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muss mit Vertrauen an seinen Einkauf herantreten, denn es handelt sich in unserer Branche um ein Wertobjekt, und er weiss nur zu genau, dass er sich auf sein eigenes Verständnis für den Gegenstand nur sehr wenig, meist aber gar nicht verlassen kann. Es ist deshalb nötig, dass der Verkäufer es versteht, dem Kunden seine Sachkenntnis zu beweisen, doch darf dies niemals in überlegener oder herablassender Weise geschehen, denn das wirkt abstossend, sondern immer in einer höflich erklärenden Form. Auch über die Stilarten muss er bei Kunstgegenständen möglichst genau orientiert sein, um Vorschläge für Neuanfertigungen machen oder solche entgegennehmen zu

können.

Der Verkäufer erkundige sich in höflicher Weise nach den Wünschen des Kunden, er suche sich von Anfang an genau zu vergewissern, was gewünscht wird, damit er nicht unnötige Sachen vorlegt und so die Wahl hinausschiebt und erschwert. Gar zu grosse Mengen verwirren, denn ohnehin hat die Qual, der die Wahl hat! Dort darf er natürlich auch nicht in den gegenteiligen Fehler verfallen, indem er fast gar keine Wahl lässt. Auf keinen Fall soll der Käufer beim Verlassen des Ladens das unangenehme Bewusstsein haben, dass er aus Mangel an Auswahl einen ihm nicht konvenierenden Gegenstand eingekauft hat. Der Verkäufer wird mit Vorteil auf seine Waren aufmerksam

Waren stets im Auge behalten werden, selbstredend aber in durchaus unauffälliger Weise. Ebenso ist bei Auswahlsendungen die allergrösste Vorsicht zu gebrauchen, wobei wiederum ein ganz besonderer Takt vonnöten ist.

In der Schmuckwaren- und Uhrenbranche spielt der gute Geschmack eine grosse Rolle. Der Verkäufer hüte sich, etwas aufzureden, was zu der Persönlichkeit des Käufers nicht passt. Der schlechtberatene Käufer wird stets dem Geschäftsmanne den Vorwurf machen und meist hat der letztere dann den Verlust dieser Kundschaft zu tragen. Die betreffende Person, welche verkauft, möge sich stets vor Augen führen,

Trinkschale aus dem Hildesheimer Silberfund. (Fig. 4.)

machen können, vielleicht einen neuen, besonders beliebten Artikel vorzeigen, doch darf er auf keinen Fall den Kunden zum Kaufen drängen. Dieser sieht sich meist gern etwas Neues und Schönes in Ruhe an und nicht selten geschieht es, dass er sehr bald darauf zurückkommt.

Die Geschäfte unserer Branche werden ja leider oft von Betrügern und eleganten Ladendieben beiderlei Geschlechts heimgesucht. Es ist deshalb die Sache des Verkäufers, mag er nun Chef oder Angestellter sein, sein Lager vor unliebsamen Eingriffen zu bewahren. Dies ist eine sehr schwierige Aufgabe; denn einesteils haben vornehme und elegante Käufer ein oft recht excentrisches Gebahren, anderenteils wieder die gewiegtesten Gauner ein durchaus gentlemanlikes Benehmen und Äussere. Hier müssen die vorgelegten

dass ein Stückchen Ehre und Zukunft des Geschäfts engagiert ist.

Wo es irgend angeht, sollen feste Preise angesetzt werden, denn ,,das Handeln" setzt den Handel herab! S. Fischer schreibt darüber in seinem Buche: Der Verkäufer", folgendes: Die schwierige Aufgabe, die ehedem dem persönlichen Verkehr zwischen Kaufmann und Kunden zufiel, wird jetzt unendlich sauberer, wirksamer besorgt, noch ehe der Käufer den Laden betritt. Die Annoncen, die Circulare, Preislisten, Kataloge bewirken das alles besser, als der mündliche Verkehr im Geschäftsraum. Der Kunde ist oft bereits über die Preise unterrichtet, ehe er denselben aufsucht. Der Verkäufer ist nun nicht mehr der natürliche Gegner des Kunden, son

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dern ein Verbündeter, nicht mehr der Vertreter entgegengesetzter Interessen, sondern sein Berater u. s. f.

Einem tüchtigen Verkäufer fällt nach unserer Meinung noch eine besonders lohnende Aufgabe zu. Indem er nämlich genau auf die Wünsche und Ansichten des Publikums achtet, setzt er sich in den Stand, dessen Sachwalter beim Fabrikanten zu werden. Es erblüht ihm dadurch die schöne und nicht minder lohnende Aufgabe, einen Einfluss auf die Industrie in künstlerischer wie praktischer Beziehung auszuüben und so das Odium vom Kaufmannsstande abzuwälzen, dass dieser nur ein unnütz verteuerndes Zwischenglied zwischen Hersteller und Verbraucher ist. Vielmehr nimmt der verständige Händler produzierend an der Volkswirtschaft teil.

