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Zweite Internationale Konferenz

Paris

Organisations-Ausschuß

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C. J. A. Begeer, Präsident des Internationalen Bureaus. Hugues Citroën, Präsident der „Chambre Syndicale des Négociants en Diamants, Perles, Pierres précieuses et des Lapidaires", Paris.

G. Fouquet Lapar, Präsident der „Chambre Syndicale de la
Bijouterie, de la Joaillerie et de l'Orfèvrerie", Paris.
Max Buteau, Generalsekretär der ,,Chambre Syndicale des
Négociants en Diamants, Perles, Pierres Précieuses et des
Lapidaires, Paris.

Sekretär: W. van Rossum du Chattel, vom Internationalen
Bureau in Voorschoten, Holland.

Kongreßbestimmungen

1. Am Kongreß nehmen teil:

a) die Organisationen der Diamant-, Perl- und Edelsteinhändler und der Fabrikanten, Grossisten und Einzelhändler der Juwelen-, Gold-, Silberwaren- und Uhrenbranche, welche durch je einen stimmberechtigten und höchstens zwei weitere, nicht stimmberechtigte Delegierte vertreten werden.

b) alle Mitglieder der vertretenen Organisationen. c) die vom Organisations-Ausschuß eingeladenen Gäste. 2. Verhandlungssprachen: Die Verhandlungssprachen sind Deutsch, Englisch und Französisch.

3. Geschäftsordnung: Die Referate der einzelnen Organisationen müssen spätestens bis 15. August schriftlich an das Bureau International, Voorschoten (Holland), eingereicht werden.

Zwecks Behandlung der einzelnen Punkte der Tagesordnung werden von den Delegierten Kommissionen gewählt, deren Aufgabe es ist, Resolutionen vorzubereiten, die dem Kongreß bekanntgegeben werden.

An der Diskussion können alle Delegierten teilnehmen. Die Abstimmung jedoch erfolgt nur durch stimmberechtigte Delegierte.

4. Finanzierung: Die Kosten des Kongresses werden durch den Kongreßbeitrag, der pro Person 100 Francs beträgt, aufgebracht.

Programm des Kongresses

im Saale der „Ingenieurs Civils", 19 Rue Blanche Montag, den 15. Oktober, 11 Uhr: Delegierten-Versammlung zwecks Wahl des Präsidiums. Begrüßung der Kongreßteilnehmer durch den Empfangs-Ausschuß. 14.15 Uhr: Eröffnung des Kongresses. Verlesung der Referate. Bestimmung der Kommissionen.

Dienstag, den 16. Oktober, 10 Uhr: Beratungen der Kom. missionen. 16 Uhr: Beratung des Präsidiums über die vorgeschlagenen Resolutionen.

Mittwoch, den 17. Oktober, 10 Uhr: Fortsetzung der Tagung. Beschlußfassung über die vorgeschlagenen Resolutionen. Schlußsitzung.

Tagesordnung:

1. Eröffnung des Kongresses.

2. Verlesung der Referate bezüglich:

a) Bestimmungen des Verkaufes von Kulturperlen.
b) Vorschrift: Perlen mindestens 0,3 mm zu bohren.

c) Internationale Zusammenarbeit zur Prüfung der Kontrollmittel für Edelsteine.

d) Internationale Vereinheitlichung der Edelmetall - Feingehalte.

e) Irreführender oder betrügerischer Gebrauch der Bezeichnungen Platin, Gold und Silber.

f) Internationale Vereinheitlichung der Versicherungsklauseln.

g) Industrielles und geistiges Eigentum. h) Propaganda.

i) Gründung eines Syndikatsvereins in jedem Lande zur Stärkung der Fachorganisation.

3. Bestimmung der Kommissionen.

4. Beschlußfassung über die vorgeschlagenen Resolutionen. 5. Ortsbestimmung der Internationalen Konferenz 1929. 6. Bestimmung des Organisations-Ausschusses für die Konferenz 1929.

7. Schließung des Kongresses.

Wünsche für die Tagesordnung ersuchen wir uns umgehend mitteilen zu wollen. Ebenso erwünscht sind auch die Anschriften von Personen, welche für bestimmte Punkte der Tagesordnung besonderes Interesse haben und eventuell an den Besprechungen der Kommissionen teilnehmen würden.

Wir bringen in Erinnerung, daß die Konferenz in Paris drei Kommissionsausschüsse ernannte:

1. Commission des Perles et Pierres précieuses; 2. Commission des Métaux précieux;

3. Commission des Questions économiques.

Diese Ausschüsse teilten sich in Unter-Kommissionen. Betreffs der Punkte 2a - b der Tagesordnung wird es vielleicht genügen, die Resolutionen, welche während der Konferenz in Paris 1928 festgelegt worden sind, anzunehmen.

