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in ihrer Grundtaxe, zu der dann noch Accidenzsteuern deren der Öffentlichkeit sich natürlich entziehende Ergebnisse

und Nebengebühren

in entsprechender

Höhe treten. Nun

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giebt es ja gewiss manche Industriezweige, wie, irren wir nicht, kürzlich in den Berliner Neuesten Nachrichten"vongrossindustrieller Seite behauptet wurde, die diese enorme Steuersteigerung ohne Nachteil vertragen können. Unsere Edelmetallindustrie aber und mit ihr wohl noch mancher andere Industriezweig vermag das

nicht, für sie wird die neue Steuer, falls sie wirklich bestehen bleiben sollte, den Anfang vom Ende und den Verlust des nach einem erbitterten Zollkrieg mit ausserordentlichen Opfern behaupteten bezw. wiedereroberten russischen Marktes bedeuten! Alle durch diese Steuer bedrohten Industrien, speziell die Bijouterieu. Edelmetallindustrie,

demonstrieren gegen das neue russische Staatsgewerbesteuergesetz und beabsichtigen, an zuständiger Stelle diesbezügliche Vorstellungen zu erheben. Der neue deutsch-russische Verein entfaltet da eine rege Thätigkeit und auch die Handelskammer Pforzheim hat, wie wir hören, kürzlich in ihrem Bezirk Erhebungen angestellt,

Moderner Pokal von der Badischen Silberwaren fabrik Pforzheim, Baer & Deibele.

zu einer massgebenden Orts niederzulegenden Denkschrift verarbeitet werden sollen

(ist inzwischen geschehen. D. R.). Die Erörterung der angesichts der Sachlage sich jedermann aufdrängenden Frage, ob das neue Staatsgewerbesteuergesetz mit dem deutsch russischen Handelsvertrag in Einklang steht, müssen wir uns aus Zweckmässigkeitsgründen versagen. Derartige Abhandlungen haben für den praktischen Geschäftsmann im Grunde wenig Interesse. Es genügt die Summe zu ziehen, und da können wir sagen, dass man in wohlunterrichteten Kreisen der Ansicht ist, dass das neue Staatsgewerbesteuergesetz speziell in den auf die Handlungsreisenden bezüglichen Bestimmungen mitdem deutsch russischen Handelsvertrag thatsächlich nicht in Einklang steht. Es ist demnach begründete Aussicht vorhanden, dass die oben angedeuteten vorbereiteten und inzwischen wohl schon abgesandten Denkschriften von Erfolg begleitet sein werden.

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(Fortsetzung folgt.)

Moderner Pokal.

I

'n der Badischen Silberwarenfabrik Pforzheim, Baer & Deibele ist jüngst ein hervorragendes Stück moderner Kunst in Form eines Silber-Pokales geschaffen worden. Wie die Abbildung zeigt, ist als Motiv ein dreifach gegabelter Ast mit Blättern und Früchten der Buche verwandt, welche den Kelch in der Mitte umschliessen. Bewunderungswert ist die feine Ziselierung der mit der Hand getriebenen Blätter, an denen

jede Ader in höchster Naturtreue erscheint. Dasselbe gilt von dem den Fuss bildenden Ast, welcher gegossen ist. Der Kelch ist glänzend poliert, das Blattwerk reich vergoldet und der Fuss hell oxydiert. Der Pokal ruht auf einem Sockel von schwarzem polierten Ebenholz und ist ca 50 cm hoch. Die Fabrik liefert das Stück, ausgeführt in 950/000 Silber in zwei Gewichten, ganz massiv ungefähr 2500 gr. schwer und in teilweisem Schalenguss nur 15-1800 gr. Silbergewicht.

Berliner Brief. Von unserem Korrespondenten.

