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Die 4 Säulen sind mit Brillanten gefasst. Die Zifferblattsplatte ist aus Stahl, oxydiert und auf Gold plaquiert. Auf der Zifferblattsplatte befindet sich eine Perllünette, darüber ist die Krone eingestochen, sodass das Gold über dem Stahl hervortritt. Die eine Emailplatte stellt das Rathaus in genauer Ausführung vor, die andere Seite die neuerbaute Kirche. Die Rückseite ist gleichfalls Stahl auf Gold, oxydiert, sodass die Schrift, welche in Gold graviert ist, hervortritt. Das Werk ist ein 8 Tage-AnkerUhrwerk mit Wecker.

Die Broschenuhr (Pensé-Chatelaine), welche die Frau Grossherzogin erhielt, ist aus verschiedenen Goldfarben zusammengestellt. Die Blätter sind Grüngold, verbunden mit Rotgold. Die Blumen sind Email und stellen ein Pensé vor. Die Krone ist mit rotem Email-Untergrund, mit Brillanten, Rubinen und Smaragden gefasst.

Beide Uhren sind vollständig in den Ateliers von G. Rau angefertigt worden.

Im anstossenden Kabinet, welches die hohen Gäste unter Leitung des Gastgebers aufsuchten, war die Doubléfabrikation veranschaulicht, welche durch Herrn Reichenbach eingehend erklärt wurde und in ihrer Zusammenstellung das lebhafte Interesse des Landesfürsten erregte. Beim Eintritt

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in die Fabrikräume wurde letzterer von dem aufgestellten Kontor- und Fabrikpersonal (150 an der Zahl) mit stürmischem Hoch ausgebracht von dem dienstältesten Arbeiter, Herrn Leibbrand begrüsst. Auf einen gegebenen Wink trat das Personal an die Maschinen, welche sich im Nu in Bewegung setzten und in ihrer Bedienung einen Einblick in den grossartigen Betrieb gewährten. Unter Führung der Herren Rau und Reichenbach wurden die Erzeugnisse jeder Spezialmaschine besichtigt; auch dem Schmelzraum der Scheideanstalt, dem Dampfmaschinenraum, den Uhrenwerkstätten wurde eine eingehende Besichtigung zuteil und hoch befriedigt über das Gesehene verliess der Grossherzog das Etablissement des Herrn Rau unter Versicherung des wärmsten Dankes für die Vorführung der Fabrikation in ihrer Gesamtheit. Herr Rau wurde beauftragt, auch seinem Arbeiterpersonal den Dank des Landesfürsten dafür abzustatten, dass sie an ihrem Ruhetag erschienen seien, um ihre Maschinen zu bedienen.

Zur besonderen Feier des Tages versammelte sich das gesamte Personal abends im,,Römischen Kaiser," wo ihm die Chefs der Firma eine Bewirtung zugedacht hatten und hei welcher Gelegenheit sich das herzliche Einvernehmen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer kundgab.

Mangel an geschulten Arbeitern.

E

ine amerikanische Zeitung unserer Branche:,,The Jewelers' Circular" veröffentlicht in einer ihrer letzten Nummern den Schmerzensschrei amerikanischer Fabrikanten, dass es an geschickten Arbeitern für feinste Juwelenwaren empfindlich mangele, und zu gleicher Zeit berichten Pariser Blätter, dass in Folge der für die kommende Ausstellung in Arbeit genommenen grösseren Stücke an Edelsteinschmuck es an tüchtigen Kräften zu fehlen beginne, die die laufende Arbeit an besserer Ware besorgen könnten.

Für uns Deutsche haben diese Klagen insofern Bedeutung, als auch bei uns die wirklich durch und durch geschickten Kräfte, die nicht nur schablonenmässig mit der Hand, sondern denkend mit dem Kopf arbeiten, reichlich dünn gesäet sind und dass es mit dem Nachwuchs recht mässig bestellt ist. Viele sind berufen, aber nur wenige sind auserwählt und unter hundert jungen Leuten, die sich der Goldschmiedekunst widmen, sind kaum zehn, die es zu hervorragender Fertigkeit, zur höchsten technischen und künstlerischen Vollkommenheit bringen, die auch, nachdem sie schon ausgelernt haben, sich bewusst sind, immer weiter und mehr lernen zu müssen und deren Strebsamkeit erst mit ihrem Tode ein Ende nimmt, selbst wenn sie das biblische Alter erreichen. Der Durchschnitt kommt in die Lehre, wird Gehilfe und Meister und betrachtet sich dann als fertigen Künstler, der nichts mehr zu lernen braucht, den keine Ausstellung noch so bemerkenswerter Sachen reizt, selbst etwas zu schaffen, was eigenartig und schön ist und der seine Armut an eigenen Ideen hinter einem ganz bedeutenden Selbstbewusstsein und Selbstüberschätzung verbirgt.

