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Suriname beschäftigt sich neben der Goldförderung mit der Anlage und dem Betrieb einer Schmalspurbahn. Das erste Verwaltungsjahr umfasst die Zeit vom 1. Juli 1897 bis Ende 1898. Ein Gräbereiversuch in einem Kriek ergab 4 Gramm täglich auf einen Arbeiter; bei einem rationellen Betrieb würde sich dort der Ertrag auf 5, Gramm stellen, auch wenn noch keine verbesserten Maschinen eingeführt werden. Wie die Gesellschaft Guyana Goudplacer hat auch diese keinen Gewinn aufzuweisen, weil die Kosten der Forschungen vorläufig Kapital verschlingen müssen. Man setzt grössere Hoffnungen auf die im Jahre 1899 zu erforschenden Strecken des Hinterlandes. Dass dort, wie frühere Forscher vermuteten, viel Gold zutage liegt, scheint nicht zuzutreffen; vielmehr muss die Erdkruste entfernt werden, ehe man an den Goldquarz gelangt. Die Zeitungen von Paramaribo berichten sodann über Goldfunde. Auf der Konzession Mindrineti haben in einer Woche, im Mai d. J., 12 Arbeiter 749 Gramm Gold gefördert; man erhöhte die Zahl der Arbeiter. Es fanden sich 1728 Gramm in kleinen Stücken nebst zwei Stücken von 648 Gramm und 372 Gramm. An einer anderen Stelle fand man in einer Woche 4162 Gramm, in einer anderen 3012 Gramm, und unter letztern vier Stücke von einem Gesamtgewicht von 1821 Gramm. Es wird hervorgehoben, dass diese Funde an Stellen gemacht worden sind, wo der Betrieb bereits seit 18 Jahren geschieht. Ein Gesetzentwurf, den der Gouverneur den Kolonialstaaten vorgelegt hat, betrifft die Gesellschaft Suriname und verpflichtet letztere, im Falle einer Übertragung den niederländischen Charakter des neuen Unternehmens zu wahren. Im Laufe dieses Jahres sind bereits mehrere Konzessionen verliehen worden, darunter eine an einen Amerikaner.

Retourmarken. Nach einer soeben getroffenen Entscheidung des Oberlandesgerichts zu Posen hat der Absender von Offerten auf die etwa eingelegten, zur Rückantwort bestimmten Briefmarken keinen Anspruch mehr. Begründet wird dieser Entscheid damit, dass der Absender durch die Angabe: „Retourmarke anbei etc." sein Eigentumsrecht an den Marken aufgiebt. Indessen kann er von dem Adressaten Schadenersatz in Höhe des Wertes der Marken fordern. In der betreffenden Klagesache war ein Offertempfänger, da er eine eingelegte 20-Pfennigmarke in seinem Nutzen verwandt hatte, sowohl vom Schöffengericht wie von der Strafkammer wegen Unterschlagung zu drei Tagen Gefängnis verurteilt worden. Das Oberlandesgericht hob den Urteilsspruch auf und sprach den Angeklagten unter obiger Begründung kostenlos frei.

Aus Königsberg in Pr. wird gemeldet: Der hiesige Juwelier Ludwig Aron ist zum Kaiser befohlen worden, um ein Meisterstück der Goldschmiedekunst vorzulegen. Das interessante Stück besteht aus einer Staffelei, auf welcher in Silber Rominten mit dem kaiserlichen Jagdschloss und der Hubertuskapelle in herrlicher Ciselierarbeit dargestellt ist. Der Rahmen in Altvergoldung mit Jagdemblemen trägt in den vier Ecken Medaillons, aus welchen vier meisterhaft modellierte und getriebene Tierköpfe heraustreten. Die Köpfe stellen in genauester Porträtähnlichkeit den 44-Ender und den 16-Ender, welche der Kaiser bei seiner letzten Anwesenheit in Rominten erlegte, sowie einen Elch- und einen Eberkopf dar.

Berichtigung.

Wie uns vom Sohne des verschiedenen Juweliers Carl Geck (vgl. vor. No.), Herrn Julius Geck in Iserlohn, mitgeteilt wird, ist sein Vater nicht in Aachen, sondern in Iserlohn gestorben, in welch letzterem Ort er sein Geschäft seit 1835 betrieben habe.