Punkt 2c werden die Länder beraten, die ein wissenschaftliches Institut hierfür haben. Soweit uns bekannt, sind dies: Deutschland, England, Frankreich, Niederlande und Österreich.

Betr. der Punkte 2d-e wird Bericht erstattet werden von dem von der Konferenz in Paris 1928 ernannten Ausschuß, bestehend aus den Herren: C. J. A. Begeer - Niederlande; E. Bruckmann - Deutschland; E. Dennison - England; H. Henin-Frankreich.

Zu Punkt 2f erstattet den Bericht der vom Kongreß in Amsterdam 1926 ernannte Ausschuß, bestehend aus den Herren: I. Alsegg-Österreich; C. J. A. Begeer-Niederlande; Viktor W. Clarke-England; E. A. Dodd-England; E. Meister-Schweiz; Dr. Cl. Möhring - Deutschland.

Betr. Punkt 1 g der Tagesordnung wird Herr A. SaglierFrankreich berichten.

Betr. Punkt 2h der Tagesordnung werden berichten die Herren: H. Lehmann-Schweiz und W. van Rossum du Chattel-Niederlande.

Es wird eine Ausstellung von Propagandamaterial aus verschiedenen Ländern veranstaltet werden. Wir ersuchen darum, solches Material an das Bureau International in Voorschoten schicken zu wollen.

Wir machen noch darauf aufmerksam, daß das Buch des ersten internationalen Kongresses zu Amsterdam 1926 zum Preise von 6.- Gulden und das Buch der Konferenz in Paris 1928 zum Preise von 2.- Gulden durch das Bureau zu beziehen ist.

C. J. A. Begeer, Präsident.

W. van Rossum du Chattel, Sekretär

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Es
Is dürfte interessant sein, ganz objektiv einen Rück- und
Ausblick über die Existenz des Juweliers zu erhalten. -
Nach dem Kriege versäumte der Juwelier das notwendigste,
die Reklame! Alle Luxusartikel fanden Absatz, aber der
Schmuck lag fest. Dann kam die Inflation, und danach setzte
in noch höherem Maße die Reklame ein. Wir wurden immer
amerikanischer. Der Konkurrenzkampf wurde auf die Spitze
getrieben. Die Massenartikel unserer Branche wurden von
den Warenhäusern mit Beschlag belegt, und es währte nur
kurze Zeit, so war an Artikeln wie: Löffelchen, Salzstreuer,
Zigarettenetuis u. ä. nichts mehr zu verdienen. (Zu Weihnachten
brachte ein Berliner Warenhaus ein silbernes Zigarettenetuis,
etwa 65 g, für 9.50 Mk.) Trotzdem betrachtet man die
Warenhäuser nicht als zu ernste Konkurrenten des Juweliers,
obwohl nicht zu bestreiten ist, daß doch ein Teil der Kund-
schaft, die bei den kleineren Juwelieren kaufte, zum Waren-
haus abgewandert ist.

Betrachten wir vorerst einmal das Lager des Juweliers. Ziemlich eintönig, was die einzelnen Gruppen anbetrifft. Wohl findet man 60 bis 80 goldene Ringe, oder noch mehr, aber wenn wir genau hinsehen, so müssen wir doch zugeben, daß die Muster sich untereinander gleichen, wie ein Ei dem anderen. Ebenso ist es mit den anderen Artikeln. Es sind häufig Schmucksachen, die formal schon lange in den Schmelztiegel gehören. Ohne weiteres kommt man dann zu der Frage, ob es im Goldschmiedehandwerk so wenig produktive Künstler gibt? Nein! Denn wenn man die Kunstblätter der D. G.-Z. durchgeht, so findet man eine Fülle von neuen Ideen. Auch bei einer Wanderung durch das Grassi-Museum während der Messe in Leipzig kommt man unbedingt zu der Ansicht, daß die Kunsthandwerker auch in unserem Fach etwas Vorzüg

liches leisten.

Weshalb kauft nun der Juwelier nicht diese Erzeugnisse? Fast alle bewegen sich in gangbaren Preislagen! Die lächerliche Einwendung, „das kaufen meine Kunden doch nicht", kommt doch gar nicht in Frage und kann von einem denkenden Menschen auch nicht ernst genommen werden, denn der Kunde wird selten bewußt etwas anderes verlangen, als was ihm ständig gezeigt wird. Vielmehr nimmt er jede Neuerung

Das

Kunsthandwerker

mit Interesse hin, und kauft auch. Außerdem hat doch der Verkäufer das Talent und die Pflicht, seinen Kunden kulturell weiterzubilden, und ihn auf die Eigenart des Schmuckstückes aufmerksam zu machen.

