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Monatsbeilage der ,,D. G.-Z." unter Mitwirkung des Werk- und Fachbundes Deutscher Edelschmiede

Meine lieben Jünger Cellinis!

Ich möchte Euch heute eine Anregung geben, die einem alten Goldschmied nichts Neues ist, die aber wohl nicht jeder von Euch innerhalb der Werkstatt erhalten wird. Ihr werdet schon manchmal bei alten Goldschmiedearbeiten der Renaissance bemerkt haben, daß die Alten es meisterhaft verstanden sei es bei Broschen, Anhängern oder kirchlichen Gerätschaften (Monstranzen) dem Metall so reizvolle Bewegung zu geben (in Verbindung mit farbigen Steinen), wie dies heute in diesem Maße nicht mehr geschieht. In heutiger Zeit bewegt sich der Juwelenschmuck in wesentlich flacher gehaltenen Mustern, zum Teil um eine vorteilhaftere Wirkung der Steine zu erzielen. Es sind Flächen, die, durch schöne Zeichnungen durchbrochen, mit Brillanten ausgefüllt werden. Leider wird gegenwärtig sogenannter gepreßter Juwelenschmuck derartig viel angefertigt, daß der Juwelier mit Sorge der Zeit entgegensehen muß, zu der er einen solchen Juwelenschmuck zur Reparatur erhält. Dieser gepreßte Juwelenschmuck mag wohl einen Fortschritt der Technik darstellen, hat aber mit der Goldschmiedekunst wenig zu tun.

Das soll Euch aber keinesfalls die Lust zur edlen Zunft nehmen; nur sollen diese Zeilen veranlassen, Euch mit den alten Goldschmiedearbeiten mehr bekannt zu machen, damit Ihr ihre Schönheit und die hohe Kunst der Väter kennen und schätzen lernt. Da gibt es nun viele Anregungen, zumal in der Großstadt durch Besuch der Museen, der Bibliotheken, in Berlin z. B. der Bibliothek im Kunstgewerbemuseum (man braucht sich hier nur an den aufsichtführenden Herrn zu wenden, mit dessen Unterstützung man jedes gewünschte Buch erhält, um darin zu studieren). Es ist eine großartige Einrichtung aus der Vorkriegszeit, die nur wenigen bekannt sein dürfte und unentgeltlich zur Verfügung steht.

Wenn man in den alten Werken herumblättert, so ist es eine Freude zu sehen, wie unsere Vorfahren es verstanden haben, bei Farbsteinen sowohl wie bei Brillanten oder Perlen dem betreffenden Stein in Verbindung mit farbiger Emaille und sogar teilweise mit farbig legiertem Golde einen großen Reiz zu geben. Mit Bewunderung betrachtet man noch heute die Schätze der alten Goldschmiedekunst im Grünen Gewölbe zu Dresden, die in stattlicher Anzahl dort vorhanden sind. Und nicht nur dort, auch im Kunstgewerbemuseum zu Berlin und in den Museen anderer Städte kann man schöne Stücke bewundern.

Ich möchte meine Anregung noch weiter ausdehnen und Euch bitten, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Ihr könnt da manchmal in Straßen, an alten Bauwerken und ganz besonders an Kirchen und Kunstschmiedearbeiten, Zeichnungen und Ornamente sehen, die nicht im Goldschmiedehandwerk entstanden sind, aber in der Idee und schönen Linienführung und bei lebhafter Modellation doch in irgendeiner Weise durch Änderung im Goldschmiedeberufe verwendet werden können. Auf jeden Fall fördern solche Beobachtungen den Formensinn.

Mögen meine Zeilen dazu beitragen, Euch, junge Goldschmiede, zu veranlassen, sich mehr mit den Vorbildern der alten Goldschmiedekunst zu beschäftigen, die Euer Interesse heben und Euch ständig wachsende Freude an Eurem schönen Berufe bereiten wird. Albert Schlüter

Chemische Vorgänge im Beiznapfe

1. Wenn dem Wasser im Beiznapfe Schwefelsäure zugesetzt wird, so wird der Beiznapf warm. Wie kommt das? Schwefelsäure (H, SO.) besitzt eine große Vorliebe für Wasser. Es findet eine sofortige Verbindung von Säure und Wasser statt, bei der

sich, wie überhaupt bei jeder chemischen Vereinigung, Wärme bildet, die sich den Wandungen des Napfes mitteilt.

Gießt man umgekehrt Wasser in Säure, so geht die Verbindung so lebhaft vor sich, und die Wärmeentwicklung ist so stark, daß sich Wasserdampf bildet, der beim Entweichen Flüssigkeiten mit in die Luft reißt.