Ein rechtes Augenmerk ist auf das Schaufenster zu

richten: es sei stets sauber, niemals überfüllt und öfters in seinen Auslagen wechselnd. Es wird dann nie seine Anziehung verlieren. Man möge bedenken, dass das Schaufenster gleichsam das Gesicht des Geschäfts ist. Im Laden selbst müssen die Waren in übersichtlicher, leicht erreichbarer Weise geordnet sein, auch hier wird peinlichste Sauberkeit vorausgesetzt, denn ein verstaubter Gegenstand lässt auf schlechten Geschäftsgang und auf längeres Lagern schliessen und wird wenig begehrenswert erscheinen.

Zuweilen kommt es vor, dass ein Käufer einen gekauften Gegenstand umtauschen möchte. Hier möge der Geschäftsinhaber ihm soviel wie möglich entgegenkommen und ja nicht ein etwa vorhandenes Missfallen über das unerwünschte Wiedersehen durchblicken lassen. Bei solchen und manchen anderen Gelegenheiten können uns besonders die Franzosen, aber auch die Engländer und Amerikaner ein Beispiel geben, wie sie uns Fischer in seinem schon erwähnten Buche schildert. Im allgemeinen verstehen diese den Verkehr mit dem Publikum viel besser als die Deutschen. Von Wichtigkeit ist die Behandlung des Kunden. Naturgemäss beansprucht der Aristokrat einen anderen Ton als der einfache Arbeitsmann, der letztere

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würde allzugrosse Devotion für Spott halten, aber man suche den Unterschied nicht dadurch zu markieren, dass man dem einen übermässig schmeichelt und den anderen herablassend oder gar geringschätzig behandelt. Es ist zu bedenken, dass das Geld von beiden ganz gleichen Wert hat und überdies ein unrichtiges Benehmen nur zu oft geeignet ist, die Kauflust zu töten. Zum Schluss sei noch auf das Äussere und die Kleidung des Verkaufenden aufmerksam gemacht auch darin sind uns die Ausländer über. Das Äussere soll stets sauber, aber nicht auffallend sein, das letztere aus dem einfachen Grunde schon nicht, weil sich derartige Sachen viel kürzer halten, leichter unmodern werden und infolgedessen lächerlich wirken. Das Giger gehört auf das Strassenpflaster, nicht hinter den Ladentisch. Auch auf ein wohlgeordnetes Haar ist zu achten, wobei eine gar zu ausgiebige Salbung desselben zu vermeiden ist. Saubere Hände sind ja in unserer Branche von selbst bedingt, doch werden hier und da die Fingernägel stark vernachlässigt. Das sollte nicht. sein! Zu einem heiteren, liebenswürdigen Verkäufer passen keine Trauerränder.

Schmuck und Mode.

Mit heute haben wir in der Ausführung unserer Handelszeitung und Kunstgewerbeblatt eine Neuerung insofern eingeführt, als wir von nun ab regelmässig illustrierte Schmucku. Modenberichte bringen werden, wie dies auf S. 160 der heutigen Nummer geschieht. Wir glauben auf diese Weise unsere Bemühungen auf dem Gebiete ,,Schmuck und Mode" des Weiteren in die That umgesetzt zu haben, insofern, als wir versuchen werden, einesteils dem Fabrikanten, Produzenten und Juwelier zu zeigen, wie er seinen Schmuck der herrschenden Mode anpassen kann, andererseits durch Extraausgaben dieser unserer Modenbilder in ,,Schmuck und Mode" den Modezeitungen vorzuführen, wie sie den Schmuck in ihren Darstellungen anwenden können, und dem Publikum, dem wir unsere Abbildungen in geeigneter Weise vor Augen führen werden, wie der Schmuck getragen wird. Wir betonen ausdrücklich, dass wir zur gedeihlichen Entwickelung dieses unseres weiteren Unternehmens die nötigen Schritte in dem Engagement erster Kräfte in den tonangebenden Grossstädten des In- und Auslandes gethan, und ebenso erste Zeichner der Mode und Konfektionsbranche für Anfertigung unserer Entwürfe gewonnen haben. Der erste Versuch wolle als bescheidener Vorläufer für das angesehen werden, was wir in Zukunft liefern wollen.

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Wir nehmen hierbei die Gelegenheit wahr, die Herren Fabrikanten, Grossisten und Goldschmiede im Interesse der guten Sache zu ersuchen, uns für die Zukunft neue Entwürfe und ausgeführte Schmuckgegenstände zum Zwecke der Reproduktion zur Verfügung zu stellen. Ausserdem sind wir allen denjenigen, die sich befähigt und berufen fühlen, neue Entwürfe zu schaffen, sehr dankbar, wenn sie uns dieselben zur Verwertung für unsere Zeichner überlassen wollen, und sind gern bereit, brauchbare Entwürfe entsprechend zu honorieren.

Schmuck und Mode.

Eingesandt.

Nachstehend erlaube ich mir, den Herren Grossisten und Fabrikanten eine kleine Anregung zu geben, welche den Vordruck der Rechnungsformulare betrifft. Die meisten der Formulare tragen wohl sehr schöne Abbildungen von Medaillen etc., dafür lassen aber viele die für den Detaillisten wichtigsten Informationen, wie Telegrammadresse und Telephonnummer vermissen. Kein Formular aber giebt Aufschluss über die Bureauzeit des betreffenden Geschäftes und gerade dies ist dem Detaillisten oft sehr wichtig, denn häufig kommt der Goldschmied in die Lage, nicht zu wissen, ob er mit Hilfe eines Telegramms Waren, die ein Kunde am Abend verlangt und die nicht auf Lager sind, bis zum nächsten Morgen noch beschaffen kann.

