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Inhalt: Ein halbes Jahrhundert deutschen Gold- und Silberwaren gewerbes 11. Eine Gabe zum Goethe-Fest. - Die Taufmedaillenausstellung in Frankfurt. - Venetianische Gläser (Schluss). Versicherung gegen Einbruchsdiebstahl. Schmuck und Mode. Firmen. Personal. Vereine. Versammlungen. -Handel und Verkehr. Unglücksfälle. Verbrechen. Verurteilungen. Vermischtes. Technisches. Büchertisch. Frage- und Antwortkasten. Ausfuhrhandel. Briefkasten. Konkurse und Insolvenzen. Silberkurs. Arbeitsmarkt. - Inserate.

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Patente.

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Ein halbes Jahrhundert deutschen

Gold- und Silberwaren-Gewerbes.

as war so recht eine Zeit, Busse zu thun und in sich zu gehen und das thaten denn auch die Verständigen unter unseren Fachgenossen. Ganz im stillen bereitete sich eine neue Bewegung vor, die sich in der Folge für das deutsche Kunstgewerbe im allgemeinen und für unseren Geschäftszweig im besonderen von grösstem Segen erweisen sollte. Aus den reichen Mitteln, die die französische Kriegskontribution nach Deutschland gebracht hatte, war ein grosser Teil auch zur Förderung des aufblühenden Handels und Gewerbes im neu geeinten deutschen Reiche bereitgestellt worden; staatliche und städtische Unterrichtsanstalten wurden reich mit Geldmitteln ausgestattet, um sie in den Stand zu setzen, den neuen Verhältnissen gerecht zu werden und für die verschiedenen Industrien geeignete Kräfte auszubilden. Dazu kam die Ausstellung in Philadelphia 1876, auf der Deutschland zwar im allgemeinen mit Ehren bestand, aber sich doch durch den Mund des eigenen Vertreters, des Professors Reuleaux, das bittere, aber wahre Wort sagen lassen musste:,,Billig und schlecht." Dieses Wort, so hart es klang, weckte die deutsche Industrie und machte sie auf die bisherigen Fehler aufmerksam und die neuen Wege, die eingeschlagen werden mussten, um auf dem Weltmarkte konkurrenzfähig zu bleiben. An die Stelle des ,,Billig und schlecht" musste das ,,Preiswert und gut!" gesetzt werden. Wie es mit unseren Goldwaren damals aus

II.

sah, werden sich noch die meisten Leser erinnern. Runde Brillantbroschen, aus 24 Chatons kreisförmig zusammengesetzt, ohne jede Spur von Zeichnung, ähnliche Muster als Mittelstück eines breiten, formlosen Armbandes, schwarz emaillierte Armbänder mit einem Goldfaden und einem Brillanten in der Schüssel, breite matte Armbänder entweder ganz ohne Steine oder mit Perle, Broschen mit Bouquets, nach heutiger Ansicht geschmacklos arrangiert, Pendeloques mit Fransen und das Ganze in einem stiefelförmigen Etui, Parure, genannt. Für das mittlere Publikum gepresste Knotenbroches, Garnituren von Broches und Pendeloques mit Onyx oder Chalcedon, runde Kopfnadeln mit vergoldeten Stielen dazu passend, die Uhrhalter seligen Angedenkens, Steinschlüssel für die Uhren und der schöne Konfirmationsartikel: Kreuze mit Koralltraube. Medaillons mit emaillierten, saft- und kraftlosen Ornamenten, gelbe Herrenketten von der doppelten Länge der heutigen, Korallen und Granaten.

Das war eine köstliche Zeit, sagen die älteren Goldschmiede, damals konnte man etwas verdienen und brauchte nicht so ein grosses Lager, wie heute! Und die modernen Kunstgewerbler gedenken mit Schauern jener Zeit des formlosen Schmuckes und wünschen sie nie wieder zurück. Damals hielt die Renaissance ihren Einzug in Deutschland und begann ihren Einfluss zunächst auf Architektur und Möbel auszuüben, andere Industriezweige folgten. Die Goldschmiedekunst ahmte wohl die alten Muster Holbeins und andere nach, zum gangbaren Gebrauchsartikel