Merke darum: Immer Schwefelsäure langsam in das Wasser gießen! Niemals umgekehrt!

2. Beiznäpfe aus Kupfer werden ziemlich schnell schadhaft. Die Schwefelsäure löst viele Metalle auf, auch das Kupfer. Wenn auch bei verdünnter Säure dieser Prozeß nur langsam vor sich geht, so ist es doch ratsamer, Beiznäpfe aus Blei oder Porzellan zu verwenden, die fast nicht angegriffen werden.

3. In Beize werden Gold- und Silberwaren abgekocht. Warum? Schwefelsäure löst nicht nur Metalle, sondern in noch stärkerem Maße die Metalloxyde auf. Das auf den geglühten Waren vorhandene Kupferoxyd wird durch die Säure aufgelöst. Es bildet sich schwefelsaures Kupfer, das die Beize blaugrün färbt und beim Eindampfen derselben blaue Kristalle bildet (Kupfervitriol).

4. Beim längeren Kochen der Silberwaren werden von der Beize nicht nur die Oxyde gelöst, sondern auch das im Silber enthaltene Kupfer. Dadurch entsteht an der Warenoberfläche eine Feinsilberschicht. Weil infolgedessen die Ware weiß aussieht, bezeichnet man diesen Vorgang als das,,Weißsieden" des Silbers. G. W.

Goldbarrenberechnung

Meister E. hat aus Altgold, Feilung und Güldisch einen Barren

von 140 g zusammengeschmolzen. Da der Feingehalt des Barrens ihm nicht genau bekannt ist, läßt er beim Probierer durch die Feuerprobe den genauen Gehalt an Gold, Silber und Kupfer feststellen. Der ihm nach der Probe ausgehändigte Probierschein enthält folgende Angaben:

Barrengewicht 140 g. Auf 1000 Gewichtsteile entfallen:

Gold. Silber

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Kupfer. . 178
Zusammen 1000 Gewichtsteile.

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Wenn aber in der Werkstatt des Meisters E. wenig 14 er Gold verarbeitet wird, so wird er den Barren verkaufen. Zu diesem Zweck berechnet er den Gold-Silberwert des Barrens nach dem Tageskurs.

a) Auf 1 g des Barrens kommen 0,592 g Feingold.

Auf 140 g des Barrens kommen 0,592 140 = 82,88 g Feingold. b) Auf 1 g des Barrens kommen 0,230 g Feinsilber. Auf 140 g des Barrens kommen 0,23014032,20 g Feinsilber. c) 82,88 g Feingold z. Preise v. 2,80 Mk. per g = 232,06 Mk. 32,20 g Feinsilber z. Preise v. 0,08 Mk. per g 2,57 Mk. (rund). Kupfer bleibt unberechnet. Wert 234,63 Mk.

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=

Er verkauft an die Scheideanstalt, die die niedrigsten Kosten berechnet, deren Angebot also seinem errechneten Wert am nächsten kommt. G. W.

Als

Anhänger in Goldmontierung.

Is Aufgabe ist gestellt, zu einem gegebenen größeren Mittelstein einen Anhänger zu fertigen in Form einer Montierung von Blättern und Blüten.

Wir stellen zunächst die Fassung für den Mittelstein her. Dann biegen wir die äußere Umrahmung aus flachgewalztem Golddraht von etwa 1 mm Stärke. Mit dem Zirkel kennzeichnen wir die Länge der einzelnen Teile, feilen mit der DreikantNadelfeile kleine Kerbe ein und biegen die Kontur zusammen. Die eingefeilten Stellen werden sodann verlötet (Abb. 1). Nun passen wir die Mittelfassung, in welche wir über Kreuz Messerdrähte eingelötet haben, in die Umrahmung ein und löten diese fest.

Blätter und Blüten lassen sich auf verschiedene Art herstellen. Meist schneidet man sie aus Blech, etwa 0,4 mm stark und gibt ihnen durch Auftiefen in Blei eine plastische Form. Die Mittelrippe schlagen wir mit dem „,Rippenpunzen" ein, einem meißel

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artigen, gerade oder gekrümmt zugefeilten Punzen. Um ein noch schöneres Aussehen zu erzielen, können wir diese auch durch Auflöten eines feinen Golddrahtes ausdrücken. Die Blüten werden in derselben Weise zugerichtet, in der Mitte vorerst mit dem Knopfstempel nach unten gezogen, die Seitenblätter sodann von der Rückseite nach oben getieft. In der vertieften Mitte wird eine aus Gold zusammengeschmolzene Kugel eingelötet, die den Blütenkern vorstellen soll (Abb. 2). Eine andere nette Art ist das Zusammenstellen aus kleinen Kugeln, die wir durch Zusammenschmelzen von kleinen Ösen erhalten und am vorteilhaftesten in ,,Gips" löten. Auf diese Weise lassen sich z. B. auch Trauben herstellen (Abb. 3).