Das

Hier setzt nun die Gefahr des Warenhauses ein. Warenhaus wird mit dem Moment, wo es erstklassige Qualitätsarbeit bietet, neue Kunden des mittleren Juweliers, wie des erstklassigen an sich ziehen. Sehen wir uns einmal die Abteilung für moderne Kunst in einem Warenhaus an. In erstklassigen, schönen Vitrinen werden die Arbeiten zur Schau gestellt. Oft Sonderausstellungen einzelner Kunsthandwerker mit Namensnennung! nebenbei gesagt, sind die Arbeiten seitens des Warenhauses auffallend gut kalkuliert. Glaubt nun wirklich jemand, daß diese Ausstellungen nur zum Pläsier des Beschauers unterhalten werden?. Ganz bestimmt nicht, denn wenn die Abteilungen nicht verkauften, so wären sie schon längst aufgeflogen. Und wie ich von gut unterrichteter Seite erfahren habe, sind verschiedene Häuser dabei, sie weiter auszubauen!

Aber auch die Kunstgewerbegeschäfte treiben einen lebhaften Handel mit Schmuck und Geräten. Was diese Geschäfte darin umsetzen, ist einfach überraschend. Ich meine nicht etwa die,,Kunstgewerbeläden", die die handgetriebenen Runenbroschen für 1,50 Mk. verkaufen, sondern die Geschäfte ersten Ranges, wovon wir eine ganze Reihe haben. Es ist für sie nichts Ungewöhnliches, ein silbernes Rahmservice oder einen Goldschmuck zu verkaufen.

Und von wo ist die Kundschaft abgewandert? Nun, das kann sich jeder selbst beantworten. Der Grund liegt eben darin, daß viele Juweliere nicht verstehen, ihr Lager den heutigen Bedürfnissen anzupassen. Es ist ratsam, einige aparte Stücke in Gold und Silber zu kaufen, aber sie nicht unter die anderen Erzeugnisse zu werfen, sondern etwas besonders gelegt; mit einem kleinen Schildchen dabei erreicht man viel.

Also überlegen Sie sich einmal dies alles, und wenn Sie zur Messe in Leipzig sind, so besuchen Sie auch das GrassiMuseum oder die Universität, und bilden Sie sich bitte selbst ein Urteil über den Stand der Dinge. h.- b. b.

Pforzheim auf der Badischen Werkschau in Karlsruhe

as Badische Landesgewerbeamt, die amtliche Stelle für Gewerbeförderung im Lande Baden, hat, wie wir schon berichtet haben, den Versuch gemacht, die drei wichtigsten kunstgewerblichen Industrien Badens, die Goldschmiedeindustrie, die keramische Industrie und die Textil- und Tapetenindustrie mit ihren Erzeugnissen auf einer Ausstellung zu zeigen. In Pforzheim entschloß man sich, der Aufforderung des Landesgewerbeamtes zu entsprechen, und zwar vereinigten sich der Kunstgewerbeverein und der Arbeit-⚫ geberverband zur Lösung der Aufgabe. Es wurden zwei Gruppen innerhalb der Ausstellung gebildet, eine solche, die Arbeiten der freischaffenden Goldschmiedekünstler Pforzheims umfaßt, und eine zweite, welche die Erzeugnisse der Industrie zeigt. Die Leitung der ersteren übernahm Herr Direktor Haupt von der Kunstgewerbeschule Pforzheim, die der zweiten der erste Vorsitzende des Kunstgewerbevereins, Herr Direktor Rücklin von der Goldschmiedeschule. Der Arbeitgeberverband stellte seine Gruppenorganisation zur Werbearbeit, unter Leitung seines ersten Vorsitzenden, Herrn Fabrikdirektor Hch. Schmidt, sowie des Herrn Fabrikanten Barth zur Verfügung. Freiwillige Hilfskräfte, sowohl vom Verwaltungsausschuß des Kunstgewerbevereins, wie vom Lehrerkollegium der Goldschmiedeschule, stellten sich dankenswerter Weise in den Dienst der Sache. So entstand

eine Ausstellung Pforzheimer Goldschmiedearbeiten, welche insgesamt acht Ausstellungsschränke und -vitrinen füllt. Zwei davon enthalten die sehr beachtenswerte Schau der Arbeiten freischaffender Künstler, hervorragende Qualitätsarbeiten von streng neuzeitlicher Einstellung. Von den ausstellenden Künstlern nennen wir die Professoren der Kunstgewerbeschule Hildenbrand, Kassube, Ungerer, Wende, sowie den Fachlehrer Micheelis, von der Goldschmiedeschule die Lehrer Czerwinski, Gilon, Oberle, Schwehr und Volk, denen sich noch eine Anzahl Mitglieder der Zünfte ,,Turm“ und „Jungkunst" anschließen. In diesen beiden Schränken zeigt sich bedeutungsvoll, was die Goldschmiedekunst, die unabhängig von wirtschaftlichen Bedingungen und Hemmungen arbeitet, in Pforzheim zu leisten vermag.

