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Der Handel im Umherziehen mit Goldwaren ist nach der Gewerbeordnung verboten, wird aber trotzdem fleissig von zahlreichen Agenten der Abzahlungsgeschäfte betrieben, wobei sie Warenproben mit sich führen. Es wird mit vollster Absicht auf solche Kunden gerechnet, die in augenblicklicher grosser Geldverlegenheit sind und die erhaltenen Schmuckgegenstände sofort versetzen oder verkaufen. Der Verkäufer schraubt also den Kaufpreis enorm in die Höhe und erhält fast immer Zahlung, da dem unvorsichtigen Kunden sonst mit dem Staatsanwalt gedroht wird. (Wir bitten unsere Leser, vorstehende Notiz in ihre am Platze gelesenste Tageszeitung zu lancieren.)

Die

Fund. Bei Bassecourt unweit Delsberg (Berner Jura) ist unlängst eine ausgedehnte alte Gräberstätte aufgedeckt worden, die aus dem 5. oder 6. Jahrhundert n. Chr. stammen dürfte. meisten Fundstücke sind Waffen. Besonders bemerkenswert sind Wehrgehänge, die fein mit Goldfäden und Messingdraht umsponnen sind. Die Verzierungen auf den Gehängen sind ornamental-geometrisch stilisiert. Von Schmucksachen fanden sich Fibeln, einige Ohrgehänge, sowie gegen 30 Halsketten vor, die aus bunten Steinen, Glasperlen und Bernsteinstückchen aneinander gereiht sind; auch einige Haarnadeln aus Goldbronze wurden ausgegraben.

Ein neuer Prozess zur Gewinnung des Aluminiums, die Erfindung eines Londoner Chemikers, erregt gegenwärtig in England nicht geringes Aufsehen. Die Elektricität wird nicht verwandt. Das Metall wird direkt aus gewöhnlichem oder gebranntem Thon erzeugt und das zu einem Kostenpreise, welcher sich geringer stellt, als der zur Bereitung des Zinkes ist. Eine Legierung von Eisen mit 10 Proz. Aluminium besitzt eine grosse Schweissbarkeit und rostet nicht.

Klanglose und zerbrochene Goldstücke kommen bekanntlich hin und wieder im Verkehr vor; betreffs ihrer dürfte folgende Mitteilung von allgemeinem Interesse sein: Eine Berliner kaufmännische Firma sandte ein zerbrochenes Zehnmarkstück, welches ein württembergisches Münzzeichen trug, an das Königl. Württembergische Münzamt mit dem Ersuchen ein, das Goldstück umzutauschen. Sie erhielt darauf den Bescheid, dass sie das Goldstück in Berlin bei der Münze hätte abgeben können, weil alles Geld auf Reichskosten geprägt wird. Deshalb ist auch jede Reichskasse verpflichtet, sie einzulösen, welches Gepräge sie auch tragen.

Das Beschlagen der Schaufenster, welches bei Temperaturunterschieden innen und aussen eintritt, wenn die Fenster nicht durch Ventilation mit der Aussentemperatur in Verbindung steht, lässt sich nach der ,,Deutschen Techn. Zeitung" durch Anwendung von Chlorkalcium wirksam beseitigen. Man nehme für jedes Schaufenster je nach Grösse zwei oder drei flache Schalen, fülle selbige zur Hälfte mit Chlorkalcium und stelle sie in die SchaufensterKoje. Mit grosser Begierde saugt dasselbe die Feuchtigkeit auf, dadurch wir das Beschlagen der Fenster verhütet. Alle drei Tage wird das benutzte Chlorkalcium durch frisches ersetzt und das gebrauchte bei mässiger Wärme getrocknet, um sodann wieder verwandt zu werden.