Sind die einzelnen Teile soweit fertig, löten wir auf der Rückseite die Blattstiele aus Draht an, deren Länge sich nach der Anordnung auf der Zeichnung richtet. Nun kann das Zusammensetzen beginnen. Wir setzen das Hauptteil auf Wachs, biegen die Blatt- resp. Blütenstiele genau nach der Zeichnung, passen diese in das erstere ein und stellen allmählich das ganze Stück auf Wachs zusammen. Zu beachten ist, daß die zu lötenden Teile dicht zusammenliegen, so daß weder Wachs noch später Gips dazwischen fließen kann. Die Lötstellen bestreichen wir mit Borax, lassen diesen antrocknen, rühren feinen Alabastergips zu einer dickflüssigen Masse an und gießen diese über die auf das Wachs aufgesetzten Teile. Nach dem Erhärten des Gipses entfernen wir das Wachs durch einfaches Abheben, wobei sämtliche Teile im Gips haften bleiben. Die Lötfugen werden von evtl. eingedrungenem Wachs oder Gips befreit, und die Lötung kann beginnen. Das Löten in Gips bedarf naturgemäß einiger Erfahrung; vor allem muß der Gips vorerst von unten gleichmäßig zum Glühen gebracht werden, am besten auf einem Drahtnetz. Erst wenn die Gipsmasse soweit durchgeglüht ist, daß auch der Gegenstand in Rotglut kommt, geht man mit der Stichflamme an die Lötstellen. Nach dem Erkalten lösen wir den Gips und kochen in Beize ab. Häufig wird ein Nachlöten notwendig sein. Die nun noch leer erscheinenden Zwischenräume füllen wir mit aus dünnem Draht gebogenen Schnörkeln oder Spiralen aus, die in verschiedenster Art gebogen werden können (Abb. 4). Zu beachten ist, daß sie nicht zu hoch herausstehen und daß sie möglichst an zwei Stellen mit den anderen Teilen des Stückes

verbunden sind, um beim Tragen nicht herausgerissen werden zu können. Um der äußeren Kontur eine vollere Gestaltung zu geben, werden in die Einbuchtungen kleine Kugeln eingelötet, die am besten durch Zusammenschmelzen dünner, gleichgroßer Ösen hergestellt sind (Abb. 5).

Auf diese Art erhalten wir ein Schmuckstück, daß wir durch Anwendung verschiedenfarbigen Goldes noch verschönern können; die Blätter in Grüngold, Blüten in Rotgold, Rand und Spiralen in Gelbgold. Durch verschiedenartige Blatt- und Blütenformen und andere Zusammenstellung, auch durch Verwendung verschiedenfarbigen Steinmaterials lassen sich unzählige reizvolle Muster zusammenstellen, die infolge ihrer Zartheit immer Anklang finden werden.

Die Ausführung erfordert zwar etwas Geschicklichkeit und vor allem Geschmack in der Anordnung aller Teile, bereitet dafür aber nach Fertigstellung fast mehr Freude als die übliche Juwelentechnik, gerade weil sie etwas von wirklicher Goldschmiedearbeit in sich birgt. Paul Kempcke

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Fragekasten

Frage 14. Kann man verhindern, daß sich Platin beim Verböden mit Gold verzieht?

Antwort: Das Verziehen von Platingegenständen, die mit Gold verbödet sind, hat seinen Grund in den verschiedenen Ausdehnungskoeffizienten der beiden Metalle. Das Übel ist besonders stark beim Verböden mit 14 karätigem Gold, das nach dem Abkühlen oft in sich bricht. Ganz vermeiden läßt sich das Verziehen überhaupt nicht. Man kann es aber einschränken durch Verböden mit 18 karätigem Gold, durch Erkaltenlassen auf der Kohle und Vermeidung selbst der geringsten Zugluft. Vor allem ist die Lötarbeit auf das geringste Maß zu beschränken und zweckmäßig, erst dann vorzunehmen, wenn das Stück reichlich mit Luftschnitten und à jour - Löchern versehen ist. Beide Metalle haben dann mehr Ausdehnungsfreiheit und verziehen sich weniger.

Frage 21. Eine Schnupftabaksdose, Silber 800/000, innen vergoldet, setzt beim Gebrauch Grünspan an. Wie kommt das und wie ist das Übel zu verhindern? Gs. 32.