Die kurze Angabe der Geschäftszeit auf den Rechnungen würde deshalb für beide Teile von Vorteil sein, was man von einem anderen Vordruck betr. Ziel nicht sagen kann. Meistens wird die leere Stelle zwischen Ziel . . . . . Monat gar nicht ausgefüllt, denn da hält fast kein Lieferant feste Prinzipien ein, sondern bewilligt jedem einzelnen Abnehmer andere Bedingungen betreffs Ziel und Skonto.

Ein grosser Misstand, der schon längst verdient hätte öffentlich gerügt zu werden, ist ferner die Bewilligung von hohen Skontos. Sätze von von nur 15% sind in der Bijouteriebranche fast allgemein üblich, bei einem Ziel von 6 Monaten. Die Folge davon ist, dass es fast keinem Abnehmer einfällt, nach Ablauf von 6 Monaten zu zahlen,

weil er dann zu teuer bezahlen würde. Folgendes Beispiel mag dies bestätigen: Es kauft heute ein Goldschmied für 1000 Mk. Ware gegen 6 Monate Ziel oder 10% Skonto innerhalb 30 Tagen. Er reguliert sofort bar und bezahlt demnach nur 900 Mk., hat also 100 Mk. verdient. Ein anderer Goldschmied kauft am selben Tage auch für 1000 Mk. Ware zu den gleichen Bedingungen. Diesem ist es aber nicht möglich, innerhalb 30 Tagen zu regulieren und würde dieser also genötigt sein, die Ware genötigt sein, die Ware um 100 teurer 10% zu bezahlen

wie sein Konkurrent. Das wäre eine Ungerechtigkeit, die sich gar nicht entschuldigen liesse, denn der Zinsverlust, den der Lieferant an 1000 Mk. innerhalb 6 Monaten erleiden kann, beträgt bei 4% doch nur 20 Mk., bei 5% 25 Mk. Der Goldschmied würde also, wenn er schon nach 6 Monaten reguliert, mindestens 75 Mk. zu viel bezahlen. Wenn er dies nicht thut, sondern erst nach 2 Jahren bezahlt, so kann ihm dies niemand verüblen, denn der Lieferant hat ihn ja direkt dazu gezwungen.

Wenn also die Klagen über zu langes Ziel verstummen sollen, so müssen die Lieferanten selbst die Hand an dieses Uebel legen und den unvernünftig hohen Rabattsätzen ein Ende machen. Erst wenn diese in Einklang mit dem jeweiligen Zinsfuss gebracht werden, kann der Lieferant auf Einhaltung der gestellten Zahlungsfristen dringen, die dann 3, höchstens 6 Monate nicht überschreiten dürften. W. S.

Vermischtes.

Aus Pforzheim. In den letzten Wochen waren unsere Bijouteriefabriken im Allgemeinen nicht schlecht beschäftigt. Diejenigen, welche für den deutschen Markt arbeiten, hatten zwar weniger auf Bestellung, weil dazu die Zeit noch etwas zu früh war, destomehr aber zur Vervollständigung ihrer Lager zu thun, weil neben den festen Aufträgen die Hingabe von Kommissionswaren, trotz aller Bemühungen sie einzuschränken, immer allgemeiner wird. Das gilt, wie schon früher betont, nicht nur für Massenartikel, wie Doublé waren, sondern auch für die eigentliche Goldbijouterie, das sog. kurante wie das mittelfeine Genre. Gern thut es der Fabrikant ja nicht, weil er nie weiss, was von dem, was er hinausgegeben, wieder zu ihm zurückkehrt; aber manche Fabrikanten, natürlich in erster Reihe solche, welche über hinreichende Mittel verfügen, gaben in neuerer Zeit lieber Kommissionswaren, sofern die Wahl der Muster mehr in ihre Hand gelegt, weil sie sich sagen, dass sie sich ja nicht einmal mehr mit Erfolg dagegen sträuben dürfen, selbst festbestellte Vom Grossisten eigens ausgesuchte Waren, die sich nicht verkäuflich erwiesen, wieder zurückzunehmen, wenn sie sich die Kundschaft nicht verscherzen wollen. Das ist freilich ein ungesunder Zustand, aber nicht zu vermeiden, so lange die Fabrikanten nicht einmütig zusammenstehen. Ob letzteres zur Zeit erreichbar, muss leider noch immer bestritten werden.