In der Diamantengrube New-Jagersfontein wurden, wie aus Kapstadt unterm 7. Juli gemeldet wird, bei einem Einsturz von Erdmassen elf australische Minenarbeiter getötet und mehrere verwundet. Sechzehn Arbeiter werden vermisst.

Einen silbernen Humpen stiftete der Kaiser der Stettiner Bäcker-Innung, die am 17. Juni d. J. die Feier ihres 500jährigen Bestehens beging.

Die Debeers Co. erklärte, wie man aus London schreibt, eine zweite Jahresdividende vor 20 s pro Share. Der Bruttogewinn beträgt 2440000 £, der Nettogewinn 2134000 £ exclusive des 1898er Vortrages und der gesteigerten Vorräte an Blaugrundsteinen.

Bei der Invalidenkasse der Pforzheimer Goldarbeiter fand am 2. ds. die übliche halbjährliche Zins verteilung statt. Der Vorsitzende, Herr C. Beck, konnte mit Genugthuung darauf hinweisen, dass man endlich auch in der Bürgerschaft einer gewissen Sympathie für die Bestrebungen der Kasse begegne, es mache sich dies insbesondere in erfreulicher Weise durch eine

Reihe von Zuwendungen bemerkbar. Ferner teilte derselbe mit, dass für einen der ersten Montage im August ein Konzert im Stadtgarten beabsichtigt sei. Der Reinertrag desselben soll den arbeitsunfähigen alten Goldschmieden zu gute kommen.

Über die Bedeutung einer Milliarde in Gold und Silber hat jemand, der zweifellos viel freie Zeit hat, folgende Berechnung aufgestellt: In Gold wiegt eine Milliarde 322 580 Kilogramm, ihr Rauminhalt beträgt ungefähr 12 Kubikmeter. Zu Golddraht versponnen könnte sie einmal um den ganzen Erdball gelegt werden und es würde noch Draht für eine hübsche Schleife übrig bleiben. Eine Milliarde in Silber wiegt 5 Millionen Kilogramm, ihr Rauminhalt beträgt 477 Kubikmeter. Sie würde versponnen, einen Drahtfaden mit einem Durchmesser von 4 Millimeter liefern, den man einmal um den ganzen Erdball legen könnte Um eine Milliarde in Gold fortzuschaffen, müsste man 64 Bahnwagen zur Verfügung haben, die auf den Schienen einen Längenraum von 400 m einnehmen würden; für eine Silbermilliarde brauchte man sogar 1000 Bahnwagen von je 5 Tonnen Raumgehalt; auf dem Bahnkörper würden diese Wagen sich über 6 km ausdehnen. Einen eine Milliarde darstellenden Goldblock könnten kaum 6000 (!) Personen von der Stelle bewegen. Was die Silbermilliarde anbelangt, so könnte sie in angemessener Weise über 500 000 Personen verteilt werden, indem man jedem Individuum 10 Kilogramm zu tragen gäbe. Wäre es nötig, könnte man aus einer Milliarde 32 massiv goldene oder 634 silberne Soldaten, selbstredend in Lebensgrösse, anfertigen.