Antwort: Es handelt sich um einen chemischen Vorgang. Die Dosen enthalten vielfach feuchte Tabaksreste. Durch die Feuchtigkeit und den Kohlensäuregehalt der Luft bildet sich mit dem im Silber enthaltenen Kupfer ein grüner Überzug, der als kohlensaures Kupfer oder Patina anzusprechen ist.

Frage 22. Wieviel Gramm Kupfer, Nickel, Zink und Wolfram sind in 100 Gramm Platinin enthalten?

Frage 23. Wie sieht ein Lutherring aus?

W. 25.

W. St.

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Aus diesen Silben sind 24 Wörter zu bilden, deren Anfangsund Endbuchstaben, beide von oben nach unten gelesen, einen alten Goldschmiedespruch ergeben. Für ö ist die altdeutsche Schreibweise oe gewählt, ch gilt als ein Buchstabe. Die Wörter haben folgende Bedeutung: 1. Einrichtung für Haustiere; 2. Bekannter Ort in der Schweiz; 3. Götzenbild; 4. Material zur Herstellung von Filmen; 5. Pflanze; 6. Männlicher Vorname; 7. Salz; 8. Schweizer Kanton; 9. Blume; 10. Sanitäre Einrichtung; 11. Mädchenname; 12. Ort in Schlesien; 13. Biblischer O.t; 14. Stadt im alten Hellas; 15. Schmelzglas; 16. Nähutensil; 17. Musikinstrument; 18. Fremdwort für Aufklären; 19. Ausdruck inniger Zuneigung; 20. Bezeichnung in der Musik; 21. Trinkgefäß; 22. Nachtisch; 23. Baum; 24. Asiatischer Volksstamm.

(Von einem Goldschmiedelehrling des dritten Jahrgangs eingesandt. Der Name des Verfassers wird in der nächsten Nummer mit der Auflösung des Rätsels bekanntgegeben. - Gleichzeitig werden die Namen aller, die richtige Lösungen einsenden, genannt.)

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Deutsche

Goldschmiede-Zeitung

Angegliedert die Deutsche Edelmetall-Kunst, früher Internationale Bijouterie-Zeitung Kosmos, gegründet 1881

DAS FACHBLATT DES GOLDSCHMIEDS

Leipzig

Der

Nachdruck aus dem Originalinhalt nur mit Genehmigung der Schriftleitung gestattet

Die dritte Fachtagung für Goldschmiede und Juweliere

des Forschungs-Instituts und Probieramts Schwäb. Gmünd vom 4. bis 6. Juni 1928 er Verlauf der diesjährigen Fachtagung in der schwäbischen Silber- und Schmuckstadt hat, gleich den früheren Veranstaltungen des Instituts, wiederum den Beweis erbracht, daß Schwäb. Gmünd mit seinen Tagungen dem deutschen Edelmetallgewerbe eine einzigartige Gelegenheit bietet, zu den verschiedenen Problemen der Gegenwart Stellung zu nehmen, sich über den neuesten Stand der Forschung zu unterrichten und wertvolle Anregungen für das gesamte Fach- und Geschäftsleben entgegenzunehmen. Es ist in dieser Beziehung ohne Zweifel sogar eine Steigerung zu vermerken. Um so bedauerlicher ist es, daß die Beteiligung der Juweliere und Goldschmiede, für die die Fachtagungen in erster Linie gedacht sind, verhältnismäßig gering war. Die schwierige wirtschaftliche Lage ist keine ausreichende Erklärung dafür, sie ist vielmehr in der unbegreiflichen Gleichgültigkeit in fachlichen Dingen zu suchen, die noch immer weite Kreise beherrscht sehr zum Nachteil unseres schönen Gewerbes, dem die Anspannung aller Kräfte bitter not tut.

Die Bedeutung der Fachtagungen wird dadurch aber keineswegs gemindert, denn diese liegt doch hauptsächlich in der Auswirkung der Ergebnisse. Die jeweils behandelten Fragen sind ja von so großer Tragweite für das gesamte Fach, daß diese alljährlichen Aussprachen fast als richtunggebend für die Weiterbehandlung der gemeinsamen Aufgaben von Fabrikation und Einzelhandel gelten können, zumal es die beweglichsten und fähigsten Köpfe sind, die sich hier zusammenfinden. Man horcht auf, was in Gmünd gesprochen wird. Das haben wir bereits im Vorjahr konstatieren können. Das unmittelbare Ergebnis war, daß an verschiedenen Orten des Reiches der Gedanke erwogen worden ist, im kleineren Kreise eigene Fachtagungen bzw. Kurse zu versuchen, ein Beweis, welcher Wert den Gmünder Veranstaltungen beigelegt wird. Damit eröffnet sich zugleich eine Perspektive für den weiteren Ausbau derselben und ein Weg, auch größere Entfernungen zu überbrücken. Wir hoffen, zu gelegener Zeit praktische Vorschläge machen zu können. Für heute glauben wir mit einer erschöpfenden Berichterstattung am besten zu dienen.