Wie schon oben angedeutet, sind noch immer die Doubléwaren, besonders Doubléketten stark begehrt und am flottesten fabrizierte Artikel und die Arbeitskräfte dafür sehr gesucht. Einen drastischen Beweis hierfür liefert die Differenz, welche zwischen der Kettenfabrik Fr. Speidel und etwa 50 Kettenmachern derselben ausgebrochen ist. Für eine neu einzuführende Kettenart (wie es hiess, unechte Ketten), hatten die Fabrikleiter einen zu niedrigen Akkordlohn geboten, der von den Arbeitern zurückgewiesen wurde. Im Laufe der Verhandlungen spitzten sich die Gegensätze derart zu, dass eine öffentliche Versammlung sich mit der Angelegenheit beschäftigte und schliesslich, nachdem es

noch einmal geschienen, als käme eine Einigung zu stande, 50 Arbeiter kündigten und sich auch durch noch so grosse Anerbietungen nicht mehr bewegen liessen, zu bleiben. Die Arbeiter fanden samt und sonders noch vor ihrem Austritt angenehme Plätze, die Kettenfabrik aber, weil der Verband der Goldarbeiter diese aufforderte, der Firma fern zu bleiben, keine gelernten Kettenmacher, so dass sie sich sogar erbot, Goldarbeiter aus andern Spezialbranchen als Kettenmacher einzulernen. Die Konkurrenz war sozusagen froh, auf solche leichte Art neue Arbeiter zu bekommen, und würde mit noch grösserem Vergnügen weibliche Arbeitskräfte in grösserer Anzahl engagieren, wenn sie nur zu haben wären.

Ein starker Nachteil erwächst aus diesem Arbeitermangel nicht nur den Fabriken, sondern allmählich auch den Arbeitern. Die Hausindustrie, welcher diese Artikel zugeführt werden, fängt an auf die Löhne zu drücken. Noch vor 15 bis 20 Jahren kaum gekannt, hat sie in allen Dörfern der näheren und der ferneren Umgebung Eingang gefunden. Wie schon vor mehreren Monaten berichtet werden konnte, hat sie die Preise für einzelne Goldfabrikate schon auf die Hälfte der noch vor 6 Jahren gezahlten herabgedrückt und wird nun diesen Prozess auch bezüg lich der Ketten fortsetzen. Ihr kommt zu statten, dass sie nicht, wie die geschlossene Fabrikation, der Fabrikaufsicht unterliegt, dass in elenden Hütten, in dumpfen Räumen, die zugleich zum Wohnen und Schlafen dienen, gearbeitet werden kann, ohne dass jemand sich darum kümmert, und dass sie von Leuten geübt wird, die keinerlei Ansprüche an das Leben und an einen geregelten Verdienst stellen. Hierin liegt vielleicht für die hiesige Industrie ihre Achillesferse und gerade zu der Zeit, wo der Hausindustrielle und der Hausarbeiter sein Feld bestellen und wo er ernten will, soll er sich auch für die Fabrik besonders anstrengen. Wenn er nun keinen Ersatz findet, der seine Feldarbeit billig bestellt, so rentiert sich weder für ihn noch für den Fabrikanten das Weg. geben von Waren auf entfernte Dörfer, und der Fabrikherr zablt

lieber höhere Löhne an Arbeiter, auf deren pünktliche Arbeitsleistung er sich auch verlassen kann. Aus diesem Grund gingen auch s. Z. die in mehreren Orten entfernterer Nachbarschaft im Anfange der siebziger Jahre gegründeten Filialen mit ihren billigeren Arbeitskräften wieder ein. Ob dies auch mit den neuerlichen Fabrikgründungen in Nagold, Mühlacker u. s. w. der Fall sein wird, muss die Zukunft lehren.

Nach längerer Pause machte sich in diesem Frühsommer auch wieder lebhaftere Nachfrage nach Bijouterie aus Spanien geltend; die in letzter Zeit aus diesem Land hier eingetroffenen Einkäufer haben hübsche Bestellungen hinterlassen und störten sich auch nicht an den Steuerkrawallen in einzelnen spanischen Städten. Hoffentlich erhält sich die Nachfrage, welche auch für Russland noch anhält. Der überseeische Markt dagegen liegt noch immer sehr ruhig.