Der Fluch der Abzahlungsgeschäfte. Die heutigen Kreditverhältnisse verleiten den „kleinen Mann“, unter welchem Sammelnamen alle Minderbemittelten zu verstehen sind, nicht selten zu Ausgaben, welche mit seinen Einnahmen in keinem Verhältnisse stehen. Man erhält, so schreibt der „Bayr. Cour." zutreffend, heute nahezu alles auf Kredit, ja das Ueberflüssigste wird den Leuten am meisten aufgedrängt, sodass die Ratenzahlungen nicht selten die halben Einkünfte und mehr in Anspruch nehmen. Wie viele Familien schaffen sich Fahrräder an, auf welche sie verzichten müssten, wenn Barzahlung gefordert würde. 95 Prozent aller Velozipedkäufe werden heute auf Abzahlung abgeschlossen; es radeln Vater, Mutter, Söhne und Töchter, die es garnicht nötig hätten und das Geld zu Notwendigerem brauchten. Ungezählte Wohnungen verraten auf den ersten Blick die Talmi-Eleganz der Abzahlungsgegenstände, auf denen noch die Hand des eigentlichen Eigentümers ruht. Alles will höher hinaus: Altdeutsche Zimmereinrichtungen, Salonmöbel, stilvolle Schreibtische, an denen niemand schreibt, Kandelaber, die nie angezündet werden, aber kein Gegenstand ist selbst erworben und bezahlt. Leute in den einfachsten, untergeordneten Lebensstellungen halten „Salons", sind „herrschaftlich" eingerichtet, aber es gehört ihnen nichts. Man gewöhnt sich mit allem Leichtsinn an das Schuldenmachen, man schuldet überall, den Hauszins, die Möbel, die Kleider, die Wäsche, selbst die Milch, das Brod und das Bier. Versiegt eine Quelle, so finden sich dafür zehn andere. Man hat die Kunst gelernt, nichts zu besitzen und doch flott zu leben. Das Hemd auf dem Leib ist man noch schuldig, trotzdem huldigt man jedem Sport, macht Landpartien und Ausflüge, geht in die Sommerfrische und Bäder, fährt spazieren und versagt sich keinen Genuss. Eines unschönen Tages muss diese erborgte Herrlichkeit einmal ein jähes Ende mit Schrecken nehmen. Früher oder später fällt das Kartenhaus zusammen, das ist unausbleiblich bei jedem und bei jeder Familie, die sich nicht nach der Decke zu strecken versteht. Das übermässige Kreditgeben verdirbt die Bevölkerung wirtschaftlich und moralisch. Der leichte Kredit ist nach alten Erfahrungen keine Wohlthat, sondern der sichere Ruin für die kleinen Leute. Manche Stadt wimmelt bereits von bankerotten Existenzen infolge des modernen Kreditgebens.

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Der Stein im Goldschmuck.

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Vermischtes.

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Inhalt: Schmuck und Mode. Der Hildesheimer Silberfund. Pariser Neuheiten in Juwelierartikeln. Die Bekämpfung der Warenhäuser. Schmuck und Mode. - Firmen. Personal. Vereine. Versammlungen. Handel und Verkehr. Unglücksfälle. Verbrechen. Verurteilungen. Unterhaltendes und Belehrendes. Konkurse und Insolvenzen. Silberkurs. Büchertisch. Frage- und Antwortkasten. Arbeitsmarkt. - Inserate.

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Schmuck und Mode.

on vielen Seiten sind uns Kundgebungen zugegangen, die uns beweisen, dass unser neuester Plan, die regelmässige Veröffentlichung von Abbildungen der neuesten Moden und zweckentsprechend verwandten Schmuckes sympathisch begrüsst wird. Es erfüllt uns dies mit Genugthuung und bildet eine ideale Entschädigung für den grossen Aufwand an Arbeit und Geldmitteln, die wir für die Neuerung brachten. Der Sache Fernstehende dürften sich kaum einen Begriff machen können, wie vieler Verhandlungen, Versuche, wie vieler Wege und welch in der That kolossalen Aufwandes an Energie es bedarf, um eine anscheinend so geringfügige Neuerung in Szene zu

setzen.

Wir können übrigens nicht umhin, der liebenswürdigen Unterstützung der Firma August Lüders, Mode-Haus in Berlin, Friedrichstr. 66, mit dem Ausdrucke unseres besten Dankes zu gedenken. Die Firma von bedeutendem Namen hat, den Wert unseres Unternehmens für die gedeihliche Entwickelung der Industrie vollauf erfassend, in zuvorkommendster Weise uns das Neueste an Kostümen behufs Reproduktion zur Verfügung gestellt und uns in jeder Weise in der Ausführung unseres Planes unterstützt.

Daneben müssen wir in derselben Weise der Firma J. H. Werner, Berlin gedenken, welche sich unserer Sache angenommen hat und uns passenden Schmuck für die Versuche zur Verfügung stellte, auch ihrerseits viel Mühe und Zeit zur Förderung des Unternehmens aufwendend. Das der heutigen Nummer beigedruckte Modenbild spricht am deutlichsten für den Fortschritt der Neuerung seit der letzten Nummer, deren weiterer

Ausbau uns in den Stand setzt, als massgebender Faktor und als Vorbild für das Anzeichenen von Schmuck den Modezeitungen nahen zu können. Wir sind der festen Überzeugung, dass wir mit derartigen Produkten Eingang bei denselben finden werden, trotzdem sie den Schmuck zur Zeit in Hinsicht des Anzeichnens an Modebilder in dem gewünschten Masse noch nicht berücksichtigen. Und damit wäre ein neues Feld ausgebaut.

