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Inserate.

Inhalt: An unsere Leser. - Hervorragende Silberschmiede-Arbeiten (mit Abbildungen). Dem Andenken eines alten Goldschmiedes gewidmet. stechen und seine Gefahren. Arbeitsmarkt.

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· Vermischtes.

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Büchertisch.

Patente.

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Konkurse.

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Silberkurs.

An unsere Leser!

Wir machen unsere Leser hierdurch aufmerksam, dass der heutigen Nummer ein Blatt,,Schmuck und Mode" beigegeben ist. In Anbetracht der bevorstehenden Sommersaison dürfte der Inhalt derselben ganz besonders für die Belebung des Geschäftsverkehrs beitragen und hoffen wir daher, dass das Blatt jedem sehr willkommen sein wird. Wir bethätigen damit aufs neue das Interesse, das wir an der Förderung der Sache an den Tag legen und bitten, uns Ihr Vertrauen auch weiterhin zuteil werden zu lassen.

Wir empfehlen Ihnen eine Anzahl von Exemplaren für Ihre Kundschaft zu beziehen und dieselben in Couvert zu versenden, da es in der That eine bessere Reklame, den Kundenkreis zu vergrössern, nicht giebt.

Der Preis beträgt für je 100 Exemplare mit Ihrer Firma bedruckt in Couverts mit dem Goldschmiedewappen (also fertig zum Adressieren) Mk. 7.-, exklusive Porto 50 Pfg. Der Einfachheit halber erfolgt der Versandt per Nachnahme oder gegen Voreinsendung des Betrags.

Redaktion und Verlag der Handels-Zeitung

und Kunstgewerbeblatt für die Gold- und Silberwaren-Industrie.

Wilhelm Diebener.

Hervorragende Silberschmiede-Arbeiten.

n der heutigen Nummer machen wir unsere Leser mit einigen Meisterstücken der Silberschmiedekunst bekannt, die wir bei ihrer, vor kurzer Zeit erfolgten Fertigstellung schon in lobender Weise erwähnt

haben.

Wir nennen zuerst das Ciborium von Franz Wüsten in Köln

a. Rh. Wie die Abbildung zeigt, ist dasselbe in gotischem Stil gehalten und bei der Ausführung besondere Sorgfalt auf die feine Ciselierung des Laubwerkes und die Gravierung des Fusses verwandt worden. Die Rosetten des Fussaufsatzes und das Laubwerk sind mit Ametysten verziert, der Schaft dagegen ist durchbrochen und mit Email hinterlegt. Als Träger der ziemlich grossen Cuppa dient ein aufgelegtes ciseliertes Laubwerk und die Cuppa selbst ist mit einem Schriftband versehen. Der sechsteilig gehaltene Deckel zeigt am Rand eine Zinnenkrönung, während die Flächen in Schuppen graviert sind. Auch der durchbrochene Aufsatz ist mit Emailhinterlage versehen. Den Turmabschluss bildet eine stilisierte mit echten Steinen versehene Kreuzblume, während das Kreuz, ebenfalls mit Edelsteinen geschmückt, den wirkungsvollen Schluss bildet.

Die zweite Abbildung veranschaulicht uns zwei schwere Altarleuchter, die mit Kelch, Hostiendose, Patena und Weinkamme zusammen den Altarschmuck bildeten, welcher von der Firma Wratzke & Steiger in Halle a. S. für die Magdalenen-Kapelle der Moritzburg geliefert worden ist. Die Motive für die Ornamentik der im reinsten gotischen Stiel

Wildenfels in Sachsen besitzt. Interessant ist es, dass diese Gemeinde gar nicht wusste, welchen Schatz sie verwahrte, sondern dem „,alten Kelch" gar keinen besonderen Wert beilegte. Nunmehr darauf aufmerksam gemacht, wird sie ihn wohl besser beachten.

Ziervase. Entworfen von der Kgl. Zeichenakademie Hanau.

ausgeführten Leuchter stammen von einem Kelche aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, den die Gemeinde Hertersdorf bei

Ueber die Ausführung der Leuchter sowohl wie der anderen Geräte gebührt der genannten Firma das beste Lob und stellt ihrer Leistungsfähigkeit ein beredtes Zeugnis aus.