Was die amerikanischen und französischen Blätter über die einschlägigen Verhältnisse schreiben, trifft zum grossen Teil auch auf deutsche Zustände zu und wir halten es für angezeigt, näher darauf einzugehen.

Es fehlt also in der Hauptsache an erstklassigen, erfahrenen Arbeitern für die allerbeste Juwelen- und Goldschmiedearbeit, an Leuten, die nach einer gegebenen Zeichnung eine künstlerisch vollendete Arbeit liefern können, nicht aber an Kopisten, die nur ein schon vorhandenes Muster sklavisch und gedankenlos nachmachen können. Das mag zum Teil daher kommen, dass Eltern aus besseren Kreisen ihre Söhne keinem Berufe zuführen mögen, der Handarbeit erfordert und sie lieber ,,Kaufmann" werden lassen, weil sie das für nobler halten, wenn sie in diesem Falle auch weniger verdienen wie ein geschickter Goldschmied, der sich gelegentlich die Finger ein bischen schmutzig macht. Natürlich kommen noch genug Lehrlinge, aber diese werden keine Kopf- sondern nur Handarbeiter, weil sie meist nicht eine bessere Schulbildung genossen haben und es ihnen auch an Charakter zur Selbst weiterbildung fehlt. Wer indessen etwas durchaus Tüchtiges leistet, kann in New York und anderen grossen Städten der Union zwischen 20 und 40 Dollars (achtzig bis hundertsechzig Mark) in der Woche verdienen und auf dauernde Arbeit rechnen, eine Arbeit, die für den denkenden Menschen hochinteressant ist und durchaus nichts Unangenehmes an sich hat. Einige Fabrikanten in New York und Brooklyn konnten selbst bei wiederholtem Annoncieren in den verbreitetsten Zeitungen keine guten Arbeitskräfte finden, trotz des gebotenen hohen Lohnes und der Fülle an vorhandener Arbeit, die die Stellungen durchweg als Lebensstellungen erscheinen liessen. Das vorhandene Material an

tüchtigen Kräften vermindert sich natürlich von selbst mit der Zeit durch Alter und Todesfälle und ein nennenswerter Nachwuchs ist nicht vorhanden, so dass die Fabrikanten auf Einwanderung geeigneter europäischer Elemente hoffen.

Und das ist der springende Punkt. Wer von englischen, französischen oder deutschen Juwelieren etwas hervorragend Tüchtiges arbeiten kann, verdient in der Heimat, wo seine Kenntnisse auch geschätzt werden, jedenfalls genug, um es sich nicht sehr zu überlegen, ob er gewohnte, geordnete Verhältnisse gegen das Ungewohnte in der Fremde eintauschen soll und so verlockend es auch erscheinen mag, 160 Mark in der Woche verdienen zu können, so muss man doch bedenken, dass dieser Betrag jenseits des Ozeans

kaum die Hälfte der Kaufkraft hat, die er in der alten Welt besitzt und dann wird diese Bezahlung nur den allerbesten Kräften zu Teil, während die mittelmässigen sich mit weniger begnügen müssen, wie dies in der Heimat auch der Fall ist. Wir können daher denjenigen Juwelieren und Goldschmieden, die durch die Mitteilungen über günstige Arbeitsverhältnisse in Amerika sich die Frage vorlegen sollten, ob sie dorthin auswandern sollen, nur dringend ans Herz legen, sich die Sache recht reiflich zu überlegen, denn es giebt drüben schon genug Goldarbeiter und es kann nur derjenige auf Erfolg hoffen, der den denkbar höchsten Anforderungen, die an Leistungen und Arbeitsfähigkeit gestellt werden können, gerecht zu werden vermag.

Einladung zum Abonnement.

Mit der heutigen Nummer tritt unsere ,,Handels-Zeitung" wiederum in ein neues Quartal. Im Vertrauen darauf, dass unsere zum Wohle und Gedeihen unseres gesamten Faches stets an den Tag gelegten Bestrebungen nach wie vor anerkannt werden und sich auch die Zahl unserer Freunde und Mitarbeiter wie bisher fortwährend mehrt, laden wir aufs neue zum Abonnement, sowie unsere bisherigen Abonnenten zur Erneuerung desselben ein. Gleichzeitig bemerken wir, dass die Weiterzusendung unserer ,,Handels-Zeitung" an unsere Abonnenten geschieht, sobald seitens derselben keine Abbestellung erfolgt.