Leider müssen wir auch unserem Bedauern Ausdruck verleihen darüber, dass wir auch an die Thüre von Schmuckproduzenten und Juwelieren geklopft haben, wo wir keinerlei Verständnis für unsere Bestrebungen fanden, vielleicht ist der Grund hiefür in einer gewissen Schwerfälligkeit zu suchen, oder in einer übertriebenen Furcht, dem Konkurrenten Kenntnis von der eigenen Produktion oder den Lagermustern zu geben

oder gar wir wollen die vorgenannten Fälle vom Standpunkte des Geschäftsmannes noch einigermassen entschuldigen, aus einem weiteren Grunde, einer vornehmen Zurückhaltung, wir wollen Geringschätzung nicht sagen im Bewusstsein eigener Überlegenheit, die es nicht nötig erscheinen lässt, der Allgemeinheit einen Dienst zu erweisen.

Erhielten wir nicht von so vielen, hauptsächlich auch von Seiten Berlins Aufmunterungen und Anerkennungen, so könnte uns nach solchem Gebahren die Lust an der Weiterarbeit zu Gunsten der deutschen Industrie und zu Gunsten unseres deutschen Kunsthandwerkes sicher schon längst vergangen sein. Gerade in diesen Tagen sind uns wieder verschiedene Aufmunterungsbriefe von geschätzter Seite zugegangen. Der von uns verehrte Herr Hugo Schaper schrieb uns einen

längeren Brief aus Gastein der auf der naturgemäss doch manchmal öden Landstrasse nach dem Ziel unseres Wollens uns mit neuer Anregung versah. Ludwig Ludwig Schröder-Berlin der einen regen Anteil an der Gestaltung der Handelszeitung und der Thätigkeit von,,Schmuck und Mode" nimmt, erinnert zum mutigen Vorwärtsgehen auf dem beschrittenen Wege, gleichzeitig kam ein Brief eines der bedeutendsten Häuser in Pforzheim das uns selbstlose und uneigennützige Unterstützung zusagte. Diese Briefe entrollen vor unserm geistigen Auge eine Liste unserer massgebenden Freunde zu denen ausser den Genannten zählen: J. H. Werner, Wilh. Müller, Bündert & Lettré, Louis Vausch, überhaupt die gesammte freie Vereinigung, der Kunstgewerbeverein in Pforzheim, Hanau und Gmünd, diverse andere Vereine und viele einzelne bedeutende Firmen, deren Namen wir im Interesse der bisher apathisch verbliebenen nicht nennen wollen, in der Hoffnung, dass auch sie sich als Bundesgenossen anschliessen werden.

Dass auch sonst unsere Saat keimt, erhellt aus dem Umstande, dass, teilweise durch uns direkt angeregt, teilweise durch unsere Artikel inspiriert, eine grosse Anzahl deutscher Zeitungen und Zeitschriften in letzter Zeit Artikel über Schmuck gebracht haben. Wir nennen das Berliner Tageblatt, die Frankfurter Zeitung,,Didaskalia",,,Die Woche" neben den vielen anderen, die von uns direkt übermittelte Artikel veröffentlichten. Es geht aus diesem allem hervor, dass es gelungen ist, die Presse für unsere Aufgabe zu gewinnen und dass so unsere Saat der Reife entgegengeht.

Charakteristisch für den Wert unserer Bestrebungen in,,Schmuck und Mode" ist auch der Fall, dass unser Artikel,,Schmuck" von Jeanette Bramer, von uns im Original vom Autor erworben und Mitte März in die Welt gesandt, um einen Einfluss auf das Publikum auszuüben, als ,,vielgewanderter" und nach erfolgtem Abdruck in unzähligen Zeitungen vom „Journal der Goldschmiedekunst" als Beute aufgefischt und in No. 12 mit geändertem Kopf und ohne Fuss, d. h. also in diesem Falle ohne die Originalintroduktion und ohne Quellenangabe ein weiteres Unterkommen fand, zu dem Zwecke, als Gratis artikel zur Belehrung des Goldschmiedes als Fachmann beizutragen! Uns befreundeten Blättern gestatten wir gern den