wurden die Renaissance-Schmucksachen aber nicht, es war wenigen Auserwählten vorbehalten, sowohl die Sachen zu erzeugen, wie auch sie zu tragen. Die Silberwaren-Industrie jedoch wusste die neu belebten Renaissance-Formen sich nutzbar zu machen und schuf eine Reihe von ebenso gefälligen, wie preiswerten Gebrauchs- und Luxusartikeln, die die bisher üblichen Araber unter Bäumen u. dergl. endlich einmal ablösten und auch diese Branche aus dem althergebrachten Schlendrian rissen und für die modernen Anforderungen an technische und künstlerische Leistungen vorbereiteten. Doch auch beim Goldschmuck wurde nach und nach mehr Wert auf Zeichnung und künstlerische Ausführung gelegt, selbst bei billigeren Sachen, als dies je vorher der Fall war und es begannen an die Stelle der massigen, formlosen Schmuckstücke zierliche Ornamente zu treten. Hervorragenden Anteil an der neuen Bewegung hatten die neugegründeten KunstgewerbeVereine unseres Faches, von denen der erste in Gmünd 1876 entstand, Pforzheim folgte 1877, Hanau 1880. Diese Vereine betrachteten es als ihre Hauptaufgabe, durch die mit ihnen verbundenen Schulen tüchtige Zeichner und Goldschmiede heranzubilden und thatsächlich kann man die Erfolge dieser Schulen bei einem Gang durch das Pforzheimer Bijouterie-Museum beobachten, welches alle Jahrgänge deutscher Goldschmiedekunst vom Anfang des Jahrhunderts an in typischen Stücken umfasst. Man kann an dieser deutlich verfolgen, wie nach und nach, je mehr die Schüler der Kunstgewerbeschulen in das praktische Leben zurücktraten, die alten geschmacklosen Formen verschwinden und neue ansprechendere und zierlichere an ihre Stelle treten. Auch diejenigen Zeichner, die keine der neuen Schulen durchmachten, mussten sich an das Entwerfen anderer Motive gewöhnen und fanden einen starken Rückhalt an Halbmonden, Kleeblättern und Hufeisen, die bis auf den heutigen Tag zum eisernen Bestande des Ornamentenschatzes der deutschen Goldschmiedekunst gehören.

Der Anfang des achtziger Dezenniums brachte einen geringen Aufschwung mit sich, indessen hatten die vorangegangenen schlechten Zeiten auch die Einhaltung der Zahlungstermine ungünstig beeinflusst, was für Fabrikanten und Grossisten erhebliche Kapitalverluste zur Folge hatte; ausserdem hatte sich eben durch die schlechten Zeiten das grosse Publikum an geringere Massenware an Stelle der besseren Schmucksachen gewöhnt; es hat dies zwar einen gewissen Aufschwung der Fabrikation von billiger Ware zur Folge, immerhin aber war es der gesunden Entwickelung unseres Faches als kunstgewerblicher Industrie nicht förderlich. Fühl

barer wurden diese Umstände noch durch die wirtschaftliche Krisis in England 1885, die eine neue Absatzstockung nach ausserhalb bewirkte. Eine steigende Anhäufung von Lagervorräten bei Händlern wie Fabrikanten griff Platz, während die Mode immer schneller wechselte und in dem Masse, wie die Konkurrenz sich zu immer grösseren Anstrengungen anspannen musste, wurde das Erträgnis für Handel und Industrie geringer. Dem Exporte stellten sich vielfach prohibitive Zollmassregeln entgegen, so namentlich in letzter Zeit seitens Russlands und Rumäniens, von Nordamerika ganz abgesehen. Gegen Ende der achtziger Jahre hob sich indessen das Geschäft auch in besseren Waren wieder, nicht nur für Deutschland, sondern auch für den Ausfuhrhandel, 1887 und 1888 waren, letzteres trotz der Trauer um zwei Kaiser, gute Geschäftsjahre, 1889 und 1890 blieben es. Doch vollzog sich in diesen Jahren eine Scheidung in der Fabrikation der verschiedenen Städte. Während Hanau bei den altbewährten Traditionen der besseren Ware blieb, überliessen sich Pforzheim und Gmünd, von Ausnahmen abgesehen, mehr der Erzeugung billigerer Artikel; namentlich gelangte in Pforzheim seit dem Anfang der achtziger Jahre die Doublé - Fabrikation in immer umfangreichere Aufnahme und entwickelte sich bald zu grosser Bedeutung. Im übrigen Deutschland finden sich keine Städte, in denen Schmuck in der umfassenden Weise fabrikmässig hergestellt wird, wie in den drei süddeutschen Mittelpunkten der Gold- und SilberwarenIndustrie. Zu nennen wären Stuttgart und Mainz, in gewissem Sinne auch Berlin für spezielle Artikel und dann für die Erzeugung von Gross-Silberwaren Berlin, Heilbronn, Gmünd und Bremen, für Bestecke Düsseldorf, für kirchliche Kunst einige rheinische und westfälische Städte, auch in Magdeburg, Görlitz und anderen Orten verstreut finden sich einige bedeutendere Fabriken. Die Fabrikation von Gross-Silberwaren ist in Deutschland zu einer in anderen Ländern nicht erreichten Blüte gelangt und man kann kühn behaupten, dass, vielleicht mit Ausnahmen von England und seinen Kolonien und Nordamerika, Deutschland der Hauptlieferant des Weltmarktes in Gross-Silberwaren geworden ist; auch im eigenen Lande ist das weisse Metall seit dem Preissturze des Silbers ein mehr und mehr begehrter Artikel geworden, derart, dass die bestehenden Fabriken kaum der Nachfrage gerecht werden können und selbst Pforzheim, welches diese Fabrikation erst in jüngster Zeit aufgenommen und ausgebildet hat, ist rasch zu Bedeutung gelangt.