Handelskammer Pforzheim. Aus dem Berichte der Sitzung vom 19. v. M. dürfte folgendes von Belang sein: Der Handelskammer ist eine Reihe von zweifelhaften Firmen im Ausland (Amsterdam, St. Annaland, Haag, Enkhuizen, Moskau und Kairo) gemeldet worden. Auf Anfragen erfolgt Auskunft. Eine Firma in Smyrna wünscht die Vertretung von Bijouterie (echt und unecht) zu übernehmen. Interessenten wollen sich auf dem Bureau der Handelskammer melden. Bei der Einfuhr von Waren in die Türkei ist zur Vermeidung von Weiterungen und Verzögerungen in der Zustellung der Ware an den Empfänger durch die türkische Zensurbehörde darauf zu achten, dass zur Verpackung der Ware weder Zeitungen noch sonstige Drucksachen verwendet werden. · Die Pariser Exportagenten haben sich nach einer bei der Handelskammer eingelaufenen Nachricht zu einem von der französischen Regierung genehmigten Syndikat zusammengeschlossen. Zweck desselben ist, gemeinsam mit den bereits bestehenden Exportsyndikaten für die Entwicklung und Erweiterung des Pariser Exporthandels zu wirken. Entgegen früheren, bei der Handelskammer eingelaufenen Nachrichten, nach denen in der Schweiz der Verkauf von 8karat - Goldware als Goldware verboten sein sollte, ist die Handelskammer in der Lage, jetzt mitzuteilen, dass 8 karat-Goldware in der Schweiz nach wie vor als 8 karatGoldware bezeichnet und verkauft werden darf, also mit dem Stempel „Gold 8 k.“ oder „,Gold 0.333“, nicht aber unter Bezeichnungen, die geeignet sind, den Käufer zu täuschen. - Zur Vorbereitung der neuen Handelsverträge hat die Reichsregierung produktionsstatistische Erhebungen über den Inhalt und Umfang der heimischen Gütererzeugung in die Wege geleitet. Diese Erhebungen werden durch Fragebogen angestellt, die für die Bedürfnisse der einzelnen Industriezweige eigens von den beteiligten Kreisen .selbst ausgearbeitet werden. Die Fragebogen, die naturgemäss aus Zweckmässigkeitsgründen möglichst einfach gehalten werden müssen, werden direkt vom Reichsamt des Innern in Berlin an die jeweils in Betracht kommenden Kreise zur Ausfüllung versandt und sind nach der Beantwortung von den Industriellen (als Reichsdienstsache portofrei) wieder dem Reichsamt des Innern zuzustellen. Die Fragebogen sind nur den mit ihrer Bearbeitung betrauten Beamten zugänglich, die über das ihnen anvertraute Material strengstes Stillschweigen zu bewahren haben. Ein Missbrauch der in den Fragebogen gemachten Angaben ist so völlig ausgeschlossen, und können daher die Industriellen mit aller Offenheit und Rückhaltlosigkeit die ihnen gestellten Fragen beantworten. Für eine Reihe von Industriezweigen werden die produktionsstatistischen Fragebogen nach ihrer Beantwortung durch die beteiligten Kreise bereits im Reichsamt des Innern bearbeitet. Für die Edelmetallindustrie hat die Handelskammer vom Reichsamt des Innern den Auftrag erhalten, einen den besonderen Bedürfnissen der Edelmetallindustrie entsprechenden, möglichst einfach gehaltenen Fragebogen auszuarbeiten. Dieser Aufgabe hat sich die Handelskammer unterzogen und den von ihr aufgestellten Entwurf eines solchen produktionsstatistischen Fragebogens sämtlichen Hauptstätten der deutschen Edelmetallindustrie zwecks Begutachtung übersandt. Nach Eingang der Rückäusserung wird der Entwurf in den gewünschten Punkten abgeändert und dem Reichsamt des Innern zugestellt werden, das dann alsbald mit der Versendung dieser Fragebogen an die beteiligten Kreise beginnen wird. Da nach obigen Ausführungen das Ergebnis dieser Erhebungen lediglich als Grundlage für die Vorbereitung der neuen Handelsverträge dienen soll und jeder Missbrauch der von den Industriellen erbetenen Angaben völlig ausgeschlossen ist, so ist es klar, dass die Beteiligten im ureigensten Interesse handeln, wenn sie die ihnen vorgelegten Fragen möglichst eingehend und ausführlich und der Wahrheit gemäss beantworten.

Süddeutsche Edel- und Unedelmetall-Berufsgenossenschaft. Die kürzlich in Pforzheim abgehaltene Versammlung der

dritten Sektion der Süddeutschen Edel- und Unedelmetall-Berufsgenossenschaft war nur von mehreren Vorstandsmitgliedern besucht. Der Vorsitzende, Herr Albert Wittum, glaubte in dem Nichterscheinen der Mitglieder zur Versammlung ein Vetrauensvotum für den Vorstand erblicken zu können. In dem von Herrn Wittum erstatteten Geschäftsbericht über das vorige Jahr wurde u. a. beson lers hervorgehoben, dass die Versicherung der pflichtigen Betriebe im Interesse der Arbeiter und Arbeitgeber nirgends unterbleiben möge. Nachdem von Herrn Schütz der Rechenschaftsbericht bekannt gegeben war (derselbe schliesst bei einer Ausgabe von 4600 Mk. mit einem Bestande von rund 1000 Mk. ab), wurde der Voranschlag für das Jahr 1900 mit einer Ausgabe von 6450 Mk. festgesetzt. Die aus dem Vorstande ausgetretenen Mitglieder wurden wieder gewählt, nämlich die Herren Paul Suedes und C. W. Meier. Als Ersatzmänner wurden gewählt die Herren Dr. Wieland, F. W. Heim, A. Pantlen, als Beisitzer zum Schiedsgericht die Herren Siegele, Fr. Weiss und W. Kreiss, als sachverständiger Beauftragter Herr Wilh. Grossmann.