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Abdruck des einen oder andern Artikels, das,,Journal der Goldschmiedekunst" hat davon auch ausgiebigen Gebrauch gemacht, da es schon seit Jahren unsere Artikel aus der Handelszeitung für die gesammte Uhrenindustrie vielfach abdruckte. Da uns der Nackdruck aber zu oft kam, und auch jeder Artikel mit Honorarzahlung und mit der geistigen Befähigung der Redaktion, solche Artikel zu schreiben oder schreiben zu lassen, zusammenhängt, so glaubten wir den Nachdruck untersagen zu müssen. In dem einen Falle, wo gen. Redaktion nicht wissen konnte, dass der Artikel von uns war, erteilen wir nachträglich die Licenz, wenn ihr damit gedient ist, den Goldschmieden etwas zu bieten, was für das Publikum bestimmt und was, wie dieses auch die Goldschmiede längst durch die Tageszeitungen kennen, möchten aber doch dem ,,Journal der Goldschmiedekunst" empfehlen, wie dies in der Journalistik üblich, ein Honorar für den Erwerb seiner Artikel zu zahlen und nicht durch Umwandlung des Kopfes und Weglassung des Fusses die Herkunft derselben zu verschleiern.

Zwar nicht händeringend, aber immerhin bittend stehen wir nun vor der Gesamtheit derer, deren Interessen wir in bestmöglicher Weise vertreten mit dem Zuruf:,,Helft mit!" Unser Unternehmen verschlingt Zeit und Geld! Wir richten also die bereits öfters wiederholte Bitte um Mitarbeiterschaft an alle diejenigen, die sich hierzu berufen und im Stande fühlen, wir richten die Bitte um Überlassung von Zeichnungen, Entwürfen und Nachbildungen fertiger Stücke an alle diejenigen, die sie produzieren, wir richten schliesslich die Bitte an alle die, die dem Gold- und Silberschmiedegewerbe nahestehen, ihre Anhängerschaft wenigstens durch das Abonnement auf unsere HandelsZeitung und Kunstgewerbeblatt f. d. G.- u. S.-I. mit der Beilage,,Schmuck und Mode" zu beweisen.

Möge also jeder der Centralstelle,,Schmuck und Mode" beitreten, auf unsere Handels-Zeitung und Kunstgewerbeblatt für die Gold- und Silberwaren-Industrie abonnieren, in der die Interessen des Standes vertreten werden, nur so sind wir in den Stand gesetzt, auf der aussichtsvollen Bahn munter fortzuschreiten, zum Vorteil und Segen der Goldwaren-Industrie, der Einzelne ist schwach, vereint aber sind wir stark!

Der Stein im Goldschmuck.

So gruselig manchem Goldschmied auch werden mag, wenn ich für das Fassen von Steinen in den Goldschmuck eintrete, so bin ich doch nicht auf dem Wege, für den ,,Steinschmuck" eine Lanze zu brechen; d. h. ich bin froh, dass wir die Steinzeit hinter uns und alle gepflasterten Blumen, Kleeblätter etc. in ihren steifen und ungeschmeidigen Formen überwunden haben. Man hatte Schmucksachen vor sich, die etwas versinnbildlichen sollten, aber in der That waren es nur Reizmittel für das Auge, welche durch ihre Farbenwahl wohl Effekt machten, keineswegs aber der Ausbildung guten Geschmacks den Weg bahnten. Jedoch an wem lag es denn? Es lag nicht an dem steintragenden Publikum, sondern an denen, die solche Entwürfe machten, die so weit vom Wege

des Schönheitssinnes abirrten und diese Pflasterarbeiten der Menschheit als Neuheiten aufbürdeten. Doch alles, was modern ist, ist bei der grossen Masse schön, wird gekauft, und so kommt es, dass durch verirrten Schönheitssinn der Geschmack der Menschheit verdorben wird. Solchen verdorbenen Geschmack der Menschheit abzugewöhnen, ist oft schwerer als man denkt.

Wenn man die modernen Entwürfe betrachtet, so findet man, dass den Edelsteinen und Perlen aussergewöhnliche Beachtung geschenkt wird, wodurch man unwillkürlich auf den Gedanken gedrängt wird, als soll alles, was geschaffen wird, nur in die Hände der sogenannten oberen Zehntausend gehen. Man muss aber auch daran denken, dass es weit

mehr weniger Bemittelte giebt, unter denen sich viele befinden, welche trotzdem bessere Stücke kaufen möchten, von Schmucksachen mit Edelsteinen aber abstehen müssen. Für diese Käufer nun eignen sich die Halbedelsteine.