Der Preis beträgt bei freier Zustellung nach wie vor nur 1,50 Mark pro Quartal.

Redaktion und Verlag

der,,Handels-Zeitung für die Gold- und Silberwaren-Industrie" W. Diebener, Leipzig.

Vermischtes.

Zum Zwangsladenschluss. In der kürzlich in der Arminhalle in Berlin stattgehabten öffentlichen Versammlung des Bundes der Handel- und Gewerbetreibenden referierte Rechtsanwalt Beyer über die von der Reichstagskommission vorgeschlagene Zwangsladenschlusstunde, welche bekanntlich auf 9 Uhr abends festgesetzt ist, während die Gesetzvorlage nur eine mindestens zehnstündige Ruhezeit für die Handlungsgehilfen vorsieht, dagegen die Festsetzung einer Zwangsladenschlusstunde von dem 2, Mehrheitsbeschluss der Angehörigen einer jeden Branche abhängig macht. Der Vortragende vertrat den Standpunkt der Regierungsvorlage und führte aus, dass es nicht angängig sei, gesetzlich eine Zwangsladenschlusstunde festzusetzen, die durch die Verschiedenartigkeit der Branchen einerseits und durch die lokalen Verhältnisse andererseits bedingt sei; es müsse ein Unterschied gemacht werden zwischen Bedarfs- und Luxusartikeln, zwischen solchen, für deren Beschaffung der Käufer zur rechten Zeit sorgen könne und solchen, die er gewohnheitsmässig nur beim zufälligen Vorübergehen zu kaufen pflege. Es sei aber auch ferner darauf Rücksicht zu nehmen, dass eine grosse Anzahl Angestellter, Handlungsgehilfen, Beamter, Arbeitnehmer aller Art bis 8 Uhr abends und darüber beschäftigt und daher gezwungen sei, nach dieser Zeit ihre Einkäufe zu machen, infolgedessen letztere gerade den kleineren Gewerbetreibenden zufielen, während sie, wenn alle Geschäfte gleichmässig geschlossen werden müssten, wahrscheinlich dem Zuge der Zeit folgend, ihre Einkäufe ebenfalls bei den Grossbazaren machen würden. Was sich für Berlin W. passe, treffe schon für Berlin N. oder NO. nicht mehr zu, und was sich für Berlin NO. passe, sei

in Zerbst oder Prenzlau nicht mehr geeignet, den lokalen Verhältnissen zu entsprechen. Festgehalten müsse daran werden, dass eine maximale Arbeitszeit die Handlungsgehilfen vor einer zu grossen Arbeitsüberbürdung schütze; dagegen müsse es dem freien Ermessen des Familienvaters überlassen bleiben, zu so früher oder später Stunde, wie es ihm passe, fleissig zu sein, um seine Familie zu ernähren und Geld zu verdienen. An diesen Vortrag schloss sich eine lebhafte Debatte. Die Ansichten über die Zweckmässigkeit einer Zwangsladenschlusstunde waren sehr geteilt. Es wurde schliesslich ein Antrag angenommen, eine Enquete durch Berufung von Vertretern der verschiedenen Branchen zu veranstalten, um festzustellen, welche Branchen für eine Zwangsladenschlusstunde und welche dagegen seien.

Der Stempel für Silberwaren. Das seit dem 1. Januar 1898 bestehende Reichsgesetz enthält die Bestimmung, dass alle Silberwaren, Bestecke und Geräte, einen Stempel tragen müssen. Über diese Bestimmung herrscht, wie man vielfach bemerken kann. noch viel Unkenntnis, und es ist doch für jedermann wichtig, an jedem Stücke selbst die Echtheit beurteilen zu können. Der Stempel zeigt den Feingehalt an Silber und besteht aus der Zahl 800 und daneben einem Halbmond mit der Krone. Dieser Stempel garantiert dem Käufer für die Echtheit der Ware. Alle sonst im Handel vorkommenden Waren, unter welchem Namen sie auch verkauft werden, wie Alfenide, Alpaccasilber und dergleichen, sind aus unechtem Metall und nur galvanisch versilbert, was sich je nach dem Gebrauche früher oder später abnutzt und immer wieder

erneuert werden muss. Einen Metallwert besitzen diese Gegenstände natürlich nicht, und deshalb können sie auch niemals als ein Ersatz für echtes massives Silber angesehen werden.