(Der Artikel hat eine Folge III.)

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Eine Gabe zum Goethe-Fest.

Es bedarf der Aufgaben, nicht der Aufträge!" Das sind die Worte, mit denen Alfred Lichtwarck in seinem trefflichen Buche,,Die Wiedererweckung der Medaille" der deutschen Medailleurkunst die Wege gewiesen hat. Und da nun dieser Kunstzweig, der einst in Deutschland eine herrliche Blütezeit erlebt hat, jetzt wieder zu neuer Entfaltung drängt und, angespornt durch das Beispiel Frankreichs, die Fesseln der Konvention von sich wirft, konnte ihm wohl kaum eine lohnendere Aufgabe gestellt werden als die Verherrlichung der 150. Wiederkehr des Tages, an welchem den Deutschen ihr grösster Dichter geboren wurde. Hat doch Goethes universeller Geist auch den intimen künstlerischen Genuss, welchen die Kleinplastik der Medaille zu spenden vermag, genial erfasst, war er es doch, der zuerst FUM 1500EBURT

wieder durch seine Schriften und seine Sammlungen, ja durch eigene Entwürfe das Verständnis dafür zu wecken suchte. Es erschien demnach vor allem als Pflicht der deutschen Medailleurkunst, sich an der nationalen Feier ihres erhabenen Förderers würdig zu beteiligen.

Die Münzen- und Medaillen handlung von Adolph E. Cahn in Frankfurt hat sich nun behufs Lösung dieser Aufgabe mit dem Frankfurter Bildhauer Joseph Kowarzik in Verbindung gesetzt, und der treffliche Künstler hat die hier wiedergegebene Plakette geschaffen, die sowohl nach der Seite der geistigen Vertiefung hin wie nach jener der technischen Durchbildung ganz ausserordentlich gelungen ist.

Mit Absicht hat Kowarzik an die alte Technik des Medaillengusses wieder angeknüpft. In dieser Technik hat die Kunst von Vittore Pisano bis auf Hans Reinhardt und auf die modernsten Franzosen ihr Höchstes geleistet. In ihrer malerischen Wirkung verhält sie sich zur Prägetechnik etwa wie die Radierung zum Kupferstich. Der Guss entsprach auch der dem monumentalen Zweck sich anpassenden grösseren Form, gleichwie er die höhere künstlerische Durcharbeitung ermöglichte. Vor allem aber hat Kowarzik inhaltlich ganz mit der für Goethe-Medaillen hergebrachten Tradition gebrochen, welche einen antikisierenden Kopf und eine mehr oder weniger verständliche Allegorie verlangte, sondern er ist eigene, neue Wege gegangen.

Die Vorderseite der Plakette stellt ein ideales GoetheDenkmal dar. Freiragend auf felsiger Höhe über dem Rhein. ist das Heiligtum des Dichterfürsten errichtet. Auf steilem

Pfad klimmt man zu den Stufen empor, die das Rund der zyklopisch getürmten Heidenmauer durchbrechen. Einfach und gross, von Taxuspflanzungen umgeben, erhebt sich da auf wenigen Stufen der Sockel, der die Kolossalbüste des Olympiers trägt. Nicht ist er in der Enge eines Tempels

verborgen, nicht steht er im Alltagsgewühl einer Grosstadt, sondern dieser mächtige Kopf blickt von seiner Warte weit hinaus in die deutschen Lande über Berge und Wälder und über den breiten Strom, der in der Ferne verschwindet, wo in den Stätten der Menschen das Leben pulsiert. Ganz diskret erinnern an der Ante der Mauer die Daten 1749-1899 und die Schrift am oberen Rande an die Gelegenheit, zu welcher die Medaille entstand. Das Denkmal selbst trägt nur auf seinen Stufen die lapidare Inschrift: Johann Wolfgang v. Goethe.