Die Verzollungspraxis, wie sie bisher von Russland geübt wurde, wird, wie die „Centralstelle für Vorbereitung von Handelsverträgen“ ausführt, durch neuerlassene Tarif - Interpretationen durchbrochen, die für gewisse deutsche Artikel eine so erhebliche Verschlechterung darstellen, dass es zweifelhaft erscheint, ob dieselben künftig überhaupt noch den russischen Markt werden aufsuchen können. Sie hat einen Fall konstatiert, der offenbar als eine Verletzung des Vertrages angesehen werden muss: Artikel 215 des russischen Zolltarifs unterscheidet bei Galanteriewaren

1. wertvolle, aus Seide etc., vergoldeten und versilberten Metallen bestehend, 2. gewöhnliche, mit Teilen, Verzierungen aus nicht kostbaren Metallen, unedlen Steinen etc. Der vertragsmässig gebundene Tarif setzt den Zoll für No. 1 auf 1,80 Rubel pro Pfund, für No. 2 auf 0,40 Rubel fest. Ein Zirkular des russischen Zolldepartements bestimmt nun, dass Galanterie waren mit Verzierungen aus echten und unechten Steinen nach Artikel 215 No. 1 zu verzollen sind. Es werden also Galanterie waren mit Verzierung aus unechten Steinen unter Verletzung der Bestimmungen des Vertrages, der die Verzollung nach Artikel 215 No. 2 bindet, in eine andere Position verwiesen, in der sie mehr als das vierfache des vertragsmässig festgelegten Zolles zu bezahlen haben. Die bezügliche Eingabe der Centralstelle an den Reichskanzler giebt der Hoffnung Ausdruck, dass auf dem Wege diplomatischer Vermittelung eine Annullierung der vertragswidrig verfügten Umtarifierung bewirkt werden möge.

Deutsche Gold- und Silberscheideanstalt Frankfurt a. M. In der ausserordentlichen Generalversammlung, die am 30. Juni bei Anwesenheit von 9 Aktionären mit 310 Stimmen unter dem Vorsitz des Herrn Direktor Jean Andreae stattfand, wurde die Erhöhung des Aktienkapitals von 5 auf 6 Millionen Mark genehmigt. Ein Drittel der neuen Aktien à 1000 Mk. wird nach Massgabe der Statuten der Bank für Handel und Industrie zu 190 Proz. überlassen und zwei Drittel den alten Aktionären zu 190 Proz. angeboten, sodass auf je 15 000 Mk. alte Aktien 2000 Mk. neue bezogen werden können.

Die Gold- und Silberbijouterie im Oberstein-Idarer Bezirk beschäftigt gegenwärtig circa 90 Arbeiter und weist einen Umsatz von 250 000-300 000 Mark auf. Die Tendenz war während des Jahres 1898 stellenweise etwas flau; trotzdem wurden einige Fabriken neu gegründet, daruuter eine, welche sich ausschliesslich mit der Anfertigung von Juwelen beschäftigt. Die Kettenindustrie ist auch im Jahre 1898 gut gegangen; obwohl die Pforzheimer Doublé-Ketten anfangen, die besseren Nickelketten zu verdrängen, bleiben doch Nickelketten mittlerer Art recht gesucht. Auch werden jetzt in Deutschland wieder vergoldete Ketten gesucht, während sich der Verkauf derselben bisher fast ausschliesslich auf das Ausland beschränkte.

Abänderung des Feingehalts-Gesetzes. Unter den grossen deutschen Silberwarenfabriken ist die Frage in Erwägung gezogen worden, ob es nicht für die Fabrikation von grossem Nutzen sei, wenn der festgelegte Mindestgehalt des Silbers von 800/1000 auf 900 bezw. 935/1000, also den gesetzlichen Gehalt in England und Russland, erhöht würde. Es würde dies, wie die Grossherzogliche Handelskammer zu Mainz in ihrem letzten Jahresberichte schreibt, unbedingt für den deutschen Export Vorteile bringen und das Ansehen der deutschen Silberwaren-Industrie erhöhen. Wie bereits in einem früheren Berichte der Kammer erwähnt, wäre es zu erstreben, dass ebenso wie für die Silberwaren, die bei einem Gehalt von weniger als 800/1000 überhaupt nicht gestempelt werden dürfen, auch für Goldwaren das Gesetz dahin ergänzt würde, dass solche Artikel, die nicht mindestens einen Feingehalt von 585/1000

haben, nicht gestempelt werden. Durch die Stempelung minderhaltiger Goldwaren werde das reelle Geschäft entschieden geschädigt. Selbstverständlich soll die Freiheit der Fabrikation in jedem Feingehalt nicht beeinträchtigt werden. In Silberwaren wird sehr viel englisches Fabrikat auf den deutschen Markt gebracht, dagegen wird die Einfuhr deutscher Erzeugnisse der Silberwarenbranche in England durch die komplizierte Art der amtlichen Stempelung, die bei den meisten Artikeln nur in halbfertigem Zustande auszuführen ist, und durch die damit zusammenhängenden sehr hohen Spesen fast zur Unmöglichkeit gemacht. Besonders in den letzten Jahren sind die Schwierigkeiten immer grössere geworden und wäre nach Ansicht der Mainzer Handelskammer wohl bei Abschluss neuer Zollvereinbarungen darauf Bedacht zu nehmen, hierin Erleichterungen zu schaffen.