Zur Förderung unserer Granatwaren- Industrie. Unter dieser Spitzmarke schreibt die in Prag herausgegebene „Bohemia": „Der Vorstand des Gremiums der Prager Juwelen-, Gold- und Silberarbeiter hat eine aus mehreren Fachmännern bestehende Deputation zum Finanzminister, zum Handelsminister und zum Direktor des Hauptpunzierungsamtes entsendet, welche daselbst um Einführung fünfgradigen Goldes achtkaratiger Reinheit für Granatwaren, für massive (nicht hohle) Ringe in der Weise, dass diese Ware künftig durch ein amtliches Zeichen geschützt werde, ansuchte. Nach Darlegung der Zweckmässigkeit dieses Schrittes wurde der Deputation versprochen, dass dem gestellten Ansuchen bald stattgegeben werden wird, und da vom fachlichen und technischen Standpunkte kein Hindernis besteht, so ist zu hoffen, dass auch die ungarische Regierung ihre Zustimmung nicht versagen werde und wir in kurzem neue und noch bessere Granaterzeugnisse als früher erhalten werden."

Für Vereine. Die Tagesblätter machen die Vorstände von Vereinen darauf aufmerksam, dass die Statuten stempelpflichtig sind. Die betreffende Mitteilung lautet: „Nach dem neuen Stempelsteuergesetz muss, was wenig bekannt zu sein scheint, zu den seitens neugebildeter Vereine beschlossenen und durch den Gesamtvorstand unterschriftlich vollzogenen Vereinssatzungen binnen 14 Tagen nach erfolgter Vollziehung ein Stempel von mindestens 1,50 Mark entrichtet werden. Jedes Mitglied des betr. Vorstandes macht sich strafbar, falls dieser es unterlassen sollte, die Satzungen innerhalb der erwähnten Frist den zuständigen Behörden zum Zwecke der Stempel-Entwertung vorzulegen."

Kunstgewerbe-Museum-Berlin. Für die Sammlung des Kunstgewerbe-Museums wurden u. A. neu erworben: ein Ackley becher und ein Ring, Kupfer vergoldet, bez. E. L. 1606; Sinnbilder für die Totenfeier (Nürnberger Goldschmiedearbeit); eine Bronzevase, versilbert, Arbeit von Lelièvre (Paris 1898); eine Vase aus Kupfer mit Email von Heaton (Paris 1898).

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Aus Brüssel wird gemeldet: Die Antwerpener Diamantenschleifer beklagen sich darüber, dass die Arbeitgeber trotz der Beschlüsse des internationalen Diamantenschleifer-Kongresses und der Kontrakte mehr Lehrlinge einstellen, als sie dürfen. Die Generalversammlung des Antwerpener Diamantslijfersbond", der 3000 Mitglieder zählt, hat nun einstimmig beschlossen, einen Gesamtausstand aller Diamantenschleifer zu veranstalten und die Arbeitgeber sofort von diesem Beschlusse in Kenntnis zu setzen. Der holländische Diamantenschleifer verband hat die Unterstützung des Antwerpener Ausstandes zugesagt. Dieses Vorgehen der Arbeiter hat aber eine Aussperrung zur Folge. Darum haben 93 Besitzer von Diamantenschleifereien durch ein Rundschreiben angezeigt, dass sie vom 19. v. M. ab ihre Werkstätten auf 14 Tage schliessen.

Aus Eisenberg teilt uns ein dortiger Korrespondent mit: Die Firma Max Müller, hier, welche als Spezialität Etuis für Uhren und Bijouterien, Löffel und Bestecke fabriziert, ist erst 1889 gegründet worden, bei einem anfänglichen Arbeiterbestande von circa 4 Arbeitern, beschäftigt aber heute bereits 50 Arbeiter. Die Firma setzt zumeist nach Deutschland ab, jedoch auch das Ausland, so Amerika, Belgien, Dänemark, England, Holland, Italien, Norwegen, Schweden, Österreich, Spanien und der Orient liefern Kundschaft für die Firma. Sie lässt nur Deutschland bereisen und arbeitet nach dem Auslande ausschliesslich durch Agenten. Sie fertigt nur feste Bestellungen, prinzipiell aber nicht auf Lager.

Todesfälle. Am 18. Juni verschied in Pforzheim Herr Bijouteriefabrikant Georg Wüst, Inhaber der gleichnamigen Firma. Unerwartet rasch ist der schaffens freudige Mann, der einem Schlagfluss erlag, abgerufen worden. - In Aachen verstarb ein Veteran unserer Branche, Herr Juwelier Karl Geck im respektablen Alter von 90 Jahren.