Die kostbarsten Juwelen der Welt sind die sog. japanischen Götterkugeln, kostbar, wenn sie auch aus einem nichts weniger als seltenen Urstoff hervorgegangen sind, nämlich aus Bergkrystall, dem reinen Quarz. Ihren hohen Wert haben sie erst der Kunst des Edelsteinschleifens zu verdanken gehabt; reiner Bergkrystall von der Insel Hondo, der grössten der japanischen Inselgruppe, wurde von besonders geübten Edelsteinschleifern des Reiches der aufgehenden Sonne in langwierigen Prozessen zu Kugeln geformt, die von allen kompakten zerbrechlichen Körpern als einzige die Eigenschaft haben, vollkommen unsichtbar zu sein. Denn die reine Kugelform, die absolute Klarheit des Materials bietet dem Auge weder äussere noch innere Anhaltspunkte, sodass auf dem Platze, den sie einnimmt, dem Beschauer nichts sichtbar erscheint, als die Bilder, die sich auf der Kugel spielen. In die Hand genommen, lässt sie nur durch das Gefühl ihre Anwesenheit merken. Wird das seltsame Gebilde auf eine Unterlage gelegt und diese in Drehung versetzt, wodurch natürlich auch die Kugel um ihre Achse gedreht wird, so vermag auch diese Bewegung niemand wahrzunehmen, da die sich spiegelnden Gegenstände der Bewegung nicht folgen. Ihren Namen haben die Götterkugeln daher, dass die sonst unerreichbare Vollkommenheit der Krystallkugeln den Japanern dazu dient, sich die göttlichen Eigenschaften der Vollkommenheit, Reinheit und Unsichtbarkeit zu versinnbildlichen. Fast jeder Tempel von Bedeutung hat ein solches Heiligtum. Die grösste der Kugeln, siebzehn Zentimeter im Durchmesser, ist im Besitze des japanischen Kronschatzes. Die Titelüberschrift dieser Angaben, ist dadurch gerechtfertigt, dass selbst die höchsten Angebote

nicht im Stande waren, die Besitzer zur Veräusserung einer Götterkugel zu bewegen.

Kanada als Goldland. Nach den kürzlich vom Staatendepartement veröffentlichten Ziffern über die Produktion von Gold in Klondyke und anderen Teilen von Britisch-Columbia, ist, wie wir Bradstreets entnehmen, Kanada jetzt an die fünfte Stelle der Gold produzierenden Länder gerückt. Die Ergebnisse des verflossenen Jahres waren in diesen fünf Ländern die folgenden: Transvaal 73 000 000 Doll., Vereinigte Staaten 64 000 000 Doll., Australien 61000000 Doll., Russland 25000000 Doll., Kanada 14000000 Doll

Über,,Kameen" als Dekorationsmittel für Möbel, wie sie in Nordamerika und England verwendet werden, erhält die Deutsche Tapeziererzeitung eine interessante Mitteilung. Zuerst sind Kameen mit den Porträts der Frau des Gatten oder der Kinder, die in Paris, Rom, Florenz oder Neapel angefertigt wurden, als Broschen, Medaillons, Busennadeln oder Uhrdeckel getragen worden. Alsdann stellte man sie auf kleinen Staffeleien in Verbindung mit Gold und Email im Salon auf; dann aber bestellte sich eine Amerikanerin in Rom ein Mosaiktischchen, anf dessen Platte in der Mitte das Bild des Ehemannes und ringsherum die ihrer 6 Kinder als Kameen erschienen, und damit war der Weg gezeigt, geschnittene Muscheln auch als Möbeldekorationen zu verwenden. Da es nicht jedermanns Geschmack ist, Familienbilder auf Ausstattungsstücken anbringen zu lassen, so entschied man sich für Scenen aus der Mythologie, antike Büsten, Statuetten, auch wohl Entwürfe bedeutender Bildhauer, für Landschaften, Darstellungen aus dem Sportleben u. s. w. Alle diese Gegenstände waren billiger als die Porträts; so gelangte die neue Verzierungsweise schnell zur Einführung. In Amerika wurden namentlich Möbel kleineren Formats, die Thüren von Bücher- und sonstigen Schränkchen, aber auch Pianinos, mit Kameen dekoriert. Das Mattweiss der Figuren die obere Schicht der Muschel hebt sich von dem braun polierten Grund der Schicht wirkungsvoll ab. Die Engländer sind noch einen Schritt weiter gegangen und wenden nicht nur Muscheln, sondern auch feine Kameen an, die teils des Materials, teils der schwierigen Bearbeitung wegen viel teurer sind, dafür aber verschiedene Farben, zumeist ein schönes braun oder schwarz, ein prachtvolles rosa, verschiedene rötliche, violette, gelbliche, ja selbst grüne Töne aufweisen. Man sieht sogar auch den getigerten Untergrund, und es ist infolge dessen möglich, die feinen Kameen der Farbe des Holzes anzupassen oder auch kräftig abstechen zu lassen. Auch andere Steine, wie Achat, Amethyst, Topas, Kristall, Rubin, Malachith u. s. w. werden zur Dekoration von Möbeln, Schmuckkästen, Albums u. dergl. verwendet. Gehoben werden diese Kameen durch kunstreiche, den Stil des zu verzierenden Gegenstandes angepassten Einfassungen von Silber oder vergoldeten Bronzeornamenten, solcher von Kupfer, die matt poliert oder künstlich patiniert sind.