Ein Erzeugnis der entgegengesetzten, der profanen Silberschmiedekunst, stellt die dritte Abbildung einer Weinbowle nebst zwei Weinkannen dar. Ihr Verfertiger ist der Gold- und Silberschmied C. A. Beumers in Düsseldorf, der Entwurf zu denselben stammt von Prof. G. Oeder. Die Weinbowle ist ein Geschenk der Stadt Düsseldorf, welches dem Künstlerverein Malkasten zu seinem 50 jährigen Jubiläum gewidmet wurde.

Die Bowle ist 75 cm hoch und 50 cm weit und fasst ca. 80 Flaschen Wein. Auf dem Deckel ist in erhabener Schrift der Wahlspruch des Künstler vereins Malkasten: ,,Ich komme doch durch, durch komme ich doch" angebracht und als Bekrönung ein kräftiger, heraldischer, 25 cm hoher Löwe mit dem Anker, der das Stadtwappen Düsseldorfs hält. Alle erhabenen Verzierungen sind in mattem Silber, der Grund des Gefässes matt vergoldet gehalten. Genau zur Bowle passend sind die zwei silbernen Weinkannen ausgeführt, die dem Malkasten vom,,Verein deutscher Eisenhüttenleute" geschenkt wurden und eine entsprechende Widmung tragen.

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Weitere besonders schöne Arbeiten des Herrn C. A. Beumers veröffentlichen wir noch in späteren Nummern.

Dem Andenken eines alten Goldschmieds gewidmet.

Von Jeannette Bramer.

(Schluss.)

inck war jahrelang erster Arbeiter in der Collinschen Fabrik gewesen. Als Erfinder in seinem Fache, als Emailleur und Bijoutier war er dort sehr geschätzt. Die Frage, ihn als Compagnon in das Geschäft eintreten zu lassen, wurde erwogen, scheiterte aber mehr an der starren Art des Mannes, der den Schwankungen der Mode, sobald sie ins geschmacklose traten, nicht folgen wollte, und der fabrikmässiger Ausführung allzu abhold war, als an der Mittellosigkeit Lincks.

In der Hoffnung, gänzlich seinen eigenen Ideen folgen zu können, gab Linck seine Stelle in dem Collinschen Geschäft auf und errichtete ein kleines Atelier zu Hause, fest überzeugt, dass seinen fein durchdachten und ausgeführten Arbeiten die Kundschaft nicht fehlen würde.

Dieser Schritt durfte für einen Familienvater, dem zu solchem Unternehmen das Betriebskapital fehlte, gewagt erscheinen! Burkhardt Lincks Frau entstammte einer französischen Emigrantenfamilie und war in Verhältnissen aufgewachsen, die sie an gewisse Ansprüche behaglichen Lebens gewöhnt hatten. Indessen, die sehr schöne und fein erzogene Frau scheute vor keiner Arbeit zurück, um ihren Haushalt in peinlichster Ordnung zu halten und ihren Kindern eine Erziehung zu teil werden zu lassen, wie sie ihr selbst einst geboten war. Ihr feiner Geschmack und Sinn soll in jüngeren Jahren, als die Hausarbeit ihr noch weniger Zeit nahm, von Einfluss auf manches

auch ihren Zweck, lediglich zum Beleben und Verschönern eleganter Toilette der Mode empfohlen sein könnten !

Burkhardt Linck brachte in den 50er Jahren ein höchst originelles Riechfläschchen der Königin Mode dar, das seiner Erfindungsgabe, seinem Geschmack und seiner liebevollen Art der Ausführung alle Ehre machte!

Da liegt es in all seiner zierlichen Schönheit auf dem schwarzen Sammet seines Etuis und harrt der Beschreibung, das alte vielbewunderte Riechfläschchen. . . .

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Jenes weltbekannte Borstentier, das zwar gewohnt ist, dem Menschen vortreffliche Würste und Schinken zu liefern, jedoch keinen Beitrag zu Frauenschmuck, wurde von dem genialen Goldschmied auserkoren, hinfüro manchen Eckzahn zwecks lieblichster Metamorphose zu opfern!