D

ie Hoffnungen, welche von seiten der Geschäftswelt unserer Branche auf ein einigermassen reges Pfingstgeschäft gehegt worden sind. sind leider zu Wasser geworden und ist der Umsatz wohl überall hinter dem des Vorjahres zurückgeblieben; es ist dies für unseren Geschäftszweig um so bedauerlicher, als die Konfektions-, Manufakturwaren-, Hut- und Schuhgeschäfte reichlich zu thun hatten und manche den Andrang kaum bewältigen konnten. In diesen Branchen wird aber auch eine zielbewusste Reklame zu ihren Gunsten von seiten der Geschäftsinhaber kräftig unterstützt, und wir zweifeln nicht, dass unsere Juweliere sich dies zum Vorbild nehmen und der neugeschaffenen Centralstelle Schmuck und Mode recht namhafte Beiträge zuwenden werden, damit die bereits in lebhaftem Fluss befindliche Agitation zu Gunsten des Schmucktragens mit der nötigen Energie fortgesetzt werden kann. Das Publikum muss eben immer wieder darauf hingewiesen werden, dass zur Saison - Toilette auch Schmuck gehört und dazu ebenso unentbehrlich ist wie der neue Hut oder die neuen braunen Schuhe.

Erfreulicherweise gelangt der Schmuck jetzt auch an einer Stelle zur Geltung, die ihm bis zum vorigen Jahre noch verschlossen war, und er ist auch dieses Jahr wieder in reichem Masse mit anderen Erzeugnissen des Berliner Kunstgewerbes in die heiligen Hallen der Grossen Berliner Kunstausstellung eingezogen und findet beim Publikum anscheinend auch ein wohlverdientes Interesse, welches sicher auf den Verkauf auch lebhaft einwirken wird.

Sehr gross

ist allerdings die Zahl der Aussteller nicht, desto besser aber das, was sie ausgestellt haben, und wir vermissen ungern die Arbeiten der Berliner Silberschmiede, die auf der Kunstausstellung eigentlich nicht fehlen sollten. Auf der anderen Seite sehen wir aber auch wieder gute alte Bekannte, wie die schon im vorigen Jahre an dieser Stelle und anderwärts ausgestellten französischen Medaillenbroschen (Vernier, Charpentier u. s. w.), die ja nun hinreichend bekannt geworden sind, so dass wir nur ihre An

wesenheit erwähnen wollen, ohne näher auf die Sachen einzugehen. Auch Rothmüller, München, bringt dieses Jahr nichts besonders neues, es sind dieselben zart und stilvoll ausgeführten Renaissance-Schmucksachen, die denen der alten Meister ebenbürtig sind.

In demselben Saale, der die oben erwähnten Gegenstände birgt, befindet sich auch in der Mitte die qualitativ wie quantitativ hervorragende Ausstellung des Hofgoldschmiedes Hugo Schaper, ein grosser in einfachen Formen gehaltener Schrank mit einer grossen Zahl vom Aussteller meisterhaft entworfener und ausgeführter Schmuckstücke und Ziergeräte in Gold und Silber. Zunächst fesseln die Aufmerksamkeit die teils in vergoldetem, teils in oxydiertem Silber montierten Tiffanygläser, deren Reiz nicht nur in der irisierenden Farbenwirkung des Glases selbst, sondern mehr noch in der künstlerischen Edelmetallverzierung liegt. Das Hauptstück ist eine grössere Schale mit reicher Dekoration von Mohnblättern, -Blüten und -Kolben in ganz moderner Zeichnung; daneben eine andere Schale, um die sich eine sehr naturgetreu modellierte Schlange windet, ferner ein Römer, dessen Fuss zwar einfache, geriefte Formen zeigt, aber doch mit dem Glase, das er umschliesst, ansprechend harmoniert und eine ganze Reihe kleinerer, zierlicher Vasen mit meist naturalistischen, modernen Ornamenten, die der jeweiligen Glasform auf das geschickteste angepasst sind. Gürtelschnallen in Gold und Silber sind reichlich vertreten, Schmetterlinge, Fische und Blumen sind hier zur Dekoration verwendet und besonders erwähnenswert, ein reiches Stück mit grossem Chrysopras, Rubinen und Brillanten von sehr reizvoller Farbenwirkung. Dasselbe feine Gefühl für die Zusammenstellung der Farben der verschiedenen Edelsteine finden wir auch bei anderen ausgestellten Stücken, so bei einem Collier mit Opalen und Edelsteinen und einem Anhänger, dessen Hauptstein ein prachtvoller Aquamarin ist, den andere Steine umgeben. Sehr schön ist ein Flacon zum Anhängen an den Gürtel mit rötlich emaillierten Verzierungen, ein collier de chien von mattem Golde mit dazu passendem Armbande in reicher Ausstattung, ein Kettenarm

band mit Porträts und viele andere gleich schöne Schmucksachen, nicht zu vergessen die zahlreich vertretenen Broschen in Gold und Silber in den älteren Stilarten und in modernen, naturalistischen

Mustern, wobei
u. a. auch wie-

der Fisch- und
Schmetterlings-
motive neben
den Pflanzenfor-
men zur Geltung
kommen.