Nicht nur die Edelsteine, sondern auch die Halbedelsteine sind mit dem Goldschmuck so innig verquickt, dass es fast undenkbar ist, sie aus demselben gänzlich zu verbannen. Wie es nun leider im allgemeinen Leben ist, dass sich an jede Idee Menschen anschliessen, welche die Grundgedanken der Initiative ausser acht setzen und alles übertreiben, so ist es auch auf dem Gebiete des Goldschmucktragens gewesen; aus dem Goldschmucktragen mit Steinen wurde ein Steintragen; man hat darin soviel Unschönes und für den Kunstsinn geradezu Abstossendes geleistet, dass man erleichtert aufatmen kann, als man eine neue Aera anbrechen sah.

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Ich bin nicht willens, für das Tragen von Halbedelsteinschmuck Propaganda zu machen, aber immerhin darf man sie nicht vergessen, wo sie zur Versinnbildlichung bescheidenen Formen angebracht werden können, um ihren Zweck zu erfüllen. Es hat für den Schmucktragenden immer mehr Reiz, wenn sich ein oder zwei Steine im Schmuck befinden. Edelsteine und Perlen sind schon so lange alltäglich, dass man bei dem Suchen nach neuen Motiven die Halbedelsteine wieder mehr berücksichtigen sollte, sie harmonieren besser als alle Imitationen und Similibrillanten.

Ich gedenke da zunächst eines Steines, der schon lange der Vergessenheit angehört: des Aquamarin! Diesen Stein sollte man, statt der so elend sich tragenden Simili, wieder in die Mode bringen, umsomehr er sich nicht wesentlich teurer stellt, sich gut trägt und nach vorgenommener Reinigung immer wieder seinen alten Glanz zeigt. Früher, als die Aquamarine in der Mode waren, wurden sie, abgesehen von den Karmoisierungssachen, in viel zu steifer Form geschliffen und auch angebracht; der Schliff von ehedem muss also modernisiert werden.

Der Aquamarin mit seinem klaren Wasser, mit seinem für das Auge so milden Glanz, ist nicht nur bei Schmuckgegenständen, sondern auch bei Ziergeräten und Nippsachen anwendbar. Bei dem so beliebten Blumen- und Blätterschmuck kann er die Stelle der Tautropfen einnehmen; sein mildes, ins grünliche oder bläuliche spielende Wasser verfehlt, wenn richtig angebracht, nie seinen Zweck. Bei dem aus dem Meere emporsteigenden Neptun, den Tritonen, Nereïden, Najaden etc., dient er in Pampillenform geschliffen zur Versinnbildlichung der am Körper hängenden und hinabträufelnden Tropfen; allerdings nur in angemessener Weise, nie um Steine glänzen zu lassen. Hauptsächlich nehmen sich die Aquamarine in Pampillenform (Pendeloques) gut aus, wenn sie als Behang dienen; eine Halskette mit solchen Steinen ist immer schön, denn es ist nichts Prahlerisches, dabei effektvoll und fein; aber auch als Ohrgehänge, an einer Perle hängend, wirken sie einnehmend und laufen dem weissen. Bergkristall immer den Rang ab, ausserdem hat er vor allen andern Halbedelsteinen den Vorzug, dass er zu jeder Kleiderfarbe und jedem Teint" passt. Die erste Eigenschaft ist es aber, dass er dem weniger Begüterten empfohlen werden kann, umsomehr sich diese nicht zu jedem Schmuck ein passendes Kleid kaufen können. Hier sei mir gestattet, etwas einzuschalten, was doch manchen interessieren dürfte: Ich hatte einen Aquamarin, der der Grösse nach einem etwa 112 Karat schweren Brillanten glich; sein Wasser war weiss zu nennen, er warf hauptsächlich bei Lampenlicht ein lebhaftes Farbenspiel, sodass er, von weitem gesehen, von Sach

kennern für einen Brillanten gehalten wurde; ich trug ihn dieser Eigenschaft halber selbst, hatte aber das Malheur, beim Schliessen einer Wagenthür einen Teil des Unterteils abzusprengen, wodurch sein Feuer trotz Nachschliffs verloren war. Gewöhnlich spielen weisse Aquamarine nur einen Stich ins gelbliche oder bläuliche; wirkliches Farbenspiel habe ich noch nie wieder gesehen.