Die übrigen Schränke zeigen an den ausgestellten Arbeiten, was die heutige Pforzheimer Industrie zur Befriedigung ihrer Weltkundschaft leistet. Daß das Bild nur ein unvollständiges und mangelhaftes sein kann, wird jedem, der die Verhältnisse überblickt, verständlich sein. Die neuesten und fortschrittlichsten Erzeugnisse werden nur ganz ausnahmsweise und in geringer Anzahl zu einer solchen Ausstellung gegeben; daß besonders große und kostbare Stücke erscheinen, verhindert die Dauer von sechs Wochen, welche für diese Ausstellung vorgesehen ist. Aber ein gutes und ehrenvolles

Bild ist trotzdem entstanden durch die Opferwilligkeit einer großen Anzahl leistungsfähiger Pforzheimer Firmen, von denen sich rund 70 mit mehr oder weniger Stücken beteiligten. So konnte eine sorgfältige Auswahl vorgenommen und diese in den Einzelschränken zu charakteristischen Material- und Fabrikationsgruppen zusammengestellt werden.

Der erste Schrank vereinigt Schmuck und Ziergeräte mit Email, in denen sich die neuzeitliche Farbenfreude wirksam ausspricht. Der zweite umfaßt eine interessante Zusammenstellung von Schmuckarbeiten in Gold und Doublé, welche zeigt, daß geschmackvolle Arbeit in jedem Material geleistet werden kann. Ein dritter Schrank zeigt Steine und Steinschmuck; Pforzheimer Edelsteinschleifereien stellen hier ihr Material an echten und synthetischen Steinen aus und zeigen die hohe Entwicklung, welche die Schlifftechnik in Pforzheim genommen hat. Daneben eine nicht sehr große,

aber sorgfältig ausgewählte Zusammenstellung von Juwelenarbeiten und Juwelenimitationen. Ein vierter Pultkasten umschließt verschiedene Sondergruppen der Pforzheimer Fabrikation: Silberschmuck und Taschengeräte aus Silber, optische Waren, Taschen- und Armbanduhren, sowie Knöpfe. Den Beschluß bilden zwei Ausstellungsschränke, welche Korpuswaren enthalten, der eine in Silber, zum Teil mit Email, der andere in Alpaka; darunter auch eine Auswahl silberner Bestecke. In einem besonderen Doppelpult zeigt endlich noch eine Gold- und Silberscheideanstalt, wie Technik und Wissenschaft bemüht sind, die besten Metalle und Legierungen für die Produktion bereit zu stellen; in der anderen Abteilung wird das Email sowohl als Rohmaterial, wie auch in einer reichen Auswahl von Probeschmelzen in seiner Wirkung auf die Metalle dargestellt. - Die Ausstellung bleibt vom 23. Juni bis 6. August geöffnet.

Darf man sich bei der Verarbeitung von eingeschmolzenem Altgold auf den angegebenen Feingehalt verlassen?