Im Saale nebenan hat HofJuwelier Louis Werner, der ebenfalls schon auf der vorjährigen Kunstausstellung vertreten war, seine neueren Schöpfungen, meist wohl nach Entwürfen des Malers Hirzel,

ausgestellt. Es

ist dies ein ein-
facherer, durch
edle Formen wir-
kender, eigen-
artiger Genre,
dessen Motive
auch einem gros-
sen Teil der
Pflanzenwelt
entnommen sind

wie bei verschiedenen Broschen und zwei sehr schönen Kämmen mit mattgoldenen Ornamenten. Eine neue, sehr wirkungsvolle Art der Dekoration, die bei einigen Broschen, Manschettknöpfen und Hutnadeln angewendet ist, istdunkelfarbige rote oder blaue Email, von Goldfäden in einfacher Musterung durchzogen, die etwas an die Art der Florentiner Mosaiken erinnert, obgleich sie ganz

anders wirkt

besser, als die wirklichen Mosaiken mit ähnlicher Musterung auf grauem Grunde, die wir im vorigen Jahre sahen. Auch hier sind Gürtelschnallen im Stile der anderen Gegen

stände vertreten und das Ganze stellt sich als eineeinheitliche, ansprechende Vereinigung modernen Schmucks dar, die beim Publikum offenbar lebhaftes Interesse findet.

Der dritte im Bunde ist last not least HofJuwelier J. H. Werner, der seinen ausser

ordentlich schönen Schrank beiden Architek

ten aufgestellt hat, vermutlich deshalb, weil der Entwurf des Schrankes sowie einiger

Schmucksachen

von dem Architekten Bruno

Möhring

stammt. Der Untersatz des Schrankes ist

eine moderne Holzkonstruk

tion in grünlicher Farbe mit reich ciselierten Kupferbeschlägen, die zum Teil leider mit rotem Leder verklebt sind, weil sie den Namen des Ausstellers aufweisen und die Ausstellungsleitung merkwürdigerweise dies nicht gestatten will, obgleich wir nicht gesehen haben, dass bei den Gemälden die Namen der Maler auch zugeklebt sind. Doch Ausstellungskom

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und jedenfalls Pokal der Goldschmiede-Innung zu Dresden, entworfen und ausgeführt von Th. Marpé in Dresden. missionen haben

manchmal sonderbare Anschauungen, wie ja auch das aus dem Wettbewerb siegreich hervorgegangene Ausstellungsplakat nicht verwendet worden ist, weil es von einem Schüler und nicht von einem Meister stammte. Auf dem erwähnten Untersatz nun erhebt sich schlank ein Glasaufsatz in Form eines grossen sechseckigen Kristalles, in welchem die nicht sehr zahlreichen, aber kunstvollen und eigenartigen Schmuckstücke ausgestellt sind. Manche von diesen sind ebenfalls vom Architekten Möhring entworfen, viele aber auch vom Sohne des Ausstellers 0. M. Werner, der die neuen Dekorationsformen vorzüglich beherrscht. Ausser einer Gürtelschnalle mit Emailgrund und einem Collier mit breitem, teilweise emailliertem Mittelstück, sind hauptsächlich Broschen vertreten und diese neben einigen Pflanzenmotiven meist in flämischem Stile ausgeführt, dessen Wirkung für steinlosen Schmuck eine sehr ansprechende ist, weil hier der Phantasie des Künstlers durch die mannigfachen Verschlingungen der Linien ein weites Feld zur Entfaltung gegeben ist. Was diese Gegenstände noch anziehender macht, ist die eigenartige, nach besonderem Verfahren hervorgerufene Tönung des Goldes, die weder glanz noch matt ist, sondern mehr die Urfarbe des hochkaratigen Goldes darstellt, deren Stumpfheit durch irisierende Färbungen, wie sie Metalle bei grosser Hitze annehmen, gemildert ist. Von Steinen sind bei den ausgestellten Schmucksachen wenige verwendet, mit Vorliebe jedoch längliche Topaskristalle, die sich für den Zweck vorzüglich eignen. Sehr schön sind zwei Becher, wovon der eine mit Elfenbeingriffen, deren Ciselierung ganz modern stilisierte Bäumchen aufweist, deren Kronen den oberen Rand des Bechers verzieren, während die Stämmchen den Körper in verschiedene Felder für die Inschriften teilen; sodann ein Aschenbecher und dazu passender Leuchter, silbervergoldet mit purpurrotem Glaseinsatz und zum Schluss ein Blumenkörbchen mit Vase in oxydiertem Silber und mit einfacher moderner Ciselierung.