Die Topase lassen sich in allen ihren fertigen Abstufungen sehr gut für Blumen verwenden: Kamille, Aster, Chrysanthemum, Cinerarien, Zinnien etc., bei all diesen Blumen können sie die so eigentümliche kompakte Masse der Staubgefässe versinnbildlichen; die Hauptsache ist allerdings, dass solche Steine dann ,,weder Facetten noch Taffel" haben dürfen, sondern kugelig geschliffen und oben fein schraffiert sein müssen.

Der Chrysopras, Kaprubin, Amethyst und helle Topas lassen sich zur Darstellung von Weintrauben, der dunkele Amethyst zu Pflaumen und Schlehen verwenden. Hier ist aber Hauptbedingung, dass die kleinen Kügelchen fein matt geschliffen werden müssen, wodurch der auf diesen Früchten haftende Mehltau versinnbildlicht wird. Der Chrysopras lässt sich gleichfalls zur Eichel (ohne Kapsel) und Stachelbeere verwenden. Zur Herstellung von Johannisbeeren verwende man Topase und helle Kaprubinen, diese müssen aber poliert sein. Die Koralle verwende man in ,,schraffierter" Form zur Erdbeere. So giebt es noch viele Dinge, zu welchen die Halbedelsteine Verwendung finden können, ich lasse aber dem gefälligen Leser und Fachmann zum eigenen Nachdenken Gelegenheit. Will man einen Erdbeerenzweig möglichst naturgetreu darstellen, so stelle man eine Frucht, eine Blüte und Blätter dar: die Blätter mache man von Grüngold, zur Frucht nehme man eine Koralle, die Blüte wird mattweiss emailliert (event. Mattsilber), und statt Staubgefässe nehme man einen in der Farbe passenden Topas; so ähnlich lassen sich Kamillen etc. reproduzieren. Selbstredend dürfen solche Früchte wie Johannisbeeren, Stachelbeeren, Eicheln etc., wenn sie als Schmuckgegenstände dienen sollen, „nicht in natürlicher Grösse" dargestellt werden, sondern gerade weil sie Schmuckgegenstände sind, müssen sie en miniature ausgeführt werden, wodurch sie niedlich aussehen und geschmack- und reizvoll wirken.

Von den so vielen Ideen, zu welchen man die Steine in sinnentsprechender Weise verwenden kann, will ich noch eine anführen, und zwar ist dies allerdings nur etwas ganz Spezielles, für Freunde der Astronomie als Brosche oder Shlipsnadel zu tragen: Man lasse aus Adular (Mondstein) eine Mondsichel schleifen, dieselbe wird in eine etwas concav gehaltene runde Platte, welche der Farbe des Abendhimmels entsprechend emailliert ist, à jour eingelassen; dies kann in die Mitte oder seitlich in schräger Richtung, je nach Geschmack, geschehen; auf den übrigen freien Teil dieser Platte bringe man nun die Sternenbilder des kleinen Bären mit Polarstern und Orion event. noch den Sirius in richtiger Stellung auf; in die Sterne fasse man Rosen und die Platte selbst in eine ganz schmale Goldzarge.

Es ist mir von vornherein klar, dass ich mit diesen Ideen auf Widerstand stosse, aber ich glaube dennoch, dass auch mancher meine Ansicht teilen wird. Ich gehe von dem Gedanken aus, man solle nie mit Steinen überladen, sondern die Steine in ihrer Qualifikation und sinnentsprechender Harmonie dem Goldschmuck anpassen.

Hugo Lemcke.

Der Hildesheimer Silberfund.

(Schluss.)

Einen reizvollen Gegensatz zu dem etwas schweren, fast barocken Dekor dieses Maskenbechers bildet der in der Abbildung 5 dargestellte Becher, der sowohl durch seine zierliche graziöse Form, wie den anmutigen graziösen Dekor eine der entzückendsten Kompositionen des Schatzes bildet. Leider wird die in der Abbildung gegebene Ansicht, die ausgewählt ist, um die Entwickelung des Schmuckmotivs deutlich zu zeigen, der Schönheit des Gefässes nicht ganz gerecht. An jeder Seite des Gefässes hängen von je zwei sich unterhalb der Griffe kreuzenden Fackeln und Thyrsosstäben im Bogen Fruchtguirlanden herab, zwischen ihnen ist eine geknotete Binde ausgespannt, die bei den Alten eine ähnliche Bedeutung hatte, wie der Kranz, und mit der man als Zeichen des Sieges oder der festlichen Freude Stirn und Schläfen umwand. Gesteigert wird die festliche Pracht, die sich in dieser einfachen aber bedeutungsvollen Dekoration ausspricht, noch durch die reiche Vergoldung. Sie bedeckt hier den ganzen Grund, auf dem die Binden und Fruchtgehänge sich in Silberton abheben. Über den geschweiften Henkeln, die den flüssigen Schwung der Konturen des Gefässes weiter fortführen, befinden sich noch wagerecht abstehende Griffe von der Form