Die böhmische Granatwaren-Industrie leidet, worüber eine an uns gerichtete Zuschrift aus Fabrikantenkreisen sehr klagt, an starkem Mangel von Robmaterial. Durch die gedrückten Preise der Rohprodukte" heisst es in dem betr. Briefe, ist es so weit gekommen, dass die Granatgräber sich anderer lohnender Beschäftigung zuwenden, hauptsächlich auch der Feldarbeit. Früher verdiente eine Gräberfamilie pro Woche 14-15 fl., heute kaum noch 1,50 fl. Dasselbe ist von der Schleiferei zu sagen: Die Schleifer wenden sich daher der Glasindustrie zu und schleifen lieber für Gablonz Glas als die heimischen Granaten. So kam es, dass verschiedene Nummern fehlen, was eine Arbeitsverminderung der Fasser und somit eine allgemeine Produktioneinschränkung der Fabriken und gleichzeitig natürlich Entlassung von Arbeitspersonal zur Folge hat. Es ist zu hoffen und zu wünschen, dass dieser Übelstand bald ein Ende finde; entsprechende Schritte, die den Weiterverfall der Industrie vorbeugen, sind bereits in die Wege geleitet."

Die berühmte Sammlung der Marlborough-Gemmen, welche öfters schon ihren Eigentümer gewechselt hat und die zuletzt im Jahre 1875 der nunmehr verstorbene Hr. Bromilow für 35000 Pfd. Sterling auf einer Auktion erworben, ist, und zwar einzeln (739 Stck.), beim Kunsthändler Christie in London von Neuem unter den Hammer gekommen. Der Begründer der Kollektion war der dritte Herzog von Marlborough, und im Blenheim-Park bei Oxford wurde sie ein Jahrhundert lang unter vielen anderen Kunstschätzen in jenem Schlosse gezeigt, welches das Parlament dem ersten Herzog von Marlborough zum Dank für seine Siege hatte bauen lassen. Den Grundstock derselben bildete die unter der Regierung Karls I. angelegte Arundel-Sammlung; Lord Arundel soll für nur einen Teil derselben die in jener Zeit unerhörte Summe von 10000 Pfd. Sterling an Daniel Nys in Venedig bezahlt haben. Die ganze Arundel-Sammlung gelangte an den dritten Herzog von Marlborough durch Erbschaft. Er erbte oder kaufte dazu noch die sogenannte Bessborough-Gemmen, und noch doppelt so viele Gemmen und Kameen erwarb er hinzu. Allerdings längst hat sich gezeigt, dass nur der kleinere Teil der Sammlung antik sein kann. Die Mehrzahl rührt aus dem Cinquecento her, und selbst die ArundelSammlung hatte schon genug Erzeugnisse aus dieser Kunstepoche. Doch sind sie darum nicht weniger schön, zumal wenn, wie bei dem,,göttlichen Augustus“ und dem,,Claudius Cäsar“ zur meisterhaften Arbeit des Steinschneiders noch eine goldene Umrahmung kommt, die ebenfalls der besten italienischen Kunstepoche angehört. Eine Renaissance-Arbeit ist auch die ganz entzückende Kamee,,Hochzeitszug von Eros und Psyche". Ein Grieche Tryphon ist darauf in griechischer Sprache als Verfertiger genannt, aber griechischen Ursprungs ist sie trotzdem nicht. Sie wurde für 2000 Pfund Sterling verkauft. Diese Kamee ist in vielen Nachbildungen, namentlich von Wedgwood, sehr bekannt, aber keine giebt einen vollen Begriff vom Reiz des Originals. Die hellbraunen Figuren schimmern auf dem tiefschwarzen Grunde so, als beleuchte sie wirklich die Hochzeitsfackel des Eros. Diese und andere Gemmen haben prunkvolle, aber nicht ihrem künstlerischen Werte angemessene Umrahmungen aus Gold und Edelsteinen, welche der Herzog von Marlborough dazu anfertigen liess.

Der Ring der Pompadour. Aus Paris wird berichtet: Kürzlich wurde dem Münzen- und Medaillenkabinet der Nationalbibliothek ein Ring mit einem gravierten Stein zum Kauf angeboten. Man kann sich das Erstaunen des Kustos denken, als er nach eingehender Prüfung des vorgelegten Ringes in diesem den berühmten Triomphe de Fontenoy" des Steinschneiders Jacques Guay entdeckte, den die Pompadour der königlichen Münzsammlung vermacht hatte. Aus unbekannten Gründen war dieser Ring niemals in die Kunstsammlung aufgenommen worden und spurlos verschwunden. Erst jetzt, nach anderthalb Jahrhunderten, ist das Kleinod der Sammlung einverleibt worden, für die sie von