Der

Es

er Goldschmied H. in Bad Doberan hatte Altgold, das noch von der Kriegs- und Inflationszeit herstammte und den Stempel über den Feingehalt in Tausendteilen trug, eingeschmolzen, daraus in seiner Werkstätte Ringe hergestellt und diese wieder, der Angabe des eingeschmolzenen Altgoldes entsprechend, mit denselben Tausendteilen gestempelt. stellte sich aber heraus, daß die Ringe einen geringeren Feingehalt aufwiesen als der Stempel angab, und H. wurde wegen Vergehens gegen das Gesetz über den Feingehalt von Goldund Silberwaren vom Amtsgericht zu einer Geldstrafe von 50 RM. verurteilt. Dagegen legte aber die Staatsanwaltschaft Berufung ein, und die Sache wurde nun nochmals vor der Großen Strafkammer zu Rostock gründlich erörtert. Der Prozeß ist lehrreich für jeden, der gestempeltes Altgold verarbeitet. Nicht bei jedem Gericht dürfte wohl der Ausgang ein kostenloser Freispruch sein! Nach dem Feingehaltsgesetz dürfen zwar Schmucksachen von Gold und Silber, im Gegensatz zu goldenen und silbernen Geräten, die einen Mindestgehalt von reinem Edelmetall (585 Tausendteile, bzw. 800 Tausendteile) haben müssen, in jedem Feingehalt in Tausendteilen gestempelt werden, aber die Fehlergrenze muß auf jeden Fall eingehalten sein. Das Remedium ist für Schmucksachen größer als für Geräte, wo es für goldene fünf, für silberne acht Tausendteile beträgt, denn es ist auf zehn Tausendteile in § 5, Abs. 2 festgesetzt, wobei es gleichgültig ist, ob der Schmuckgegenstand von Gold oder Silber ist. Bei den beschlagnahmten Ringen war aber die Fehlgrenze höher als die zugelassenen zehn Tausendteile. Nun stützte sich der Goldschmied darauf, daß das eingeschmolzene Altgold, das von der Kriegs- und Inflationszeit herstamme, nicht den nötigen Prozentsatz von Feingold besessen haben müsse, also falsch gestempelt gewesen sei. Er habe aber der Stempelung Vertrauen geschenkt, und es sei auch erst später die Erfahrung gemacht worden, daß der Goldgehalt eine Verschlechterung erfahren habe. Das Gericht ließ nun drei Sachverständige ein Gutachten in der Sache abgeben. Diese Gutachter vertraten übereinstimmend den Standpunkt, daß Differenzen bei der Feingehaltsangabe aus den angegebenen Gründen leicht möglich seien. Allerdings dürften große Unterschiede nicht vorkommen, doch sei es immerhin schwierig und langweilig, den Feingoldgehalt festzustellen. Bei Altgold verlasse man sich immer auf den Stempel.

Diese Gutachten fanden freilich vor dem Staatsanwalt keine

Gnade. Er gab zu, daß ein Betrug aus subjektiven Gründen nicht in Frage komme, wohl aber liege eine fahrlässige Gesetzesverletzung vor. Als Goldschmied und Geschäftsmann hätte sich H. selbst überzeugen müssen, ob der Goldgehalt richtig sei, und dürfte sich nicht ohne weiteres auf die Stempelung des Altgoldes verlassen. Wenn die Sachverständigen auch bekundeten, das von H. beliebte Verfahren sei allgemein üblich, so seien doch solche Anschauungen für das Gericht nicht ausschlaggebend. Genau wie im Lebensmittelhandel müsse das Publikum vor solchen,,üblichen" Handlungsweisen geschützt werden, und er beantrage, die Strafe zu erhöhen. Aber das Urteil des Gerichts lautete trotzdem auf Freisprechung. Es bestehe zwar der Verdacht, daß sich der Angeklagte strafbar gemacht habe, die Differenz mit Bedacht oder fahrlässig herbeigeführt zu haben, die Sachverständigen hätten jedoch verschiedene Erklärungen über das Entstehen der Differenz abgegeben, und das Gericht sei nicht in der Lage, darüber zu entscheiden, welche zutreffe.

So haben die Sachverständigen den Angeklagten vor Bestrafung bewahrt. Wir aber veröffentlichen den Fall, um die Goldschmiede zur Vorsicht bei der Verwendung von Altgold anzumahnen, denn nicht immer wird ein Anklagefall so günstig auslaufen, wie der geschilderte. Es bleibt immer gefährlich, altes Gold ohne Probe zu Schmuckstücken zu verarbeiten und sie mit dem Stempel wieder zu versehen, den das Altgold trug. Es kann auch Richter geben, die hier einen Eventualdolus oder mindestens Fahrlässigkeit annehmen und zu einer Bestrafung gelangen. Trifft die Feingehaltsbezeichnung nicht zu, kann Geldstrafe bis zu 1000 RM. oder Gefängnis bis zu sechs Monaten verhängt werden. (§ 9 des Gesetzes). Noch ein anderer Fall sei bei dieser Gelegenheit gestreift. Ein Goldschmied fertigt zu einer 14 karätigen Ringschiene eine achtkarätige Siegelplatte an. Darf er nun die Stempelung der Ringschiene bestehen lassen? Wir verneinen die Frage, denn das Publikum wird dann in den Glauben versetzt, daß das ganze Schmuckstück 14 karätig sei. Es liegt also eine Irreführung vor, wenn die Siegelplatte nicht besonders gestempelt oder überhaupt auf jede Stempelung verzichtet, die vorhandene also entfernt wird.

Daß die Nachprüfung der Stempelung bei Altgold Arbeit verursacht, ist richtig, aber der Goldschmied, der deshalb vertrauensselig sich auf die vorhandene Stempelung verläßt, kann leicht in eine sehr üble Lage geraten.