Verhaftung. Ein Fabrikant in Hanau sandte durch einen Privatboten ein durch Plomben verschlossenes Paket an die Goldund Silberscheideanstalt Frankfurt. In dem Paket befanden sich auch 10 Hundertmarkscheine. Als das Paket in Frankfurt geöffnet wurde, waren die 1000 Mark in Papiergeld verschwunden. Der Bote, der den Diebstahl leugnete, wurde verhaftet.

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prangen sehen. Zwar nicht, wie man vermuten sollte, als Anhängsel an einem Collier, sondern als dicht unter dem Kinn befindlicher Zierart an einem in prallen Falten um den Hals gelegten Bandeau aus Seidenstoff. Wenn die Trägerin dieses Schmuck es wissen will, wie spät es ist, muss sie sich erst vor einen Spiegel stellen.

Die Königin von Rumänien hat der Tochter ihres Berliner Hofjuweliers, Frl. Gertrud Telge, kürzlich bei geeigneter Gelegenheit das nachstehende hübsche Gedicht gewidmet:

Für Goldschmieds Töchterlein.
Rein ists Gold und rein der Stein
Nur braucht es zartes Ründen,
Es kommt erst Seelenglanz hinein,
Wenn sie Gedanken künden.

Sie haben von der Ewigkeit
Geheimnisvolles Wissen,

Nie hat vergänglich Erdenleid
Sie ausgelöscht, zerrissen.

Vergessen giebt es nicht, ihr Wert
Ist zeitlos, ohne Grenzen,

Sie bleiben rein, in Schmutz gezerrt,
Nichts trübt ihr Urweltglänzen.

So gehen sie von Hand zu Hand,
Wie leuchtende Gedanken,
Gleich vornehm, wenn auch unerkannt,
Gleich stark beim Schicksalsschwanken.
Rein ists Gold und rein der Stein,
Aus Erdenschatzes Truhen,
Drum sollten sie nur Wohlthat sein,
An reinem Herzen ruhen!
Bukarest, 22. Mai 1899.

Carmen Sylva.

Ein Verfahren zur Herstellung plastischer Massen wurde kürzlich einem Engländer durch Patent in Deutschland geschützt. Hierbei werden Gelatine, Leim oder ähnliche Körper in wasserfreiem Zustande mit chromsauren Salzen in feinster Zerteilung und unter Ausschluss jeglicher Feuchtigkeit, sowie unter gleichzeitigem Zusatz von wasserfreiem Glycerin innig vermischt. Hierdurch wird die Einwirkung der Chromverbindung derart verlangsamt, dass man die Masse ohne spätere Volumenveränderung in beliebige Formen bringen kann, in welchen sie unter Erwärmung einem Druck ausgesetzt wird.

Toilettegegenstände aus Britannia-Silber sind nach Mitteilungen eines kürzlich über den Handel mit Argentinien veröffentlichten englischen Regierungs-Rapportes dort sehr begehrt. Der Import davon, sowie auch an billigen Metallgehäusen hat sich in letzter Zeit sehr gehoben. In plattierten Waren werden die grössten Umsätze in Britanniametall erzielt, wobei Deutschland hervorragend beteiligt ist. Der Absatz in englischen Artikeln, die zwar gut, aber für den Markt zu teuer sind, ist ein verhältnismässig geringer. Buenos Aires, wie andere Plätze Argentiniens werden von vielen europäischen Geschäftsreisenden besucht und nehmen auch Aufträge von Händlern entgegen, während früher die direkte Einfuhr ausschliesslich den Importeuren oblag. Der Totalexport beziffert sich gegenwärtig auf ca. 20 Millionen pro anno.

Ein grosses Diamantensuchen ist soeben unter der Leitung des Professor Hobbs von der Wisconsin Universität von einer Anzahl bedeutender Geologen begonnen. Die Forschungen sollen das ganze Gebiet der Kieselabhänge der Hügelketten von Ohio, Wisconsin, Pennsylvanien, New York, Minnesota und Michigan umfassen; das Ziel derselben ist die Entdeckung des Ursprungs jener wertvollen Diamanten, welche bald hier bald dort and fast zu allen Zeiten in den verschiedensten Teilen der Vereinigten Staaten gefunden werden. Professor Hobbs ist der Ansicht, dass diese Diamanten durch prähistorische Gletscher in die Niederungen hinabgeführt wurden und hofft deren Ursprungsort festzustellen. Viele Mineralogen Amerikas vertreten die Ansicht, dass in Canada reiche Diamantenlager existieren, welche mit den berühmten Kimberley-Gruben gleichwertig seien.