Jedenfalls beweist die Ausstellung, dass es auch in Berlin noch tüchtige Goldschmiede giebt, die etwas leisten können, und wir können nur wünschen, dass sich das hier dokumentierte Streben in der Reichshauptstadt weiter verbreiten und Wurzel schlagen möge, damit wir den süddeutschen Fabrikationsstädten etwas Eigenes, unserer Würdiges gegenüberstellen können, wie dies in Paris für Frankreich der Fall ist. Vielleicht sehen wir bald unter den Auspicien der angestrebten Zwangsinnung neues Leben in der Berliner Goldschmiede-Zunft erstehen und auf künftigen Ausstellungen auch andere Berliner Meister vertreten, die damit beweisen könnten, dass sie in ihrer Kunst ebenso Hervorragendes bieten können, wie auf der Rednertribüne.

In den letzten Tagen ist auch der vom Kultus-Ministerium ausgeschrieben gewesene Wettbewerb um eine Taufmedaille zur Entscheidung gekommen. Der erste Preis ist einem Frankfurter Bildhauer Rud. Bosselt zugefallen, dessen Arbeit das Bibelwort illustriert: Lasset die Kindlein zu mir kommen. Die Medaille zeigt auf der Vorderseite ein Elternpaar, von dem die Mutter am Gängelbande ihr Kind dem Heiland zuführt; die Rückseite ist von romanischen Ornamenten umschlossen mit einer Taube gleichen Stils und Raum für die Inschrift. Zweite Preise erhielten: Ad. Amberg, Charlottenburg, und Georges Morin, Berlin. Ersterer stellt ein durch einen Engel in der Wiege bewachtes Kind dar, mit der Familie am Taufbecken auf der Rückseite; letzterer die Wöchnerin mit dem Kinde und einem Taufbecken auf dem Revers. Dritte Preise fielen an: E. Gomanski, Berlin; Emil Torff, Berlin, und Meinh. Jacoby, Grunewald.

Unter den nicht preisgekrönten Entwürfen ist noch manches Lobenswerte, aber auch viel ganz Unzulängliches; die Beteiligung an dem Wettbewerb war eine sehr lebhafte und hat jedenfalls das Gute, dass auch bei uns wie in Frankreich der Medailleurkunst wieder grössere Aufmerksamkeit gewidmet wird.

Die Bedeutung des Ringes.

(Fortsetzung.)

uch ohne Beziehung auf diesen besondern Aberglauben hat man den Ringen vielfach übernatürliche Kräfte zugetraut: Die Sagen und Märchen aller Völker und Zeiten sind voll davon. So erzählt schon die Sage von dem alten lydischen Könige Gygas, dass er einen unsichtbar machenden Ring besass, der ihm die erspriesslichsten Dienste leistete. Besonders hat die Phantasie der Orientalen sich in der Ausmalung der Wundert haten gefallen, die mit Hilfe von Zauberringen vollbracht werden. Wer kennt nicht den Ring des Alaeddin? Wer ihn besitzt, braucht ihn nur am Finger zu drehen, um sofort eine beträchtliche Geistererscheinung hervorzurufen, die bereit ist, Alles für ihn zu thun, als Sklave des Ringes und aller Derer, welche den Ring am Finger tragen. Ein Ring über alle Ringe aber ist der Siegelring des König Salomo; auf ihm ist der grosse Name Gottes eingeschrieben, und wer sich seiner zu be