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der bei uns wenig bekannt sein dürfte, herrscht in vornehmen und reichen Familien Russlands. Bekanntlich wird im Zarenreich noch heute das Fest der „Heiligen Drei Könige" mit grossem Aufwand gefeiert, und da es die Sitte erfordert, dass man sich anlässlich dieser Gelegenheit gegenseitig einladet und glänzend bewirtet, dauern die Epiphanias-Diners gewöhnlich bis Ende Januar, also nach unserem Kalender bis in die Mitte des Monats Februar. Das Hauptereignis bei diesen Diners bildet das Zerschneiden des grossen, einer Baumtorte ähnlichen Epiphaniaskuchens, der zum Dessert auf der reich besetzten Tafel erscheint. In diesen Kuchen sind unter Aufsicht des Gastgebers ebenso viele Schmuckgegenstände, wie Gäste erwartet werden, hineingebacken und so geschickt verteilt worden, dass sich in jedem der vorsichtig vom Hausherrn abgeschnittenen Stücke eines der meist recht wertvollen kleinen Souvenirs befinden muss. Dieser etwas kostspielige Gebrauch ist noch nicht sehr alt, da er von dem Vater des jetzigen Zaren eingeführt wurde. In Bezug hierauf wird folgende interessante kleine Episode erzählt: Wenige Monate, nachdem Alexander III. den Thron bestiegen hatte, fühlte er sich für die auffallende Schönheit eines gewissen Hoffräuleins von 80 aufrichtiger Bewunderung ergriffen, dass er obwohl er seine reizende Gemahlin innig liebte den Entschluss fasste, der jungen Dame eine ganz besondere Auszeichnung zuteil werden zu lassen. Er wählte dazu den nahe bevorstehenden Dreikönigstag. Als am Abend beim Dessert des Festdiners der Epiphaniaskuchen aufgetragen wurde, ging ein kaum vom Gesetz der Etikette zurückgehaltenes „Ah" freudigen Erstaunens durch den MarmorDer ungewöhnlich hohe Kuchen, ein Meisterwerk der Konditorkunst, war mit einer Grafenkrone geschmückt, deren Zacken bis auf eine mit echten, wunderbar schimmernden Perlen

saal.

verziert waren. Dem scharfen Auge der Zarina entging dieser Umstand nicht, und sie richtete einen fragenden Blick auf ihren Gatten, dessen Gesicht einen entschieden verlegenen Ausdruck zur Schau trug. Ohne aufzusehen, entfernte der Zar mit einer hastigen Bewegung die neunzackige Krone, legte sie neben sich auf den Tisch und begann dann sehr vorsichtig die Torte mit einem goldenen Messer zu zerteilen. Die Kaiserin zerbrach ihr zuerst erhaltenes Stück und hatte kaum einige Bissen davon in den Mund genommen, als sie einen halblauten Ruf des Entzückens ausstiess, indem sie einen prächtigen Diamantring zum Vorschein brachte, der ihr zwischen die Zähne geraten war. Im nächsten Moment entdeckte die neben ihr sitzende Hofdame eine mit drei Smaragden verzierte Broche, eine andere stiess auf ein mit Rubinen gefasstes Schmuckstück, und so wurden noch nacheinander Saphir- und Opalringe, Türkisen- und Brillantnadeln aus dem feinen Gebäck hervorgeholt. Ganz zuletzt untersuchte die schöne Nadedja S. . . ihren Kuchen. Das reizende Antlitz mit tiefer Glut übergossen, liess sie plötzlich, ohne ein Wort zu sprechen, eine grosse leuchtende Perle auf den Teller fallen, als hätte sie sich an der Gemme die zarten Finger verbrannt. Mit einer etwas ungelenken, aber entschlossenen Bewegung ergriff Alexander III. die Krone aus farbigem Zucker mit den acht übrigen Perlen, setzte sie leicht auf das Haar der jungen Dame und sagte laut: „Der schönen Nadedja Nikolowna, von heute ab Gräfin B.... nach Unserem Kaiserlichen Willen." Am andern Tage sprach man nur von der neuen Gräfin, und flüsterud nannte man ihren Namen in Verbindung mit dem der morganatischen Gemahlin des unglücklichen Vaters des Zaren. Soweit sollte es aber nicht kommen. Alexander III. gewann sehr bald sein seelisches Gleichgewicht zurück, wenn er es überhaupt auf einen Augenblick verloren haben sollte, und die schöne Nadedja hatte nach kaum sechs Monaten die Ehre, diesmal mit einer Fürstenkrone im Haar, glückstrahlend ihren Hochzeitsball mit dem Herrscher aller Reussen zu eröffnen. Seit jenem denkwürdigen Diner im Zarenpalast aber ist es in der vornehmen Welt von St. Petersburg und Moskau Mode geworden, in dem Epiphaniaskuchen kostbare Überraschungen für die Gäste zu verbergen.