Grosser Diamantenraub in Buenos-Ayres. Vor einiger Zeit bot ein genuesischer Matrose in Liverpool eine Partie Schmucksachen im Werte von 200-300 Pfund Sterling für 50 Pfund an und gab zur Aufklärung, wie er in den Besitz derselben gelangt, die Versicherung, dieselben gehörten einer Frau, mit der er eine Zeit lang gelebt und die ihm dieselben bei ihrem Tode geschenkt habe. Er wurde damals verhaftet, wandte sich aber an seinen Konsul und wurde auf dessen Intervention mangels Beweises frei

gelassen, worauf er verschwand. Seither erhielt die Polizei durch den brasilianischen Gesandten die Mitteilung, dass diese Brillanten einen Teil eines grossen in Buenos-Ayres begangenen Diamantendiebstahls repräsentierten. Dieselben sind durch einen der ersten Diamantenhändler von Paris und Brasilien, Mr. Charles Sprits, indentifiziert worden, welcher gleichzeitig die in Liverpool ven dem Matrosen verkauften Juwelen zurückerwarb. Der Diebstahl in Buenos-Ayres selbst wurde in sehr geriebener Weise durchgeführt. Die Diebe bauten vom Strande aus einen mehrere hundert Yards langen Tunnel bis zum Hause der Herren Luiz de Rezente & Co., einer der grössten Diamanthändlerfirmen Buenos-Ayres, und führten dann von diesem Tunnel aufwärts einen 10 Fuss hohen Schornstein in einen Kellerraum des Hauses. Die Arbeit muss nach dem Urteil von Sachverständigen viele Wochen, wenn nicht Monate in Anspruch genommen haben. Die Diebe drangen dann auf diesem Wege an einem Sonntag in die Niederlage und schleppten Edelsteine im Werte von 200 000 Mk. fort. Offenbar hatten sie es auf eine zweite Partie im Werte von mindestens 2 000 000 Mk. abgesehen, wurden aber in dem Augenblick gestört, als sie die letzteren wegschleppen wollten. Bisher wurde keine Spur der Diebe entdeckt, und man bedauert natürlich nachträglich, den genuesischen Matrosen Bruta Allesandro in Freiheit gesetzt zu haben, da dessen Festhaltung aller Wahrscheinlichkeit nach zur Aufhebung der ganzen Diebesbande geführt hätte.

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Dortmund. Uhrmacher Johann Hybbeneth. Zwangsvergleichstermin 13. Juli, vorm. 111/2 Uhr.

Glauchau. Uhrmacher Anton Emil Böhme. Konkurseröffnung 20. Juni. Verw. Agent Moritz Mehlhorn. Anmeldeund Anzeigefrist 15. Juli. Wahltermin 4. Juli, vorm. 101⁄2 Uhr. Prüfungstermin 24. Juli, vorm. 11 Uhr. Uhrmacher Heinrich Max Korn. Konkurseröffnung 24. Juni. Verw. R.-A. Haeussler. Anmeldefrist 22. Juli. Wahltermin 10. Juli, vorm. 10, Uhr. Prüfungstermin 31. Juli, vorm. 11 Uhr. Anzeigefrist 15. Juli.

Gmünd i. Wttbg. Kettenmacher Johannes Kübler (entmündigt wegen Geisteskrankheit; Pfleger: Stadtrat Franz Waldenmaier). Konkurseröffnung 19. Juni. Verw.: Gerichtsnotar Cluss. Anmelde- und Anzeigefrist 29. Juli. Gläubigerversammlung 18. Juli, nachm. 3 Uhr. Prüfungstermin 7. August, nachm. 3 Uhr.

Görlitz. Uhrmacher Paul Sappelt. Schlusstermin 6. Juli, vorm. 111 Uhr.

Koschmin. Uhrmacher Wladislaus Grodzki. Prüfungstermin 5. Juli, vorm. 101⁄2 Uhr.

Landeck. Goldarbeiter Adolf Strecke. Konkursverfahrens durch Zwangsvergleich.

Aufhebung des

Löbtau, A.-G. Dresden, Willsdruffer Strasse 12. Uhrmacher Arthur Hochgemuth. Konkurseröffnung 15. Juni. Verw.: Priv.-Auktionator Stolle, Gerichtsstr. 15 in Dresden. Anmeldeund Anzeigefrist 10. Juli. Wahl- und Prüfungstermin 19. Juli, vorm. 9 Uhr.