Interesselosigkeit ist meistens eine Sünde gegen das eigene Fleisch,
ganz besonders in geschäftlichen Dingen

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Die

Stein. Der vierte in der gleichen Reihe weist eine geschickte Lösung des Problems auf, einen kleinen Stein zum Mittelpunkt einer breiten Ringfassung zu machen; verschiedene von den anderen Ringen machen dagegen einen überladenen Eindruck; bei dem dritten in der oberen Reihe ist die Überleitung der Schiene zum Ringaufsatz nicht glücklich gelöst. Das Ganze stellt aber ein so beachtenswertes Beispiel italienischer Schmuckauffassung dar, daß es jeden Fachmann interessieren wird.

Budapester Bericht

ie Edelmetallbranche in Ungarn befindet sich seit einiger Zeit in einer sehr fühlbar ungünstigen Situation, die recht unangenehme Erscheinungen im Gefolge hat. So aussichtsvoll sich das Frühjahrsgeschäft anließ, so wenig befriedigt es gegenwärtig; in der Entwicklung durch die kritische wirtschaftliche Konjunktur, die häufigen Arbeitseinstellungen und nicht zuletzt durch den Mangel an Kauflust hintangehalten.

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Denn es ist unverkennbar, daß in ausgesprochen feinen Goldund Silberwaren, Bijouterien, Armspangen, Ohrgehängen und Perlen ausländische Produkte auf den Markt kommen müssen, und es unterliegt keinem Zweifel, daß bei gehöriger Ermäßigung des Einfuhrzolls ansehnlichere Quantitäten vornehmlich deutschen Ursprungs bezogen werden könnten.

Selbstredend klagt man in unseren Kreisen noch viel über saumseligen Eingang der längst fälligen Außenstände, und dennoch ereignen sich in diesem Geschäftszweig nur sporadisch Insolvenzen; ein untrüglicher Beweis dafür, daß man den schweren Verhältnissen unentwegt die Stirne bietet und bestrebt ist, den Platz auch fürderhin in Ehren zu behaupten.

Wieder freie Silber-Wirtschaft in den Vereinigten Staaten

In den Vereinigen Staaten bestand

I worüber bereis früher in eine Verordnung, nach welcher das Schatzamt der amerikanischen Silberproduzenten das Silber zu einem festen Preis abzunehmen hatte. Dieser Preis lag wesentlich über dem derzeitigen Weltmarktpreis und die Bedingungen, die zu dieser Verordnung geführt, hatten heute keine Bedeutung mehr. Das Schatzamt weigerte sich daher, weiterhin Silber zu dem festgelegten Preis zu übernehmen. Die American

Die

Sigmund Lakos

Silver Producars Association strengte darauf gegen den Schatzsekretär Mellon und den Münzdirektor einen Prozeß an, um das Schatzamt zu zwingen, noch 14,6 Mill. Unzen Silber zum alten festen Preis zu übernehmen. Diese Klage ist jetzt vom Obersten Gerichtshof der Ver. Staaten abgewiesen worden. Den amerikanischen Silberproduzenten entgeht hierdurch ein Gewinn von ungefähr 6 Mill. $. Ob jetzt die amerikanischen Silberproduzenten ihre Vorräte auf den Markt werfen werden, bleibt abzuwarten. -T

Die Gehilfenprüfung (Eingesandt)

ie Gehilfenprüfung hat leider in weiten Kreisen unseres Faches noch nicht die Anerkennung gefunden, die ihr zukommt. Ja, es gibt immer noch Gegner, Fachgenossen, welche sie mindestens für überflüssig halten. Diese Skeptiker sind in allen Lagern zu finden, unter den Meistern, den Gehilfen und natürlich auch unter den Lehrlingen. Letzteres ist verständlich und verzeihlich; daß es unter den beiden ersten Gruppen solche Verständnislose gibt, sollte immerhin zu denken geben.

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Rundschau

Die Badische Kunstgewerbeschule Pforzheim beabsichtigt die Neubesetzung der Lehrstelle für Schmuckentwürfe. Wir empfehlen die darauf bezügliche Ankündigung im Anzeigenteil dieser Nummer ganz besonderer Beachtung.

Staatliche höhere Fachschule Schwäb. Gmünd. Zum Beginn des Winterhalbjahres am 19. September versendet die Fachschule ausführliche Programme mit Abbildungen gegen Einsendung von 0,80 RM., sowie eine ausführliche Schrift mit Abbildungen von Schülerarbeiten zum Preise von 2,50 RM. Interessenten werden gebeten, sich an die Direktion der Staatlich höheren Fachschule zu wenden.