In das Wurzelende des kleinen, wie Elfenbein polierten Hauers fügte Linck eine silberne Kapsel zur Aufbewahrung des mit Parfüm getränkten Schwämmchens. Das gegitterte Silberdeckelchen als erster Verschluss umgiebt ein bogiges, strohhalm breites, reizend gemustertes Silberband. Auf dem zweiten Deckel-Verschluss erhebt sich ein silberner Brückenbogen mit Einritzungen, Mauerwerk vorstellend; er dient einem ganz entzückend modelliertem Jagdhündchen zum Piedestal. Die Mitte des Schmuckstückes umgiebt ein ebenso verziertes Band wie am Verschluss. Die Spitze ruht in silberner schön gezeichneter Hülse. Aus dieser heraus blüht ein unglaublich reizender Rosenzweig, der sich bis zum Verschluss hinaufrankt. Von diesem letzteren bis zum mittleren Silberbande reicht ein geflochtenes Kettchen, an welchem wiederum ein winziges Rosenzweiglein, zur Öse gebogen, angehängt ist. Die beiden scharfen Seitenkanten des kleinen Kunstwerkes fassen haarfeine Silberkördelchen ein, die so minutiös an sich, doch vom Ganzen nicht fortgedacht werden können! Das Trinkhorn ritterlicher Zeit dürfte des zierlichen Riechfläschchens Original sein! Weitere solche Schmuckstücke, grösser, in Gold und Perlen ausgeführt,

Ciborium von Franz Wüsten, Köln a. Rh.

schöne Stück aus des Mannes Werkstatt gewesen sein!

Riechfläschchen, wie sie in,,Gretchens" Tagen jede vornehme und jede schlichte Frau bei sich zu führen pflegte, gehörten über die Hälfte unseres Jahrhunderts zum Frauenschmuck und zeichneten sich vielfach durch reiche Goldund Edelsteinverzierung aus.

Sie wurden an goldenen Kettchen als Gürtelanhänger getragen; manche erschienen in einer Gestalt, dass sie heute

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fertigte der Meister danach an, zu reicher Toilette passender als das silberverzierte Riechfläschchen!

Ein Medaillon zur Aufnahme des Bildnisses eines Verstorbenen von Bedeutung zeigt sich der Erinnerung. Die ziemlich grosse, glänzend schwarze Fläche des Medaillons trug einen silbernen Lorbeerkranz, nicht geschlossen, sich nach den Seiten hin teilend, am unteren Ende durch silberne Schleife geschmückt. Jedes Blättchen des Kranzes war mit so liebevoller Sorgfalt behandelt, als ob es ganz allein zur Geltung kommen sollte. Weisse Perlen als Knospen des Lorbeergezweigs lagen dazwischen gestreut. Man sah der Arbeit die Freude an und die Sorgfalt, mit welcher Linck sie ausgeführt hatte.

Diese Erinnerungszeilen können leider nichts von den grösseren Juwelierarbeiten berichten, die mit dem Namen des Arbeitgebers, nicht mit dem des eigentlichen Schöpfers, auf den grossen Markt der Gold-Industrie gelangten, aber charakteristischer für den bescheidenen Mann mit dem feinen Sinn für Edel-Schönes sind seine Arbeiten auf dem Gebiete des Frauenschmuckes. Trotz aller Leiden und Bedrückungen, die auch Hanau während Napoleons eiserner Herrschaft zu erdulden hatte, verloren sich bei den Einwohnern die Sympathien für Frankreich nicht, welche vor Zeiten von tüchtigen Franzosen in der Stadt, die ihnen eine zweite Heimat geworden, erweckt waren. Als Napoleons Stern am politischen Horizont sich erhob, hat wohl manches deutsche Jünglingsherz begeistert des jungen Helden Adlerflug verfolgt; so erging es auch Burkhardt Linck. Unbewusst staunte er in dem Kaiser der Franzosen, aber mehr den Menschen an, welcher sich durch eigene Kraft aus dem Dunkel bescheidenster Lebenslage zum höchsten irdischen Glanze aufgeschwungen hatte, als den kühnen Feldherrn, vor dem Europa zitterte!