Lommatzsch. Goldarbeiter Carl Julius Reibetantz. Konkurseröffnung 14. Juni. Verw.: Gerbermeister Adolph Liedloff. Anmeldefrist 18. Juli. Gläubigerversammlung 7. Juli, vormittags 1/10 Uhr. Prüfungstermin 28. Juli, vorm. 10 Uhr. Anzeigefrist 30. Juni.

Magdeburg, Breiteweg 160. Juwelier Vincenzo Salerno. i. Fa. V. Salerno. Aufhebung des Konkursverfahrens durch Zwangsvergleich. Breiteweg 269. Juwelier Max Vahldieck. Aufhebung des Konkursverfahrens durch Zwangsvergleich.

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Neukloster, A.-G. Warin. Konkurseröffnung 12. Juni. Verw.: Kaufm. Bernh. Knoop. Anmeldefrist 12. Juli. Wahltermin 4. Juli, vorm. 9, Uhr. Prüfungstermin 26. Juli, vorm. 91 Uhr. Anzeigefrist 30. Juni.

Posen. In dem Konkurse des Uhrmachers J. Suppert kommen auf 15 990 Mk. Passiva 5040 Mk. Aktiva.

Trittau. Uhrmacher Friedrich Frost. Authebung des Konkursverfahrens durch Schlusstermin.

Zeitz. Uhrmacher Robert Rast. Aufhebung des Konkursverfahrens durch Schlusstermin.

B. Österreich-Ungarn.

Brünn. Uhrmacher Anton Podrazil (vor ca. 3 Monaten ermordet und beraubt, wie unsern Lesern erinnerlich sein wird). Konkurseröffnung über Nachlass auf Antrag des Erben am 6. Juni. Verw.: Dr. Emii Brüll. Anmeldefrist 8. April. Liquidierungstagfahrt 19. August. Aussichten nicht ungünstig.

Grosswardein. Kransz Lajos és társa. Uhrmacher und Juwelier, ist insolvent.

Szent-St. Gotthard. Erste ungarische Aktien-Gesellschaft. Konkurseröffnung 1. Juni. Verw. Advokat Dr. Varga Gabor. Anmeldefrist 2. August. Liquidierungstagfahrt 3. August.

C. Schweiz.

Locle. Gehäusefabrikant Alphonse Braudel. Konkurseröffnung 6. Juni. Anmeldefrist 10. Juli.

Konkurse.

Mitgeteilt durch den Kreditoren-Verein Pforzheim.

A. Deutsches Reich.

Bismarckhütte, A.-G. Königshütte. Uhrmacher Hugo Walloschek. Konkurseröffnung 16. Juni. Verw. Kaufmann Faerber. Anmeldefrist 3. August. Gläubigerversammlung 13. Juli, vorm. 111 Uhr. Prüfungstermin 31. August, vorm. 10 Uhr.

Bublitz. Uhrmacher Richard Bast. Aufhebung des Konkursverfahrens durch Schlusstermin.

Dessau, Zerbsterstr. 35. Juwelier Hermann Löffler. Konkurseröffnung 22. Juni. Verw.: Rechtsanw. Franke. Anmeldefrist 20. Juli. Wahl- und Prüfungstermin 2. August, vorm. 10 Uhr. Anzeigefrist 22. Juli.

Silberkurs.

Der Durchschnittswert des feinen Silbers war an der Hamburger Börse Mk. 82,72 per Kilo.

Darnach berechnen die vereinigten Silberwarenfabriken für 0,800 Silber Mk. 72,- per Kilo, gültig vom 21.-30. Juni 1899.

Der heutigen Auflage liegt ein Prospekt des allbekannten Bibliographischen Instituts in Leipzig bei, betr. das schon wiederholt in unserer Zeitschrift besprochene Werk,,Kunstformen der Natur von Prof. Dr. Ernst Haeckel in Jena, das wir der Beachtung unserer kunst- und formsinnigen Leser, speziell aber unserm Bijouteriezeichner aufs wärmste empfehlen. Das Werk ist auch durch unsere Handels-Zeitung zu beziehen.

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Inhalt: Goldschmiede und Kaufleute. Der Hildesheimer Silberfund. Juwelenfunde in peruanischen Gräbern. Achatwaren-Industrie, Steinschleifen und Perlenschneiderei im Oberstein-Idarer Bezirk. Die Kunst des Verkaufs, -Schmuck und Mode. Eingesandt. Konkurse. Arbeitsmarkt. -Inserate.