mächtigen wüsste, wäre Herr über die Welt und alle guten und bösen Geister. Leider ist er bis jetzt unauffindbar gewesen, denn er liegt in dem unbekannten Grabe Salomo's und wird von Drachen bewacht. Ungehorsame Geister pflegte der weise König in einer Flasche einzusperren, dieselbe mit seinem Ring zu versiegeln und ins Meer zu werfen, jedenfalls die vollkommenste Art, sich einen unbequemen Diener ohne Umstände vom Halse zu schaffen. Von einem orientalischen Zauberring anderer Art erzählt uns Lessing in seinem „,Nathan der Weise": ,,Vor grauen Zeiten lebte ein Mann im Osten, der einen Ring von unschätzbarem Werte, von lieber Hand besass." Der Ring besass die Eigenschaft, seinen Träger bei jedermann beliebt zu machen. Um keinen seiner drei Söhne bei der Erbteilung zu kränken, lässt der Vater noch zwei, dem echten ganz gleiche Ringe machen, sodass jeder der Söhne den echten zu besitzen meint. In unserer heimischen, germanischen Sagenwelt

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spielt der Ring der Nibelungen seine unheilvolle Rolle. Nach seinem ursprünglichen Besitzer, dem Zwerg Andwari, ist er Andwaranaut geheissen. Auf ihm ruht die Kraft, dass der Schatz, bei dem er liegt, unerschöpflich ist, man mag davon wegnehmen, so viel man will; aber auch der Fluch, dass er jedem, der ihn trägt, zum Unheil gereichen soll. Der Held Siegfried gelangt in seinen Besitz und der verfluchte Ring reisst ihn und viele Helden in Tod und Verderben. Aber derartige Zauberringe existieren nicht nur in der Einbildung und im Märchen, sondern in der Wirklichkeit, d. h. in kunsthistorischen Museen. Von besondern Kräften verspürt freilich unsere realistische Gegenwart nichts an ihnen, aber es ist zweifellos, dass viele, namentlich mittelalterliche Ringe mit kabbalistischen Zeichen und Figuren in der ehrlichen Absicht gefertigt und benutzt wurden, um bei allerhand Zauber- und Verwandlungsvorgängen zu dienen. Besonders die Alchymisten, die Goldmacher, verschmähten auch derartige Mittel nicht. Eine besondere Kategorie bilden die Krötenringe, die auf dem Aufsatze eine entweder erhaben in Metall gearbeitete oder in den Stein eingeschnittene Kröte zeigen. Manchmal verschlingt dieselbe eine Schlange, was wohl auf die Sage zurückzuführen ist, dass eine Kröte, die eine Schlange verschlungen habe, einen Drachen hervorbringe.

Weit freundlicher als diese Zeugen lichtscheuer Bestrebungen mutet uns eine andere Gattung von Ringen an, nämlich die Inschriftenringe. Die Sitte, Ringe mit Inschriften zu versehen, ist schon sehr alt. Bei Lorch wurde ein aus der Römerzeit stammender Ring gefunden, ein schlichter Goldreif mit der auf der Aussenseite eingepunzten und nachgravierten Inschrift: Memini tui, memini, te amo! „Ich denke Dein, ich denke Dein, ich liebe Dich!" Kann es etwas Lieblicheres geben, als dass die Erde uns dieses sprechende Denkmal der Zuneigung zweier Herzen, die seit langen Jahrhunderten aufgehört haben zu schlagen, aufbewahrt und endlich wieder zurückgegeben hat? Besonders beliebt waren diese Inschriftenringe während der gothischen Zeit, wo die Inschriften oft den ganzen Reif umziehen, manchmal sogar in zwei Reihen. Von den uns erhaltenen gothischen Inschriftenringen hat einer eine besondere Berühmtheit erlangt: Der sog. Ring des Frangigani. Besondere Umstände haben es möglich gemacht, seine Entstehungsgeschichte genau zu erforschen, und diese wirft ein so helles Licht auf die Denkweise jener Zeit, etwa um 1500, dass es sich lohnt, sich mit ihr bekannt zu machen. Der Ring wurde in Friandl in der Erde gefunden, ist von Gold und zeigt in klarer,