Werkbundtagung 1928. Die 17. Jahresversammlung des Deutschen Werkbundes findet vom 5. bis 7. Juli 1928 in München statt. Für die Veranstaltungen steht der Herkulessaal der Residenz zur Verfügung. Am 5. Juli findet abends 8 Uhr im Alten Rathaussaal ein von der Stadt München gegebener Festabend statt. Die Vorträge am 6. Juli vormittags stehen unter dem Motto,,Neue Wege künstlerischer Erziehung", das auch Gegenstand einer Ausstellung im Ausstellungsgebäude des Alten Botanischen Gartens ist. Professor Dr. Emil Preetorius spricht über ,,Das Problem der Qualität“, Professor Dr. Alfred Weber-Heidelberg über „Kulturausdruck und Technik". E. Heckmann, Schloß Ettersburg bei Weimar, E. Kornmann, Gustaf Britsch-Institut Starnberg bringen zwei Vorträge mit Lichtbildern über „Neue Wege künstlerischer Erziehung". Selbstverständlich ist auch eine Besichtigung der Ausstellung,,Heim und Technik" geplant. Für Samstag, den 7. Juli ist eine Kraftwagenfahrt durch das Isartal nach Kochel, Besichtigung des Walchenseekraftwerkes, Fahrt zum Walchensee, dann nach Mittenwald mit Besichtigung der Fachschule für Geigenbau geplant. Die Weiter- und Rückfahrt geht über GarmischPartenkirchen nach Kloster Ettal, Oberammergau-Murnau, Starnberg nach München.

Eine Ausstellung „Vom Lehrling zum Meister" soll in der Zeit vom 1. bis 16. September im Gildenhaus zu Erfurt veranstaltet werden. Die Ausstellung, zu deren Vorbereitung neben den einzelnen Handwerkerorganisationen auch die städtischen Berufsschulen ihre Mitarbeit zugesichert haben, soll der Öffentlichkeit die Herstellung handwerklicher Erzeugnisse vor Augen führen und sich nicht nur auf Lehrlingsarbeiten beschränken, sondern auch veranschaulichen, wie ein Stück in der Werkstatt entsteht. Wie wir hören, werden auch die Erfurter Gold- und Silberschmiede aktiv daran beteiligt sein.

Ein neues Verfahren zur Identifizierung von Diamanten? Aus Paris kommt eine Nachricht, die sehr mit Vorsicht zu genießen ist. Zwei dortigen Juwelieren und einem wissenschaftlichen Photographen soll es gelungen sein, eine umwälzende Erfindung zur genauen Feststellung von Diamanten zu machen. Das neue sogenannte „Bertillon-System" ist das Ergebnis dreijähriger unermüdlicher Forscherarbeit, und soll es gestatten, jeden beliebigen Diamanten genau so zu identifizieren, wie einen Menschen mit Hilfe der Daktyloskopie. Nach den Ausführungen der Pariser Erfinder besitzt kein Diamant in bezug auf Farbe, Gewicht und Lichtbrechung sowie der inneren Gefügesubstanz dieselben Eigenschaften wie ein anderer. Die Diamanten werden mit Hilfe von Spezialvorrichtungen untersucht, und die verschiedenen Eigenschaften des einzelnen Steines bis zu mikroskopisch feinen Unreinheiten und Fehlern genau festgestellt. Außerdem werden sämtliche Facetten der zu untersuchenden Steine photographiert. Mit Hilfe dieser neuen Erfindung soll es in Paris bereits gelungen sein, einen großen Diamantendiebstahl aufzuklären. Man hat deshalb in französischen Juwelierkreisen schon erwogen, sämtliche vorhandenen größeren und wertvollen Diamanten durch die neue Untersuchungsmethode feststellen zu lassen. Von den anzufertigenden Identitätskarten, die in mehreren Exemplaren ausgestellt werden sollen, soll je eine dem Juwelier, dem Käufer und der Polizeibehörde zur Verfügung gestellt werden. Da selbst die durch Umschleifen veränderten Diamanten durch das Verfahren wiederzuerkennen sind (?), hofft man durch diese Erkennungskarten den Wiederverkauf gestohlener oder verlorengegangener Diamanten unmöglich zu machen. Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet, könnte die Pariser Erfindung für die

Fachwelt von eminenter Bedeutung sein, und für die berufsmäßigen Juwelendiebe würde damit eine schlechte Zeit heranbrechen, besonders auch, wenn sich die im Herbst d. Js. in Paris stattfindende internationale Juwelierkonferenz mit dieser Angelegenheit näher beschäftigt.