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der Erblasserin bestimmt war. Der Triomphe de Fontenoy" ist eines der hervorragendsten Werke Jacques Guays, der als der erste Graveur der Zeit Louis XV. bekannt ist. Die Pompadour, die selbst künstlerische Anlagen hatte und besonders die Gravierkunst pflegte, wählte ihn zu ihrem Lehrer und liess ihm eine Wohnung im Schloss von Versailles einräumen, um sich von ihm Stunden geben zu lassen. Gleichzeitig liess sie eine Reihe von Gravüren von ihm herstellen, die die hauptsächlichsten Ereignisse der Regierungszeit Louis XV. darstellten. Der Triomphe de Fontenoy," der eine Zierde dieser Serie bildet, wurde von Guay nach einer Zeichnung Bouchardons und einer Medaille geschnitten und weist das Datum 11. Mai 1745 auf. Die Beschreibung des Schnittes nach dem eigenen Texte Guays lautet: „Der erobernde und friedenstiftende Monarch, den Lorberkranz ums Haupt gewunden, steht hoch aufgerichtet in einer Quadriga nach Art der alten Triumphatoren und führt mit der rechten Hand den Dauphin, der, da er an den Gefahren dieses Tages teilgenommen, natürlich auch an den Ehren seines erlauchten Vaters beteiligt werden muss. Ueber dem Wagen schwebt die Siegesgöttin, die in der einen Hand eine Palme und in der andern einen Lorberkranz hält, den sie auf das Haupt des Monarchen legt." Man hat noch nicht erfahren können, durch welche merkwürdigen Verwickelungen dieses Kunstwerk nach Polen gekommen war, von wo aus jetzt dem Münzen- und Medaillenkabinet der Nationalbibliothek zugestellt wurde.

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Jakob Schnierle, Pforzheim †. Am 28. Juni ist, wie wir bereits in voriger Nummer kurz melden konnten, einer der hervorragendsten Techniker Pforzheims, Herr Jakob Schnierle, im Alter von 42 Jahren aus dem Leben geschieden. Der Verstorbene hat sich aus kleinen Verhältnissen durch eigene Kraft und gewissenhafte Verwertung seines reichen Talentes zu einer achtunggebietenden Stellung emporgeschwungen; er war einer der immer seltener werdenden Talente, welche das ganze Gebiet der Technik beherrschen, und in seinen Leistungen ein Künstler. Während der letzten 10 Jahre war Schnierle in der bekannten Firma Benckiser & Co. als Zeichner thätig, und gar manches schöne Schmuckstück, das aus dem Atelier der genannten Firma hervorgegangen, war von ihm entworfen. Ebenso verdankt die Mustersammlung der Kunstgewerbeschule seiner kunstfertigen Hand wertvolle Bereicherungen, da er, von Haus aus schon ein tüchtiger Graveur, einer der fähigsten Schüler des Ciselierunterrichts von Prof. Weiblen war. Angesichts solcher Leistungen konnte es nicht ausbleiben, dass Schnierle schon vor Jahren in den Vorstand des Pforzheimer Kunstgewerbe-Vereins gewählt wurde. In dieser Eigenschaft hat er, allezeit den Interessen der Gesamt-Industrie dienend, zur Hebung des Vereins und Ausbreitung seiner gemeinnützigen Thätigkeit nach bestem Können selbstlos beigetragen. Von der Grossh. Bad. Begierung auf Vorschlag und Empfehlung des Kunstgewerbeverein 1893 mit noch einem anderen hiesigen Herrn zum Studium der Weltausstellung nach Chicago entsandt, empfing er dort vielseitige Anregungen und Eindrücke, welche er schriftlich und mündlich zum Nutzen des Vereins verwertete. Schnierle zeichnete sich aber auch durch vorzügliche persönliche Eigenschaften aus; er war ein Mann von grosser Lauterkeit des Charakters, von hoher Gerechtigkeitsliebe und einer gewinnenden Herzlichkeit; dabei war ihm ein vorzüglicher Humor eigen. Nächst seiner Familie, der der Heimgegangene ein treuer, besorgter Gatte und Vater war, trauert um ihn ein grosser Freundeskreis, vor allem die engere kunstgewerbliche Vereinigung „Schnörkel", in der sein Hinscheiden ebenfalls einen schwer zu ersetzenden Verlust bedeutet. So ist einer der Besten leider zu früh aus dem Leben geschieden. Sein Andenken wird von allen, die ihn kannten, in Ehren gehalten werden!

Goldlager in Niederländisch - Guyana. Über die ersten Betriebsergebnisse der neuen Goldgrubengesellschaften und die gegenwärtige Entwicklung der jungen Goldindustrie in Niederländisch-Guyana oder Surinam liegen nunmehr aktenmässige Angaben vor. Aus dem Bericht der Gesellschaft Guyana Goudplacer geht hervor, dass der im Juli v. J. begonnene Betrieb im August bereits 2500 Gramm Gold im Werte von 4000 Gulden niederl. (zu 1,70 Mk. gleich 6800 Mk.) ergab. Der Ertrag blieb günstig, obschon nur mit primitiven Mitteln gearbeitet wurde und stellte sich bis Ende dieses Jahres auf 15540 Gulden. Es handelt sich um Schwemmgold. An einer Stelle ergab sich ein Ertrag von 200 Gramm auf das Kubikmeter. Anderwärts wurde ein Lager in Angriff genommen, das auf einer Dichtigkeit von 3, Meter einen Ertrag von 23 Gramm auf die Tonne giebt, wenigstens soweit es untersucht ist. Die Analysen geben noch einen weit höhern Ertrag an, teilweise sogar 95 Gramm für die Tonne, allein die Verwaltung rechnet mit 25 Gramm. Die Maatschappij

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