Edelmetallverbrauch in der Schweiz. Der Wert des in der Schweiz zu Gold- und Silberwaren verwendeten Edelmetalls betrug im Jahre 1898, wie in früheren Jahren, ungefähr 40 Millionen Franken.

Büchertisch.

Kunstformen der Natur. Von diesem bereits besprochenen, in den interessirten Kreisen mit höchstem Beifall aufgenommenen Werke von Prof. Dr. Ernst Haeckel (Verlag des Bibliograph. Instituts in Leipzig und Wien, Preis jeder auch einzeln zu beziehenden Lieferung 3 Mk.) ist die zweite Lieferung erschienen. Das Urteil, das wir über den Anfang des Unternehmens abgeben konnten, vermögen wir auch über die Fortsetzung auszusprechen: Professor Haeckel bewährt sich wiederum als feinsinniger Künstler, der in den wunderbaren Formengebilden jener, dem unbewaffneten Auge zum Teil gar nicht mehr wahrnehmbaren Tiergestalten der Kunst neue Motive, vor allem für das Kunstgewerbe, nachweist. (Das Werk ist auch durch die Expedition der HandelsZeitung zu beziehen.)

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44. 116065. Hals- resp. Fächerkette, welche durch einen mit ihr verbundenen Ketten- oder Bijouterieteil gleichzeitig ein Collier bildet. Heer & Wipfler, Pforzheim. 5. 5. 99. H. 11972.

Konkurse.

Mitgeteilt durch den Kreditoren-Verein Pforzheim.
A. Deutsches Reich.

Berlin, Schillingstr. 35. Bijouterie warengeschäft Emanuel Dauscha. Konkurseröffnung 29. Mai. Verw. Kaufm. Fischer, Alte Jacobstr. 172. Gläubigerversammlung 19. Juni, mittags 12 Uhr. Anzeige- und Anmeldefrist 31. Juli. Prüfungstermin 20. Septbr., mittags 121/, Uhr.

Dudweiler, A-G. Saarbrücken. Uhrmacher und Goldwarenhändler Georg Staudt. Konkurseröffnung 7. Juni. Verw. R.-A. Flatten in St. Johann. Anmeldefrist 5. Juli. Gläubigerversammlung 27. Juni, vorm. 11 Uhr. Prüfungstermin 14. Juli, vorm. 11 Uhr. Anzeigefrist 27. Juni.

Göttingen. Uhrmacher Lorenz Lambach. Konkurseröffnung 3. Juni. Verw. R.-A. Thomann. Anmeldefrist 15. Juli. Wahltermin 30. Juni, vorm. 10 Uhr Prüfungstermin 23. Juli, vorm. 10 Uhr. Anzeigefrist 1. Juli.

Gumbinnen. Uhrmacher Richard Flegel. Konkurseröffnung 30. Mai. Verw. Kreistaxator Assmus. Gläubigerversammlung 24. Juni, mittags 12 Uhr. Anzeige- und Anmeldefrist 22. Juli. Prüfungstermin 19. Septbr., vorm. 11 Uhr.

Leipzig Connewitz, Südstr. 186 c. Bijouteriegeschäft Heinrich Adolf Windsch. Aufhebung des Konkursverfahrens durch Schlusstermin.