Der Hope-Diamant. Anläßlich des jetzt erfolgten Todes des Herzogs von Newcastle-under-Lyme, dessen Nachfolger im Titel nun sein Bruder, Lord Henry Francis Hope Pelham-Clinton-Hope ist, wird daran erinnert, daß dieser einst Besitzer des berühmten blauen Hope-Diamanten war, 441⁄2 Karat wiegend und auf 30000 £ geschätzt. Er soll jedem Besitzer Unglück gebracht haben. Maria Antoinette endete auf dem Schaffot; Wilhelm Fals von Amsterdam, der ihn geschnitten hatte, wurde ruiniert; François Beauliou, der ihn zur Zeit der französischen Revolution erwarb, verhungerte; Lord Francis erbte ihn 1893: er heiratete im folgenden Jahre die Schauspielerin May Yohé, hatte aber wenig Freude in dieser Ehe und ließ sich scheiden; bald danach verkaufte er auch den Stein. Von den späteren Besitzern verunglückte zuerst Prinz Kanitowski, der ermordet wurde. Mr. Edward McLeon, ein Amerikaner, der 60 000 dafür gezahlt hatte, verlor seine erste Frau und dann, in einem Autounfall, seinen Sohn.

-av

Für die geplante große schwedische Handwerks- und Kunstgewerbe-Ausstellung in Stockholm im Jahre 1930 sind die Anlagekosten auf 2,6 Mill. Kronen, die Betriebskosten auf 1,9 Mill. Kronen und die Einnahmen aus Eintrittsgeldern auf 2,5 Mill. Kronen geschätzt worden. Unter den schon vorliegenden Anmeldungen sind zehn Aussteller in edlen Metallen, darunter der schwedische Juwelier- und Goldschmiedeverband. Aus Lotteriemitteln sind 1,2 Mill. Kronen, als Beitrag der Stadt Stockholm 300000 Kronen als Einnahme vorgesehen. B. Ein Springbrunnen aus Schmucksteinen. Ein kleines Kunstwerk befindet sich im Garten des Kaufmanns Karl Arnold in der Kobachstraße in Oberstein-Idar. Daselbst ist ein Springbrunnen angelegt, dessen über zwei Meter hoher Zementkegel über und über mit Halbedelsteinen besät ist. Die Farbenpracht ist eine sehr reiche, da sich an dem Springbrunnen geschliffene und ungeschliffene Steinarten aus den Familien der Achate, Quarze und Kristalle befinden. Besonders bei Sonnenschein und unter den zerstäubenden Wassertropfen gestaltet sich das Kunstwerk recht wirkungsvoll.

Bücherschau

Sämtliche unter dieser Rubrik besprochenen Werke können vom Verlag Wilhelm Diebener G. m. b. H., Leipzig, bezogen werden

Geschäftskniffe im heutigen Konkurrenzkampf. Heiteres und Ernstes, Moralisches und Unmoralisches aus der Geschäftspraxis von J. Iversen-Füssen. 21. bis 30. Tausend. 2.60 RM, geb. 3.30 RM. Organisator-Verlag A.-G., Dir. Emil Abigt, Leipzig 80 (Postscheckkonto Leipzig 9044).

Reichssteuer-Lexikon von Armin Große. Verlag Waldemar Kathan, München. Dieses Nachschlagewerk bringt in leicht verständlicher Weise sämtliche Reichssteuergesetze mit allen bisherigen Änderungen. Es ist besonders zu empfehlen, weil es aus der Fülle der Gesetze, Durchführungsbestimmungen, Verordnungen usw. nur das bringt, was für den Steuerpflichtigen praktische Bedeutung hat, da nicht nur die Gesetze selber erläutert sind, sondern in alphabetischer Anordnung auch viele handelsgesetzliche Bestimmungen sowie verschiedene praktische Steuerfälle und steuertechnische Ausdrücke behandelt werden. Preis 2,75 Mk.

Zweite Sommerausgabe des Reichs-Kursbuchs für 1928. Am 1. Juli erschien die zweite Sommerausgabe des ReichsKursbuchs. Sie enthält außer den Änderungen in den Sommerfahrplänen der Deutschen Reichsbahn die neuesten Fahrpläne der Eisenbahnen in Belgien, Frankreich, Großbritannien und Irland, Rußland, Griechenland, Mesopotamien, Palästina, Syrien, Ägypten und der Türkei. Der Preis beträgt wie bisher 6,50 Mk. Bestellungen nehmen alle Postanstalten, die Bahnhöfe der Deutschen Reichsbahn sowie auch die Sortimentsbuchhandlungen und Reisebüros entgegen.

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