scharfer Gravierung auf der Aussenfläche die Worte: „Myt wylle Dyn eygen". Diesen Ring schickte die Gemahlin des kaiserlichen Feldhauptmanns Frangigani, der in Italien zu Felde lag, ihrem Gatten als Andenken und als Besiegelung ihrer unwandelbaren Liebe. Dieser verlor ihn, wie aus aufgefundenen Briefen hervorgeht, am 15. Februar 1514 bei Gelegenheit eines Streifzugs in der Nähe von Pordemonn, an derselben Stelle, wo er im Januar 1892 von Erdarbeitern aufgefunden wurde. An dieser Stelle mag auch eine mittelalterliche Familiensage erwähnt werden, die sich an das alte Grafengeschlecht der Drachenfelser knüpft. Demnach trug jedes männliche Glied der Familie einen Ring, der an Stelle des Steines ein Stückchen von dem Felsen enthielt, der das Stammschloss trug; so mochte ein Drachenfelser noch so weit in fernen Landen reiten, er trug stets in seinem Ring ein Stück der Heimat bei sich. Weniger sinnig hat man die Bedeutsamkeit des Ringes in Frankreich ausgebildet. Unter Ludwig XIV. und XVI. war es Sitte, in gravierter oder emailgemalter Ausführung Porträts. Monogramme, politische Symbole u. dergl. auf den Ringen anbringen zu lassen (Fig. 6). Unter der Revolution und Napoleon I. wurden Silhouetten von Staatsmännern, Dichtern, Verwandten u. s. w. auf Gold urter einer Kristallplatte eingeschlossen, an die Stelle des Steines gesetzt. Zur Zeit der ersten Verbannung Napoleons nach Elba wurden. in Frankreich unter seine Anhänger Ringe verbreitet, deren Aufsatz einen kleinen Sarg darstellte. Durch Druck auf eine Feder sprang der Deckel auf und die Figur des Kaisers erhob sich aus dem Sarge. Einem wieviel edleren Bestreben verdanken dagegen jene eisernen Ringe ihre Entstehung, welche der preussische Staat für die von der Bevölkerung geopferten goldnen während der Freiheitskriege austeilen liess!

Aber nicht nur, wie hier, zu politischen Zwecken, auch direkt zu Angriffen auf das Leben musste sich der Ring hergeben. Dass Ringe zur Aufbewahrung von Gift dienten, wird vielfach bezeugt; so endete im grauen Altertum der Karthagerfeldherr Hannibal sein Leben durch Gift, das er stets in einem Ring verborgen, bei sich trug. Aus Venedig wird uns aus dem 16. Jahrhundert über einen Todesring berichtet, der vermittelst des Druckes der Hand durch einen beweglichen, vergifteten Stachel ins Jenseits beförderte. Wie ein Ring von 1700 aus dem South Kensington-Museum beweist, war der Ring bis vor kurzem in den Händen bayerischer Bauern eine heimtückische und gefährliche Waffe, indem die Platte mit mehreren spitzen Stiften besetzt ist, welche der Schlag ins Fleisch dringen lässt. (Schluss folgt.)

A

Der Pokal der Goldschmiede-Innung zu Dresden.

sich vor einem Vierteljahrhundert in Folge der Gewerbefreiheit die 1542 gegründete Goldund Silberarbeiter-Innung auflöste, gelangte der silberne Innungspokal für den Preis von 80 Thalern in den Besitz des Kgl. Grünen Gewölbes zu Dresden. Ueber das Alter dieses Pokales hat sich urkundlich nichts ermitteln lassen. Bei Huldigungsumzügen wurde er auf einem Kissen der Innung vorausgetragen. Aus einem alten Innungsprotokoll

buch ist zu ersehen, dass am 23. April 1833 ein „,grünsammtnes Kissen" angeschafft wurde, weil das frühere Postament entzwei gegangen. Vergeblich bemühte sich die 1883 neu gegründete Goldschmiede-Innung, wieder in den Besitz des alten Pokales zu gelangen. Es wurde daher nach dem alten Muster vom Ehrenobermeister, Herrn Th. Marpé, ein neuer silberner Pokal angefertigt. Anstatt der auf dem Deckel befindlichen Figur der Lukretia, wurde die eines mit Schurzfell angethanen Goldschmiedeknaben gewählt, welcher

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