Mering, A.-G. Friedberg (Hessen). Goldwarenhandlung Kreszenz Lohmeier. Konkurseröffnung 16. Juni. Verw. Gerichtsvollzieher Johann Graf. Anmeldefrist 30. Juni. Wahl- und Prüfungstermin 13. Juli, vorm. 10 Uhr.

Nicolai. Uhrmacher Heinrich Jagusch. Konkurseröffnung 2. Juni. Verw. Kaufm. Heinrich Wachsner. Anmeldefrist 28. Aug. Gläubigerversammlung 27. Juni, vorm. 10 Uhr. Prüfungstermin 19. September, vorm. 10 Uhr. Anzeigefrist 2. Juli.

Nürnberg, Lorenzerstr. 20 u. 17. Gold- und Silberwarengeschäft Wilh. Weibezahl (Inhaberin Wwe. Anna Weibezahl). Aufhebung des Konkursverfahrens durch Zwangsvergleich.

Pforzheim. Bijouteriefabrik Josef Gaum. Aufhebung des Konkursverfahrens infolge Zwangsvergleich. Bijouteriefabrik Julius Weingärtner. Aufhebung des Konkursverfahrens durch Schlusstermin. Bijouteriefabrik Edwin Arthur Müller. Aufhebung des Konkursverfahrens durch Schlusstermin. — Bijouteriefabrik Friedrich Schöninger. Zwangsvergleichstermin 28. Juni, vorm. 9 Uhr.

Weissenfels. Gold- und Silberarbeiter Arno Rabes. Konkurseröffnung 30. Mai. Verw. Kaufm. Karbaum. Anmeldefrist 1. August. Gläubigerversammlung und Prüfungstermin 10. August, vorm. 9 Uhr. Anzeigefrist 3. Juli.

Zeitz. Uhrmacher Robert Rast. Schlusstermin 10. Juni, vorm. 10 Uhr.

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ls im vorigen Jahre die ersten schüchternen Versuche an die Oeffentlichkeit traten, den neuen (ob mit Recht oder Unrecht) sogenannten Jugendstil, der hie und da für besondere Stücke schon Verwendung gefunden hatte, allgemeiner in die Bijouterie einzuführen, stiessen dieselben von allen Seiten auf einen gewissen Widerstand. Der Fabrikant, dem sein Zeichner Entwürfe in diesem Stile vorlegte, fragte sich, ob denn irgend jemand so verrücktes Zeug kaufen würde; der Grossist, dem Muster in neuem Stile zum Bestellen vorgelegt wurden, erschrak bei dem Gedanken, diese Neuheiten einzuführen und dadurch sein älteres Lager in gewissem Sinne zu entwerten und ebenso sträubte sich der Detaillist gegen die jugendlichen" Muster aus den gleichen Ursachen wie der Grossist. Niemand glaubte, dass die Sache irgend welche ernste Zukunft haben könne und so schien unsere Branche verurteilt zu sein, sich in den alten, ausgetretenen Geleisen weiter zu bewegen.

Heute ist es anders! Die wenigen Sachen, die dem verständigen, besseren Publikum, welches ohnehin durch die Fortschritte anderer kunstgewerblicher Arbeiten sich mit neuen Anschauungen und dem neuen Stil vertraut gemacht hatte, vorgelegt wurden, fanden willige Käufer und es zeigte sich, dass eben dieses Publikum, dessen Urteilsfähigkeit und Geschmack man unterschätzt hatte, die neuen Schmuckgegenstände äusserst sympathisch aufnahm, nachdem es sich an den hergebrachten, langweiligen Formen mehr wie satt gesehen hatte und nun geradezu hungrig nach etwas Neuem und Geschmackvollem war. Allerdings hat der Wunsch, diesen Hunger zu befriedigen, manches vom künstlerischen Standpunkte aus Tadelnswerte und Lächerliche entstehen lassen; indessen beginnen sich die Anschauungen darüber, was unserer Bijouterie - Fabrikation erspriesslich ist, bereits

zu klären, und wir werden zweifellos, wenn nicht schon in diesem Jahr, so doch im nächsten, auf den richtigen Weg gelangen, der zu dem einzig erstrebenswerten Ziele führt, dem Publikum nicht nur Stäbe, Kleeblätter, Halbmonde und Hufeisen als Schmuck zum Kaufe anzubieten, sondern es durch fortgesetzte Ausbildung und Verwertung von Naturformen und anderen Motiven in geschmackvoller, künstlerischer Ausführung dauernd zu fesseln und zum Kaufe anzuregen.