Bildet die Vorderseite den monumentalen Ausdruck der Huldigung für den gefeierten Heroen, so will die Rückseite mehr in intimer Weise die Erinnerung an das erwecken, was uns der jugendliche Goethe, der Goethe aus der Zeit des Sturmes und Dranges ist. An einem schönen Frühlingsmorgen ist der junge Dichter aus der Vaterstadt den Mühlberg hinaufgestiegen, etwa zu der Stelle, die heute den. Namen,,Goetheruhe" trägt. Nun sitzt er da in einfacher sinnender Haltung unter einem blühenden Baume, durch den der Blick auf die liebliche Mainebene schweift, von der die alte Reichsstadt Frankfurt mit ihren Türmen und ihrer Brücke sich abhebt, während die Linien des Taunusgebirges das Bild harmonisch abschliessen. In der Stille dieser Landschaft lässt der Jüngling die Gestalten an sich vorüberziehen, die sein Werden und sein Schaffen beeinflusst haben. wechselnden Gestalten seiner grossen Dichterliebe umschweben ihn! Links unten das trauernde Gretchen. Mit der jugendlichen Figur in ländlicher Tracht, die sich mit sehnsuchtsvollem Blick dem Dichter zuwendet, taucht die Erinnerung an das Idyll von Sesenheim auf, ganz nahe im

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Die

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Vordergrund erscheint Lotte. Sie nimmt ganz die Gedanken des Sinnenden in Anspruch, der wohl eben mit der Vollendung seines,,Werther" beschäftigt ist. Weiter drängen sich edle Frauengestalten in das Leben des Dichters in rhythmischem Reigen und streuen ihm Blumen auf den Weg zum ewigen Ruhm. Leise hat der Künstler in Porträt und Kostüm einzelner Figuren eine Individualisierung angedeutet. So ist wohl in dem nach rechts schreitenden Frauenbild eine Anspielung auf Charlotte von Stein zu erkennen. Der Sinn der ganzen Komposition aber ist ausgedrückt durch die herrlichen Worte, mit denen der alternde Faust der herannahenden Sorge den Inhalt seines Lebens darthut:

„Ich habe nur gestrebt und nur vollbracht.
Und abermals gewünscht und so mit Macht
Mein Leben durchgestürmt."

Der Guss des liebenswürdigen Kunstwerks ist vorzüglich gelungen. Künstler und Anreger dürfen auf diese erste schöne Gabe zum Goethe-Fest stolz sein.

Die Taufmedaillen-Ausstellung in Frankfurt.

Die gegenwärtig im Frankfurter Kunstgewerbemuseum veranstaltete Ausstellung der bei dem Preisausschreiben für eine Taufmedaille oder Plakette eingegangenen 100 Entwürfe lässt, wie die,,Frankf. Ztg." schreibt, ein günstigeres Resultat erkennen als der vorjährige Wettbewerb um die deutsche Hochzeitsmedaille. Es sind Arbeiten vorhanden, denen man eine sinngemässe Lösung der Aufgabe und technisch gelungene Durchführung nicht absprechen kann. Freilich machen sich leider auch diesmal wieder bei der überwiegenden Mehrzahl der Entwürfe Mangel an Originalität in der Erfindung und Dilettantismus in der Ausführung in sehr unangenehmer Weise bemerkbar.

Dem Ausschreiben gemäss lassen sich unter den Entwürfen zwei Hauptgruppen unterscheiden. Die eine betont die Taufhandlung, die andere lässt alles Religiöse beiseite und nimmt Bezug auf die Geburt des Kindes. Beim ersten Typus vollzieht entweder Christus selbst oder ein Geistlicher die Taufe, oder es ist Christus dargestellt, dem die Mutter ihr Kind zuführt. Häufig auch sehen wir einen Engel, der das Kind in seinen Schutz nimmt; einige Entwürfe bringen