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Silberkurs.

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Vermischtes. Korrespondenzen.

Goldschmiede und Kaufleute.

'n einzelnen Fachblättern unseres Gewerbes wird neuerdings wieder ein Kampf gegen die Kaufleute geführt, diese ,,Eindringlinge, die der Hebung und Kräftigung des Handwerks hinderlich sind", die aber doch wohl eine Existenzberechtigung haben müssen, denn sonst wären sie ganz gewiss nicht zu der Bedeutung gelangt, deren sie sich heutzutage erfreuen und die sie sich durch Fleiss und Tüchtigkeit redlich erkämpft haben. Mag man sie immerhin ,,Eindringlinge" nennen; man kann nur da eindringen, wo eine Thür offen steht, und diejenigen, welche sich über die Eindringlinge beklagen, hätten an ihrer Thür besser aufpassen sollen, damit jenen der Eintritt verwehrt geblieben wäre.

Als wir einmal eine grössere Reise durch die Schweiz machten, kamen wir aus dem Hochgebirge in die Thäler, die allerseits mit blühenden Obstgärten und reichen Ertrag verheissenden Feldern bedeckt waren. Jedermann hatte seine Freude an den lachenden Gefilden, durch die der Eisenbahnzug dahinflog, nur ein Bauer machte ein nachdenkliches Gesicht und that schliesslich den weisen Ausspruch:,,Ja, ja, es geht doch viel fruchtbares Land durch die Eisenbahn, die Geleise und Bahnhöfe dem landwirtschaftlichen Anbau verloren!" Wir lachten, denn es war doch eine zu komische Idee, die Eisenbahnen wieder abschaffen zu wollen, nur um mehr Land für den Ackerbau zur Verfügung zu haben. Wer möchte heutzutage wohl ohne Eisenbahnen leben? Ebenso kurzsichtig ist der Wunsch, die Kaufleute aus einem Gewerbszweige, wie dem unserigen, wieder hinausdrängen zu wollen, jene Kaufleute, die wie die Eisenbahnen im Zeitalter des Verkehrs auch ihrerseits eine hohe volkswirtschaftliche Aufgabe zu erfüllen haben, und wenn es unter den Kaufleuten auch manche zweifelhafte Existenzen giebt, wie in jedem

Berufe, so kann man ihnen doch ebensowenig ihre Daseinsberechtigung absprechen, wie etwa den Eisenbahnen, weil unter einer Million Reisender vielleicht zwei oder drei durch einen Unfall zu Schaden kommen.

Ist es aber denn wirklich schon so arg mit den Kaufleuten im Gold- und Silberwarengewerbe? Im Detailgeschäft im allgemeinen doch wohl nicht, hier haben noch immer die gelernten Goldschmiede als Laden- und Werkstattinhaber weitaus die Mehrheit für sich. Dass es grosse Detailgeschäfte giebt, die kaufmännisch geleitet werden, liegt in der Natur der Sache, denn jedes Geschäft, auch das kleinste, muss kaufmännische Grundsätze befolgen, wenn es vorwärts kommen will, und die Missachtung kaufmännischen Wissens hat schon mancher technisch tüchtige Goldschmied mit seiner Existenz bezahlen müssen. Grössere Detailgeschäfte, die von kapitalkräftigen Kaufleuten begründet worden sind, können ebenfalls den Goldschmied als Mitarbeiter nicht entbehren und wir kennen manchen Kaufmann in unserer Branche, der seine Söhne das Goldschmiedehandwerk erlernen lässt, damit sie technisches und kaufmännisches Wissen vereinigen und so den Anforderungen der Zeit besser gewachsen sind wie diejenigen, die nur das eine oder das andere können. Und warum sollen Kaufleute im Detailgeschäft nicht ebensogut Fachkenntnisse besitzen, wie der gelernte Goldschmied, wenn sie auch nicht, wie dieser, vier Jahre am Brett gesessen haben? Man braucht nicht gerade selbst ein Lötrohr handhaben zu können, um die technischen, zeichnerischen und sonstigen Mängel eines Gegenstandes erkennen und beurteilen zu können, wenn man mit offenem Auge jahrelang in der Praxis Vergleiche zwischen guter und schlechter Arbeit hat ziehen können.

Das Ideal vieler Detailleure, gelernter Goldschmiede, ist es, den Kaufmann als Konkurrenten vollständig los zu werden;

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