Im Linckschen Hause wohnte eine alte Französin, die Tante der Hausfrau; durch Familien-Traditionen war Madame Raymond Aristokratin vom reinsten Wasser. Sie hatte in ihrer Vaterstadt Paris den Sturz der königlichen Familie mit erlebt, hatte von den Greuelthaten des ,,souveränen Volkes" genug gesehen, um mit Schauder und Entsetzen jener Zeiten zu gedenken! Als der erste Konsul, der ihr verhasst war, als Diener der Republik, den Thron der stolzen Könige Frankreichs bestieg, kannte ihr Zorn keine Grenzen, und es kam zwischen der alten Dame und dem Manne ihrer Nichte oft zu heftigen Debatten über den Corsen, von dem Linck gern in Anerkennung und Bewunderung sprach. Dann schalt sie den Neffen einen Republikaner und kam erst wieder ins Gleichgewicht, wenn das Gespräch auf neutrales Gebiet, auf die Vorzüge ihres schönen so sehr geliebten Vaterlandes überging. Tante Raymond war eine grosse Verehrerin von feinem Schmuck und wurde von ihrem Neffen verschiedentlich durch Änderungen, auch völlige Umgestaltungen der Reste ihres einst gar wohlgefüllten Schmuckkästchens erfreut!

Einstmals fand Burkhardt Linck auf der alten Französin

Nähtischchen die Hälfte eines sogenannten Schiffchens von Perlmutter, des Handwerkszeugs zu einer Art Spitzenknüpfen, wie sie in den 60er Jahren wieder Mode wurden. Prüfend betrachtete er die zierliche Platte und entführte sie dann in sein Arbeitszimmer! Tante Raymond war einige Zeit danach aufs freudigste überrascht, von ihrem Neffen das anmutigste Geburtstagsgeschenk zu erhalten! Es bestand aus einem Schildpattkamm, dem eine Perlmutterplatte mit reichem eingeritzten Muster und gezackter Goldumrandung zierte. Ein Rubin und zwei Smaragden der zerbrochenen unschönen Brosche Madames entnommen, belebten in seiner Golddrahtverschlingung den reizvollen Haarschmuck! -,,Und eine Ranke liess sie drüber spriessen, dass alle Frauen höchlich es gepriesen!" singt einmal Annette v. Droste über einem zierlich geflickten Schleier. Mit Umänderung des Wörtchens „sie" in „er“ liessen sich die Worte auf manch beschädigtes, von Burkhardt Linck genial repariertes Schmuckstück anwenden! Des alten Juweliers Lieblingsworte waren ,,fein“ und „harmonisch". Alles Derbe, Laute oder prahlerisch Auffallende berührte ihn aufs peinlichste! Für seinen äussern Menschen verwendete er fast pedantische Sorgfalt und verlangte von Frau und Kindern das gleiche. Jeder Tag musste mit der Gleichmässigkeit einer guten Uhr sich abspielen; jeder Zwischenfall erregte ihn fast krankhaft. Seine tägliche Erholung zur selben Stunde, bei jeder Witterung, war ein weiter Spaziergang entweder im Lambog-Wald oder am Main entlang! Nahm er seine Tochter mit auf den Waldspaziergang, dann musste sie ihm mit ihrer schönen Stimme dort ein Lied vorsingen, was er im Hause nicht erlaubt hätte. Zu den ersten Schwimmern des Jahres in den Fluten des Maines gehörte Burkhardt Linck, und wenn kaum ein anderer im Herbst sich noch dem kühlen Element anvertrauen wollte der alte Goldschmied wagte es und blieb seiner Gewohnheit, auch bei geringstmöglicher Temperatur zu baden, bis ins hohe Alter getreu!

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Die Zeit kam, dass der Erbfeind Altdeutschlands einmal wieder mit dem Schwerte gegen des Vaterlandes Thore schlug. Von Nord und Süd sprangen sie weit auf, die Thore, und die deutschen Stämme strömten einmütig hinaus der leichtfertigen Aufforderung zum Waffentanze, wuchtig Antwort zu geben. Burkhardt Linck sah kopfschüttelnd das,,Wagnis" sich vollziehen. Vor seinen Augen standen die glänzenden Waffenthaten des Frankreichs seiner Jugend! Den Sturz des ersten Napoleon hatte er als ein Strafgericht für die allzuhoch gebauten Pläne des Kriegshelden angesehen, aber jetzt? . . Die glänzende kriegsgewohnte Armee von der französischen,,Gloire" umwoben? . . .

Viktoriaschiessen, Glockenläuten, Volksjubel, nach dem unerhörten Siege von Sedan gaben dem alten Goldschmied Antwort auf seine bange Frage!

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Wenige Wochen danach ging der 78 jährige Greis zur ewigen Ruhe ein!

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