Dies ist denjenigen Künstler-Goldschmieden, die von jeher eigene Gedanken hatten und ausführten, schon immer gelungen, denn es hat stets kunstverständige Privatleute gegeben, die dem Allerwelts-Schmuck bessere Stücke vorzogen. Aufgabe der Bijouterie-Fabrikation kann es nur sein, dem für den neuen Stil zweifellos empfänglichen Publikum wirklich künstlerische und gediegene Arbeiten anzubieten und so zur Verallgemeinerung des Bedarfes an besserem Schmuck beizutragen. Dabei hat es unseres Erachtens garnichts auf sich, dass auch die Fabrikanten billiger und billigster Ware nach dem neuen Stile schaffen, denn je verbreiteter er ist, desto besser ist es für die Branche, und den Fabrikanten besserer und feiner Ware bleibt immer noch ein ausgedehntes Feld zur Bethätigung, denn der neue Stil bringt es mit sich, dass durch ihn die Pressarbeit und Maschinenarbeit mehr in den Hintergrund gedrängt und das Feld für bessere Handarbeit wieder frei wird, was die Besten und Einsichtigsten unseres Faches schon seit lange erstreben. Es hat sicher seine Berechtigung, was ein Pforzheimer Fabrikant uns sagte, dass er selbst und seine Goldschmiede mit ganz anderer Lust und Liebe an dem neuen Sortiment gearbeitet hätten, wie früher bei den althergebrachten, nur wenig veränderten Mustern, und dazu kommt, dass dieser Mann beim Entwerfen und Ausführen seines neuen ,,Jugend"-Genres eine

durchaus glückliche Hand gehabt hat, nicht etwa, weil er die vorhandenen Vorlagenwerke besser wie andere studiert hat, sondern weil er von jeher ein offenes und liebevolles Ange für die Natur hatte, mit der er von Jugend auf in all' seiner freien Zeit stets in innigstem Verkehr gestanden hat. Nach unserer Beobachtung sind alle Fabrikanten, die gleich Genanntem Verständnis für Naturformen besitzen, in der Herstellung ihrer neuen Muster glücklich gewesen, während man dies von denjenigen, die nur sklavisch nach Vorlagen arbeiteten, gerade nicht behaupten kann. Deshalb haben die Pforzheimer Stadtväter auch sehr unrecht daran gethan, alles Grüne und alle Natur aus ihren Mauern zu entfernen, denn nichts erfrischt auch während der Stunden angestrengten Fleisses den Geist so sehr und giebt ihm neue Anregung, wie ein Blick auf und in die Natur und böte sie sich auch nur in der Form einiger Bäume dar, durch die die Eintönigkeit der Steinmassen der Häuser belebt wird.

Unser grosser Bismarck hat einmal von Berlin gesagt, es sei eine Wüste von Mauersteinen und Zeitungen, möge sich Pforzheim hüten, dass man von ihm einmal sage, es sei eine Wüste von Mauersteinen und Bijouterie und die Schwesterstadt Hanau kann darin wohl als Vorbild dienen, dass sich auch mit der emsigsten Arbeitsfreudigkeit die Liebe für die Natur vereinigen lässt und diese auf den schaffenden Geist jedenfalls keinen schlechten Einfluss ausübt.

Um nun nach dieser kleinen Abschweifung wieder auf den Jugend"-Stil zurückzukommen, so möchten wir unsere Ansicht von seinen Aussichten für die Zukunft dahin zusammenfassen, dass sich die Bijouteriefabrikation augenblicklich noch im Anfangsstadium einer neuen Zeit befindet, in einer Art Sturm- und Drangperiode, die sicher bald zu geklärten Anschauungen führen wird, umsomehr als die nächstjährige Pariser Ausstellung uns in den Werken des Auslandes einen Masstab für unsere eigenen Fortschritte bieten wird, wie wir ihn uns besser garnicht wünschen können. Dann werden wir erkennen lernen, welchen Weg wir einzuschlagen haben und so hoffen wir, wird dann eine neue Zeit für die Goldschmiedekunst und Goldwarenfabrikation anbrechen, in der wir, ohne veraltete, langweilige Formen immer aufs neue wiederkäuen zu müssen, frei und künstlerisch erfinden und ausführen dürfen, woran das Publikum Gefallen finden wird. Und so schnell wird sich der erhoffte Umschwung nicht vollziehen, dass nicht die vorhandenen Vorräte älteren Geschmackes inzwischen mit Muse an den Mann bezw. an die schmucktragende Frau gebracht werden könnten.