ist, wodurch die Haltung des Gerätes etwas graziös Bewegtes Die an den Schmalseiten angebrachten breiten. Griffe sind mit schlichtem Ornamentmuster geziert, das zugleich auch dem praktischen Zwecke dient, der Hand festen Anhalt zu geben. Die Teller standen beim Essen nicht auf dem Tisch selbst, sondern wurden von den Lagernden in der einen Hand gehalten, während die andere Hand in die Speisen hineingriff. Der Gebrauch von Messern und Gabeln hat sich erst seit dem 16. Jahrhundert eingebürgert. Die Dreizahl der Teller von jeder Form sind drei, also im Ganzen neun vorhanden hängt wohl mit der Einteilung des römischen Mahles in drei Gänge zusammen. Die Länge des Tellers beträgt 27 cm.

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Trinkbecher aus dem Hildesheimer Silberfund. (Fig. 5.)

der jetzigen Griffe an der Athenaschale, welche dem Daumen eine feste Auflage ermöglichen, während der Zeigefinger sich durch den Henkel schiebt. Die Höhe des Bechers beträgt 7 cm.

Der dritte in Fig. 6 abgebildete halbkugelige Becher erinnert in seiner Dekoration lebhaft an den Platanen- und den Olivenbecher im Boscorealefunde*). Bei diesem Stück legen sich um die Rundung des Bauches vollausgebreitete Lorbeerzweige, deren Blätter und Früchte sich der Fläche anschmiegen. Der 10 cm hohe Becher ist in seinem einfachen Schmuck und seiner schlichten Form von vornehmer grosser Wirkung. Die Ornamente stehen golden auf silberfarbenem Grunde.

Als Beispiel des einfacher gehaltenen Essgeschirrs, das ja schon wegen der Reinigung nicht so schmuckreich sein durfte, ist der in dreifach verschiedener Form erhaltene längliche Teller in Fig. 7 abgebildet worden, bei dem besonders die leichte Schweifung der Längsseiten zu beachten

* Siehe die Abbildungen in N. 23 u. 24, 1. Jahrg. 1898.

Schon der oberflächliche Blick lehrt, das die Stücke des Hildesheimer Schatzes nicht alle in derselben Zeit entstanden sein können. Während die grössere Masse des Boscorealefundes aus der Zeit Neros (54-68 n. Chr.) stammt, die übrigen Teile des Schatzes nicht sehr viel früher anzusetzen sind, gehört der Hauptbestand des Hildesheimer Fundes der augustäischen Zeit (30 vor Chr. bis 14 n. Chr.) an. Daneben aber enthält der Schatz Arbeiten, die zum Teil bedeutend früher, zum Teil viel später bis ins

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zweite Jahrhundert hinein zu datieren sind. Zu den frühesten Stücken gehört die Athenaschale, die ihrem ganzen Stil nach mit den pergamenischen Skulpturen aus der Zeit des Königs Eumenes II.(197-159 vor Chr.) verwandt ist, also mit jenen im Berliner Museum befindlichen grossen Altarreliefs, die demnächst in dem neuerrichteten Pergamonmuseum eine würdige Aufstellung erfahren sollen. Schon wegen ihres hohen Alters wird man diese Schale als Prunkgerät, das nicht gebraucht, sondern wegen seiner Kostbarkeit sorgsam gehütet und von Geschlecht zu Geschecht fortgeerbt wurde, anzusprechen haben. Zwei grosse Humpen von etwas barbarischer Ornamentik erweisen sich als Produkt einer provinzialen Werkstatt und sind erst sehr spät in den Schatz hineingekommen.

Über die ursprüngliche Herkunft und die Schicksale des Schatzes wurde schon gleich nach seiner Auffindung eine bestechende Vermutung aufgestellt. Man glaubte, der Schatz stelle das Silberzeug eines vornehmen römischen Generals, vielleicht des Quintilius Varus selbst dar, sei nach dem Siege des Arminius im Teutoburger Walde den Germanen als Beute in die Hände gefallen und bei der Ver

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