen den Schmuck schreiben wird, sondern im Gegenteil dafür eintreten wird und das ist eine nicht hoch genug anzuschlagende Errungenschaft. Dies ist geschehen in mehreren Nummern vor Weihnachten und zuletzt in der Nummer vom 15. Januar d. J. und unsere Berliner Leser werden zugeben, dass das Weihnachtsgeschäft dieses Mal ganz zufriedenstellend war.

Wie in Berlin, so geht die Agitation der Centralstelle Schmuck und Mode durch das ganze deutsche Reich. Die ,,Deutsche Moden -Zeitung" mit 80000 Abonnenten bringt jetzt in jeder Nummer grössere oder kleinere Beiträge oder Hinweise auf das Schmucktragen.

Ein Artikel,,Der Schmuck" von Jeanette Bramer aus No. 22 der Handels-Zeitung ist durch uns in rund 330 Tageszeitungen lanziert worden.

Die grosse Modenzeitung ,,Der Bazar" hat uns ebenfalls ihre Spalten geöffnet; ebenso bringen,,Dies Blatt gehört der Hausfrau" und die neue Zeitschrift,,Die Frau" auf unsere Anregung hin fortgesetzt Schmuckartikel. Und ein Abonnent aus einer Mittelstadt des westlichen Deutschlands schreibt

uns, dass diese Schmuckartikel auch im dortigen Lokalblatt abgedruckt worden seien und für ihn schon merkbare geschäftliche Erfolge gezeitigt hätten.

Mit diesen Erfolgen, denen wir noch andere anfügen könnten, nach kaum zweimonatlicher Thätigkeit, können wir und können unsere Fachgenossen wohl zufrieden sein und wir fühlen uns dadurch angespornt, das begonnene Werk weiter auszubauen und energisch fortzusetzen. Die Zeitverhältnisse sind unserer Propoganda so günstig, wie kaum je zuvor; überall regt sich das Interesse im Publikum für guten Schmuck und dieses Interesse müssen wir mit allen Kräften wach erhalten und in Bahnen lenken, die uns nicht nur geschäftlichen Vorteil bringen, sondern auch der kunstgewerblichen Seite unseres Faches zu Gute kommen, denn wir wollen nicht nur Schmuck überhaupt, wir wollen

vor allen Dingen guten, geschmackvollen Schmuck verkaufen.

Die Redaktion der Handels-Zeitung, welche keine Arbeit und keine Kosten gescheut hat, um die Agitation für den Schmuck in die richtigen Wege zu leiten, wird sich binnen kurzem erlauben, erneut mit einem Aufruf an die deutschen Interessenten der Gold- und Silberwaren-Industrie, Fabrikanten, Grossisten und Detailleure heranzutreten und darf nach den gehabten Erfolgen wohl die Hoffnung aussprechen, dass sich den bisher in so reicher Weise gezeichneten Beiträgen noch recht viele anschliessen werden, damit fortgesetzt das ganze Jahr hindurch zu Gunsten des Schmuckes, zur Förderung unseres Kunstgewerbes und zur Hebung des Absatzes seiner Erzeugnisse in der bisherigen Weise weiter gearbeitet und agitiert werden kann.

Schmuck-Entwürfe

von Prof. E. Riester.

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ird wohl der moderne Stil auch für die Schmuckindustrie massgebend werden? Diese Frage, welche vor kurzem noch mit einem missächtlichen Schütteln des Kopfes bei den meisten Fachleuten abgefertigt zu werden pflegte, gewinnt täglich mehr an Bedeutung, und die Aussichten auf eine dereinstige wohlwollende Bejahung mehren sich zusehends. Ob es freilich gerade der moderne Stil sein wird, wie er jetzt floriert, ist eine Sache für sich. Was uns bis jetzt an neuem Schmuck von verschiedenen Seiten aufgetischt worden ist, kann, bei aller Anerkennung des Schönen, des Originellen und Durchdachten, was in einem grossen Teile desselben enthalten ist, doch für die fabrikmässige Herstellung nur von mittelbarem Interesse sein. Wenn die eine Art nur durch Linie und Fläche, unter Verzicht auf jeden weiteren Ausputz, zu wirken versucht, so wird eine solche Reserviertheit. doch wohl immer Kaviar fürs Volk bleiben; und wenn eine andere wie man annehmen muss, nicht ohne eine gewisse Absichtlichkeit eine Technik anwendet, welche den fertigen Stücken ein Aussehen verleiht, als ob sie ein Grobschmied in seinen Mussestundén zu seinem Privatvergnügen gemacht habe, so ist das eine Absonderlichkeit, welche schwerlich dem gesunden Durchschnittsgeschmack als etwas Gerechtfertigtes aufzuoktroyieren sein wird.

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Ich glaube, dass die Zierlichkeit der Komposition, die technische Vielseitigkeit und die Gediegenheit und Akkuratesse der Arbeit, die wir uns mit schwerer Mühe erworben haben, aufs sorgsamste erhalten und gepflegt werden müssen und dass wir keine dieser Eigenschaften unter dem Deckmantel des „,neuen Stiles" riskieren dürfen.

Unter diesem Gesichtspunkte betrachtet, gewinnen die vorliegenden Entwürfe von Prof. Riester-Pforzheim ein

erhöhtes Interesse. Ihre moderne Richtung dokumentiert sich vor allem in ihrer ausschliesslichen Anlehnung an Naturformen, soweit dies vernünftigerweise von der Bijouterietechnik verlangt werden kann. Jedenfalls ist hier nichts zu spüren von dem wundersamen Durcheinanderquirlen von den einmal angelernten stilistischen und den neu angeflogenen naturalistischen Formen, wie es viele unserer Zeichner in rühmlicher Gemütsruhe betreiben, vermutlich um dem Publikum den Naturalismus löffelweise beizubringen. Auch das kritischste Auge wird auf unserem Blatte weder eine vergessene Akanthusranke, noch einen in Gedanken stehen gebliebenen Rokokoschnörkel entdecken. Man gewinnt im Gegenteil den Eindruck, dass der, der das gemacht hat, ein mit den Wuchseigenschaften und der eigentümlichen Schönheit der Pflanze durchaus vertrauter Künstler ist, der seine Motive aus der eigenen Studienmappe holt und nicht aus modernen Zeitschriften oder sonst aus zweiter Hand. Riester geht überhaupt in der Ausnützung der Naturformen für seine Schmuckentwürfe durchaus seine eigenen Wege, ohne mit irgend einer „Richtung" zu liebäugeln. Eine schlichte Anmut, eine gesunde Zierlichkeit, eine jedem verständliche Schönheit liegt über seinen Entwürfen, die in keiner Beziehung verblüffend oder auffallend wirken, wie das bei so vielen modernen Arbeiten mehr oder weniger in der Absicht liegt. Will man das Vermeiden jedes absonderlichen, bäumenden oder hin- und herzuckenden Linienzuges, die Abwesenheit jeder symbolischen Geheimniskrämerei, den engen Anschluss an die allgemein üblichen, technischen Ausführungsmittel als nicht neu genug, als überlebt ansehen, dann freilich werden diese Schmuckentwürfe auf den Ehrentitel,,modern" verzichten müssen. Wem aber eine persönlich gefestigte und unabhängige Kunstleistung lieber ist, als ein noch so geschicktes Nachtreten einer eben beliebten

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