Die Tagung

wurde auch diesmal wieder von Herrn Prof. W. Klein, dem Direktor der Staatlich Höheren Fachschule und des Forschungsinstitutes persönlich eröffnet. Die Stadt Gmünd war durch Herrn Oberbürgermeister Lüllig vertreten, die Handelskammer Heidenheim durch Herrn Kommerzienrat Erhard; das württembergische Wirtschaftsministerium und das Landesgewerbeamt hatten ihre Wünsche und Grüße schriftlich übermittelt. In seiner Begrüßungsansprache an die zahlreich Erschienenen gab Prof. Klein seiner Freude darüber Ausdruck, daß auch diesmal wieder alle Teile des Reiches vertreten

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16. Juni

seien (die Anwesenheitsliste weist die Orte Aachen, Amberg, Ansbach, Augsburg, Basel, Berlin, Bochum, Bremen, Cottbus, Darmstadt, Dresden, Düren, Essen, Frankfurt a. M., Gmünd, Guben, Hamburg, Hirschberg, Kassel, Kirchheim-T., Koblenz, Lahr, Leipzig, Nürnberg, Oslo [Norwegen], Pforzheim, Prenzlau, Ravensburg, Reutlingen, Rostock, Schwerin, Solingen, Stralsund, Stuttgart auf). Der Redner dankt der Fachpresse und dem Verband des Gmünder Edelmetallgewerbes, besonders dessen Syndikus Dr. Möhring, für die intensive vorbereitende und werbende Arbeit, mit der sie die Tagung unterstützt haben. Leider sei diese auch von einem tieftraurigen Ereignis überschattet. Er gedenkt in bewegten Worten des auf der Fahrt zur Tagung tödlich verunglückten Hofjuweliers Lamayer, einer führenden Persönlichkeit des Faches, der am Dienstag seine reiche Erfahrung über den Stand der Normung im Edelmetallgewerbe aussprechen sollte. Die Versammlung ehrte das Gedächtnis des so jäh aus dem Leben Geschiedenen durch Erheben von den Plätzen. Bemerkenswert sind die Einführungsworte des Redners zur Tagung selbst. Der Sinn der Tagung sei: Abstand zu nehmen von den Dingen und von höherer, stiller Warte aus einen Überblick zu gewinnen. Das tue not bei der verwirrenden Fülle von Problemen, die unsere Zeit bewegen. Auch das Edelmetallgewerbe müsse sich klar werden über Wert oder Unwert: was ist vorübergehende Erscheinung, was lebendig umwälzender Fluß? Die kulturelle Stellung des Kunstgewerbes scheint erschüttert. Das moderne Interesse gilt vor allem technischen Dingen, daneben nimmt Sportbegeisterung und Sportbetätigung alle freie Zeit in Anspruch. Die Kunst ist heimatlos in unserer Zeit geworden: Museen und Ausstellungen mit Gemälden und Plastiken stehen verödet da, ohne Besucher und Käufer, während in die Stadien und Sportpaläste Hunderttausende strömen. Sollen wir aber deshalb der guten alten Zeit nachtrauern und mit allen Mitteln versuchen, das Rad der Zeit zurückzudrehen? Ein törichter und zweckloser Gedanke! Wir stehen in einer Bewegung, die mit Elementargewalt ihren Weg geht. Nicht pessimistisch verneinen wollen wir, sondern positive Klarheit, Raum und Kraft für Neues. Wir wollen vordringen vom,,Schein" zum „Sein"! „Die gesunde Entwicklung kann nur von den Dingen ausgehen, die man wirklich braucht, mit denen das Volk umgeht."

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Den Reigen der Vorträge eröffnete Herr Dr. Hermann Erhard, der in bekannter feinsinniger und tiefschürfender Weise über

Zeitströmungen in der Kunst der Gegenwart sprach, seine Gedanken durch eine Reihe ausgewählter schöner Lichtbilder unterstützend. Es war ein Genuß, unter so kundiger Führung den Stilwandlungen der letzten Jahrzehnte und ihren Ursachen nachzugehen. Da an dieser Stelle auf die bildliche Wirkung verzichtet werden muß, soll in dem Deutsche Goldschmiede-Zeitung Nr. 25

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