Also: Fröhlich gepflügt und gesäet, hier keimet lebendige Nahrung!" Es taget, und wenn unsere Jugend“ bisher auch manchmal keine Tugend hatte, es steckt ein guter Kern in ihr und wenn wir diesen liebevoll pflegen, werden wir uns bald besserer Zeiten erfreuen können.

Der Hildesheimer Silberfund.

D

er vor wenigen Jahren in einer römischen Villa zu Boscoreale bei Pompeji aufgefundene Silberschatz, der durch die fürstliche Freigebigkeit Edmund von Rothschilds in den Besitz des Louvre zu Paris gekommen ist *), hat die Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen und künstlerischen Welt wieder in erhöhtem Masse einem anderen, noch kostbareren Silberfunde zugewandt, der schon seit Jahrzehnten die grösste Zierde des Antiquariums im Alten Museum zu Berlin bildet. War die Entdeckung des Boscorealefundes das Resultat einer planmässig veranstalteten Ausgrabung, so ist dagegen die Auffindung dieses Schatzes dem launenhaften Spiel des Zufalls zu verdanken.

Im Oktober des Jahres 1868 legten Soldaten der Hildesheimer Garnison am südwestlichen Abhang des dicht bei der Stadt gelegenen Galgenberges einen Schiesstand an. Schon war man mit der Arbeit fast zu Ende gekommen, nur die Zielwand, welche man an die Rückwand einer muldenförmigen Einsenkung des Hügels gelehnt hatte, musste noch ein wenig abgeböscht werden, da gewahrte eines Abends ein Soldat in der ausgegrabenen Erde ein Stück Metall. Er hob es auf, hielt es aber seines unscheinbaren schwärzlichen Äusseren wegen für Eisen und warf es wieder fort. Der Soldat arbeitet weiter, trifft aber bald mit der Hacke wieder auf einen festen Gegenstand, der, nach dem Klange zu urteilen, ebenfalls Metall sein musste, und findet eine flache Schüssel, mit der

*) Siehe No. 23 u. 24, S. 191 ff., 1. Jahrg. 1898.

Man

ein grosses, aufrecht stehendes Gefäss zugedeckt war. räumte nun sorgfältig die Erde fort und entdeckte zur höchsten Überraschung eine grössere Anzahl von Metallgeräten und Gefässen, die in einer Grube sorgsam zusammengepackt waren. In der Mitte stand ein zusammengelegter Dreifuss und ein Kandelaber, daneben grosse Gefässe, in denen eine Menge kleineren Geschirrs sich befand, von dem aber sämtliche Henkel, Füsse u. dgl. sich losgelöst hatten. Bei dem Überzug von Erde und der schwarzen Oxydschicht, welche die Gegenstände bedeckten, konnte man kaum das Material der Geräte, das Silber, erkennen. Die gefundenen Gegenstände, die bei der starken Oxydierung des Metalls zum Teil unter den Händen der Finder zerbrachen, wurden dann auf drei Schiebkarren gepackt und noch am Abend über die holprigen Strassen der Stadt zur Kaserne geschafft. Die am folgenden Tage von einem Silberschmiede und zwei Soldaten vorgenommene Reinigung der Fundstücke ermöglichten allmählich eine bessere Beurteilung des Wertes des Schatzes. Zuerst hielt man die Gegenstände für Arbeiten der Renaissance, bis ein Göttinger Archäologe sie als Werke des klassischen Altertums erkannte. Inzwischen hatte eine nochmals vorgenommene Revision der Fundstätte noch einige Bruchstücke ergeben, aber Unberufene hatten schon die Erde an jener Stelle durchwühlt und wohl auch noch manches gefunden, sodass der Fundbestand nicht ganz dem ursprünglichen Inhalte der Grube entsprach.

Als die Gefässe etwa ein Jahr nach ihrer Auffindung dem Berliner Museum einverleibt wurden, liess man sie so

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