Wort Christi:,,Lasset die Kleinen zu mir kommen!" zur Darstellung auf der Bildseite gewählt und den Vorgang in schlichter, modern-realistischer Auffassung durchgeführt. Der Entwurf ist vom Ministerium zur Vervielfältigung bestimmt worden. Die mit dem zweiten Preise ausgezeichnete Medaille Adolf Ambergs stellt die Taufhandlung dar. Der Taufende ist Christus, dem die Eltern ihr Kind bringen. Die Rückseite giebt das Kind in der Wiege liegend; ein Engel zeigt ihm die aufgehende Sonne. Im Gegensatz zu der den Bosseltschen Entwurf charakterisierenden Einfachheit tritt bei dieser Arbeit das Dekorative in der Behandlung und in den Details der Komposition in störender Weise hervor. Die Plakette von Georg Morin*), die einen gleichen Preis erhalten hat, stellt die junge Mutter mit dem Kinde im Wochenbett liegend dar; der glückliche Vater sitzt neben ihr am Bettrande und beugt sich lächelnd zu ihr. Unter den Arbeiten, welche eine ähnliche Szene schildern, ist sie unstreitig die beste Lösung. Mit viel Glück ist das Typische des Vorgangs herausgearbeitet und das allzu Porträt- und Genrehafte vermieden. Bei Edmund Gomansky**) wird auf

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auch sinnbildlich die Taufe Christi. Der zweite Typus zeigt uns die Mutter mit dem Neugeborenen im Wochenbette liegend; der Vater beugt sich über sie oder kniet neben ihr. Auch werden Mutter und Kind allein als Sinnbild der Mutterliebe zur Darstellung gebracht. Die Rückseiten der Medaillen sind zumeist mit Symbolen geschmückt: mit dem Kreuze, der Taube des heiligen Geistes oder dem Taufbecken; doch finden sich auch einige ausführlichere Allegorien, die auf die Ungewissheit des Lebensschicksals Bezug nehmen, aber durchaus missglückt sind. Gerade bei diesen freieren Darstellungen offenbart sich der Mangel an schöpferischer und eigenartiger Phantasie.

Von der Landeskunstkommission, als dem Preisgericht, wurde der Entwurf des Frankfurter Bildhauers Rudolf Bosselt, den wir in den beigefügten beiden Abbildungen wiedergeben, mit dem ersten Preise ausgezeichnet; überdies sind noch zwei zweite und drei dritte Preise zur Verteilung gelangt. Bosselt hat sich bei seinem Medaillenentwurf das

einer viereckigen Tafel, welche zwei weibliche Engel halten, die Taufe durch einen Pastor vollzogen. Über der Tafel erscheint strahlend die Sonne. Während die Taufszene in einfacher realistischer Fassung gegeben ist, hat der Künstler verstanden, den beiden Engelfiguren als den Hütern der Handlung einen gesteigerten Ausdruck von hohem Ernst und vornehmer Würde zu verleihen. Es ist eine nach jeder Richtung hin fein abgewogene Arbeit, in der nichtsdestoweniger auch ein starkes Empfinden zum Ausdruck kommt. Wie dieser Künstler, haben auch Meinhard Jacoby und Emil Torff dritte Preise zuerkannt erhalten. Ersterer lässt auf seiner flott behandelten Plakette das Kind im Beisein der Eltern durch einen Engel aus der Taufe heben, bei dem Entwurfe Torffs küsst ein Engel das Kind, welches die Mutter in den Armen hält.

*) **) Vergl. die Reproduktion in No. 13, S. 145 d. Bl.

Eine moderne Ziervase.

,,Der Kampf ums Dasein" ist das Sujet, das der Künstler in dem nebenstehend abgebildeten Kunstwerke sich zum Vorwurf genommen, ein Thema, das mit ebensoviel Takt als Kenntnis behandelt sein will, soll es in seiner figürlichen Darstellung packen

und ansprechen.

Und in der That, der Gedanke ist mit Geschick unter Anlehnung an die socialen Ideen unserer Zeit zum Ausdruck.gebracht:

Vom vollen Born des Wissens und der Erkenntnis schöpft der Mann, dargestellt in der jugendlichen Gestalt. Zu seinen Füssen ringt das Menschengeschlecht um die Segnungen, die dem über ihm quellenden Born entströmen. Eine Frau engestalt die Emancipation - (die herangereifte Tochter des sterbenden 19. Jahrhunderts) hat sich aus der Sphäre der Uebrigen emporgerungen. Verlangend streckt sie die Rechte aus nach dem labenden Nass, indess sie mit der Linken den Mann zu ihrer Seite zurückdrängt. Ohne Beeinträchtigung will auch sie vom vollen Born schöpfen...

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Nicht einseitig, nein voll und ganz will die Frau ihr Dasein kennen, nicht geduldet will sie sein, nein, gleichberechtigt - gleiche Leistungen, gleiche Rechte, gleiche Pflichten, gleiche Annehmlichkeiten dann erst kann die Welt ein Paradies sein, wie es auf der Rückseite der Vase als das Endziel dieses Kampfes in der Paradiesgruppe ,,Adam und Eva" versinnbildlicht ist.

Zu Füssen dieser Gruppe breitet Allmutter Natur

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